Anmerkungen zu einer pädagogischen Hermeneutik
1 Annäherung an das Problem
2 Exposition
3 Hinweis auf
4 Hermeneutisches Urteilen und Wissen
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1.[086:25] Die„Absprünge“können nur verstanden werden, wenn ich den„Text“nicht nur als ein Produkt des Denkens verstehe, sondern auch als eine Äußerung des Zusammenseins von Leib und Seele.
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2.[086:26] Eine derartige Äußerung kann überhaupt nur verständlich sein, sofern wir unterstellen, daß der Mensch/das Kind sich nicht nur als empfängliches/rezeptives Wesen, sondern auch als tätiges/spontanes bildet – dies sind die |B 117|grundlegenden, die„elementaren“psychischen Funktionen. 21AB√ Sofern das Kind empfänglich ist, nimmt es die Ordnungen auf; sofern es tätig ist, tritt es in Opposition zu ihnen.„Das bestimmt vorher gewußte Wollen“„höchste Punkt der Entwicklung der Selbsttätigkeit.“„Grammatiken“gebildeten Äußerungen – |A 131|bis hin zu den für schlechterdings unverständlich bleibenden Träumen.23AB√
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3.[086:27] Aber selbst hier noch darf, wenngleich von„Denken“nicht die Rede sein kann, nicht etwa nur„dumpf ordnende Natur“(Rilke )S. 62 angenommen werden, da ja dem Redenden oder sonstwie sich Äußernden nicht bestritten werden kann, daß er imstande ist, das unverständlich Scheinende in die Einheit seines Ich einzufügen. Deshalb könne, so , nur die Rede sein von einem„freien Spiele der Vorstellungen, wobei unser Wille passiv ist, das geistige Sein aber doch in TätigkeitAB√“
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4.[086:28] Dies nun können wir auf keinerlei zuverlässige Weise wissen, so etwa, wie wir die Folgerichtigkeit einer Argumentation oder die Gesetze einer Naturerscheinung wissen können. Wir können es nur unterstellen, sofern wir es von uns selbst schon |a 430|wissen; nämlich:„Dabei müssen wir die eigene Selbstbeobachtung zugrunde legenAB√.“25
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5.[086:29] Nun ist die fünfte Komponente der Schleiermacherschen Problemkontur nicht mehr überraschend: Wenn die„Selbstbeobachtung“die einzige Gewißheit vermittelt, die uns für das Verstehen der„Absprünge“in den Äußerungen des anderen bleibt, dann können wir uns offenbar und letzten Endes nur durch den anderen, und den anderen nur durch uns erkennen. Die ursprüngliche Entgegensetzung, der einerseits der Impuls für jede Hermeneutik entspringt und die andererseits ihr Verstehensziel sein muß, ist das Verhältnis von Ich und Du. Gegen gerichtet, meint , daß es unzureichend sei zu sagen, im„Ich-Setzen“setze dieses Ich sich lediglich einem Nicht-Ich entgegen. Das sei gar kein Gegensatz, aus dem irgendeine Bewegung sich entwickeln könne, weil dieses„Nicht-Ich“schließlich alles Mögliche sein könne,„nur eine Negation“„Ich-sagen ein beständiges Du-suchen“„Postulieren“dieses„Du“. 26 Nur unter der Bedingung dieser Annahme ist es dann auch sinnvoll, die„Selbstbeobachtung“zum letzten Kriterium hermeneutischen Verstehens zu machen.