Diskussionsbeitrag zur Frage pädagogischer „Handlungsforschung“ [Werkkommentar]

1 Werk: Formale Beschreibung

1.1 Leittext

[1] Mollenhauer, Klaus. Diskussionsbeitrag zur Frage pädagogischer ‚Handlungsforschung‘ (Beitrag 1972; KMG 045-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqqg&edition=a.
[2] Basierend auf:
  • [3] Mollenhauer, Klaus (1972). Diskussionsbeitrag zur Frage pädagogischer
    Handlungsforschung
    . Beiträge zur Bildungstechnologie, 1(3), 12–17.
[4] Bei dem knapp 4,5 Druckseiten umfassenden Text handelt es sich um die auszugsweise Veröffentlichung eines Briefes zu verschiedenen Texten von Mitgliedern der beiden Arbeitsgruppen Curriculumforschung und Sozialwissenschaften des Bildungstechnologischen Zentrums Wiesbaden (BTZ). Das BTZ, 1970 gegründet, befasste sich mit Fragen des Technik- und Medieneinsatzes im Unterricht und war Herausgeber der Zeitschrift Beiträge zur Bildungstechnologie (zum BTZ und zum Projektrahmen s. Schulte, 1977, S. 228–233; zum Kontext Bildungstechnologie s. Ortner, 1993).

1.2 Weitere Fassungen

[5] Weitere Fassungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.3 Übersetzungen

[6] Übersetzungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.4 Unveröffentlichte Quellen

[7] Diesem Werk konnten keine unveröffentlichten Quellen zugeordnet werden.

2 Inhalt und Kontexte

[8] Im Zuge seiner Berufung an die Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main hatte Mollenhauer ab September 1970 die wissenschaftliche Betreuung einer Arbeitsgruppe im BTZ (Aßmann, 2015, S. 204) übernommen. Die beiden BTZ-Arbeitsgruppen Curriculumforschung und Sozialwissenschaften entwickelten 1972 ein gemeinsames Projekt zur Untersuchung und Entwicklung einer lehrbezogenen Strategie für Curriculuminnovation und emanzipatorischen Medieneinsatz (Untersuchung und Entwicklung, 1972), das in mehreren Beiträgen in Heft 3/1972 der Zeitschrift Beiträge zur Bildungstechnologie vorgestellt wurde. Den Forschungsansatz, der dem Projekt zugrunde lag, bezeichnet Thomas Heinze als
handlungsorientierte Forschung
, um einen begrifflichen Vorschlag für die Assimilation des Begriffs
Action Research
von Mollenhauer aufzugreifen
(Heinze, 1972, S. 4)
.
[9] Mollenhauer geht in seinem Beitrag nicht auf das inhaltliche Programm des Projekts, sondern ausschließlich auf den forschungsmethodischen Ansatz ein. Er kritisiert, dass die empirische Sozialforschung unnötigerweise als Feindbild aufgebaut würde, und plädiert stattdessen für
Methodenvielfalt
(KMG 045-a, Abs. 045:2)
und für eine Konzentration auf die
präzise Angabe des Generalisierungsradius
(KMG 045-a, Abs. 045:4)
der Aussagen der Handlungsforschung. Für das Projekt der BTZ-Arbeitsgruppen empfiehlt er darum eine
auf den konkreten Forschungsgegenstand und die […] relevanten Methodenfragen
(KMG 045-a, Abs. 045:7)
bezogene Argumentation, die in den Texten der Arbeitsgruppe schon enthalten sei, aber
besser herausgearbeitet
(KMG 045-a, Abs. 045:9)
werden müsse. Dafür benennt er fünf Punkte – die Hintergrundannahmen, die Notwendigkeit eines reflexiven Herangehens, den Feldzugang, die reziproke Beteiligung der Forscher*innen und der
im Untersuchungsfeld Handelnden
(KMG 045-a, Abs. 045:13)
sowie den diskursiven Charakter des Austauschs zwischen ihnen –, deren Berücksichtigung den Forschungsprozess als Aufklärung beschreibbar machen würden.
[10] Die Ausdrücke action research oder Handlungsforschung tauchen in Mollenhauers Werk explizit erstmals 1972 auf (KMG 047-A1, Abs. 047:338; KMG 046-a, Abs. 046:9–20); implizit kann das Plädoyer für den Forschungsansatz
beteiligte Beobachtung
, bei dem
empirisch ermittelte Daten beständig mit dem Kommunikationszusammenhang verknüpft [werden], in dem sie für die Subjekte dieses Zusammenhangs ihre Bedeutung haben
(KMG 028-A, Abs. 028:36)
, als Vorläufer dafür gelten. In der Folgezeit hat er sich gemeinsam mit Christian Rittelmeyer kritisch mit Grundannahmen der Handlungsforschung befasst (s. KMG 051-a; KMG 057-A, Abs. 057:66–70; s. dazu auch Parmentier & Gruschka, 1998, S. 17–19).

3 Rezeption

[11] –––

4 Literatur

4.1 Andere hier verwendete Werke von Klaus Mollenhauer

    [12] Mollenhauer, Klaus. Erziehung und Emanzipation. Polemische Skizzen (Monografie 1968-1971; KMG 028-A). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqrv&edition=A.
    [13] Mollenhauer, Klaus. Prioritäten der Erziehungs- und Bildungsforschung (Beitrag 1972; KMG 046-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqqd&edition=a.
    [14] Mollenhauer, Klaus. Theorien zum Erziehungsprozeß. Zur Einführung in erziehungswissenschaftliche Fragestellungen (Monografie 1972; KMG 047-A1). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqq8&edition=A1.
    [15] Mollenhauer, Klaus & Rittelmeyer, Christian.
    Empirisch-analytische Wissenschaft
    versus
    Pädagogische Handlungsforschung
    : eine irreführende Alternative. Zu den Beiträgen von Haeberlin und Blankertz/Gruschka in diesem Heft (Beitrag 1975; KMG 051-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqpp&edition=a.
    [16] Mollenhauer, Klaus & Rittelmeyer, Christian. Methoden der Erziehungswissenschaft (Monografie 1977; KMG 057-A). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqnx&edition=A.

4.2 Weitere Literatur

    [17] Aßmann, Alex (2015). Klaus Mollenhauer. Vordenker der 68er – Begründer der emanzipatorischen Pädagogik. Eine Biografie. Paderborn: Schöningh.
    [18] Heinze, Thomas (1972). Methodologische und pragmatische Aspekte einer basisorientierten, schulfeldbezogenen Untersuchungs- und Entwicklungsarbeit. Beiträge zur Bildungstechnologie, 1(3), 4–11.
    [19] Ortner, Gerhard E. (1985). Bildungstechnologie. In Gunter Otto & Wolfgang Schulz (Hrsg.), Methoden und Medien der Erziehung und des Unterrichts (S. 392–399). Stuttgart: Klett-Cotta.
    [20] Parmentier, Michael & Gruschka, Andreas (1998). Der Pädagoge als Intellektueller. Erinnerungen an Klaus Mollenhauer. Pädagogische Korrespondenz, (23), 5–24.
    [21] Schulte, Herbert (1977). Curriculumentwicklung zwischen
    Diskurs
    und
    System
    . Probleme der Legitimation, der Konzeptualisierung und des Theorie-Praxis-Bezuges im Zusammenhang schulnaher und handlungsorientierter Curriculumentwicklung – am Beispiel des Werdegangs eines Unterrichtsmodells zur Medienerziehung
    . Stuttgart: Klett-Cotta.
    [22] Untersuchung und Entwicklung einer lehrbezogenen Strategie für Curriculuminnovation und emanzipatorischen Medieneinsatz. (1972). Beiträge zur Bildungstechnologie, 1(3), 2–3.
[23] [Klaus-Peter Horn]