Die Bildungs- und Erziehungsarbeit der Jugendverbände im Blickfeld der Erziehungswissenschaft [Werkkommentar]

1 Werk: Formale Beschreibung

1.1 Leittext

[1] Mollenhauer, Klaus. Die Bildungs- und Erziehungsarbeit der Jugendverbände im Blickfeld der Erziehungswissenschaft (Beitrag 1964; KMG 010-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqtn&edition=a.
[2] Basierend auf:
  • [3] Mollenhauer, Klaus (1964). Die Bildungs- und Erziehungsarbeit der Jugendverbände im Blickfeld der Erziehungswissenschaft. Dem Andenken Erich Wenigers. deutsche jugend, 12(8), 349–362.
[4] Der Beitrag über die Bildungs- und Erziehungsarbeit der Jugendverbände basiert auf einem Vortrag Mollenhauers bei der 29. Vollversammlung des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR) am 26. April 1964 in Karlsruhe. Er umfasst ca. 14 Druckseiten.

1.2 Weitere Fassungen

[5] Mollenhauer, Klaus. Die Bildungs- und Erziehungsarbeit der Jugendverbände im Blickfeld der Erziehungswissenschaft (Beitrag 1983; KMG 010-b). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqtn&edition=b.
[6] Basierend auf:
  • [7] Mollenhauer, Klaus (1983). Die Bildungs- und Erziehungsarbeit der Jugendverbände im Blickfeld der Erziehungswissenschaft. In Martin Faltermaier (Hrsg.), Nachdenken über Jugendarbeit. Zwischen den fünfziger und achtziger Jahren. Eine kommentierte Dokumentation mit Beiträgen aus der Zeitschrift
    deutsche jugend
    (S. 180–192). München: Juventa.
[8] Der Beitrag von 1964 wurde 1983 in einem Sammelband zum Diskurs über Jugendarbeit von den 1950er bis in die 1980er Jahre hinein wieder abgedruckt und umfasst dort ca. 13 Druckseiten. Diese Fassung unterscheidet sich von der Ursprungsfassung nur durch den Wegfall der Widmung an Erich Weniger.

1.3 Übersetzungen

[9] Übersetzungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.4 Unveröffentlichte Quellen

[10] SUB Göttingen, Cod. Ms. K. Mollenhauer
  • [11] Manu. nicht-pub. 60 10: Die Bildungs- und Erziehungsarbeit der Jugendverbände im Blickfeld der Erziehungswissenschaft, 4.5.1964 (Das 19 Seiten umfassende Typoskript von Mollenhauers Vortrag stammt laut einem handschriftlichen Eintrag auf der ersten Seite vom 4.5.1964, ist also nach dem Vortragsdatum entstanden; es ist mit wenigen handschriftlichen Korrekturen versehen und stimmt bis auf wenige Passagen mit dem publizierten Aufsatz überein. Insbesondere ist der einleitende Absatz aus dem Typoskript entfallen, in dem Mollenhauer daran erinnert hat, dass 34 Jahre zuvor sein
    akademischer Lehrer
    (S. 1) Erich Weniger vor dem Reichsausschuß der deutschen Jugendverbände gesprochen habe,
    dessen Versuch, in ein erziehungswissenschaftliches Gespräch mit den Jugendverbänden zu kommen
    , er fortsetzen wolle,
    auch wenn ich nicht versuche, an ihn anzuknüpfen, auch wenn ich vermutlich anderes sagen werde, als er an meiner Stelle heute gesagt hätte.
    (S. 1) In der Druckfassung trat an die Stelle dieser Vorbemerkung die Widmung an Weniger. Der zweite Absatz im Typoskript wurde dadurch – mit kleineren Veränderungen – zum ersten Absatz in der Druckfassung. Der vorletzte Absatz in der Druckfassung wiederum ist im Typoskript nicht enthalten.)

2 Inhalt und Kontexte

[12] Einleitend stellt Mollenhauer fest, dass die Erziehungswissenschaft sich bisher kaum den Jugendverbänden zugewandt habe, letztere aber auch den wenigen Versuchen einer Annäherung kritisch gegenübergestanden hätten. Vor diesem Hintergrund wendet er sich in den folgenden sechs Abschnitten der Erörterung von Grundproblemen und Grundbegriffen einer pädagogischen Theorie der Jugendverbandsarbeit zu. Unter einem weiteren Verständnis von Erziehung stelle die Jugendarbeit ein viertes Erziehungsfeld neben Familie, Schule und Beruf dar, das sich zwischen den Polen einer ungebundenen, informellen und freien Tätigkeit und Gesellung einerseits und einer durch starke Kontrolle der Gesellschaft geprägten institutionellen Struktur andererseits bewege. Ihr
Bildungssinn
(KMG 010-a, Abs. 010:15)
sei insgesamt
auf die gesellschaftliche Praxis eines mündigen Menschen in einer aufgeklärten demokratischen Gesellschaft hin
(KMG 010-a, Abs. 010:16)
orientiert und könne sich in der Mitte zwischen den Polen als freie Jugendbildung am besten entfalten. Leitende Begriffe einer Theorie der Jugendarbeit seien Kommunikation, Information, Aufklärung und Stil, Geselligkeit und Freiwilligkeit sowie Bedürfnis- und Interessenorientierung; zu berücksichtigen sei zudem die didaktische Seite.
[13] Ein weiteres Thema ist die sog.
geistige Mitte
(KMG 010-a, Abs. 010:38)
, d. h. die verbandsimmanente Weltdeutung und Wertorientierung, die zu Ideologie würden, wenn sie objektive Geltung auch jenseits des partikularen Verbandes behaupten würden. Die Jugendverbände sollten jenseits ihrer jeweiligen religiösen, politischen oder sonstigen Werthaltungen Angebote für alle entwickeln, gehe es doch nicht um Integration der heranwachsenden Generation in einen partikularen Wertekosmos, sondern darum, sie zu befähigen,
in den Prozeß gesellschaftlicher Veränderung[en]
(KMG 010-a, Abs. 010:44)
eingreifen zu können. Mit dem Hinweis auf die Thesen von St. Martin nimmt Mollenhauer in diesem Zusammenhang Bezug auf die Debatten innerhalb des Deutschen Bundesjungendrings (DBJR), der im Rahmen eines Grundsatzgesprächs im Juni 1962 erklärt hatte, dass die Aufgaben der Jugendverbände
im außerschulischen Bildungs- und Erziehungsbereich
(Deutscher Bundesjugendring, 2003, S. 253–255)
lägen (zur Jugendverbandsarbeit in den 1960er Jahren und zur Erklärung von St. Martin s. Giesecke, 1971, S. 71–89; Giesecke, 1980, S. 23–42; Münchmeier, 1991, S. 90–91; Thole, Pothmann & Lindner, 2022, S. 66–68).
[14] Mollenhauers Vortrag steht in einem engen Zusammenhang mit seinen anderen 1964 und 1965 erschienenen Schriften zur Jugendarbeit und Sozialpädagogik (KMG 011-A; KMG 017-a; KMG 021-a; KMG 019-a), wofür die Stichwörter Bedürfnis und Interesse, Freiwilligkeit, Geselligkeit, menschenwürdiges Heranwachsen, Emanzipation stehen, die in diesen Schriften wiederholt auftauchen. Dadurch ist dieser Beitrag auch im Diskurs der Zeit verortet, der sich um die Begründung der Sozialpädagogik, die Unterscheidung von Sozialpädagogik und Sozialarbeit sowie um die Entwicklung einer Theorie der Jugendarbeit drehte (s. dazu Faltermaier, 1983).

3 Rezeption

[15] Martin Faltermaier berichtete über die 29. Vollversammlung des Deutschen Bundesjugendrings und hob den Vortrag Mollenhauers dabei besonders hervor: Während der andere Referent, Franz Pöggeler, die Bedeutung der Jugendverbände betont habe (Pöggeler, 1964), habe Mollenhauer sich kritisch zu den Jugendverbänden geäußert. Seine
pädagogische[n] Floretthiebe wurden zwar teilweise mit etwas stumpfem Säbel pariert, aber immerhin, es gab eine Auseinandersetzung
(Faltermaier, 1964, S. 202
; s. a. Pöggeler 1983 und Faltermaier, 1983, S. 131–132).

4 Literatur

4.1 Andere hier verwendete Werke von Klaus Mollenhauer

    [16] Mollenhauer, Klaus. Einführung in die Sozialpädagogik. Probleme und Begriffe (Monografie 1964; KMG 011-A). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqtk&edition=A.
    [17] Mollenhauer, Klaus. Versuch 3 (Beitrag 1964-1986; KMG 017-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3w4vq&edition=a.
    [18] Mollenhauer, Klaus. Das pädagogische Phänomen
    Beratung
    (Beitrag 1965; KMG 021-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqsp&edition=a.
    [19] Mollenhauer, Klaus. Theorie und Empirie im Nachdenken über Jugendarbeit (Beitrag 1965; KMG 019-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqsj&edition=a.

4.2 Weitere Literatur

    [20] Deutscher Bundesjugendring (Hrsg.) (2003). Gesellschaftliches Engagement und politische Interessenvertretung – Jugendverbände in der Verantwortung. 50 Jahre Deutscher Bundesjugendring. Berlin: Deutscher Bundesjugendring.
    [21] F., M. (d. i. Faltermaier, Martin) (1964). Die Jugendverbände und die Erziehungswissenschaft. 29. Vollversammlung des Deutschen Bundesjugendringes. deutsche jugend, 12(5), 201–202.
    [22] Faltermaier, Martin (1983). 2. Abschnitt. Das kritische Gegenüber: Versuche zu einer Theorie der Jugendarbeit. In Martin Faltermaier (Hrsg.), Nachdenken über Jugendarbeit. Zwischen den fünfziger und achtziger Jahren. Eine kommentierte Dokumentation mit Beiträgen aus der Zeitschrift
    deutsche jugend
    (S. 128–134). München: Juventa.
    [23] Giesecke, Hermann (1971). Die Jugendarbeit. München: Juventa.
    [24] Giesecke, Hermann (1980). Die Jugendarbeit (5., völlig neu bearbeitete Auflage). München: Juventa.
    [25] Münchmeier, Richard (1991). Die Vergesellschaftung der Jugendverbände. Von den fünfziger Jahren bis zur Politisierung. In Lothar Böhnisch, Hans Gängler & Thomas Rauschenbach (Hrsg.), Handbuch Jugendverbände. Eine Ortsbestimmung der Jugendverbandsarbeit in Analysen und Selbstdarstellungen (S. 86–92). Weinheim: Juventa.
    [26] Pöggeler, Franz (1964). Die Bildungs- und Erziehungsarbeit der Jugendverbände im Blickfeld der Erziehungswissenschaft. deutsche jugend, 12(6), 266–278.
    [27] Pöggeler, Franz (1983). Die Bildungs- und Erziehungsarbeit der Jugendverbände im Blickfeld der Erziehungswissenschaft. In Martin Faltermaier (Hrsg.), Nachdenken über Jugendarbeit. Zwischen den fünfziger und achtziger Jahren. Eine kommentierte Dokumentation mit Beiträgen aus der Zeitschrift
    deutsche jugend
    (S. 168–179). München: Juventa.
    [28] Thole, Werner, Pothmann, Jens & Lindner, Werner (2022). Die Kinder- und Jugendarbeit. Einführung in ein Arbeitsfeld der sozialpädagogischen Bildung (2., grundlegend überarbeitete Auflage). Weinheim: Beltz.
[29] [Klaus-Peter Horn]