Soziale Arbeit heute [Werkkommentar]

1 Werk: Formale Beschreibung

1.1 Leittext

[1] Mollenhauer, Klaus. Soziale Arbeit heute. Gedanken über ihre sozialen und ideologischen Voraussetzungen (Beitrag 1959; KMG 004-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqv4&edition=a.
[2] Basierend auf:
  • [3] Mollenhauer, Klaus (1959). Soziale Arbeit heute. Gedanken über ihre sozialen und ideologischen Voraussetzungen. Rundbrief der Gilde Soziale Arbeit, 13(2), 3–16.
[4] Der im Juni 1959 in der Mitgliederzeitschrift der Gilde Soziale Arbeit veröffentlichte Beitrag umfasst ca. 13,5 Druckseiten und enthält keine Literaturnachweise.

1.2 Weitere Fassungen

[5] Mollenhauer, Klaus. Soziale Arbeit heute. Gedanken über ihre sozialen und ideologischen Voraussetzungen (Beitrag 1998; KMG 004-b). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqv4&edition=b.
[6] Basierend auf:
  • [7] Mollenhauer, Klaus (1998). Soziale Arbeit heute. Gedanken über ihre sozialen und ideologischen Voraussetzungen. In Roland Merten (Hrsg.), Sozialarbeit – Sozialpädagogik – Soziale Arbeit: Begriffsbestimmungen in einem unübersichtlichen Feld (S. 79–92). Freiburg: Lambertus.
[8] In dieser Fassung des Aufsatzes mit knapp 14 Druckseiten wurden einige Literaturangaben ergänzt, die in der Fassung von 1959 nicht vorhanden waren; eine vollständige Literaturliste ist aber auch hier nicht gegeben. An zwei Stellen werden hier Angaben anhand der Typoskripte im Nachlass (s. u.) korrigiert: Der Beitrag von Friedrich Trost, den Mollenhauer in seinem Vortrag nennt, wurde 1955 veröffentlicht, und der Verweis auf Anton S. Makarenko bezieht sich auf dessen Schrift Einige Schlußfolgerungen aus meiner pädagogischen Erfahrung, die 1952 in deutscher Sprache publiziert wurde.
[9] Mollenhauers Beitrag ist einer von insgesamt zwölf Aufsätzen aus den Jahren 1959 bis 1994 zur Diskussion um Sozialarbeit als Wissenschaft und die Abgrenzung der drei mit unterschiedlichen Termini bezeichneten Konzeptionen.

1.3 Übersetzungen

[10] Übersetzungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.4 Unveröffentlichte Quellen

[11] SUB Göttingen, Cod. Ms. K. Mollenhauer
  • [12] Korr. All. Lambertus V.: (Schreiben von Rudi Briel vom Lambertus-Verlag vom 7. Januar 1998 zur Überlassung der Nachdruckrechte des Beitrags in dem Band von Roland Merten sowie der unterschriebene Vertrag dazu)
  • [13] Korr. All. Mert: Brief von Roland Merten an Susanna Mollenhauer, 25.5.1998 (Roland Merten, der 1998 den Band mit Texten zur Sozialpädagogik herausgegeben hat, in dem zwei Beiträge von Mollenhauer zu finden sind, hat diesen im Februar 1998 um Daten für das Autorenverzeichnis gebeten und im Mai 1998 der Witwe Susanna Mollenhauer den Abschluss des Bandes angezeigt.)
  • [14] Manu. pub. 50 01: Klaus Mollenhauer: Soziale Arbeit heute. Gedanken über ihre sozialen und ideologischen Voraussetzungen (o. D.). (Typoskript des Aufsatzes mit einem Umfang von 20 Seiten; der Untertitel ist handschriftlich geändert in
    Gedanken zu ihren sozialen und ideologischen Voraussetzungen
    , der Text ist lediglich mit römischen Ziffern in verschiedene Abschnitte eingeteilt; im Text sind Anmerkungsziffern zu finden, die entsprechenden Anmerkungen auf einem gesonderten, unpaginierten Blatt enthalten zum einen Literaturangaben, die in der Druckfassung KMG 004-a, und zum anderen Textanmerkungen, die in beiden Druckfassungen fehlen; laut Anmerkung 1 handelt es sich um eine
    Veränderte Fassung
    des Vortrags vom Mai 1959; das Typoskript ist an einigen Stellen ausführlicher als die gedruckten Fassungen, andererseits fehlen hier aber auch einzelne Passagen, die in der Druckfassung enthalten sind (so in der Einleitung z. B. das Kafka-Zitat); für die Edition konnten die fehlenden Literaturangaben anhand des Typoskripts rekonstruiert werden; auf dem ersten Blatt ist mit Bleistift vermerkt
    Für Bücherei und Bildg.
    (s. dazu Abschnitt 3 dieses Werkkommentars)
  • [15] Studium 01: Soziale Arbeit heute – Gedanken über ihre sozialen und ideologischen Voraussetzungen (o. D.). (Typoskript des Aufsatzes; Umfang 19 Seiten und ein Blatt mit der Aufschrift
    A
    mit nach handschriftlicher Anmerkung am Anfang des Textes einzufügendem Inhalt, der dem Einleitungsabsatz in den Druckfassungen enthält; der Text entspricht damit inhaltlich den beiden Druckfassungen; der Untertitel des Beitrags ist handschriftlich geändert in
    Bemerkungen zu ihren sozialen und ideologischen Voraussetzungen
    ; die einzelnen Abschnitte sind bis auf den ersten – hier gibt es nur eine Trennlinie zum einleitenden Teil – durch Zwischenüberschriften gekennzeichnet; die Anmerkungsziffern im Typoskript sind handschriftlich durchgestrichen und durch handschriftliche Literaturnachweise ersetzt, die allerdings nicht in die Druckfassung KMG 004-a übernommen wurden und auch in der Fassung KMG 004-b von 1998 nur teilweise zu finden sind; auf der Basis dieses Typoskriptes konnten weitere unvollständige Literaturverweise in der gedruckten Fassung rekonstruiert werden.)
  • [16] Studium 02: Klaus Mollenhauer:
    Ich habe eine vernichtende Kritik erfahren …
    [1959] (Typoskript; auf knapp neun Seiten Ausführungen zum Tagungsthema, die in Teilen mit dem ebenfalls in Heft 3/1959 des Rundbriefs abgedruckten Diskussionsbeitrag von Mollenhauer übereinstimmen, s. KMG V11-a; die Ausführungen sind aber deutlich ausführlicher und persönlicher gehalten und gehen dem Sprachduktus nach wohl auf einen Tonbandmitschnitt von der Tagung zurück)
  • [17] Uni Forschung 19 09: Sammlung von Exzerpten 3 (o. O.), (o. D.). [späte 1950er–frühe 1960er Jahre] (Die Handkartei enthält Exzerpte von und Notizen zu Literatur, die Mollenhauer in den 1950er und frühen 1960er Jahren gelesen hat; darunter (Handkartei, Bl. 4) befindet sich auch ein Exzerpt zu dem Aufsatz von Friedrich Trost (Trost, 1955), auf den Mollenhauer in seinem Beitrag an zwei Stellen explizit einging)

2 Inhalt und Kontexte

[18] Der Beitrag basiert auf dem Einleitungsvortrag Mollenhauers im Rahmen der Jahrestagung der Gilde Soziale Arbeit vom 6. bis 10. Mai 1959 zum Thema
Sozialarbeit zwischen gestern und morgen
(Eyferth, 1959, S. 1; zur Gilde Soziale Arbeit s. 50 Jahre Gilde Soziale Arbeit, 1975; Thorun, 2000). Der Tagungsablauf sah neben dem Einführungsreferat und anschließenden
Kurzberichten
(Eyferth, 1958, S. 3, Herv. i. O.)
verschiedene Diskussionsrunden und Arbeitsgruppen sowie zwei Plenumsdiskussionen vor.
[19] Hatte Klaus Mollenhauer bis dahin nur verschiedene kleinere Berichte publiziert, stellte er in dem Vortrag Soziale Arbeit heute erstmals eigene Thesen und theoretische Überlegungen einem größeren Publikum vor. Die im gleichen Jahr erschienene Dissertation Die Ursprünge der Sozialpädagogik in der industriellen Gesellschaft war zum Zeitpunkt der Tagung (Mai 1959) und der Veröffentlichung des Vortrags (Juni-Ausgabe des Rundbriefs) noch nicht veröffentlicht (s. den Werkkommentar zu KMG 005).
[20] Mollenhauer, bereits seit 1950 in der Gilde aktiv (s. den Werkkommentar zu KMG 003), wurde 1958 in die Vorbereitungsgruppe der Jahrestagung 1959 gewählt, die sich im Oktober 1958 zur Vorbereitung traf und vorläufig das Tagungsthema
Sozialarbeit in der Skepsis
fixierte
(Eyferth, 1958)
. Zum Aufbau der Tagung wurde festgehalten, dass die Fragestellung einleitend in einem Referat von Klaus Mollenhauer umrissen werden sollte, der
versuchen [will,] aufzuzeigen, was die Wissenschaft (Geschichte der Sozialpädagogik, Wissenssoziologie) über das Zustandekommen der heutigen Situation in der Sozialarbeit auszusagen hat. Er wird an konkreten Hinweisen die Probleme des Sozialarbeiters in dieser Situation entwickeln, wie sie aus seiner eigenen Haltung und der des Klienten in dieser veränderten Wirklichkeit entstehen
(Eyferth, 1958, S. 3)
.
[21] In seinem Vortrag nahm Mollenhauer Überlegungen aus seiner Dissertation auf und spitzte sie mit Blick auf die Aufgaben in der Gegenwart zu. Die Einleitung zu dem Vortrag versammelt eine Mischung aus literarischen und wissenschaftlichen Quellen sowie
Beispiele aus der alltäglichen Lebenspraxis
(KMG 004-a, Abs. 004:11)
, mit denen die Herausbildung einer zunehmend heterogenen und vielfältigen Welt einer nicht mehr zeitgemäßen (Theorie-)Sprache gegenübergestellt wird. Im Abschnitt
I. Das Problem
(KMG 004-a, Abs. 004:15–19) geht Mollenhauer mit explizitem Bezug auf einen Vortrag von Friedrich Trost (Trost, 1954; Trost, 1955) auf den Widerspruch von
dynamische[r] Gesellschaft
und Orientierung
an dem Gewordenen, Traditionellen
(KMG 004-a, Abs. 004:20)
ein. Der folgende Abschnitt
II. Anthropologische Aspekte
(KMG 004-a, Abs. 004:20–22) thematisiert die Rede vom
allgemeingültige[n] Wesen des Menschen
als ideologische Rede
(KMG 004-a, Abs. 004:20–22)
. Damit sei eine
allgemeine Grundlegung der sozialen Arbeit
(KMG 004-a, Abs. 004:27)
nicht mehr leistbar, die Gesellschaft sei zudem
mehrsinnig
(KMG 004-a, Abs. 004:31)
. Dieser Differenzierung entspräche eine Vielheit und Verschiedenheit der
Interessen und Weltanschauungen
(KMG 004-a, Abs. 004:32)
. Der Mensch, der sich in dieser neuen Lage bewege,
spielt Rollen
(KMG 004-a, Abs. 004:35)
.
Distanzierung ist die Voraussetzung zur Beherrschung. Die Ironie ist das Medium unseres Umgangs mit der Welt
(KMG 004-a, Abs. 004:35)
. Für die Sozialarbeit (
III. Konsequenzen
, KMG 004-a, Abs. 004:35–38) bedeute dies den
Verzicht auf eine sittliche Leitidee
(KMG 004-a, Abs. 004:38)
. Vielmehr seien die Klienten dabei zu unterstützen, zu
lernen, Rollen zu spielen, sich den Bereichen anzupassen, d. h. aber ebenso nachdrücklich: sich selbst zu bestimmen
(KMG 004-a, Abs. 004:37)
.
[22] Unter der Überschrift Die Diskussionen der Jahrestagung (s. KMG V11-a und den dortigen Kommentar) wurden in Heft 3/1959 des Rundbriefs der Gilde Soziale Arbeit die an den Einleitungsvortrag von Klaus Mollenhauer anknüpfenden kritischen Bemerkungen Erich Wenigers, eine Erklärung Klaus Mollenhauers, verschiedene Diskussionsbeiträge aus den Plenarveranstaltungen
wie Manuskript oder Tonband sie festgehalten haben
(Eyferth, 1959, S. 2)
, sowie abschließend die Zusammenfassung der Tagung von Ulf Weißenfels dokumentiert.
[23] Eine besondere Bedeutung erhält das Werk Soziale Arbeit heute von 1959 dadurch, dass es der erste veröffentlichte Vortrag Klaus Mollenhauers ist. Seine Publikation im Mai 1959 erfolgte kurz vor der Veröffentlichung der bereits zuvor entstandenen Dissertation (KMG 005-A). Inhaltlich stehen beide Werke in einem engen Zusammenhang. Hat Mollenhauer in der Dissertation in historischer Perspektive den ideologischen, d. h. rückwärtsgewandten Charakter der Sozialpädagogik herausgearbeitet, wendet er sich im Vortrag bei der Gildetagung mit demselben Instrumentarium der Gegenwart zu. Erneut zeigt sich hier die Orientierung an soziologischen Theorieangeboten, wie er sie im Rahmen seines Studiums insbesondere bei Helmuth Plessner kennengelernt hatte. Im Gespräch mit Theodor Schulze 1987 äußert er sich dazu explizit mit dem Hinweis, dass er nach der Lektüre von George Herbert Mead bei Plessner
nicht mehr so über den Pädagogischen Bezug reden [konnte], wie Nohl das tat. Bei Mead und in der Anthropologie Pleßners wurde zumindest über ähnliche Sachverhalte viel differenzierter in einer anderen Terminologie geredet
(
KMG V66-a, Abs. V66:69–74
; s. a. KMG V73-a, Abs. V73:28–43; KMG 147-a, Abs. 147:10–12). Die rollentheoretische Perspektive hat Mollenhauer in der Folge noch öfter genutzt, z. B. 1962 zur Analyse des Lehrerberufs KMG 009-a, s. auch den Werkkommentar dazu) oder 1968 bezüglich der Rolle des Sozialarbeiters (KMG 031-a), aber auch noch in den 1980er Jahren einen Beitrag mit dem Titel Ich, Rolle, Ironie veröffentlicht (KMG 083-a), der zwei der auch im Vortrag von 1959 wichtigen Begriffe – Rolle und Ironie – wieder aufnahm.
[24] Auffällig ist, dass Mollenhauer in seinem Vortrag literarische und künstlerische Exempel (Robert Musil, Gottfried Benn, Franz Kafka, Homer, Martin Opitz, Albrecht Dürer, August Macke oder Lyonel Feininger) nicht nur illustrativ, sondern argumentativ einsetzt. Dem korrespondiert der Hinweis von Eyferth:
moderne Musik erklang mehr denn sonst [und die] heutige abstrakte Malerei wurde zum Thema eines Rundgesprächs, das freilich die von Reise und Arbeit abgespannten Teilnehmer überforderte. Einige moderne Bilder erinnerten die Tage über – als Anstoß oder als Ärgernis – daran, wie fordernd, wie fremd für viele die geistigen Aussagen der Zeit sind. Klaus Mollenhauer begann dann sein Referat mit Worten aus Musil und Benn – überall wurde deutlich, daß nicht nur die Sozialarbeit
zwischen gestern und morgen
steht
(Eyferth, 1959, S. 2)
.
[25] Im zeitgenössischen akademischen Diskurs in der Sozialpädagogik (s. dazu Marburger, 1981, S. 77; Füssenhäuser & Thiersch, 2001, S. 1878; Buchkremer, 2009, S. 222; s. a. Werkkommentar zu KMG 006), in dem die Geisteswissenschaftliche Pädagogik mit ihrem Topos des
pädagogischen Bezugs
(Nohl, 1933/1957, S. 130–140)
zentral war, stellte die soziologisch inspirierte Argumentation und insbesondere das Plädoyer für eine rollentheoretische Sicht eine Herausforderung dar, was auch in vielen Diskussionsbeiträgen deutlich wurde (s. KMG V11-a).

3 Rezeption

[26] In den verschiedenen Diskussionen der Jahrestagung setzte unmittelbar eine erste – kontroverse – Rezeption der Ausführungen Klaus Mollenhauers ein (s. o. sowie KMG V11-a). Darüber hinaus liegt aus der zeitgenössischen Perspektive zwei Berichte von 1959 und 1960 über die Tagung bzw. Mollenhauers Vortrag vor (Andrae, 1959; –ol–, 1960). Der Bericht von Andrae in der Zeitschrift Bücherei und Bildung (
Fachzeitschrift des Vereins Deutscher Volksbibliothekare e. V. und Mitteilungsblatt des Deutschen Büchereiverbandes e. V.
) beschränkte sich auf ein Referat von Mollenhauers Vortrag, das offenbar auf dem einen der beiden Typoskripte (Manu. pub. 50 01) beruhte, denn es finden sich übereinstimmende Schreibfehler (
Horckheimer
, im Typoskript Anmerkung 10; Andrae, 1959, S. 498) und Verweise, die im gedruckten Text im Gilde-Rundbrief nicht zu finden sind. Im zweiten Bericht werden der Vortrag und die Kritik Wenigers daran ausführlich referiert, die anderen Diskussionen kommen nur kurz vor (–ol–, 1960). Die Tagung habe
in der Form einer radikalen Infragestellung von Vorstellungen, Formen, Methoden und auch von Werten, die uns vielfach wohl allzu selbstverständlich noch als gesicherter Besitzstand erscheinen
(–ol–, 1960, S. 17)
, die Frage nach dem Selbstverständnis der Sozialpädagogik gestellt.
[27] Zur Rezeptionsgeschichte gehört in gewisser Weise auch die Jahrestagung der Gilde Soziale Arbeit im Jahr 1960 unter dem Titel
Die Unentschlossenheit vor der Erziehung
(s. dazu KMG 006-a und den entsprechenden Werkkommentar sowie KMG V12-a).
[28] Eine weitere explizite Rezeption von Mollenhauers Referat – darauf weist R. Merten in einer ergänzenden Fußnote in KMG 004-b hin – ist in einem Vortrag von Friedrich Trost über Die Entwicklung des sozialpädagogischen Gedankens in der sozialen Arbeit im Jahr 1962 zu finden (Trost, 1964). Hier geht Trost u. a. auf einschlägige Begriffsbestimmungen von Sozialpädagogik von Gertrud Bäumer und Herman Nohl ein und widmet dann Klaus Mollenhauers Referat von 1959 – im Übrigen der einzige Verweis mit bibliografischen Angaben – einen eigenen Abschnitt, in dem er diesen als
radikalen Angriff […] auf die gesamte bisherige Sozialpädagogik
(Trost 1964, S. 164–165)
bezeichnet. Auch hier wird, wie schon in den Diskussionsbeiträgen 1959, der rollentheoretische Ansatz und die Wertevielfalt kritisiert, denen Trost im weiteren Verlauf aber nicht Nohl, sondern seine Paul Natorp verbundene Perspektive gegenüberstellt.
[29] Eine späte Form der Rezeption stellt die 1998 erfolgte Wiederveröffentlichung des Beitrags in einem Sammelband dar (KMG 004-b), dessen Herausgeber in einem Gedenkartikel zu Mollenhauer im gleichen Jahr auf den Text von 1959, in dem Mollenhauer versucht habe,
die gesamte bisherige Sozialpädagogik in ihrer Grundhaltung in Frage zu stellen
(Merten, 1998, S. 133)
, einging.
[30] Eine ausführliche Bezugnahme auf den Beitrag von 1959 findet sich zudem in der 2015 erschienenen Biografie Klaus Mollenhauers von Alex Aßmann (Aßmann, 2015, S. 109–120). Hier werden der Kontext des Vortrags, die Zusammensetzung der Teilnehmerschaft an der Gildetagung sowie die Bedeutung Wenigers und Plessners für die Entwicklung Mollenhauers detailliert in den Blick genommen (zu Letzterem s. a. Aßmann, 2016, S. 16–17; KMG V66-a; KMG V73-a).

4 Literatur

4.1 Andere hier verwendete Werke von Klaus Mollenhauer

    [31] Mollenhauer, Klaus. Jugend und Beruf (Beitrag 1956; KMG 003-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3wjz3&edition=a.
    [32] Mollenhauer, Klaus. Die Ursprünge der Sozialpädagogik in der industriellen Gesellschaft. Eine Untersuchung zur Struktur sozialpädagogischen Denkens und Handelns (Monografie 1959; KMG 005-A). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqvc&edition=A.
    [33] Mollenhauer, Klaus. Glossen, am Rande der Tagung notiert (Beitrag 1960; KMG 006-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqv0&edition=a.
    [34] Mollenhauer, Klaus. Die Rollenproblematik des Lehrerberufs und die Bildung (Beitrag 1962; KMG 009-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqtv&edition=a.
    [35] Mollenhauer, Klaus. Sozialarbeit im Spannungsfeld sozialer Konflikte – Aspekte eines zukünftigen Selbstverständnisses (Beitrag 1968; KMG 031-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqrf&edition=a.
    [36] Mollenhauer, Klaus. Ich, Rolle, Ironie. Eine bildungstheoretische Skizze zum darstellenden Spiel (Beitrag 1984; KMG 083-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqjw&edition=a.
    [37] Mollenhauer, Klaus. Erziehungswissenschaft und Sozialpädagogik/Sozialarbeit. oder
    Das Pädagogische
    in der Sozialarbeit/Sozialpädagogik (Beitrag 1998; KMG 099-b). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqh7&edition=b.
    [38] Mollenhauer, Klaus. Ego-Histoire: Sozialpädagogik 1948–1970 (Beitrag 1998; KMG 147-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqbb&edition=a.
    [39] Eyferth, Hanns.
    Die Diskussionen der Jahrestagung
    (Gespräch 1959; KMG V11-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqvh&edition=a.
    [40] Mollenhauer, Klaus. Die Hauptdiskussion (Gespräch 1960; KMG V12-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqv2&edition=a.
    [41] Klaus Mollenhauer im Gespräch mit Theodor Schulze (Gespräch 1987; KMG V66-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqhq&edition=a.
    [42] Mollenhauer, Klaus & Winkel, Rainer. Pädagogik – gestern, heute und morgen. Klaus Mollenhauer im Gespräch mit Rainer Winkel – Teil 1 (Gespräch 1990; KMG V73-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqfq&edition=a.

4.2 Weitere Literatur

    [43] 50 Jahre Gilde Soziale Arbeit 1925 – 1975 (1975). Rundbrief der Gilde Soziale Arbeit, 30 (Sonderheft 2/75).
    [44] Andrae, Friedrich (1959). Zwischen gestern und morgen. Zur Praxis und Theorie der sozialen Arbeit. Bücherei und Bildung, 11(11), 498–500.
    [45] Aßmann, Alex (2015). Klaus Mollenhauer. Vordenker der 68er – Begründer der emanzipatorischen Pädagogik. Eine Biografie. Paderborn: Schöningh.
    [46] Aßmann, Alex (2016). Frankfurter Heterotopien. Über Achtundsechzig, die Heimkampagne und die Vorgeschichte der RAF. Ein Essay. In Bernd Birgmeier & Eric Mührel (Hrsg.), Die
    68er
    und die Soziale Arbeit. Eine (Wieder-)Begegnung
    (S. 7–30). Wiesbaden: Springer.
    [47] Eyferth, Hanns (1959). Sozialarbeit zwischen gestern und morgen. (Jahrestagung der Gilde 1959). Rundbrief der Gilde Soziale Arbeit, 13(2), S. 1–2.
    [48] Eyferth, Hedwig (1958). Herbsttreffen in Dassel. Rundbrief der Gilde Soziale Arbeit, 12(4), S. 1–4.
    [49] Merten, Roland (1998). Klaus Mollenhauer (31.10.1928 – 18.03.1998) – Ein Nachruf. Der pädagogische Blick, 6(3), 132–135.
    [50] Nohl, Herman (1933). Die Theorie der Bildung. In Herman Nohl (1957), Die pädagogische Bewegung in Deutschland und ihre Theorie (4. Auflage, S. 103–220). Frankfurt: Klostermann.
    [51] –ol– (1960). Sozialarbeit zwischen gestern und morgen. (Gilde Soziale Arbeit 1959). Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, 39(1), 17–18.
    [52] Thorun, Walter (2000). Reformprojekt Soziale Arbeit. 75 Jahre Gilde Soziale Arbeit. Münster: Votum.
    [53] Trost[, Friedrich] (1954). Der sozialpädagogische Auftrag an den Sozialarbeiter. Rundbrief der Gilde Soziale Arbeit, 8(3/4), 2–3.
    [54] Trost, Friedrich (1955). Der sozialpädagogische Auftrag an die Sozialarbeiter. In Friedrich Trost, Erziehung im Wandel. 12 Vorträge und Abhandlungen zur Pädagogik der Gegenwart (S. 125–138). Darmstadt: Gebr. Ott.
    [55] Trost, Friedrich (1964). Die Entwicklung des sozialpädagogischen Gedankens in der sozialen Arbeit. In Friedrich Trost, Der Erziehungsauftrag, 12 Beiträge (S. 161–179). Weinheim: Beltz.
[56] [Klaus-Peter Horn]