Glossen, am Rande der Tagung notiert [Werkkommentar]

1 Werk: Formale Beschreibung

1.1 Leittext

[1] Mollenhauer, Klaus (006-a). Glossen am Rande der Tagung notiert (Zeitschriftenartikel 1960). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition (2024). Hrsg. von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqv0&edition=a.
[2] Basierend auf:
  • [3] Mollenhauer, Klaus (1960). Glossen am Rande der Tagung notiert. Rundbrief der Gilde Soziale Arbeit, 14(4/5), 3–9.
[4] Die Glossen umfassen etwa 6,5 Druckseiten und erschienen im November 1960.

1.2 Weitere Fassungen

[5] Weitere Fassungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.3 Übersetzungen

[6] Übersetzungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.4 Unveröffentlichte Quellen

[7] Diesem Werk konnten keine unveröffentlichten Quellen zugeordnet werden.

2. Inhalt und Kontexte

[8] Vom 25. bis 29. Mai 1960 fand in Dassel die Jahrestagung 1960 der Gilde Soziale Arbeit unter dem Titel
Die Unentschlossenheit vor der Erziehung
statt. Als Nachlese zu dieser Tagung fasste Klaus Mollenhauer seine Notizen und Eindrücke als Glossen zusammen, die gemeinsam mit der Dokumentation der Hauptdiskussion (s. KMG V12-a) und der Zusammenfassung (Wilhelm Mollenhauer, 1960) veröffentlicht wurden (ebenfalls noch 1960 legte Mollenhauer einen Bericht zu der Tagung vor, der in den Grundzügen mit den Glossen übereinstimmt, s. KMG 007-a).
[9] Mollenhauer nimmt in den Glossen die in den Vorträgen und Diskussionen angesprochenen Fragen auf und entwickelt daraus neue Problemstellungen: 1. sei es
durch standortgebundene Spracheigenheiten
(KMG 006-a, Abs. 006:3)
der Praktiker und Theoretiker, der Jüngeren und der Älteren, der Pädagogen und der Psychologen zu Verständigungsschwierigkeiten gekommen; 2. sei angesichts der Debatte um Werteenthaltsamkeit der Topos der
kulturellen Selbstverständlichkeiten
(KMG 006-a, Abs. 006:11)
aufgekommen, hinsichtlich dessen aber zu klären sei, was alles dazu zähle, ob also z. B.
Werte wie Fleiß, Keuschheit, Pünktlichkeit, Ordnungsliebe, Sparsamkeit
(KMG 006-a,Abs. 006:15)
dazu gehörten und wie weit der
Raum der variablen Werte
(KMG 006-a,Abs. 006:15
sein müsse; 3. stelle sich die Frage nach der Erziehung in einer demokratischen, offenen Gesellschaft, die sich nicht auf Nachahmung und Anpassung beschränken könne,
denn es ist ja nichts verbindend Verbindliches da, dem ich mich anzupassen hätte
(KMG 006-a,Abs. 006:18)
. Vielmehr müssten Fähigkeiten ausgebildet werden, die den Umgang mit der Wertevielfalt erlauben würden, wozu auch gehöre, dass
der Klient, der Heranwachsende usw. fähig werden soll, eigene Wertentscheidungen zu treffen
(KMG 006-a,Abs. 006:19)
.
[10] Inhaltlich stand die Gilde-Tagung 1960 nach Bekunden der Organisatoren in engem Zusammenhang mit der Gildetagung 1959 – sie wurde von Gertrud Herrmann und von Hanns Eyferth als Fortführung der
noch immer uns beschäftigenden Tagung
des Vorjahres verstanden (
Herrmann, 1960, S. 1 ; Hanns Eyferth, 1960, S. 2
). Dies zeigt sich auch an den Beiträgen von Klaus Mollenhauer in diesem Zusammenhang. Zugleich verweisen diese Beiträge voraus auf spätere Texte, in denen die Fragen der Verantwortung, von Anpassung und Widerstand sowie der Wertungsabstinenz erneut auftauchten, u. a. auf den Aufsatz Anpassung, der 1961 erscheinen sollte (KMG 008-a).
[11] Die zeitgenössische Debatte in der Sozialpädagogik bewegte sich im Spannungsfeld zwischen der Tradition der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik und einer theoretischen Modernisierung bzw. zwischen der älteren und der jüngeren Generation innerhalb der Diskursteilnehmerschaft. Die Diskussionen der Gildetagungen jener Jahre stellen dafür anschauliche Belege dar, kam es hier doch immer wieder zur Konfrontation der Argumente der Älteren mit Bezug auf die Traditionen der sozialpädagogischen Theorie mit denen der Jüngeren, die bis zu wechselseitiger Verständnislosigkeit führten, nahmen letztere doch die Begriffs- und Theorieangebote der Zeit auf und sprachen nicht mehr vom
Zögling
, sondern von
Klienten
(Klaus Eyferth, 1960, S. 13–14)
sowie von
Reparatur, Verhaltenspanne, Diagnose, Therapie etc.
(KMG 006-a,Abs. 006:5)
. Vor allem aber wandten sie sich gegen die hergebrachte Vorstellung, dass die pädagogische Arbeit es ausschließlich mit festen, übergeordneten Werten und Zielen zu tun habe, die es zu vermitteln gelte. In methodischer Hinsicht wurde das Spannungsfeld von Pädagogischem Bezug einerseits und rationalisiertem, methodisiertem pädagogischen Handeln ausgelotet, mit einer eindeutigen Tendenz hin zu Letzterem (zur Methodenentwicklung in der Sozialarbeit s. Müller, 2006).

3 Rezeption

[12] –––

4 Literatur

4.1 Andere Werke von Mollenhauer

    [13] KMG V12-a
    [14] KMG 007-a
    [15] KMG 008-a

4.2 Weitere Literatur

    [16] Eyferth, Hanns (1960). Vorbemerkung. Rundbrief der Gilde Soziale Arbeit, 14(4/5), 1–2.
    [17] Eyferth, Klaus (1960). Die Fragwürdigkeit sozialpädagogischer Aktivität. Rundbrief der Gilde Soziale Arbeit, 14(2/3), 10–22.
    [18] Herrmann, Gertrud (1960). Die Unentschlossenheit vor der Erziehung. Zur Gildentagung vom 25./29. Mai 1960 in Dassel. Rundbrief der Gilde Soziale Arbeit, 14(1), 1–3.
    [19] Mollenhauer, Wilhelm (1960). Zusammenfassung der Tagung. Rundbrief der Gilde Soziale Arbeit, 14(4/5), 27–31.
    [20] Müller, C. Wolfgang (2006). Wie Helfen zum Beruf wurde. Eine Methodengeschichte der Sozialen Arbeit (4., erweiterte und aktualisierte Auflage = Neuausgabe). Weinheim: Juventa.
[21] [Klaus-Peter Horn]