Mit dieser Formulierung nimmt Mollenhauer
wohl Bezug auf den Beitrag
»Gegen einen positivistisch
halbierten Rationalismus«
Vgl.
Habermas, 1964. Die von Mollenhauer genutzte Formulierung ist
bei Habermas so nicht zu finden. [Klaus-Peter Horn]
Editorische Anmerkung
S. Litt,
1925. [Klaus-Peter Horn]
Editorische Anmerkung
Vgl. Dilthey, 1888 [Lasse Clausen]
Editorische Anmerkung
Vgl. die
»Grundlinien
eines Systems der Pädagogik«
in Dilthey, 1960, S.
192. [Klaus-Peter Horn]
Editorische Anmerkung
Siehe Nohl, 1949, S.
130 [Lasse Clausen]
Editorische Anmerkung
Siehe
Nohl, 1949,
S.
126
[Klaus-Peter Horn]
Editorische Anmerkung
Popper, 1966, S. 223 [Lasse Clausen]
Editorische Anmerkung
Es handelt sich bei
dieser Passage um einen Auszug aus der dritten Strophe von
»Danke für diesen guten Morgen«
von Martin
Gotthard Schneider, 1961
[Anne Hild]
Editorische Anmerkung
Das Ferdinando Galiani
zugeschriebene Zitat findet sich in dem hier von Mollenhauer genutzten
Band von Gleichen-Rußwurm (1910, S. 359–360), jedoch ohne konkrete
Herkunftsangabe. [Klaus-Peter Horn]
Editorische Anmerkung
Vgl. Plessner,
1959 [Sandra Berkefeld]
Editorische Anmerkung
Der von
Mollenhauer genutzte Ausdruck der
»freien jugendlichen
Geselligkeit«
kann so bei Schleiermacher nicht gefunden werden.
Siehe aber Schleiermachers Ausführungen zur
»dritte[n]
Periode der Erziehung«
(Schleiermacher 1826/1957, S. 159–166
und S.
350–357). [Klaus-Peter Horn]
Der Band trägt zwar im
Copyright das Jahr 1968, erschien aber mit der Jahresangabe
1969 (s. den
Werkkommentar zu KMG
036)
Horn, Klaus-Peter. (2024). Werkkommentar zu KMG 036 »Sozialisation und Schulerfolg«. In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqr7&edition=commentary.
. [Klaus-Peter Horn]
Editorische Anmerkung
Sheldon Glueck und Eleanor
Glueck [Sandra Berkefeld]
Editorische Anmerkung
Vgl. z. B. Bernstein, 1967 [Lasse Clausen]
Editorische Anmerkung
Vgl. z. B. Oevermann,
1966 [Lasse Clausen]
Editorische Anmerkung
Vgl. Brauneck, 1961 [Lasse Clausen]
Editorische Anmerkung
Zum Konzept der
»offenen Gesellschaft«
siehe K. R. Poppers gleichnamige Bücher (Popper,
1957/58). [Klaus-Peter Horn]
Editorische Anmerkung
Siehe Condorcet,
1966. [Klaus-Peter Horn]
Editorische Anmerkung
Siehe Kapitel VI von Humboldts Schrift
»Ideen
zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staates zu
bestimmen«
von 1792. [Klaus-Peter Horn]
Editorische Anmerkung
Vgl.
Marcuse, 1937 [Lasse Clausen]
Editorische Anmerkung
Siehe dazu die
»Stiehlschen Regulative«
(Stiehl,
1854). [Klaus-Peter Horn]
Editorische Anmerkung
Siehe dazu die von Habermas verfassten
»Reflexionen über den
Begriff der politischen Beteiligung«
in Habermas et al.,
1961. [Klaus-Peter Horn]
Editorische Anmerkung
Siehe Giesecke, 1965, insb. S.
65–66. [Klaus-Peter Horn]
Editorische Anmerkung
Siehe dazu Giesecke, 1965, S.
40–41. [Klaus-Peter Horn]
Editorische Anmerkung
Siehe hierzu
das Kapitel
»B. Die politische Tendenz«
in Habermas et
al., 1961, S. 127–151. [Klaus-Peter Horn]
Editorische Anmerkung
Siehe dazu z. B. Gerstenmaier, 1965. [Klaus-Peter Horn]
Editorische Anmerkung
Siehe dazu u. a. verschiedene
„Stellungnahmen und Analysen“ von Jürgen Habermas aus den Jahren 1967 und
1968 sowie die Einleitung in Habermas, 1969. [Klaus-Peter Horn]
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Horn, Klaus-Peter. (2024). Werkkommentar zu KMG 036 »Sozialisation und Schulerfolg«. In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqr7&edition=commentary.
Kalle: Was
Ihre Gesinnung angeht: Sie haben mir zu verstehen gegeben, daß Sie
auf der Suche nach einem Land sind, wo ein solcher Zustand herrscht,
daß solche anstrengenden Tugenden wie Vaterlandsliebe,
Freiheitsdurst, Güte, Selbstlosigkeit so wenig nötig sind wie ein
Scheißen auf die Heimat, Knechtseligkeit, Roheit und Egoismus. Ein
solcher Zustand ist der Sozialismus. [028:2] Ziffel:
Entschuldigen Sie, das ist eine überraschende Wendung. [028:3] Kalle: Ich
fordere Sie auf, sich zu erheben und mit mir anzustoßen auf den
Sozialismus – aber in solch einer Form, daß es hier im Lokal nicht
auffällt. Gleichzeitig mach ich Sie darauf aufmerksam, daß für
dieses Ziel allerhand nötig sein wird. Nämlich die äußerste
Tapferkeit, der tiefste Freiheitsdurst, die größte Selbstlosigkeit
und der größte Egoismus. [028:4] Ziffel: Ich habs
geahnt.
[028:5]
Bert Brecht:
Flüchtlingsgespräche
Zur 6. Auflage
[028:7] Die Aufsätze dieses Bandes sind Produkte der Jahre zwischen
1962 und 1968. Das merkt man ihnen an: Die Anlässe ergaben sich durch
praktische und theoretische Konstellationen jener Jahre:
Schülerbewegung, Hochschulreform, politische Bildung, Sackgassen der
außerschulischen Jugendarbeit und der Sozialpädagogik; Entdeckung der
»Sozialisation«
als eines
erziehungswissenschaftlichen Gegenstandes, wissenschaftstheoretische
Diskussion der Sozialwissenschaften,
»kritische
Theorie«
der Gesellschaft. Sie sind geprägt durch das Unbehagen
an den Herrschaftsmomenten des Erziehungsvorgangs, durch das Ärgernis
der Chancenungleichheit, durch den Widerwillen gegen
aufklärungsfeindliche Tendenzen; positiv: durch Parteinahme für den
»Educandus«
, durch Parteinahme für
einen Erziehungsprozeß, der sich am Begriff der
»Reflexion«
orientiert, durch Parteinahme für das Argument als
des entscheidenden Instrumentes der Bildung. Heute scheint mir – und das
ist angesichts der Differenz zwischen 1968 und 1972 in der
erziehungswissenschaftlichen Diskussion nicht überraschend – vieles zu
kurz gegriffen oder noch zu pauschal angedeutet, weil eher auf den
aktuellen Anlaß als auf den Erkenntnisgang der Erziehungswissenschaft
bezogen. In
»Theorien zum Erziehungsprozeß«
(Juventa
Verlag, München 1972) habe ich das nachzuholen
versucht. Unter diesen Umständen kann das vorliegende Buch als die
Exposition von Themen und Fragestellungen genommen werden, für die dort
– wenigstens zur Seite des kommunikativen Handelns hin – eine
systematische Begründung versucht wird. Das rechtfertigt meines
Erachtens eine Neuauflage. Ob ich inzwischen etwas und was ich
dazugelernt habe, mag der Leser entscheiden.
[028:8] Klaus Mollenhauer
|B 9|
Einleitung
[028:9] Der Titel dieser Sammlung von kleineren Arbeiten aus
den letzten vier Jahren enthält in noch roher und unentwickelter
Form eine These, die sowohl theoretisch wie praktisch gemeint ist.
Theoretisch betrifft sie die Gestalt der Erziehungswissenschaft,
ihre Probleme, Verfahren und Sätze. Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg haben gezeigt, daß die
»geisteswissenschaftliche Pädagogik«
nur begrenzt
leistungsfähig ist im Hinblick auf die Aufklärung derjenigen Zusammenhänge,
die die Wirklichkeit der Erziehung ausmachen. Die Kritik an einer
Pädagogik-Konzeption, die durch verstehendes Auslegen und Deuten
pädagogischer Texte und pädagogischer Praxis einen Begriff des
»eigentlich Pädagogischen«
zu gewinnen suchte, um dann
von ihm her die geschehende Erziehung beurteilen zu können, diese Kritik
wurde zunächst – durch die Fortschritte der empirischen
Sozialwissenschaft angesichts pädagogischer Sachverhalte begünstigt
– vornehmlich von erfahrungswissenschaftlichen Positionen her vorgetragen.1
|B 169|1Vgl. dazu u. a. W. Brezinka, Die Pädagogik und die erzieherische Wirklichkeit, in:
Zeitschrift für Pädagogik, Jg. 1959, S. 1 ff.; ders., Über den Wissenschaftsbegriff der Erziehungswissenschaft und
die Einwände der weltanschaulichen Pädagogik, in: Zeitschrift für
Pädagogik, Jg. 1967, S. 135 ff.; R. Lochner,
Deutsche Erziehungswissenschaft, Meisenheim/Glan 1963 ferner
Arbeiten von H. Roth, besonders: Die realistische Wendung in der
pädagogischen Forschung, in: ders.,
Erziehungswissenschaft, Erziehungsfeld und Lehrerbildung, hrsgg. von
H. Thiersch und H. Tütken, Hannover 1967.
[028:10] Aber während diese Auseinandersetzung noch im Gange ist, melden sich Zweifel, ob die Alternative: hier hermeneutisch verfahrende Pädagogik – dort empirisch verfahrende Erziehungswissenschaft2
|B 169|2Für solche Vereinfachungen vgl. vor allem Brezinka und Lochner, a. a. O.
richtig formuliert ist.3
|B 169|3Dazu H. Blankertz, Pädagogische Theorie und empirische Forschung, in: Zur
Bedeutung der Empirie für die Pädagogik als Wissenschaft, Neue Folge
der Ergänzungshefte zur Vierteljahresschrift für wissenschaftliche
Pädagogik, Heft 5, hrsgg. von M. Heitger, Bochum 1966; I. Dahmer, Theorie und Praxis, in: Geisteswissenschaftliche Pädagogik
am Ausgang ihrer Epoche – Erich Weniger, hrsgg. von I. Dahmer und W. Klafki, Weinheim 1968; P. M. Roeder, Zur Problematik der historisch-systematischen Methode, in:
Die Deutsche Schule, Jg. 1962; H. Thiersch, Hermeneutik und Erfahrungswissenschaft – zum Methodenstreit
in der Pädagogik, in: Die Deutsche Schule, Jg. 1996.
Verfolgt man nämlich die
wissenschaftstheoretischen Diskussionen der letzten Jahre in der
Sozialwissenschaft, dann läßt sich mindestens das Problem nicht übersehen,
das sich nun für die Erziehungswissenschaft aus der Kritik an einer
»positivistisch halbierten Rationalität«
ergibt, einer
Wissenschafts-Konzeption nämlich, nach der Wert- und Zweck|B 10|setzungen nur noch beschrieben, aber nicht mehr wissenschaftlich
diskutiert werden können. Eine solche Verkürzung der Erziehungswissenschaft
um die Reflexion derjenigen Probleme, die die Orientierung im Handeln
betreffen, ist vielleicht das letzte Wort nicht. Aufklärung ist ja nicht nur
die Intention der Wissenschaft; sie sollte auch, sofern sie Selbstbestimmung
ermöglicht, der Zweck der Bildungs- und
Erziehungspraxis sein. Oder anders formuliert: Für die
Erziehungswissenschaft konstitutiv ist das Prinzip, das besagt, daß
Erziehung und Bildung ihren Zweck in der Mündigkeit des Subjektes haben; dem
korrespondiert, daß das erkenntnisleitende Interesse der
Erziehungswissenschaft das Interesse an Emanzipation ist.
»Eine so verstandene Theorie gewinnt die
Maßstäbe der Kritik durch ihr Interesse an der Aufhebung von
Verdinglichung und Selbstentfremdung des Menschen.«
4
|B 169|4H. Blankertz, a. a. O., S. 74.
Sie wendet sich also kritisch gegen all jene
Erziehungsverhältnisse, die die Verdinglichung – die Unterdrückung
der Vernunft im Dienste empirischer Heteronomien – weiter betreiben,
oder auch gegen solche, die ihr nicht entgegenzuwirken
vermögen.
[028:11] Dafür allerdings ist Empirie unerläßlich und ein notwendiges
Instrument der Emanzipation. Dafür ist aber ebenso unerläßlich die
Interpretation des Verständigungszusammenhanges, in dem die Praxis ihre
Zwecke diskutiert.
[028:12] Die folgenden Beiträge sind Versuche, diese
für die Erziehungswissenschaft sich stellende Problematik am
Beispiel verschiedener Gegenstände zu reflektieren. Das Bemühen geht
dabei immer darauf, das Emanzipationsproblem in dem sich an
Rationalität bindenden Bewußtsein zu lokalisieren und auf die
empirischen, das heißt aber im wesentlichen gesellschaftlichen,
Bedingungen wenigstens hinzuweisen, sofern sie solches Bewußtsein
verhindern oder einschränken. Das gilt für die
»Disfunktionalität«
der Erziehung wie für die
Bildungsfunktion der Wissenschaft, für die
»Selbstrolle«
des Erziehers oder Lehrers, für die emanzipatorische Funktion der Geselligkeit oder eine kritische politische Bildung.5
|B 169|5Die Diskussion, die in der unter Anmerkung 3 genannten Literatur und an
anderen Orten in der Erziehungswissenschaft seit einigen Jahren
geführt wird, wäre vielleicht nicht entstanden, wenn die
theoretischen Schriften von J. Habermas nicht so genau die Verlegenheit
bezeichnet hätten, in |B 170|der sich die
Erziehungswissenschaft befindet. Vgl. dazu vornehmlich J. Habermas, Theorie und Praxis, Neuwied 1963;
Zur Logik der
Sozialwissenschaften, Philosophische Rundschau, Beiheft 5,
Tübingen 1967.
|B 11|
[028:13]
»Kritik«
heißt dabei nichts anderes als
intersubjektiv prüfbare Analyse der Bedingungen für Rationalität.
»Emanzipation«
heißt die Befreiung der Subjekte
– in unserem Fall der Heranwachsenden in dieser Gesellschaft – aus
Bedingungen, die ihre Rationalität und das mit ihr verbundene
gesellschaftliche Handeln beschränken. Die These selbst –
»Erziehung und Emanzipation«
– wird allerdings
nicht gesondert expliziert werden. Eine solche für die
Erziehungswissenschaft meines Erachtens unerläßlich gewordene
Explikation würde eine eigene systematische Begründung verlangen, um
sie zu legitimieren und um zugleich den Verdacht abzuweisen, es
handele sich hier, wie bei anderen Werturteilen auch, um eine
beliebig überholbare historische Entscheidung. Eine solche
systematische Absicht kann eine Sammlung wie diese nicht
beanspruchen, sie kann nur auf die Unerläßlichkeit ihrer
Durchführung hinweisen. Das wissenschaftstheoretische Problem soll
jedoch mit einigen umrißhaften Bemerkungen wenigstens angedeutet
werden.
[028:14] Die These, daß der Gegenstand der
Erziehungswissenschaft die Erziehung unter dem Anspruch der Emanzipation
sei, muß jedem suspekt erscheinen, der als wissenschaftliche Theorie nur
gelten läßt, was dem in den Naturwissenschaften entwickelten
empirisch-analytischen Wissenschaftsbegriff entspricht. Die zunehmende
Verbreitung empirischer Verfahren in der pädagogischen Forschung, die
Einsicht in die Unerläßlichkeit solcher Verfahren für Erkenntnis und Planung
pädagogischer und bildungspolitischer Vorgänge legt es nahe, mit solchen
Verfahren auch zugleich den Wissenschaftsbegriff zu übernehmen, der ihnen in
anderen Wissenschaften korrespondiert. Die Verführung ist groß, die
Tätigkeit des Erziehungswissenschaftlers für um so wissenschaftlicher zu
halten, je ausschließlicher er sich jenem empirisch-analytischen
Wissenschaftsbegriff verpflichtet zeigt.
[028:15] Nachdem die wissenschaftstheoretische Auseinandersetzung in der
Erziehungswissenschaft lange Zeit ruhte, hat sie |B 12|Wolfgang
Brezinka wieder neu entfacht, und zwar als Apologet einer
Erziehungswissenschaft als Erfahrungswissenschaft:
[028:16]
»Von der Physik bis zur Geschichtswissenschaft, von der Archäologie bis zur Erziehungswissenschaft
kann man mit guten Gründen für sie alle die gleiche
deduktiv-empirische Methode fordern: Aus einer vorläufig
noch unbegründeten Annahme, aus einer Hypothese oder einem
theoretischen System werden auf deduktivem Wege Folgerungen
abgeleitet, die logisch wie anhand der Tatsachen (empirisch)
geprüft werden können. Wer als Erfahrungswissenschaftler
anerkannt werden will, muß sich der Übereinkunft über diese
allgemeinsten Grundsätze der erfahrungswissenschaftlichen
Methode anschließen.«
6
|B 170|6W. Brezinka, Über den Wissenschaftsbegriff der
Erziehungswissenschaft und die Einwände der
weltanschaulichen Pädagogik, in: Zeitschrift für
Pädagogik, Jg. 1967, S. 156.
[028:17] Brezinka setzt
damit allerdings ein wenig außerhalb des Diskussionsrahmens ein, in dem die
Kontroversen in der Sozialwissenschaft gegenwärtig geführt werden. Nach ihm
scheint es so, als sei die gebräuchliche Unterscheidung von Natur- und
Geisteswissenschaften bzw. von empirisch-analytischen und hermeneutischen Wissenschaften für die Pädagogik
irrelevant, ja als sei diese Unterscheidung selbst ein überspannter Gedanke
und als seien alle Wissenschaften ein und derselben Erkenntnisweise zu
unterwerfen. Er läßt keinen Zweifel daran, daß er damit eine Entscheidung
für einen bestimmten Wissenschafts- und Theoriebegriff fällt, und nennt dies
seine vorwissenschaftliche Basisentscheidung. Er erweckt damit den Anschein,
als sei diese Entscheidung nicht mehr sinnvoll diskutierbar. Gerade das aber
wird durch die genannte sozialwissenschaftliche Diskussion widerlegt: Die
von Brezinka so genannte
Basisentscheidung, der für die Wissenschaft angenommene Zweck, wird dort diskutiert.
[028:18] Welcher Zweck läßt sich für die Erziehungswissenschaft angeben?
Brezinkas These klingt
einleuchtend:
[028:19]
»Stellt man die Frage nach
den Beziehungen zwischen Wissenschaft und Werturteilen im
allgemeinsten Sinne, so hängt die Antwort natürlich davon
ab, was man unter Wissenschaft versteht und welche Aufgaben
man ihr zuweist. Wer ihren Zweck darin sieht, die
Wirklichkeit zu erforschen und über sie zu in|B 13|formieren, entscheidet sich damit
für einen anderen Wissenschaftsbegriff als jemand, der
fordert, sie solle auch die moralischen Überzeugungen, die
Einstellungen und Handlungen der Menschen beeinflussen. Hier
geht es um vorwissenschaftliche
Entscheidungen.«
Es handelt sich
»um das Problem der Wertbasis der Wissenschaften, also um die Frage,
inwieweit den wissenschaftlichen Aussagen Wertungen zugrunde
liegen oder vorausgehen müssen.«
7
|B 170|7A. a. O.,
S.
159.
Brezinka schreibt
weiter, er habe diese Basisentscheidung getroffen, da ihm
»beim Wissenschaftsbegriff
seine Fruchtbarkeit für die Erkenntnisgewinnung wichtiger
ist als sein Nutzen für die normativ-emotionale Steuerung
des menschlichen Verhaltens«
.
8
|B 170|8A. a. O.,
S.
160.
[028:20] Das Einleuchtende verdankt diese Behauptung einer Ungenauigkeit
und einer Unterschlagung. Was bedeutet es, daß die Erziehungswissenschaft
ihren Zweck darin zu sehen habe,
»die Wirklichkeit zu erforschen und über sie zu informieren«
?
Eine eindeutige Basisentscheidung kann hier nur vorliegen, sofern der
Ausdruck
»Wirklichkeit«
eindeutig ist. Wenn wir Brezinka richtig verstehen,
müssen wir diesen Ausdruck so auslegen, daß
»Erforschung der
Wirklichkeit«
eine Verarbeitung sensorischer Daten in erklärenden
Sätzen meint: eben das, was die Naturwissenschaft tut. Die Information über
die
»Wirklichkeit«
ist dann also die Weitergabe der so
gewonnenen erklärenden Sätze. Der Zweck, zu dem das geschieht, ist die
Beherrschung jener Wirklichkeit.
[028:21] Die Unterschlagung Brezinkas besteht darin, daß er nahelegt, die ernsthafte
Alternative zu seinem Wissenschaftsbegriff sei die Auffassung, nach der der
wissenschaftliche Nutzen in der
»normativ-emotionalen
Steuerung des menschlichen Verhaltens«
liege. In übertriebener
Bescheidenheit nimmt er für den empirisch-analytischen Wissenschaftsbegriff
in Anspruch, daß er nur das Interesse an der Erforschung der
»Wirklichkeit«
und an der Information über diese
enthalte. Zu welchem Zweck aber will diese Wissenschaft informieren? Ist in
Brezinkas
Wissenschaftsentscheidung nicht auch schon über diesen Zweck etwas ausgemacht? Wir können mit gutem Grund
vermuten, daß dem so ist: Da die Erziehungswissenschaft analog zur Na|B 14|turwissenschaft verstanden werden soll, dürfen wir
annehmen, daß ihr Interesse nicht bei der Information endet, sondern durch
die Art der Information auch ihre Verwendung nahegelegt ist; es handelt sich
um Informationen über Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge, um kausal-erklärende
Sätze, die die Beherrschung naturhafter oder quasi-naturhafter Vorgänge
ermöglichen – im Falle der Erziehungswissenschaft also um Sätze, die die
Beherrschung pädagogischer Prozesse möglich machen, und zwar durch Einsicht
in deren Gesetzmäßigkeiten. Die Ironie der Argumentation Brezinkas ist nun aber gerade, daß derjenige
Wissenschaftszweck, den er ausschließen will, in seinem eigenen
Wissenschaftsbegriff als dessen Folge enthalten ist: Die
»normativ-emotionale Steuerung«
des pädagogischen Verhaltens wird nämlich gerade durch den
empirisch-analytischen Wissenschaftsbegriff wirkungsvoll möglich gemacht;
der
»Gegenstand«
der Erziehungswissenschaft wird
unterlaufen, sofern dieser Gegenstand durch die dem Anspruch nach rational
miteinander kommunizierenden Erziehungssubjekte bestimmt ist.
Erfahrungswissenschaftliche und normative Pädagogik sind sich in diesem
Punkte näher als sie glauben. Was diese durch normativen Appell zu erreichen
hofft, kann jene dadurch verwirklichen, daß sie ein Kausalitätswissen zur
Verfügung stellt, das technologisch zur Beherrschung menschlichen Verhaltens
verwendet werden kann. In beiden Fällen ist der Respekt vor der Rationalität
der im Erziehungsverhältnis miteinander verbundenen Subjekte nicht geboten.
Er kann nur noch nachträglich angefügt werden. Der
»vernünftige«
Gebrauch der erfahrungswissenschaftlichen Information
soll – wenn wir Brezinka
richtig verstehen – nicht mehr Sache der Erziehungswissenschaft sein.
[028:22] Man kann deshalb mit Recht fragen, ob die für die
Erziehungswissenschaft relevanten Sachverhalte sich wirklich ohne Not einer
derart erfahrungswissenschaftlichen Konzeption fügen. Oder vorsichtiger:
Erschöpfen sich die erziehungswissenschaftlich relevanten Daten in jenem von
Brezinka hervorgehobenen
Wissenschaftsbegriff? Sofern die |B 15|Erziehungswissenschaft zu den
Handlungswissenschaften zu zählen ist – und es
besteht kein Anlaß, daran zu zweifeln –, können wir für sie in Anspruch
nehmen, was Habermas von der
Sozialwissenschaft im ganzen behauptet:
[028:23]
»Der Objektbereich der
Handlungswissenschaften besteht aus Symbolen und
Verhaltensweisen, die nicht unabhängig von Symbolen als Handlungen aufgefaßt werden
können. Der Zugang zu den Daten wird hier nicht allein durch
Beobachtung von Ereignissen, sondern zugleich durch das
Verständnis von Sinnzusammenhängen konstituiert. Wir können
in diesem Sinne sensorische von kommunikativer Erfahrung
unterscheiden. ... Die kommunikative Erfahrung richtet sich
nicht, wie Beobachtung, auf Sachverhalte, sondern auf
vorinterpretierte Sachverhalte: Nicht die Wahrnehmung von
Tatsachen ist symbolisch strukturiert, sondern die Tatsachen
als solche.«
9
|B 170|9
J. Habermas, Zur Logik der Sozialwissenschaften, S.
98.
Vgl. dazu auch W. Loch, Empirisches Erkenntnisinteresse und Sprachanalyse in
der Erziehungswissenschaft, in: Bildung und Erziehung, Jg.
1967, S. 456
ff.
[028:24] Der Objektbereich der Erziehungswissenschaft ist durch
»kommunikative Erfahrung«
definiert; der Forscher gehört
der Kommunikationsgemeinschaft, deren Teil
»Erziehung«
er
erkennen will, selbst an. Jeder Forschungsakt ist deshalb notwendig auch ein
sinnkonstituierender Akt, ein verändernder Eingriff in diese
Kommunikationsgemeinschaft. Oder anders formuliert: Während
naturwissenschaftliche Forschung nicht das
»Objekt«
Natur
verändert, sondern lediglich ihre Beherrschung ermöglicht, verändert jede
erziehungswissenschaftliche Forschung das
»Objekt«
Erziehung, weil dieses
»Objekt«
gar nicht außerhalb der
Sinn-Intentionen einer Kommunikationsgemeinschaft existiert, die sich
fortwährend über den
»Gegenstand«
Erziehung neu
verständigt.
[028:25] Am Beispiel: Daß die Erziehungsforschung sich immer intensiver der
Frage nach der Herstellung der Chancengleichheit im Bildungswesen zuwendet,
ist nicht ein für ihren Begründungszusammenhang zufälliges,
forschungspsychologisches Datum, sondern gehört selbst notwendig zum
Objektbereich dieser Wissenschaft und verändert den
Interpretationszusammenhang, in dem
»Erziehung«
sich
konstituiert. Die empirisch zu sichernde Feststellung, daß die
Chancengleichheit im Bildungswesen nicht verwirklicht ist, ist über|B 16|haupt nur bedeutungsvoll in einer
Kommunikationsgemeinschaft, in der ein Interesse an Chancengleichheit
mindestens vorkommt. Sonst wäre solche Feststellung nicht interessanter als
die, daß es Menschen mit blonden und Menschen mit schwarzen Haaren gibt. Die Feststellung der Chancenungleichheit und die
damit zugleich erkennbar werdende Norm der
Chancengleichheit bedeuten, daß der Sinn von Erziehung unter anderem darin besteht, im Heranwachsen Voraussetzungen für eine Beteiligung
an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen zu schaffen. Das sind dann
allerdings keine normativ-emotionalen Steuerungsvorgänge mehr, sondern
allenfalls normativ-rationale. Das durch Untersuchungen zur
Chancengleichheit erworbene Wissen darf dann kein
solches sein, das zur Beherrschung von Menschen verwandt werden kann – so
wie das Wissen über die Natur zu ihrer Beherrschung dient –, sondern nur ein
Wissen, das die Emanzipation aus den Ungleichheiten fördert. Nicht die
erfahrungswissenschaftliche Ermittlung von Daten ist für die Theorie das
Primäre, sondern der Kommunikationszusammenhang, in dem Tatsachen sich als
bedeutungsvoll konstituieren.
[028:26] Nun ist gerade am Beispiel der Chancengleichheit leicht zu sehen,
daß es sich bei der Wahl des einen oder anderen Wissenschaftsverständnisses
– empirisch-analytischer oder hermeneutischer Erkenntnisweisen – nicht um
die ausschließliche Entscheidung für eine der beiden Alternativen handeln
kann. Würde die Erziehungswissenschaft nach der Empfehlung Brezinkas sich nur erfahrungswissenschaftlich verstehen, dann würde
sie vermutlich einem Erziehungshandeln Vorschub leisten, das sich am
technologischen Erkenntnis-Modell orientiert: Kommunikationsprozesse
zwischen Subjekten würden als instrumentelles Handeln des Erzieher-Subjekts
am Kind-Objekt interpretiert. Motive des Handelns im Sinne von Intentionen,
die dem Bewußtsein des Handelnden verfügbar sind, würden als Ursachen
mißverstanden.
»Aber wäre es sinnvoll zu versuchen«
, so schreibt Peter
Winch,
»den Einfluß, den Romeos Liebe zu
Julia auf sein Verhalten
ausübt, in denselben Begriffen zu |B 17|erklären, welche wir etwa auf eine Ratte anwenden, die
durch ihre sexuelle Erregung dazu getrieben wird, ein
elektrisch geladenes Gitter zu überwinden, um ihren
Geschlechtspartner zu erreichen? Beschreibt Shakespeare das
nicht viel besser?«
10
|B 170|10P. Winch, Die Idee der
Sozialwissenschaft und ihr Verhältnis zur Philosophie,
Frankfurt/Main 1966, S. 100.
[028:27] Würde dagegen die Erziehungswissenschaft sich ausschließlich
hermeneutisch verstehen, sich in der Analyse von
»Sprach-Spielen«
erschöpfen, in denen das Erziehungshandeln sich
orientiert, dann bliebe gerade auch die Abhängigkeit der Sprache von
sozialen Gewalten undurchsichtig, ihr ideologischer Charakter ungeklärt,
ihre Funktion als Vehikel materieller Interessen verborgen. Die Analyse
eines pädagogischen Erfahrungsberichtes, sei er nun von einem der
sogenannten pädagogischen Klassiker oder einem Erzieher unserer Tage
verfaßt, würde zwar das dort geltende Sprach-Spiel zum Vorschein bringen
können, sie würde aber zur Kritik des Textes nur beschränkt fähig sein:
[028:28]
»Sprache als Tradition ist offenbar
ihrerseits abhängig von gesellschaftlichen Prozessen, die
nicht in normativen Zusammenhängen aufgehen. Sprache ist auch ein Medium von Herrschaft und
sozialer Macht. Sie dient der Legitimation von Beziehungen
organisierter Gewalt. Soweit die Legitimationen das
Gewaltverhältnis, dessen Institutionalisierung sie
ermöglichen, nicht aussprechen, soweit dieses in den Legitimationen sich nur
ausdrückt, ist Sprache auch
ideologisch. Dabei handelt es sich
nicht um Täuschungen in einer Sprache, sondern um
Täuschungen mit Sprache als solcher. Die hermeneutische
Erfahrung, die auf eine solche Abhängigkeit des symbolischen
Zusammenhangs von faktischen Verhältnissen stößt, geht in
Ideologiekritik über.«
11
|B 170|11J. Habermas, a. a. O., S. 178.
[028:29] Das gilt also nur unter der Voraussetzung, daß den Handelnden ihre
Motive wie auch die Sprache, in der sie sie auszudrücken versuchen, nicht
durchweg durchsichtig und ihnen deshalb rational nicht voll verfügbar sind.
Aber gerade hier kommt das Interesse der Erziehungswissenschaft zum
Vorschein: Sie will dazu beitragen, die Durchsichtigkeit, Aufgeklärtheit,
Rationalität des Erziehungshandelns zu steigern, um damit zugleich zu ermöglichen, daß die heranwachsende Generation
solche Rationalität in sich hervor|B 18|bringt. Man
könnte deshalb in vereinfachender Zuspitzung sagen, daß es die Aufgabe der
Erziehungswissenschaft sei, undurchsichtig wirkende Motive des pädagogischen
Handelns (Ursachen) in rationale Intentionen zu überführen; mit der gleichen
Formulierung ließe sich auch die praktische Erziehungsaufgabe benennen.
[028:30]
»Die Menschen haben bis jetzt weder ihre
politisch-soziale Geschichte
›gemacht‹
,
noch sind ihre sogenannten geistigen Überzeugungen, wie sie
in sprachlichen Dokumenten niedergelegt sind, reiner
Ausdruck ihrer geistigen
›Intentionen‹
.
Alle Resultate ihrer Intentionen sind zugleich Resultate der
faktischen Lebensformen, die sie bislang nicht in ihr
Selbstverständnis aufnehmen konnten.«
12
|B 170|12
K.-O. Apel, Szientistik, Hermeneutik, Ideologie-Kritik: Entwurf einer
Wissenschaftslehre in erkenntnisanthropologischer Sicht,
in: Man and World, Jg. 1968, S. 56.
Dieses für die Erziehungswissenschaft entscheidend
wichtige Problem, die Transformation von Unbegriffenem in
Begriffenes, von nur faktisch Wirkendem in rational Gewolltes,
von
»Ursachen«
in
»Motive«
als die Funktion von Erziehungsvorgängen, spielte schon in den
Anfängen der deutschen Erziehungswissenschaft eine zentrale
Rolle, so besonders in den frühen Arbeiten Theodor Litts. Von der Sozialisationstheorie her ist
dieses Problem u. a. auch thematisiert bei H. Gerth /
C. W. Mills, Character and Social
Structure, New York 1964.
[028:31] Das bedeutet, daß eine
empirisch-analytisch verstandene Forschungspraxis unter solchen
Voraussetzungen unabdingbar ist. Gerade die Erforschung des
»Naturhaften«
in den beobachtbaren
Erziehungsverhältnissen und -vorgängen ist unerläßlich, wenn das
hermeneutische Verfahren selbst nicht zur Ideologie werden will. Denn mit Hilfe solcher Erforschung allein kann ja
jenes Unbegriffene, jenes naturhaft Wirkende, das die faktische
Verdinglichung des Menschen unter dem Eindruck sozialer Zwänge ist,
begriffen und dadurch in rationale Motive überführt werden.
[028:32]
»Ist nun Erziehung trotz ihrer letzten
Bindung an das transzendentale Subjekt ein
gesellschaftliches Phänomen, so hat Pädagogik als Theorie
ihr erkenntnisleitendes Interesse in Mündigkeit und
Emanzipation. Solches Sollen, im Primat der Vernunft
begründet, setzt das erzieherische Interesse am Subjekt in
eins mit dessen gesellschaftlicher Funktion, in dem die
Macht der empirischen Gesellschaft überboten ist mit dem
Anspruch auf ein menschliches Leben. Eine so verstandene
Theorie gewinnt die Maßstäbe der Kritik durch ihr Interesse
an der Aufhebung von Verdinglichung und Selbstentfremdung
des Menschen.«
13
|B 170|13
H. Blankertz, Pädagogische Theorie und empirische
Forschung, in: Zur Bedeutung der Empirie für die
Pädagogik als Wissenschaft, Neue Folge der
Ergänzungshefte zur Vierteljahresschrift für
wissenschaftliche Pädagogik, Heft 5, hrsgg. von M. Heitger, Bochum 1966,
S.
74.
Blankertz schließt hier an eine
kritizistische Auffassung von Erziehungswissenschaft an, wie sie
gegenwärtig in der Nachfolge Petzelts u. a.
in verschiedenen Arbeiten Wolfgang Fischers vertreten wird.
[028:33] Die Erkenntnisprobleme der
Erziehungswissenschaft lassen sich daher paradigmatisch am
psychotherapeutischen Vorgang demonstrieren. Karl-Otto
Apel verwendet dieses Beispiel, um die besondere
Situation der Gruppe
»ideologie|B 19|kritischer«
Wissenschaften zu charakterisieren,
unter die er alle Sozialwissenschaften rechnet und der wir die
Erziehungswissenschaft – darin mit Brezinka einig – hinzuzählen wollen.
Im Modell der Psychotherapie nämlich seien, so meint Apel,
14
|B 170|14K.-O. Apel a. a. O., S.
59.
die Momente beider so leicht als Alternative aufgefaßter
Erkenntnisweisen vermittelt. Es handelt sich einerseits um eine
»objektiv-distanzierte
Verhaltenserklärung«
, in der keine rationale Kommunikation zwischen Subjekten
stattfindet, sondern in der es um
»die quasi naturhafte, erklärbare und sogar
voraussagbare Wirkungsweise«
von Variabeln geht, die nach dem empirisch-analytischen
Wissenschaftsverständnis zu ermitteln sind;
»insofern macht er (der Psychotherapeut) den Patienten zum
Objekt«
. Andererseits aber besteht das therapeutische Verfahren
gerade darin, daß jener Objektcharakter des Patienten und damit auch
der kausale Zwang, dem er unterliegt, wieder aufgehoben wird, indem
der Psychotherapeut
»den Sinn der verdrängten Motive versteht
und den Patienten kommunikativ provoziert, diese Sinndeutung
zu einer Revision seines autobiographischen
Selbstverständnisses zu verwenden«
. Das bedeutet: Im hermeneutischen Moment des
Erkenntniszusammenhanges wird ein neuer Sinn produziert, die
rationalen Möglichkeiten der Kommunikationsgemeinschaft, deren Teil
der Patient ist, werden erweitert. Notwendige, wenn auch nicht
hinreichende Bedingung solcher Erweiterung ist die empirische
Aufklärung über diejenigen Abhängigkeiten, die die Rationalität des
Subjekts verhindern oder erschweren. Die Verwendung von Verfahren, die dem
empirisch-analytischen Wissenschaffsbegriff verpflichtet sind, ist deshalb die Bedingung dafür,
daß die Erziehungswissenschaft ihren emanzipatorischen Charakter
entfalten kann.
[028:35]
»Sie verlangt ein Bezugssystem, das
einerseits die symbolische Vermittlung des sozialen Handelns
nicht zugunsten eines bloß zeichenkontrollierten und
reizstimulierten Verhaltens naturalistisch unterschlägt; das
aber andererseits ebensowenig einem Idealismus der
Sprachlichkeit verfällt und gesellschaftliche Prozesse ganz
zu kultureller Überlieferung sublimiert.«
15
|B 170|15J. Habermas, a. a. O., S.
179.
|B 20|
[028:36] Verarbeitung sensorischer Daten und Diskussion kommunikativer
Erfahrung gehören also für die Erziehungswissenschaft untrennbar zusammen.
Welche Daten für das Verständnis von Erziehungsphänomenen relevant sind,
sagen diese Daten nicht selbst, sondern es ergibt sich aus jener
kommunikativen Erfahrung, in der Bedeutungen, das heißt also auch
Bedeutsames und Nicht-Bedeutsames, formuliert werden. Nicht das Experiment
sollte deshalb als der Prototyp erziehungswissenschaftlicher Forschung
gelten, sondern die teilnehmende oder besser: diebeteiligte Beobachtung. In dieser nämlich, wenn man sie – in Abweichung von dem
entsprechenden Terminus der empirischen Sozialforschung – als eine
Art
»Rahmenverfahren«
versteht, werden empirisch
ermittelte Daten beständig mit dem Kommunikationszusammenhang
verknüpft, in dem sie für die Subjekte dieses Zusammenhangs ihre
Bedeutung haben.
[028:37] Aber auch auf das Experiment kann hier nicht verzichtet werden,
und zwar sowohl in seiner empirisch-analytischen wie in seiner
gesellschaftlich-praktischen Form. Die
»Kommunikationsgemeinschaft«
ist nicht nur der
Interaktionszusammenhang derer, die sich über vorgängige Orientierungen im
Handeln verständigen, sondern der Möglichkeit nach zugleich auch eine
Experimentiergemeinschaft, in der neue Sinnzusammenhänge entworfen, neue
Handlungsorientierungen erprobt werden. Theorie und Praxis folgen hier dem
gleichen Zweck: die Befreiung von unbegriffenen Abhängigkeiten
voranzutreiben. Diese praktische Experimentiergemeinschaft versucht
gegenwärtig ein Teil der jungen Generation in Schulen, Hochschulen, anderen
Institutionen und eigens dafür geschaffenen neuen Kommunikationsfeldern
wenigstens teilweise zu realisieren. Das ist der nicht nur pädagogische Sinn
der Unruhe. Es wäre eine dem rationalen Zweck der Wissenschaft gewiß nicht
entsprechende Haltung, wenn durch die Verweigerung der Mittel oder gar durch
die Verweigerung der Kommunikation mit diesen Gruppen solche Experimente mit
neuen Formen der Beteiligung, neuen Rollen, neuen Prozessen der Aneignung,
|B 21|des Handelns, des pädagogischen Kommunizierens
verhindert würden. Gerade das nämlich würde dann bestätigen, was durch eine
der Emanzipation verpflichtete Erziehungswissenschaft aufgehoben werden
sollte: die Reproduktion der Entfremdung schon im Erziehungsprozeß.
|B 22|
Funktionalität und Disfunktionalität der
Erziehung
»Autonome«
Pädagogik
[028:38] Das dominante Thema der deutschen Pädagogik, besonders in ihrer
geisteswissenschaftlichen Version, war jahrzehntelang der Versuch, ihre
Autonomie zu begründen und zu sichern. Dieser Versuch sollte zwei Funktionen
erfüllen. Im Hinblick auf die pädagogische Praxis bedeutete das
Autonomie-Postulat, daß die Erziehungsarbeit von den Weltanschauungen und
gesellschaftspolitischen Interessen ferngehalten werde und daß die
pädagogischen Institutionen, vom politischen und konfessionellen Streit
unbeeinträchtigt, den reinen Sacherfordernissen der pädagogischen Aufgabe
nachgehen könnten. Die Idee des
»Erziehungsstaates«
und
der
»pädagogischen Provinz«
sind dem Autonomie-Postulat
adäquat. Andererseits aber sollte der Versuch auch eine theoretische
Funktion haben. Er sollte der Pädagogik eine wissenschaftliche Basis
sichern, um sie damit über den Status einer Kunstlehre zu erheben und sie
zugleich aus der Abhängigkeit anderer wissenschaftlicher Systeme zu
befreien. Nachdem Dilthey in seiner Abhandlung
Ȇber die
Möglichkeit einer allgemeingültigen pädagogischen Wissenschaft«
das Thema angeschlagen
hatte, wurde es von Frischeisen-Köhler und Litt, von Spranger und Nohl, von Weniger und W. Flitner in
immer neuen Versionen aufgenommen und variiert. Nohl hat diese Intentionen und ihr Ergebnis
1933 zusammengefaßt:
[028:39]
»Stand die Pädagogik bis dahin im Dienst
objektiver Aufgaben, wo das Individuum nur der an sich
unwesentliche Träger solcher objektiven Ziele war, wie
Staat, Kirche, Wissenschaft, Stand und |B 23|Beruf, so nahm sie jetzt zum
ersten Mal mit vollem Bewußtsein der Tragweite einen
radikalen Wechsel des Blickpunktes vor und stellte sich in
das Individuum und sein subjektives Leben. War bis dahin das
Kind das willenlose Geschöpf, das sich der ältern Generation und ihren Zwecken anzupassen hatte und dem
die objektiven Formen eingeprägt wurden, so wird es jetzt in
seinem eigenen spontanen produktiven Leben gesehen, hat
seinen Zweck in ihm selber, und der Pädagoge muß seine
Aufgabe, ehe er sie im Namen der objektiven Ziele nimmt, im
Namen des Kindes verstehen. In dieser eigentümlichen
Umdrehung ... liegt das Geheimnis des pädagogischen
Verhaltens und sein eigenstes Ethos.«
1
|B 170|1H. Nohl, Die pädagogische Bewegung in
Deutschland und ihre Theorie, Frankfurt/Main ³1949, S. 126 f.
[028:40] Es soll hier nicht geprüft werden, ob solche Formulierungen den
Kriterien der Wissenschaftslogik zu genügen vermögen und damit in der Tat
das zu leisten imstande sind, was sie intendieren: die Begründung der
Autonomie der Pädagogik als Wissenschaft. Hier interessieren die Folgen solcher Position.
[028:41] In dieser Subjektivität des zu erziehenden Subjekts – das sich mit
Hilfe des Erziehers und der zu sogenannten Bildungsgütern geschrumpften und
instrumentalisierten Inhalte der gesellschaftlich-geschichtlichen Gegenwart
nach den Prinzipien seines eigenen Telos bildet – glaubte die
geisteswissenschaftliche Pädagogik denjenigen Punkt gefunden zu haben, von
dem her Autonomie theoretisch und praktisch möglich sein soll: theoretisch als Emanzipation von metaphysischen und geschichtlich relativierbaren Systemen,
praktisch als Emanzipation von den geschichtlich-konkreten
Herrschaftsansprüchen politischer Gegenwart. Durch Interpretationen der
historischen Dokumente pädagogischen Denkens wurde diese Vorstellung
angereichert und in einem Zirkelschluß scheinbar legitimiert: Die
Interpretationen waren darauf aus, in den pädagogischen Schriften von Comenius bis zu Gaudig jenes Wesen des
erzieherischen Verhaltens auszumachen – als einen Grundgedanken, der schon
immer vorhanden gewesen sei, sich aber erst in der geisteswissenschaftlichen Pädagogik zum Begriff entwickelt habe.
Geschichte wurde denaturiert zum Steinbruch theoretischer
Rechtfertigungen.
|B 24|
[028:42] Der vom Problem der wissenschaftlichen Dignität dieses Verfahrens
unabhängige Gedanke, der dieses Bemühen leitete, war praktisch: Die
Erziehung sollte dem funktionalen Zusammenhang gesellschaftlicher
Bedingungen nicht länger kritiklos ausgeliefert, der Erzieher nicht länger
Erfüllungsgehilfe partikularer gesellschaftlicher Interessen, die junge
Generation nicht länger Rekrutierungsreservoir im Dienste gerade
herrschender Gruppen und Klassen sein. Dilthey, der sonst von dieser pädagogischen Theorie auf weiten Strecken in Anspruch genommen wurde, sollte mit seinem Satz, die Erziehung sei eine Funktion der Gesellschaft, nicht mehr recht haben. Und in der Tat:
Dieser Satz ist problematisch, sofern die darin angesprochene Funktionalität
der Erziehung nicht genauer expliziert ist.
[028:43] Indessen: Es war keine genaue Interpretation, zu sagen, die
praktische Absicht jenes Gedankens habe sich kritisch gegen
gesellschaftliche Bedingungen, Interessen und Herrschaftsansprüche
gerichtet. Eine solche Kritik, deren begründende Voraussetzung ja eine
detaillierte Analyse der gesellschaftlichen Implikation des
Erziehungssystems hätte sein müssen, lag nicht im wissenschaftlichen
Interesse Litts, Nohls, Sprangers, Flitners und Wenigers. Mehr noch: Die Tatsache, daß
Erziehungsprozesse bis hin zu dem im Begriff des
»Pädagogischen Bezuges«
von Nohl theoretisch vergegenwärtigten Grundverhältnis gesellschaftlich vermittelt sind, wurde
überhaupt nicht zum Gegenstand der Reflexion. Vielmehr wurde Erziehung in
einem vorgesellschaftlichen, herrschaftsfreien, unpolitischen Raum
angesiedelt, in dem das Kind zu
»seinem Wohle«
kommen
könnte, wenn nur der Erzieher sich entschlösse, das
»Wesen des erzieherischen
Verhaltens«
(Nohl) zu realisieren: eine idealistische Konzeption des guten
Willens und der reinen pädagogischen Gesinnung. Bei aller konkreten
Stellungnahme zu Fragen der Erziehungspraxis und Bildungspolitik, hat sich
diese pädagogische Theorie doch mit der empirischen Realität nur soweit
eingelassen, wie sie dem dekretierten
»Wesen des erzieherischen Verhaltens«
entsprechen konnte. An ihm
wurde die Praxis gemessen, es war der Punkt, von |B 25|dem her kritisches Urteil möglich schien.
Mindestens aber waren pädagogische Werturteile möglich, die zudem den
Anspruch auf wissenschaftliche Legitimität erhoben.
[028:44] Wie jede pädagogische Theorie wenigstens mit Minimal-Vorstellungen
über den Zusammenhang sozialer Phänomene operieren muß, so auch diese: Die
Entfaltung eines Zusammenhangs pädagogischer Sätze ist zugleich die
Entfaltung eines Gesellschaftsbildes. Die Kriterien pädagogischer Wertung
sind damit zugleich solche, die einem bestimmten Verständnis von
Gesellschaft zugehören. Und da ergibt sich nun ein eigentümliches Bild. Aus
dem dialogischen Mikrokosmos von Erzieher und Zögling, der
»Erziehungsgemeinschaft«
, entfaltet sich das Ganze der
Erziehungswirklichkeit als ein Zusammenhang, der dem organologischen Modell
prästabilisierter Sozialharmonie ähnlicher ist als der sozialen Realität
industrieller Gesellschaften. So heißt es bei Wilhelm Flitner:
»Das Erzieherische läßt sich bestimmen als der
Inbegriff des Geschehens und Tuns, das aus dem Regenerationsstreben
der geschichtlichen Gebilde und dem geistigen Eingliederungsstreben
des natürlich aufwachsenden Individuums hervorgeht«
2
|B 170|2W. Flitner, Allgemeine Pädagogik Stuttgart ²1950, S.
35.
. Es ist die Rede
»von der Sicherheit, mit der jede gesellschaftliche
Form und der Geist jeder Gemeinschaft auf
den Nachwuchs weitergeleitet wird«
3
|B 170|3A. a. O., S.
36.
; es ist weiter die Rede davon, daß dieses pädagogische Problem nicht
nur die junge Generation betreffe; ebenso nämlich könne man
»eine neue soziale Schicht, wie die
Industriearbeiterschaft als eine Art neu entstandene soziale Gruppe
inmitten einer altertümlichen Kultur ansehen, da das, die
beiderseitige Angliederung, auch pädagogisch bedacht sein
will«
4
|B 171|4
A. a. O., S.
37.
. Es entspricht diesem idyllischen Anblick der Erziehungs- und
Sozialgeschichte, wenn es an anderer Stelle heißt: Der gesittete, also
erzogene Mensch
»versteht die Arbeitswelt als etwas Sinnvolles, das
ihm von hohem Wert ist. Er dient mit seinem Werk, er gestaltet etwas
Bedeutsames, Nützliches oder Schönes, er objektiviert seinen tätigen
Geist und teilt sich durch sein Werk anderen mit«
5
|B 171|5A. a. O., S.
42.
. Solche Formulierung, da sie das Maß
gelungener Erziehung andeuten will, schließt mindestens die |B 26|Industriearbeiterschaft aus dem Horizont pädagogischer Theorie aus.
Aber nicht das ist hier entscheidend, sondern die korrespondierende
Tatsache, daß in der Pädagogik eine Vorstellung manifest wird, in der die
Erziehungsphänomene und ihre gesellschaftlichen Bedingungen nach dem Vorbild
konfliktfreier intimer Sozialkontakte konstruiert werden. (Es entspricht
diesem nicht nur falschen, sondern auch ideologischen Konzept, daß – im
Unterschied zu anderen Sozialwissenschaften und den
erziehungswissenschaftlichen Arbeiten der angelsächsischen Länder – Marx und Freud mit wenigen
Ausnahmen nie nennenswert im Zusammenhang der pädagogischen Theorie
rezipiert wurden, vor allem aber, daß diese Pädagogik sich strikt geweigert
hat, die wissenschaftliche Empirie als notwendige Prüfinstanz ihrer Sätze in
sich aufzunehmen.)
[028:45] Auf der Suche nach den Ursachen dieser Entwicklung trifft man auf
ein Kernproblem pädagogischer bzw. erziehungswissenschaftlicher
Theoriebildung. Den pädagogischen Autonomie-Tendenzen liegt ein Thema
zugrunde, das in seiner neuzeitlichen Fassung seit Rousseau kaum einer pädagogischen
Theorie völlig fremd gewesen ist: die Annahme, daß Erziehungs- bzw.
Bildungsvorgänge nicht zureichend zu beschreiben
sind, wenn man sie lediglich als einen Typus von Überlieferungen versteht,
so als erschöpfe sich das pädagogische Problem in der Frage, auf welche
Weise sich eine gegebene Gesellschaft in ihrem Nachwuchs wirkungsvoll
reproduziere. Rousseau
stellte die Frage so: Was muß pädagogisch geschehen, damit die gegebene
Gesellschaft nicht so bleibt wie sie ist, oder daß doch wenigstens die Veränderung der
Gesellschaft durch die stattfindende Erziehung nicht erschwert oder
verhindert wird? Schleiermacher, etwas zurückahltender, formulierte es ähnlich: Wie ist der Erziehungsprozeß einzurichten,
damit die junge Generation
»tüchtig werde einzutreten in das, was sie
vorfindet, aber auch tüchtig in die sich darbietenden Verbesserungen
mit Kraft einzugehen«
6
|B 171|6F. D. Schleiermacher , Pädagogische Schriften, hrsgg. von E. Weniger, Bd. 1, Düsseldorf/München 1957, S. 31.
? Und Condorcetlegte 1762 der französischen Nationalversammlung einen Entwurf zur
Neuorganisation des Unterrichtswesens vor, der so beginnt:
|B 27|
[028:46]
»Meine Herren, allen Angehörigen des
Menschengeschlechts die Mittel zugänglich zu machen, daß sie
für ihre Bedürfnisse sorgen, ihr Wohlergehen sichern, ihre
Rechte erkennen und ausüben, ihre Pflichten begreifen und
erfüllen können; [028:47] jedem die Möglichkeit zu sichern, seine berufliche
Geschicklichkeit zu vervollkommnen, sich für
gesellschaftliche Funktionen vorzubereiten, zu denen berufen
zu werden er berechtigt ist, den ganzen Umfang seiner
Talente, die er von der Natur empfangen hat, zu entfalten
und dadurch unter den Bürgern eine tatsächliche Gleichheit
herzustellen und die politische Gleichheit, die das Gesetz
als berechtigt anerkannt hat, zu einer wirklichen zu machen: [028:48] das muß das erste Ziel eines nationalen
Unterrichtswesens sein; und unter diesem Gesichtspunkt ist
es für die öffentliche Gewalt ein Gebot der
Gerechtigkeit.«
7
|B 171|7Condorcet, Bericht und Entwurf einer
Verordnung über die allgemeine Organisation des
öffentlichen Schulwesens, Weinheim 1966, S. 20.
[028:49] Damit gewinnt der Erziehungsbegriff die emanzipatorische Dimension
hinzu. Die praktischen Erziehungsprobleme sind demnach nicht mehr auf dem
Niveau gegebener sozialer Bedingungen allein zu formulieren, sondern unter
dem Anspruch fortschreitender Demokratisierung immer auch gegen dieses Niveau. Mit anderen Worten: Ein derart emanzipatorischer
Begriff von Erziehung ist nicht mehr funktional, sondern im Sinne des
gegebenen sozialen Systems disfunktional. Er markiert einen
gesellschaftlichen Konflikt.
[028:50] Es ist kein Zufall, daß der Begriff des Konfliktes in
pädagogischen Theorien bis heute keine nennenswerte Rolle spielt. Dazu wäre
nötig gewesen, den gesellschaftlichen Charakter von Erziehung grundlegend in
die Reflexion mit aufzunehmen. Die autonome geisteswissenschaftliche
Pädagogik wählte zwar den emanzipatorischen Ausgangspunkt als Motiv, zog
aber eine andere Konsequenz. Sie verharmloste und entpolitisierte das Konflikt-Problem durch jene Konstruktion einer
pädagogischen Gegenwelt, die sich zwar kritisch gegen das Gegebene richtete,
aber – der Preis der schlechten Utopie – gesellschaftlich nichts ausrichten
konnte. Diese Gegenwelt war von Konflikten gereinigt, sie hatte – wie ich
mit den wenigen Zitaten andeuten wollte – nichts mehr von den tatsächlichen
Gegensätzen der Erziehungswirklichkeit, sie war, der Empirie entrückt, die
Kon|B 28|struktion eines neuen funktionalen Systems, ja – und das ist die ironische Pointe – sie war oder ist noch die pädagogische Umformulierung des mittelständischen Kulturbegriffs.8
|B 171|8Vgl. dazu H. Marcuse, Über den affirmativen Charakter der Kultur, in: H. Marcuse, Kultur und Gesellschaft I, Frankfurt/Main 1965, S. 56
ff.Diese ideologische Figur setzt sich bis in
die Gesellschaftsvorstellungen der Gegenwart bei Schülern, Studenten und
Lehrern hinein fort in der vortheoretischen Meinung, daß Konflikte nicht
das notwendige Medium der Politik seien, daß sie den gesellschaftlichen
Verhältnissen wie z. B. der Arbeits- und Erziehungswelt nicht
strukturell zugehörten, sondern als
»egoistische«
Abweichungen vom Wahren zu gelten hätten (dazu u. a.J. Habermas / L. v. Friedeburg / Chr. Oehler / Weltz, Student und Politik, Neuwied 1961; Zur Wirksamkeit politischer Bildung, Teil I,
Eine soziologische Analyse der Sozialkundeunterrichts an
Volks-, Mittel- und Berufsschulen, hrsgg. vom Institut für Sozialforschung an der
Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt/Main 1966; V. Nitzschke, Zur Wirksamkeit politischer Bildung, Teil
II, Schulbuch-Analyse, Frankfurt/Main 1966; L. v. Friedeburg / P. Hübner, Das Geschichtsbild der Jugend, München 1964). Die These, daß Pädagogik und Schule –
offenbar nicht nur in Deutschland – von jenem mittelständischen
Kulturbegriff geprägt seien, hat neuerdings sogar im absurdem Theater,
in J. Saunders’ Stück
»Der Schulmeister«
, prägnante Darstellung gefunden.
Werte und Konflikte
[028:51] Die Frage nach der Funktionalität oder Disfunktionalität der
Erziehung ist indessen weit über diesen Zusammenhang
geisteswissenschaftlich-pädagogischer Theorie-Bildung hinaus interessant. Sie ist eine Frage nach den begrifflichen
Standards sozialwissenschaftlicher Theorien, die bis in die Prozesse der
empirischen Forschung hinein bedeutungsvoll sind. Das zeigt sich in der
Diskussion, die durch die strukturell-funktionale Soziologie, insbesondere durch deren bedeutendsten Vertreter, Talcott Parsons,
ausgelöst wurde. Zum Verständnis mag hier der Hinweis genügen, daß der
Ausdruck
»Struktur«
im Rahmen dieser Theorie den
statischen, der Ausdruck
»Funktion«
den prozessualen
Aspekt sozialer Phänomene meint. In diesem Sinne bezeichnet Parsons alle Prozesse als
»funktional«
, die der Stabilität des sozialen Systems
dienen.
»Ein Prozeß oder Komplex von Bedingungen
›trägt bei‹
zur Erhaltung (oder Entwicklung) des
Systems oder ist
›disfunktional‹
, indem er der
Integration oder Effektivität des Systems entgegenwirkt.«
9
|B 171|9T. Parsons, The Present Position and Prospects of
Systematic Theory in Sociology, in: G. Gurvitschand W. E. Moore (Eds.), Twentieth Century Sociology, New York 1945, S. 48.
Das Problem, das Parsons lösen möchte, ließe sich in der Frage formulieren: Wie
ist es möglich, daß im sozialen Dasein überhaupt Stabilität ist; das heißt,
an welchen Daten entscheidet sich, ob ein gegebenes Phänomen als funktional
zu bestimmen ist? Parsons
antwortet, daß der Garant der Stabilität in einem gemeinsamen Wertsystem zu
suchen sei.
»Treffe ich in der Analyse auf
disfunktionale Phänomene oder Prozesse, dann erscheinen sie als
Störfaktoren, als etwas, das das analysierte soziale Gebilde eigentlich
auszuscheiden habe.«
10
|B 171|10Vgl. R. Dahrendorf, Gesellschaft und Freiheit. Zur
soziologischen Analyse der Gegenwart, München 1961, S. 49
ff.
[028:52] Der Pädagogik sind
solche Vorstellungen nicht fremd. Auch bei ihr handelt es sich in
der Regel um eine Verfahrens|B 29|weise, die zunächst einen sozial-normativen Bezugsrahmen
voraussetzt, um dann, in einem zweiten Schritt, die funktionalen
Elemente und Prozesse hervorzuheben. In dem zitierten
geisteswissenschaftlichen Typus pädagogischer Forschung wird gar der
Versuch unternommen, einen solchen Bezugsrahmen eigenständig im
Sinne eines autonomen und in sich harmonischen gesellschaftlichen Teilystems zu konstruieren. In anderen Fällen spielen die abendländische
Erziehungstradition, die Erziehungsgemeinschaft, die Gruppe, die Schule eine solche Rolle. Immer handelt es
sich dabei um Modell-Vorstellungen, denen zweierlei gemeinsam ist:
die Meinung, daß Gesellschaften durch
Übereinstimmung der Werte zusammengehalten werden, und die Meinung,
daß Konflikte als disfunktional, als Störungen des Gleichgewichts zu
betrachten seien. Die Analyse von Konflikten bekommt damit die
Funktion eines wissenschaftlichen Hinweises auf Sachverhalte, die es
abzuschaffen oder einzudämmmen gilt. Solche Charakterisierung trifft
nicht nur das geisteswissenschaftlich-hermeneutische, sondern es
kann ebenso das neuerdings immer mehr an Bedeutung gewinnende
empirisch-analytische Verfahren treffen. Forschungspraktisch folgt
daraus, daß die nach Maßgabe des Bezugsrahmens als funktional
erscheinenden Gegenstände vornehmlich zum Gegenstand der Forschung
werden. Disfunktionale Phänomene werden nicht ausdrücklich oder nur
unter dem Gesichtspunkt ihres Störcharakters thematisiert. Indessen
hat es den Anschein, als könne die Pädagogik, wenn sie sich als
Erfahrungswissenschaft und nicht als normative Disziplin versteht,
gar nicht anders als den geschilderten Gesichtspunkt wählen. Es
scheint, als seien – der Absicht der autonomen Pädagogik entgegen –
alle Erziehungsprozesse bezogen auf den im gegebenen sozialen System
definierten Status des Erwachsenen. Die Leistungsfähigkeit der
Schule wird gemessen an ihrer Fähigkeit, den gesellschaftlich
notwendigen Nachwuchsbedarf zu produzieren, die
Bildungsanstrengungen des Gymnasiums daran, wieweit die Abiturienten
für ein wissenschaftliches Studium vorbereitet werden, die einzelnen
Schüler daran, wieweit sie den der |B 30|Schule immanenten Ansprüchen genügen. Die funktionale
Verschränkung geht bis in die Begriffe: Leistung, Reife,
Verantwortlichkeit ebenso wie Gemeinschaft, Gruppe, Schulklasse,
Beruf sind Markierungen, die auf die funktionale Verknüpfung des
Erziehungssystems mit dem übergeordneten System hinweisen. Eine
Erziehungswissenschaft, die sich in dieser Weise orientiert und ihr
Forschungsinteresse entsprechend zur
Geltung bringt, dient ohne Zweifel dem gegebenen sozialen
Funktionszusammenhang.
[028:53] Das pädagogische Denken aber hat genau
diesen Sachverhalt seit Rousseau mit Recht als unbefriedigend empfunden, ohne
jedoch das Problem als ein wissenschaftliches befriedigend zu lösen.
Dabei hätte die Bestimmung der pädagogischen Autonomie, wäre der
›disfunktionale‹
Charakter dieser Bestimmung nur
hinreichend reflektiert worden, durchaus einen Ansatz zur Lösung
abgeben können. Denn der bei Rousseau, Condorcet und Schleiermacher formulierte und von
der deutschen Pädagogik nach dem Ersten Weltkrieg wiederaufgenommene
Grundtatbestand ist der gleiche, der auch von den modernen
sozialwissenschaftlichen Kritikern gegen die strukturell-funktionale
Theorie ins Feld geführt wird: Prozesse des gesellschaftlichen
Wandels in einem sich demokratisch interpretierenden
Gemeinwesen.
[028:54] C. Wright Mills hat
vor allem in ideologiekritischer Absicht die Annahme zurückgewiesen, daß
soziale Systeme von gemeinsamen Wertorientierungen zusammengehalten werden
und infolgedessen auch pädagogische Prozesse nach ihrem funktionalen
Verhältnis zu solchen Werten zu beurteilen seien.
»Die
›Werte‹
einer Gesellschaft
sind, so wichtig sie auch in der privaten Sphäre des Individuums
sein mögen, historisch und soziologisch irrelevant, sofern sie nicht
die Institutionen rechtfertigen und die Menschen zum institutionellen Handeln
veranlassen.«
11
|B 171|11C. W. Mills, The Sociological Imagination, New York 1959,
deutsch: Kritik der soziologischen
Denkweise, Neuwied 1963, S. 79 f.
Vgl. dazu auch Fr. Fürstenberg,
»Sozialstruktur«
als
Schlüsselbegriff der Gesellschaftsanalyse, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und
Sozialpsychologie, Jg. 1966, S. 439 ff.
Wertorientiertes Verhalten ist ohne
Zweifel häufig, ebenso wie wertorientierte Motivierung im
Erziehungszusammenhang. Das rechtfertigt jedoch nicht, diesen Sachverhalt
zur Basis der Theorie zu machen. Ähnlich lautet der Einwand Dahren|B 31|dorfs:
»Daß Gesellschaften durch eine Art Übereinstimmung
der Werte zusammengehalten werden, scheint mir entweder eine Definition von Gesellschaften oder eine Aussage, der empirische
Zeugnisse klar widersprechen.«
12
|B 171|12
R. Dahrendorf, a. a. O.,S. 93
; ferner W. J. Goode, Mobilität und Revolution, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und
Sozialpsychologie, Jg. 1966,S. 227
ff.
Also nicht, daß es Erziehungssysteme gebe, die mit Hilfe des funktionalen Modells
befriedigend beschrieben und analysiert werden können, wird bestritten,
sondern daß das Modell zur Analyse des gegenwärtigen Erziehungssystems
taugt. Ebensowenig wird bestritten, daß Forschungen unter funktionalem
Gesichtspunkt sinnvolle Ergebnisse zeitigen und dem Erkenntnisfortschritt
dienen; behauptet wird nur, daß die Erziehungswissenschaft, wenn sie sich ausschließlich dieses Aspektes bedient, notwendig ideologisch wird. Um die Probleme
der Erziehungswissenschaft zu lösen, um die praktischen Fragen, die im
Zusammenhang unseres Erziehungswesens entstehen, angemessen zu formulieren,
ist es nötig,
»ein Modell der Gesellschaft vorauszusetzen, in dem
Konflikt ... als Regel postuliert und die Position der
Einzelphänomene nicht nur im Bezug auf das System, sondern auch in
dem auf den umfassenden Prozeß der geschichtlichen Entwicklung
bestimmt wird. Gemäß diesem Modell sind nicht Konflikt und Wandel,
sondern Stabilität und Ordnung der pathologische Sonderfall des
Lebens.«
13
|B 172|13R. Dahrendorf, a. a. O.,S.
81.
Es verbietet sich deshalb ein erziehungstheoretischer Ansatz, in dem
die von Konflikten durchsetzte gesellschaftliche Realität zu pädagogischen
Zwecken auf Stabilität und Ordnung hin stilisiert wird. Auch in den
pädagogischen Gebilden reproduzieren sich die sozialen Konflikte. Eine
realistische Erziehungswissenschaft wird sie in den Horizont ihrer
Interessen mit aufnehmen müssen. Sie wird es gerade deshalb tun müssen, weil
die pädagogischen Institutionen, die Familie, die Schulen, Heime, Gruppen,
Betriebe dazu neigen – unter häufiger Berufung auf pädagogische
Verantwortung –, Konflikte als disfunktional, als unpädagogisch
auszuscheiden, zu unterdrücken oder nicht zur Kenntnis zu nehmen. In einer
Gesellschaft, die sich nicht nur durch Konfliktreichtum auszeichnet, sondern
vor allem dadurch, daß sie die Konflikte rational zu regeln sucht, kann
deshalb |B 32|die Erziehungswissenschaft nicht darauf verzichten, den
Konfliktcharakter der pädagogischen Felder und Institutionen zu
analysieren.
Disfunktionale Momente der Erziehungswirklichkeit
[028:55] Die empirische Erforschung der Erziehungswirklichkeit hat schon
seit längerer Zeit auf solche Phänomene aufmerksam machen können. Immer
ausdrücklicher wendet man sich den Disfunktionen innerhalb des
Erziehungswesens zu, weil es sich hier in der Tat um ein Grundproblem der
Erziehungs- und Bildungsprozesse zu handeln scheint. Im Vordergrund steht dabei vorerst die Frage, ob und in welcher
Weise unsere Erziehungspraktiken und die Organisation des Bildungswesens
geeignet sind, den bestehenden Schichtenaufbau unserer Gesellschaft zu
stabilisieren und seine Veränderung zu verhindern, jedenfalls soweit er sich
in den Bildungsprozessen reproduziert – also die Frage Condorcets, welche Konsequenzen sich aus dem
Demokratisierungspostulat für die Pädagogik ergeben.
[028:56] Bis vor wenigen Jahren
noch ist man in der deutschen Pädagogik der Meinung gewesen, daß
eine Bildungstheorie möglich sei, die sich auf die allgemeine
Bildung für alle beziehen könne und die nicht nur prinzipiell denkbar sei, sondern der Realität unserer Schulen entspreche. Ungleichmäßigkeiten im
Begabungsniveau und in der Lernfähigkeit wurden als individuelle
Faktoren interpretiert, denen indessen mit geeigneten
unterrichtsmethodischen Praktiken beizukommen sei. Disfunktionen
wurden auf den Begriff des
»schlechten Schülers«
gebracht, wobei man gerne zugab, daß die schwachen schulischen Leistungen ihre Ursache auch in sozialen Faktoren haben könnten, etwa in ungünstigen Familienverhältnissen, die dann ebenfalls in der Rolle disfunktionaler Störfaktoren erschienen.14
|B 172|14Wie verbreitet
solche ideologische Abwehr von nicht harmonistischen
Sozialvorstellungen innerhalb der Schulpraxis ist, zeigt
neuerdings auch die Untersuchung von E. Höhn, Der schlechte Schüler, München 1967.
Das heißt, das
Bildungssystem im Ganzen wurde als funktionales Bezugssystem
akzeptiert; die Entdeckung von Disfunktionen veranlaßte – des
vorausgesetzten theoretischen Modells wegen |B 33|– nicht dazu, das System in Frage zu stellen, es sei denn in
der Form innerer Verbesserungen.
[028:57] Nach neueren Untersuchungen nun werden
die dort gemachten Voraussetzungen problematisch. Die beobachteten
Disfunktionen lassen sich nämlich als Merkmale kollektiven
Bildungsschicksals interpretieren. So hat sich z. B. bei
Untersuchungen des kindlichen Sprachniveaus gezeigt, daß es
schichtenspezifische Sprachformen gibt, die die schulische
Leistungsfähigkeit, also auch das, was wir mit dem Ausdruck
»Begabung«
sinnvoll bezeichnen können, sehr
weitgehend bedingen. Andererseits ist kein Zweifel daran, daß unsere
Höhere Schule eine Sprachschule insofern ist, als sie ihre Aufgabe vorwiegend in den sprachlichen Fächern betreibt. Konsequenterweise scheitern die meisten Unterschichten-Kinder in eben diesen Fächern. Die Sprachform, deren sich die Lehrerschaft bedient, ist nämlich durchweg die der Mittelschicht.15
|B 172|15B. Bernstein, Social Structure, Language and
Learning, in: J. I. Roberts (Ed.), School Children in the Urban
Slum, New York 1967; P. M. Roeder / A. Padzierny / W. Wolf, Sozialstatus und Schulerfolg.
Bericht über empirische Untersuchungen, Heidelberg 1965; H. G. Rolff, Sozialisation und Auslese durch die
Schule, Heidelberg 1967.
Natürlich kann man
auch diese Phänomene disfunktional nennen, müßte das aber in einem
anderen Sinne tun, denn diese Phänomene sind nicht eigentlich
störende Abweichungen, sondern resultieren aus dem sozialen System
selbst. Betrachten wir nämlich die Schule als eine Stätte, an der
sich der gegenwärtige Schichtenaufbau zu reproduzieren hätte, wären
diese Phänomene funktional zu nennen. Mit anderen Worten: Sie
indizieren eine durch soziale Ungleichheit bestimmte
Konfliktsituation, die für unsere Gesellschaft strukturell
ist.
[028:58] Ein zweites Beispiel: Die Erziehungstheorie ist bisher auch
insofern allgemein gewesen, als sie davon ausging, daß gleiches
Erziehungsverhalten mindestens ähnliche Wirkungen bei allen zu Erziehenden
habe. Abweichungen wurden in der Regel auch hier auf individuelle Faktoren
zurückgeführt (das lag natürlich nicht nur an dem funktionalistischen
Ansatz, sondern weitgehend an dem Mangel jeder Empirie). Auch diese Faktoren
scheinen schichtenspezifisch zu sein, und zwar in zweierlei Sinn. Bronfenbrenner
hat in der amerikanischen Familienforschung der letzten zwei Jahrzehnte
gravierende Unterschiede in der Erziehungspraxis der Mittel- und
Unterschicht festgestellt. In einigen |B 34|Untersuchungen hat
er die Ergebnisse neuerlich überprüft und die Aussagen im Hinblick auf
Unterschiede in der schulischen Leistungsmotivation, der Unabhängigkeit und
der Initiative bestätigt gefunden, allerdings mit einer Tendenz in Richtung
auf Verringerung der Kluft in der Erziehungspraxis beiden Schichten. Das
zweite Ergebnis aber ist, daß die Angleichung der Erziehungspraktiken keine
gleichsinnige Angleichung der Erziehungsresultate zur Folge hat.16
|B 172|16U. Bronfenbrenner, Socialization and Social Class through Time
and Space, in: Maccoby u. a. (Ed.), Readings in Social Psychology, New York 1958; ders.,Toward a Theoretical Model for the Analysis of
Parent – Child Relationships in a Social Context, in: J. C. Glidewellu. a. (Ed.), Parental Attitudes and Child Behavior, Springfield/III. 1961.
Offenbar sind die für die soziale Schicht
je charakteristischen sozio-ökonomischen Bedingungen, das heißt also die
Bedingungen eines sozialen Subsystems, von größter Bedeutung für die
Probleme der Erziehung. Offenbar können wir also nicht davon ausgehen, daß
sich Erziehungswissenschaft sinnvoll mit der Annahme eines funktionalen, von
durchgehend gleich wirksamen Werten geordneten Bezugssystems betreiben
läßt.
[028:59] Noch differenzierter wird das Problemfeld, wenn man folgende
Untersuchungsergebnisse zur Kenntnis nimmt: Die abhängigsten und
zuverlässigsten, zugleich aber stark leistungsmotivierten Heranwachsenden
stammen aus Familienverhältnissen, in denen ein partnerschaftliches
Ehe-Verhältnis vorherrscht; dieser Typus des Ehe-Verhaltens wiederum ist am
häufigsten in den bürokratischen Berufsgruppen. Das heißt: Der im Sinne
eines landläufigen Begriffs von demokratischem Verhalten funktionale Ehe-
und Familientyp bewirkt als Erziehungsergebnis gerade disfunktionale
Verhaltensmerkmale; jedenfalls sofern man davon ausgehen kann, daß
Abhängigkeit kein Verhalten ist, das sich in Richtung auf Demokratisierung
förderlich auswirkt. Oder:
»Die Aussicht auf eine Gesellschaft, in der Methoden
der Kinderführung darauf ausgerichtet sind, das Leistungsstreben zu
maximieren, ist keinesfalls nur angenehm.«
Solche Kinder sind nämlich häufig auch
»aggressiver, angespannter, herrschsüchtiger und
grausamer.«
17
|B 172|17U. Bronfenbrenner, Wandel der amerikanischen
Kindererziehung, in: L. v. Friedeburg (Hrsg.), Jugend in der modernen
Gesellschaft, Köln/Berlin 1965, S. 331.
[028:60] Es gäbe noch viele Beispiele aus der jüngsten Forschung, besonders
der Gruppenpädagogik, der Bezugsgruppenforschung,
der Jugendforschung, der Bildungsökonomie, die die Unbrauchbarkeit des
funktionalistischen Ansatzes er|B 35|weisen können; das gilt freilich nicht durchweg. Nach wie vor bietet dieser Ansatz wie kein anderer eine Möglichkeit
erziehungswissenschaftlicher Analyse, dort nämlich, wo es sich um Lern- und
Erziehungsprozesse in sozialen Feldern handelt, die durch Werte und Normen
für alle Beteiligten eindeutig und verbindlich bestimmt sind. Die
erziehungswissenschaftlich vorwiegend interessanten Probleme scheinen in
solchen Feldern indessen nicht zu entstehen.
[028:61] Wir können also für die Analyse der Erziehungsgeschehens weder die Gesellschaft als einen vorgegebenen
Bezugsrahmen annehmen, der von den heranwachsenden Individuen
»durch mehr oder weniger vollständige Anpassung
akzeptiert wird«
18
|B 172|18Fr. Fürstenberg, a. a. O.,S. 446.
, noch wäre es wissenschaftlich vertretbar, einen gleichsam utopischen
Entwurf der Erziehungswirklichkeit zu konstruieren, an dem wir die
empirischen Einzeldaten einfach messen und beurteilen. Vielmehr müssen wir
davon ausgehen, daß die Erziehung wie die Gesellschaft, in der sie
geschieht, einen
»Wirkungszusammenhang multipler Felder«
(Fürstenberg)
darstellt, für den Konflikte und Antagonismen konstitutiv sind. Auf
der Basis dieser Binsenweisheit eine erziehungswissenschaftliche Theorie zu
entwickeln, ist – wie das Beispiel der gegenwärtigen Soziologie uns zeigt –
vielleicht schwieriger als es aussieht.
|B 36|
Wissenschaft und Praxis – Vorbemerkungen zu einer
Wissenschafts- und Hochschuldidaktik
[028:62] Es steht außerhalb jedes ernsthaften Zweifels, daß an Hochschulen
gelernt wird, ja, daß die Hochschulen solcher
Lernprozesse wegen ins Leben gerufen wurden und sich am Leben erhalten. Der
Wissenschaftsrat und der
Verband Deutscher
Studentenschaften, die Kultusministerien und die Westdeutsche Rektorenkonferenz und wer immer
sonst noch bestrebt ist, sich an der Bestimmung, Bewahrung oder Veränderung
der deutschen Hochschulen zu beteiligen, sie alle scheinen darin einer
Meinung zu sein. Allein: Wie und was wird eigentlich gelernt und sollte
gelernt werden? Unter welchen Bedingungen stehen die Lernprozesse? Wie sind
sie organisiert und wie wären sie zu organisieren? Welche Gestalt hat
eigentlich die in den Ordinarien sich gleichsam personifizierende
akademische Lehre? Und trifft die Frage, die sich vor dem Hintergrund
ökonomischer Interessen immer nachdrücklicher als die eigentlich moderne
Frage der Hochschulreform auszuweisen sucht, die Frage nämlich nach der
Optimierung der Lernprozesse, überhaupt das Problem, das sich für die
Hochschule in der Demokratie stellt?
[028:63] Verwendet man eine solche Formel –
»Hochschule in
der Demokratie«
– dann ist damit zugleich behauptet, daß die Probleme der Hochschule
sinnvoll nur in dem gesellschaftspolitischen Zusammenhang zu behandeln sind,
in dem die Hochschule fungiert. Das bedeutet für die akademischen
Lernprozesse wie für die Form der akademischen Lehre, daß sie unter
mindestens zwei für sie konstituierenden Gesichtspunkten zu betrachten sind:
Es handelt sich |B 37|in der Universität um ein Lernen
durch Wissenschaft, und es handelt sich auch bei der Wissenschaft um eine
Tätigkeit, deren Realität im Zusammenhang derjenigen Funktionen zu
beschreiben und zu kritisieren ist, die sie in der Gesellschaft ausübt oder
auszuüben sucht. Das Problem akademischen Lehrens und Lernens schließt
mithin die Frage nach dem Verhältnis von Wissenschaft und Praxis ein. Das
Thema ließe sich unter Berücksichtigung solcher Bedingungen auch so
formulieren: Was ergibt sich hochschuldidaktisch aus der Tatsache, daß die
akademische Bildung ein durch Wissenschaft vermittelter Lernvorgang ist?
Wissenschaft und gesellschaftliches Handeln
[028:64] Das Bewußtsein von diesem Zusammenhang zwischen Bildung,
Wissenschaft und gesellschaftlicher Praxis ist nicht erst neuerdings
entstanden. Es kommt schon in den Gründungstexten der deutschen Universität
deutlich zum Vorschein. Unbeschadet der
verworrenen irrationalistischen Geschichte, die der Ausdruck
»Bildung«
im deutschen Sprachraum durchlaufen hat, läßt
sich für jene klassische Epoche feststellen, daß mit diesem Ausdruck
nachdrücklich auf den kritischen Sinn der akademischen Tätigkeiten
hingewiesen werden sollte. Dieser kritische Sinn, oder besser: die kritische
Funktion der Wissenschaft ergebe sich, so sagt Schelling, daraus, daß die
bürgerliche Gesellschaft
»eine entschiedene Disharmonie der Idee und der
Wirklichkeit«
zeige.
[028:65]
»Die bürgerliche Gesellschaft, solange sie noch
empirische Zwecke zum Nachteil der absoluten verfolgen muß, kann nur
eine scheinbare und gezwungene, keine wahrhafte Identität
herstellen. Akademien können nur einen absoluten Zweck
haben.«
1
|B 172|1F. W. J. Schelling, Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums, in: Die Idee der deutschen Universität, Darmstadt 1959, S. 22.
[028:66] Der Sinn des akademischen Lernens sollte nicht sein, erworbene Kenntnisse und Fertigkeiten um so effektiver in
den Dienst aktueller Zwecke der Gesellschaft und des Staa|B 38|tes zu stellen, sondern sollte sein, solche Zwecke selbst
reflektieren zu können.
[028:67]
»Man studiert ja nicht, um lebenslänglich und stets
dem Examen bereit das Erlernte in Worten wieder von sich zu geben,
sondern um dasselbe auf die vorkommenden Fälle des Lebens
anzuwenden, und so es in Werke zu
verwandeln; es nicht bloß zu wiederholen, sondern etwas anderes
daraus und damit zu machen; es ist demnach auch hier letzter Zweck
keineswegs das Wissen, sondern vielmehr die Kunst, das Wissen zu
gebrauchen.«
2
|B 172|2J. G. Fichte, Deduzierter Plan einer zu Berlin zu errichtenden höheren
Lehranstalt, die in gehöriger Verbindung mit einer Akademie der
Wissenschaften stehe, § 5.
[028:68] Diese praktische Funktion der Wissenschaft, die ihr innewohnende
Möglichkeit, die gesellschaftliche Praxis in Richtung auf ein Verschwinden
jener von Schelling
konstatierten Disharmonie von Idee und Wirklichkeit zu verändern, kann nur
wahrgenommen werden, wenn die Universität frei bleibt von den Zwängen und
Autoritäten der bürgerlichen Gesellschaft und des Staates.
[028:69]
»Auch die mindeste Spur von Zwang, jede noch so
leise bewußte Einwirkung einer äußeren Autorität ist
verderblich;«
»es könnte sonst dazu führen, daß man vergißt, daß
das Lernen an und für sich, wie es auch sei, nicht der Zweck der
Universität ist, sondern das Erkennen.«
3
|B 172|3F. D. Schleiermacher, Gelegentliche Gedanken über Universitäten im deutschen Sinn, in: Die Idee ..., S. 161 und 160.
[028:70] Die Distanz von der gesellschaftlichen Praxis, die damit gesetzt
werden sollte, konstituiert gerade die kritische Funktion der Wissenschaft,
die darin sich erweist, daß sie gesellschaftliche Praxis zu ändern vermag.
Die institutionelle Trennung von Wissenschaft und Praxis sollte die
Bedingung dafür sein, daß sich im geschichtlichen Prozeß beide einander
näherten, und zwar durch das gesellschaftliche Handeln der so akademisch
Gebildeten.
[028:71] In dieser Meinung, so wissen wir heute, steckt ein soziologischer
Optimismus; sie rechnet nämlich damit, daß schon der Entschluß zu einer
freien Republik der Gelehrten als einer gesellschaftlichen Enklave und die
Reinheit des theoretischen Verhaltens die Verwirklichung des postulierten
Zweckes garantieren könne. Die Verwirklichung dieses Zweckes aber ist von der praktischen Funktion, die Wissen|B 39|schaft im gesellschaftlichen Leben hat, ebenso
abhängig, wie von der inneren Organisation dessen, was sich Universität nennt.4
|B 172|4Vgl. dazu auch die Übersicht
über die Forschungslage zur Soziologie der deutschen Hochschule: W. Nitsch, Hochschule. Soziologische Materialien, Heidelberg 1967
Die Frage nach den akademischen Lernprozessen und deren Bedingungen
wird damit zu einer Frage nach der didaktischen Organisation von
Wissenschaft und ihrer Vermittlung, wie auch zu einer Frage nach der
Funktion der Wissenschaft in den Zusammenhängen gesellschaftlicher
Praxis.
[028:72] Diese Frage wird nur selten gestellt.5
|B 172|5Obwohl diese Frage durchaus
nicht zum Bestand der Erkenntnisinteressen deutscher Wissenschaften
gehört, ist sie doch in letzter Zeit an verschiedenen Stellen deutlich
zur Sprache gekommen. Ich nenne hier diejenigen Texte, die für meinen
Gedankengang wichtig geworden sind: die Veröffentlichungen des Verbandes Deutscher
Studentenschaften; J. Ha|B 172|bermas, Vom sozialen Wandel akademischer Bildung, in: Merkur, Jg. 1963, wiederabgedruckt in: St. Leibfried (Hrsg.), Wider die Untertanenfabrik. Handbuch zur Demokratisierung der
Hochschule, Köln 1967; E. Baumgarten, Zustand und Zukunft der deutschen Universität, Tübingen 1963; W. Nitsch / U. Gerhardt / C. Offe / K. Preuß, Hochschule in der Demokratie, Neuwied 1966; H. v. Hentig, Das Lehren der Wissenschaft , in: Frankfurter Hefte, Jg. 1966, S. 162 ff.
Die in den
»Gründungstheorien«
der deutschen
Universität behauptete praktische Funktion der Wissenschaft, praktisch im
Sinn der moralisch-politischen Bedeutung der Erkenntnis, ist zu einer Art
Beiwerk geworden. Der Begriff der wissenschaftlichen Tätigkeit, so scheint
es, schließt den der Bildung nicht mehr ein. Neben der wissenschaftlichen
Ausbildung wird den Hochschulen ein Erziehungsauftrag zugesprochen. So heißt
es in der Denkschrift zur Gründung einer Universität in Bremen:
[028:73]
»In der Forderung nach Anerkennung der
außerwissenschaftlichen, das heißt allgemeinen und
staatsbürgerlichen Erziehung und Bildung, die unabdingbar die Pflege
der Leibesübungen und des Musischen einschließt, als das neben
Forschung und Lehre dritte Wesensmerkmal der Hochschule, liegt die
entscheidende neue Aufgabe der Universität.«
6
|B 173|6H. W. Rothe, Über die Gründung einer Universität zu Bremen, Bremen
1961.
[028:74] Das ist eine recht fragwürdige Bereicherung der akademischen
Aufgaben; fragwürdig deshalb, weil der Begriff wissenschaftlicher Ausbildung
sie nicht verlangt. Verständlich jedoch wird solcherart wohlmeinendes Bemühen, wenn man es als Niederschlag eines
schlechten Gewissens interpretiert. Allem Anschein nach hat sich nämlich die
wissenschaftliche Ausbildung zu einer Form entwickelt, in der die bildende
Wirkung gemeinschaftlicher wissenschaftlicher Anstrengung nicht mehr zum
Zuge kommt. Mit Hilfe jenes in der Bremer Denkschrift behaupteten
»dritten Wesensmerkmals«
der Hochschulen wird versucht,
das Defizit wieder auszugleichen, und zwar nicht dadurch, daß man sich auf
die Bildungsfunktionen des Erkennens zurückbesinnt und |B 40|in eine wissenschaftsdidaktische Diskussion eintritt, sondern
dadurch, daß man versucht, der Hochschule einige pädagogische Institutionen
einzufügen: ein Musterbeispiel für Kurpfuscherei.
[028:75] Die Veränderung der wissenschaftlichen Ausbildung, die zu dieser
Bereicherung der Hochschulen Anlaß gibt, ist für viele Disziplinen durch
eine Zweckverschiebung charakterisiert, auf die die zitierte Mahnung Schleiermachers paßt:
[028:76]
»Allein man vergißt, daß das Lernen an und für sich,
wie es auch sei, nicht der Zweck der Universität ist, sondern das
Erkennen.«
[028:77] Dieser Verschiebung des Ausbildungszweckes vom Erkennen auf das
Lernen, von der Ausbildung zum Wissenschaftler dazu, die Studenten
»auf wissenschaftlicher Grundlage mit den für ihren
Beruf nötigen Kenntnissen zu versehen«
7
|B 173|7
Wissenschaftsrat, Empfehlungen zur
Neuordnung des Studiums an den wissenschaftlichen Hochschulen, Bonn 1966, S.
13.
Zur Kritik des dort, und zwar weniger in den Prinzipien des Teils
A als vielmehr in den Ausführungen des Teils B, behaupteten
Zusammenhangs von Wissenschaft und Berufspraxis, vgl. F. Nyssen, Die gesellschaftspolitischen Implikationen der geplanten
»Neuordnung des Studiums«
, in: St. Leibfried (Hrsg.), a. a. O., S. 97 ff.
, entspricht es,
wenn nun der wissenschaftlichen Ausbildung selbst
nicht mehr jene bildende Wirkung zugetraut wird, die für Schelling, Fichte, Schleiermacher und Humboldt noch selbstverständlich war.
Orientierung im Bereich wissenschaftlicher Tätigkeit und Orientierung im
Bereich gesellschaftlich relevanten Handelns haben nichts mehr miteinander
zu tun. Das eine – so meint man – werde von der wissenschaftlichen
Ausbildung besorgt, das andere sei von einer wie immer gearteten
pädagogischen Zusatzveranstaltung zu erhoffen.
[028:78]
»Im Namen einer Bewahrung der Idee unserer
Universität wird also deren wichtigste Maxime: Bildung durch
Wissenschaft, preisgegeben.«
8
|B 173|8J. Habermas, a. a. O., S.
15.
[028:79] Dafür, daß die mögliche pragmatische Dimension der Wissenschaft
aus dem Blick geriet, der Zusammenhang von Wissenschaft und Praxis aus der
Diskussion verschwand und also auch die im Hinblick auf die
gesellschaftliche Praxis bildende Wirkung der wissenschaftlichen Ausbildung
verkümmerte, lassen sich unter anderem zwei Gründe nennen.
|B 41|
[028:80] Der eine Grund liegt in der Entwicklung der Wissenschaft und ist
von Habermas skizziert worden
als die Verkürzung der Wissenschaften um ihre praktisch-philosophische
Dimension im Zuge der Entwicklung zu empirischen Einzelwissenschaften:
[028:81]
»Die Erfahrungswissenschaften im strikten Sinne
können zu technischen Fertigkeiten verhelfen, nicht aber zu
praktischen Fähigkeiten bilden.«
9
|B 173|9J. Habermas, a. a. O., S.
14.
[028:82] Was in der
»Gründungstheorie«
der deutschen
Universität Wissenschaft hieß, entspricht nicht mehr dem, was heute unter
diesem Namen betrieben wird.
[028:83] Der andere Grund liegt im Verhältnis der Wissenschaft zu den
Berufen. Es war gewiß nicht die Absicht der Universität Humboldts, durch wissenschaftliche Ausbildung
berufsnotwendige Kenntnisse zu vermitteln. Ihr praktischer Bezug betraf
vielmehr die begründend-argumentierende Orientierung im Handeln, die – über
die Teilnahme an der wissenschaftlichen Tätigkeit – zum Bestandteil des
Subjekts nicht nur als erkennendes, sondern auch als handelndes wird.
[028:84]
»Was wir mit dem Bewußtsein, daß wir es tätig erlernen, und mit dem Bewußtsein der Regeln dieser erlernenden Tätigkeit,
auffassen, das wird zufolge dieser eigenen Tätigkeit und dem
Bewußtsein ihrer Regeln ein eigentümlicher Bestandteil unserer
Persönlichkeit und unseres, frei und beliebig zu entwickelnden,
Lebens.«
10
|B 173|10J. G. Fichte, Deduzierter Plan ..., § 5.
[028:85]
»Denn nur die Wissenschaft, die aus dem Innern
stammt und ins Innere gepflanzt werden kann, bildet auch den
Charakter aus, und dem Staat ist es ebenso wenig als der Menschheit
um Wissen und Reden, sondern um Charakter und Handeln zu
tun.«
11
|B 173|11W. v. Humboldt, Über die innere und äußere Organisation der höheren
wissenschaftlichen Anstalten in Berlin, in: Die Idee ..., S. 379.
[028:86] Die Berufsbezogenheit fehlte indessen nicht völlig, wie sich in
dieser Formulierung Humboldts
andeutet, nur daß sie sich nicht an einzelnen Berufsrollen konkretisierte,
sondern in der gleichsam kollektiv-ständischen Rolle der bürgerlichen
Beamtenoberschicht Preußens. Beides, Wissenschaft |B 42|und Beruf, war jedoch nicht durch die Sätze der Wissenschaft miteinander verbunden,
sondern durch die in der auf Erkenntnis zielenden Reflexion gewonnene
philosophische Fähigkeit. Gerade damit aber verhält es sich heute anders. Der zunehmende wissenschaftliche
Charakter der Berufstätigkeiten, im Sinne einer Verwendung
wissenschaftlicher Resultate, hat in der wissenschaftlichen Ausbildung durch
die Hochschule seine Entsprechung in der Aufmerksamkeit für ebensolche
verwert- und verwendbaren Resultate der
»Forschung«
einerseits und der Forschungsmethoden andererseits. Die Bedeutung der
wissenschaftlichen Ausbildung für das gesellschaftliche Handeln ist
konzentriert auf die technologische Dimension der Berufstätigkeit:
einzelwissenschaftliche Kenntnisse und forschungstechnische
Verfahrensweisen. Solche Konzentration ist teils gerechtfertigt durch den
wissenschaftlichen Charakter der modernen Berufswelt selbst; wenn
Wissenschaft bereits ein konstitutives Element der Praxis ist, gehört die
wissenschaftliche Aubildung im genannten Sinn zu den notwendigen und unerläßlichen Bedingungen
für die Bewältigung der Praxis.
[028:87] Diese Rechtfertigung aber stellt sich als bedenkliche Verkürzung
heraus, wenn der soziale Handlungszusammenhang, in dem berufliche Tätigkeit
bestimmt und bewertet wird, in dem damit auch die Wissenschaft ihre
tatsächlich praktischen Funktionen bekommt, nicht mehr zum Gegenstand der
Reflexion in der wissenschaftlichen Ausbildung gemacht wird. Die
wissenschaftliche Kritik leistet nicht mehr eo ipso die Kritik der
vorwissenschaftlichen Praxis. Es liegt dann nahe, daß man auf den Gedanken
verfällt, durch jene pädagogischen Zusatzveranstaltungen den Mangel
auszugleichen. Ein solcher Ausgleich aber schwächt dadurch, daß er auf
Reflexion verzichtet, die praktische Funktion der wissenschaftlichen
Ausbildung, die sich nun erst recht den Studierenden gegenüber als
kognitives Leistungstraining darstellen kann: Lernen statt Erkennen.
|B 43|
Das wissenschaftliche Verfahren
[028:88] Was ergibt sich aus solchen Überlegungen für die
Wissenschaftsdidaktik? Die folgende Frage ist zu beantworten: Enthält die
wissenschaftliche Tätigkeit nicht doch und immer noch – trotz jener
skizzierten Funktionsveränderung im Verhältnis von Wissenschaft und Praxis –
die auch für die Lösung praktischer Fragen der Handlungsorientierung
entscheidenden Elemente?
[028:89] Die Verabschiedung der philosophisch-praktischen Überhöhung der
Wissenschaft durch die Reformer von 1807 und der Verzicht auf ihre Absicht,
durch wissenschaftliche Ausbildung unmittelbar auf das Wollen der
Studierenden zu wirken, kann nämlich auch als erfreuliches Resultat der
weiteren Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte verstanden werden. Die
Genauigkeit der Einsicht in die besonderen Bedingungen, unter denen
wissenschaftliche Sätze zustandekommen, die Einsicht zugleich in die Grenzen wissenschaftlicher Aussagen darf als ein Vorzug der neueren Wissenschaftslogik angesehen werden. Wird dieser Vorzug, wie viele zu meinen scheinen12
|B 173|12Diese Befürchtung, die im Streit
zwischen empirisch-analytischer und kritisch-didaktischer Konzeption der
Sozialwissenschaft auf wissenschaftstheoretischem Niveau formuliert wird
(vgl. dazu vor allem J. Habermas, Theorie und Praxis, Neuwied 1964), findet ihren hochschulpraktischen Niederschlag in
einer bisweilen allzu kurzschlüssig erscheinenden Adaption jener
»kritischen Theorie«
, in der der Begriff
»Kritik«
sich schon in einer Ablehnung des
Bestehenden zu erfüllen scheint. Beispiele für solchen
»unkritischen«
Gebrauch des Ausdrucks
»Kritik«
finden sich u. a. in St. Leibfried (Hrsg.), Wider die Untertanenfabrik, Köln 1967.
, notwendig erkauft um den Preis der
gesellschaftspolitischen Relevanz der wissenschaftlichen Tätigkeit, ihrer
praktischen, das heißt die gesellschaftlichen Zwecksetzungen betreffenden
Potenz? Folgen wir den Merkmalen, die Patzig für die wissenschaftliche
Ausbildung fordert, dann scheint das nicht der Fall zu sein:
[028:90]
»Hand in Hand mit dem Erwerb von Kenntnissen und
Fertigkeiten muß die Bemühung gehen, sich von allen vorgefaßten
Meinungen freizuhalten, die Voraussetzungen, von denen man ausgeht,
stets bewußt zu machen, bei jeder Hypothese nach Gegeninstanzen
Ausschau zu halten. Wissenschaftliche Verfahrensweise schließt die
Bereitschaft ein, das Gewicht jeder Behauptung der Kraft der zur
Verfügung stehenden Argumente feinstens anzupassen, und die
Fähigkeit, sich in die Sache selbst bis zur Selbstvergessenheit zu
versenken. ... In dem Maße, in dem diese Tugenden eines methodischen
Denkens, in einer Fachdisziplin eingeübt, im Umgang mit schon in
diesem Sinne disziplinierten Wissenschaftlern (anders sind sie wohl
nicht zu erwerben), auch auf Probleme außerhalb des Fachs, z. B. in
der poli|B 44|tischen Urteilsbildung und in
persönlichen Entscheidungen angewandt werden, hat jede
wissenschaftliche Ausbildung der Potenz nach auch eine
Erziehungsfunktion.«
13
|B 173|13G. Patzig, Was heißt
»wissenschaftliche
Ausbildung«
?, in: Georgia Augusta, Jg. 1967, Heft 8, S.
33.
[028:91] Die bildende Wirkung der wissenschaftlichen Ausbildung – so ist
hier die Meinung – liegt einzig in den Regeln, die das wissenschaftliche
Verfahren definieren. Praktisch relevant wird solche Ausbildung durch die
immer allgemeiner werdende Geltung dieser Regeln, dadurch nämlich, daß sie
nicht nur Regeln wissenschaftlicher Erkenntnis sind, sondern des rationalen
Verkehrs überhaupt. Auch Baumgarten ist dieser Meinung, noch pointiert
durch die behauptete Parallelität von wissenschaftlichem und
demokratisch-praktischem Regelsystem, die er in drei Momenten zusammenfaßt:
1. die Disziplin des hypothetischen Denkens, das heißt das Mißtrauen den
eigenen Sätzen gegenüber, aus dem erst die Offenheit der Kommunikation
folgt; 2. die Abneigung gegen dogmatische Systeme; 3. die Bereitschaft, auch
bei nicht bestehender Einigkeit in den Regeln rationaler Kommunikation verbunden zu bleiben.14
|B 173|14E. Baumgarten, Zustand und Zukunft der deutschen Universität, Tübingen 1963, S.
40
[028:92] Danach hat es also den Anschein, als lägen die Prinzipien der
Wissenschaftsdidaktik in den Regeln des wissenschaftlichen Verfahrens fest,
als sei durch diese Regeln auch die praktische Relevanz der Wissenschaft
(jenseits ihrer technisch verwertbaren Ergebnisse) gesichert und als bestehe
die didaktische Aufgabe der Hochschule in nichts als einer wirkungsvollen
Vermittlung dieser Regeln.
[028:93] Sind solche Überlegungen hinreichend oder sind sie, im Hinblick
auf die konkreten gesellschaftlichen Funktionen, nicht doch zu abstrakt?
Kommen wir auf diese Weise tatsächlich schon zu einem befriedigenden Begriff
des hochschuldidaktischen Problems? Gehören nicht vielmehr auch die
empirischen Bedingungen, unter denen Wissenschaft betrieben, verwertet und
gelehrt wird zu diesem Begriff? Die Sätze Patzigs und Baumgartens sind Forderungen: sie enthalten
kaum Hinweise darauf, wie sie realisiert werden und welche Widerstände – die
Trägheit und Uneinsichtig|B 45|keit der beteiligten
Personen ausgenommen – einer Verwirklichung im Wege sein könnten.15
|B 173|15Baumgarten allerdings formuliert seine Postulate durchaus im
Zusammenhang einer empirischen Analyse einzelner Aspekte der
Hochschulen, die nicht mehr in der Lage seien, ihre Aufgaben zu
erfüllen; er tut das insbesondere im Hinblick auf die Einstellungen der
Hochschullehrer und im Anschluß an die große Untersuchung von Anger(H. Anger,|B 174|Probleme der deutschen Universität, Tübingen 1960),
allerdings ohne das prinzipielle Problem der Verflechtung von
Wissenschaft und dem die Wissenschaft ermöglichenden
Kommunikationssystem theoretisch aufzunehmen.
Es könnte z. B. sein, daß jenes an die Regel des wissenschaftlichen
Verfahrens streng sich bindende Verhalten nur noch von kleinen Gruppen
innerhalb der Hochschulen geübt und weitergegeben wird. Es könnte weiterhin
sein, daß der Leistungsdruck der Gesellschaft auf die akademischen
Ausbildungswege und vermittelt auch auf das Bewußtsein der Studenten eine
Verkürzung gerade jenes eigentümlich wissenschaftlichen Verhaltens
befördert. Und es könnte schließlich sein, daß die von Baumgarten behauptete Entsprechung von
demokratisch-politischem und wissenschaftlichem Regelsystem gar nicht
existiert, es sei denn als Vorstellung, und also die Ausbreitung rationaler
Formen der Kommunikation eher erschwert als begünstigt wird.
Wissenschaft als Kommunikation
[028:94] Das Reden von Wissenschaft schließt ein, daß das Befolgen der
wissenschaftlichen Verfahrensweisen – der Begrenztheit individueller
Erkenntnismöglichkeiten wegen – nur im sozialen Zusammenhang mit anderen um
Erkenntnis bemühten Individuen geschieht. Eine einsame Einsicht ist noch
keine Wissenschaft. Sie wird zur Wissenschaft erst dadurch, daß sie
diskutiert wird. Es könne, schrieb Schleiermacher,
[028:95]
»nur ein leerer Schein sein, als ob irgendein
wissenschaftlicher Mensch abgeschlossen für sich in einsamen
Arbeiten und Unternehmungen lebe. Vielmehr ist das erste Gesetz
jedes auf Erkenntnis gerichteten Bestrebens: Mitteilung.«
16
|B 174|16F. D. Schleiermacher, Gelegentliche Gedanken ..., a. a. O., S.
225.
[028:96] In dieser Tradition benennt auch Hartmut von Hentig das didaktische
Prinzip aller Wissenschaft:
»die notwendige Verbindung von Erkenntnis und
Kommunikation«
.17
|B 174|17
H. v. Hentig, a. a.
O.
Dieses Prinzip zeige sich darin, daß Wissenschaft angewiesen ist auf
[028:97] Alle Bestimmungen zeigen, daß der Zusammenhang von Erkenntnis und
Kommunikation notwendig ist, wenn überhaupt von Wissenschaft gesprochen
werden soll. Hochschuldidaktik wäre demnach die Theorie und Praxis
derjenigen Konsequenzen für akademisches Lehren, die im Zusammenhang mit
jenem der Wissenschaft selbst innewohnenden didaktischen Prinzip stehen. Mit
dem Prinzip ist gesagt, daß Erkenntnis nur insofern zur Wissenschaft wird,
als sie in einen Kontext von Kommunikationen des Sich-Verständigens gebracht
wird.
[028:98] Dieser Kontext von Kommunikation aber folgt, worauf wir schon
hingewiesen haben, bestimmten Regeln. Es sind, allgemein gesprochen, die
Regeln des rationalen Argumentierens. Zu diesen für die Wissenschaft
konstitutiven Regeln des rationalen Argumentierens gehört es nun, daß die
Rationalität eines Arguments in dem Maße steigt, in dem die
Prüfmöglichkeiten erhöht werden. Je genauer die Bedingungen anzugeben sind, unter denen das Resultat eines
Erkenntnisprozesses zustandekommt, um so rationaler wird das, was von Hentig
»Kommunikation«
nennt. Nicht im
»Wissen«
der Wissenschaft liegt ihre Rationalität, sondern in ihrem
Verfahren. Das bedeutet aber auch, daß die Mitteilung sogenannter
»Ergebnisse der Wissenschaft«
, ihr angesammelter
Datenschatz, am wenigsten geeignet ist, jene Rationalität zu vermitteln.
Eine didaktische Praxis, die im Ausbildungsgang der Universität die
Vermittlung von Kenntnissen trennen will von den Verfahren der
Erkenntnisgewinnung, eine Praxis, die sich damit zufrieden gibt, daß solche
Kenntnisse ja schließlich
»auf wissenschaftlicher
Grundlage«
von der Forschung bereitgestellt seien, befördert die
Irrationalität akademischer Bildung.
[028:99] Damit wäre dem bisher Erörterten nichts Neues hinzugefügt, wenn
nicht durch den Hinweis darauf, daß die Rationalität der akademischen
Bildung eine Funktion des Kommunikationszusammenhangs von Wissenschaft sei,
nun auch ihre sozialen Bedingungen angesprochen wären. Je mehr die
wissenschaftlichen Veranstaltungen sich ausbilden, so meint Schleiermacher,
|B 47|
[028:100]
»um desto mehr erfordern sie Hilfsmittel, Werkzeuge
mancher Art, Befugnis der Verbundenen, auch als solche mit andern
auf eine rechtsbeständige Art zu verkehren.«
18
|B 174|18F. D. Schleiermacher, a. a. O., S. 225.
[028:101] Andererseits gilt, was Schelling sagt:
[028:102]
»Es soll auf Akademien
nichts gelten als die Wissenschaft und kein anderer Unterschied
sein, als welchen das Talent und die Bildung macht.«
19
|B 174|19F. W. J. Schelling, a. a. O., S.
22.
[028:103] Dem Geltungsanspruch steht die empirische Verflochtenheit der
Wissenschaft mit der Gesellschaft gegenüber, welche sich daraus notwendig
ergibt, daß die Wissenschaft als Kommunikationszusammenhang ein Teil
gesellschaftlicher Praxis ist. Das trifft insbesondere dann zu, wenn
Wissenschaft gelehrt werden soll, wenn es also darum geht, Studierende mit
den Regeln dieses Kommunikationszusammenhangs vertraut zu machen. Das kann –
wenn sich die Aufgabe der akademischen Ausbildung nicht in der technischen
Verfügung über einschlägige Forschungsmethoden und der Aneignung von Ergebnissen der
Forschungspraxis erschöpfen soll – nur dadurch geschehen, daß die
Studierenden am Erkenntnisprozeß beteiligt werden. Das in den Hochschulen
gegebene didaktische Problem ließe sich also als die Frage nach der Natur
von Erkenntnis- und Beteiligungsprozessen bestimmen. In beiden Hinsichten
nun machen sich soziale Bedingungen bemerkbar, deren Aufklärung eine Sache
der Wissenschaften selbst wäre, soll die Rationalität der Kommunikation
nicht nur in einem technischen Sinne gewahrt sein.
Soziale Bedingungen didaktischer Prozesse
[028:104] Der erste Komplex von Bedingungen, die es aufzuklären gilt, sind
die Voraussetzungen derer, die Wissenschaft betreiben. Sozial sind solche
Voraussetzungen insofern zu nennen, als sie nicht nur in den individuellen
Verfassungen der einzelnen Wissenschaftler,
sondern in gesellschaftlichen |B 48|Lagen wurzeln. Die
Wahl der leitenden Begriffe, der Probleme, der Forschungsverfahren ergibt
sich nicht zwingend nur aus einer Art Eigengesetzlichkeit des
Erkenntnisfortschritts, sondern ist gesellschaftlich vermittelt. Für
Wissenschaften, deren
»Gegenstand«
soziales Handeln ist,
wie z. B. die Erziehungswissenschaft, ist solche Aufklärung in besonderer
Weise dringlich. Diese Wissenschaften produzieren unmittelbar
handlungsrelevantes Wissen; andererseits gehört der Erkennende dem
Erkenntnisgegenstand selber an: die Wahl zwischen Alternativen im
Erkenntnisprozeß entspringt der vorgängigen Interpretation des
Handlungsfeldes und damit einer Entscheidung für bestimmte
Interessen-Alternativen. Wird dieser Zusammenhang in der wissenschaftlichen
Ausbildung – etwa durch eine Beschränkung auf die Mitteilung von
Forschungsergebnissen in der Lehrerausbildung – nicht diskutiert, dann
verkümmert sie zu einer Aneignung technisch verwertbaren Wissens auf der
einen Seite und zu einer ideologischen Beeinflussung in Form berufsethischer
Motivierungen auf der anderen Seite.
[028:105] Der zweite Komplex von sozialen Bedingungen umfaßt solche, die
auf den Beteiligungs- bzw. Lehrprozeß unmittelbar wirken:
[028:106] die Struktur der Ausbildungs- und Berufserwartungen der
Studierenden;
[028:107] die dem Studierenden entgegengebrachten Rollenerwartungen
der Hochschule, durch ihre Institutionen wie Institute, Seminare,
Übungen, Vorlesungen und durch die Lehrpersonen selbst;
[028:108] das Selbstverständnis der Lehrenden im Hinblick auf ihre
Lehr- und Forschungsaufgabe;
[028:109] die Hierarchien des Lehr- und Forschungskörpers;
[028:110] die ökonomischen Bedingungen;
[028:111] die soziale Herkunft der Studierenden;
[028:112] die Zahl der Studierenden;
[028:113] die Formen, in denen Entscheidungen über Lehr- und
Forschungsprozesse herbeigeführt werden;
|B 49|
[028:114] die Kommunikationsstile zwischen Dozenten und Assistenten,
Dozenten und Studenten usw. und ihre Institutionalisierungen.
[028:115] Es ist zu vermuten, daß Variablen dieser Art wirksam werden in Richtung auf die Chancen für eine wissenschaftliche Ausbildung an Hochschulen, die sich als Beteiligung an Erkenntnisprozessen darstellen will.20
|B 174|20Die hochschuldidaktische Forschung in den USA hat für einige
dieser Variablen bereits zu interessanten Ergebnissen geführt; vgl. dazu den Sammelbericht von W. J. McKeachie, Research on Teaching at the College and University Level,
in: N. L. Grage (Ed.), Handbook of Research on Teaching, Chicago 1963, S. 118
ff.
Diese Variablen aber sind – wie die letzten Jahre
hochschulpolitischer Diskussion vermuten lassen – selbst nicht unabhängig.
Sie werden ihrerseits beeinflußt von außeruniversitären gesellschaftlichen
Faktoren.
[028:116] Als einen dritten Komplex sozialer Bedingungen für didaktische
Prozesse innerhalb der Hochschulen können wir deshalb solche annehmen, die
die institutionalisierte Wissenschaft und die Organisationsformen der Lehre
an außerwissenschaftliche gesellschaftliche Interessen binden. Dazu gehören die ökonomischen Interessen an
»Effektivität«
des Studiums im Hinblick auf die
Verwendbarkeit wissenschaftlich qualifizierter Fachleute. Ein solches
Interesse muß z. B. nicht zusammenfallen mit dem oben explizierten Begriff wissenschaftlicher Ausbildung. Die Rationalität
der wissenschaftlichen Kommunikation von Lehrenden und Lernenden ist nur
scheinbar autonom. Das zeigt sich in Sonderheit im Verhältnis der
beruflichen Anforderungen zum wissenschaftlichen Ausbildungsprozeß, ferner
in den Beziehungen zwischen Forschungsschwerpunkten und wirtschaftlichen
Leistungsinteressen, schließlich auch in den Abhängigkeiten zwischen
politischen Interessen und den in den Hochschulen gefundenen
institutionellen Lösungen. Detaillierte Untersuchungen der Zusammenhänge auf
der Ebene der Institute, in denen die Abhängigkeiten zwischen den Variablen
Instituts-Ordnung, Forschungsschwerpunkte und ‑Förderungen,
Entscheidungsprozesse, Lehrpraxis, Berufserwartungen, politische Einflüsse
usw. einer empirischen Kontrolle unterzogen würden, könnten die vermuteten
Zusammenhänge auf ihre Bestätigung bzw. Widerlegung hin prüfen. Daß es sich
dabei nicht um aus der Luft |B 50|gegriffene, sondern
durchaus sinnvolle Vermutungen handelt, geht nicht nur aus den
hochschulpolitischen Diskussionen, sondern auch aus den wenigen bereits
vorhandenen Arbeiten zu diesem Thema hervor.21
|B 174|21Vgl. dazu die schon zitierten
Arbeiten von Anger, Baumgarten, McKeachie und Nitsch; ferner H. Krauch (Hrsg.), Beiträge zum Verhältnis von Wissenschaft und Politik.
Symposion
»Forschung, Staat und Gesellschaft«
, Berlin, 22.–26. Juni 1964, Studiengruppe Systemforschung,
Heidelberg 1966; H. Krauch / W. Kunz / H. Rittel (Hrsg.), Forschungsplanung. Eine Studie über Ziele und Strukturen
amerikanischer Forschungsinstitute, München/Wien 1966.
Didaktische Theorie und didaktische Praxis
[028:117] Unser Gedankengang blieb insofern abstrakt, als er sich nur mit
der wissenschaftlichen Ausbildung überhaupt befaßte, ohne Rücksicht auf die
besonderen Fragen, die durch die Eigentümlichkeiten der einzelnen
Fachdisziplinen ins Spiel treten. Aber auch so mag doch einiges deutlich
geworden sein, das als Aspekt theoretischer Reflexion und empirischer
Analyse für jede Wissenschaft von Bedeutung ist:
[028:118] die Eigenart des wissenschaftlichen Verhaltens als einer
Form von rationaler Kommunikation und die Notwendigkeit, diese Form von
Kommunikation zu erlernen durch die Beteiligung am
Erkenntnisprozeß;
[028:119] die Chancen und Formen der hochschulpraktischen
Realisierung des Beteiligungs-Postulates in Forschung und Lehre; die
Analyse der sozialen Bedingungen, denen jene Kommunikations- und
Beteiligungsprozesse unterliegen.
[028:120] Die didaktische Theorie würde demnach in dreierlei Form auftreten
müssen:
[028:121]
1.
Als Explikation des Begriffs
und damit des Anspruchs wissenschaftlicher Ausbildung; der Ort dieses
Verfahrens läge in der Wissenschaftstheorie
(Wissenschaftsdidaktik).
[028:122]
2.
Als Analyse der empirischen
Bedingungen für die Realisierung dieses Begriffs in der Praxis
wissenschaftlicher Lehre (Hochschuldidaktik).
[028:123]
3.
Als Analyse des Verhältnisses
von Wissenschaft und Praxis, der je für einzelne
Disziplinen oder Disziplinen-Gruppen, für Forschungseinrichtungen oder
Theorien, für einzelne Wissenschaftler oder begriffliche Ausgangslagen
|B 51|leitenden Interessen, als Analyse der
Funktionen von Wissenschaften im gesellschaftlich-politischen
System.
[028:124] Das leitende Interesse unserer
Überlegungen war das Interesse an einem Maximum rationaler Kommunikation,
das heißt aber: das der Wissenschaft selbst innewohnende Interesse. Sie wird
an diesem Interesse nur fethalten können, wenn nicht nur die didaktischen Prinzipien immer wieder
herausgestellt, sondern die didaktischen Prozesse einer
erfahrungswissenschaftlichen Kontrolle unterzogen werden. Rational also wird
die hochschuldidaktische Diskussion nur in dem Maße bleiben oder werden, in
dem die Hochschule auch sich selbst als Ort wissenschaftlicher Ausbildung
erforscht. Das bedeutet für die Einzelwissenschaften, daß sie in ihre
Erkenntnisinteressen auch die sozial-wissenschaftliche Frage nach ihrer
eigenen Darstellung und Vermittlung, die Frage nach ihrer Praxisbedeutung
mit aufnehmen müssen.
[028:125] Die Rationalität der Wissenschaft ist gegenüber dem, was sonst in
der Gesellschaft geschieht, nicht prinzipiell neutral. Ihre Entstehung
verdankt sie einem gegen viele Widerstände durchgesetzten Interesse an der Emanpipation von Herrschaftsverhältnissen, das heißt an der prinzipiell gleichen
Beteiligung aller am Prozeß der gesellschaftlichen Veränderungen. Dieses
Interesse also ist nicht nur ein Interesse an der Rationalität wissenschaftlicher
Verfahren; die Verfahrens-Rationalität ist vielmehr nur die zur
wissenschaftlichen Methode geronnene rationale Diskussion der Bürger um die
Gestaltung der gesellschaftlichen Welt, um die Emanzipation von Mächten, die
der Verfügung durch den Menschen noch entzogen sind, und zwar dadurch, daß
sie unaufgeklärt bleiben. Rationalität der Wissenschaft ist mithin ein Element des Vorganges, der sich zutreffend, wenn
auch vielleicht allzu roh, mit Demokratisierung bezeichnen ließe. Die
Beschränkung der Wissenschaft auf ihren vielzitierten
»Elfenbeinernen Turm«
bedeutet nicht nur eine Art Neutralitätsschutz
gegen politische Einflüsse, die ihre Objektivität gefährden, sondern auch
Gleichgültigkeit |B 52|gegenüber
gesellschaftlich-politischen Praktiken, die ihr eines Tages den Boden
entziehen könnten. Wissenschaft kann die
Rationalität des gesellschaftlichen Daseins erhöhen – sie kann aber auch, wenn sie jenen Zusammenhang nicht reflektiert,
denjenigen Herrschaftstendenzen dienstbar werden, die am Rückgang des
Demokratisierungsprozesses interessiert sind.
[028:126] Konkret wird dieses Problem an dem Verhältnis von
wissenschaftlicher Ausbildung an der Universität zu der vom Studenten zu
erwartenden Berufsrolle. Auf der einen Seite heißt es, jeder
berufspraktische Bezug müsse die Reinheit der wissenschaftlichen Forschung
trüben und sei deshalb konsequent von der Universität fernzuhalten. Auf der
anderen Seite wird die Ausbildungsfunktion der Universität durchaus auf die
Berufsrollen bezogen und als berufs- und damit praxisbezogener Kenntnis- und Methodenerwerb verstanden. Beide Meinungen,
soweit sie auch auseinanderliegen mögen, zeichnen sich aber dadurch aus, daß
sie gerade nicht dem Postulat einer Reflexion des Verhältnisses von
Wissenschaft und Praxis folgen. Beide nämlich liefern den auf solche Weise
Ausgebildeten den gerade gegebenen sozialen Bedingungen der Berufe aus, an
denen die wissenschaftliche Bildung sich nun bewähren soll. Demgegenüber
scheint die Aufgabe der wissenschaftlichen Bildung gerade darin zu liegen,
die Funktion von Wissenschaft im sozialen Felde des Berufes theoretisch zu
durchdringen, um den Sinn dieser Bildung nicht gerade dort aufzugeben, wo
sie ihre kritische Funktion gegen das Gegebene zu behaupten, wo sie ihren
emanzipatorischen Zweck zu erfüllen hätte.
[028:127] Als praktische Konsequenzen aus solchen Überlegungen ließen sich
unter anderem die folgenden denken:
[028:128] eine Revision der Vorlesungspraxis in Richtung auf eine
Verringerung ihres Umfangs um all das, was auch in Form von Lehrbüchern
vermittelt werden könnte; sie würde damit vermutlich nicht ihres
eigentlichen Zweckes verlustig gehen, sondern ihn eher zurückgewinnen;22
|B 174|22
»Da unsere Schüler auch Bücher lesen sollen,
und wir ihnen überhaupt nichts zu sagen gedenken, was eben
so gut im Buch steht, so gehört zu jener enzyklopädischen
Rechenschaft eines Lehrers allerdings auch die Aufgabe,
welche Lektüre er vorschreibe. Diese Lektüre mag für den
Anfang in schon vorhandenen Büchern stehen, und es wird in
diesem Falle genug sein, diese zu zitieren.«
(J. G. Fichte, Deduzierter Plan ..., § 62)
.
»Der Lehrer muß alles, was er sagt, vor den
Hörern entstehen lassen; er muß nicht erzählen, was er weiß,
sondern sein eigenes Erkennen, die Tat selbst,
reproduzieren, damit sie beständig nicht etwa nur Kenntnisse
sammeln, sondern die Tätigkeit der Vernunft im Hervorbringen
der Erkenntnis unmittelbar anschauen und anschauend nachbilden«
(F. D. Schleiermacher, a. a. O., S. 252)
.
[028:129] die Wahl von
»Einstiegen«
in eine
Wissenschaft, die an aktuelle Forschungsprobleme anknüpfen und den
Zusam|B 53|menhang von Wissenschaft und
gesellschaftlicher Praxis von Beginn der Ausbildung an zu reflektieren
erlauben;
[028:130] die Wahl von Seminar-Führungsstilen, die ein Maximum von
Diskussion erlauben;
[028:131] die Anleitung zu kollektiven Prozessen wissenschaftlicher
Arbeit, von der Herstellung von Referaten in kleinen Gruppen bis zur
Beteiligung an Forschungsvorhaben im Zusammenhang der Institute;
[028:132] die Beteiligung der Studenten an der Planung von Lehr- und
Forschungsvorhaben;
[028:133] die Einführung von regelmäßigen Lehrveranstaltungen, deren
ausdrücklicher Gegenstand die Funktion einer Wissenschaft in
gesellschaftlichen Praxisbereichen ist;
[028:134] die Öffentlichkeit aller die Wissenschaft betreffenden
Instituts-Entscheidungen, soweit das irgend zu vertreten ist.
[028:135] Lernen an den Hochschulen ist mehr als das Reproduzieren von
Daten und wissenschaftlichen Verfahren, und es unterliegt Bedingungen, die
sich nicht auf Seminare und Vorlesungen allein beschränken. Die Hochschule
kann erst dann eine politisch bildende Wirksamkeit entfalten, wenn die
Beteiligung am Erkenntnisprozeß durch politische Beteiligung ergänzt wird.
Sie müßte alles tun, um Bedingungen zu schaffen, die solche Beteiligung
ermöglichen. Denn unter anderem darin könnte sich
erweisen, ob die Universität imstande ist, das Problem zu bewältigen, das
mit dem Zusammenhang von Wissenschaft und gesellschaftlicher Praxis heute
sich eingestellt hat. Bildung durch Wissenschaft führt zu einer zeitgemäßen
Form von Halbbildung, wenn nicht mit ihr die Bildung des politischen Bewußtseins einhergeht. Daß die bisherige Form
der wissenschaftlichen Ausbildung in dieser Hinsicht nicht recht
leistungsfähig ist, läßt sich aufgrund der Untersuchungen zum politischen
Bewußtsein der Studenten- und Lehrerschaft wenigstens vermuten.23
|B 174|23Vgl. dazu die zusammenfassende Darstellung
bei W. Nitsch, Hochschule. Soziologische Materialien, Heidelberg 1967 (Bibl.).
[028:136] Ohne daß wir uns schon auf kontrollierte Erfahrungen berufen
könnten, scheint die politische Bildungsfunktion der Hochschule vornehmlich
in Zweierlei bestehen zu können:
|B 54|
[028:137] darin, daß die Einzelwissenschaften ihre politischen
Implikationen ausdrücklich zum Thema machen – und
[028:138] darin, daß den Studenten eine
institutionalisierte verantwortliche Beteiligung an den
Hochschulentscheidungen eingeräumt wird, zumal an solchen, die die
Funktion der Wissenschaft im gesellschaftspolitischen Zusammenhang,
die politische Selbstdarstellung der Hochschule betreffen.
[028:139] Wissenschafts- und Hochschuldidaktik als Theorie hätte demnach mehr zu sein als
die Analyse von Lehrprozessen im engeren Sinne des Wortes. Die Frage
nach den Bedingungen solcher Lehrprozesse setzt
»Wissenschaftsdidaktik«
voraus und macht es erforderlich, das
ganze soziale System
»Hochschule«
miteinzubeziehen, sofern es für die empirische Gestalt jener
Prozesse von Bedeutung ist.
[028:140] Hochschuldidaktik als Praxis des Umgangs
mit Studenten in Forschung und Lehre ist mehr, als Optimierung des Leistungszuwachses durch geschickte Anordnung
bestimmter Lehrverfahren; sie umfaßt vielmehr das Ganze der
wissenschaftsrelevanten Kommunikationen. Allerdings: Sichere Prognosen
darüber, zu welchen Ergebnissen solche oder andere Maßnahmen führen werden,
vermögen wir nicht zu stellen. Hochschuldidaktik ist vorerst noch einerseits
ein Feld für Vermutungen, soweit es die Realisierung einer didaktischen
Praxis betrifft; andererseits aber ist sie ein Feld diskutierender
Kommunikation über die Orientierungen, die im Erkenntnis- und
Handlungszusammenhang
»Hochschule«
gelten sollen. Meine
Überlegungen haben deshalb – empirisch gesprochen – die Form einer
Hypothese. Es gilt hier in besonderem Maße, was Popper von der Wissenschaft im ganzen sagt:
»Wir wissen nicht, wir raten!«
|B 55|
Pädagogik und Rationalität
[016:1] Die Erziehung ist ein Vorgang, von dem man der Meinung sein könnte,
er stelle sich in der instinktähnlichen pflegenden und liebenden Zuwendung
der Mutter zu ihrem Kind in reiner oder – wie man mit Vorliebe sagt –
ursprünglicher Form dar. Was an diesem
»Urphänomen«
nicht
Natur sei, sei einerseits die spezifisch menschliche personale Liebe, die
hier das Kind um seines Wohles willen liebt, andererseits durch humane
Gesittung kulturell überformt und festgelegt, ein verläßlicher kultureller
Bestand, durch den das Heranwachsen des Kindes gesichert werden müsse. Die
darin sich zeigende pädagogische Struktur, so könnte man weiter der Meinung
sein, sei ursprünglich nicht nur im genetischen, sondern zugleich im
sachlichen Sinne des Wortes; in ihr zeige sich das
»Eigentliche«
der Erziehung, das nicht nur für das
Erziehungsverhältnis zwischen Mutter und Kind, sondern allgemein gelte.
Diese Meinung, da sie sich für Einsicht in das
»Wesen«
der Erziehung hält, formuliert damit nicht nur das angeblich Faktische,
sondern zugleich eine für das Erziehungsgeschäft fundamentale Norm. Um recht
erziehen zu können, bedarf es der Anschauung dieses Urphänomens und seiner
Transposition in die familienfernen Erziehungsverhältnisse. Die Aufgabe der
Erziehungswissenschaft wäre demnach die Explikation dieses
Pädagogisch-Eigentlichen, das – nach dem Sprachgebrauch dieser Meinung –
»sich verwirklicht«
, in welchem Bildung
»sich ereignet«
: die Explikation der
»zeitlosen, ewig
gültigen Idee der Erziehung«
. Jeder Versuch, neu auftretende
Erziehungsprobleme zu lösen, geschieht dann nach Maßgabe der in der
pädagogischen Ursituation vorgegebenen Struktur.
[016:2] Diese Meinung ist nicht nur in vielen ihrer Bestandteile falsch –
das wäre innerhalb eines sich ständig selbst korrigierenden Systems
wissenschaftlicher Aussagen zu verschmerzen –, sondern sie behindert
Pädagogik als Wissenschaft und führt an ihrer Statt nicht selten zu einer
mehr oder weniger geistreich vorgetragenen Rechtfertigungslehre.
Rationalität als Element der Praxis wie als Medium der Wissenschaft läßt sie
nur in einem eingeschränkten Sinne zu. Damit aber wird solche Meinung in
fataler Weise aktuell. Rationalität, Kritik und Planung werden zwar als
Zugeständnisse der modernen Gesellschaft gegenüber in der Erziehung und
deren Wissenschaft zugelassen, haben hier indessen aber keine
konstituierende Funktion. Während aber die Rationalität in der Form der Bewußtheit als Element der Erziehungspraxis
nur einen besonderen historischen Typus charakterisiert und ebensowenig zum
»Pädagogisch-Eigentlichen«
gehört wie eine naiv
verfahrende, man also sehr wohl – um welchen Preis auch immer – auf sie
verzichten könnte, ist sie doch für die Wissenschaft der Lebensnerv. Dieser wende ich mich daher zunächst zu, um dann
einige Entsprechungen in der Praxis aufzusuchen, die Präzisierung des
Problems durch den Bildungsbegriff darzustellen und schließlich einige
Hypothesen im Hinblick auf die Erziehungswirklichkeit zu wagen.
Irrationale Momente der Erziehungstheorie
[016:3] Der Streit um den Begründungszusammenhang der
Erziehungswissenschaft ist von ihrem Anfang an bis auf unsere Tage nicht
verstummt. Obwohl ein solcher Streit anders als im Medium strenger
Rationalität gar nicht gedacht werden kann, schließt er doch nicht aus, daß seine Lösung dadurch versucht wird, daß aus der
Eigenart des spezifischen Gegenstandes dieser Wissenschaft gefolgert wird,
ihre Rationalität müsse begrenzt sein, sie sei ihrem Gegenstand zuliebe
gezwungen, von wissenschaftlich nicht weiter auflösbaren Entscheidungen und
Wertungen auszugehen, sei genötigt, diese in ihrem Verfahren wie in ihren
Sätzen ins Spiel zu bringen, Infolgedessen sei nur eine sich selbst beschränkende
Rationalität in der Lage, die Erziehungsphänomene der wissenschaftlichen Analyse
zugänglich zu machen. Diese Selbstbeschränkung der Rationalität scheint nun
aber die Erziehungswissenschaft in die Gefahr gebracht zu haben, in ihrer
Theorie an Begriffen und Sätzen festzuhalten, die nur angeblich im Interesse
der Erkennbarkeit des Gegenstandes weiteren kritischen Analysen entzogen
werden. Ja, es ist bisweilen nicht einmal die Erkennbarkeit, die auf diese
Weise gesichert werden soll, sondern das angebliche Ergebnis eines
vorgängigen Erkenntnisvorganges, von dem behauptet wird, daß er das
pädagogisch Gültige, das Pädagogisch-Eigentliche, das Wesen der Erziehung
zutage gefördert habe. So wird mit der Behauptung, Erziehung sei ein
irrationales Phänomen, zugleich ein irrationales Moment in die Theorie, die
das Phänomen beschreiben, verstehen und erklären soll, eingeführt.
[016:4] Besondere Schwierigkeiten bereitet hier die Rolle, die der Verantwortung in der Erziehungswissenschaft zugedacht wird. Es gehöre
»zu der Denkweise der Pädagogik, wie es zu der
Eigenart ihres Gegenstandes gehört, daß sie gewissermaßen allseits
von Verantwortung umgriffen ist, daß es in ihr letztlich überhaupt
keinen verantwortungsfreien Raum gibt«
;1
|B 175|1
E. Lichtenstein, Zur Metaphysik der pädagogischen Verantwortung,
in: Pädagogische Rundschau, Jg. 1952/53, S. 50.
oder: Voraussetzung der Erziehungswissenschaft sei
»die Befangenheit des Theoretikers in der
praktischen Aufgabe und an das pädagogische Tun. Er muß die
Verantwortung der Praxis teilen, ihre Ziele bejahen, von der
Verantwortung und von den Zielen aus denken ... erst die
Befangenheit an die Sache ermöglicht die
wahre wissenschaftliche Objektivität«
.2
|B 175|2
E. Weniger, Die Eigenständigkeit der Erziehung in Theorie und
Praxis, Weinheim 1952, S. 21.
Diese Verantwortung gehöre also nicht etwa nur in den
Entdeckungszusammenhang der Erziehungswissenschaft, insofern nämlich erst
durch sie die für die Forschung relevanten Themen in den Blick kommen,
sondern in deren Begründungszusammenhang; |B 58|sie
konstituiere das erziehungswissenschaftliche Denken. Sie sei darüber hinaus
eine spezifisch erzieherische Verantwortung, die sich aus einem
pädagogischen Ethos ergebe.3
|B 175|3Vgl. dazu besonders L. Froese, Pädagogisches Ethos und gesellschaftlicher Auftrag,
in: Zeitschrift für Pädagogik, Jg. 1961. S. 11 ff.
Hier nun wird die Schwierigkeit deutlich, in die die
Erziehungswissenschaft auf diese Weise gerät: es wird kaum zu leugnen sein,
daß der Erziehungstätigkeit immer eine im Hinblick auf die gefaßte Aufgabe
besondere Art von Verantwortung korrespondiert; und
ebenso, daß sich auf diese Weise im Bewußtsein des Erziehers ein dem
Erziehungsprozeß zugehöriger Zusammenhang von Wertungen und Erfahrungen
etabliert, der als spezifisch pädagogisch erscheint. Diese im Bewußtsein des
Erziehers vor sich gehende Absonderung des Pädagogischen ist aber ein
irrationaler Prozeß, der gerade durch das Fehlen von Rationalität und Kritik
zustande kommt.4
|B 175|4Diese
Absonderung des
»Pädagogischen«
war
allenfalls noch in der pädagogischen Reformbewegung, in der
Theorie Herman Nohls historisch
»richtig«
,
da nur so es der Erziehungstheorie gelingen konnte, sich von
der konfessionellen wie der positivistischen Überfremdung zu
befreien. Heute noch an einer solchen Position festhalten
bedeutet, die damalige Lage der erziehungstheoretischen
Diskussion ideologisch reproduzieren.
Das Bewußtsein, das sich und seine Positionen für rein pädagogisch
hält, wird getäuscht, da es die Tatsache, selbst gesellschaftlich vermittelt
zu sein, nicht reflektieren kann. Die Erziehungswissenschaft, statt dieses
Phänomen zum Ausgangspunkt ihres kritisch-rationalen Verfahrens zu machen, bleibt selbst in der irrationalen Partikularität
befangen und verhindert damit jene Rationalität, die zu realisieren sie sich
doch anheischig machen möchte.
[016:5] Dieses allgemeine Problem nimmt eine Reihe besonderer Formen an,
von denen ich nur die auffallendsten nennen möchte. Die Frage nach dem Verhältnis der
Erziehungswissenschaft zur Empirie ist so alt wie die Erziehungswissenschaft selbst, seit nämlich Schleiermacher fragte, ob das Verfahren der pädagogischen Wissenschaft
empirisch oder spekulativ sein solle. Die von ihm geforderte Verschränkung
beider Verfahrensweisen aber ist in der Wissenschaftsgeschichte unter der
Hand zu einer Alternativ-Frage geworden: es ging schließlich nicht mehr um
das Problem, wie zwei rationale Verfahren in einer Wissenschaft kombiniert
werden könnten, sondern um die ausschließliche Gültigkeit des einen oder
anderen Wissenschaftsbegriffs. Die zweifelhaften Begründungen ihrer Theorie,
mit denen sich die Vertreter einer ausschließlich deskriptiv-empirisch
ver|B 59|fahrenden Erziehungswissenschaft versahen,
gaben ihren Kritikern scheinbar recht. Diese wiederum reproduzierten die
Vorurteile gegen die Empirie und verhinderten die doch mögliche Kontrolle
der eigenen Aussagen, die zwar in sich logisch stimmig sein mochten, in
ihrem Erkenntniswert indessen sehr beschränkt blieben. So kam es, daß erst
die Nachbardisziplinen, besonders Soziologie und Lernpsychologie, die
Erziehungswissenschaft auf die ideologischen Bestandteile ihrer Theorie
aufmerksam machen mußte. Hat die Nachbarschaft mit der Psychologie schon
seit geraumer Zeit ergiebige Formen angenommen, so
wird doch der Soziologie immer noch eine hartnäckige Abneigung
entgegengebracht, und zwar vermutlich deshalb, weil von ihr am
nachdrücklichsten die Eigenständigkeit jenes pädagogischen Ethos in Zweifel
gezogen wird. Die Hartnäckigkeit ist verständlich, da erst eine die
Vergesellschaftung des Menschen bis in die einzelnen Glieder des
Erziehungsprozesses hinein verfolgende Reflexion den pädagogischen
Irrationalismus ganz vernichtet, eine Reflexion, die sich anschickt, diesen
Irrationalismus nicht als illegitim, unangemessen oder falsch zu
qualifizieren, sondern ihn als gesellschaftliches Interesse zu
entlarven.
[016:6] Ein weiterer Aspekt des Dilemmas zeigt sich in der Behandlung des
Autoritätsproblems. Anstatt das Problem in empirisch gehaltvollen Aussagen einer
rationalen Kritik und Kontrolle zugänglich zu machen, was in den
benachbarten Sozialwissenschaften längst unternommen wird, wird es immer
noch und immer wieder als metaphysische Bedingung des Erziehungsvorgangs
dekretiert, als die sogenannte echte Autorität gerechtfertigt und damit,
sicherlich gegen den Willen der Autoren, einer irrationalistischen
Restauration als wirksames Argument in die Hände
gespielt. Hier ließe sich besonders eindringlich zeigen, was es sowohl für
die wissenschaftliche Erkenntnis wie auch für die Brauchbarkeit der
Ergebnisse bedeutet, wenn die pädagogischen Probleme aus dem
gesellschaftlichen Zusammenhang gelöst werden, in dem sie doch überhaupt
erst als wirkliche erscheinen.5
|B 175|5Gerade bei der
Analyse pädagogischer Autorität zeigt sich nämlich, wie
weitgehend in der Erziehung die in der Gesellschaft
vorwaltenden Herrschaftsverhältnisse reproduziert werden.
Dieser Zusammenhang wird in der Pädagogik immer noch
ignoriert, von wenigen Ausnahmen abgesehen (W. Strzelewicz, P. Roeder, U. Walz).
|B 60|
[016:7] Schließlich ist die immer noch wirksame Vorliebe der Pädagogik für
geschlossene Sozialsysteme zu erwähnen. Der Grund für diese Vorliebe scheint mir sowohl in der
kulturkritischen Tradition der Erziehungstheorie wie in der Suggestion zu
liegen, die von der Familie als dem angeblichen Ursprungsort des Erzieherischen ausgeht. Man muß sich vor Augen halten, daß die pädagogische
Theorie seit der späten Aufklärung – ob zu recht oder nicht, bleibe
dahingestellt – sich in einem der Gesellschaft gegenüber kritischen
Selbstverständnis etabliert hat und dieses in eine gleichsam pädagogische
Rolle umzusetzen trachtete. Diese gegen die industrielle Gesellschaft und
besonders deren Mobilität gerichtete Kritik assoziierte sich mit dem Wunsch
nach sogenannten einfachen, elementaren, volkstümlichen Sozialformen, die
ungeschichtlich gedacht wurden.
[016:8] So entstanden nicht nur die literarischen Konzeptionen
pädagogischer Provinzen von Goethe und Fichte
bis zu Hermann Hesse, sondern
zugleich eine auf den pädagogischen Alltag hin entworfene Theorie, für die
der Gedanke einer der gesellschaftlichen Wirklichkeit gegenüber
abgeschlossenen heilen Welt pädagogischer Prozesse konstitutiv wurde. Durch den
pädagogischen Alleingang Pestalozzis in Stans, durch Fröbel, die Heimerziehung, die Jugendbewegung, schließlich durch
die Theorie Tönnies’ soziologisch unterstützt, gewann dieser Gedanke seine
zweifelhafte Dignität auch für die
Erziehungswissenschaft und entwickelte sich jene, allenfalls auf
individuelle Erfahrungen sich stützende Option für den geschlossenen
pädagogischen Raum, mit der die Hoffnung verbunden wird, der durch ihn
hindurchgegangene junge Mensch sei damit imstande, die Menschlichkeit in
einer widrigen Welt zu bewahren.6
|B 175|6Selbst bei
einem auf empirisch kontrollierbare Argumentation so
erpichten Autor wie W. Brezinka finden sich die folgenden Sätze:
»Was (in der Schule und angesichts ihres
säkularisierten Charakters) an Zielsetzungen
übrigbleibt, ist blaß, inhaltsarm und viel zu
unverbindlich, als daß es den Geist beschwingen
könnte«
(Erziehung als
Lebenshilfe, Stuttgart ²1961, S. 163)
; infolgedessen bedürfe es der
»geschlossenen Gruppe als Ort der
Charakterformung«
(S. 250 ff.)
;
»Solange der jugendliche Charakter
noch plastisch bleibt, also bis zum Abschluß der
Reifejahre, kann die Erziehung nicht darauf
verzichten, daß möglichst in allen Gruppen, die auf
ihn einwirken, die gleiche Rangordnung der Werte
anerkannt wird«
usw.
(S. 261)
.
Nun kann kaum geleugnet werden, daß der Familie gerade ihrer Geschlossenheit wegen fundamentale und unverzichtbare Erziehungswirkungen eignen.
Problematisch ist jedoch die Transposition dessen, was in diesem
beschränkten Erziehungsraum gilt, in das pädagogische Feld überhaupt. Mit
der Festlegung der Familie als der Institution des Pädagogisch-Eigentlichen,
als des
»schlechthin exemplarischen Mu|B 61|sterbildes«
der Erziehung7
|B 175|7
H. Döpp-Vorwald, Pädagogie – Pädagogik –
Erziehungswissenschaft, in: Pädagogische Rundschau, Jg. 1963, S. 356
. Die frühen und einfachen Stufen pädagogischer
Besinnung – wozu vermutlich auch die pädagogische Besinnung
in jener musterbildlichen Familie gehört – seien zu
verstehen
»als immer gegenwärtige, zeitlose
Schichten des pädagogischen Bewußtseins«
(a. a. O., S. 357)
.
wird die Irrationalität der bürgerlichen Familie des 19.
Jahrhunderts in die Erziehungswissenschaft eingeführt, ein Akt, dessen
Konsequenzen bis in didaktische und schultheoretische Erörterungen hinein
verfolgt werden können.
[016:9] Auf diese Weise werden nicht nur die Grenzen zwischen
wissenschaftlicher Aussage und Vorurteil bzw. bloßer Meinung ständig neu
verwischt, sondern werden auch die ideologischen Bestandteile der Theorie
immer wieder reproduziert. Die mangelhafte Rationalität der Theorie
ermöglicht es, ungestraft über Erziehung und Bildung zu reden und solches
Reden als in den Zusammenhang erziehungswissenschaftlicher Erörterung
gehörende Aussagen zu deklarieren, sofern die Aussage sich nur als
pädagogisch verantwortlich in dem gesellschaftlich partikularen Sinne des
Wortes ausweist.
»Pädagogisch ist unser Denken erst dann, wenn es von
sich läßt und die Menschlichkeit dieses oder jenes heranwachsenden
Menschen verantwortet.«
8
|B 176|8K. Schaller, Vom
»Wesen«
der Erziehung,
Ratingen 1961, S. 16.
Schon die logische Grammatik dieses Satzes ist
kaum noch verständlich. Wie soll das Denken
»von sich
lassen«
? Soll in diesem Satz von der Praxis die Rede sein und gesagt
werden, daß das Denken zugunsten des verantwortlichen Handelns nachlassen,
das theoretische dem praktischen Verhalten Raum
geben solle, wird man mit einem vernünftigen Streit, über die Funktion der
Rationalität in der Erziehungspraxis beginnen können. Indessen über die
Erziehungswissenschaft ist offenbar – entgegen dem Anspruch dieses Satzes –
nichts ausgesagt, denn sie kann das Denken schon ihrem Begriff als
Wissenschaft nicht
»von sich lassen«
, ob man es nun
pädagogisch nennen will oder nicht.
Irrationale Momente der Erziehungspraxis
[016:10] Theorie und Praxis der Erziehung zeigen eigentümlich gleichsinnige
Tendenzen. Wissenssoziologisch betrachtet ist das kaum verwunderlich: die
pädagogische Theorie hat sich immer in großer Nähe zur Praxis befunden, war
ein |B 62|Produkt wie auch ein Mittel pädagogischer
Ausbildungszwecke, war – selbst noch als Hermeneutik der pädagogischen
Praxis – nicht selten deren Rechtfertigung. Sie ist, wie wenige
Wissenschaften sonst, seit Diesterwegs Zeiten ein Objekt standespolitischer Interessen
gewesen, was ihrer wissenschaftlichen Autonomie ebensowenig bekam, wie die
Tatsache, daß sie seit je eher als Lehre denn als Forschung betrieben
wurde.
[016:11] Diese Gleichsinnigkeit zeigt sich am Problem der
Autorität, das in der Praxis ein ähnliches Schicksal erleidet wie in der
Theorie. Die Erziehungswirklichkeit ist immer noch im Wesentlichen
hierarchisch geordnet; eine Hierarchie, in der die unteren Positionen von
der Jugend, die oberen von der Erzieherschaft besetzt sind. Legitimiert wird
diese Struktur durch die
»pädagogische Autorität«
, die
dem Erzieher kraft seiner Überlegenheit und seines personalen Gewichtes
zukommt. Es ist nicht Sache des Heranwachsenden, diese Autorität zu
kritisieren. Er lernt weder das Einsetzen, noch das Absetzen von
Autoritäten, sondern nur deren Anerkennung. Die pädagogische Autorität ist
deshalb faktisch Herrschaftsautorität. Es charakterisiert diese Autoritätsform, daß sie sich der
Rationalität verschließt, d. h. nicht kritisierbar, durch die
»Empfänger«
nicht änderbar ist. Lehrer, Eltern,
Heimerzieher scheinen sich nahezu darin einig zu sein, daß es – aus Gründen
der pädagogischen Verantwortung – unzulässig ist, die Zöglinge ernsthaft an
der Kritik und Veränderung des pädagogischen Feldes zu beteiligen. Die
Kritik und das Interesse der Heranwachsenden sind hier allenfalls ein Moment
der pädagogischen Taktik; für die Strategie spielen sie keine Rolle.9
|B 176|9Diese
Bemerkungen und die folgenden sind als zugespitzt
formulierte Tendenzen der Erziehungspraxis zu
betrachten.
[016:12] Eine konkrete Variante dieser Struktur findet sich in der politischen Bildung. Sie ist einerseits Kenntniserwerb und methodisch arrangierte
Diskussion, deren Ergebnis indessen in den wesentlichen Zügen von vornherein
festliegt; andererseits ist sie Einübung in eine als demokratisch
bezeichnete Praxis des Umgangs von Menschen miteinander, Ordnung von
Gruppenbeziehungen. Information und Einübung sind die Begriffe, mit denen
sich der pädagogische |B 63|Vorgang nahezu erschöpfend
beschreiben ließe. Die politische Bildung reproduziert damit den kritiklosen
politischen Stil, auf den unsere Gesellschaft sich zuzubewegen scheint. Jedenfalls sind Rationalität und Kritik in ihrer
institutionellen Struktur kaum untergebracht. Bezeichnenderweise heißt es in
einem neuen Kirchenlied, von einer Evangelischen Akademie preisgekrönt und vorwiegend mit
Industriejugendlichen gesungen,
»danke für meine
Arbeitsstelle«
, ohne daß der politische
Quietismus und die Ironie bemerkt würde, die in einer Phase der
Überbeschäftigung darin liegt. Arbeitsstellen werden von Unternehmern bzw.
von denen gemacht, die gesellschaftliche Herrschaft ausüben.
[016:13] Weniger offensichtlich, darum aber nicht minder wichtig, ist in
diesem Zusammenhang die Rolle, die der Sprache im Erziehungsprozeß zugewiesen wird. Der Affekt gegen die Aufklärung,
mit dem die deutsche klassische Pädagogik begann, ist immer noch wirksam.
Das Postulat Pestalozzis,
»mit den gefährlichen Zeichen des Guten und Bösen,
mit den Wörtern«
vorangegangenes Erleben und Handeln als sittliches zu benennen und
zum Bewußtsein zu bringen, wird unverändert für gültig befunden, obwohl es
sich hier gerade nicht um Reflexion, um kritische Analyse des Erlebten und
Erfahrenen handelt, sondern um den Aufweis der Evidenz des angeblich
allgemein Geltenden. Was den geschichtlich-gesellschaftlichen Bedingungen
und den Erziehungssituationen, die Pestalozzi im Auge hatte, angemessen gewesen sein mochte, das
wird in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Lage durchaus fragwürdig. Der
Lesebuchstil, dessen sich Volksschullehrer so gut wie Bundeskanzler bedienen
und der den deutschen Aufsatz wie einen großen Teil der Protokolle und
Referate von Studenten beherrscht, verrät eher die Bekanntschaft mit der
Sprache als einem Instrument der Erbauung, nicht aber als Mittel rationaler
Analyse.
[016:14] Eine besondere Bedeutung hat im letzten Jahrzehnt die Diskussion
um die sogenannte Gefährdung der Jugend
erlangt. Die dem pädagogischen Irrationalismus entsprechende Reaktion ist die
Praxis der Isolierung vom Jugendschutz bis zu einer Freizeitpädagogik, die
nur die nach |B 64|Maßgabe eines bestimmten Begriffs von
sozialer Gesundheit erzieherisch verläßlichen Gegenstände und Tätigkeiten an
die Jugend herankommen lassen will. Als bester Schutz gegen die Gefährdung,
vornehmlich durch die Massenmedien, wurde und wird die Einrichtung
pädagogischer Schonräume empfohlen, die dem Heranwachsenden emotionalen Halt
und Sicherheit in einsinnigen Sozialordnungen gewähren. Als Kriterium für
den Bildungswert der in Frage kommenden Inhalte scheint weithin die
Irrationalität des Gegenstandes zu gelten – so etwa in der musischen Bildung
–, so, als müsse die Vernunft vor den sogenannten gefährdenden kulturellen
Produkten resignieren. Wenn die Rede von der Gefährdung der Jugend durch die
Massenmedien empirisch präzisierbare Wirkungen beträfe, wenn in der Tat die
subjektive Vernünftigkeit des Kindes und Jugendlichen nachweisbar vor
solchen Gegenständen prinzipiell versagen müßte und deshalb Verwahrlosung
oder auch nur Verflachung eine notwendige Folge wäre, könnten hier kaum
Vorwürfe gegen jenes Verfahren erhoben werden. Indessen befindet die
Pädagogik sich in der mißlichen Lage, weitgehend etwas als der Fall seiend
zu behaupten, das im wesentlichen doch nicht anders als in der Meinung
solcher Pädagogen existiert, deren irrationalistisches Engagement allerdings
diese Meinung als das entlarvt, was sie ist: die pessimistische Ideologie
des Unpolitischen.10
|B 176|10Das gilt –
jedenfalls in jüngster Zeit – weniger für die
erziehungswissenschaftliche Literatur, als für die zwischen
Wissenschaft und Feuilleton sich ansiedelnde Erbauungs-,
Beratungs- und
»Aufklärungs«
-Literatur.
[016:15] Die Liste der im Hinblick auf die Rationalität problematischen
Erscheinungen der Erziehungspraxis ließe sich noch
vermehren. Indessen sollte hier nur das Problem exponiert werden. In der
Entsprechung von Theorie und Praxis zeigt sich ein normativer Zirkel: durch
die Beschreibung der Praxis wird diese gerechtfertigt. Da die Verantwortung
des Theoretikers als die des Praktikers bestimmt wird, wiederholt sich in
der Theorie die normative Befangenheit. Die Theorie bleibt ohne
Erkenntniswert. Und umgekehrt ist die Tatsache, daß
die Praxis der Theorie entspricht, kein Beweis für die Richtigkeit der
Theorie; Theorie und Praxis
»bedingen sich gegenseitig«
,
wie es heißt, und reproduzieren ihre Vorurteile.
|B 65|
Rationalität und Bildung
[016:16] In den bisher vorgetragenen Bemerkungen wurde, da es sich um
Kritik handelte, ein Kriterium angewandt. Dieses Kriterium soll nun
expliziert und damit der Kern des im Begriff der Rationalität implizierten
pädagogischen Problems bezeichnet werden.
[016:17] Seit der Zeit Herders und Humboldts hat die deutsche Pädagogik im Bildungsbegriff das Entscheidende ihres Wollens, zugleich aber auch das bis heute
aktuell gebliebene Grundproblem formuliert. Der Begriff war beides: normativ
und kritisch. Das kritische Moment hat – innerhalb der Geschichte des
pädagogischen Denkens – seinen Ursprung bei Rousseau. Es geht auf die Erfahrung zurück, daß das
vergesellschaftete Dasein immer schon ein defizienter Modus der
Möglichkeiten des Menschen ist, daß die gesellschaftlichen Implikationen des
Heranwachsens prinzipiell dasjenige reduzieren, was als Mündigkeit doch die
erklärte Norm dieses Vorgangs sein sollte. In die Realität des preußischen
Staates und der merkantilistischen Ausbeutung umgedacht, folgte daraus für
Humboldt, daß – soll jene Norm der Mündigkeit nicht aufgegeben
werden – Erziehung in kritischer Distanz zur Gesellschaft und zum Staat zu
geschehen habe, weil nur so der die Unvernünftigkeit perennierende Druck der
Herrschaftsverhältnisse und Vorurteile reduziert werden könne.11
|B 176|11Vgl. dazu H. Blankertz, Berufsbildung und Utilitarismus, Düsseldorf
1963.
Bildung ist – im Unterschied zu Erziehung – Aufklärung über die
Bedingungen der eigenen Existenz und Konkretisierung der Individualität in
der unter solchen Bedingungen möglichen
»Eigentümlichkeit«
.
[016:18] Indessen enthielt der Bildungsbegriff noch eine andere Komponente:
die Meinung nämlich, daß die Rationalität sich auf das Subjekt beschränken
dürfe, daß es hinreichend sei, auf die Verwirklichung der Individualität als
des
»ursprünglichen Ich«
zu dringen, daß durch die
Kultivierung der vielen Einzelnen als Glieder eines Ganzen das Ganze auf die
Dauer zur Vernünftigkeit umgeformt werde. Dieses privative Moment des
Bildungsbegriffes und der Optimis|B 66|mus, daß die
menschlichen
»Verfassungen«
– die Gesamtheit
gesellschaftlicher und staatlicher Phänomene – vernünftiger und humaner
würden durch Bildung als private Vervollkommnung der Individuen, war nicht
aus der Luft gegriffen. Solche Humanisierung konnte als realisierbare
Möglichkeit erscheinen, solange das Individuum
»sich gegen die öffentliche Macht aufrechterhalten
konnte, solange das private Dasein etwas Wirkliches darstellte,
etwas, was der Einzelne sich wirklich wünschte und selbst formte.«
12
|B 176|12
H. Marcuse, Eros und Kultur, Stuttgart 1957, S.
9
Die Geschichte hat gezeigt, daß der Optimismus
ungerechtfertigt war. Die Kombination von rationalem,
gesellschaftskritischem Engagement und vorpolitischer Kultivierung der
Individualität wurde widersprüchlich in einer
gesellschaftlichen Situation, in der das zweite Moment nur zu retten war,
wenn man auf die kritisch-rationale Bewältigung des Verhältnisses von
Subjekt und Gesellschaft verzichtete, d. h. wenn man unpolitisch wurde und
alle soziologischen Implikationen aus der Bildungstheorie entließ. Und eben
dies trat ein. Der progressive Gehalt, der für die Konzeption der
Bildungstheorie von Rousseau
bis Schleiermacher
konstitutiv war, verschwand oder verblaßte allenfalls zu allgemeinen
Kategorien des Bildungsprozesses. Die ursprünglich in den Bildungsbegriff
investierte Rationalität wurde aufgegeben zugunsten einer Assoziation mit
konservativ-bürgerlichen Ideologien. Die Praxis flüchtete in die
Geborgenheit der unpolitischen pädagogischen Provinz; die Theorie in eine
Explikation des nun irrationalistischen Restbegriffs von Bildung.
[016:19] Ich behaupte nun, daß für die Pädagogik in unserer
gesellschaftlichen Situation das erste Moment des Bildungsbegriffs von
entscheidender Bedeutung ist, will diese Pädagogik mehr sein als eine
Rechtfertigungslehre dessen,
»was ohnehin geschieht«
.
Stimmt es nämlich, daß diese Gesellschaft kein bloßes Repetitionsphänomen
ist, d. h. daß die gesellschaftlichen Bedingungen in ihrem gegenwärtigen
Zustand nicht nur zu erhalten und u. a. auch durch die Erziehung zu
reproduzieren seien, dann fällt der Pädagogik als Praxis wie als Theorie die
Aufgabe zu, |B 67|in der heranwachsenden
Generation das Potential gesellschaftlicher Veränderung
hervorzubringen. Insofern Bildung sowohl die kritische Rationalität, d. h. Einblick
in die Bedingungen der gesellschaftlichen Existenz enthält, als auch diese
Rationalität im Namen einer objektiv geltenden Vernünftigkeit verfährt,
enthält sie jenes Potential und schließt sie die Erziehungswissenschaft mit
der Erziehungspraxis zusammen: der dem kritisch-rationalen Verfahren, deren
sich die Wissenschaft beim Zustandekommen ihres Aussagensystems bedient,
zugrunde liegende Begriff der Rationalität ist zugleich Kriterium für
gelungene oder mißglückte Erziehung. Allein dieser Sachverhalt rechtfertigt
und sichert das Vorhandensein einer Erziehungswissenschaft; er ist die
gesellschaftliche Bedingung ihrer Möglichkeit.
[016:20] Daraus ergibt sich nachträglich, daß die Kritik am Zustand der
pädagogischen Theorie letzten Endes nicht positivistisch sein kann.
Geschichtlich-gesellschaftliche Gegenstände können mit den Mitteln
empirischer Erfolgskontrolle allein nicht hinreichend analysiert werden.
Andererseits aber bleibt die Gefahr der Ideologisierung auch so lange
bestehen,
»als Hermeneutik die Verhältnisse an dem allein
mißt, wofür sie sich subjektiv halten«
.13
|B 176|13
J. Habermas, Analytische Wissenschaftstheorie und Dialektik,
in: Zeugnisse. Th. W. Adorno zum 60. Geburtstag, Frankfurt/Main 1963, S. 480. S.
9
Analyse der empirisch
nachprüfbaren Prozesse und Kritik der Zwecke, denen solche Prozesse wie auch die Analyse selbst unterstellt
werden, sind zusammengenommen erst die unteilbare Aufgabe der
Erziehungswissenschaft. Diese, als die institutionalisierte Rationalität der Erziehung, ist
ihrem Anspruch nach seit der Aufklärung ein Instrument gegen Dogmatismus in
jeder Form. Rationalität läßt sich deshalb nicht, ohne gegen sie selbst zu
verstoßen, auf die Lösung pragmatischer Probleme beschränken; sie kritisiert
prinzipiell jedes Dekret. Die Vernunft hat ein Interesse an Mündigkeit,
Autonomie des Handelns und Befreiung von Dogmatismus. Sie ist, als wissenschaftliche Praxis, nicht nur ein faktisches Moment einer aufgeklärten Gesellschaft, sondern
enthält auch zugleich den Willen zur Rationalität. Sie ist, wie Habermas formuliert, entschieden für Gerechtigkeit, Wohlfahrt, Frieden, entschieden gegen Dogmatismus; sie ist
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14
Die irrationalen Elemente der Erziehungswissenschaft können zwar
durch konsequente Empirie reduziert werden. Würde die Erziehungswissenschaft
aber solche Reduktion als ihre ausschließliche Aufgabe betrachten, dann
würde sie dem Irrationalismus außerhalb ihres Verfahrens um so größeren Raum
geben. Der Irrationalität ist nicht durch Empirie allein, sondern nur
zusammen mit Hermeneutik beizukommen. Hermeneutik darf aber nicht nur
verstehender Nachvollzug eines subjektiv so oder so Gemeinten, sondern sie
muß zugleich und in diesem Verstehen Kritik sein. Das heißt, daß die
immanente Interpretation pädagogischer Gegenstände prinzipiell hinter der
hermeneutischen Aufgabe zurückbleibt. Zur Kritik und damit zu einem
rationalen Verfahren in dem totalen Sinne des Wortes wird sie nur, wenn sie
die subjektive Vernünftigkeit der interpretierten
Sache an dem mißt, was objektiv möglich war, wenn das pädagogische Phänomen
als ein partikulares nicht nur gesehen, sondern auch im Zusammenhang der je
aktuellen gesellschaftlichen Interessen, als ein Teil des Ganzen, bestimmt
wird.
Eine solche Bestimmung der je gemeinten Sache ist dadurch
kritisch, daß sie sie in ihr je Wirkliches und Mögliches auflöst. Eine
Erziehungstheorie, die entweder bei der Explikation dessen, was die Sache
sein möchte – die Gefahr der traditionellen geisteswissenschaftlichen
Pädagogik –, stehenbleibt oder sich mit der Analyse dessen, was sie ist –
die Gefahr einer rein empirisch konzipierten Pädagogik –, begnügt, verfehlt
damit den totalen Anspruch, den der Begriff der Rationalität enthält. Der
Prozeß der Vergesellschaftung begrenzt und beschränkt zwar immer die
Realisierung der Rationalität, aber er vernichtet nicht ihren Begriff.
Solange dieser noch lebendig ist, enthält die Wirklichkeit auch jene
Spannung des Wirklichen zum Möglichen, die zum Bewußtsein zu bringen die
Aufgabe der erziehungswissenschaftlichen Theorie ist. Das gelingt aber nur,
wenn eine rationale Analyse die Momente der Wirklichkeit, die Vernünftigkeit verhindern, in ihrer ganzen Komplexität
kritisiert und als das bezeichnet, was sie sind: Unterdrückung,
Verfälschung, Vorurteil, Ideologie.
Insofern ist – und das läßt sich an der jüngsten
erziehungswissenschaftlichen Forschung unschwer zeigen – Rationalität
zunächst immer negativ. Ihre Kritik ist Verneinung der konstatierten
Unfreiheit. Sie kritisiert zwar im Namen einer besseren Erziehung – und
damit auch im Namen einer besser organisierten Gesellschaft –, tut dies aber
dadurch, daß sie die Mangelhaftigkeit des Faktischen durch die Konfrontation
mit dem Möglichen erweist. Das bedeutet nicht, daß es Aufgabe der
Erziehungswissenschaft sei, inhaltlich detaillierte Entwürfe einer Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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nicht utopisch sein, ihrerseits ein Ausdruck bestimmter gesellschaftlicher
Interessenlagen sein müßten, also von vornherein ein Gegenstand
erziehungswissenschaftlicher Kritik wären. Die Negation, da sie zugleich
Aufdeckung eines Möglichen ist, eröffnet lediglich
dem geschichtlichen Fortschritt, der Praxis der Vernunft, eine neue Chance.
Indessen: Diese Chance der Willkür gesellschaftlicher Interessen zu
überantworten, weil ihre Präzisierung mit einem puritanischen
Wissenschaftsbegriff nicht mehr zu vereinbaren
sei, hieße, die Wissenschaft in ihren Ergebnissen der zufälligen
Normativität der Ideologien überlassen, hieße, die Rationalität an einer
Stelle aufgeben, wo sie sich überhaupt erst zu bewähren hätte: .
Das bedeutet allerdings, daß Verantwortung nun doch ein
konstitutives Element der Erziehungswissenschaft ist. Diese Verantwortung
aber ist nichts der Erziehungswissenschaft Eigentümliches, es ist keine
gesellschaftlich partikulare Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Verantwortung für das kritische Potential einer Gesellschaft, die ohne
rationale Kontrolle nicht das sein könnte, was sie ist bzw. was zu sein sie vorgibt
15
Die so oft mit Recht geschmähte Kulturkritik der Pädagogen bekommt
damit ihren Sinn. Erziehungswissenschaft kritisiert im Namen der
vorenthaltenen Rationalität, d. h. im Namen eines Prinzips, das in der
Wissenschaft zwar besonders exponiert ist, aber doch in der gesamten
gesellschaftlichen Praxis gilt und im Bereich der Erziehung und Bildung als
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Die praktische Frage, zu deren Beantwortung die Erziehungswissenschaft
beizutragen hat, lautet daher: Deshalb möchte ich abschließend einige Hypothesen für die
Erziehungspraxis andeuten, deren Überprüfung mir sowohl im Hinblick auf die
gegenwärtige Praxis wie auch auf den Zustand der gegenwärtigen Theorie
sinnvoll zu sein scheint.
1. Aufklärung als ein rationales, im Medium des Wortes sich
abspielendes Verfahren wird kaum hinreichend sein, das Erhoffte – die
Mündigkeit – hervorzubringen. Das scheint mir schon allein deshalb der Fall
zu sein, weil es unwahrscheinlich ist, daß die ganze
Breite der heranwachsenden Generation von ihr in einem ernst zu nehmenden
und Folgen zeitigenden Ausmaß erreicht wird. Es wäre daher zu prüfen, wie
weit das möglich und hier ein sinnvolles Mittel ist. Das traditionelle
pädagogische Feld wird so aufgebaut, daß in ihm möglichst Gleichsinnigkeit
aller Momente herrscht. An der Geschichte der so genannten Freizeitpädagogik
hat sich das im letzten Jahrzehnt deutlich gezeigt: ihr Prinzip war (und
ist), nach Maßgabe eines bestimmten Begriffs von gesundem Heranwachsen die
Diskrepanzen der gesellschaftlichen Wirklichkeit, da man sie schon aus
dieser nicht eliminieren kann, in die Pädagogik nicht eindringen zu lassen,
um in bruchlos sich aneinanderreihenden ähnlichen Erfahrungen – in diesem
Fall einer bestimmten Auswahl musisch-kultureller
Tätigkeiten – dasjenige aufzubauen, was man sich als die integre
Persönlichkeit des jungen Menschen vorstellt. Stattdessen ist ein
pädagogisches Feld denkbar, das zwar nicht die außerpädagogische
gesellschaftliche Wirklichkeit abbildet, aber doch diejenigen ihrer
Dichotomien, die Rationalität erfordern oder evozieren können, in sich
aufnimmt.
2. Damit hängt die Frage nach der pädagogischen Funktion von zusammen. Bezeichnenderweise spielen Konflikte weder in der
Erziehungspraxis noch in der pädagogischen Theorie irgendeine nennenswerte
positive Rolle. Es wäre zu prüfen, ob und in welcher Weise Konflikte in den
pädagogischen Prozeß hineingenommen werden können, denn es scheint mir
sinnvoll zu sein, zu vermuten, daß ihnen in der gegenwärtigen
gesellschaftlichen Lage ein spezifischer Bildungssinn innewohnt. Die moderne
demokratische Gesellschaft wurde von als eine solche charakterisiert, für die die Regelung von
Konflikten statt ihrer Unterdrückung kennzeichnend ist
16
Man muß aber wohl Dahrendorf entgegenhalten, daß sich mit mindestens dem gleichen
Recht behaupten ließe, daß Konflikte von einem bestimmten Typ eben nicht
geregelt, sondern eher beschwichtigt oder verdeckt werden. So gelangt etwa
der fundamentale Konflikt des Jugendlichen in der industriellen
Arbeitssituation kaum nach außen, sondern setzt sich als unformuliertes Unbehagen, als Mißvergnügen, Unzufriedenheit und ø Gefühl subjektiven Unglücks im Heranwachsenden fest. Gesetzt,
diese Aussagen treffen wirklich die Sachverhalte, gäbe es mindestens zwei
pädagogische Konsequenzen: die Einführung von Konfliktsituationen und die
Einführung einer Praxis ihrer Regelung in das pädagogische Feld einerseits;
andererseits die Formulierung, Aufklärung und Reflexion latenter
Konflikte.
3. Auch die im Erziehungsprozeß auftretenden haben noch nicht die Beachtung gefunden, die ihnen in diesem
Zusammenhang gebührt. Obwohl die Behauptung von der positiven Korrelation
von Sprache und Bildung zum klassischen Bestand der deutschen
Bildungstheorie gehört, ist sie von
nennenswerter Bedeutung jedoch nur als Rechtfertigungshypothese für den
altsprachlichen Unterricht und als didaktische Begründung für
muttersprachliche Bildung geworden. Daß kritisches Vermögen nicht anders als
im Medium der Sprache gedacht werden kann, Sprache deshalb im Hinblick auf
Bildung fundamentale Bedeutung hat, darf eigentlich nicht ohne pädagogische Konsequenzen bleiben. Mir scheint, daß solche
Konsequenzen nicht nur für die Höhere Schule oder nur für die Altersklasse
der Jugendlichen zu ziehen wären, sondern daß unter diesem Gesichtspunkt der
gesamte Prozeß des Heranwachsens betrachtet werden muß.
4. Zu prüfen wäre ferner, wie weit es möglich ist, in die
alltägliche Erziehung, auch in die Schule, Situationen oder Vorgänge mit einzubauen – ein Problem, das die Erzieher immer wieder beschäftigt
hat. Zwei Beispiele mögen das Problem zuspitzen: Die Schülermitverwaltung
würde erst dann mehr als soziale Einübung oder Spielerei in einem von der
Schulleitung zugelassenen Maß, wenn sie Interessenvertretung würde, d. h.
selbst eine politische Situation nicht nur mit untauglichen Mitteln
nachzuahmen versuchte, sondern produzierte. Das klingt freilich für die
Lehrerschaft erschreckend und würde in der Tat den traditionellen
Vorstellungen von Erziehung widersprechen. Mir scheint aber, daß es weder
dem Begriff von Bildung noch den didaktischen und psychologischen
Bedingungen der Erziehung entgegensteht. Mit dem Fernsehen verhält es sich
ähnlich. Abgesehen von den Antipathien, die sich seiner Einführung in die Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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pädagogische Diskussion im Augenblick mit den Fragen der Programmgestaltung.
Diese Diskussion führt möglicherweise im Prinzip
zu nichts anderem als dem, was wir unter dem Namen des Lehrfilms bereits
kennen, jetzt nur mit größeren Möglichkeiten, größeren inhaltlichen
Varianten, methodisch geschickter. Eine besondere pädagogische Chance des Fernsehens aber liegt vielleicht in der . Sie schafft eine Situation, auf die sich der Erzieher ebensowenig
vorbereiten kann wie der Heranwachsende. Gerade dies aber wird – eine
freilich anfechtbare Vermutung – das mehr oder weniger verdeckte
Hauptargument gegen den pädagogischen Wert der sein. Ich indessen meine, daß es das entscheidende Argument für sie
ist: der Erzieher ist gezwungen, in spontaner Auseinandersetzung mit dem
gegebenen Stoff die Praxis seines eigenen kritischen Bewußtseins zu
demonstrieren. Allerdings verlangt das eine gebildete und wissenschaftlich
ausgebildete Erzieherschaft, die selbst realisiert, was sie in den Präambeln
der Bildungspläne von ihren Schülern erwartet.
5. Schließlich wäre zu fragen, ob eine Bildung zu kritischer
Rationalität nicht dadurch gefördert würde, daß die pädagogischen
Institutionen beweglich gehalten würden, durch eine
möglichst weitgehende . Dem scheint freilich die faktische Macht und Schwerfälligkeit, z. B.
der Schule, entgegenzustehen. Um so größere Möglichkeiten enthält indessen
in dieser Hinsicht die Jugendarbeit. Schon das Prinzip der Freiwilligkeit
und die Vielzahl der verschiedenen Einrichtungen geben der Jugendarbeit eine
mobilere Struktur. Zudem können die Heranwachsenden an den Einrichtungen
selbst und ihrer Veränderung in weit wirksamerer Weise beteiligt werden, als
das der Schule im Augenblick möglich ist. Insofern nun diese Mobilität nur
für eine begrenzte Gruppe von Institutionen typisch ist oder sein kann,
entstehen damit zugleich zwei voneinander abweichende Begriffe von
Pädagogik. Diese Differenz ist ein Widerspruch, der allerdings nur dann
fruchtbar und ein Moment gesellschaftlichen Fortschreitens, hier der
Erziehungspraxis im Ganzen, wird, wenn die pädagogischen Institutionen vom
Typus der Mobilität die widersprechende Funktion
ihres Begriffs von Pädagogik gesellschaftlich-praktisch realisieren und sich
nicht ihrerseits als pädagogische Provinzen etablieren.
Mit der Institutionalisierung der Wissenschaft dokumentiert die
Gesellschaft, daß sie die Kritik an sich selbst nicht nur zuläßt, sondern
diese als ein konstituierendes Moment des ihr entsprechenden Bewußtseins
verlangt. Die Einschränkung solchen kritischen Vermögens widerstreitet ihrem
eigenen Begriff insofern und nur insofern, als sie sich für
veränderungswürdig und veränderungsfähig hält. Veränderung ist als eine
Veränderung durch die Subjekte nur möglich, solange noch ein Widerspruch
gegen die Faktizität der gegebenen Lage erfolgt, solange ein Vernünftigeres
als sie nicht nur denkbar ist, sondern auch ausgesprochen wird und als eine
neue Praxis in ihren Zusammenhang eintritt. Der Erziehung fällt in diesem
Zusammenhang zu, die subjektiven Bedingungen solcher Veränderbarkeit
mindestens nicht zu verschütten, im Grunde aber sie hervorzubringen.
Die Rollenproblematik des und die Bildung
Unter dem Titel Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Die Rollenproblematik des Lehrerberufes, in: Soziologie der
Schule, Sonderheft 4 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und
Sozialpsychologie, von , Köln und Opladen 1959.
hat sich diesem Problem als erster im deutschen Schrifttum
ausdrücklich zugewandt. Der Rollenbegriff scheint in
der Tat geeignet zu sein, die besondere Problematik nicht nur des
Lehrerberufes, sondern des Verhältnisses von Bildung und Gesellschaft, von
Erziehungswissenschaft und Soziologie hervortreten zu lassen, allerdings nur
dann, wenn die erziehungssoziologische Analyse die Bildungsproblematik in
ihre Fragen mitaufnimmt. In bezug auf den Lehrer und seine Stellung in der
Gesellschaft heißt das, daß sein, gern als Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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verdächtigtes, Selbstverständnis erst einmal verstanden sein muß, wenn die soziologische Analyse den gemeinten
Sachverhalt erreichen will. Die Arbeit ist besonders geeignet, diese Klippen der Forschung zu
verdeutlichen, denn gerade bei weiter ausgreifenden Analysen und Deutungen,
im Unterschied zu enger begrenzten empirischen Feststellungen, macht sich
der Mangel an differenzierten Fragestellungen bemerkbar. Oder trivial
formuliert: Die Kenntnis der Erziehungswissenschaft würde den Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Arbeit ersparen. Denn es ist z. B. falsch und nichts als ein verbreitetes
soziologisches Stereotyp, daß eine die Gesellschaft
pädagogisierende Erziehungstheorie die bloße Folge neuer Bedürfnisse der
sogenannten industriellen Gesellschaft sei. Merkwürdigerweise nämlich sind
z. B. die von formulierten Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
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mindestens 150 Jahren bekannt. Damit soll nur gesagt werden, daß
Erziehungstheorie und gesellschaftliche Struktur in einem
Funktionszusammenhang verstanden werden müssen, dessen Reziprozität in den
Ansatz der erziehungssoziologischen Fragestellung eingehen sollte. Analog
verhält es sich mit den Stereotypen von der
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In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
transformKMG:make-quote(node(), xs:string, item()*, xs:string, xs:string*) [736:17:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI///////quote
Haltung der
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A. a. O., S.
93.
Was meint man, wenn man von dieser Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
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Praxis getroffen werden, dann muß man zugeben,
daß gewiß manche Beobachtungen eine Vermutung in dieser Richtung zulassen.
Indessen ist doch nach den soziologisch-internen Maßstäben einer empirischen
Sozialforschung eine solche Feststellung bis heute kaum zu verantworten. Spricht man aber weiter von den
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, dann wären genauere Angaben und explizite Auseinandersetzungen am
Platze, ganz abgesehen von der wünschenswerten Auskunft, unter welchen
Bedingungen denn eine Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Nun mag die Feststellung in der Tat richtig sein, daß heute häufig
Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI//////q
postuliert wird. Indessen ist doch aber nach dem Sinn dieses Postulates zu
fragen, ehe man es polemisch als Outsider-Attitüde desavouiert und gegen den
Lehrer als einen angeblichen
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ins führt. Allerdings spricht alles dafür, daß die Formel vom
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diesen Aspekt der sozialen Situation des Lehrerstandes durchaus
trifft. Ist mit ihr aber mehr gemeint, als bestimmte Mangelerscheinungen im
Bereich sozialer Kommunikation – und ihre
Verknüpfung mit kulturkritischen läßt das vermuten –, dann ist zu fragen, welch pädagogischer Sinn ihr
etwa innewohnen kann, und ob es sich nicht um Phänomene handelt, die mit dem
Begriff der Bildung und den gegenwärtigen Aufgaben der Erziehung unmittelbar
zusammenhängen. Es soll deshalb im versucht werden, mit Hilfe des Rollenbegriffs die
pädagogische Problematik des Lehrerberufes in einigen wichtigen festzustellen.
Die Deutlichkeit, mit der eine Rolle festgelegt ist, kann sehr . So ist z. B. nach einer Behauptung
und Die Grundlagen der Sozialpsychologie, Berlin 1955.
die Rolle der Eltern als Erzieher wenig festgelegt. Dies scheint
aber nicht nur für die Familie zuzutreffen, sondern überall dort zu gelten,
wo erzieherisches Verhalten im engeren Sinne und im Unterschied zum Unterrichten und Ausbilden erwartet wird. Das bedeutet,
daß der Interpretation der vage gehaltenen Erwartungen ein relativ großer
Spielraum eingeräumt wird, also eine Art gesellschaftlich festgelegter
Freiheit des ; es bedeutet aber auch, daß die Präzisierung der unbestimmten
Erwartungen nicht vom , sondern von den Bezugsgruppen vorgenommen werden kann und der sich einer Anzahl widersprechender Verhaltensvorschriften
gegenübersieht. Das scheint nun durchaus die Konsequenz eines
demokratisierten Schulwesens in der ein solches Schulwesen ermöglichenden
Gesellschaft zu sein. Noch das 18. Jahrhundert vermied alles, was das
Erziehungs- und Unterrichtsgeschäft in solche Ambivalenzen hätte bringen und
den Lehrer in ein variationsoffenes und interpretationsbedürftiges
Rollenfeld hätte setzen können. Landlehrer wurden in den Dorfschulen
herangezogen, damit die eindeutig festgelegten Erwartungen frühzeitig internalisiert wurden.
In der Tat sind die Interpretationsbedürftigkeit
der Phänomene Erziehung und Schule und die damit
gegebenen divergenten Verhaltenserwartungen der
beteiligten Interessengruppen konstitutiv für die Situation des
Lehrers heute. Diese Divergenz bringt aber den Lehrer in eine schwierige
Lage, denn man erhofft von ihm nicht nur, daß er den Erwartungen der großen
Gruppen gerecht wird, vermittelnd ständig Kompromisse schließt zwischen den Forderungen
nach Leistungssteigerung, Begabtenförderung, Information, persönlicher und
sittlicher Bildung, sondern man erwartet ebenso, daß er den je besonderen
Vorstellungen von einer Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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angemessenen pädagogischen Mitteln entspricht, die innerhalb der
Elternschaft einer Schulklasse durchaus verschieden
sein können, ohne zu einem Konsensus im Sinne einer deutlich festgelegten
Verhaltenserwartung zu kommen. Es scheint, daß dies schon die Situation des Lehrers im 19.
Jahrhundert war. Es scheint außerdem, daß der Lehrer durch solche Struktur
des Rollenfeldes in eine kritische Distanz zu dem ihm begegnenden
gesellschaftlichen System – hier konkretisiert in Verhaltenserwartungen –
geradezu gedrängt wird. Derart heteronomen Forderungen gegenüber ist der
Ausweg in einsinnige Schulsysteme, in denen die Divergenzen, mit welchen
Mitteln auch immer, zum Verschwinden gebracht werden, freilich auch heute
möglich. Allerdings ist dies nur – wenn man von totalitären Systemen absieht
– die Möglichkeit kleiner Gruppen. Die Masse der Lehrerschaft muß diese
Situation bewältigen; sie kann ihr nicht ausweichen.
Das Material, das die vorliegenden Untersuchungen zu diesem Problem
beizutragen vermögen, ist nicht sehr umfangreich; es bietet jedoch
wenigstens einige Anhaltspunkte. Alle einschlägigen Untersuchungen konnten
feststellen, daß der Lehrer eine ausgesprochen starke
Belastung durch die an ihn herangetragenen Rollenerwartungen
empfindet.
Deutlich tritt die Divergenz, ja Rivalität der
Verhaltenserwartungen am Gewerbelehrer hervor.
Jedenfalls ist dies eines der Ergebnisse einer Studie von
Der Gewerbelehrer. Eine soziologische Leitstudie. Göttinger
Abhandlungen zur Soziologie, von , Band 7, Stuttgart 1962.
Zum Beispiel wird das Vermitteln zwischen den divergenten
Verhaltenserwartungen dem Gewerbelehrer dadurch besonders erschwert, daß die
fest umrissenen Vorstellungen der Handwerksmeister von der Rolle des
Gewerbelehrers diesem nachdrücklich fühlbar gemacht werden können. Der
Gewerbelehrer steht daher beständig in einem von ihm selbst auch stark
empfundenen Konflikt, in dem Entscheidungen nur durch Verletzung der einen
oder anderen Seite möglich zu sein scheinen. Daß deshalb von einer
Integration oft völlig abgesehen wird zugunsten einer Anpassung an die
Erwartungen einer der beteiligten Bezugsgruppen (der Handwerkerschaften, der
Industrie-Vertreter, der Schulbehörde usw.) ist nicht verwunderlich. zeigt, wie oft bis in die sprachliche Diktion hinein die
Rollenerwartungen ausschließlich einer Bezugsgruppe internalisiert werden.
Wichtig zum Verständnis des ganzen Komplexes ist die
sozialpsychologische Einsicht, daß Rollenerwartungen in verschiedenen Graden prägend
wirken, und zwar je im Verhältnis zu dem Grad an Genauigkeit, mit
dem sie auftreten, und den Sanktionen, mit denen sie verknüpft sind. Die
verschiedenen Lehrertypen ließen sich also auch rollensoziologisch bestimmen, und zwar nach dem Gesichtspunkt derjenigen
Rollenerwartung, die vorzugsweise internalisiert wird. Nach Maßgabe dieser
These muß auch die Schulklasse als Bezugsgruppe betrachtet werden
In der amerikanischen Erziehungssoziologie wird mit
Selbstverständlichkeit so verfahren. In Deutschland dagegen bedarf es
noch eines ausdrücklichen Hinweises, da das Wissen von der Reziprozität
des Verhältnisses von Lehrer und Klasse sich erst neuerdings in der
Erziehungstheorie verbreitet.
Derjenige Lehrer, der sich selbst vor seiner Klasse als Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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oder wie immer die Lehrertypologien
Vgl. dazu Probleme einer Typologie des Lehrers. Diss. Göttingen 1960 (Msch.).
ihn bezeichnen – spricht eben der Klasse die entscheidende Kontrollfunktion im
Hinblick auf sein Verhalten zu, erkennt sie als Bezugsgruppe an, ja er hat
dadurch, daß er ein typisches Verhalten produziert,
die Erwartungen dieser Gruppe bereits internalisiert. Es handelt sich hier
möglicherweise um eine dem Lehrer durch die Art seiner Tätigkeit nahegelegte
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(Kob), die aber ihre
eigenen Gefahren enthält, da sie den Lehrer aus dem Zusammenhang seiner
eigenen Generation, aus seiner Rolle als Erwachsener unter Erwachsenen,
herauszuziehen imstande ist
Vgl. a. a. O.
Das soziale Berufsbewußtsein des Lehrers ø, Würzburg ,
und , Die Volksschullehrerin; Beiträge zur Soziologie des Bildungswesens im Auftrage der Hochschule für Internationale Pädagogische
Forschung, Frankfurt am Main, von , Bd. 2, Heidelberg 1961.
Wird diese
Beziehungsstruktur nicht – wie beim Volksschullehrer – erziehungsideologisch
gestützt, dann ist zu vermuten, daß gegenläufige Kompensationen naheliegen, daß Selbstverständnis und Rollenorientierung des Lehrers nicht im
pädagogischen Raum der Schule, sondern in Positionen der
Erwachsenen-Gesellschaft gesucht werden.
Diese Offenheit soll nun keineswegs beklagt werden, sie ist
zunächst vielmehr nur festzustellen. Sie scheint besonders zutage zu liegen
bei einer Bezugsgruppe, die in den vorliegenden Untersuchungen keine angemessene Beachtung fand: den
pädagogischen Ausbildungsstätten. Es charakterisiert die
Pädagogischen Hochschulen, daß ihr Ausbildungsprogramm sich nicht in einer
fachlichen, erziehungswissenschaftlichen, didaktischen und methodischen
Bildung erschöpft, sondern als notwendiges Komplement eine pädagogische
Bildung erstrebt, mit der Haltungen und Verhaltensweisen gemeint sind, eine Internalisierung von Verhaltenserwartungen, die die
Ausbildungsstätte dem zukünftigen Lehrer zumutet. Weit weniger wirksam sind
die Mittel der Seminare an den Universitäten; sie sind fast ausschließlich auf die
Mittel der kritischen Reflexion angewiesen. Auf das Verhalten in
spezifischen Berufssituationen bleiben sie ohne Einfluß. Dennoch verstehen
sie sich nicht nur selbst als Bezugsgruppe, sondern werden z. B. in der
Polemik mancher Studienseminare und der an der Ausbildung der Studienräte
beteiligten Fachdisziplinen ausdrücklich als solche angesprochen.
Im ganzen hat es den Anschein, als wäre die Wirkung dieser
Bezugsgruppen in den realen Berufssituationen und auf die Dauer
vergleichsweise gering. Die Erwartungen fügen sich nicht zu einem
eindeutigen Verhaltensbild zusammen, in ihnen
formuliert sich kein auf die konkreten sozialen Berufssituationen bezogenes
Berufsethos, das imstande wäre, den Belastungen standzuhalten. Den hier
verborgenen Problemen ist weder eine nur noch reflektierende
Erziehungswissenschaft, noch eine naive, den gesellschaftlichen Pluralismus
ignorierende pädagogische Soziallehre gewachsen. So sind die pädagogischen
Ausbildungsstätten zwar potentielle Bezugsgruppen, aber ständig in Gefahr,
entweder zu oder der Reallage zuwenig angemessene Erwartungen zu
entwickeln
Dieses Problem ist u. a. Gegenstand eines Aufsatzes von (Die Bildung des Erziehers, in: Beiträge
zur
Menschenbildung, Nohl zum 80. Geburtstag, 1. Beiheft der , Weinheim 1959), wo der dringend notwendige Versuch
unternommen wird, eine realistische Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Lehrers im Zusammenhang mit der erziehungswissenschaftlichen Forschung
anzudeuten.
und damit ihrerseits die Interpretationsoffenheit des
Rollenfeldes gerade an ihrer heikelsten Stelle zu konservieren.
Die vorliegenden Untersuchungen bieten zwar bei der Frage nach dem Rollenfeld, einen Begriff einzuführen, mit dessen Hilfe erst sich das
pädagogische Problem entfalten läßt, sich das
Rollenfeld des Lehrer-Berufes als ein eigentümlich pädagogisches
strukturiert und den Zusammenhang mit deutlich macht.
ø die Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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In function:
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und a. a. O., S.
374 f.
; diese Konstellationen entstünden, so heißt es, aus der
ursprünglichen Kindesrolle im Familienzusammenhang. Wir verwenden diesen
Begriff in einer abgewandelten Form und verstehen unter der Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI//////q diejenige Konstellation von
Eigenschaften, Verhaltensweisen und Meinungen, die der Erzieher, die
Erzieherschaft (speziell die Lehrerschaft) und die pädagogische Theorie in
einem pädagogischen Gedankengang und der mit diesem verbundenen geschichtlichen Erfahrungen entwickelt
haben und die sie von sich bzw. dem Erzieher
erwarten. Der Begriff Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
transformKMG:make-quote(node(), xs:string, item()*, xs:string, xs:string*) [733:17:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI//////q ist die
soziologische Form des Selbstverständnisses der Erzieherschaft bzw. der
Pädagogik.
Diese Selbstrolle hat in der pädagogischen Reformbewegung gefunden; sie kann als eine Reaktion auf die beschriebene
Disproportionalität des pädagogischen Rollenfeldes angesehen werden. Schon
damals war für die Situation des Lehrers charakteristisch, was für die Gegenwart konstatiert: Heterogenität der Verhaltenserwartungen und die damit verbundene
Kritik
Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
transformKMG:make-quote(node(), xs:string, item()*, xs:string, xs:string*) [736:17:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI///////quote
a. a. O., S.
48.
. Die Divergenz der kontrahierenden Bezugsgruppen motiviert den Lehrer, eine eigene Rolle auszubilden, um sie als oder ins soziale Spiel zu bringen.
der Arbeit von Schuh ist die Vermutung
möglich, daß die Volksschullehrerschaft in diesem Punkt zunächst sich
einig ist. Diese Vermutung nämlich wird dadurch nahegelegt, daß sich bei der
Einschätzung der Störfaktoren durch die Lehrer im Vergleich der Gruppen
mit verschiedener Ausbildung keine signifikanten Unterschiede zeigten.
Die Unterschiede entstehen erst durch unterschiedliche und
langandauernde Praxis.
Diese Einstellung scheint der
Volksschullehrerschaft selbstverständlich zu sein. Aber auch für den
Gewerbelehrer ist diese Vermutung zulässig, wenn man folgen will, der feststellte, daß nur 10 der Lehrer seiner Stichprobe den Erwartungen der Handwerksmeister
entsprechen und – in einer anderen Gegenüberstellung nur 19 sich nicht mit den Reformvorstellungen der
pädagogischen Theorie . Das ist möglich, weil einerseits die Vagheit der Erwartungen dem
Lehrer einen großen Spielraum läßt, weil aber andererseits nur ein
beschränkter Teil seines pädagogischen Verhaltens der sozialen Kontrolle
unterworfen ist. Wesentliche Teile des didaktischen und methodischen
Vorgehens, Feinheiten in der Behandlung der Schüler, pädagogische
Überschußleistungen sind durch die sozialen Rollen nicht festgelegt. In
diesen Lücken kann sich die Selbstrolle entfalten; allerdings sind diese Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
transformKMG:make-quote(node(), xs:string, item()*, xs:string, xs:string*) [733:17:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI//////q erst im Laufe einer
Entwicklung entstanden, an der die Selbstrolle als ein nicht unwichtiger
Faktor beteiligt war. Die in diesen Zusammenhang
gehörende Behauptung Lemperts, die Rivalität der Bezugsgruppen sei die beste Sicherung
für die erzieherische Autonomie, ist allerdings so kaum zu halten, obwohl ist, daß gerade diese Rivalität den
Gedanken der pädagogischen Autonomie evoziert hat.
Anstatt von der pädagogischen Selbstrolle
zu sprechen, wäre es daher auch möglich und sinnvoll gewesen, den Begriff
der pädagogischen Autonomie zu explizieren. Sie nämlich scheint mir der Sinn
dieser Selbstrolle zu sein, soweit mit dem Begriff eine pragmatische Absicht bezweckt wird – und
das steht außer Frage. Die autonome Erziehungstheorie
Gemeint ist damit die Geisteswissenschaftliche Pädagogik in
der Tradition von Wilhelm
Dilthey, Herman
Nohl und Erich
Weniger.
kann daher als derjenige theoretische
Zusammenhang von Aussagen verstanden werden, der die Selbstrolle begründen
und stützen soll: als die – in einem weiten Sinn verstandene – Ideologie der Selbstrolle. Diese Theorie hat sich
ein sozial wirksames Instrument in den pädagogisch-akademischen
Ausbildungsstätten geschaffen, sie hat – was der Rollen-Begriff ja bereits
impliziert – die der Selbstrolle korrespondierende Bezugsgruppe
hervorgebracht. Seit es die pädagogische Selbstrolle gibt, der Erzieher auf die an ihn herangetragenen Verhaltenserwartungen mit Gegenfragen.
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Masse und Macht, Hamburg 1960, S. ø.
Mit der vom Lehrer gestellten Gegenfrage entsteht auch das
komplizierte Spannungsverhältnis im pädagogischen Rollenfeld, oder – von der
Erziehungswissenschaft her formuliert: Die pädagogische Reflexion erst
bringt die für unsere Gesellschaft charakteristische pädagogische Struktur
des Rollenfeldes hervor. Wo auch immer Erwartungen, Fragen an die Schule
herangetragen werden, begegnen sie heute der aus der pädagogischen
Selbstrolle stammenden Gegenfrage. Dieses Phänomen schlechtweg als
Kulturkritik oder gar Kulturpessimismus zu bezeichnen
Damit soll freilich der wirklich vorhandene Kulturpessimismus
nicht legitimiert, sondern nur darauf hingewiesen sein, daß jedes
Denken, das sich nicht Faktischen normativ orientiert und auf ein Handeln bezogen ist,
sich diesem Faktischen gegenüber dialektisch verhalten, d. h. unter
anderem distanziert und relativierend verfahren muß.
, wäre
zumindest ungenau.
Es lassen sich also, um den Begriff zu differenzieren, mindestens
zwei Ebenen der pädagogischen Selbstrolle
unterscheiden: zunächst die soziale Tatsache, daß in einer bestimmten
gesellschaftlichen Lage der Lehrer sich einer Konstellation von Erwartungen
gegenübersieht, denen er nicht mehr konfliktlos entsprechen kann; er tritt
zu ihnen in eine kritische Distanz und bildet einen eigenen
Motivationszusammenhang für sein beruflich-pädagogisches Verhalten aus.
Parallel dazu entsteht eine Theorie, von eben denselben Erfahrungen
ausgehend, die in geisteswissenschaftlichen Interpretationen den neuen
Motivationszusammenhang stützt und sanktioniert eine theoretische Rollenkonzeption als Entsprechung der realen
Veränderung des Rollenfeldes. Beide, pädagogische Selbstrolle und
theoretische Rollenkonzeption, verhalten sich kritisch gegenüber der Gesellschaft, gegenüber den Erwartungen der an der Erziehung beteiligten
Bezugsgruppen.
An einem Einzelproblem, dem Verhältnis des
Lehrers zu seiner Klasse, läßt sich einiges noch deutlicher machen.
Ein Blick auf die deutschen Verhältnisse scheint zu zeigen, daß dem bei uns faktisch ein anderes Verständnismodell zugrunde liegt und daß vermutlich auch ausdrücklich an ihm festgehalten wird. Das muß
nun allerdings nicht heißen, daß das Rollenmodell nicht anwendbar wäre. Es
zwingt nur zu einer genaueren Differenzierung des Phänomens, wie das etwa
von oder schon versucht wurde
Die Schulklasse als soziales System, in: Soziologie der
Schule ... von Theorie der sozialen Gruppe, Köln und Opladen
1960.
Der Lehrer richtet sich nach den Verhaltenserwartungen seiner Schüler
offensichtlich nur in einem eingeschränkten Sinne. Allerdings hat es
innerhalb der pädagogischen Reformbewegung eine Tendenz gegeben, die eine
entgegengesetzte Deutung nahelegt; sie war aber nicht von langer Dauer, denn
sie widersprach den Fundamenten unseres Erziehungsverständnisses und hatte nur einen polemischen Wert. Geblieben ist
aber die Formel, Erziehung habe Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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geschehen, habe das Kind und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt des
Interesses zu stellen. Hier wird aber nur der
Anschein erweckt, daß die Erwartungen der Schüler ein Maß für das Verhalten
des Lehrers bedeuten. Tatsächlich ist das Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Erziehers; er kennt das Wohl des Kindes, bzw. es scheinen ihm in den konkreten Situationen unter vielen Verhaltensmöglichkeiten
jeweils eine oder mehrere dem Wohl zu dienen oder nicht zu dienen. Das
Kriterium ist seine gelernte Theorie, nämlich diejenigen pädagogischen Fundamentalsätze, die die Grundlage bilden für die
Verhaltenserwartungen seiner Selbstrolle. Das Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI//////q ist die Projektion der Selbstrolle des Lehrers in die , ohne daß diese dadurch zu einer echten Bezugsgruppe würde. Die
Verhaltenserwartungen der Klasse werden nicht als solche akzeptiert, sondern
vom Lehrer interpretiert nach Maßgabe seiner pädagogischen Theorie. Sie sind
uninteressant im Hinblick auf die Normen; sie finden nur taktische, nicht
aber strategische Berücksichtigung. Der Lehrer steht nicht dem Kinde Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Das kann nun aber keinesfalls bedeuten, daß die Klasse nicht als
Bezugsgruppe anzusprechen wäre. Im Gegenteil hat das bisher Dargestellte –
falls es richtig ist – gezeigt, daß im Hinblick auf den Umgang mit Schülern
im konkreten Einzelfall – aber auch nur in diesem – das Verhalten des
Lehrers eine Resultante zweier Bezugsgruppen ist, wobei noch anzumerken wäre, daß der gegen die Erwartungen der Schüler
völlig gleichgültige Lehrer auch der pädagogischen Selbstrolle nicht
entspräche: autoritäre Schulpraxis widerstreitet den Grundlagen seiner Theorie,
die in der Spontaneität des Kindes das entscheidende Bezugsphänomen sieht.
Weiterhin ist zu bemerken, daß die Schülererwartungen als Gruppenerwartungen
nicht individuell-spontan sind, sondern ihrerseits zur Schüler-Rolle
gehören, den Verhaltenserwartungen Dritter entsprechen. So gehört es bei uns offenbar zur Rolle des Schülers, dem Lehrer
Autonomie gegenüber den aktuellen Schülerwünschen, Neigungen und Sympathien
einzuräumen, ja zu erwarten, daß dieser seine Autonomie zur Geltung bringt, eine respektheischende Figur ist. Diese Erwartung allerdings kann
leicht in eine autoritäre Struktur des pädagogischen Rollenfeldes
umschlagen, sie muß es aber nicht notwendig
Insofern bedeuten Daten, wie die von in Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI///////q oder in
soziologischen Erhebungen über die Lage der Jugend mitgeteilten, im
Hinblick auf das Verlangen nach Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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pädagogischer
Führung, sehr wenig. Dieses Verlangen nach einer sogenannten Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI///////q ist ein viel zu komplexes Phänomen, als
daß es mit so groben Mitteln aufzuklären wäre, besonders wenn für das pädagogische
Verhalten aus solcher Aufklärung Gewinn gezogen werden soll.
Damit gehört die Anerkennung der Selbstrolle des Lehrers und ihre
Berücksichtigung im eigenen Verhalten zur Rolle des Schülers. Lehrer-Rolle
und Schüler-Rolle entsprechen sich, da ihnen beiden ein dieses
Sozial-Verhältnis übergreifendes Muster zugrunde liegt
Dies ein vitiosus, wenn die Reziprozität des realen Rollenverhaltens eine
vollständige wechselseitige Determination implizieren würde. Vgl. zu
dieser Problematik und ihrer prinzipiellen Bedeutung für die Soziologie
und Anthropologie , Zur deutschen Rezeption der Rollentheorie, in: Kölner
Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 1961, S. 1 ff.; ferner , Soziale Rolle und menschliche Natur, in: Erkenntnis und
Verantwortung, Festschrift für Theodor Litt, von und .
: Erwartungen, die die Gesellschaft sich selbst
zumutet im Hinblick auf den Umgang von Erziehern mit Unerzogenen.
Damit sind aber die Rollenverhältnisse in
einer Allgemeinheit beschrieben, die die besondere Lage in der gegenwärtigen
Gesellschaft noch unbestimmt läßt. Das Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI//////q, die Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI//////q, koinzidieren nur formal im Repräsentanten der Erziehung, dem Lehrer. Im Hinblick auf die Inhalte
nämlich zeigt sich, daß er keineswegs bloß der verlängerte Arm der
Gesellschaft ist, sondern daß diese ihm, in der Offenheit der Richtlinien
und Lehrpläne deutlich dokumentiert, ausdrücklich eine relative Autonomie
einräumt. Im Prinzip soll daher das Verhalten des Lehrers nicht durch die
Erwartungen der Bezugsgruppen motiviert werden, obwohl es faktisch häufig so
sein mag. Der Lehrer hat die in der Struktur der
gegenwärtigen Gesellschaft begründete Möglichkeit, seine eigenen
pädagogischen Motive ins Spiel zu bringen und nach ihnen zu
entscheiden. Er ist in diesem Sinne Fachmann. Er kann sein
Verhalten innerhalb der Schulklasse nach Maßgabe seiner pädagogischen
Theorie bestimmen. Nun ist aber der Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI//////q durchaus
als Rolle zu begreifen. Das Dargestellte wäre also nichts für den Lehrer
Charakteristisches, wenn nicht seine Rolle Merkmale hätte, die sie der Art
nach von anderen Fachleuten innerhalb der Gesellschaft unterschiede.
Jugend und Schule im Spannungsfeld gesellschaftlicher Widersprüche
Jugend und Schule im Spannungsfeld
gesellschaftlicher Widersprüche
In einem pädagogischen Text aus dem 15. Jahrhundert heißt es:
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Das Zitat hat Mollenhauer vermutlich
dem erstmals 1966 veröffentlichten Aufsatz Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
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Nachdruck in Brückner, 1983, S. 21).
Erziehung ist hier gedacht als ein Verfahren im Umgang mit jungen
Menschen, dessen Zweck es ist, eine Natur, die man sich als zügellos und
chaotisch vorstellt, in eine gesetzte gesellschaftliche Ordnung
hineinzudisziplinieren. In der heranwachsenden jungen Generation erblickte
die Gesellschaft eine Art natürlichen Feind. In ihr trat den Erwachsenen all
das erneut entgegen, was sie in sich mühsam unterdrückt und in eine
asketische Ordnung gebracht hatten. Die Aggressivität, mit der vom Altertum
bis in unsere Tage das von den Erwartungen abweichende Verhalten
Jugendlicher beklagt und verfolgt wird, hat Ähnlichkeit mit Projektionen: In
der je neuen Jugend wird das bekämpft und unterdrückt, was als verbotener
Impuls im Erwachsenen selbst wirksam ist. Diesem Verhältnis adäquat ist eine
Erziehungseinstellung, deren Hauptbegriffe Disziplin und Zucht, Autorität
und Gehorsam sind. Es ist ihr selbstverständlich, daß junge Menschen
gehorchen müssen, daß sie sich in ein soziales System schicken, das die
Generation der Erwachsenen nicht nur akzeptiert hat, sondern als deren
Repräsentant sie sich fühlt, das identisch ist mit den Prinzipien ihres
eigenen Daseins. Dieses System ist ihr ebenso selbstverständlich wie die
Meinung, daß die Ordnung, die die Erwachsenen heute repräsentieren, gut
ist.
Es spricht viel dafür, daß diese skizzenhaften Andeutungen nicht
nur die Beschreibung eines vergangenen historischen Typus der Einstellungen
Erwachsener zu heranwachsenden Generationen sind, sondern eine Grundfigur
dieses Verhältnisses darstellen, die trotz gewichtiger Veränderungen der
Gesellschaft eine relativ große Beharrlichkeit zeigt. Das ist auf den ersten
Blick auch nicht überraschend. Welche Gesellschaft wir auch zu analysieren
suchen, immer zeigt sich, daß das Verhältnis der Generationen es mit der
Überlieferung kultureller Ordnungen zu tun hat und daß die Generation der
Erwachsenen den Bestand an Werten und Werkzeugen, Einstellungen und
Verhaltensweisen, Institutionen und Produkten den Nachwachsenden nicht nur
zu vermitteln, sondern sie zugleich darauf zu verpflichten sucht. Das ist
verständlich; denn in der Regel haben sich die Repräsentanten solcher
Ordnung derart mit ihr identifiziert, daß ihnen jede Verletzung als Schuld
erscheinen muß. Vernunft ist ihnen das, was in solchen Ordnungen sich
ausdrückt. Reife ist ihnen ein Zustand des Subjekts, der dadurch
charakterisiert ist, daß die Antriebe der einzelnen im System der gegebenen
Ordnungen ihre Befriedigung finden.
Konkretisieren wir diese abstrakte Beschreibung auf unsere Lage
hin: Wir reagieren empfindlich auf sogenannte radikale Studenten, aber
dulden wenig verhohlene Herrschaftsansprüche etablierter Gruppen und
Verbände. Wir wehren die Vorschläge zu durchgreifenden Reformen des
Schulwesens ab mit dem Hinweis darauf, daß endlich wieder Ruhe in die
Schulen einkehren müsse. Wir sind allergisch gegen Gewalten und dulden die
Brutalität antikommunistischer Kriege. Wir bestehen darauf, das
Privateigentum nicht anzutasten, selbst wenn auf der Grundlage eben dieses
Eigentums Verdummungsstrategien entworfen werden. Wir schieben Angriffe
gegen unsere Ordnung Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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solche Angriffe nicht ernst nehmen zu müssen. Jugendverwahrlosung und
Jugendkriminalität drängen wir in den asozialen Winkel der Gesellschaft ab
oder genießen sie durch die Massenkommunikationsmittel wie exotische Phänomene; ja, der Ausdruck Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
transformKMG:make-quote(node(), xs:string, item()*, xs:string, xs:string*) [733:17:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI//////q kommt uns leicht von den Lippen und aus der Feder,
weil er sich dazu eignet, die Schuld bei jenen Individuen zu sehen und nicht
nach der Sozialität einer Gesellschaft zu fragen, die so etwas hervorbringt.
Der Ruf nach einer starken Autorität liegt uns immer noch näher als
Selbstkritik. Wir sind erleichtert, wenn wir hören, daß junge Leute, sobald
sie sich einem Beruf anbequemen oder eine Ehe schließen, sich in der Regel
wie die Mehrzahl ihrer Eltern verhalten: pflichtbewußt, kompromißbereit, mit
anständigem Haarschnitt, alle vier Jahre einmal wählend, im Grunde
zufrieden, für Sicherheit sorgend, Experimenten abhold, voller Verständnis
für das, was ihnen Jahre zuvor noch unannehmbar schien. Das übermäßige
Gelächter ist verbannt, die Zunge beherrscht, der Gaumen gezügelt, der Zorn
beschwichtigt, der Gang geregelt. Wir atmen auf und haben sogar eine
scheinbar wissenschaftliche Legitimation für unsere Zufriedenheit: Pubertät
und Adoleszenz, so erinnern wir uns aus der Entwicklungspsychologie, sind
Phasen notwendiger Gärung und Opposition; Identitätskrisen sind ihr nicht
fremd; eine soziale Position, ein deutliches Bild von sich selbst zu finden,
ist schwer. Aber wie man sieht: Das vergeht, vielleicht nicht wie ein
Schnupfen, aber doch wie ein natürlich-rhythmisches Ereignis. Am Ende bleibt
die erwachsene Generation im Recht, die Ordnung hat sich bewährt. Die
Konflikte, die sich anbahnten oder manifest wurden, gehen auf das Konto von
Unreife, die allemal, sowohl in der Beschreibung wie in der Apologie
pädagogischer Phänomene, eine große Rolle spielt.
Die Unreife wessen? Ich will diese Frage nicht direkt
beantworten, sondern es – nach der eher impressionistischen Einleitung – auf
einigen Umwegen versuchen.
Überlieferung ohne Widerspruch
Es ist bis in unsere Tage hinein, und zwar nicht nur auf der
Ebene derer, die praktische Erziehung und Bildung betreiben, sondern auch
auf der Ebene der Erziehungstheorie, nie
ernsthaft problematisch gewesen, daß das Verhältnis der Generationen
zueinander letzten Endes als ein Überliefern von kulturellen und
gesellschaftlichen Ordnungen zu begreifen sei; ein Überliefern freilich, dem
Konflikte nicht erspart bleiben, das solche Konflikte aber zugunsten des zu
Überliefernden zu lösen habe. In diesem Verständnis steckt mit Sicherheit
eine anthropologische Wahrheit: die Einsicht nämlich, daß nicht jeder
heranwachsende Mensch von neuem die Techniken des Überlebens produzieren
kann – von der Werkzeug-Herstellung und dem Werkzeug-Gebrauch bis hin zu den
sozialen Institutionen und der Sprache –, sondern daß er darauf angewiesen
ist, das bereits Entwickelte und gleichsam als kulturelles Arsenal der
Daseinsbewältigung zur Verfügung Stehende sich anzueignen. Es steckt darin
aber auch eine Unwahrheit bzw. eine Verschleierung. Verschleiert wird in
solcher Meinung, daß die zu überliefernden Ordnungen nicht schon dadurch als
vernünftig ausgewiesen sind, daß sie sich, wie es dann häufig ebenso
verschleiernd heißt, bewährt haben, daß die erwachsene Generation in ihnen
ihre Sicherheit gefunden hat. Die bestehende Ordnung beschränkt dadurch, daß
wir uns mit ihren Prinzipien weitgehend identifiziert haben, das, was wir
kulturell zu denken imstande sind. Sie beschränkt unseren Horizont im
Hinblick auf die mögliche Humanität einer menschlichen Gesellschaft. Sie
beschränkt vor allem den Blick dafür, daß der Prozeß des Überlieferns auch
als eine Veränderung des Überlieferten bis zur völligen Verformung gedacht
werden kann.
Diese Erkenntnis war in der europäischen Erziehungsgeschichte
einige Jahrzehnte hindurch lebendig. Sie war revolutionär im Hinblick auf
das Verhältnis der Generationen zueinander. So war es zum Beispiel die These
Rousseaus, daß die
wirkliche gesellschaftliche Ordnung nur einen defizienten Modus dessen
zuläßt, was als die aufgeklärte Mündigkeit des Bürgers zu erstreben sei.
Seit Rousseau, seit der
politischen Philosophie der Aufklärung, deutlicher noch seit Marx, ist es unbestreitbar, daß
Erziehungs- und Generationsverhältnisse nicht nur
überlieferte kulturelle Ordnungen weiterzugeben versuchen, sondern damit
zugleich Herrschaftsverhältnisse reproduzieren. Eine Erziehungstheorie aber,
die Interesse an jener aufgeklärten Mündigkeit hat, erkennt die
Herrschaftsverhältnisse als deren Verhinderung. Sie muß ihren
Konservativismus aufgeben und das Verhältnis der Generationen zueinander neu
bestimmen. In solchem Lichte gesehen, sind die Unzufriedenheit und der Zorn,
die Konflikte und Widersprüche, die Abwegigkeiten und Verneinungen, die eine
junge Generation hervorbringt, nichts, was nur entwicklungspsychologisch als
vorübergehende Anpassungskrise der einzelnen Individuen zu interpretieren
wäre, sondern eine kollektive Herausforderung: die Herausforderung nämlich,
die bestehenden Ordnungen nicht nur als legal, sondern als legitim zu
erweisen. Anders formuliert: Die Gesellschaft hat ihrer jungen Generation
gegenüber ihre Ordnung nicht nur als zweckmäßig oder gar notwendig plausibel
zu machen, sondern als vernünftig zu begründen.
Mit solchem Anspruch griffen Rousseau, Humboldt und Schleiermacher, griffen Marx und Freud, griffen Clara Zetkin, Paul ø und Siegfried
Bernfeld offenbar zu hoch. Die bürgerliche Gesellschaft des 19.
und 20. Jahrhunderts und die ihr adäquate Pädagogik schickten sich an, jene
revolutionäre Einsicht Rousseaus schnell wieder vergessen zu machen. Die Geschichte der
Erziehung schlug sich an jener Wegegabel zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf
den Weg ihrer schlechteren Möglichkeiten: sie – und mit ihr die Geschichte
des Generationenverhältnisses – wurde zu einer Geschichte verhinderter oder
zumindest verschleppter Demokratisierung. Die kritische Analyse Rousseaus wurde destilliert zu
jenem idyllischen Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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stellen konnten. Im Gegenteil: sie läßt sich auf diese Weise sogar
wirkungsvoller verteidigen und erhalten als zuvor. So ist die Lage.
Sechs Widersprüche
Diese Lage ist unbefriedigend oder gar beunruhigend nicht nur für
den, der sich anschickt, sie zu analysieren, sondern auch für die Jugend
selbst. Sie erfährt diese Gesellschaft ja nicht nur als das, was sie in
ihren Institutionen und Repräsentanten ist, sondern
auch als das, wofür sie sich in ihren Prinzipien und Proklamationen hält. Sie erfährt, daß beides nur schwer zur Deckung
gebracht werden kann. Ja, sie erfährt womöglich, daß diese Gesellschaft eher
geneigt ist, an dem festzuhalten, was sie ist, und darüber ihren besseren
Begriff zu verleugnen. Sie erfährt, daß diese Gesellschaft ideologisch von
sich redet. Sie erfährt, daß sie in Widersprüchen leben muß und daß die
erwachsene Generation wenig Anstrengungen macht, diese Widersprüche
aufzulösen oder doch wenigstens aufzuklären. Einige solcher Widersprüche
will ich nennen.
1.Der Widerspruch von Integration und
kritischer Beteiligung
Die Praxis unserer Gesellschaft stellt sich dem Bewußtsein
der jungen Generation auf merkwürdige Weise dar. Auf der einen Seite
gibt man ihr zu verstehen, daß ein demokratisches Gemeinwesen auf die
Mitverantwortung seiner Bürger angewiesen sei, daß nicht nur
Informationen nötig seien, um politisch begründete Meinungen haben zu
können, sondern daß diese Meinungen auch das politische Handeln
stimulieren sollen. Politisches Handeln aber ist interessengeleitetes
Handeln. Das Erkennen des eigenen Interesses oder der Gruppeninteressen
ist deshalb die notwendige, aufklärende Voraussetzung einer politischen
Beteiligung. Aber genau an dieser Stelle gerät die erwachsene Generation
ins Stottern. Die zunächst so demokratisch klingenden Deklamationen
stellen sich als gar nicht so gemeint heraus. Die Erörterung von
Gewerkschaftsproblemen z. B. ist unseren Sozialkunde-Lehrbüchern in der
Regel zu heikel, obwohl die meisten Schüler einmal Arbeitnehmer sein
werden. In einem Handbuch für Lehrer
beispielsweise heißt es zum Thema Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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1Handbuch für Lehrer, Band 2,
Gütersloh 1961, S.
57.
Solche Sätze reden über die Tatsache hinweg, daß es immerhin
Arbeitgeber und Arbeitnehmer gibt und daß abhängige Lohnarbeit sowenig
wie das Interesse von Arbeitgebern mit dem Ausdruck Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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der die Pädagogen begonnen haben, verläßt sie sehr schnell wieder, und
zwar genau da, wo sie sich zu erweisen hätte. Sie verweigern damit der
jungen Generation jene Instrumente der Kritik, die sie überhaupt erst
instand setzen könnten, ihre Interessen zu erkennen und sich politisch
zu beteiligen. Was jungen Leuten auf diese Weise empfohlen wird, ist
eine konfliktfreie Integration. Elternhäuser, Schulen und Arbeitsstätten
wirken hier zusammen. Der Widerspruch wird auch für den Jugendlichen
schnell unsichtbar. Seine Schutz- und Sicherheitsbedürfnisse sind
letzten Endes kaum geringer als die seiner Eltern: Er stellt seine Reife
dadurch unter Beweis, daß er sich – wie die Jugendforschung immer wieder
ausweist – in der Mehrheit der Fälle dem System einfügt, die sozialen
Erwartungen erfüllt, die ihm zugedachte Rolle akzeptiert.
2. Der Widerspruch zwischen Aufstiegschancen und
Aufstiegsstreben
Demokratische Gesellschaften sind unter anderem – ihrem
Anspruch nach – dadurch charakterisierbar, daß sie Privilegien der
sozialen Herkunft nicht für legitim halten. Der soziale Aufstieg soll jedem nach seinen Leistungsmöglichkeiten
offenstehen. Es handelt sich dabei um ein Interesse, das in besonderer
Weise als das Interesse der jungen Generation gelten kann, denn sie ist
am unmittelbarsten sowohl von der proklamierten Möglichkeit wie auch der
Wirklichkeit jener Chancen betroffen. Jugendliche aber sind nicht
wahlberechtigt. Sie sind gezwungen, darauf zu vertrauen, daß die
Erwachsenen ihre Interessen politisch vertreten. Daß diese Interessen in
den letzten beiden Jahrzehnten in den besten Händen lagen, wird kaum
jemand mit Recht behaupten.
Untersuchungen über Arbeiterkinder, die die Hochschulreife
erlangt haben, erbrachten folgendes: Ihre Schulzeit war eine nicht
abreißende Kette von Konflikten. Die Schule, durch und durch von den
Werten und Lebenserwartungen des Mittelstandes geprägt, tat nichts, um
solche Schüler zu unterstützen. Zunehmend der eigenen Herkunft, dem
eigenen Elternhaus entfremdet, gelang es ihnen nur mit Mühe und unter
starken psychischen Belastungen, trotz guter und überdurchschnittlicher
Leistungen, die Schulzeit zu Ende zu bringen und schließlich auch ein
Studium zu absolvieren. Am Ende aber zeigte sich ein überraschendes
Resultat: Ihre in Pubertät und Adoleszenz in Übereinstimmung mit ihren
Eltern noch kritische Haltung gegenüber Gesellschaft und Bildungswesen
war verschwunden; ihre politische Einstellung war konservativ geworden;
über die Schicht, aus der sie stammten, urteilten sie hart und
verständnislos; das Schulsystem, das ihnen zunächst soviel zu schaffen
gemacht hatte, erschien ihnen gut und gerecht; sie plädierten für harte
Ausleseverfahren und vertraten die Meinung, daß die unteren
Sozialschichten von Natur aus weniger begabt seien, sie selbst dagegen
eine gerecht ausgewählte Elite darstellen. Kurz: sie vertraten eine
konservative Ideologie.
2B. Jackson / D. Mardsen,
Education and the Working Class, London 1965. Die
Untersuchungen, die für die Bundesrepublik Deutschland der Frage
nach Bildungsschicksalen von Unterschicht-Kindern nachgegangen sind
(Grimm, Dahrendorf, Dahrendorf/Peisert, Hitpaß,
Roeder u.
a.), machen es sehr wahrscheinlich, daß es sich
bei uns um ähnliche Erscheinungen handelt. Zum allgemeinen Problem
der schichtenspezifischen Erziehungseinstellungen und ‑Praktiken und
deren Folgen vgl. K. Mollenhauer, Sozialisation und Schulerfolg, in: H.
Roth (Hrsg.), Begabung und
Lernen. Ergebnisse und Folgerungen neuer Forschungen,
Stuttgart 1968.
Der Band trägt zwar im Copyright das Jahr 1968,
erschien aber mit der Jahresangabe 1969 (s. den Werkkommentar
zu KMG 036).
Der Druck, den
die Institutionen auf den einzelnen ausüben – und er ist in der
Arbeitswelt nicht schwächer –, die Konflikte und Ängste, die er
durchstehen muß, bewirken, daß Ruhe, Ordnung und Sicherheit für ihn zu
Werten werden, die alles andere überschatten.
Die Gesellschaft duldet nicht nur, sondern honoriert solche Einstellung.
Sie trägt dazu bei, daß das Interesse an sozialem Aufstieg dadurch, daß
er sich nur durch schwere Konflikte hindurch verwirklichen kann, nicht
zur Kritik an ihr selbst führt.
Die Mädchen sind diesem Widerspruch noch stärker, noch
folgenreicher ausgeliefert. Ihre Chancengleichheit wird schon
ausgeschaltet, ehe sie in gesellschaftliche Institutionen, in Schule und
Berufe eintreten. Nur etwa ein Zehntel der Jugendlichen halten eine gute
Berufsausbildung der Mädchen für wichtiger als eine
Aussteuer.
3H. Giesecke,
Jung sein in Deutschland, München 1967, S. 16 ff.
Unsere Kultur
erlaubt den Mädchen nicht, das Bedürfnis zu entwickeln,
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, wie Betty Friedan
es formulierte.
4
B. Friedan, Der Weiblichkeitswahn, Hamburg 1966,
S.
53.
Zur Benachteiligung der Mädchen durch das gesellschaftlich
herrschende Geschlechtsrollenstereotyp vgl. u. a. besonders H. Gersten,
Studierende Mädchen. Zum Problem des vorzeitigen Abgangs von der
Universität, München 1965; H. Peisert,
Soziale Lage und Bildungschancen in Deutschland, München
1967; zur Lage der jungen Arbeiterin: G. Wurzbacher
/ W. Jaide / R. Wald / H. v. Recum / M. Cremer, Die junge Arbeiterin. Beiträge
zur Sozialkunde und Jugendarbeit, München
³1960.
Bildungssoziologen und Erziehungswissenschaftlern wird häufig
vorgeworfen, sie diffamierten das gegenwärtige dreigliedrige Schulsystem
und zumal die weiterführenden Schulen als Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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ideologische, also eine falsche These. Vielmehr sei das Schulwesen nicht
ständisch gegliedert, sondern nach den Leistungen und Begabungen der
Schüler.
Mit solcher Zurückweisung der These von der ständischen
Gliederung unseres Schulsystems wird zugleich, ohne daß es ausdrücklich
zur Sprache kommt, der Widerspruch geleugnet, auf den ich hier gerade
hinweisen möchte – wie überhaupt diejenigen Gruppen in unserer
Gesellschaft Widersprüche des Systems zu leugnen oder zu ignorieren
bemüht sind, deren Interessen an der Aufrechterhaltung des Bestehenden
alles andere überwiegen. So hat etwa der Vorwurf, mit dem Hinweis auf
den ständischen Charakter des Schulsystems kritisiere man längst
vergangene Zustände des 19. Jahrhunderts, die gleiche Funktion wie die
Vorwürfe der Arbeitgeber gegen den Deutschen Gewerkschaftsbund, mit der Forderung nach
Mitbestimmung falle man in alte Klassenkampf-Parolen des 19.
Jahrhunderts zurück. In beiden Fällen handelt es sich um eine Polemik,
die bestehende Widersprüche zu verschleiern sucht und darin ideologisch ist. Wieso also ist es sinnvoll,
von dem Widerspruch zwischen Gleichheitspostulat und faktischer
Ungleichheit zu sprechen? Inwiefern ist es sinnvoll, unser Schulsystem
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Zunächst: Der Ausdruck Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
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nicht glücklich gewählt. In der Tat handelt es sich heute nicht mehr um
Stände in der historischen Bedeutung dieses Begriffs. Vielmehr handelt
es sich um soziale Schichten oder unterschiedliche Positionen in einer
sozialen Rangskala. Die These muß also lauten: Je niedriger die Position
eines Schülers in der sozialen Rangskala ist, um so geringer sind seine
Chancen, durch die Schule zu einer für ihn optimalen Leistung geführt zu
werden. Oder, auf den behaupteten Widerspruch hin formuliert: Je
niedriger die Rang-Position eines Kindes ist, um so geringer ist die
Chance, daß ihm sein Recht auf Bildung tatsächlich zuteil wird. Die
Demokratie mag in Parlamenten und Verbänden, in den intellektuellen
Auseinandersetzungen und den Regelungen von sozialen Gruppenkonflikten
funktionieren oder nicht funktionieren: im Hinblick auf das Recht aller
an einer angemessenen Bildung funktioniert sie nicht. Wir haben ein
demokratisches Regelsystem auf dem Unterbau einer undemokratischen
Verteilung der Lebenschancen (wenn wir die Lebenschancen nicht nur in
der Anhäufung von Konsumgütern messen, sondern in dem Ausmaß, in dem der
einzelne sich am gesellschaftlichen Geschehen beteiligen kann). Es ist
also sinnvoll, vielleicht nicht von einem ständischen, aber doch von
einem schichtspezifischen Charakter unseres Bildungswesens zu sprechen,
und zwar insofern, als die drei Schultypen Hauptschule, Realschule und
Gymnasium je eine soziale Schicht vorwiegend enthalten und auch
vorwiegend zu fördern versuchen.
Der Ursprung dieser Ungleichheit bzw. dieses Widerspruchs
zwischen gleichem Recht und ungleichen Chancen liegt auch hier nicht in
der Schule, sondern in dem relativ unbeweglichen Sozialschichten-Aufbau
der Gesellschaft. Die Schule jedoch, statt alles in ihrer Macht Stehende
zu tun, um in ihrem Felde den Widerspruch auszugleichen, reproduziert ihn: Die einzelnen sozialen Schichten
bleiben unter sich. Wer unten ist, hat die größte Aussicht, auch
weiterhin unten zu bleiben, und die Schule verhindert das nicht. Wer
oben ist, hat große Chancen, auch oben zu bleiben, jedenfalls tut das
Schulsystem das Seine, um ihm das zu ermöglichen.
Die Mechanismen, mit deren Hilfe das geschieht, sind so
bekannt wie der Sachverhalt selbst; ich brauche sie hier nur
aufzuzählen: das Ausleseverfahren, der mittelständische Sozialcharakter
der Schule, der zu frühe Übergangszeitpunkt zu den weiterführenden
Schulen, die fehlende horizontale Durchlässigkeit zwischen den
Schulgattungen, die fehlende innere Differenzierung, das fehlende 10.
Schuljahr der Hauptschule, die schleichende Auslese in Gestalt der
vorzeitigen Schulabgänger aus dem Gymnasium. Das alles aber hätte diese
Wirkung nicht, wenn der Widerspruch, wie gesagt, nicht
gesamtgesellschaftlicher Natur wäre. Die Unterschicht befindet sich in
einer, durch den Wohlstand nur nicht mehr so leicht erkennbaren
restriktiven Situation, in der sie Wertorientierungen, Sprachverhalten,
Erziehungspraktiken ausbildet, die die Lernmotivationen und
Lernfähigkeiten ihrer Kinder auf einem relativ niedrigen Niveau halten.
Wenn es aber stimmt, daß die Offenheit und der demokratische Charakter
einer Gesellschaft abhängen von der Lernfähigkeit der Bürger und damit
vom Niveau ihrer Bildung, dann handelt es sich hier vielleicht um den
gravierendsten Widerspruch im Hinblick auf die Demokratisierung unseres
Bildungswesens.
3. Der Widerspruch zwischen der Suggestion des schönen Lebens und
tatsächlicher Abhängigkeit
Es wirft ein interessantes Licht auf den Zustand unserer
Gesellschaft und die Art des Umgangs der Generationen miteinander, daß
der Bereich, in dem die junge Generation noch am ehesten sich selbst
bestimmen, ihre eigenen Interessen artikulieren und vertreten kann, die
Freizeit und der Konsum ist. Und es ist ebenso bezeichnend, daß vornehmlich auf diesen Bereich die Sorge derer
gerichtet ist, die sich pädagogisch verantwortlich fühlen, die es auf Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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die Gefährdung der Autonomie und Selbstbestimmung, die Gefährdung von
Initiative und Entwicklung kritischer Impulse zur Beteiligung am
gesellschaftlichen Geschehen hier am wenigsten zu befürchten
ist.
5Daß es
im Leben der Heranwachsenden auch Abwege gibt, die in die
Dissozialität führen können, ist damit nicht geleugnet, vielmehr sei
nur darauf hingewiesen, daß solche Möglichkeiten nicht selten
mißbraucht werden im Dienste einer konservativen pädagogischen
Ideologie.
Das Freizeitleben aber ist für die Jugendlichen
gerade deshalb so wichtig, weil es der einzige Lebensbereich ist, in dem
sie – wenn auch vielleicht nicht von den Pädagogen – voll ernst genommen
werden. Ein 16jähriger Lehrling formulierte das so:
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6Zitiert nach
H. Giesecke, a. a. O.,
S.
20.
Das heißt: Die Freizeit ist derjenige Lebensbereich der jungen
Leute, in dem ihnen die Emanzipation aus den unvernünftigen
Abhängigkeiten allenfalls gelingen könnte. Aber kann sie gelingen?
Der Repressionen in Schule und Arbeitswelt überdrüssig, sucht
der Jugendliche die Bedürfnisse, die ihn stimulieren, die in der Regel
aber seinem Bewußtsein nicht klar verfügbar sind, in einem
Verhaltensbereich zu befriedigen, in dem er seinen eigenen Motiven
folgen kann. Was ihm hier begegnet, sind zum großen Teil seine
Projektionen eines schöneren, repressionsfreien Lebens. Es geht ihm da
nicht anders als den Erwachsenen. Die Schatten einer gesellschaftlichen
Existenz, über deren Gestaltung und Veränderung man nicht entscheiden
kann, treten vorübergehend zurück zugunsten eines Scheins von Freiheit,
zugunsten der Autonomie des Käufers und Konsumenten. Diese Welt hat ihre
eigenen Status-Symbole, von der Sonnenbräune bis zur Haartracht, von der
Kleidung bis zum sexuellen Verhalten. Auf dem Weg zur Arbeitsstätte oder
auf der Rückfahrt von der Riviera aber dämmert mindestens eine Ahnung
von der Vergeblichkeit. Die Erfahrungen von
Selbständigkeit, Selbstbestimmung und freier Kommunikation bleiben aus
dem Alltag weitgehend verbannt, Jugendliche mit langen Haaren werden oft
nicht eingestellt. Stattdessen versucht die Arbeitswelt und was zu ihr
gehört, sich so darzustellen, als sei die mögliche Humanisierung bereits
erreicht. Bilder und Texte der Bundeswehr-Reklame mit strahlenden Siegfried-Gesichtern
wollen glauben machen, sie sei das legitime Ziel jugendlicher
Glücksbedürfnisse.
Doch gerade in diesem Zusammenhang erfüllt die Freizeitwelt
eine Funktion. Die strikte Trennung von Freizeit und Arbeit, die
Tatsache, daß in der Freizeit die Befriedigung vieler Bedürfnisse
gelingt und ein Gefühl von Selbstbestimmung aufkommt, bewirkt, daß die
Verhältnisse der Arbeitswelt unangetastet bleiben. Wenn Selbstbestimmung
in der Freizeit möglich ist, dann scheint sie im Betrieb entbehrlich.
Dem Angepaßtsein der Jugendlichen an die Verhältnisse, so wie sie sind,
ihrer Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Verhältnisse akzeptieren und bejahen, korrespondiert ein Unbehagen, das
in der Regel unterdrückt wird und gelegentlich sich Luft macht in
Äußerungen, die nur mehr oder weniger genau das Gemeinte zum Ausdruck
bringen. Genau an der Stelle aber, an der die Motive zur
Selbstbestimmung politisiert werden und damit
der Verbesserung der Gesellschaft dienen könnten, sorgen wir dadurch,
daß wir sie in den Freizeitbereich abdrängen, dafür, daß sie sich privatisieren.
4. Der Widerspruch zwischen ökonomischem Interesse und
Bildungsinteresse
Seit Edding
zum erstenmal seine bildungsökonomischen Berechnungen vorgelegt hatte,
spielen ökonomische Kalkulationen, spielt die Frage nach dem
wirtschaftlich verwertbaren Effekt unseres Bildungswesens eine immer
größer werdende Rolle in den Reformdiskussionen. Bildungsinvestitionen
sollen sich lohnen, was soviel heißt wie, daß sie sich
volkswirtschaftlich bemerkbar machen sollen. Die Zahl qualifizierter Fachleute soll steigen, um die
Wachstumsraten nicht zu gefährden; sie soll aber nur soweit steigen, wie
unsere Berufs- und Wirtschaftsfelder in den entsprechenden Positionen
aufnahmefähig sind. Schon wird das Gespenst eines akademischen
Proletariats, einer Übervölkerung an Abiturienten beschworen und damit
eben auf eine möglicherweise unwirtschaftliche Investition im
Bildungswesen hingewiesen.
Diesem Denken entspricht es, wenn das Thema Leistung und
Leistungssteigerung die Diskussion beherrscht, und zwar Leistung im
Sinne eines ökonomisch verwertbaren Lernerfolges. Dem entspricht es
auch, wenn im Vordergrund der Erörterung von Problemen der
Hochschulreform Fragen der Studienzeitverkürzung und der
Rationalisierung des Studienganges stehen, wenn das Problem der
Schulreform bisweilen auf die Fragen nach zweckmäßigen Abgangszeugnissen
reduziert wird, wenn die Anforderungen der Wirtschaft zum einflußreichen
Kriterium für das werden, was in den Bildungseinrichtungen
geschieht.
Dieser nicht zu übersehende gesellschaftliche Trend aber
gerät in Widerspruch mit dem Bildungsinteresse, wenn wir an der von mir
gegebenen knappen Definition festhalten. Die Fähigkeit nämlich, sich in
kritischer Diskussion an den Entscheidungen über Belange der
Gesellschaft beteiligen zu können, hat auch die Beteiligung an der
Diskussion der Lernziele zur notwendigen Voraussetzung. Sie schließt z.
B. ein die Frage nach der Legitimität wirtschaftlicher Forderungen; sie
schließt weiter ein die sehr aktuelle Frage, ob es die Aufgabe der
Lehrerbildung sei, die Studenten in eine bestimmte Berufsrolle
einzuüben, oder ob es nicht vielmehr ihre Aufgabe sei, die mit der
Berufsrolle zusammenhängenden Probleme kritisch analysieren zu können,
was allein eine wissenschaftliche Ausbildung qualifizieren kann.
Sie schließt ferner ein, daß die Pädagogen und die Pädagogik
sich wieder auf das besinnen, was es heißt, Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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weiterhin über 50 Prozent unserer Schüler, und an den Hauptschulen fast alle, zukünftige Arbeitnehmer sind,
halte ich es für wenig wahrscheinlich, daß deren Interessen durch die
Repräsentanten der Wirtschaft tatsächlich wahrgenommen werden. Insofern
ist das Bildungsinteresse ein Arbeitnehmer-Interesse.
Daß es sich dabei in der Tat um Widersprüche handelt, kann
die folgende Überlegung zeigen: Es ist zu vermuten, daß durch einen
höheren Bildungsstand, der auch ein höheres Niveau politischen
Bewußtseins einschließt und nicht nur eine bessere Qualifikation in
wirtschaftlich verwertbaren Kenntnissen, das politische Interesse an der
Struktur unserer Arbeitswelt steigt. Die gegenwärtigen
Auseinandersetzungen um die Mitbestimmung zeigen deutlich, wie in einem
solchen Fall die Fronten verlaufen würden: Das Interesse an besserer
Ausbildung für unsere Jugend wird dann auf entschiedenen Widerstand
stoßen, wenn zu vermuten ist, daß die Bildung den einzelnen auch die
Fähigkeit vermittelt, sich kritisch mit dem Bestehenden
auseinanderzusetzen, um eine Änderung herbeizuführen. Solche
Überlegungen zeigen überdies, wie wenig die Bildungspolitik ein von den
übrigen gesellschaftlichen Vorgängen isoliertes Unternehmen sein kann.
Bildungspolitik ist immer ein Teil der Gesellschaftspolitik. Reform der
Bildungswege hat es immer auch zu tun mit der Reform der Gesellschaft,
für die solche Bildungswege vorbereiten wollen.
5. Der Widerspruch zwischen der politischen Funktion der
Allgemeinbildung und ihrem faktisch unpolitischen Charakter
Der Begriff der Allgemeinbildung hat an seinem Ursprung – z.
B. bei Humboldt – einen
politischen Sinn gehabt. Er gehörte nämlich durchaus in die Geschichte
der europäischen Emanzipationen, in die Geschichte des
Demokratisierungsprozesses. Die Allgemeinbildung sollte ja gerade jene
Distanz des kritischen Urteils von den gesellschaftlichen Einrichtungen
und zumal den Berufen, der Welt des
bürgerlichen Wirtschaftens, schaffen, die für eine vernünftige
Veränderung der Verhältnisse notwendig ist. Die Geschichte jedoch lief
anders. In der sich etablierenden Klassengesellschaft des 19.
Jahrhunderts war diese Konzeption machtlos, weil Humboldt von ihr zwar politische Wirkung
erhoffte, sie selbst aber nicht politisch konzipierte. Dadurch konnte
sie zu jenem unpolitischen Instrument verblassen, das uns heute noch zu
schaffen macht.
Wenn heute der Ausdruck Allgemeinbildung überhaupt noch einen
Sinn haben soll, dann kann dieser Sinn, neben der Vermittlung einiger
allgemeiner Grundkenntnisse, nur noch politisch verstanden werden. Denn
worauf sollen wir die Allgemeinbildung beziehen? Auf den Menschen als
solchen, vielleicht in seiner Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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von Humanität? Oder auf irgendein Abziehbild des Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI///////q? Solche Ausdrücke sind Leerformeln und
für konkretes Argumentieren längst unbrauchbar geworden.
Aber gerade deshalb eignen sie sich gut dazu, Interessen
dienstbar zu werden, die am Bestehenden nichts ändern wollen, die unter
dem Schild solcher Leerformeln Moralen und Wertentscheidungen unkritisch
und undiskutiert in die Schule einführen oder in ihr festhalten wollen:
das heißt, die im Grunde die offene Gesellschaft nicht – oder wenigstens
in den Bildungseinrichtungen nicht – praktizieren wollen.
Die allgemeine Rolle aber, auf die die Schule alle ihre
Schüler, ohne jeden Unterschied, heute vorzubereiten hat, ist die Rolle
des politisch beteiligten Bürgers. Das bedeutet aber, daß die
Bildungseinrichtungen mit dem Wissen, das sie vermitteln, ihre
Bildungsbedeutung erst in der pragmatischen Dimension entfalten können,
erst dann, wenn deutlich wird, wie dieses Wissen in den Händen oder
Köpfen der einzelnen zur Vergrößerung ihrer gesellschaftlichen Chancen,
zur Wahrung und Erweiterung ihrer Rechte, zur Wahrnehmung ihrer eigenen
Interessen beitragen kann.
Mir scheint, daß trotz des Schlagwortes von der Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
transformKMG:make-quote(node(), xs:string, item()*, xs:string, xs:string*) [733:17:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI///////q unsere
Bildungseinrichtungen bisher im Grunde unpolitisch geblieben sind, weil
sie nach wie vor einem Begriff von Bildung anhängen, der das, was der
jungen Generation zu vermitteln ist, vor oder über den politischen
Vorgängen anzusiedeln sucht. Das führt zu einem Widerspruch insofern,
als dem politischen Auftrag der Schule, mündige Bürger hervorzubringen,
dadurch entgegengewirkt wird. Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI////////q ist dieser
Widerspruch deshalb zu nennen, weil auch er seinen Ursprung nicht in der
Schule hat, sondern in den Problemen einer Gesellschaft, die dazu neigt,
den Demokratisierungsprozeß als abgeschlossen zu betrachten.
6. Der Widerspruch zwischen rationalem Anspruch und irrationaler
Wirklichkeit
Rationalität ist ohne Zweifel ein Merkmal industrieller
Gesellschaften. Sie sind entstanden unter hervorragender Beteiligung der
Wissenschaften, die dadurch, daß sie die gegenständliche Welt rationaler
Analyse unterzogen, die Prozesse dieser Welt verfügbar machten. Diese
zweckrationale Seite unserer Lebenszusammenhänge stellt sich der jungen
Generation nachdrücklich dar. Aufklärung über die Gesetzmäßigkeit
natürlicher Vorgänge ist ein selbstverständlicher Bestandteil ihres
Lebens in Familien und Schulen, Rationalisierung der Arbeitswelt ist ihr
vertrauter als ihren Vätern, die Zweckmäßigkeit der Mittel eines ihrer
Lebensprinzipien. Darin stimmen sie mit der Gesellschaft überein, die,
nach langem Zögern, sich z. B. allmählich auch zu entschließen scheint,
den tabuierten Bereich des Sexualverhaltens in die wenigstens technische
Aufklärung miteinzubeziehen. Aber das Zögern gerade in dieser Hinsicht
und die Ungeduld der Jugend ist nicht zufällig. Rationalität bedeutet
mehr als zweckmäßige Mittelwahl. So wie die Rationalität
wissenschaftlicher Forschung in der Kontrollierbarkeit ihrer Sätze
besteht, so besteht die Rationalität sozialer Gebilde in der
Kontrollierbarkeit der Institutionen und des
Handelns, in der Öffentlichkeit der Diskussion, in der Allgemeinheit der
Kritik des Handelns und der Institutionen.
Nun ist es gerade diese Dimension der Rationalität, ihre
praktisch-demokratische Funktion, die den jungen Leuten vorenthalten
wird. Wieder mit dem Hinweis auf ihre Unreife verweigern die sozialen
Institutionen ihnen die Mittel, die für solche Kritik unentbehrlich
sind. Unentbehrlich ist z. B. die Fähigkeit, Herrschaft als Herrschaft
zu erkennen. Trotz der proklamierten Rationalität unserer Bildungspläne
und Programme versuchen Schulen, Kirchen und Verbände gerade an ihren
Herrschaftsfunktionen festzuhalten. Das gelingt ihnen auch – jedenfalls
der jungen Generation gegenüber –, sofern sie Kritik an sich selbst
nicht zulassen, mindestens aber erschweren. Schulordnungen haben häufig
mehr Ähnlichkeit mit Reglements für geschlossene Anstalten als mit
Umgangsformen für Stätten freier Bildung. In der Pädagogik wird die
sogenannte Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
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Erziehung angeblich nicht möglich ist. Die Kirchen halten an
patriarchalischen Gemeindevorstellungen fest. Die Hierarchie der
Betriebe macht die abhängige Lohnarbeit durch besondere Sozialleistungen
in ihrer Abhängigkeit weniger fühlbar, und die Schule versäumt es, was
sie gerade hier als Bildung zu leisten hätte: die Abhängigkeiten
durchschaubar zu machen.
Etwas Groteskes ist eingetreten: Jener Anspruch, mit dem die
Erziehungstheorie Rousseaus das Generationsverhältnis bestimmte, die
politische Relevanz einer emanzipierten Erziehung, ist in dem Maße
zurückgegangen, in dem die Gesellschaft von sich glaubte, daß sie
zunehmend demokratischer wurde. Befreiung aus Abhängigkeiten, die die
freie Entscheidung aller Menschen über das, was mit ihnen geschieht,
verhindern – dies ist gegenwärtig nicht das
Thema des Umgangs der erwachsenen Generation mit der jüngeren. Im
Gegenteil, viele Erwachsene verübeln es der jungen Generation, wenn sie
dieses Thema zur Sprache bringt.
Opposition und Anpassung
Die skizzierten Widersprüche lassen sich auch als Defizite
unseres Erziehungssystems unter dem Gesichtspunkt der Demokratisierung
formulieren:
1.
das Defizit an Beteiligungs- und Entscheidungsspielraum
der heranwachsenden Generation; es betrifft die Organisationsstruktur
unserer Erziehungs- und Bildungssituationen
Vermutlich: Bildungsinstitutionen
;
2.
das Defizit an Gerechtigkeit im Hinblick auf die
Verteilung der Lernchancen; es betrifft die Veränderung unseres ø Schulsystems und den Zusammenhang von Bildungs- und
Sozialpolitik;
3.
das Defizit an emanzipierter Freizeit; es betrifft die
Einrichtungen und Formen der Konsum- und Freizeiterziehung und ihre
Abhängigkeit von der Organisation der Arbeit;
4.
das Defizit an Autonomie gegenüber den wirtschaftlich
herrschenden Interessen; es betrifft die Rolle der Bildungseinrichtungen
im Kampf der Interessengruppen um Herrschaft;
5.
das Defizit an politischem Bewußtsein und politischer
Bildung in Lehrern, Bildungsinstitutionen und vermitteltem Wissen; es
betrifft die didaktischen Reformen;
6.
das Defizit an Rationalität in unserem Erziehungssystem im
Umgang mit der jungen Generation; es betrifft die Kommunikationsformen
in allen Einrichtungen, in denen junge Menschen in unserer Gesellschaft
lernen.
In dieser Situation ist es nicht besonders erklärungsbedürftig,
daß ein Teil der Jugend protestiert und provoziert. Eine solche Reaktion
ist, sofern man die Mittel der Vernunft zu gebrauchen imstande ist, das
Naheliegende. Und sofern man den Jugendlichen vorwirft, sich in den Mitteln
zu vergreifen: Sie sind gewiß nicht schlechter als die der angegriffenen
Institutionen. Sie haben nur den Nachteil, daß ihre Schwäche eher zu
erkennen ist. Sie können sich nicht mit einer
repressiven Erziehungsmoral tarnen, hinter der die Schule ungestört
Schülerzeitungen bevormundet, oder mit den Sacherfordernissen eines teuren
Forschungsapparates, hinter dem die Hochschulen die Demokratisierung ihrer
Institute verhindern. Ich nehme an, sie wollen das auch nicht.
Dergestalt von der jungen Generation, zunächst noch durch einen
kleinen, aber vermutlich wachsenden Teil, herausgefordert, reagiert die
erwachsene Generation wie ein schlechter Vater, der schon in der Kindheit
seines Sohnes verpaßt hat, ein überzeugendes Objekt von dessen
Identifizierungswünschen zu sein. Durch
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Horkheimer, 1960, S. 158
– wie es Horkheimer
einmal formulierte – versucht er, sich im Konfliktfall einer
Herrschaftsposition zu versichern, die er zwar noch innehat, die er aber
nicht mehr überzeugend begründen kann. Er sieht nicht die Motive, und statt
sie zu diskutieren, was freilich einige rationale Anstrengung erforderlich
machen würde, beschränkt er sich auf ein Verdikt über die Erscheinungen, auf
eine platte Kundgabe seines eigenen Sicherheitsbedürfnisses: eine zutiefst
unreife Reaktion, biographisch verständlich, aber nichtsdestoweniger
irrational. Dies ist aber nur ein Vergleich: Im Grunde gibt es den
Generationskonflikt mit einzelnen Vätern, wie noch in der Jugendbewegung,
nicht mehr als generationstypische Erscheinung. Vielmehr handelt es sich
heute um einen kollektiven Konflikt der jungen Generation mit den
überlieferten sozialen Ordnungen.
Besonders aufklärungsbedürftig also ist die Opposition der Jungen
nicht. Erklärungsbedürftig ist vielmehr die Tatsache, daß sie so spät
erfolgte, und zumal, daß sie nur einen ziemlich kleinen Teil der Jugend
ergriffen hat. Eine vollständige und befriedigende Erklärung ist hier sicher
nicht möglich. Sozialpsychologie und Psychoanalyse, Generationenforschung
und Soziologie können je das Ihre dazu beitragen. Aber ein Grund unter
mehreren ist es vermutlich, daß die von mir skizzierten Widersprüche in den
meisten Jugendlichen nur schwer ertragbare Konflikte hervorrufen würden, so daß sie es vorziehen, sich dem
Bestehenden anzupassen. Ein anderer Grund ist vermutlich die Tatsache, daß
unser Erziehungssystem, der Typus unserer kulturellen Überlieferung, eben
nicht jene Werkzeuge der kritischen Analyse, der Artikulation eigenen
Interesses und der politischen Solidarisierung bildet, mit deren Hilfe die
sozialen Konflikte durchgestanden werden können. Das Unbehagen bleibt
deshalb so häufig im Privaten, in infantilen Regressionen, im Narzißmus
stecken, woraus es gerade zu befreien wäre.
Auf einen sehr weitreichenden, mit der Struktur moderner
Industriegesellschaften zusammenhängenden Grund hat der amerikanische
Familienforscher Bronfenbrenner hingewiesen
Siehe
Bronfenbrenner, 1965
. Er äußert aufgrund von
Untersuchungen, die die Erziehungspraxis amerikanischer Familien zum
Gegenstand haben, eine pessimistische Vermutung. Während noch vor wenigen
Jahrzehnten die Erziehungspraxis der Mittelschicht sich an dem
selbständigen, initiativereichen privaten Kleinunternehmer orientierte, der
es auf individuelle, schöpferische Leistung abgesehen hat, ändert sie sich
zunehmend in Richtung auf einen eher bürokratischen Verhaltenstyp mit wenig
Initiative, hoher Anpassungsbereitschaft und einem nur systemkonformen,
standardisierten Leistungsstreben. Da es sicher ist, daß familiäre
Erziehungspraktiken in hohem Grade vom Beruf des Familienernährers abhängig
sind, dürfen wir annehmen, daß dieser Trend auch für unsere Verhältnisse
gilt, in dem Maße jedenfalls, in dem auch bei uns die bürokratischen Berufe
zunehmen. Die Unterschicht, die sich zunächst ganz anderer
Erziehungspraktiken bediente, gleicht sich mehr und mehr der Mittelschicht
an und verstärkt damit den Zug zu jenem konformistischen Verhaltenstyp.
Diese pessimistische Prognose besagt also, daß wir zunehmend weniger mit
einer Jugend rechnen können, die kritisch, rational und unverführbar ist,
daß demnach die Entpolitisierung der Jugend eine Folge der
Entdemokratisierung der Gesellschaft wäre.
Solche Entwicklungen aber sind nicht zwangsläufig. Wie diese
Gesellschaft mit ihrer Jugend umgeht, ist kein unkorrigierbares Schicksal. Sie muß nur eine Jugend wollen, die nicht dem
Ordnungsbegriff jenes eingangs zitierten Satzes folgt, sondern – um jenen
Satz noch einmal zu variieren – die mit überschäumendem Gelächter genießen
gelernt hat, eine scharfe Zunge zu führen versteht, einen
feinschmeckerischen Gaumen hat, einen raschen Gang liebt und in ihrem
begründeten Zorn unnachgiebig ist.
Zur pädagogischen Theorie der
Geselligkeit
Allerdings wäre Ironie meinem Gegenstand nicht fremd; vielmehr ist
sie dort ein durchaus belebendes Element. Sie selbst ist eine gleichsam gesellige Form des Geistes. Diese Form, in den Berliner Salons zwischen 1790 und 1810 als Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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versuche ich den ersten Schritt in Richtung auf eine akade|B 120|mische Behandlung des Themas – für die Entstehungsgeschichte
der deutschen Erziehungswissenschaft kein unerhebliches, vielmehr ein höchst
bedeutsames Phänomen. Das stimmt allerdings nur, wenn man die Geschichte der
Erziehungswissenschaft nicht mit dem psychopathisch-ungeselligen Rousseau, nicht
mit dem rustikal-ungeselligen Pestalozzi, sondern mit dem geistreich-rationalen
Gesprächspartner der Gebrüder Schlegel, Friedrich Daniel Schleiermacher, beginnen läßt.
Schulmänner freilich werden diese Feststellung verdrießlich finden, fehlt
doch gerade der für die Entwicklung einer schulbezogenen
Erziehungswissenschaft bedeutende Johann Friedrich Herbart in meiner Aufzählung.
Indessen: Herbart konnte
sich, von einem zaghaften Ansatz während seiner Göttinger Zeit abgesehen,
nicht entschließen, das Phänomen der Geselligkeit in den Umkreis seiner
pädagogischen Reflexionen aufzunehmen. Ob diese theoretische Abstinenz etwas
zu tun hat mit seiner pädagogisch motivierten Vorliebe für drittklassige
Literatur – er empfahl als erzieherisch wertvoll Iffland und Kotzebue zu einer Zeit, als in deutschen Bürgerhäusern in
abendlicher Geselligkeit Schillers
»Wallenstein«
mit
verteilten Rollen gelesen wurde –, möchte ich nicht entscheiden.
[018:3a] Für die weitere Entwicklung der Pädagogik
ist Herbart
einflußreicher geblieben als Schleiermacher. Die Ansätze einer
pädagogischen Reflexion im Hinblick auf die Bildungsbedeutung
von Geselligkeit verschwanden wieder, kaum daß sie entstanden
waren. Diese Verkümmerung im theoretischen Horizont einer
wissenschaftlichen Disziplin wäre, da es sich ja nur um ein
geringes Detail handelt, unerheblich, wenn sie nicht bedeutenden
Symptomwert hätte. Diesen symptomatischen Charakter
nachzuweisen, will ich im folgenden versuchen.
[018:3b] Schlaglichtartig
wird das gemeinte Problem deutlich in einer Bemerkung Herman
Nohls vom Jahre 1915: es zeige sich, daß die
Geselligkeit der Salons
»kein wirkliches Bedürfnis deutscher Art
ist, wie denn auch die deutsche Frau in ihrer echtesten
Erscheinung zu einer solchen Leistung nicht be|B 121|stimmt ist«
.1
|B 180|1
H. Nohl, Vom deutschen Ideal der Geselligkeit, in: H. Nohl, Pädagogische Aufsätze, Langensalza ²1929, S. 132.
Statt dessen wird die Geselligkeit der Jugendbewegung
empfohlen:
»Diese neue Geselligkeit kennt nur
Tätige, und diese Selbsttätigkeit wird das Prinzip der
Lebensführung überhaupt. Man meidet Gasthäuser, man
kocht und baut«
.2
|B 180|2
A. a. O., S.
133.
Damit war die Bahn frei für die pädagogische
Rechtfertigung eines Typus von Geselligkeit, der mit der
bürgerlichen Geselligkeit von Aufklärung, Klassik und Romantik
kaum mehr als den Namen gemeinsam hat. Der in genauen
Interpretationen von Nohl vorgenommene Rückgriff auf die Texte Garves, Schillers, Fichtes
und Schleiermachers im ersten Teil seines Aufsatzes
hatte sich nicht gelohnt. Im ideologischen Schluß wird das
anfangs gesammelte Kapital wieder verspielt.
[018:3c] Ich möchte nun
in meinen Erörterungen zeigen,
1.
[018:4] daß die bürgerliche Geselligkeit der
Aufklärung ein Ort der Emanzipation war, der
eine politisch bildende Funktion erfüllte;
2.
[018:5] daß von jener Zeit an die Geschichte der Geselligkeit mit
der Geschichte der Pädagogik eng verknüpft ist;
3.
[018:6] daß die rational-kritische Funktion von Geselligkeit durch einige pädagogische Theoreme sehr
geschwächt wurde bzw. völlig verschwand;
4.
[018:7] daß diese Schwächung im Zusammenhang mit
gesamtgesellschaftlichen Prozessen steht, deren Symptom sie ist,
und
5.
[018:8] daß das Problem der Geselligkeit ein legitimes und
ertragreiches Thema der Erziehungswissenschaft ist.
Die bürgerlich-aufgeklärte Geselligkeit
[018:9] In seiner
»Theorie des geselligen Betragens«
schreibt Schleiermacher:
»Freie, durch keinen äußeren Zweck
gebundene und bestimmte Geselligkeit wird von allen gebildeten
Menschen als eins ihrer ersten und edelsten Bedürfnisse laut
gefordert ... Es muß also einen Zustand geben ... der die Sphäre eines Individuums in die Lage |B 122|bringt, daß sie von den Sphären anderer
so mannigfaltig als möglich durchschnitten werde, und jeder seiner
eigenen Grenzpunkte ihm die Aussicht in eine andere und fremde Welt
gewähre ... Diese Aufgabe wird durch den freien Umgang vernünftiger sich untereinander bildender Menschen gelöst.«
3
|B 180|3F. D. Schleiermacher, Versuch einer Theorie des geselligen Betragens, in: F. D. Schleiermacher, Ausgewählte Werke, Bd. II, hrsgg. von Otto Braun, Leipzig, S.
1.
In diesen Sätzen, die nicht nur als Forderung, sondern auch als
ziemlich genaue Beschreibung einer bestimmten Art von Geselligkeit zu
verstehen sind, erreicht ein Prozeß seinen Höhepunkt, der – durch die
Aufklärung hindurch – den historischen Typus der bürgerlichen Geselligkeit
hervorgebracht hat.
[018:10] Dieser Prozeß beginnt im 17. Jahrhundert. Neben der Hofhaltung
absolutistischer Monarchen auf dem Kontinent und der schon fade werdenden
Geselligkeit am Hof der englischen Könige fängt das Bürgertum an, ein
soziales Feld zur Verhandlung seiner eigenen Angelegenheiten auszubilden. Diese Geselligkeit trägt einen entschieden
urbanen Charakter. Sie entsteht und hält sich ausschließlich in den Städten.
In England sind es zunächst die Kaffeehäuser, in denen man zusammenkommt. Um
1710 soll es davon in London bereits 3000 gegeben haben.4
|B 180|4L. Stephen, English Literature and Society in the 18th
Century, London 1947, S.
37.
Die sonst peinlich eingehaltenen Standesgrenzen spielten hier kaum
noch eine Rolle; breite Schichten des Mittelstandes, Handwerker und Krämer
trafen mit dem Adel und dem bürgerlichen Patriziat zusammen. Man diskutierte
und kritisierte das, was den bürgerlichen Markt zu füllen begann. Neben
ökonomischen und sozialen Problemen war das vor allem die Welt der
Literatur, Kunst und Philosophie.
[018:11] Um 1730 haben die Kaffeehäuser ihre Blütezeit schon überschritten. Sie werden abgelöst von den
Salons der wohlhabenden Familien, in denen sich die geistige Welt Londons
traf, eine immer entschiedener werdende Repräsentation bürgerlichen
Bewußtseins.
[018:12] Dies war besonders deutlich in Frankreich vor der Revolution. In
den Salons des Finanzministers Necker, des Philosophen Holbach, der Familien d’Epinay, Deffant und wie sie sonst
hießen, diskutierten Atheisten mit Geistlichen, Literaten mit Bankiers,
formierten sich die Enzy|B 123|klopädisten, wurden die
Argumente der Revolution vorbereitet.5
|B 180|5Vgl. A. von Gleichen-Rußwurm, Das galante Europa, Geselligkeit der großen Welt 1600–1789, Stuttgart 1911,
S. 357
ff.; ferner J. Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit, Neuwied 1962.
Nahezu alle großen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts hatten ihre
Gedanken zuerst in diesen Salons zur Diskussion gestellt. Vermutlich in bezug auf die englischen Anfänge dieser bürgerlichen Geselligkeit nannte
Galiani Paris das
Kaffeehaus Europas,
»le café de
l’Europe«
.
[018:13] Deutschland, nach der Formulierung Pleßners
»die verspätete Nation«
, folgt auch hier zuletzt. Eine ausgebildete Form bürgerlicher Geselligkeit zeigt
sich erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts. Charakteristisch ist
allerdings, daß sie sich gegen ökonomische und aktuell-politische Interessen
stärker isoliert hat als die englische oder französische. Sie hatte von vornherein einen
Zug größerer Privatheit, einen Keim des Unpolitischen im Vergleich mit ihren
europäischen Schwestern. Wer in die geselligen Zirkel, Salons und
Tischgesellschaften in Heidelberg, Frankfurt, Weimar und Berlin eintritt,
läßt seinen sozialökonomischen Status gleichsam hinter sich; er erwirbt im
Medium dieser halb-privaten Geselligkeit einen Status, der im
Herrschaftssystem der ständischen Gesellschaft keinen Ort hat, er tritt in
den Stand der Gebildeten ein.6
|B 180|6W. Roessler, Die
Entstehung des modernen Erziehungswesens in
Deutschland, Stuttgart 1961, S. 194
ff. und 216
ff.
Charakteristisch für diesen Sachverhalt ist die bedeutende Rolle, die
jüdische Familien in diesem Zusammenhang spielen. Selbst nur ungenügend
integriert durch die antisemitische Tradition,
die in Preußen, besonders aber in Österreich diesen Familien den sozialen
Rang versagte, waren sie gleichsam der ideale Ort für
eine freie kritische Diskussion, die nicht unmittelbar in die ökonomischen
und politischen Interessen eingriff. Die Geselligkeit in den Häusern Moses Mendelssohns, Fanny Arnsteins und Rahel Varnhagens
ist dafür ein Beispiel.7
|B 180|7Vgl. H. Arendt, Rahel Varnhagen.Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der
Romantik, München 1959; H. Spiel, |B 181|Fanny
von Arnstein oder die Emanzipation. Ein Frauenleben an der Zeitenwende 1758–1818, Frankfurt/Main 1962.
Der Unterschied zwischen der deutschen und der englischen
Geselligkeit des bürgerlichen Typs im Hinblick auf ihre Verbundenheit mit
der realen Gesellschaft zeigt sich besonders deutlich darin, daß in London
die sozialkritische Satire ein wesentliches Element der Zusammenkünfte in
Kaffeehäusern und Salons war; die Realität der englischen Gesellschaft war
in diesen Zusammenkünf|B 124|ten eben nicht suspendiert. Anders in Deutschland: Literatur und Philosophie waren
die nahezu ausschließlichen Gegenstände der Gespräche. In diesem Klima
konnte das gedeihen, was Herbert Marcuse den
»Begriff der affirmativen Kultur«
genannt hat.8
|B 181|8
H. Marcuse, Über den affirmativen Charakter der Kultur, in: H. Marcuse, Kultur
und Gesellschaft I, Frankfurt/Main 1965.
Es ist der Begriff einer Kultur, die sich über die faktische
Schlechtigkeit der realen Gesellschaft zu erheben vermeint und eine Gemeinschaft scheinbar freier Individuen konstituiert, die
im Gespräch sich gegenseitig der sogenannten kulturellen seelischen Werte
versichern.
»Das Höchste, was aus dem Menschen gemacht werden
kann, weist in seiner Verwirklichung auf eine Gemeinschaft freier
und vernünftiger Personen, in der jeder dieselbe Möglichkeit zur
Entfaltung und Erfüllung aller seiner Kräfte hat.«
9
|B 181|9A. a. O., S.
70.
Die Realisierung dieser Utopie sollte
»durch die kulturelle Bildung der Individuen in
Angriff genommen werden ... nicht durch einen Umsturz der
materiellen Lebensordnung, sondern durch ein Geschehen in der Seele
des Individuums«
.10
|B 181|10
A. a. O., S. 71.
Genau dies ist in dem eingangs gegebenen Schleiermacher-Zitat angesprochen, wo von der
»freie(n), durch keinen äußeren Zweck gebundene(n) und
bestimmte(n) Geselligkeit«
die Rede ist. Ganz ähnlich heißt es
bei Humboldt,
daß
»der freie und alltägliche Umgang in engeren und
weiteren Verbindungen ... kleineren und größeren gesellschaftlichen
Zirkeln«
jeden Einzelnen
»empfänglicher und eigentümlicher mache«
, und zwar
»unter der Bedingung
einer vollkommenen Freiheit ... mit gänzlicher Vermeidung allen
Scheins von Absicht. Alles soll von selbst entstehen, alles Spiel
und Erholung, nichts Ernst oder Geschäft sein«
.11
|B 181|11
W. v. Humboldt, Plan einer vergleichenden Anthropologie, in: Werke
in fünf Bänden, hrsgg. von A. Flitner und K. Giel, Band I, Darmstadt 1960, S. 343.
Die von Humboldt
zitierte
»vollkommene
Freiheit«
war allerdings nur der Schein von Freiheit.
[018:14] Dieses Produkt bürgerlicher Geselligkeit, die Beruhigung der
Individuen beim Schein der Freiheit ist, da aus dieser Geselligkeit die
deutsche Bildungstheorie hervorwuchs, für die Pädagogik folgenreich
geworden. Wir finden seine Spuren nicht nur in den mediokren Auslassungen
zur sogenannten musischen Bildung, in der Praxis der außerschulischen
Jugendbildung, wir finden sie auch in den Be|B 125|griffen Bildungsgut und
Bildungswert, in manchen Schultheorien und der Praxis der Bildungspläne bis
hin zu den Argumenten für eine musisch statt grundwissenschaftlich
orientierte Lehrerbildung. Freilich: Die intellektuelle Schwäche, durch die sich derartige Gedankengänge heute
auszeichnen, ist denen kaum anzulasten, die sich wöchentlich etwa bei Rahel Varnhagen in der
Jägerstraße trafen: Fichte,
Humboldt, die beiden
Schlegel,
Schleiermacher, Gentz, Brinkmann, Kleist.
[018:15] Unabhängig von dieser Besonderheit im Kreise der deutschen
Gebildeten ist doch der bürgerlichen Geselligkeit Europas Wesentliches
gemeinsam:
1.
[018:16] Das Bürgertum entdeckt für sich, was bisher nur der
politisch herrschenden Klasse vorbehalten war: den geselligen
Müßiggang.
2.
[018:17] Dieser Müßiggang erschöpft sich, nach einer Formulierung
Thorstein
Veblens12
|B 181|12
Th. Veblen, Theorie der feinen Leute, Köln o. J.
, nicht in
»demonstrativer Verschwendung«
und
»neiderfülltem Vergleich«
, sondern hat die Diskussion der eigenen Angelegenheiten zum Gegenstand.
3.
[018:18] Diese Diskussion ist kritisch, insofern sie sich auf
Vernunft gründet, in rationaler Argumentation fortschreitet.
4.
[018:19] Darin, in solcher rationalen Diskussion, ist die
bürgerliche Geselligkeit antidogmatisch und ein gesellschaftlich realer
Schritt auf dem Wege der Emanzipation. Sie ist damit die halb private,
halb öffentliche Vorwegnahme der bürgerlichen Freiheit, ein Datum im
europäischen Demokratisierungsprozeß. Im geselligen Räsonnement
emanzipiert sich der Untertan zum Bürger.
[018:20] Der affirmative Begriff von Kultur aber, von dem die Rede war,
verhinderte nicht nur das gesellschaftliche Fortschreiten dieser Ansätze in
Deutschland, sondern auch die Transposition der gemachten Erfahrungen in die
pädagogische Praxis. Daß solche Intentionen vorhanden waren, scheint mir
nicht bezweifelbar. Bildung als das Ergebnis einer geselligen Wechselwirkung
zwischen Individuen, die |B 126|kritisch und distanziert
die menschlichen Werke einer rationalen Erörterung unterzogen, war ja erlebt
worden. Die Hoffnung, jene Erfahrungen für eine vernünftiger geordnete
Gesellschaft auf dem Wege über Erziehung dienstbar zu machen, schien den Zeitgenossen so utopisch nicht zu sein.
Schließlich läßt sich die
»Pädagogische Provinz«
in
Wilhelm Meisters Wanderjahren
durchaus als eine besonders extensive Form von Geselligkeit interpretieren, und Schleiermacher hat 1826 in seiner Erziehungstheorie versucht, der
»freien jugendlichen
Geselligkeit«
einen wichtigen und
funktionsfähigen Ort zwischen Schule und Erwachsensein zuzuweisen.
[018:21] Die Geschichte aber lief anders, als der idealistische Optimismus
sich vorstellte. Geselligkeit wurde nicht ein Ort der Einübung kritischen
Bewußtseins, kein Ort vernünftiger Diskussion, kein Ort sozialschöpferischer
Aktivität, sondern ein Instrument gesellschaftlicher Herrschaft, auch dort, wo sie sich – wie in der Jugendbewegung – polemisch
gebärdete.
Die bürgerlich-affirmative Geselligkeit
[018:22] Interessant, weil die ideologische Situation um die Mitte des 19.
Jahrhunderts ziemlich genau widerspiegelnd, sind die Vorstellungen des Sozialtheoretikers Wilhelm Heinrich Riehl zu
unserem Gegenstand. In den Pariser Salons war ein Bewußtsein von der
materiellen Basis des Glücks lebendig; Inhalt dieser Geselligkeit war, in
einem weiten Sinne, die politische Philosophie; sie konnte sich daher als
ein realer Faktor im gesellschaftlichen Prozeß darstellen. Bei den deutschen
Gebildeten war diese real-gesellschaftliche Verbindung schon verblaßt zur
Idee einer
»Gemeinschaft im wahren Menschentum«
. Im Laufe
des 19. Jahrhunderts, verschwand dieser Ansatz völlig. Die Geselligkeit
verlor den Zusammenhang mit Öffentlichkeit und wurde intim; oder, wo sie
ihren halböffentlichen Charakter behielt, verlor sie ihre kritische Potenz
und wurde re|B 127|staurativ.
»Die Salons verschwinden nicht einfach aus der
preußischen Hauptstadt, sondern bilden sich um Personen von Rang und
Namen«
, bevölkern sich mit Militärs und Beamten.13
|B 181|13
H. Arendt, a. a. O., S.
119.
Die von Achim von
Arnim gegründete christlich-deutsche Tischgesellschaft ist, die
neuen Tendenzen vorwegnehmend, dafür exemplarisch. Die Statuten dieses
geselligen Zirkels verbieten Frauen, Franzosen, Philistern und Juden den Zutritt. In dieser Zeit schreibt Rahel Varnhagen:
»Bei meinem Teetisch ... sitze nur ich mit
Wörterbüchern; Tee, wird gar nicht bei mir gemacht ... So ist alles
anders! Nie war ich so allein. Absolut. Nie so durchaus und bestimmt
ennuyiert ... Im Winter und im Sommer auch noch, kannt’ ich einige
Franzosen ... Die sind alle weg. Meine deutschen Freunde, wie lange
schon; wie gestorben, wie zerstreut.«
14
|B 181|14Zitiert bei H. Arendt, a. a. O., S.
140.
[018:23] Für Wilhelm Heinrich
Riehl aber ist solche Entwicklung nicht das Zeichen einer
geschichtlichen Regression, sondern eine Wiederkehr gesunder Verhältnisse.
Er postuliert:
»Die Sitte des geselligen Lebens soll in der
Familiensitte wurzeln ... Je weiter sich der gesellige Kreis von der
Familie entfernt, um so bedeutungsloser wird er.«
15
|B 181|15W. H. Riehl, Die Familie, Stuttgart ¹²1904,S.
265.
Und weiter:
»Das gesellige Leben im deutschen bürgerlichen und
bäuerlichen Haus hat seinen Ausgang genommen aus der Spinnstube der
Hausfrau ... Je gesunder, fröhlicher und fruchtbringender deutsche
Geselligkeit sein soll, umsomehr wird man zu diesem altväterlichen
Urbilde zurückkehren müssen«
.16
|B 181|16
A. a. O., S. 266.
Das zu einer Zeit, als die proletarische Familie
wahrhaftig andere als Spinnstubenprobleme zu lösen hatte! Der restaurativ-ideologische Charakter solcher Formulierungen bedarf
kaum noch der Interpretation. Die Geselligkeit des Bürgertums, und mit ihr
der Begriff des Gebildeten, zieht sich endgültig aus der Sphäre des
Politischen zurück. Dieser Rückzug erfährt seine ideologische Rechtfertigung
durch jenen affirmativen Begriff von Kultur, der sich über Zivilisation
erhaben dünkt und sich aufspaltet in den schöngeistigen Genuß sogenannter
kultureller Güter und die Pflege einer volksnahen oder volkstümlichen
Geselligkeit: die Bürgertochter am Pianoforte auf der einen Seite und |B 128|auf der anderen der Wandervogel, der
intellektuelle Primitivität mit Rebellion verwechselt.
[018:24] Damit war die rationale Diskussion als Element der Geselligkeit
aufgegeben. Geselligkeit sollte aus der irrationalen Basis eines gemeinsamen
Lebens wachsen, in Jugendbünden, in Schulstuben und schließlich auch in der
Lehrerbildung. Geselligkeit wurde zu einem
»musischen«
Phänomen erklärt und als solches auch etabliert. Hatten die Salons des
französischen Bürgertums noch die Revolution diskutierend vorbereiten und so
an der realen Veränderung von Gesellschaft mitarbeiten können, so vermochte dieser neue affirmative
Typus nichts gegen die Realität der faschistischen Barbarei. Im Gegenteil, ohne es zu merken, wurde er deren brauchbares Instrument. Herman Nohl – ohne das von ihm Beschriebene zu durchschauen – formulierte das so:
»Man ging auf das Volksmäßige zurück«
, es hat
»dazu geholfen, das Verlangen nach Gemeinsamkeit und
Einheitlichkeit deutlicher zu machen und zu fördern«
, das Volkslied sei ein Ausdruck dieses
»Grundzuges«
.
»Weitere Grundelemente dieser Geselligkeit sind
Wandern, Tanzen und Theaterspielen. Diese neue Geselligkeit kennt
nur Tätige, und diese Selbsttätigkeit wird das Prinzip der
Lebensführung überhaupt.«
17
|B 181|17H. Nohl, a. a. O., S.
133.
Das war 1915. (Zwischen den hier beschriebenen Phänomenen, den
nationalsozialistischen Volksfesten und der schlechten Meinung mancher Zeitgenossen vom Räsonnement Intellektueller besteht ein Zusammenhang.)
Die Geselligkeit des kollektiven Konsums
[018:25] Indessen scheint mir auch dieser Typus von Geselligkeit schon fast
verschwunden zu sein. Er existiert – wenn ich recht sehe – nur noch in der
Form pädagogischer Instrumentalisierung. Singen, Tanzen und Spielen werden
als Mittel im Erziehungsprozeß in schulischen und außerschulischen Bereichen eingesetzt in der Hoffnung, daß sie ein geselliges, kommunikationsreiches Klima schaffen, |B 129|Gruppen konstituieren. Für die Kleingruppenforschung vielleicht ein denkbares Forschungsobjekt; aufs Ganze gesehen, als Geselligkeit mit
gesellschaftlich und erzieherisch ernst zu nehmender Funktion ohne
Bedeutung. Geselligkeit dieser Art ist ein Hobby unter vielen. Unterdessen
aber ist ein neuer Typus entstanden, dessen Ausbreitung sich in der
Gegenwart abspielt: Geselligkeit als Form des kollektiven Konsums. Parties,
Klubs,
»Beat«
-Veranstaltungen und die vergeblichen
Bemühungen von Jugendkulturringen können – in der Sphäre der Heranwachsenden
– als Repräsentanten dieses Typs gelten.
»Die bürgerlichen Formen der Geselligkeit haben im
Laufe unseres Jahrhunderts Substitute gefunden, denen ...
tendenziell doch eines gemeinsam ist: die Abstinenz vom
literarischen und politischen Räsonnement. Im Modell weicht die
gesellige Diskussion einzelner den mehr oder minder unverbindlichen
Gruppenaktivitäten. Auch diese finden feste Formen des informellen
Beisammenseins; ihnen fehlt jedoch die spezifische Kraft der
Institution, die einst den Zusammenhang der geselligen Kontakte als
das Substrat der öffentlichen Kommunikation sicherte – um
›group
activities‹
bildet sich kein Publikum.«
18
|B 181|18J. Habermas, a. a. O., S.
180.
Mit anderen Worten: Die Geselligkeit ist sprachlos geworden; die
Diskussion dessen, was die Individuen im geselligen Prozeß sich aneignen,
entfällt. Der Vorgang der Aneignung selbst verhindert das Räsonnement.
Soweit wir über empirische Befunde verfügen, bestätigen sie diese Hypothese.
Moderne Geselligkeit scheint ein Widersacher von Aufklärung zu sein.
[018:26] Den Ursachen dieser Konstellation nachzugehen, würde ein eigenes
Forschungsprogramm innerhalb der Freizeitforschung erfordern. Die folgenden
Bedingungen aber scheinen hier ins Spiel zu treten:
[018:27] 1. Die allgemeinen Bedingungen moderner Freizeit. Moderne
Geselligkeit als ein Freizeitphänomen unterliegt denselben Bedingungen, die
im Verhältnis von Arbeit und Freizeit die Fremdbestimmung dieser Sphäre
ausmachen.
|B 130|
[018:28] 2. Statusprobleme und die Bedürfnisse nach demonstrativem Konsum.
Sie sind in der modernen Geselligkeit nicht suspendiert, sondern
strukturieren sie und begrenzen das in ihr Mögliche.
[018:29] 3. Das Erwartungsstereotyp von Geselligkeit. Es verlangt
Verhalten, Aktivität und Attitüde statt Gespräch und kritischer
Aneignung.
[018:30] 4. Die kollektive Form konsumptiver Aneignung. Sie befördert,
besonders bei Jugendlichen, die Regression in infantiles Verhalten.
[018:31] 5. Die zivilisatorische Perfektion und ihr repressiver Charakter.
Sie reduziert die verbalen Formen der Kommunikation und motiviert die am
geselligen Prozeß Beteiligten in Richtung auf höheren Konsumstandard, statt in Richtung auf eine instrumentelle Verwendung
dieses Standards. (Die Formulierung dieser Hypothese ist deshalb wichtig,
weil unter Pädagogen der außerschulischen Jugendbildung häufig die
entgegengesetzte Meinung vertreten wird.)
[018:32] 6. Die Siedlungsstruktur moderner Großstädte. So wie die
bürgerliche Geselligkeit nicht nur ein urbanes Phänomen, sondern die Stadt
eine ihrer wesentlichen Entstehungsbedingungen war, scheint die Art des
modernen Städtewachstums tief in die Gesellungsformen der Menschen, in Art
und Inhalt ihrer geselligen Kommunikation einzugreifen.19
|B 181|19Vgl. A. Mitscherlich, Die
Unwirtlichkeit unserer Städte, Frankfurt/Main 1965.
Zwar befördert die fortschreitende Entwicklung der
Industrielandschaften die Rationalität technischer Planung, ja fordert diese
geradezu als ein Instrument des Überlebens heraus. Ob sie aber zugleich auch
die in geselliger Kommunikation mögliche kritische Reflexion der Bürger,
ihre politisch-rationale Beteiligung am öffentlichen Geschehen begünstigt,
scheint mir mehr als fraglich.
Geselligkeit und Pädagogik
[018:33] Die Beschreibung müßte detaillierter, der Nachweis von Strukturen
und deren Bedingungen reichhaltiger und weniger lückenhaft geführt werden,
als es hier der Fall war. |B 131|Ich konnte nur die drei
Typen knapp umreißen und auf ihre gesellschaftlichen Bedingungen hinweisen.
Die Vielfalt der geschichtlichen Formen ging dabei verloren. Eine Erinnerung
an die geselligen Phänomene der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, an die Geselligkeit der proletarischen politischen
Bewegungen im 19. Jahrhundert, an die vorbürgerlichen geselligen Formen des
Mittelalters, des städtischen Patriziats, der Hanse der poetischen Gesellschaften des Barocks genügt, um darauf hinzuweisen, daß es sich in diesen Überlegungen nur
um drei tendenzielle Typen handelt; Typen allerdings, die von der Aufklärung bis heute die größte
gesellschaftliche Bedeutung erlangten und für die Erziehungsgeschichte am wirksamsten waren.
[018:34] Der erste Typus ist der bürgerlich-öffentliche. Er reicht ungefähr
von den englischen Kaffeehäusern (1680) bis zum Salon der Rahel Varnhagen (1805). Sein
Grundbegriff ist die Kritik.
[018:35] Der zweite Typus ist der bürgerlich-affirmative. Er reicht von der
christlich-deutschen Tischgesellschaft der Berliner Romantik bis in die
Jugendbewegung und deren gesellige Nachwehen. Sein Grundbegriff ist der
kulturelle Genuß.
[018:36] Der dritte Typus ist der kollektiv-konsumptive. Er befindet sich
noch im Stadium der Ausbreitung. Sein Grundbegriff ist die Teilnahme am
Verbrauch.
[018:37] Nur die letzten beiden Typen sind für die Entwicklung unseres
Erziehungswesens relevant geworden: der
bürgerlich-affirmative sowohl als pädagogisches Programm wie auch als
Realität der Praxis im musischen Kulturbetrieb von Schulen,
Volkshochschulen, Jugendverbänden usw.; der kollektiv-konsumptive als
Realität jugendlichen Daseins heute, der gegenüber die Pädagogik sich in der
Rolle des Zuschauers vorfindet, ohne diesen vermutlich sehr wirkungsvollen
Faktor im Prozeß des Heranwachsens irgendwie mit einplanen zu können (dabei soll durchaus noch offen bleiben, ob
eine solche Einplanung überhaupt wünschenswert ist); die jugendliche
Geselligkeit reiht sich gleichsam von sich aus in den Kreis der
erziehungsrelevanten Institutionen ein.
|B 132|
[018:38] Der bürgerlich-öffentliche Typus hat – metaphorisch gesprochen –
die Niederungen der Pädagogik gar nicht erst erreicht. Er blieb eine Sache
für Erwachsene. Als er sich anschickte, aus seinen Erfahrungen pädagogisches
Kapital zu schlagen, war seine Zeit schon vorbei; die sozialen
Konstellationen des 19. Jahrhunderts begünstigten ihn nicht mehr, sondern
unterdrückten ihn. Unterdrückung aber muß Geselligkeit besonders hart
treffen, wenn es stimmt, worin alle Theoretiker unseres Gegenstandes von
Castiglione über Montaigne, Locke, Knigge, Schleiermacher bis zu dem Soziologen Georg Simmel20
|B 181|20G. Simmel, Soziologie der Geselligkeit, in: Verhandlungen des ersten deutschen
Soziologentages, Tübingen 1911.
sich einig sind: daß der Sinn
von Geselligkeit, die Motive, die die Individuen zu ihr zusammenführen,
Befreiung von dem Druck der ökonomischen und politischen Verhältnisse ist,
und sei diese Befreiung auch nur vorübergehend, und sei sie auch nichts als
eine ideologische Beruhigung und Kompensation unglücklicher Zustände.
[018:39] Würde sich in der Realität gegenwärtiger Geselligkeit, im
kollektiv-konsumptiven Typus nachweisen lassen, daß dieser Typus nicht nur keine Entlastung bringt, sondern selbst eine Form von
Unterdrückung ist, dann hätten wir Veranlassung genug, vom Ende der
Geselligkeit als einem gesellschaftlich nennenswerten Phänomen zu sprechen.
Vieles deutet darauf hin, daß dem so ist.
[018:40] Eine Reihe von Beobachtungen läßt indessen vermuten, daß die Geschichte der Geselligkeit noch nicht an ihr Ende
gekommen sein muß. Es ist ja nicht nur die Aufgabe der Theorie, das
Faktische zu beschreiben und zu erklären, sondern zugleich auch das
Real-Mögliche in ihre Analysen aufzunehmen, besonders in einer Disziplin,
die zu pragmatischer Theorie verpflichtet ist. Sehr detaillierte
Beobachtungen jugendlichen Verhaltens bei städtischen geselligen
Veranstaltungen, in Freizeitheimen und im Tourismus lassen folgendes
vermuten (und manche Ergebnisse der allgemeinen Jugendforschung stützen diese Vermutung21
|B 181|21L. v. Friedeburg, Zum Verhältnis von Jugend und Gesellschaft, in: Jugend in
der modernen Gesellschaft, hrsgg. von L. v. Friedeburg, Köln 1965; Jugendtourismus, hrsgg. im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft für Jugendpflege und Jugendfürsorge und des Studienkreises für
Tourismus von Heinz Hahn, München 1965; Helmut Kentler / Thomas Leithäuser / Hellmut Lessing, Forschungsbericht Jugend im Urlaub, München 1965 (als Manuskript
vervielfältigt).
): die kollektiv-konsumptive Geselligkeit bringt den Teilnehmern nicht die
Befriedigung, die sie erhoffen, nicht die Entlastung, die sie brauchen, die
Emanzipation, die sie |B 133|suchen. Im Vorgang des Teilnehmens und Mitmachens entstehen kurzlebige Verhaltensweisen, Attitüden und Kommunikationsformen, in denen sich so etwas wie eine Gegen-Kultur anzukündigen scheint. Diese Phänomene treten nur in kleineren Gesellungsformen auf und meist dort, wo ein besonders starker Druck durch den öffentlichen Konsumstandard empfunden wird, oder wo überhaupt – z. B. an den Küsten Siziliens – die
vertraute Sozialwelt suspendiert ist. Die bisweilen anzutreffende Findigkeit
Jugendlicher im Erdenken erotisch-sexueller Spiele und ihre allgemeine
Konzentration auf diesen Bereich ist nicht ein jugendgefährdendes Phänomen,
sondern weist auf die sozialen Repressionen hin, die so stark sind, daß
einzig in diesem Bereich das Bedürfnis nach kommunikativem Glück sich eine Befriedigung verspricht.
[018:41] Solche Beobachtungen, ließen sie sich durch weitere signifikant
unterstützen, könnten zu Tage bringen, daß die zu Beginn des 19.
Jahrhunderts abgebrochene Entwicklung einer emanzipierten Geselligkeit nicht
bereits den Anfang vom Ende ihrer Geschichte bedeutet. Für die Entwicklung
eines demokratischen Erziehungswesens und den Fortschritt der Emanzipation
wäre dieser Sachverhalt von besonderer Wichtigkeit, da vermutlich mit der
andauernden Vergrößerung des sogenannten Freizeitbereichs auch die Bedeutung
der Bildungsmotivationen wachsen wird, die von hier kommen oder ausbleiben. Die Formen von Geselligkeit,
die die Gesellschaft hervorzubringen imstande sein wird, werden dabei kein
unerheblicher Faktor sein. Zum Optimismus freilich besteht wenig Anlaß.
|B 134|
Gesellschaftliche Bedingungen der Sozialpädagogik
[028:188] Mit dem Ausdruck
»Sozialpädagogik«
als einem
erziehungswissenschaftlichen Terminus hat es eigene Schwierigkeiten. Obwohl
er seit gut 100 Jahren in Gebrauch ist, wechselt seine Bedeutung immer noch
von Autor zu Autor, von Interessengruppe zu Interessengruppe. Man tut
deshalb gut, keine Übereinkunft vorauszusetzen, sondern zu sagen, wovon zu
sprechen man beabsichtigt.
[028:189] Wenn also hier von den gesellschaftlichen Bedingungen der
Sozialpädagogik gesprochen werden soll, so muß ich zunächst angeben, welcher
der üblichen Bedeutungen ich mich – wenn auch nur als Assoziationshilfe –
angeschlossen habe. Danach ist Sozialpädagogik die Theorie derjenigen
Erziehungsvorgänge, die im Jugendwohlfahrtsgesetz einen juristischen Niederschlag
gefunden haben, die Theorie der Jugendhilfe. Das klingt einleuchtend, ist
aber vielleicht so vernünftig nicht, wie es den Anschein hat.
[028:190] Mit Recht nämlich könnte eingewendet werden, daß es doch etwas
Bedenkliches habe, einen Begriff mit
erziehungswissenschaftlich-systematischem Anspruch derart pragmatisch zu
orientieren, das heißt, ihn nicht auf die Erziehungsprozesse, sondern auf
Rechtsinstitute zu beziehen, die zum Erziehungsproblem in keinem stringenten
Zusammenhang zu stehen brauchen. Am Beispiel der Jugendkriminalstrafe ließe
sich zeigen, wohin das führt.
[028:191] Wichtiger aber ist ein anderer Einwand. Sprechen wir in diesem
Sinne von Sozialpädagogik oder von Jugendhilfe, dann sind diese Ausdrücke
Sammelnamen für eine Reihe pädagogischer Institutionen und Eingriffsformen.
Schon |B 135|auf den ersten Blick zeigt sich, daß sie
außerordentlich verschieden sind.
[028:192] Ein politischer Jugendclub und ein Heim für schwererziehbare
10jährige haben zu wenig gemeinsam, als daß es eine für sie gemeinsam
geltende pädagogische Theorie geben könnte, jedenfalls dann, wenn Theorie
hier mehr sein soll als Terminologie. Gewiß ist es sinnvoll, Theorien
anzunehmen, die in beiden Fällen bestimmte Aspekte des Geschehens zu
erklären vermöchten, so z. B. die eine oder andere Lerntheorie, die
Rollentheorie. Das aber wäre freilich keine Theorie der Jugendhilfe, sondern
wäre die Anwendung einer erklärungsfähigen Theorie einzelner pädagogischer
oder pädagogisch relevanter Vorgänge auf Praxisprobleme der Jugendhilfe.
[028:193] Aus diesen Gründen scheint es mir notwendig zu sein, die
theoretische Irrelevanz der Ausdrücke
»Sozialpädagogik«
und
»Jugendhilfe«
hervorzuheben. Es handelt sich eben
nicht um eine Klasse von Gegenständen und Vorgängen, die sich so ähnlich
sind, daß sie in einer gemeinsamen Theorie miteinander verbunden werden
könnten.
Sozialpädagogische Problemlagen
[028:194] Es scheint, als wäre ich mit meinem Thema in einer mißlichen
Lage. Nicht von
»Sozialpädagogik und Sozialstruktur«
wäre
sinnvoll zu reden möglich, sondern allenfalls von besonderen
sozialpädagogischen Institutionen oder Problemlagen, die zwar nicht den
Gegenstand
»Sozialpädagogik«
treffen, aber doch für die
eine oder andere unter diesem Namen zusammengefaßte pädagogische
Intervention charakteristisch sind.
[028:195] Einige solcher Problemlagen, die zum Gegenstand von
Jugendhilfe-Forschung geworden sind, will ich im folgenden nennen:
[028:196] 1. Die Situation der Jugend zwischen
Arbeit, Freizeit und politischer Beteiligung: Die Einrichtungen, die vorwiegend |B 136|an
dieser Problemlage sich orientieren, sind unter dem Namen
»Jugendarbeit«
zusammengefaßt. Das in ihnen zum Vorschein kommende pädagogische Thema ist mit sozial-strukturellen Sachverhalten verbunden, die sich durch Begriffe wie industrielle Arbeitsverhältnisse, privatkapitalistische, konsumorientierte Produktionsverhältnisse, schichtspezifisches Freizeitverhalten und Demokratisierung schlagwortartig bezeichnen lassen.1
|B 181|1Vgl. H. Giesecke, Didaktik der politischen Bildung, München ³1968;
ders. (Hrsg.), Freizeit und Konsumerziehung, Göttingen 1968;
C. W. Müller / H. Kentler / K. Mollenhauer / H. Giesecke, Was ist Jugendarbeit? – Vier Versuche zu einer Theorie,
München 1964; C. W. Müller, Jugendpflege als Freizeiterziehung, Weinheim
1965.
Es zeigt sich darin aber auch, daß es sich hier
keineswegs um ein spezifisch sozialpädagogisches Problem handelt. Denn: Es
gibt wohl kaum einen Ort im gegenwärtigen Erziehungssystem, der von dieser
Problematik unberührt bleibt. Immerhin wäre es sinnvoll, zu verfolgen, wie
einzelne sozial-strukturelle Variablen nicht nur mit den Problemlagen des
jugendlichen Daseins, sondern auch mit den Maßnahmen der Jugendarbeit und
deren Prinzipien zusammenhängen.
[028:197] 2. Sozialisationsprobleme der
Vorschulkindheit: Die in der Regel der Jugendhilfe zugeordneten Formen pädagogischer
Intervention in diesem Problemfeld beziehen sich vorwiegend auf die Familie
und den Kindergarten. Sie orientieren sich noch weitgehend an einem
traditionell festgelegten Leitbild familiär-pädagogischen Wohlverhaltens,
das in der deutschen Kindergarten-Ideologie vielleicht seinen deutlichsten
Ausdruck gefunden hat. Diese Ideologie oder Erziehungs-Wert-Orientierung ist
aber selbst ein sozial-strukturell bedingtes Phänomen: Sie ist die
Wertorientierung der Mittelschicht. Die damit zusammenhängenden Fragen
zeigen neuerdings auch, wie wenig sinnvoll z. B. eine theoretische
Unterscheidung zwischen sozialpädagogischen und schulpädagogischen Problemen
ist: Der familiäre Sozialisationsmodus, das ergibt sich z. B. aus der
Theorie der Lern- und Leistungsmotivation, ist eine der entscheidenden
Variablen für Schulerfolg und sozialen Aufstieg.
[028:198] 3.Die Entstehung individueller
Konfliktlagen und deren Lösung in gesellschaftlich nicht
akzeptierter Art und Weise: Dissozialität als eine Form individueller Verhaltensauf|B 137|fälligkeit, der gegenüber die Gesellschaft sich
zum Eingreifen genötigt fühlt, ist sehr wahrscheinlich das älteste der
Probleme, die wir als
»sozialpädagogisch«
zusammenfassen. Auch hier könnte sowohl den sozial-strukturellen Bedingungen solcher Konfliktlagen und deren individuellen Lösungsformen wie auch den Formen pädagogischen Eingriffs nachgegangen werden. Allerdings zeichnet sich die bisherige Forschung dadurch aus, daß sie zwar nach den Bedingungen entstandener Auffälligkeit fragt, nicht aber auch die pädagogischen Reaktionen einer kritischen Analyse unterzieht.2
|B 181|2H. Schüler-Springorum / R. Sieverts, Sozial auffällige Jugendliche, München ²1965.
Und auch die Bedingungen für die Auffälligkeit werden vorwiegend nur
insofern ermittelt, als sie als Momente der individuellen Biographie
hervortreten.
[028:199] 4. Kollektive Konfliktlagen und
Mangelsituationen und deren Folgen: Hier scheint die Forschungsproblematik am einfachsten, am wenigsten verwickelt zu liegen. Die Klientel bringt ihre sozial-strukturellen Daten gleichsam schon in die Sprechstunde mit. Slums, Unterschichten-Gettos und andere randständige soziale Gruppen sind als sozialpädagogisches oder Jugendhilfe-Objekt geradezu durch die sozial-strukturellen Merkmale und deren Prognosewert definiert.3
|B 181|3H. Passow (Ed.), Education in Depressed Areas, New York 1963; J. B. Mays, Growing Up in the City – A
Study of |B 182|Juvenile Delinquency in an Urban Neighbourhood,
Liverpool ³1964.
Um so bedeutsamer wäre es gerade
hier, die gesellschaftlichen Bedingungen der Hilfsmaßnahmen zu analysieren.
[028:200] In den Jugendhilfe-Maßnahmen kommt ein Merkmal zum Vorschein, das
man fast zu ihrer Definition verwenden könnte: Sie kommen prinzipiell zu
spät. Prinzipiell ist diese Verspätung deshalb, weil sie nicht über die
Veränderungen der Bedingungen verfügt, die das Eingreifen nötig machen. Der
Zusammenhang zwischen der als ursächlich anzunehmenden Sozialstruktur, der
Erscheinungsform von Hilfsbedürftigkeit und der Hilfsmaßnahme wird weder
theoretisch mit der nötigen Deutlichkeit formuliert noch praktisch wirksam.
Damit hängt eine theoretische Hilfskonstruktion zusammen, deren sich die
Jugendhilfe beson|B 138|ders im Hinblick auf Disssozialitätsprobleme nahezu ausschließlich bedient: das Ersetzen gesamtgesellschaftlicher
Merkmale durch Merkmale der intim-sozialen Erfahrung. Um es konkret zu
sagen: Die Berufstätigkeit von Müttern ist ein Merkmal familiärer
Sozialstruktur, das sowohl relativ leicht zu ermitteln wie auch durch
moralischen Appell scheinbar leicht zu ändern ist, in Wahrheit aber ganz
andere als appellative Reaktionen nötig macht. Die praktische wie
theoretische Fixierung auf dieses Datum erspart oder versperrt den
Durchblick auf Bedingungen, die dahinter liegen. Oder: Die Veränderung der
familiären Kommunikationsstruktur durch die Massenmedien hat sicherlich
Variablen zum Vorschein gebracht, die das Verhalten von Kindern und
Jugendlichen in der einen oder anderen Richtung erklären können.
Pädagogisches Eingreifen wird aber naiv, wenn es sich nun kurzschlüssig als
appellative Gegenwirkung versteht. Oder: Psychoanalytische Theoreme haben
gewiß einiges zur Bedeutung früher Mutter-Kind-Beziehungen für die
Verhaltensprägung erbracht. Hält man aber die Ermittlung solcher
Zusammenhänge für einen zufriedenstellenden Erklärungsmodus, dann wird
dadurch die Verspätung der Jugendhilfe-Maßnahme geradezu institutionalisiert. Verschleiert wird dieser Sachverhalt
dadurch, daß eine Theorie, die in einem sozial begrenzten Feld
erklärungsfähig ist, natürlich Diagnosen erlaubt, die angemessene pädagogische Maßnahmen möglich und
ihre Wirksamkeit vielleicht sogar wahrscheinlich machen. Die detaillierte
Einsicht in familiäre Sozialisationsprozesse, die Kenntnis der
ausschlaggebenden Variablen, erlaubt die Aufstellung eines
erfolgversprechenden Erziehungsplans im individuellen Fall. Sie richtet aber
nichts aus gegen die immer neue kollektive Reproduktion des Falles. So kann
Jugendhilfe, ohne ihre Absicht und ohne ein Bewußtsein davon zu haben, ein
selbst hilfloses und darin ideologisches Instrument sein. Mit dem Erfolg im
einzelnen Fall täuscht sie sich darüber, daß sie in der Tat nichts ist als
caritative Hilfe, die das angeblich Unvermeidliche erträglich macht.
|B 139|
[028:201] Wiederum konkret gesprochen: Die diagnostische Subtilität des
amerikanischen Social Work hat an der immer
neuen Reproduktion des Elends in den Unterschichten nichts ändern können.
Die Theorien sind – und das gilt auch für die deutsche Jugendhilfe-Forschung
– am Interesse für die Erklärung individuell-biographischer Verläufe und
Veränderungen orientiert. Ich will nicht entscheiden ob es sich hier um eine
prinzipielle Schranke für die Jugendhilfe-Praxis handelt. Sicher aber
scheint mir zu sein, daß es für die Forschung eine solche Schranke nicht
geben darf, daß die Theorie sich auf größere Erklärungszusammenhänge
einlassen muß, auch wenn ihre Umsetzung in pädagogisches Handeln schwierig oder ausgeschlossen sein mag.
Soziale Schicht und sozialpädagogische Maßnahme
[028:202] Zu solchen, das individuelle Erziehungsschicksal überschreitenden Zusammenhängen gehören die Probleme der sozialen Schichtung. Es bedarf, insbesondere
nach den breit gestreuten und zahlreichen Untersuchungen der letzten Jahre,
kaum noch eines Hinweises darauf, daß die Variable der sozialen Schicht
allgemein-pädagogisch und nicht nur für die Jugendhilfe von gravierender
Bedeutung ist. Es ist jedoch bemerkenswert, daß diese Zusammenhänge zwar für
schulische Lernprozesse theoretisch relativ weit entwickelt sind, daß es
aber für die Jugendhilfe-Forschung in Deutschland nur sehr wenige
ausdrückliche Ansätze in dieser Richtung gibt. Ich möchte deshalb versuchen,
einiges zu diesem Problem beizutragen, und zwar eingeschränkt auf den
Zusammenhang von Dissozialität und ihrer pädagogischen Behandlung auf der
einen und sozialer Schichtzugehörigkeit auf der anderen Seite.
[028:203] Meine These lautet: Die pädagogischen Probleme der Jugendhilfe,
insbesondere dort, wo sie sich mit dissozialem Verhalten auseinanderzusetzen
hat, sind geprägt von den Merkmalen der sozialen Schichtung in
unterschiedliche sozio-ökonomische Strata. Einerseits drückt sich diese
Ge|B 140|prägtheit in der von der Jugendhilfe
betreuten Population aus, andererseits ist zu vermuten, daß die Einstellung
derer, die Jugendhilfe betreiben, durch ihre mittelständische Position
bestimmt ist und infolgedessen sich auch auf die Einschätzung von
Dissozialitätsproblemen auswirkt.
[028:204] Der schichtenspezifische Charakter der
pädagogischen Dissozialitäts-Problematik, das heißt der Phänomene,
die mit der Erziehung verwahrloster und krimineller Kinder und
Jugendlicher zusammenhängen, trat nie wieder – wenn ich recht sehe –
so augenfällig hervor, wie am Anfang der Entwicklung zu Beginn des
19. Jahrhunderts. Soweit es sich aus den Quellen erschließen läßt,
waren die Kinder und Jugendlichen, die in den einschlägigen
Institutionen, also vornehmlich Erziehungsheimen und Pflegestellen,
auftauchten, ausschließlich Angehörige der Unterschicht, des
städtischen und ländlichen Proletariats. Die pädagogische Ideologie
dieser Einrichtungen nahm vorweg, was in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts von der Bourgeoisie als klassenkämpferisches Mittel
gegen die Schulen und die Lehrerbildung eingesetzt wurde: die
Beschränkung des kognitiven Lernangebots auf nur wenige
schichtenspezifische Fertigkeiten und die ausgiebige Verwendung der
Religion als eines Mittels, das die Einhaltung des Moralkodex am
ehesten zu garantieren versprach. So realistisch Autoren und
Praktiker wie Falck, Wichern oder Völter auch die Situation ihrer Klienten bzw. Zöglinge einschätzen mochten, so phantasiereich sie im Erfinden neuer Formen des pädagogischen Umgangs waren: über diese Schwelle kamen sie nicht hinaus.4
|B 182|4K. Mollenhauer, Die Ursprünge der Sozialpädagogik
in der industriellen Gesellschaft, Weinheim
1959.
[028:205] Sie entsprachen damit einer in der pädagogischen
Literatur des ausgehenden 18. Jahrhunderts häufigen Einstellung zu
den Bildungsproblemen der Unterschicht. Religion – so hieß es – sei
dieser Schicht unerläßlich, allerdings nur, sofern religiöse Bildung
nicht dazu verleitet, die Gleichheit vor Gott auch als ein Postulat
der Gleichheit der Stände und Schichten mißzuverstehen. Man dürfe es
getrost der Religion überlassen, so schrieb Justus Möser,
»ein Reich Gottes ohne Aktien (das heißt ohne ungleiche
Ver|B 141|teilung des Besitzes und
der Rechte) zu errichten und die Menschen unter
der Rubrik vom armen Sünder auszugleichen«
5
|B 182|5Zitiert nach
P. M. Roeder, Erziehung und
Gesellschaft. Ein Beitrag zur Problemgeschichte unter
besonderer Berücksichtigung des Werkes von Lorenz von
Stein, Weinheim 1968.
. Religion galt als unentbehrlich, weil sie für jenen Teil der
Bevölkerung nötig schien, der über keine andere Motivation verfügte,
um sich gesellschaftlich adäquat zu verhalten.
»Für das der Bildung des Verstandes weder
fähige noch bedürftige Volk«
– so folgert Roeder für jene Erziehungseinstellung –
»bleibt also nur eine Erziehung, die es
gewissermaßen blind in den gesellschaftlichen Prozeß
einordnet, eine Gewöhnung an Gehorsam, Disziplin, vor allem
unablässige Arbeit.«
6
|B 182|6A. a. O.,
S. 22
f.
Die pädagogischen Mittel zu solchem Zweck sind Arbeit in den
untersten Rängen der Arbeitsteilung, in Manufaktur und
Landwirtschaft, und religiöse Unterweisung.
[028:206] Der darin zum Ausdruck kommende Zusammenhang zwischen
einem Merkmal der Sozialstruktur – hier die Schichtung der
Gesellschaft in gegeneinander unversöhnlich abgegrenzte soziale
Strata – und einer korrelierenden, die Sozialstruktur bestätigenden
pädagogischen Einstellung, ist nicht nur ein Stück Vergangenheit,
sondern zieht sich durch die Geschichte der Jugendhilfe bis in
unsere Gegenwart. Jugendhilfe wird zu einer Art sozialer
Befriedungsaktion, um die Beunruhigung loszuwerden, die von den
betreuten Schichten und Gruppen ausgeht. Selbst die Jugendpflege
gehört in diesen Zusammenhang. Die Diskussion um den hereditären
Charakter von Dissozialität, die humangenetisch-deterministischen
Erklärungsschemata, die besonders für Fürsorgeerziehung und
Jugendstrafvollzug eine große Rolle spielten, konnten diesen
Sachverhalt zwar vorübergehend verdecken. In Strafvollzugsordnungen
für den Jugendstrafvollzug aber taucht die gleiche ideologische
Figur wieder auf.
»Arbeit ist die Grundlage eines geordneten
und wirksamen Strafvollzuges. Sie soll, soweit erforderlich,
die Arbeitsgesinnung des Gefangenen wecken, ihn an
regelmäßiges, auf Arbeit aufgebautes Leben gewöhnen, sowie
körperliche und seelische Schäden ausschließen.«
7
|B 182|7Zitiert nach
Th. Hofmann, Jugend im
Gefängnis. Pädagogische Untersuchungen über den
Strafvollzug an Jugendlichen, München 1967, S.
161.
Was heißt hier Arbeit? Die Jugendstrafanstalt, für die die
gerade zitierte Vollzugsordnung gilt, verteilt unter ihren |B 142|Jugendlichen die Arbeit folgendermaßen: Rund 80 Prozent sind mit ungelernter Arbeit beschäftigt (Schuhe nähen, Blech- und Drahtarbeiten, Sortieren von Kleineisenwaren, Mattenherstellung, Tütenkleben), rund 20 Prozent arbeiten in Lehrberufen.8
|B 182|8A. a. O.,
S. 161
f.
Vier Fünftel also müssen eindeutig Arbeiten verrichten, die für die untere Unterschicht spezifisch sind. Über die Frage der beruflichen Qualifikation hinaus wissen wir außerdem aus der Sozialisationsforschung, daß Verhalten, Wertorientierung und Aspirationsniveau im Hinblick auf Lernzuwachs und soziales Fortkommen hochgradig von der ausgeübten Berufsrolle abhängen, und zwar nicht nur für den Träger dieser Rolle selbst, sondern auch, vermittelt durch entsprechende Erziehungseinstellungen, für die nachwachsende Generation.9
|B 182|9Vgl. die Sekundär-Analyse von H.-G. Rolff, Sozialisation und Auslese durch die Schule,
Heidelberg 1967. Ferner: K. Mollenhauer, Sozialisation und Schulerfolg,
in: H. Roth (Hrsg.), Begabung
und Lernen. Ergebnisse und Folgerungen neuer
Forschungen, Stuttgart 1968.
Wir haben deshalb guten Grund
für die Vermutung, daß der Strafvollzug in diesem Fall eine Stätte
besonders wirkungsvoller Reproduktion des Sozialcharakters der
Unterschicht ist.
[028:207] Obwohl in einer Untersuchung entlassener Fürsorgezöglinge
von Pongratz und
Hübner10
|B 182|10L. Pongratz / H.-O. Hübner, Lebensbewährung nach öffentlicher
Erziehung. Eine Hamburger Untersuchung über das Schicksal
aus der Fürsorge-Erziehung und der Freiwilligen
Erziehungshilfe entlassener Jugendlicher, Darmstadt
1959.
die Zahl der positiven Bewertungen der
Arbeitsverhältnisse im Heim durch die ehemaligen Zöglinge doppelt so
groß ist wie die Zahl der negativen, können wir auch für die
Heimerziehung noch vermuten, daß die zur Verfügung stehenden
Arbeitsbedingungen jener Unterschicht-Tendenz folgen.
[028:208] Das sei nun aber – so könnte eingewendet werden –
keineswegs ein kritisches Resultat. Denn natürlich entstammen die
meisten Probanden, die wegen Dissozialität auffällig und einer
Jugendhilfe-Institution zugewiesen werden, der Unterschicht. Sie
verfügen dementsprechend nur über jene Fähigkeiten, die sie zu
keiner anderen als einer unterschicht-spezifischen Berufsleistung
qualifizieren. Ein solches
»Argument«
wäre jedoch
nur die scheinbar entideologisierte Fassung jener Jugendhilfe-Maxime
vom Beginn des 19. Jahrhunderts.
|B 143|
Dissozialität: ein Unterschicht-Phänomen?
[028:209] Stimmt indessen die These, daß die soziale
Zusammensetzung der von Jugendhilfe-Institutionen betreuten Kinder
und Jugendlichen das Ergebnis eines schichtspezifischen
Ausleseprozesses ist?
[028:210] Obwohl wir über keine Gesamtstatistik verfügen, in der die z. B. in Heimerziehung untergebrachten Minderjährigen nach ihrer sozio-ökonomischen Herkunft aufgeschlüsselt sind, geben einige Einzeluntersuchungen doch durch weitgehende Übereinstimmung halbwegs verläßliche Anhaltspunkte. So können wir damit rechnen, daß ungefähr 75 Prozent der Jungen und 80 Prozent der Mädchen aus Familien stammen, die der Unterschicht angehören.11
|B 182|11Vgl. Fr. Specht, Sozialpsychiatrische Gegenwartsprobleme der
Jugendverwahrlosung, Stuttgart 1967.
Der Rest
gehört der unteren und mittleren Mittelschicht an. Betrachtet man
also zunächst naiv die Schichtmerkmale der Unterschicht als
unabhängige Variable, dann scheint es, als wirke sie
dissozialitätsbegünstigend.
[028:211] Zwei Beobachtungen indessen lassen Vorsicht geraten sein
bei so allgemeiner Formulierung. Wäre diese These nämlich in solcher
Einfachheit ohne Modifikation richtig, könnte man aus ihr folgern,
daß mit sinkendem sozio-ökonomischem Niveau Dissozialitätshäufigkeit und Dissozialitätsgrad ansteigen. Das aber ist nicht der Fall.
Kontrolliert man nämlich bei den Gruppen, die etwa nach dem extremen Gesichtspunkt der
Schwersterziehbarkeit ausgelesen werden, die soziale Herkunft,
verringert sich der Anteil von Kindern aus
Unterschicht-Familien.
[028:212] Die zweite zur Vorsicht veranlassende Beobachtung
betrifft die zu vermutende
»Dunkelziffer«
von
Mittelschicht-Kindern. Zwar ist der Anteil dieser Gruppe an den
Heimeinweisungsfällen in den letzten Jahren gestiegen. Zwar ist
vermutlich in den letzten Jahren auch die Schwelle niedriger
geworden, die vor allem Eltern der Mittelschicht überwinden müssen,
um sich an das Jugendamt um Hilfe zu wenden. Derjenige Teil der
Bevölkerung aber, der über hinreichende ökonomische Mittel verfügt,
kann auch heute noch die öffentliche Erziehung auf dem Wege über
privat|B 144|wirtschaftliche Beratungs-,
Behandlungs- und Therapie-Einrichtungen umgehen. Werden jedoch
Erziehungsmaßnahmen der öffentlichen Ersatzerziehung unumgänglich,
dann ist zu vermuten, daß die Mittelschicht, wenn irgend möglich,
die Zwangseinweisung in die Fürsorgeerziehung dadurch vermeiden
wird, daß sie ihr durch die Vereinbarung der Freiwilligen
Erziehungshilfe zuvorkommt. Da kein statistisch verläßliches
Material vorliegt, muß es bei dieser Vermutung bleiben. Gehen wir diesen Spekulationen aber weiter
nach, dann ergibt sich eine interessante Beobachtung: Der
Anteil der Fälle von Freiwilliger Erziehungshilfe, also
derjenigen Einrichtung, für die ich einen größeren Anteil
von Mittelschicht-Kindern vermute als für die
Fürsorgeerziehung, liegt in den Bundesländern
Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Saarland und Bayern am
niedrigsten. Er ist zugleich niedriger als der Anteil der
Fälle von Fürsorgeerziehung. In den anderen Bundesländern
ist das Verhältnis von Fürsorgeerziehung und Freiwilliger
Erziehungshilfe entweder ausgewogen oder es ist ein
zahlenmäßiges Überwiegen der Freiwilligen Erziehungshilfe
festzustellen.
[028:213] Was kann das bedeuten? Es scheint im
Sinne meiner Annahme nicht abwegig zu vermuten, daß der
geringe Anteil der Freiwilligen Erziehungshilfe in den vier
Ländern ein Index für den ausgeprägt schichtenspezifischen
Charakter der Heimerziehung ist. (Interessant ist, daß in
diesen Ländern auch der schichtenspezifische
Auslesemechanismus durch die weiterführenden Schulen sehr
ausgeprägt ist.) Denn: Die Vereinbarung von Freiwilliger
Erziehungshilfe enthält die größere Wahrscheinlichkeit,
einem kleinen und auf bestimmte Verhaltensauffälligkeiten
spezialisierten Heim zugewiesen zu werden, als die Anordnung
von Fürsorgeerziehung. Dieser pädagogische Vorteil also
kommt damit auch mit größerer Wahrscheinlichkeit den
Mittelschicht-Kindern zugute. Die Unterprivilegierung der
Unterschicht läßt sich also dort vermuten, wo die Anordnung
der Fürsorgeerziehung die erheblich überwiegende Maßnahme
darstellt.
|B 145|
[028:214] Ich kehre wieder zurück auf etwas sichereren
Boden für die Beurteilung des Zusammenhangs der Variablen
Schichtenzugehörigkeit und Dissozialität. Aus der jugendkriminologischen Forschung sowohl in der
Bundesrepublik wie in England und den USA ergibt sich, daß
diejenigen Merkmale, die ein späteres delinquentes Verhalten der
Kinder vorhersagen lassen, zum großen Teil mit allgemeinen Merkmalen
des Unterschicht-Verhaltens zusammenfallen. Sheldon und Eleanor
Glueck12
haben z. B. ermitteln können, daß
delinquente Jugendliche in der Regel aus Familien stammen, die zu
Planlosigkeit neigen und dazu,
»von der Hand in den
Mund zu leben«
. Dieser Sachverhalt ist freilich für den
bürgerlichen
»common sense«
nicht
überraschend. Das gilt gewiß auch für die Untersuchungsergebnisse
der Sozialisationsforschung von Kohn, Strodtbeck, Bronfenbrenner, Grimm und anderen, daß
Unterschicht-Familien generell gegenwartsorientiert sind und wenig
zukunftsorientiertes Planungsverhalten zeigen – Ergebnisse, die übrigens auch in der deutschen Bildungsforschung bestätigt werden konnten.13
|B 182|13D. C. McClelland / A. L. Baldwin / U. Bronfenbrenner / F. L. Strodtbeck, Talent and Society, Princeton, N. J., 1958;
J. I. Roberts (Ed.), School Children in the Urban Slum, New York
1967; M. L. Kohn, Social Class and Parental Values, in: The American Journal of Sociology, 64 (1959),
S.
337-351; S. Grimm, Die Bildungsabstinenz der Arbeiter, München
1966.
[028:215] Diese Trivialität wird aber bedeutsam, wenn man sie als
die Folge einer sozialen Zwangslage interpretiert. Die Unterschicht
befindet sich in einer sozialen Situation, durch die der soziale
Aufstieg objektiv wenig wahrscheinlich gemacht wird. Sie bildet
deshalb ein Wertorientierungsprofil aus, das dieser Lage angepaßt
wird, wenn auch resignativ, wenn auch in dem richtigen Gefühl, daß
ihr etwas versagt wird, das doch formell, dem Anspruch dieser
Gesellschaft nach, ihr zukommen könnte. Nur durch die Aufgabe ihrer
schichtenspezifischen Wertorientierung, insbesondere durch eine
Veränderung ihres Leistungsverhaltens, können die Angehörigen der
Unterschicht aufsteigen; soziale Situation und Berufsrolle aber
drängen ihnen einen Orientierungs- und Verhaltenshabitus auf, der –
durch die familiäre Erziehungspraxis vermittelt – die Kinder in den
Gewohnheiten dieser Schicht festhält, statt sie daraus befreien zu
können. Ähnlich verhält es sich mit dem von Glueck als prognosefähiges Merkmal
ermittelten verbalen |B 146|Konkretismus, ein Ergebnis, das den Vergleich mit dem von
Bernstein und
neuerdings erheblich genauer von Oevermann festgestellten restringierten
Sprach-Code von Unterschicht-Kindern herausfordert. Diese
Variable korreliert überdies mit einem die
Schichtenzugehörigkeit noch präzisierendem Merkmal: der Art
der beruflichen Tätigkeit. Sprachlicher Konkretismus und
restringierter Sprachgebrauch sind um so ausgeprägter, je
geringer die Bedeutung und der Umfang sind, die der
sprachlichen Kommunikation der Väter am Arbeitsplatz
zukommt.
[028:216] Im Anschluß an solche
Untersuchungsbefunde folgerte Thomae für die USA
und als Ausgangspunkt für eigene Untersuchungen:
»Im Falle der untersten Klasse ...
bildet sich ein Verhaltenssystem aus, das von
vornherein auf die
›normale‹
oder
›legale‹
Teilhabe am
Sozialprodukt verzichtet. In der oberen Schicht ist
die Teilhabe sozusagen selbstverständlich. In der
Mittelschicht werden dagegen von Eltern wie Kindern
Verhaltenssysteme kultiviert und ausgebaut, welche
die Teilhabe am Wohlstand durch Leistung,
Wettbewerb, durch Kontrolle des Verhaltens und
dergleichen begünstigen.«
14
|B 182|14H. Thomae, Sozioökonomischer
Status und Persönlichkeitsentwicklung, in: Hartmut
v. Hentig (Hrsg.),
Sozialisierung in einer asozialen Gesellschaft,
Neue Sammlung, Jg. 1967, S.
406-412.
Thomae
formulierte daraus für eigene Untersuchungen die Hypothese,
daß niedriger sozio-ökonomischer Status eine Absperrung und
Restriktion des
»psychologischen
Lebensraumes«
, erhöhter sozio-ökonomischer Status
dagegen eine erhöhte
»Offenheit«
schaffe.
Er fand diese Hypothese bestätigt, und zwar sowohl bei
Kindern wie bei Erwachsenen, zumal bei alten Leuten. Die
restriktive Unterschicht-Situation bewirke außerdem
vornehmlich zwei Reaktionsweisen: konformistische Anpassung
oder Rückzug in die Aggression.
[028:217] Danach scheint es so, als bringe ein und dieselbe
sozio-ökonomische Situation zwei sehr verschiedene
Verhaltensweisen hervor, deren eine sozial angepaßtes, deren
andere aber dissoziales Verhalten bedeutet. Damit hat Thomae zugleich
einen Einwand gegen die These vom schichtenspezifischen
Charakter der Dissozialität nahegelegt, jedenfalls sofern
diese These auch die Behauptung einschließt, daß die
schichtenspezifischen Variablen als Ursachen anzusehen |B 147|seien. Ähnliches läßt sich aus
den Prognoseuntersuchungen Gluecks oder den deutschen Arbeiten von Brauneck und
anderen folgern. Die Gluecksche
Untersuchung beruht ja bekanntlich auf
Paarvergleichen von 500 Jugendlichen mit weitgehend gleichen
sozialen Herkunftsmerkmalen, in denen immer ein dissozial
gewordener Jugendlicher einem ohne Verhaltensauffälligkeiten
gegenübergestellt wurde. Es ließe sich daraus der Einwand
formulieren, daß der sozio-ökonomische Status wohl doch
keine ausschlaggebende Rolle spielen könne.
[028:218] Dieser Einwand verfängt aber nicht, und zwar deshalb, weil die zusätzlichen Bedingungen, denen die auffällig gewordenen Jugendlichen während ihrer Entwicklung unterlagen, zum größten Teil nur eine Verschärfung der für die Unterschicht ohnehin typischen Merkmale darstellen. Allerdings gibt es eine Beobachtung, die meiner These tatsächlich etwas von ihrer Glaubwürdigkeit nehmen könnte. Nach amerikanischen Untersuchungen gehört es zum Kern der unterschichttypischen Dissozialität, daß die Reaktion auf die sozial erzwungenen Beschränkungen in aggressiver Bandentätigkeit auftritt.15
|B 182|15A. K. Cohen, Kriminelle Jugend, Reinbek
1961.
Die kriminelle jugendliche Bande
aber ist in der Bundesrepublik offenbar kein Phänomen, das
mit dem sozio-ökonomischen Status korreliert. Specht, der dieser Frage nachgegangen ist, meint deshalb, daß ökonomische Faktoren hier auch keine Rolle spielen. Er konnte nicht nachweisen, daß der Anschluß an delinquente Gruppen, der bei den männlichen Jugendlichen seiner Stichprobe insgesamt bei 27 Prozent lag, in der unteren Unterschicht häufiger als in den übrigen Schichten vorkommt.16
|B 182|16Fr. Specht, a. a. O.
Das wäre ein
Einwand gegen die Anwendbarkeit der Theorie Cohens auf deutsche Verhältnisse. Cohen wollte
die Delinquenz der Unterschicht-Jugend ja gerade auf deren
Status-Probleme zurückführen, die sie durch Angriff auf die
Mittelschicht und die Schaffung einer eigenen,
Selbstsicherheit verleihenden Bezugsgruppe zu lösen hofft.
Das aber scheint für deutsche Verhältnisse nicht
zuzutreffen, denn das entscheidende Argument Cohens versagt
hier: Dissoziale Jugendliche der Unterschicht solidari|B 148|sieren sich nicht signifikant
häufiger als solche aus anderen Schichten.
Sozialisation und Dissozialität
[028:219] Aus den verschiedenen möglichen Einwänden
ergibt sich vielleicht doch soviel, daß es nicht schon der
generell konstatierbare schichtenspezifische Sozialcharakter
ist, der Kinder und Jugendliche der Unterschicht eher als
»Fälle«
von Heimerziehung oder anderen
Formen öffentlicher Ersatzerziehung auftreten läßt – von den
somatischen Bedingungen einmal abgesehen –, sondern in der
Regel eine sozio-kulturelle Variante dieses Charakters, die
sich allerdings in den meisten Fällen nur in einer
quantitativen Verstärkung der Schichtenmerkmale, nicht in
qualitativ anderen Merkmalen ausdrückt. Sozio-ökonomische und sozio-kulturelle Situation sind keine
voneinander unabhängigen Variablen. Wären sie es, müßten wir den
international regelmäßig größten Anteil der Unterschicht an
Dissozialität für einen Zufall halten. Statt dessen scheint es so zu
sein, daß die Zugehörigkeit zur Unterschicht und die damit
verbundene Benachteiligung in den Lebenschancen defizitäre
Familienstrukturen begünstigt.
[028:220] Solche Strukturen haben eine Sozialisationspraxis zur
Folge, welche dissoziale Verhaltensdispositionen leicht entstehen
läßt und die Wahrscheinlichkeit mindert, daß entstandene
Dispositionen vom gegebenen Erziehungsfeld selbst rückgängig gemacht
werden können. – Oder anders formuliert: Verwahrlosung entsteht in
unserer Gesellschaft dadurch immer neu, daß eine Gruppe durch den
Schichtenaufbau in einer Zwangslage gehalten wird, die sie an der
gleichberechtigten Beteiligung am Sozialprodukt hindert.
[028:221] Bei dem Versuch, die vorliegende Sozialisationsforschung
auf die ermittelten Regelmäßigkeiten hin durchzusehen, das heißt,
die Befunde danach zu ordnen, wie bestimmte familiäre
Erziehungseinstellungen immer wieder bestimmte, dazu passende Folgen
im Verhalten der Kinder nach |B 149|sich ziehen,
hat Schaeffer ein hypothetisches Modell entwickelt17
|B 182|17E. S. Schaefer, Converging Conceptual Models for Maternal Behavior
and for Child Behavior, in: J. C. Glidewell (Ed.), Parental Attitutes and Child Behavior, Springfield 1961, S.
124-148, und K. Mollenhauer, Sozialisation ... a. a. O.
, das auch für unsere
Zwecke tauglich und erklärungsfähig zu sein scheint. Danach lassen
sich die Erziehungseinstellungen nach zwei Dimensionen ordnen:
[028:222] Jede Erziehungseinstellung, so meintSchaeffer, läßt sich auf der Skala zwischen den beiden
Extremen an irgendeinem Punkt eintragen. Trägt man nun die Merkmale
der Dimension Autonomy – Control in
der Senkrechten, die Merkmale der Dimension Hostility – Love in der Waagrechten ein, dann
entsteht ein Koordinatensystem mit vier Quadranten. Die Quadranten
bezeichnen typische Sozialisationsweisen.
[028:223] Das Modell erlaubt es, die Variablen der Sozialstruktur,
der Genese von Dissozialität und der Formen des pädagogischen
Eingriffs in den entsprechenden Jugendhilfe-Maßnahmen zu verbinden.
Nach allen Befunden zur Erziehungseinstellung der Unterschicht wäre
sie in den unteren Quadranten zu lokalisieren. Sie zeichnet sich
durch ein Überwiegen der Kontrollfunktionen aus, Gehorsam,
kollektivistische Orientierung, hohe Grade von disziplinierenden
Erziehungsweisen, niedriges Aspirationsniveau, geringes
Selbständigkeitstraining. Es handelt sich dabei um Einstellungen,
die im Normalfall für die Kinder geringe Aufwärtsmobilität, das
heißt also zunächst geringen Schulerfolg vorhersagen lassen. Es sind
aber auch diejenigen Einstellungen, die, wenn sie besonders extrem
ausgeprägt sind, Dissozialität vorhersagen lassen.
[028:224] Sehen wir nun aber auf die bei der pädagogischen
Behandlung von dissozialen Jugendlichen übliche Praxis, dann hat es
den Anschein – freilich mit Ausnahme der immer zahlreicher werdenden
kleinen spezialisierten Heime –, als werde hier genau jenes
Sozialisationssyndrom fortgesetzt, |B 150|das,
durch die ökonomischen Bedingungen der sozialen Schicht erzwungen,
die Entstehung der Dissozialität vordem gerade begünstigt hatte. In
besonders hohem Maße gilt das vom Jugendstrafvollzug. Der Zirkel
schließt sich.
[028:225] Für die Jugendhilfe ist das eine fatale Situation. Denn
selbst wenn sie durch eine konsequente Veränderung der Bedingungen,
unter denen sie zu erziehen sucht, und der Formen, deren sie sich
dabei bedient, den Kreis durchbrechen wollte, würde sie nicht mehr
leisten können, als nun dem einzelnen Probanden nach seiner
Entlassung den Kampf mit der Sozialstruktur aufzubürden. Unter
solchen Bedingungen erscheint die alte
sozialpädagogische Formel
»Fürsorge als persönliche
Hilfe«
wie der adäquate Ausdruck einer bewußtlos resignativen
Anpassung in die Unvermeidlichkeit des Zirkels. Das beste, was den
sogenannten Fürsorgeeinrichtungen zu tun bleibt, ist eine
Organisation ihres Erziehungsfelds, die je im einzelnen Fall die
restriktiven Bedingungen aufzuheben versucht. Sie kann nur hoffen,
daß die so neu entwickelten Motivationen des Jugendlichen ihm
selbst, im einzelnen Fall, es möglich machen, den Zirkel zu
durchbrechen. Sie weiß aber schon von vornherein, daß die
Sozialstruktur für die Produktion weiteren Nachwuchses sorgen wird.
Aufgabe einer demokratischen Jugendhilfe aber wäre die Aufhebung der
Gültigkeit des Modells.
|B 151|
Umriß einer politischen Bildung als politische Aufklärungø
øDer hier vorgelegte knappe Entwurf verzichtet zwar auf
alle Literaturhinweise, die an vielen Stellen möglich wären. Ich will aber
ausdrücklich vermerken, daß der Gedankengang unmittelbar anschließt an H. Giesecke, Didaktik der politischen
Bildung, München ³1968.
Politische Bildung schließt Parteinahme ein
[028:226] Eine Theorie der politischen Bildung ist nicht neutral. Sie nimmt
Partei, und zwar notwendigerweise. Der Gesichtspunkt, unter dem sie ihre
Gegenstände zu beschreiben und zu analysieren sucht, ist
politisch-gesellschaftlich nicht exterritorial, sondern ist selbst, auf die
eine oder andere Weise, eine Position im Zusammenhang vieler politischer
Interessen.
[028:227] Der Ausdruck
»Parteinahme«
indessen ist
mißverständlich; insbesondere dann, wenn es um politische Gegenstände geht.
Welcher Art ist also diese Parteinahme?
[028:228] 1. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit einem Gegenstand der
»sozialen Welt«
hat den Zweck, die Erscheinungen
dieser
»Welt«
, also auch die Positionen, die in ihr
eingenommen werden, diskutierbar zu machen.
Diskutierbar wird etwas dadurch, daß es rationalen
Argumenten zugänglich ist. Rational ist ein Argument, wenn es prüfbar ist, sich also auch als falsch erweisen
kann. Damit ist nun aber nicht nur ein beliebiges Verhalten charakterisiert,
demgegenüber irgendein anderes im Zusammenhang unserer historischen
Situation von gleichem Rang sein könnte. Es ist nämlich mit dieser
Rationalität zugleich der Wille gesetzt, die politischen Prozesse in die
Verfügung durch den Bürger zu bringen und sie nicht als gleichsam blindes
Schicksalsgeschehen über sich ergehen zu lassen. So wie also die politische
Wissenschaft der rationalen politischen Diskussion dienen will, dadurch, daß
sie politische Phänomene beschreibt und analysiert, Zusammenhänge, die
vordem |B 152|verborgen waren, aufdeckt – so will die
wissenschaftliche Beschäftigung mit den Prozessen der politischen Bildung
diese Prozesse so beeinflussen, daß sie die Rationalität des politischen
Verhaltens fördern, mindestens aber nicht hemmen oder verhindern.
[028:229] 2. Ein solches Verfahren ist charakteristisch für Gesellschaften,
die man
»offene Gesellschaften«
nennt. Für unsere Zwecke ist es hinreichend, den
Ausdruck
»offene Gesellschaft«
nur im Hinblick auf eine seiner möglichen Bedeutungsdimensionen zu
bestimmen. Eines der entscheidenden Merkmale einer so benannten Gesellschaft
ist die Tatsache, daß sie Bedingungen enthält, die die Erkenntnis ihrer
selbst zulassen und vorantreiben. Organe solcher gesellschaftlichen
Selbstreflexion sind auf verschiedenen Ebenen ausgebildet worden: Sie
geschieht in Sozialwissenschaften und politischer Philosophie, in
Interessenverbänden und dem dort ablaufenden Prozeß des Interessenausgleichs
und neuer Interessen-Profilierung, im System parlamentarischer Kontrollen,
schließlich auch im Bildungssystem. Was in diesen Instanzen geschieht, läßt
sich zusammenfassend so formulieren: Es werden diejenigen Probleme zum
Gegenstand des Streites, der Diskussion und der Analyse, die sich aus der
Tatsache ergeben, daß sich dem Postulat einer von der Vernunft legitimierten
gesellschaftlichen Ordnung Widerstände entgegensetzen. Die Analyse
politischer Sachverhalte oder von Sachverhalten der politischen Bildung ist
also immer auch eine Analyse solcher Widerstände mit dem Zweck, ihre Gewalt
zu mindern. Das bedeutet zugleich, daß die
»Offenheit«
einer Gesellschaft meßbar ist an dem Ausmaß, in dem solche Widerstände zum
Gegenstand rationaler Erörterung werden. Die Geschichte der
»Vergegenständlichung«
gesellschaftlicher Sachverhalte ist damit
zugleich die Geschichte der sogenannten
»offenen
Gesellschaft«
. Sie ist damit auch die Geschichte der
Demokratisierung.
[028:230] 3. Der Begriff der
»offenen Gesellschaft«
ist
also unmittelbar politisch relevant. Indem in dieser Gesellschaft auf die
Bedingungen des gesellschaftlichen Daseins reflektiert wird, |B 153|werden auch die politischen Ordnungen zum
Gegenstand der Analyse. Zugleich wird solche Analyse zum Moment der
Veränderung bzw. zu einem Faktor, der politische Veränderung möglich macht.
Das geschieht unter anderem über das Bewußtsein derer, die als Bürger in der
Gesellschaft politisch miteinander verbunden sind. Politische Bildung, die
es ja mit heranwachsenden Subjekten zu tun hat, ist
deshalb Bildung des Bewußtseins bzw. Bildung des politischen Bewußtseins.
Politisch ist ein Bewußtsein, sofern es vermag, die politischen Dimensionen
der Einzel- und Gruppenexistenz sich rational zum Gegenstand zu machen und
die konkreten Widerstände zu erkennen, die sich solcher Rationalität
entgegenstellen.
[028:231] Die Parteinahme einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit
Problemen der politischen Bildung ist also Parteinahme für ein solches
Bewußtsein für politische Aufklärung. Daraus ergibt sich eine Reihe von
Konsequenzen:
[028:232] 1. Es verbietet sich eine normative
Theorie, der es auf nichts anderes ankommt als auf die Einübung
einzelner für politisches Verhalten relevanter Tugenden.
[028:233] 2. Es verbietet sich eine Theorie, die unter Hinweis auf die
fehlende Reife von Jugendlichen oder unter dem Eindruck pädagogischer
Begriffe wie
»kindgemäß«
oder
»jugendgemäß«
oder
»volkstümlich«
den politischen
Konflikt aus dem Bildungsprozeß auszuschließen trachtet und statt dessen harmonisierende Kategorien verwendet.
[028:234] 3. Schließlich verbietet sich eine Theorie, die hinter der
politischen Realität dadurch zurückbleibt, daß sie diese Realität zu
überbieten sucht; eine Theorie nämlich, die ihre Probleme nicht aus der
konkret gegebenen politischen Praxis gewinnt, sondern aus einem idealen Konstrukt, von dem man glaubt, es sei besser
als die gerade herrschende Praxis.
[028:235] 4. Die Rationalität der Bewußtseinsakte ist eine Funktion der Kenntnisse, über die ein Individuum verfügt. Eine
wissenschaftliche Beschäftigung mit den Problemen der politischen Bildung
hat es deshalb vorwiegend mit dem zu |B 154|tun, was in
den Bildungsprozessen über politische Realität vermittelt wird. Diese
Vermittlungsakte aber stehen nicht isoliert. Sie geschehen unter je
bestimmten Bedingungen, von denen sie gleichsam eingerahmt werden: Der
Bildungsvorgang wird daher nicht nur von den Informationen über politische
Sachverhalte bestimmt, sondern auch – um hier zunächst nur zwei
Variablen-Komplexe zu nennen – von den Einstellungen, auf die sie treffen und von der Chance, die sie haben,
als Motive für politisches Handeln wirksam zu
werden.
[028:236] Sprechen wir im Zusammenhang der politischen Bildung von Einstellungen, dann meinen wir solche Verhaltens-
und Interpretations-Schemata des Individuums, die sich im Hinblick auf
Informationen über die politische Realität selektiv auswirken: Es werden z.
B. nur solche Informationen aufgenommen, die die vorliegenden Einstellungen
bestätigen. Die Einstellungen selbst brauchen nicht politischer Natur zu
sein. Sie können durchaus, wie z. B. die Stereotype zur Rolle der Frau,
anderen Bereichen des sozialen Lebens entstammen. Bei der Konfrontation mit
politischen Sachverhalten erweisen sie sich dann aber als politisch
relevant.
[028:237] Sprechen wir von Motiven für politisches
Handeln, dann meinen wir die Bereitschaft, angesichts aktueller Probleme politisch tätig zu
werden. Das setzt sowohl Einstellungen als auch Informationen voraus. Soll
ein Motiv tatsächlich zum Handeln führen, ist überdies vorausgesetzt, daß
der Handelnde ein Interesse hat. Ist also
Motivierung zu politischem Handeln ein Zweck der politischen Bildung, dann
geht der pädagogische Weg über das Interesse. Interessen aber sind nicht
allgemein, sondern partikular. Es sind immer Interessen von einzelnen oder –
was im praktischen Zusammenhang allein entscheidend ist – von Gruppen. Ist
die Frage nach der politischen Motivierung eines der Hauptprobleme
politischer Bildung, dann ist ihm unmittelbar zugehörig die Tatsache, daß
das politische Geschehen ein Geschehen zwischen Interessengegensätzen oder
-differenzen ist. Ist man sich dieser Tatsache bewußt, dann |B 155|muß der Bildungsprozeß aber auch unter der Frage
analysiert werden, wieweit es ihm gelingt, dem Adressenten solcher Bildung seine eigene Interessenlage zum Bewußtsein zu
bringen.
Die Geschichte der politischen Bildung als eine Geschichte von
Parteinahmen
[028:238] Die These, daß die wissenschaftliche Beschäftigung mit den
Phänomenen und Fragen der politischen Bildung nicht neutral sein könne, ist
von mir bisher nur abstrakt-allgemein erörtert worden. Auf dieser Ebene hat
sie sich jedoch präzisiert zu der Behauptung, daß die Parteinahme eine
Option für Rationalität und die empirischen Bedingungen ihrer Möglichkeit
bedeute. Daraus folgt, daß die wissenschaftliche Theorie der politischen
Bildung diejenigen Bedingungen des Bildungsprozesses zum Gegenstand hat, die
die Rationalität des politischen Bewußtseins verhindern oder erschweren. Dem
entspricht positiv – bei einer Wissenschaft, die es auf Theorien des
Handelns abgesehen hat – die Ermittlung optimaler Bedingungen für die Genese
eines solchen Bewußtseins und die Konstruktion entsprechender praktischer
Verfahren oder Wege. Was heißt aber
»Rationalität des
politischen Bewußtseins«
?
[028:239] Da es im Hinblick auf unseren Gegenstand nicht um die Bestimmung
von Rationalität überhaupt, sondern um die Bestimmung der Rationalität eines
politisch-historischen Bewußtseins angesichts realer politisch-historischer
Lagen geht, ist das Verfahren von konkret-empirischen Bestimmungen des
Politischen nicht zu trennen. Was ist also das
»Politische«
, auf welches das Bewußtsein sich beziehen soll und das
zugleich von diesem Bewußtsein als dessen Gegenstand konstituiert wird?
[028:240] Ein Zugang zur Beantwortung dieser Frage ergibt sich, wenn wir
uns die Realität politisch relevanter Bildungsveranstaltungen
vergegenwärtigen, die in ihnen zum Ausdruck kommende Vorstellung von einem
der politischen |B 156|Realität angemessenen Bewußtsein
sowie die jeweiligen Krisen, in die solche Veranstaltungen gerieten, bzw.
die Kritik, die sie sich gefallen lassen mußten.
[028:241] Im 18. Jahrhundert tauchten zum ersten Mal in breiterer Front
Inhalte eines staatskundlichen und vaterländischen Wissens im pädagogischen
Zusammenhang, insbesondere den Gelehrtenschulen auf. Sie wurden gestützt
durch eine, allerdings nicht sehr zahlreiche, politisch gemeinte
Volksliteratur, die es in der Form von Katechismen, romanartigen
Darstellungen und erbaulichen Abhandlungen auf bestimmte Formen
merkantilistischen Wohlverhaltens abgesehen hatte. Inhalt solcher Schriften
wie des entsprechenden Unterrichts in den Schulen waren Rechtskunde,
patriotische Erzählungen, Genealogie der Fürstenhäuser und Wappenkunde. Die
erklärte Absicht solcher politischen Erziehung war es, die Vorstellung und
das Verhalten des braven Bürgers, pflichteifrigen Untertans und freudigen
Steuerzahlers zu befestigen.
[028:242] Das pädagogische Kriterium, an dem hier das Gelingen oder
Mißraten einer Bildungsveranstaltung gemessen wird, ist die Übereinstimmung
des Bewußtseins mit den Institutionen des absolutistisch-merkantilistischen
Staatswesens. Der pädagogische Erfolg hatte sich eingestellt in dem Maße, in
dem die individuelle Vernunft die vorgebliche Vernunft der staatlichen
Ordnung lediglich reproduzierte, in dem Maße, in dem sie dem konkret
gegebenen sozialen System seine fraglose Güte bescheinigte. Man kann es auch
anders formulieren: Als staatsbürgerlich gebildet galt derjenige, der durch
sein Verhalten an der Stabilisierung des gegebenen Herrschaftssystems
mitwirkte. Dieser Gedanke hatte für Gesellschaft und Staat selbst deshalb
nichts Peinliches, weil sie von sich selbst glaubten, nach allgemeinen
Vernunftprinzipien eingerichtet zu sein.
[028:243] Solcher Verklärung der geschichtlichen Verhältnisse vermochten
zwei Theoretiker der Bildungsproblematik nicht zu folgen, die allerdings in
ihrer Kritik zu durchaus unterschiedlichen Konsequenzen kamen: Condorcet und Wilhelm v. Humboldt.
|B 157|
[028:244] Die in der französischen Revolution akut gewordene Emanzipation
der bürgerlichen Gesellschaft beruhte ja unter anderm auf einer politischen
Philosophie, die sich eben in der Kritik überlieferter Herrschaftsformen und
deren ideologischen Rechtfertigungen konkretisierte. Das bedeutete für den
Erziehungsplan Condorcets, daß aus dem Unterricht alles ausgeschieden
wird, was der Indoktrination faktisch verbreiteter politischer Meinungen
oder der Bestätigung herrschender Staatspraxis dienen könnte. Die Freiheit
des Bürgers sollte gerade darin bestehen, daß er, als wirtschaftendes
Individuum, von einem Standpunkt außerhalb des Staates diesen kontrollieren
konnte. Im Bildungszusammenhang müsse es vornehmlich um die Mitteilung von
wissenschaftlich gesicherten Fakten gehen, welche die sachgerechte
Durchführung der bürgerlichen Geschäfte garantieren. Alles andere ist der
freien Diskussion zu überlassen. Auch die Verfassung, ja selbst die
Menschenrechte müssen diskutabel bleiben, dürfen nie als Dogma gelehrt
werden, da sie historisch konkrete und damit prinzipiell überholbare
Formulierungen darstellen. Die
»staatsbürgerliche
Bildung«
– wenn es überhaupt erlaubt ist, die Intentionen Condorcets so zu bezeichnen –
bestand also darin, die bürgerlichen Freiheiten im Bewußtsein der Subjekte
zu etablieren und gegen die Herrschaftsinteressen des Staatsapparates immer
wieder zu verteidigen oder zur Geltung zu bringen.
[028:245] Die Antwort Humboldts auf die pädagogisch umgemünzten Herrschaftsansprüche des absolutistischen Staates war ähnlich, unterschied sich jedoch in einer wesentlichen Hinsicht. Auch er war mißtrauisch gegen den Anspruch des Staates, sofern dieser es darauf abgesehen haben sollte, auf die Bildung des Bewußtseins einzuwirken. Er plädierte deshalb für jene rigorose Abtrennung des Bildungsprozesses vom Staat. Ebenso mißtrauisch aber
war er der bürgerlichen Gesellschaft gegenüber. Er scheint mindestens geahnt
zu haben, daß die technische Verfügung über die Prozesse des bürgerlichen
Marktes und die Aneignung der für solche Verfügung nötigen
wissenschaftlichen Kenntnisse nicht so |B 158|politisch
neutral waren, wie Condorcet
es annahm. Hier befürchtete er neue Abhängigkeiten, die den staatlichen
Herrschaftsansprüchen möglicherweise in nichts nachstanden. Die radikale
Entpolitisierung der Bildungstheorie und der praktischen Bildungsprozesse im
deutschen Gymnasium hat so am Anfang dieser Entwicklung wenigstens noch
einen politischen Sinn: eine Position zu erringen, die dadurch politische
Kritik ist, daß sie sich in einem gesellschaftlichen und staatlichen
Exterritorium ansiedelt.
[028:246] Das Utopische einer solchen Konzeption stellte sich bald heraus:
Das Gymnasium repräsentierte kein Bewußtsein, das zu politischer Kritik
befähigt war, sondern bestärkte den
»affirmativen
Charakter«
der bürgerlichen Kultur, der, angesichts der sozialen Bewegung
im 19. Jahrhundert, selbst zum Instrument der Herrschaft, nun allerdings der
bürgerlichen, wurde. Affirmativ, das heißt das ohnehin Vorhandene noch
bekräftigend, kann diese Kultur, besonders in ihrer schulisch-pädagogischen
Ausprägung, deshalb genannt werden, weil die Entfernung der Bildungsinhalte
von der gesellschaftlich-politischen Realität eine sogenannte Freiheit des
Geistes vorspiegelte, von der doch in Wahrheit in den Schulen nicht die Rede
sein konnte. Dadurch, daß die akuten Herrschaftsverhältnisse ignoriert
wurden, dadurch, daß keine kritische Diskussion – wie noch bei Condorcet wenigstens im
Hinblick auf den Staat – die Bildung des Bewußtseins tangierte, war das
Bewußtsein um so mehr den
»Gesetzen der Notwendigkeit«
unterworfen bzw. konnte sich um so skrupelloser der
»schlechten Welt«
bedienen. Die Bildung war unpolitisch, sie war aber deshalb nicht
politisch neutral, allerdings in anderer Weise, als
Humboldt, sich das gedacht hatte. Das zeigte sich z. B. an der Heftigkeit, mit der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Ministerialverwaltungen alles aus der Volksschule zu verbannen suchten, was irgendwie gesellschaftspolitisch relevant werden könnte, mit Ausnahme der sogenannten vaterländischen Gehalte. Die Entpolitisierung der Schule sollte selbst
einem politischen Zweck dienen: Die christliche Volkssitte wurde zu einer
Art Naturkategorie |B 159|hypostasiert, um damit den
Ideen der europäischen Revolution und den durch die Arbeiterbewegung
profilierten Interessengegensätzen der Gesellschaft den Eingang in die
Schule und in das Bewußtsein der Bürger zu verwehren. Das impliziert in
diesem Fall aber eine Parteinahme gegen den einen
Kontrahenten in dem Interessengegensatz, der vor dem Hintergrund einer
solchen Bildungspraxis als zerstörerisch oder
»zersetzend«
erscheinen muß. Positiv formuliert: Es impliziert eine
Parteinahme der Schule für die herrschende Klasse.
[028:247] Selbst also in dieser Praxis war schon eine Ahnung davon
enthalten, daß politische Phänomene, daß der Begriff des
»Politischen«
sich nicht im Begriff staatlicher Maßnahmen und Organe
erschöpft, sondern darüber hinaus die Machtverteilung innerhalb der
Gesellschaft mit einschließt. Die bürgerliche Gesellschaft – weit entfernt
davon, die Freiheit und Gleichheit aller garantieren zu können – brachte im
weiteren Verlauf ein differenziertes Gefüge von Herrschaftsverhältnissen
hervor, das immer gewichtiger wurde, je mehr die Interessendifferenzen –
zunächst als Klassengegensätze – sich formierten.
[028:248] Im Zusammenhang solcher Entwicklungen nun kann die
Leistungsfähigkeit und Funktionsweise des demokratisch-parlamentarischen
Systems nicht zureichend verstanden werden, wenn man sich darauf beschränkt,
den Staat und seine Organe darzustellen. Vielmehr muß die Darstellung nun
die Herrschaftsverhältnisse in der Gesellschaft, die Interessenlagen, die
solchen Verhältnissen zugrunde liegen, und die Konflikte, in denen sich
solche Lagen dem Bürger zeigen, mit einbeziehen. Mehr noch: Die gegenwärtige
politische Realität erschließt sich nur, wenn der in der Verfassung
formulierte und in den rechtsstaatlichen Organen institutionalisierte
Begriff von einem die Freiheit und Gleichheit der Bürger garantierenden
Staat konfrontiert wird mit den realen Formen von Unfreiheit und
Ungleichheit, an denen die Gesellschaft festhält oder die sie neu
hervorbringt. Politische Bildung ist Aufklärung über diesen Prozeß. Sie
impliziert als eine pädagogische Veranstaltung |B 160|die Motivierung der heranwachsenden Generation, sich in diesem Prozeß zu
engagieren gegen die manifesten Formen von Unfreiheit und Ungleichheit.
[028:249] Von diesem Begriff politischer Bildung her ergibt sich eine andere Reihe leitender Begriffe, als sie uns die
ältere Pädagogik überliefert hat, andere
Gesichtspunkte als die, die immer noch die Praxis politischer Bildung zu
bestimmen scheinen.
[028:250] Das Profil politischer Bildung kann nicht mehr mit den Begriffen
Verantwortung, Gemeinwohl, Kooperation, Partnerschaft gezeichnet werden,
sondern eher mit Hilfe von Begriffen wie Interesse, Herrschaft, Konflikte,
Regelsysteme. Nicht die funktionale Information und der moralische Appell,
sondern die gesellschaftspolitische Analyse sind ihr Thema.
Politisches Bewußtsein und politische Beteiligung
[028:251] Den Gegenstand politischer Bildung umschreiben wir durch die
Begriffe Herrschaft, Interesse und Konflikt. Diese Begriffe bezeichnen damit auch das
Problemfeld, von dem her die einzelnen Maßnahmen politischer Bildung sich
ihrerseits bestimmen und beurteilen lassen. Es ist nun zu fragen, welche für
die Didaktik konstituierenden Begriffe ihnen auf der Seite des zu bildenden
Subjekts entsprechen. Herrschaft, Interesse und Konflikt sind zunächst
beschreibende Begriffe, deskriptive Kategorien. Niemand wird leugnen, daß
mit ihrer Hilfe politische Realität beschrieben werden kann, daß die darin
ausgesprochenen Sachverhalte tatsächlich Sachverhalte der gegenwärtigen
politischen Realität sind. Mit ihrem Eintritt in den pädagogischen
Zusammenhang gewinnen diese Begriffe aber eine neue Dimension hinzu. Sie
fungieren hier nämlich nicht mehr als nur deskriptive Kategorien, sondern
sie werden auch zugleich zu Instrumenten der Bewußtseins-Genese von
Heranwachsenden. Das geschieht nicht zufällig als peinliche
Begleiterscheinung, sondern das ist der pädagogische Sinn |B 161|ihrer Auswahl. Der Gesichtspunkt, unter dem sie als didaktische
Kategorien ausgewählt wurden, ergibt sich aus einem kritisch-rationalen
Interesse: Sie scheinen geeignet zu sein, zwischen der politischen Realität
und dem heranwachsenden Subjekt eine Distanz zu schaffen, die ihm, diesem
Subjekt, kritisch-objektivierende Reflexion möglich macht. Anders
formuliert: Sie scheinen geeignet, die objektiven gesellschaftspolitischen
Bedingungen, unter denen die einzelnen leben, als änderbare Bedingungen zum
Bewußtsein zu bringen.
[028:252] Konkreter: Eine Analyse von
Herrschaftsverhältnissen, z. B. der Herrschaftsstrukturen im
öffentlichen Bereich politischer Meinungsbildung durch die Monopolisierung
von Presse-Organen, nötigt zu der Frage nach der Legitimierung solcher
Herrschaft. – Eine Analyse von Interessen-Lagen
impliziert die Frage nach den tatsächlichen Interessen von
gesellschaftlichen Gruppen oder Verbänden und deren verbaler
Selbstdarstellung; sie impliziert mithin Ideologiekritik; eine solche
Analyse nötigt zur Frage nach der politischen Funktion der tatsächlichen
Interessen sowie der entsprechenden Ideologien; sie nötigt darüber hinaus
zur Frage nach Ursachen unterschiedlicher Interessen-Verteilung, mithin zur
Frage nach sozialer Gleichheit und Ungleichheit. – Eine Analyse gesellschaftlich-politischer Konflikte vermag das
Ineinander von Herrschafts- und Interessenlagen am aktuellen Fall zu
demonstrieren und nötigt zu der Frage nach den Formen der Konfliktregelung
und deren Legitimation, zu der Frage nach der öffentlichen Kontrolle
dominierender oder widerstreitender Herrschaftstendenzen.
[028:253] Die Bildung des Bewußtseins allein, aufklärende Information und
kritische Reflexion, kann indessen kaum das Ganze des didaktischen Problems
politischer Bildung umschreiben. Die Analyse, sofern sie die Verhältnisse
kritisch befragt, analysiert ja im Hinblick auf Änderbarkeit der
Verhältnisse. Das bedeutet, daß in der logischen Konsequenz der Analyse der
Wille zur Änderung liegt: das Motiv zum Handeln. (Es sei denn, ich komme in
der Ana|B 162|lyse zu der Überzeugung, daß alles zum
Besten steht und überdies von selbst auch so bleiben wird.)
[028:254] Damit wird als Korrelat zum Begriff des
»politischen Bewußtseins«
ein Begriff nötig, der dieses Bewußtsein in
die Praxis hineindenkt, der das politisch motivierte Handeln faßt. Das ist
notwendig, weil sonst die politische Bildung unversehens selbst wieder
unpolitisch würde. Als Reflexion ohne praktische Folgen wäre sie
bedeutungslos in dem strengen Sinne des Ausdrucks Bedeutung: Sie hätte
keinen Ort im praktisch-sozialen Zusammenhang. Die anderen Fächer der Schule
stehen in dieser Schwierigkeit nicht: Sie sind von vornherein mit der
gesellschaftlichen Praxis durch weiterführende Ausbildungswege und
berufliche Positionen verknüpft. Die der Bildung des politischen Bewußtseins
korrespondierende Praxis aber ist kein Beruf, sondern der politisch
handelnde Bürger. Das Verhältnis von Theorie und Praxis wird also in der
politischen Bildung zum didaktischen Grundproblem. Jürgen Habermas und in der pädagogischen Diskussion Hermann Giesecke haben zur Bezeichnung dieses praktischen Problems
der Didaktik den Begriff
»politische Beteiligung«
vorgeschlagen.
[028:255] Die Begriffe
»politisches Bewußtsein«
und
»politische Beteiligung«
stehen in einem logischen, nicht in einem chronologischen
Zusammenhang. Sie bezeichnen die Aspekte, also nicht notwendigerweise auch
die Schritte der politischen Bildung.
[028:256] Projizieren wir nun diesen Gedankengang auf die pädagogischen
Prozesse, dann ergeben sich die folgenden Aufgaben-Komplexe:
[028:257] 1. Es geht in der politischen Bildung um Information, um Aufklärung über politische Sachverhalte, um
Analysen, die eine distanzierte Reflexion der politischen Tatsachen
ermöglicht. Entsprechend meinem Ansatz kann es sich hier aber nicht um
eine Beschränkung auf politische Gegenstände im engeren Sinne des Wortes
handeln, also um das parlamentarische System, um Wirtschafts- und
Sozialordnung usw. |B 163|Im Sinne nämlich der
politischen Relevanz aller Phänomene der
Gesellschaft handelt es sich auch um die politischen Dimensionen zunächst
unpolitisch scheinender Gegenstände. (In der schulisch-didaktischen
Diskussion des letzten Jahrzehnts wurde diese Unterscheidung diskutiert
unter dem Titel
»Politische Bildung als Unterrichtsfach
und/oder als Unterrichtsprinzip «
.)
[028:258] 2. Es geht zweitens in der politischen Bildung um die Erprobung politischer Handlungsmöglichkeiten. Die
Schülermitverwaltung ist gewiß in diesem Sinne gemeint. Wenn wir aber daran
festhalten, daß politisches Bewußtsein und politische Beteiligung sich nur
in der theoretischen wie praktischen Auseinandersetzung mit Herrschaft und
Interessen sowie angesichts von Konflikten artikuliert, dann ist leicht zu sehen, worin die Ursache für die viel beklagte
Vergeblichkeit der Schülermitverwaltung zu suchen ist: Sie ist eigentlich
gar kein politisches Instrument, schafft kein Feld politischer
Auseinandersetzungen, kann also auch im Regelfall keine politisch relevanten
Lernprozesse in Gang setzen. Sie ist beständig in Gefahr, zu einem
delegierten Vollzugsorgan des Lehrerkollegiums zu werden.
[028:259] Darin zeigt sich eine prinzipielle Schwierigkeit: Wir haben in
Deutschland eine besondere Vorstellung von der Autonomie des Bildungsraumes
entwickelt. Dieser Vorstellung widerspricht es, daß Interessengegensätze
schon hier aufbrechen und formuliert werden. Das hat die notwendige Folge,
daß die auch in den pädagogischen Einrichtungen wirksamen
Herrschaftsverhältnisse nicht zur Sprache kommen, vielmehr durch ein von der
Politik gereinigtes Selbstverständnis verschleiert werden. Das gilt für
Schulen so gut wie für die Hochschulen und die pädagogische Theorie, die
sich nicht selten gerade zum Rechtfertigungsorgan für eben jenes
Selbstverständnis gemacht hat.
[028:260] Die junge Generation hat diese Selbstbeschränkung der
pädagogischen Institutionen sehr wohl als beklagenswertes Bildungsdefizit
empfunden und sich von sich aus ein Terrain politischer Handlungs- und damit
auch Bildungsmöglichkeiten geschaffen. Es bleibt abzuwarten, wieweit es
ge|B 164|lingt – und ob es der Natur der
pädagogischen Institutionen nach überhaupt möglich ist –, auch in den
engeren Erziehungsbereich Möglichkeiten einer solchen politischen Bildung
einzubauen.
[028:261] 3. Diese beiden Dimensionen politischer Bildung – Information und
politisches Handlungsfeld – werden durch ein Drittes ergänzt, das teils ihr
Vorläufer, teils ihr Sekundant ist. Information und Handlungsspielraum
werden nur in seltenen Fällen zu politischer Beteiligung führen, wenn nicht
in der Genese des Sozialverhaltens der jungen
Generationen schon Voraussetzungen gelegt worden sind, die solche
Beteiligung und die Ausbildung eines solchen Bewußtseins wenigstens nicht
verhindern: Die politische Bildung muß auf einer Basis von
»Vorläufer-Motiven«
aufbauen können, über die sie selbst nicht voll
verfügt. Das bedeutet zweierlei. Zum einen: Wir müssen, die
sozialpsychologischen Bedingungen kennen, ohne deren Berücksichtigung der
pädagogische Versuch vermutlich fruchtlos wäre, und die Bedingungen, unter
denen solche Vorläufer-Motive allenfalls verändert werden können. Zum
anderen: Jeder politische Bildungsprozeß verläuft innerhalb sozialer
Strukturen, bedient sich bestimmter Instrumente der Führung, der
Kooperation, der Aktion, der Demonstration usw. Es ist zu fragen, welche
Bedeutung diese Faktoren des Bildungsprozesses für Erfolg oder Mißerfolg der
pädagogischen Veranstaltung haben. (Hier ist der Ort aller
sozialerzieherischen Aspekte der politischen Bildung, der Ort für die
Einübung von Kooperation und Partnerschaft, die in der Diskussion eine
manchmal überwiegende Rolle gespielt haben. Ihre Funktion ist aber durchaus
untergeordnet.)
Folgerungen
[028:262] Die Aufgabe der politischen Bildung gliedert sich also in drei
Problemkomplexe auf: das Problem der politisch relevanten
»Vorläufer-Motive«
das Problem der politisch-|B 165|kritischen
Aufklärung und das Problem der Motivierung zu
politischem Handeln. Die drei Kategorien zur Erschließung der
politischen Realität für das Bewußtsein des Jugendlichen – Herrschaft,
Interesse und Konflikt – sind bedeutsam zunächst für das zweite Problem, für
die politisch-kritische Aufklärung. Sie sind didaktische Kategorien, die
sowohl Kritik herrschender pädagogischer Praxis wie auch Konstruktion neuer
didaktischer Modelle ermöglichen. Zur Vermeidung von Mißverständnissen hebe
ich noch einmal hervor, was die Wahl dieser Kategorien nicht einschließt: Sie bedeuten nicht, daß
die pädagogische Aufgabe nun in einer blinden
»Gegen-Motivierung«
bestehe. Sie sind lediglich Instrumente
rationaler Analyse, die nicht den Zweck haben, Herrschaft abzuschaffen,
sondern in rational-kontrollierte zu überführen – die nicht den Zweck haben,
junge Menschen für bestimmte partikulare Interessen zu mobilisieren, sondern
die Interessen-Struktur der Gesellschaft durchsichtig zu machen, sie zur
Erkenntnis ihrer eigenen Interessen zu ermächtigen – und die nicht den Zweck
haben, angesichts von Konflikten junge Leute zu bewegen, lediglich Partei zu
nehmen, sondern den Zusammenhang von Interessenlagen, Konflikten und deren Regelung zu erkennen.
[028:263] Eine Theorie der politischen Bildung und damit auch die Praxis
dieser Bildung – so sagten wir – schließt die Parteinahme für Rationalität
ein. Rationalität aber ist nicht an irgendeinem Ort der Gesellschaft
prinzipiell aufgehoben, weder bei der
»Great
Society«
noch bei den aufständischen Schwarzen, weder bei der Nationalen Befreiungsfront in
Vietnam noch bei den amerikanischen Befriedungsaktionen, weder
bei den
»konservativen«
Professoren noch bei den
»progressiven«
Studenten. Die Basis des Argumentierens
kann in jeder politischen Konstellation verlassen werden. Allerdings
wechseln die Wahrscheinlichkeiten im geschichtlichen Verlauf und mit den
wechselnden Gruppierungen.
[028:264] Damit ist nun allerdings – wie mir scheint – das schwierigste
Problem politischer Bildung angesprochen: der be|B 166|reits erwähnte Zusammenhang von Argumentation und Motivation. Die
rationale Erfassung politischer Sachverhalte setzt nicht zugleich auch
Motive für das Handeln. Das Handeln folgt nicht aus der Rationalität selbst,
eher noch frustriert die Rationalität die Motivation zu politischer
Beteiligung, da sie in politischen Konflikten zu argumentieren sucht, wo
vielleicht nur noch Aktionen etwas ausrichten könnten. Aus folgenden Gründen
stellt dies ein Problem der politischen Bildung dar:
[028:265] In allen Jugenduntersuchungen kommt zum Vorschein, daß der größte
Teil der Jugend in dem Gefühl lebt, politisch nichts ausrichten zu können,
nicht beteiligt zu sein und auch über keine Chance einer wirksamen
Beteiligung zu verfügen. Ein Teil – die sogenannten
»formalen Demokraten«
– findet sich damit ab. Das
gelingt ihnen aufgrund unpolitischer Identifizierungen: die
Identifizierungsobjekte liegen in der beruflichen Laufbahn. Ist aber eine
Motivationsdisposition für politische Beteiligung vorhanden, dann müssen, um
durchhalten zu können, politische Identifizierungsobjekte gesucht werden. Das geschieht unter anderem im Prozeß der Solidarisierung. Was geschieht aber, wenn die Gesellschaft, in der man lebt, kaum Chancen zur Beteiligung bietet und ebensowenig Solidarisierungsobjekte bereit hat, und zwar Objekte, bei denen die gewonnene Rationalität des politischen Bewußtseins nicht verdrängt oder in ihrer Entfaltung behindert wird, die vielmehr imstande sind, die Rationalität zu bewahren und zu aktivieren. Solange das nicht der Fall ist, solange die gesellschaftlichen und politischen Gruppen und Institutionen eher den Irrationalismus begünstigen, werden vermutlich auch die Solidarisierungen stärker von den Affekten als von den Argumenten leben. Der neue Nationalismus ist das vielleicht ärgerlichste
Exempel dafür. Aber auch in den
»außerparlamentarischen
Oppositionen«
fehlt solche Tendenz nicht völlig.
[028:266] Das zeigt sich besonders bei denjenigen Identitätswünschen, die
ihre Erfüllung in der Solidarität in der Aktion zu finden suchen. Politische
Bildung kann die Strukturen der |B 167|Gesellschaft, die
so etwas möglich oder nötig machen, nicht ändern. Sie kann nur verhindern,
selbst auch noch zum Verfall des rational-politischen Bewußtseins
beizutragen, dadurch, daß sie, statt politisch-kritisch zu sein,
moralisch-affirmativ ist. Welche Maximen lassen sich denken?
[028:267] 1. Voraussetzung ist eine Organisation des Erziehungsfeldes, die
das freie Argumentieren möglich macht.
[028:268] 2. Das Wissen, das heißt die politischen Informationen müssen so
vermittelt werden, daß ihr Funktionswert deutlich auf mögliche Handlung
bezogen wird.
[028:269] 3. Die Gegenstände müssen aktuell sein. Das bedeutet: Das
politische Wissen muß sich in der Analyse gegenwärtiger praktischer Fragen
als brauchbar erweisen.
[028:270] 4. Die Gegenstände müssen so ausgewählt sein, daß sie die Chance
zur praktischen Motivierung enthalten.
[028:271] 5. Politische Bildung wird um so effektiver sein, je mehr sie die
gegenwärtige Form organisierter Unterrichtsprozesse verläßt und sich
»unschulischer«
Formen bedient.
[028:272] 6. Zur politischen Bildung im weitesten Sinne gehören schließlich
auch solche Lernfelder, die außerhalb jedes organisierten Bildungsprozesses
liegen, wie politische Clubs, ad-hoc-Solidarisierungen, Demonstrationen
usw.
[028:273] Die pädagogische Aufgabe wäre hier eher konservativ zu nennen:
nämlich auf die immer notwendige rationale Legitimation zu verweisen und
darauf zu verweisen, daß die Interessenlagen angesichts wechselnder Probleme
sich durchaus verschieben können, darauf, daß jedes einfache Schema zur
Erklärung aller Konflikte nicht die
Wahrscheinlichkeit der Wahrheit für sich hat, daß schon deshalb die
dichotomischen Schemata Demokratie – Totalitarismus, Herrschende –
Beherrschte, Konservative – Progressive usw. mindestens den Keim des
Unvernünftigen enthalten. Die pädagogisch – politische Verantwortung ist
nicht nur eine Verantwortung für die Mündigkeit der Heranwachsenden, für
Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit, sondern zugleich eine Verantwortung
der Vernunft; was in der politischen Bil|B 168|dung
geschieht, muß deshalb in jedem Fall legitimiert werden, nicht nur durch die
Rationalität der Ziele, sondern auch durch die Rationalität der gewählten
Mittel.