Stellungnahme zur Frage der Unterbringung von Jugendlichen aus der FE und FEH (Staffelberg) [Textkritische interaktive Ansicht mit a als Leittext]
|a 109| |b 108| |c 71|
[V31:1] Den mit Fragen der Heimerziehung befaßten Wissenschaften wie auch den verantwortlichen Praktikern in diesem pädagogischen Bereich ist seit langem bekannt, daß die Heimunterbringung und die vornehmlich betriebenen Praktiken der Heim|a 110||b 109|erziehung in der Regel alles andere als befriedigend sind. Heimerziehung in diesem Sinne muß deshalb immer noch als eine Notlösung angesehen werden, die so lange nur schlechten pädagogischen Gewissens gehandhabt werden kann, als es an praktischen pädagogischen Alternativen fehlt. Jeder Versuch der Erprobung neuer Erziehungsformen in Fällen von FE und FEH muß deshalb begrüßt werden. Unsere Kenntnis der Schwierigkeiten, vor denen Heime mit großer Insassenzahl stehen, unsere Kenntnis über die pädagogische Bedeutung der Differenzierung innerhalb der Heime und der Arten der Gruppenzusammenstellung, schließlich auch unsere Kenntnis von den institutionellen Zwängen, denen die Heimerziehung in der Regel unterliegt und die ihre pädagogischen Möglichkeiten entscheidend einengen, rechtfertigt es, Formen der Betreuung zu praktizieren, die sich am Modell von Kleingruppen-Beziehungen orientieren und statt der künstlich hergestellten und isolierten Schein-Realitäten der Anstaltserziehung eine Erziehung in realistischen Alltagssituationen |c 72|betreiben.
[V31:2] Mir scheint es deshalb vernünftig zu sein, für die ehemals im Erziehungsheim
»Staffelberg«
untergebrachten Jugendlichen Lebens- und Lernmöglichkeiten unter solchen Bedingungen zu schaffen. Ein solcher Versuch wäre der Sache nach höchst notwendig, da es gegenwärtig in Deutschland nur eine verschwindend geringe Zahl von ernsthaft diskutablen Alternativen zu den bisherigen Formen der Heimerziehung gibt. Die notwendige Bedingung für solche Versuche wäre allerdings, daß diese zu Wohngemeinschaften zusammengeschlossenen Gruppen von Jugendlichen nicht zu groß werden, d. h. die Zahl von 8 Jugendlichen nach Möglichkeit nicht übersteigen. Eine zweite unabdingbare Voraussetzung wäre darin zu sehen, daß an solchen Wohngemeinschaften eine pädagogisch qualifizierte Fachkraft teilnimmt, die imstande wäre, den Versuch pädagogisch zu verantworten.
[V31:3] Schließlich wäre das Pädagogische Seminar der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Zusammenarbeit mit der Höheren Fachschule für Sozialarbeit in der Lage, einen beständigen Kontakt mit diesen Wohngemeinschaften zu unterhalten und seine beratenden und unterstützenden Dienste zur Verfügung zu stellen. Für uns wäre dabei nicht irgendein abstraktes wissenschaftliches Interesse leitend, sondern die auf wissenschaftliche Einsicht gegründete Überzeugung, daß die Misere der Heimerziehung nur auf dem Wege der Erprobung solcher Alternativen überwunden werden kann.
c
mit den Fragen
c
ø
c
Staffelberg
c
Johann Wolfgang Goethe-Universität
c
ø
c
[V31:1-3]
»Den mit den Fragen der Heimerziehung befaßten Wissenschaften wie auch den verantwortlichen Praktikern in diesem pädagogischen Bereich ist seit langem bekannt, daß die Heimunterbringung und die vornehmlich betriebenen Praktiken der Heim|a 110||b 109|erziehung in der Regel alles andere als befriedigend sind. Heimerziehung in diesem Sinne muß deshalb immer noch als eine Notlösung angesehen werden, die so lange nur schlechten pädagogischen Gewissens gehandhabt werden kann, als es an praktischen pädagogischen Alternativen fehlt. Jeder Versuch der Erprobung neuer Erziehungsformen von FE und FEH muß deshalb begrüßt werden. Unsere Kenntnis der Schwierigkeiten, vor denen Heime mit großer Insassenzahl stehen, unsere Kenntnis über die pädagogische Bedeutung der Differenzierung innerhalb der Heime und der Arten der Gruppenzusammenstellung, schließlich auch unsere Kenntnis von den institutionellen Zwängen, denen die Heimerziehung in der Regel unterliegt und die ihre pädagogischen Möglichkeiten entscheidend einengen, rechtfertigt es, Formen der Betreuung zu praktizieren, die sich am Modell von Kleingruppen-Beziehungen orientieren und statt der künstlich hergestellten und isolierten Schein-Realitäten der Anstaltserziehung eine Erziehung in realistischen Alltagssituationen |c 72|betreiben. Mir scheint es deshalb vernünftig zu sein, für die ehemals im Erziehungsheim
Staffelberg
untergebrachten Jugendlichen Lebens- und Lernmöglichkeiten unter solchen Bedingungen zu schaffen. Ein solcher Versuch wäre der Sache nach höchst notwendig, da es gegenwärtig in Deutschland nur eine verschwindend geringe Zahl von ernsthaft diskutablen Alternativen zu den bisherigen Formen der Heimerziehung gibt. Die notwendige Bedingung für solche Versuche wäre allerdings, daß diese zu Wohngemeinschaften zusammengeschlossenen Gruppen von Jugendlichen nicht zu groß werden, d. h. die Zahl von 8 Jugendlichen nach Möglichkeit nicht übersteigen. Eine zweite unabdingbare Voraussetzung wäre darin zu sehen, daß an solchen Wohngemeinschaften eine pädagogisch qualifizierte Fachkraft teilnimmt, die imstande wäre, den Versuch pädagogisch zu verantworten.
Schließlich wäre das Pädagogische Seminar der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Zusammenarbeit mit der Höheren Fachschule für Sozialarbeit in der Lage, einen beständigen Kontakt mit diesen Wohngemeinschaften zu unterhalten und seine beratenden und unterstützenden Dienste zur Verfügung zu stellen. Für uns wäre dabei nicht abstraktes wissenschaftliches Interesse leitend, sondern die auf wissenschaftliche Einsicht gegründete Überzeugung, daß die Misere der Heimerziehung nur auf dem Wege der Erprobung solcher Alternativen überwunden werden kann.«