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Wie viel kostet ein Kind?
– Anmerkungen zur Frage der Pflegekosten in
Erziehungsheimen –
0. Einleitung
[077:1] Es ist schon eine eigentümliche Art von Bosheit, einen
Hochschullehrer für das Fach Pädagogik zu überreden, über
Kostenprobleme der Heimerziehung nicht nur nachzudenken, sondern das
auch noch öffentlich zu tun. Noch schlimmer ist, wenn man dazu
jemanden auswählt, der bisher noch keine wissenschaftliche
Untersuchung zur Heimerziehung vorgelegt hat. Ich komme mir deshalb
vor, als sei ich vom Veranstalter mutwillig auf’s Glatteis gelockt
worden, – und dieser Eindruck hat sich verstärkt, als ich an die
Vorbereitung des Referates ging. Angesichts des Sachverstandes der –
wie man an der Literatur leicht sehen kann – sich zu unserem Problem
in der Praxis versammelt und ausgebildet hat, bleibt mir kaum etwas
zu sagen übrig, das Neuigkeitswert für Sie hätte oder sonst irgend
Beachtung verdient. Meine einzige Chance ist deshalb meine
Naivität.
[077:2] Ich habe mir selbst einige Fragen gestellt, die Fachleute
vielleicht für
“dumme Fragen”
halten werden.
Diese Fragen möchte ich nun erläutern und erörtern, und zwar in drei
Schritten:
-
1.
[077:3] Einige Zahlen und Berechnungen,
-
2.
[077:4] Vermutungen über die Motive gegenwärtiger
Kostenregelungen,
-
3.
[077:5] Vermutungen über die historischen Hintergründe
solcher Motive und
[077:6] als Schluß :Einige Maximen, die mir diskutabel scheinen.
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1. Einige Zahlen
[077:7] Sieht man sich unbefangen bzw. mit Naivität die Zahlen an, mit
denen in Pflegesätzen operiert wird, dann ist man zunächst verblüfft: Da
kostet also ein Kind im Heim täglich – sagen wir DM 150,--. Das sind viereinhalb tausend Mark im Monat!
[077:8] Donnerwetter – denke ich; eine Menge Geld. Hätte ich zwei solcher
Kinder in meiner Familie, dann hätte ich ein Haushalts-Netto-Einkommen von 9.000,-- DM. Soviel bekomme ich vom Staat nie für meinen augenblicklichen 6-Personen-Haushalt.
[077:9] Aber ich will nicht an mich denken; das ist
vielleicht unfair. Nehmen wir also den Haushalt einer
Arbeiter-Familie: Warum bekommt nicht diese Familie das Geld, sondern irgendein Heim? Man sagt, diese Familie
– deshalb sind die Kinder ja im Heim – sei nicht in der Lage,
dem Kind einen befriedigenden Bildungsprozeß zu ermöglichen.
Warum nicht? Man verschätzt sich vielleicht nicht allzu sehr,
wenn man vorsichtig annimmt, daß ca. ein Fünftel der Kinder, die
gegenwärtig in Heimen sind, deshalb dort sind, weil die
materiellen Bedingungen zu Hause und deren Folgen für das Kind unterträglich werden. Welche Gründe sprechen dagegen, den
Pflegesatz, oder sagen wir: nur einen Teil davon, diesem Haus
halt zu zahlen? Bäuerle schlug schon vor 10 Jahren ungefähr
DM 3.000,-- vor (das wäre ein Pflegesatz von DM 100,--
pro Tag). –
Man sieht
schon: Die Sache wird gefährlich! Unüberwindliche
Erziehungsschwierigkeiten zu haben, würde einträglich.
Aber es
gehört noch ein anderer Sachverhalt dazu: Im Grunde erbringen ja alle Familien schon mindestens die Hälfte dieses Pflegesatzes
an täglicher Erziehungsarbeitszeit, und zwar ohne das Geld zu bekommen. Es ist schon merkwürdig: lebt ein Kind in der
Familie, werden außerordentlich wenig öffentliche Mittel
aufgewandt; lebt es in einem Heim, steigt der
öffentliche Wert des Kindes sprunghaft um das fünf- bis
zehnfache an.
Man könnte
nun denken: Wunderbar! Soviel also sind uns die schwachen
Glieder unserer Gesellschaft wert! Unter Sozialpädagogen ist je
die moralische Formel beliebt, die Humanität einer Gesellschaft
sei soviel wert, |a 29|wie sie für die
Schwächsten leistet. Aber das ist ein schiefer Blick: Denn
erstens – ein alter Hut – muß man mit anderen Positionen der öffentlichen Haushalte vergleichen und
zweitens kann man sich fragen, warum das Geld nicht unmittelbar den Familienhaushalten gegeben
wird. Was wäre eigentlich, wenn es die soziale Erfindung der
Heimerziehung nicht gäbe?
[077:10] Ein ganzes Bündel von Rechtfertigungen fällt uns
gleich dazu ein. (ich greife dieses Problem später noch einmal auf. Jetzt
zunächst noch einige andere Beobachtungen:)
[077:11] Wenn ich mir die Pflegesätzeb√ aller niedersächsischen Heime anschaue, die der
Pflegesatzvereinbarung beigetreten sind, dann kann ich mich – mit naivem
Blick – schon wundern: Im billigsten Heim kosten die Kinder DM 67,-- am Tag, im teuersten DM 194,--. Warum das? Liegt es im Belieben eines Trägers, den Wert eines Kindes zu
veranschlagen? Oder sind die Erzieher im ersten Heim vielleicht Idealisten,
die dauernd unbezahlte Überstunden machen? Oder sparen die an den Kindern,
um billig sein zu können, damit die Platzzahl möglichst ausgelastet ist?
Oder kann vielleicht ein kleines Heim einfach rentabler wirtschaften? Gut;
das ist eine Hypothese, die man prüfen kann. Ich rechne also.
[077:12] Aber dabei kommt nichts heraus. Es gibt keine signifikante
systematische Beziehung zwischen Heimgröße und Pflegesatz (in
Niedersachsen). Kleine Heime sind ebenso häufig billig oder teuer wie
große.
[077:13] Aber vielleicht entspricht dem Preis ja die Qualität der Arbeit?
Diese Frage wage ich gar nicht erst weiter zu verfolgen. Woran wollen wir
Qualität messen? An den Mängelrügen der Heimaufsicht? An irgendwelchen
“Erfolgsquoten”
? An der Zahl der Kinder, die
weglaufen?
[077:14] Zurück zu den Zahlen; mir fällt noch etwas auf, und zwar die
Position
“Kosten für Verwaltungsbedarf”
. Jetzt bekommt
die Sache sogar noch eine gewisse Komik: Je kleiner das Heim, umso höher |a 30|die Verwaltungskosten, und außerdem: Da werden manche
Kinder mit DM 2,--am Tag, andere mit DM 9,50 verwaltet. Können die einen schneller schreiben als die anderen? Und
was verwalten die anderen täglich für DM 250,--, wenn sie 26 Kinder haben?
[077:15] Es ist also ganz klar: Das |b 10|stimmt überhaupt
nicht. Hier schafft sich offenbar die gute pädagogische Vernunft einer
sorgsamen Haushaltung ein wenig Luft gegenüber den Auflagen der
Pflegesatzbehörde. Denn für jene DM 250,-- am Tag wird eben nicht
“verwaltet”
, sondern das
Geld wird – wie ich vermute – vernünftigerweise für die Betreuung der Kinder
verwendet; man hat eine zwar kleine aber immerhin bewegliche Masse. Oder
anders ausgedrückt: Wenn man schon mit einer Finanzierungskontrolle leben muß,
die pädagogischer Vernunft im Wege steht, dann darf man wenigstens
ein bißchen mogeln.
[077:16] Derartige Beobachtungen – und Sie können sie aus eigener Erfahrung gewiß genauer,
differenzierter und reichhaltiger beibringen – bestärken die Vermutung, die eigentlich der rote Faden ist, der sich
durch die ganze Diskussion hindurch zieht: Die wesentlichen Schwierigkeiten,
diejenigen nämlich, die die Erziehungskraft eines Heimes tangieren, liegen
weniger in der Frage, welche Geldsumme für ein einzelnes Kind aufgewendet
wird, als vielmehr darin, mit welchem Modus öffentlicher Kontrolle ein Haushalt
leben muß, dessen einziger Zweck die Erziehung von Kindern sein
soll. Dieser Modus ist das eigentlich Problematische. Ich
will deshalb versuchen, mir – wenigstens skizzenhaft – klarzumachen,
welche Motive hinter diesem Modus stehen.
2. Vermutungen über
Motive
[077:17] Das System der öffentlichen
Ersatzerziehung ist, ebenso wie das System der
Familienhilfe, aus dem Geist öffentlicher
Kontrollinteressen wie auch aus der Tatsache der
Bevölkerungsexplosion entstanden. Mit der seit dem 16. Jahrhundert erkennbar werdenden |a 31|Vermehrung der europäischen Bevölkerung
und dem ungefähr gleichzeitig entstehenden kapitalistischen
Warenmarkt erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, daß Kinder, die
in einem Haushalt zur Welt kommen, nicht mehr befriedigend
sozialisiert werden. So entsteht ein eigentümlicher
Widerspruch:
Einerseits bildet sich das bürgerliche Leitbild von der besonderen
pädagogischen Potenz der Familie aus, das, zunächst von den
Konfessionen, von Humanisten, Medizinern, Pädagogen propagiert,
vom Staat übernommen wurde und zu jenem Wetteifer geführt hat,
in dem gegenwärtig die Parteien sich über eine den Familien
dienliche Sozialpolitik befinden.
Andererseits entsteht eine Bereitschaft, überall dort einzugreifen, wo
die familialen Erziehungsbedingungen jenem Leitbild nicht
entsprechen. Der Eingriff erfordert Personal, und dies
verursacht Kosten.
Die Frage,
wieviel ein Kind kostet, kann überhaupt erst auf der Grundlage dieser Mentalität entstehen. Damit die Bevölkerungsexplosion nicht sofort
zur Kostenexplosion wird und das Familienleitbild
untergräbt, kann man Vorbeugen: Z.B. Familienfürsorge
und Wohnungsbau. Damit aber, beispielsweise durch den
Wohnungsbau, die Lebensweise der Haushalte nicht in
ältere, weniger private organisierte Formen zurückfällt
oder solche Traditionen aufrecht erhält, werden – nach einer ausdrücklichen Maxime
z.B. Pariser Architekten im ersten Drittel des vorigen
Jahrhunderts – die Wohnungen für die proletarischen
Massen so gebaut, daß sie gerade groß genug sind, um
Privatheit, Intimität, Individualisierung zu erlauben
und nahezulegen, aber keinesfalls so groß, daß die
Haushalte sich leicht nach außen (Verwandte, Freunde,
Gäste) öffnen könnten. Was sich diesem Modell nicht fügen kann – ich vereinfache ein wenig, um das Problem zu
pointieren – bedarf zusätzlicher Intervention und erfordert Kosten,
z.B. in Form der Heimerziehung.
Als
vorzügliche Interventionsagenturen bieten sich zunächst die
Kirchen an; sie verfügen über Kapital und Personal. Später
übernimmt der Sozialstaat die materielle Komponente. Er übernimmt diese Kosten bereitwillig – was nicht heißt, daß er sich
nicht zugleich auch möglichst niedrig zu halten versucht so kann er die Abweichungen von jenem Familienleitbild
und den diesem Leitbild entsprechenden Erziehungsleistungen am ehesten kontrollieren. Auf eine Formel
gebracht:
Da es sich um öffentliche Mittel handelt, muß – jedenfalls in einer Demokratie – werden. Niemand soll sich privat an öffentlichen Mitteln bereichern dürfen
Gewiß wird die in der Jugendhilfe geschaffene Situation vorerst so
bleiben, obwohl sie anachronistisch erscheint. Aber man kann doch vielleicht
überlegen, ob nicht Elemente aus dem allgemeinbildenden Schulwesen
übernommen werden : Die Garantie von Personal und Wohnung beispielsweise. Ein großer
Teil der Pflegesatz-Differenzen, die gegenwärtig durch unterschiedliche Gebäude-Schulden-Lasten entstehen und dem schuldfreien Träger einen
Pflegekosten-Vorteil oder größere pädagogische Spielräume verschaffen, würde
dann verschwinden. Dann erst würde auch ein alter, besitzreicher Träger in
eine echte Konkurrenz eintreten können mit einem jüngeren, der sich seine Wohnungen erst schaffen müßte. Und dann wird
vielleicht auch die Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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durchschlagend sein als die Frage, was dem Wohle des Kindes dienlich ist.
Wir befinden uns gegenwärtig vermutlich in einer historischen
Situation, in der es allmählich ein schwer zu rechtfertigender Luxus wird,
den Bürgern Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Offending node: TEI/text[2]/body/div/div[3]/p[1]/q (Heinsohn), und dies nicht etwa
nur aus Gründen knapper Staatskassen. Gegenstand öffentlichen Interesses. Es entstand, über einige
Jahrhunderte hinweg, jener Habitus in der Einstellung zum Kind, der von
vielen Sozialhistorikern heute übereinstimmend beschrieben wird; nämlich:
Zunächst die medizinische Fürsorge, dann die Sorge um eine pädagogisch
akzeptable Säuglings- und Kleinkinderpflege, die Überwachung und Beratung
der Familie, das usw.ø Zu Beginn des 19. Jahrhunderts finden wir diesen Habitus bereits
ausgebildet vor. Die Folgezeit befaßt sich im wesentlichen mit der Frage der
Durchsetzung.
Dazu aber steht eine andere Tradition in eigentümlicher Differenz:
Unter Bedingungen einer organisierten Ökonomie, die entweder gar nicht oder nur locker mit
größeren Märkten verknüpft ist, war das Interesse am Kind von anderer Art.
Zwar war es auch hier zukünftige Arbeitskraft, aber in einem anderen Sinne:
Die Arbeitskraft war ein konkretes, unmittelbar
erfahrbares, für die wirtschaftende Gruppe lebensnotwendiges Datum. Dazu
gehört dann allerdings auch der Familien- (wenn die Kinder nur essen und noch nicht arbeiten) (wenn sie mehr arbeiten als sie essen). Und es gehört dazu jene
emotionelle Gleichgültigkeit, die es angesichts des Überlebens der Kinder gab: Aussetzung, Kindersterblichkeit,
Kindestötung. Es gehörte aber dazu das Interesse an Kontinuität der und des Hauswesens im Ganzen, Kinder als Träger des Namens, nicht nur
des materiellen sondern auch des kulturellen Erbes. Unter solchen
Bedingungen ist nicht das Kind für sich von Interesse, sondern nur als
Moment dieses ökonomisch-kulturellen Zusammenhanges. In der alten Ökonomik,
der Lehre vom Hauswesen, tauchen deshalb Kinder und ihre Erziehung bis ins
15. Jahrhundert hinein nur an untergeordneter Stelle auf, wenn überhaupt.
Die bürgerliche Familien- und knüpfte nun hier an und versuchte, Heterogenes zusammenzubinden: Die
pädagogische Individualisierung in der Betrachtung des Kindes und den
Versuch, dennoch an der Idee einer lebensperspektivisch bedeutsamen
Einbindung des Individuums in familiale Haushalte festzuhalten. Die
Kapriolen, die wir in der familienpolitischen Diskussion heute beobachten
können, hängen mit dieser Schwierigkeit zusammen.
Ich habe diesen historischen Hintergrund – freilich recht
grobschlächtig und ohne die Ursachen-Frage genauer zu diskutieren deshalb skizziert, weil ich denke, daß es gut ist, sich bewußt zu
machen, daß unsere aktuellen Denk-, Zuordnungs- und Verteilungsgewohnheiten
nicht einem aktuellen und unvermeidlichen Sachzwang folgen, sondern in
Jahrhunderten gebildeten Einstellungen folgen. Das gilt für die großen Probleme der Ökologie, der Kriegsgefahr, der
sozialen Ungerechtigkeit, des Verkümmerns von produktiven
Zukunftsperspektiven so gut wie für die vergleichsweise bescheidene Frage,
wieviel Geld wir für unsere Kinder aufbringen.
Wenn wir einen Haushalt, dessen Zweck in der umfassenden Erziehung von Kindern
besteht, finanzieren, dann müssen wir zwar peinlich darauf achten, daß jedes
einzelne Kind zu kommt. Wir müssen oder sollten uns aber ebenso jene Perspektive
wieder zu eigen machen, die – der bürgerlichen Familienideologie – in dem
Mehr-Generationen-Haushalt, der und anpassungsfähig auf seine Umweltprobleme wie auf die Bedürfnisse
seiner Mitglieder reagieren kann, die – freilich nicht immer hinreichende – Garantie für eine befriedigende
Sozialisation sieht.
Mindestens zwei unzeitgemäße Bedingungen sind erforderlich, um das
zu bewerkstelligen:
Kann man aus derartigen Überlegungen irgendetwas gewinnen? Ich will
ein knappes Resümee in wenigen Maximen versuchen:
1.
Es sollten keine Kinder, sondern pädagogisch funktionsfähige Haushalte in Abhängigkeit von Größe und
Zusammensetzung des Haushaltes finanziert werden. Ein Heim könnte
durchaus mehrere Haushalte umfassen.
2.
Wie bei jedem Familienhaushalt auch, sollten die einzelnen
Positionen wechselseitig deckungsfähig sein. Das ist eine entscheidende
ökonomische Bedingung für pädagogische Flexibilität.
3.
Über eine Sockelfinanzierung benötigen die Heime ein
Minimum an materieller Bestandsgarantie. Das betrifft vor allem Personal
und Wohnung.
4.
Die einzig legitime Form von Konkurrenz der Heime – wenn
man das dann noch so nennen darf – ist die über die pädagogischen bzw.
therapeutischen Konzeptionen. Das wird nur gelingen, wenn die
Pflegesätze sich derart annähern, daß tatsächlich die Differenzen nicht ausdrücken, als eine Differenz der Konzeption.
Das darin enthaltene Prinzip kann ich als Frage so formulieren:
Nicht – wieviel kostet ein Kind? sondern: Wieviel braucht ein Haushalt, in
dem einer Handvoll nicht recht glücklicher Kinder eine befriedigende
Gegenwart und eine realistische Zukunftsperspektive vermittelt werden kann.
Ob unserer Gesellschaft in dieser Frage ein Umdenken gelingt, weiß ich
nicht.