Theorien zum Erziehungsprozeß [Werkkommentar]

1 Werk: Formale Beschreibung

1.1 Leittext

[1] Mollenhauer, Klaus. Theorien zum Erziehungsprozeß. Zur Einführung in erziehungswissenschaftliche Fragestellungen (Monografie 1972; KMG 047-A1). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqq8&edition=A1.
[2] Basierend auf:
  • [3] Mollenhauer, Klaus (1972). Theorien zum Erziehungsprozeß. Zur Einführung in erziehungswissenschaftliche Fragestellungen. München: Juventa.
[4] Der Band mit einem Umfang von 200 Druckseiten beinhaltet ein Vorwort, einen Einleitungsteil und drei Kapitel sowie ein zweigeteiltes Literaturverzeichnis (Literaturempfehlungen zu den drei Hauptkapiteln und ein alphabetisches Verzeichnis der verwendeten Literatur) und abschließend ein Sachregister. Es handelt sich zugleich um Band 1 der von Mollenhauer herausgegebenen Reihe Grundfragen der Erziehungswissenschaft (s. Liste der von Mollenhauer (mit-)herausgegebenen Buchreihen).

1.2 Weitere Fassungen

[5] Mollenhauer, Klaus. Theorien zum Erziehungsprozeß. Zur Einführung in erziehungswissenschaftliche Fragestellungen (Monografie 1974; KMG 047-A2). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqq8&edition=A2.
[6] Basierend auf:
  • [7] Mollenhauer, Klaus (1974). Theorien zum Erziehungsprozeß. Zur Einführung in erziehungswissenschaftliche Fragestellungen (2. Auflage). München: Juventa.
[8] Die zweite Auflage des Bandes unterscheidet sich von der ersten durch einige wenige Textkorrekturen.
[9] Mollenhauer, Klaus. Theorien zum Erziehungsprozeß. Zur Einführung in erziehungswissenschaftliche Fragestellungen (Monografie 1976, 1982; KMG 047-A3). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqq8&edition=A3.
[10] Basierend auf:
  • [11] Mollenhauer, Klaus (1976). Theorien zum Erziehungsprozeß. Zur Einführung in erziehungswissenschaftliche Fragestellungen (3. Auflage). München: Juventa.
  • [12] Mollenhauer, Klaus (1982). Theorien zum Erziehungsprozeß. Zur Einführung in erziehungswissenschaftliche Fragestellungen (4. Auflage). München: Juventa.
[13] In der dritten Auflage wurden weitere kleine Textkorrekturen vorgenommen und das alphabetische Literaturverzeichnis um zuvor fehlende Einträge ergänzt bzw. einzelne Einträge korrigiert. Der Abschnitt mit den Literaturempfehlungen wurde in kleinerer Schriftgröße und enger gesetzt, so dass sich im Literaturverzeichnis die Seitenumbrüche verschoben haben, der Gesamtumfang von 200 Druckseiten aber erhalten blieb. Die vierte Auflage ist mit der dritten identisch.
[14] Einzelne Abschnitte aus den Theorien zum Erziehungsprozeß wurden in anderen Werken gekürzt und mit Änderungen nachgedruckt (s. die jeweiligen Werke):
  • [15] Erziehung als Interaktion. (Auszug): gekürzter und vom Herausgeber bearbeiteter Nachdruck des Unterkapitels Interaktion aus dem 2. Kapitel Erziehung als Interaktion 1978 (KMG A05-a)
  • [16] Pädagogik und Politik: gekürzter Nachdruck des Einleitungskapitels 1992 (KMG A11-a)
[17] Weitere erheblich gekürzte Nachdrucke von Auszügen aus dem Buch erfolgten zudem in diversen Schulbüchern für das Unterrichtsfach Pädagogik, die wir hier nicht gesondert aufführen, da es sich dabei um Bücher handelt, die nicht für wissenschaftliche Zwecke erstellt wurden, und der Autor kein Recht auf Eingriff in oder Widerspruch gegen die getroffene Textauswahl besaß (s. dazu unter 1.4 die Korrespondenz mit der Verwertungsgesellschaft Wort).

1.3 Übersetzungen

[18] Das Buch wurde bereits zwei Jahre nach dem Ersterscheinen in einer niederländischen Übersetzung publiziert.
  • [19] Mollenhauer, Klaus. (1974). Het kind en zijn kansen. Over de plaats van individu en maatschappij in het opvoedingsproces. Meppel: Boom.

1.4 Unveröffentlichte Quellen

[20] SUB Göttingen, Cod. Ms. K. Mollenhauer
  • [21] Korr. All. Scheuer 01 (Anfrage von Hans Scheuerl am 31.7.1991 zu einem Abdruck eines Auszugs aus den Theorien zum Erziehungsprozeß in einem Sammelband (s. o., 1.2). Mollenhauer erteilt am 14.8.1991 seine Zustimmung dazu und dankt am 12.5.1992 für die Übersendung des Bandes, den er so gelungen findet, dass er ihn im darauffolgenden Wintersemester zur Grundlage eines Seminars machen wolle.)
  • [22] Korr. Ver. Verwertungsgesellschaft Wort 1 und 2 (Verschiedene Schreiben des Verlags Ferdinand Schöningh sowie der VG Wort vom Februar 1985, September 1986 und Mai 1987 zu Abdrucken von Auszügen aus den Theorien zum Erziehungsprozeß in einem Schulbuch.)
  • [23] Manu. pub. 70 01: K. Mollenhauer. Theorien zum Erziehungsprozeß (Es handelt sich um ein Typoskript, teilweise im Durchschlag, im Umfang von 42 Blättern, mit handschriftlichen Anmerkungen und Korrekturen. Das erste Blatt enthält ein Inhaltsverzeichnis, das dem des publizierten Bandes in einigen Aspekten entspricht, sich in anderen Aspekten aber davon unterscheidet (s. u. 2). Auf dem ersten Blatt ist mit einem roten Stempel das Datum 2. Juni 1972 angebracht, ergänzt um den handschriftlichen Hinweis
    per Eilboten von
    mit einem Pfeil auf den Namen Mollenhauer. Die folgenden Blätter sind handschriftlich durchnummeriert, wobei die Seiten 21–25 fehlen. Einer durchgestrichenen Passage auf S. 26 ist zu entnehmen, dass der Text die Grundlage einer Vorlesung bildete. In den Semestern 1968 und 1968/69 bot Mollenhauer eine einschlägige zweiteilige Vorlesung an (s. u. Uni-Lehre 60 06 und Uni-Lehre 60 07); außerdem 1970/71, 1971 und 1971/72 mehrere Seminare zum Themenfeld Kommunikationstheorie bzw. Sprache und Erziehung.
    Das Typoskript weist folgende Hauptkapitel aus: Einleitung (mit den zwei Teilkapiteln 1. Pädagogik und Politik sowie 2. Praktische und theoretische Hypothesen), 1. Erziehung als kommunikatives Handeln, 2. Erziehung und Sprache, 3. Sozialisation, 4. Die Konstitutionsbedingungen des pädagogischen Feldes. Die im Typoskript getrennten Teile der Einleitung wurden in der Druckfassung unter einer Überschrift zusammengefasst; das 1. Kapitel ist in beiden Inhaltsverzeichnissen mitsamt der Unterkapitel identisch; das 4. Kapitel in der Typoskriptfassung ist letztlich weggefallen bzw. in Teilen in das 3. Kapitel der Druckfassung einsortiert worden; die Kapitel 2. und 3. in der Inhaltsübersicht im Typoskript und in der Druckfassung unterscheiden sich deutlich. Das Typoskript umfasst die Abschnitte 1. bis 4. des 2. Kapitels Erziehung und Sprache (der 5. Abschnitt fehlt) und thematisiert, anders als die Druckfassung, vor allem behavioristische und linguistische Sprachtheorien.)
  • [24] Rez. über KM 07 (Belegexemplar der Zeitschrift Erziehung und Klassenkampf mit der Besprechung des Buches von Heinz Bott 1973.)
  • [25] Uni-Lehre 60 06 (Vorlesung Heranwachsen in der Demokratie – Theorien zum Erziehungsprozeß im Sommersemester 1968: s. Uni-Lehre 60 07)
  • [26] Uni-Lehre 60 07 (Vorlesung Heranwachsen in der Demokratie – Theorien zum Erziehungsprozeß II im Wintersemester 1968/69: Unterlagen zu den beiden Vorlesungen, u. a. zu den Themen Sprache und Erziehung und zu George Herbert Mead und anderen, die in Teilen zu dem Typoskript
    Theorien zum Erziehungsprozeß
    von 1972 (s. o. Manu. pub. 70 01) passen.)
  • [27] Uni-Lehre 70 05 (Seminar Interaktionsanalysen I im Wintersemester 1973/74: s. Uni Lehre 70 06.)
  • [28] Uni-Lehre 70 06 (Seminar Interaktionsanalysen II im Sommersemester 1974: Unterlagen zu den beiden Seminaren, Auswertungen, Protokolle und Diskussionspapiere, Materialien für Analysen von (auto)biografischen Texten sowie Interaktionen in verschiedenen Erziehungsfeldern.)

2 Inhalt und Kontexte

[29] Das Buch Theorien zum Erziehungsprozeß enthält neben dem Vorwort vier Abschnitte: Statt einer Einleitung: Pädagogik und Politik; 1. Kapitel: Erziehung als kommunikatives Handeln; 2. Kapitel: Erziehung als Interaktion; 3. Kapitel: Erziehung als Reproduktion. Es handele sich, so Mollenhauer im Vorwort, um
den Versuch, für die Erziehungswissenschaft das interaktionistische Paradigma zu entfalten und so viele pädagogische Probleme wie möglich in dieses Paradigma zu integrieren
(KMG 047-A1, Abs. 047:2)
. Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist die Feststellung, dass
Erziehung es immer mit der Gestaltung interpersoneller Beziehungen zu tun hat
(KMG 047-A1, Abs. 047:2)
, im gesellschaftlichen Raum stattfinde und somit
eine Reflexion auf ihre historische Formbestimmtheit erzwingt
(KMG 047-A1, Abs. 047:2)
. Die interpersonelle Seite wird anschließend mithilfe der Begriffe kommunikatives Handeln sowie Interaktion und Situation, die gesellschaftliche Seite anhand der Stichwörter Institution und Reproduktion aufgeschlüsselt. Zentral sind für Mollenhauers Argumentationsgang die Kommunikationstheorie von Paul Watzlawick und die Theorie des Diskurses bzw. der Kommunikationsgemeinschaft nach Karl-Otto Apel und Jürgen Habermas (1. Kapitel), die Theorie des symbolischen Interaktionismus nach George Herbert Mead und ihre Weiterentwicklungen bei Erving Goffman und Anselm Strauss sowie die Theorie des Habitus nach Pierre Bourdieu (2. Kapitel) und schließlich der (Neo-)Marxismus mit Bezügen auf Schriften von Karl Marx sowie Alfred Sohn-Rethel (3. Kapitel). Mollenhauer betont dabei, dass er keine empirischen Ergebnisse präsentiere, sondern
Forschungsparadigmen
(KMG 047-A1, S. 165)
, mit deren Hilfe die
Vermittlungsaufgabe zwischen dem einzelnen pädagogisch-kommunikativen Akt und dem gesellschaftlich Allgemeinen
(KMG 047-A1, S. 167)
analysiert werden könne; ihre Leistungsfähigkeit sei aber noch nicht geprüft worden.
[30] Vor Eintritt in die inhaltliche Darstellung nimmt Mollenhauer in der Einleitung in Vorwegnahme möglicher kritischer Einwände gegen sein Buch Stellung zum
Verhältnis von Pädagogik und Politik
(KMG 047-A1, S. 9)
. Zwar enthalte jeder
Erziehungsvorgang […] politische Implikationen
(KMG 047-A1, S. 12)
, könne dadurch aber nicht
vollständig und zureichend erklärt werden
(KMG 047-A1, S. 13)
, so dass schließlich
[f]ür alles Erziehungshandeln […] eine andere Struktur postuliert werden [müsse] als für politisches Handeln.
(KMG 047-A1, S. 15)
Dies entspreche der Unterscheidung von
Diskurs und Aktion
(KMG 047-A1, S. 15)
. Während politisches Handeln die Veränderung gegebener Herrschaftsverhältnisse zum Ziel habe, sei pädagogisches Handeln
zu postulieren als ein Handeln mit
gebrochener Intention
; die Intentionen des Erziehenden müssen sich im Lichte der zu interpretierenden Intentionen des Educandus reflektieren
(KMG 047-A1, S. 15)
; im
pädagogischen Feld
seien
die Handlungsintentionen aller im Feld Interagierenden konstitutiv
(KMG 047-A1, S. 28)
. Erziehung als kommunikatives Handeln habe ihre
Zwecke in den daran beteiligten Subjekten selbst […] Der Heranwachsende, der Educandus, soll im Erziehungsvorgang hervorgebracht werden als ein Subjekt, das zur Beteiligung am gemeinschaftlichen Leben fähig ist, und zwar nicht nur im Sinne einer funktionalen Handlungsfähigkeit, sondern auch im Sinne von Erkenntnisfähigkeit. Für die Ebene alltäglicher Kommunikation heißt das, daß der Educandus hervorgebracht werden soll als ein Subjekt, das sich in gegebene Sinnzusammenhänge einfügen, die in diesen Zusammenhängen eingespielten Standards problematisieren, auf der Basis solcher Problematisierung zu neuem Konsensus und neuem Handeln fähig sein soll.
(KMG 047-A1, S. 42–43)
[31] Vor diesem Hintergrund stelle sich die Frage nach der Legitimationsbasis von Erziehungs- bzw. Lernzielen, die Mollenhauer im Diskurs sieht. Mit dessen Hilfe könne erkenntniskritisch bestimmt werden,
unter welchen Umständen die praktischen Verhältnisse das Eintreten in Diskurse verhindern oder erschweren
(KMG 047-A1, S. 67)
, und empirisch
soziale Handlungsfelder […] identifizier[t] [werden], in denen Diskurs-Chancen mit Wahrscheinlichkeit auftreten können oder bestimmte Formen des Diskurses institutionalisiert sind
(KMG 047-A1, S. 67)
. Erziehung müsse vor diesem Hintergrund
verstanden werden als ein kommunikatives Handeln, dessen Ziel darin liegt, eine Kommunikationsstruktur zu etablieren, die den Erwerb von Fähigkeiten zum Diskurs ermöglicht
(KMG 047-A1, S. 67–68)
. Gegenüber dem Ideal einer Erziehung als praktischem Diskurs, in dem die Erziehenden und die zu Erziehenden sich auch über die Geltung von Erziehungszielen verständigen, stelle sich
alles pädagogische Handeln als eine
gestörte
[…] oder
verzerrte
[…] Kommunikation dar
(KMG 047-A1, S. 68–69)
, sei es doch geprägt durch eine
ungleiche Verteilung von Sanktionschancen
(KMG 047-A1, S. 69)
, eine dominante Position der Erziehenden, einen in Erziehung immer schon enthaltenen
Herrschaftszusammenhang
(KMG 047-A1, S. 15)
.
[32] Mit dem (symbolischen) Interaktionismus sei die
Chance einer Wendung vom manipulativen zum kommunikativen Erziehungsverständnis
(KMG 047-A1, S. 84)
verbunden. Im Folgenden erläutert Mollenhauer die Grundlagen des (symbolischen) Interaktionismus, geht auf das Problem divergenter Situationsdefinitionen ein und diskutiert die institutionelle Rahmung und Formierung von Deutungs- und Handlungsmustern in Kommunikations- und Interaktionsprozessen. Letzteres bildet den Übergang zwischen den kommunikations- und interaktionstheoretischen Ansätzen und der (neo-)marxistischen Theorie im 3. Kapitel, das mit ca. 20 Seiten gegenüber den beiden vorhergegangenen Kapiteln (62 bzw. 85 Seiten) recht kurz ausfällt. Hier geht es Mollenhauer darum die
interaktionistisch orientierte Phänomenologie der Erziehungsvorgänge
materialistisch
zu fundieren
(KMG 047-A1, S. 177)
. In seiner Zusammenfassung behauptet er abschließend eine Konvergenz interaktionistischer und materialistischer Theorie:
Ja, eine materialistische Theorie der Erziehung erscheint als die historisch bestimmte Form eines allgemeinen interaktionistischen Postulates.
(KMG 047-A1, S. 187)
Aus dieser Perspektive folge, dass die Erziehungswissenschaft
nicht die lernenden Individuen […], sondern die Regeln, denen die pädagogische Kommunikation historisch-faktisch folgt, und die besondere Form von Vergesellschaftung, die in solchen Regeln am Werke ist
(KMG 047-A1, S. 187)
, zum Gegenstand habe.
[33] Für die Erziehungswissenschaft war
die Verwendung solcher Forschungsparadigmen […] ungewöhnlich
(KMG 047-A1, S. 165)
, wie Mollenhauer selbst festhält. In seinem Werk sind die Anfänge dieser Aufnahme kommunikations- und interaktionstheoretischer Ansätze in der Auseinandersetzung mit den Ansätzen und Ergebnissen der Sozialisationstheorie und -forschung (s. KMG 036-a; KMG 041-a; KMG 028-A) seit Mitte der 1960er Jahre zu finden, die sich in verschiedenen Arbeiten vor 1972, aber auch danach niedergeschlagen hat (s. KMG 044-a; KMG 048-a; KMG 054-A; KMG 056-a). Die Bezugnahme auf (neo-)marxistische Theorien findet sich dem gegenüber nur zu Beginn der 1970er Jahre für kurze Zeit explizit in den Schriften Mollenhauers (s. a. KMG 012-b).
[34] Mollenhauer hat sich in den 1970er und frühen 1980er Jahren mehrfach relativierend und kritisch zu seinem eigenen Ansatz in den Theorien zum Erziehungsprozeß sowie zu der auch von ihm mitbetriebenen Versozialwissenschaftlichung der Erziehungswissenschaft geäußert. So findet sich in einem Beitrag von Mollenhauer und Christian Rittelmeyer von 1978 die Bemerkung, die
Diskussion zur Bedeutung des Begriffs
Emanzipation
für die Erziehung und Bildung und das Unbehagen an seiner unzureichenden pädagogischen Bestimmung hat manche Autoren dazu veranlaßt, beim
Diskurs
-Begriff Zuflucht zu suchen. Offenbar bestand die Hoffnung, daß das Legitimationsproblem, das sich aus der Begründungsbedürftigkeit pädagogischer Handlungsziele ergibt, mit seiner Hilfe lösbar wäre.
(KMG 058-a, S. 83–84)
In der dazugehörigen Fußnote 17 heißt es ergänzend:
Die von dieser Bemerkung betroffenen Titel zu nennen, würde hier zu weit führen. Exemplarisch wird das Dilemma vielleicht deutlich schon am Anfang jener
Rezeption
bei K. Mollenhauer: Theorien zum Erziehungsprozeß, München 1972
(KMG 058-a, Abs. 058:12)
. Im Folgenden heben die beiden Autoren gegen Mollenhauers Übertragung der Apelschen und Habermasschen Bestimmungen von Diskurs und Kommunikationsgemeinschaft auf Erziehung hervor, dass, da
das Kind im Verlauf des Bildungsprozesses erst allmählich die Kompetenz moralischer Beteiligung erwirbt, [der Erzieher] gehalten [ist], den praktischen Diskurs mit dem Kind auf weiten Strecken als simulierten Diskurs mit sich selbst, als
Selbstgespräch
zu führen.
(KMG 058-a, S. 85; Herv. i. Orig.)
[35] 1982 bezeichnete Mollenhauer die Rezeption sozialwissenschaftlicher Theorien und die Ersetzung einheimischer durch sozialwissenschaftliche Begriffe – ohne Nennung von Autor*innen, aber in den aufgeführten Beispielen erkennbar auch selbstkritisch – als problematisch (KMG 075-a, Abs. 075:3–5; zur Sprache explizit 1987 in KMG V66-a, Abs. V66:67–70, und 1990 in KMG V73-a, Abs. V73:3–18). Auch er habe sich 1972
Hilfe von benachbarten Wissenschaften
(KMG 147-a, Abs. 147:20)
geholt, würde diesem Vorgehen aber nun, 1998,
nicht mehr zustimmen
(KMG 147-a, Abs. 147:20)
.
[36] Eine empirische Umsetzung fanden die kommunikations- und interaktionstheoretischen Überlegungen aus den Theorien zum Erziehungsprozeß in der Folgezeit in zwei Seminaren Mollenhauers zum Thema Interaktionsanalysen in den Semestern 1973/74 und 1974 (s. o. Uni-Lehre 70 05 und Uni-Lehre 70 06); zudem sind in jener Zeit im Bereich der Unterrichtsforschung interaktionsanalytische Studien, die sich u. a. auf Mollenhauers Theorien zum Erziehungsprozeß berufen, entstanden (s. den Werkkommentar zu KMG V38-a, 253-a und KMG V39-a mit weiteren Hinweisen). Mollenhauer selbst hat 1979 einen an Bildungsverläufen orientierten Beitrag zum Thema pädagogische Interaktionsanalyse vorgelegt (s. KMG 062-a).
[37] Im abschließenden Literaturverzeichnis gibt Mollenhauer
1. Systematische Empfehlungen
(KMG 047-A1, S. 191–194)
für die Lektüre, angeordnet nach den Kapiteln des Buches. Friedrich Schleiermachers Vorlesungen von 1826
es genügt dazu der allgemeine Teil (notfalls auch nur die Einleitung)
(KMG 047-A1, S. 191)
, die Deutsche Ideologie von Karl Marx und Friedrich Engels sowie Siegfried Bernfelds Buch Sisyphos oder die Grenzen der Erziehung werden hier als erste genannt. Aber auch aus der jüngeren Erziehungswissenschaft und den Sozialwissenschaften nennt Mollenhauer einige Werke. Hervorzuheben ist, dass er hier, wie auch schon an einer Stelle im Text (KMG 047-A1, S. 106),
autobiographische Literatur, […] literarisch-realistische Beschreibungen von besonderen Lernsituationen, […] an lernrelevanten Ereignissen orientierte Literatur
(KMG 047-A1, S. 192)
besonders empfiehlt. Darunter finden sich mit Franz Kafkas Brief an den Vater, Jean-Paul Sartres Die Wörter oder Karl Philipp Moritz' Anton Reiser Werke, die in späteren Veröffentlichungen Mollenhauers prominent wieder auftauchen. Von den Theorien zum Erziehungsprozeß über den Aufsatz Interaktion und Organisation in pädagogischen Feldern von 1977 (KMG 056-a) bis hin zu den Werken nach der sog. kulturtheoretischen Wende lässt sich so eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit autobiografischer Literatur als Erkenntnisquelle finden.

3 Rezeption

[38] Das Buch Theorien zum Erziehungsprozeß erfuhr und erfährt große Aufmerksamkeit in der disziplinären Wahrnehmung (z. B. in einer Umfrage, s. Horn & Ritzi, 2003, S. 20, oder in Lehrbüchern der Erziehungswissenschaft, s. Kempka, 2018, S. 269). Klaus Prange hat den Band in seine Sammlung Schlüsselwerke der Pädagogik aufgenommen als
Versuch, unser Fach auf die Höhe der Zeit zu bringen und den Erfordernissen einer modernen Gesellschaft und den Ansprüchen des Einzelnen auf Selbstbestimmung gerecht zu werden
(Prange, 2009, S. 215)
, zugleich aber festgestellt, dass er
heute kaum noch eine Rolle spielt
(Prange, 2009, S. 214)
. Angesichts der bis heute anhaltenden Beschäftigung mit den Theorien zum Erziehungsprozeß muss diese Feststellung jedoch korrigiert werden.
[39] Den Anfang der Rezeption bilden die fünf Besprechungen des Bandes in den Jahren 1973 und 1974. Während Manfred Bönsch sich 1974 weitgehend auf ein Referat beschränkt (Bönsch, 1974), bemängelt Paul Hastenteufel den
mehrdeutige[n] Gebrauch von Schlüsselbegriffen
(Hastenteufel, 1973, S. 418)
und bescheinigt dem Buch bei aller
Fülle von Einzelinformationen und Denkanstößen […] eher ein Anzeiger für die partielle Hilflosigkeit der sozialwissenschaftlich bestimmten Pädagogik
(Hastenteufel, 1973, S. 418)
zu sein. Auch Dorothea Grund, Gisela Neitzel und Harald Otto kritisieren 1974 fehlende Definitionen, die schwer verständliche Ausdrucksweise und Unanschaulichkeit sowie fehlende Differenzierungen (z. B. bei der Auseinandersetzung mit Wolfgang Brezinkas Intentionalitätsverständnis). Besonders stellen sie in Frage, ob die Integration der verschiedenen Theorieangebote gelungen sei, und bezeichnen die von Mollenhauer angebotenen Theorien als
Theorien zweiten Abstraktionsgrades
(Grund, Neitzel & Otto, 1974, S. 169)
, deren empirische Prüfung und Vermittlung in die Praxis ausstehe. Insgesamt aber biete der Band eine
interessante Hypothese für die weitere erziehungswissenschaftliche Forschung und für die Lösung des Normenproblems in der Erziehung
(Grund, Neitzel & Otto, 1974, S. 169)
und sei
[f]ür die erziehungswissenschaftliche Forschung […] unserer Meinung nach ohnehin eine der interessantesten und lesenswertesten Arbeiten
(Grund, Neitzel & Otto, 1974, S. 170)
.
[40] Aus marxistischer Perspektive nehmen Heinz Bott (Bott, 1973) sowie Mollenhauers ehemaliger Mitarbeiter Christian Marzahn (Marzahn, 1974) den Band in den Blick. Bott kritisiert den misslungenen
Vermittlungsversuch zwischen Erziehungswissenschaft und historisch-materialistischem Ansatz
(Bott, 1973, S. 63)
und Marzahn befindet prägnant, ihm scheine
der damit unternommene Versuch der Vermittlung von Theorien gänzlich unterschiedlicher Reichweite und politischer Bedeutung nicht gelungen.
(Marzahn, 1974, S. 70)
Es handele sich gar nicht um eine Integration, sondern um zwei nebeneinanderstehende Reflexionen zu Kommunikation und Ökonomie;
Mollenhauers Kenntnisse und Auffassungen des historischen Materialismus sind inkonsistent
(Marzahn, 1974, S. 71)
, seine Auseinandersetzung damit sei
unzureichend[]
(Marzahn, 1974, S. 71)
; die
praktischen Perspektiven
(Marzahn, 1974, S. 71)
seien unklar. Dennoch sei
Mollenhauers kritische Intention im Rahmen erziehungswissenschaftlicher Diskussion […] gegenüber positivistischer Unvernunft und geisteswissenschaftlicher Spekulation unbestreitbar ein Fortschritt. Die Leistungsfähigkeit des Interaktionismus, eingebettet in den Kontext objektiver gesellschaftlicher Zusammenhänge, steht weiterhin zur Diskussion. In der vorliegenden Form allerdings erscheint diese Prüfung theoretisch unzureichend, praktisch vage und politisch desorientierend.
(Marzahn, 1974, S. 71)
[41] In der weiteren Rezeption der Theorien zum Erziehungsprozeß geht es 1. um die Gesamtanlage des Bandes und den Anspruch der Integration verschiedener Theorien, 2. insbesondere um das Thema Kommunikation, Diskurs und kommunikative Kompetenz sowie Mollenhauers Rezeption der Theorien von Apel und v. a. Habermas, während 3. die interaktionstheoretischen Bestandteile des Bandes ebenso wie das abschließende an Marx und Sohn-Rethel orientierte Kapitel kaum angesprochen werden.
[42] Ad 1. Wolfgang Keckeisen, Doktorand bei Mollenhauer, stellt die Bedeutung des Werks im Kontext der zeitgenössischen Erziehungswissenschaft
als theoriestrategische[n] Interventionsversuch
(Keckeisen, 1984, S. 213, Fußnote 9; Herv. i. Orig.)
heraus. Das Buch opponiere
nicht nur einem technokratischen Erziehungsverständnis, sondern es widersetzt sich gleichermaßen […] seinerzeit virulenten Tendenzen, pädagogische Sachverhalte unter politische und ökonomische Begriffe gesellschaftskritischer Provenienz rastlos zu subsumieren.
(Keckeisen, 1984, S. 213, Fußnote 9)
.
[43] Die inhaltliche Bewertung des Bandes ist kontrovers. Nach Josef Leonhard Blaß sei es Mollenhauer
trotz der aufgebotenen eklektizistisch-adaptiven Reflexionsakrobatik nicht [gelungen], der immanenten Problematik der von ihm rezipierten Traditionsbestände verschiedenster Provenienz zu entgehen, sondern vielmehr bürdet er, deren Probleme und Aporien in der von ihm versuchten Synopsis verbindend und kumulierend, mit seinen
Theorien zum Erziehungsprozeß
dem erziehungswissenschaftlichen Denken der Gegenwart alle methodologischen und wissenschaftstheoretischen Probleme aus der geisteswissenschaftlich-hermeneutischen, aus der positivistisch-rationalistischen und schließlich aus der marxistisch-neomarxistischen Tradition auf. Unter der Last […] droht die gegenwärtige Erziehungswissenschaft erdrückt zu werden.
(Blaß, 1978, S. 171)
Lothar Wigger bezeichnet Mollenhauers Herangehen ebenfalls als
eklektizistisch
(Wigger, 1983, S. 121)
, als Aneinanderreihung von heterogenen Theorien,
so daß in Mollenhauers theoretischem Gebäude kein Stein auf den anderen paßt
(Wigger, 1983, S. 121)
. In dieselbe Kerbe schlägt Heinz-Hermann Krüger, wenn er feststellt, dass es sich bei den Theorien zum Erziehungsprozeß um
drei nur lose verbundene[] Reflexionen
(Krüger, 2009, S. 72)
handele. Auch Michael Winkler betont, dass Mollenhauer in den Theorien zum Erziehungsprozeß
keine streng begründete, in ihrem theoretischen Verständnis einheitlich gefasste Argumentation vorgelegt, sondern ein Set unterschiedlicher Theorien zusammengestellt, aber nicht zusammengeführt
(Winkler, 2002, S. 64)
habe;
eine konsistente Theorie der Erziehung
(Winkler, 2002, S. 64)
sei damit nicht gegeben.
[44] Etwas anders sieht das Micha Brumlik, dem zufolge es sich bei den Theorien zum Erziehungsprozeß um einen
in sich stimmigen Entwurf [handle], der die deutsche Erziehungswissenschaft über nur wissenschaftstheoretisch bekundete Absichten hinaus mit den Mitteln der neueren Bildungssoziologie bzw. der interaktions- und kommunikationstheoretischen Mikrosoziologie neu begründet hat. Aber auch innerhalb seines [Mollenhauers] eigenen Werks liegt keine andere Publikation vor, die ebenso souverän in der Sache und konzise bei der Anverwandlung von Theorie zu systematischer Geschlossenheit und forschungsbezogener Fruchtbarkeit geführt hat.
(
Brumlik, 1998, S. 434
; s. a. Brumlik, 2006, S. 142). Geteilt wird diese Deutung von Alex Aßmann, der die Theorien zum Erziehungsprozeß im Werkzusammenhang Mollenhauers als die
systematische Explikation der bereits in der Einleitung zu Erziehung und Emanzipation skizzierten Theoriezusammenhänge
(Aßmann, 2015, S. 224)
, bezeichnet.
[45] Ad 2. Die Rezeption der Diskurstheorie bzw. der Theorie der Kommunikationsgemeinschaft sowie der Theorie der kommunikativen Kompetenz durch Mollenhauer ist seit dem Erscheinen des Buches Gegenstand von zahlreichen Abhandlungen. Hier überwiegt eine Kritik an Mollenhauers
ungenügend reflektierte[r]
(Lehmann, 1975, S. 379)
bzw. unkritischer Übernahme des
Kommunikationsidealismus
der Kritischen Theorie
(Ulich, 1976, S. 94)
mitsamt den darin schon liegenden Problemen. Die
pädagogische Interaktionssituation [gerate ihm so] zum Schonraum der Interpretations- und Argumentationskünste sich selbst befreiender Subjekte
(Ulich, 1976, S. 94)
, seine Erziehungsvorstellung sei am Muster der akademischen Form der diskursiven Auseinandersetzung orientiert
(Ulich, 1976, S. 95)
. Auch Helmut Bärenz konstatiert Widersprüche –
Wenn Erziehung aber immer schon Herrschaft enthält, so kann es prinzipiell keine Diskurse zwischen dem Pädagogen und dem Educandus geben. Diskurs- und Erziehungsstruktur schließen sich notwendig aus.
(Bärenz, 1978, S. 101)
– und Verwechslungen – des praktischen Diskurses mit der
Unterstellung der idealen Sprechsituation
(Bärenz, 1978, S. 101)
. Irmgard Bock stellt Mollenhauer das Zeugnis aus, Habermas falsch verstanden zu haben und den Kommunikationsbegriff uneindeutig zu verwenden (Bock, 1978, S. 391–399). Wigger und Keckeisen monieren wie Alfred Schäfer terminologische und theoretische Unschärfen bei Mollenhauer (Wigger, 1983; Keckeisen, 1984; Schäfer, 1988).
[46] Nach Jan Masschelein sei der Handlungsbegriff bei Mollenhauer im Grunde
zweckrational
(Masschelein, 1991, S. 133)
gehalten:
Die Intention des Zöglings kann zu ihrem Recht kommen, indem der Erzieher diese Intention
aufklärt
und ihr so eine Chance gibt; das heißt selbst die Situation derartig strukturiert, daß der Zögling
seine
Intentionen verwirklichen kann: der Erzieher handelt, als sei der Zögling bereits kompetent. Erziehung ist kein kommunikatives Handeln, sondern ein simuliertes kommunikatives Handeln.
(Masschelein, 1991, S. 145)
. Ähnlich hält Winkler fest, Mollenhauer sei mit seiner Rezeption der sozialwissenschaftlichen Theorien über die bis dato vorliegende Beschreibungen und Analysen des pädagogischen Bezugs hinausgegangen, habe aber entgegen seiner Intention
ein Erzeugungsmodell von Erziehung
(Winkler, 2002, S. 60–61)
vertreten.
[47] Auch im 21. Jahrhundert finden sich Beiträge zu den Theorien zum Erziehungsprozeß. Während Sebastian Müller-Rolli in dem Mollenhauer gewidmeten Kapitel v. a. die vorgängige Kritik wiedergibt (Müller-Rolli, 2013), befassen sich Jürgen Sammet (Sammet, 2004, insbesondere S. 113–173; konzentriert auch in Sammet 2013) und Ole Hilbrich (Hilbrich, 2023, v. a. S. 139–161) in ihren Studien nicht nur mit den Theorien zum Erziehungsprozeß selbst, sondern auch kritisch mit der Rezeption des Werkes. So weist Sammet darauf hin, dass Mollenhauer nicht Habermas, sondern Apel als einen der drei Paten für seinen Entwurf genannt hat (s. Sammet, 2004, S. 113 unter Bezugnahme auf KMG 047-A1, Abs. 047:2–268), und wundert sich, warum in der Rezeption trotzdem nahezu ausschließlich Habermas' Theorie als Bezugspunkt herangezogen wird. In der Analyse kommt er zu dem Ergebnis, dass auch bezogen auf die Diskurstheorie Apels von einer
verkürzten Rezeption
(Sammet, 2013, S. 61)
gesprochen werden müsse. Zugleich berücksichtigt Sammet die selbstkritischen Anmerkungen Mollenhauers (s. o., Abschnitt 2) als Weiterentwicklung von dessen theoretischem Konzept (Sammet, 2004, S. 154–155, S. 163–165, S. 174–175), in dem Mollenhauer
den Topos diskursiver Kommunikation immer weiter weg von der Kommunikation im Erziehungsprozess hin zu einer (wissenschaftlichen) Kommunikation über diesen Prozess
(Sammet, 2004, S. 165)
verlagert habe.
[48] Ad 3. Im Rahmen seiner Rekonstruktion der Entwicklung der Theorien des symbolischen Interaktionismus hat sich Micha Brumlik mit dem Problem der Normsetzung für Erziehung auf der Basis der Diskurstheorie bei Mollenhauer befasst und gezeigt, dass deren
Übertragung auf den normativen pädagogischen Zusammenhang unschlüssig ist, ja sogar den auch von Mollenhauer kritisierten eindeutig normativen Positionen gleicht
(Brumlik, 1973, S. 132)
. In einem weiteren Beitrag hebt Brumlik außerdem die
explizit neomarxistische[] Intention
(Brumlik, 2006, S. 142)
der Theorien zum Erziehungsprozeß hervor: so sei in deren
Schlußkapitel […] ein Bekenntnis Mollenhauers zu dieser Form von Marxismus zu finden, das sogar unter vergleichbaren Erziehungswissenschaftlern seiner Generation und ihrer emanzipationspolitischen Orientierung ihresgleichen sucht. Damit war allerdings auch schon der theoretische End- und Kulminationspunkt dieser Entwicklung erreicht.
(Brumlik, 2006, S. 142)
Vielleicht auch mit Blick darauf stellt Alex Aßmann schließlich die Frage, ob
vielleicht sogar die Theorien zum Erziehungsprozeß, wegen ihrer gravierenden Problematisierung des Theorie-Praxis-Verhältnisses in der Pädagogik, nicht noch eher als die Vergessenen Zusammenhänge den Beginn der zweiten Werkepisode Klaus Mollenhauers
(Aßmann, 2015, S. 225)
darstellten.

4 Literatur

4.1 Andere hier verwendete Werke von Klaus Mollenhauer

    [49] Mollenhauer, Klaus. Gesellschaft in pädagogischer Sicht (Beitrag 1973-1980; KMG 012-b). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3w5gj&edition=b.
    [50] Mollenhauer, Klaus. Erziehung und Emanzipation. Polemische Skizzen (Monografie 1968-1971; KMG 028-A). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqrv&edition=A.
    [51] Mollenhauer, Klaus. Sozialisation und Schulerfolg (Beitrag 1969; KMG 036-a1). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqr7&edition=a1.
    [52] Mollenhauer, Klaus. Sozialisation und Schulerfolg (Beitrag 1970; KMG 041-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqq3&edition=a.
    [53] Mollenhauer, Klaus. Bewertung und Kontrolle abweichenden Verhaltens – Aporien bürgerlich-liberaler Pädagogik. (Unbearbeitete Fassung der Antrittsvorlesung an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am 26. 1. 1970) (Beitrag 1972; KMG 044-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqqm&edition=a.
    [54] Mollenhauer, Klaus.
    Stigmatisierung
    im Kontext von Jugendhilfe-Forschung (Geleitwort 1972-1977; KMG 048-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqpz&edition=a.
    [55] Mollenhauer, Klaus, Brumlik, Micha & Wudtke, Hubert. Die Familienerziehung (Monografie 1975, 1978; KMG 054-A). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqpj&edition=A.
    [56] Mollenhauer, Klaus. Interaktion und Organisation in pädagogischen Feldern (Beitrag 1977; KMG 056-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqp0&edition=a.
    [57] Mollenhauer, Klaus & Rittelmeyer, Christian. Einige Gründe für die Wiederaufnahme ethischer Argumentation in der Pädagogik (Beitrag 1978; KMG 058-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqnq&edition=a.
    [58] Mollenhauer, Klaus. Aspekte einer strukturalen pädagogischen Interaktionsanalyse. Methodologische Hypothesen zur gesellschaftlichen Formierung von Bildungsverläufen (Beitrag 1979; KMG 062-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqn5&edition=a.
    [59] Mollenhauer, Klaus. Marginalien zur Lage der Erziehungswissenschaft (Beitrag 1982; KMG 075-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqkv&edition=a.
    [60] Mollenhauer, Klaus. Ego-Histoire: Sozialpädagogik 1948–1970 (Beitrag 1998; KMG 147-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqbb&edition=a.
    [61] Heinze, Thomas, Mollenhauer, Klaus, Schulte, Herbert, Stickelmann, Bernd & Zinnecker, Jürgen. 3.1. Exkurs: Diskussion über Möglichkeiten und Formen der Interpretation (Evaluation) von Unterrichtsstunden (Beitrag 1973-1971; KMG V38-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=4209p&edition=a.
    [62] Heinze, Thomas, Mollenhauer, Klaus, Schulte, Herbert, Stickelmann, Bernd & Zinnecker, Jürgen. Protokollausschnitt einer Diskussion am 22.6.1973 (Beitrag 1973-1971; KMG V39-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=4209q&edition=a.
    [63] Heinze, Thomas, Mollenhauer, Klaus, Schulte, Herbert, Stickelmann, Bernd & Zinnecker, Jürgen. Diskussion am 4.9.1973 (Beitrag 1973-1971; KMG V40-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=4209r&edition=a.
    [64] Klaus Mollenhauer im Gespräch mit Theodor Schulze (Gespräch 1987; KMG V66-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqhq&edition=a.
    [65] Mollenhauer, Klaus & Winkel, Rainer. Pädagogik – gestern, heute und morgen. Klaus Mollenhauer im Gespräch mit Rainer Winkel – Teil 1 (Gespräch 1990; KMG V73-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqfq&edition=a.
    [66] Mollenhauer, Klaus. Erziehung als Interaktion. Auszug (Beitrag 1978; KMG A05-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3xwt8&edition=a.
    [67] Mollenhauer, Klaus. Pädagogik und Politik. Auszug (Beitrag 1992; KMG A12-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://kmg.d.sub.uni-goettingen.de/kmg.html?file=3qqvh&edition=a.

4.2 Weitere Literatur

    [68] Aßmann, Alex (2015). Klaus Mollenhauer. Vordenker der 68er – Begründer der emanzipatorischen Pädagogik. Eine Biografie. Paderborn: Schöningh.
    [69] Bärenz, Helmut (1978). Diskursbegriff und kritische Erziehungswissenschaft. Pädagogische Rundschau, 32(2), 91–111.
    [70] Blaß, Josef Leonhard (1978). Modelle pädagogischer Theoriebildung. Band II: Pädagogik zwischen Ideologie und Wissenschaft. Stuttgart: Kohlhammer.
    [71] Bock, Irmgard (1978). Kommunikation und Erziehung. Grundzüge ihrer Beziehungen. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
    [72] Bönsch, Manfred (1974). K. Mollenhauers Theorien zum Erziehungsprozeß. Die Realschule, 82(12), 402–404.
    [73] Bott, Heinz (1973). Ein Versöhnungsversuch zwischen historisch-materieller Gesellschaftanalyse und bürgerlicher Pädagogik. Anmerkungen zu Mollenhauer
    Theorien zum Erziehungsprozeß
    . Erziehung und Klassenkampf, 4(12), 63–70.
    [74] Brumlik, Micha (1973). Der symbolische Interaktionismus und seine pädagogische Bedeutung. Versuch einer systematischen Rekonstruktion. Frankfurt am Main: Fischer.
    [75] Brumlik, Micha (1998). Klaus Mollenhauer – Die Sozialpädagogik in der Einheit seines Werks. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 1(3), 431–440.
    [76] Brumlik, Micha (2006). Zwischen Kiel und Göttingen – Klaus Mollenhauers Frankfurter Jahre. Ein persönlich-anekdotischer Bericht. In Micha Brumlik & Benjamin Ortmeyer (Hrsg.), Erziehungswissenschaft und Pädagogik in Frankfurt – eine Geschichte in Portraits. 90 Jahre Johann Wolfgang Goethe-Universität. (S. 138–145). Fachbereich Erziehungswissenschaft der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt.
    [77] Grund, Dorothea, Neitzel, Gisela & Otto, Harald (1974). [Rezension von] Klaus Mollenhauer: Theorien zum Erziehungsprozeß. München: Juventa Verlag 1972. 200 S., DM 12,80. Zeitschrift für Pädagogik, 20(1), 166–170.
    [78] Hastenteufel, Paul (1973). [Rezension von] Theorien zum Erziehungsprozeß. Zur Einführung in erziehungswissenschaftliche Fragestellungen. Von Klaus Mollenhauer. Band 1 der
    Grundfragen der Erziehungswissenschaft
    . Juventa-Verlag, München 1972, 200 Seiten, Kart. DM 12,–, Leinen DM 16,–. Unsere Jugend, 25(1), 418–420.
    [79] Hilbrich, Ole (2023). Erziehen und Streiten. Erziehung und ihre Theorie unter der Bedingung der Demokratie. Paderborn: Brill mentis.
    [80] Horn, Klaus-Peter & Ritzi, Christian. (2003). Die
    pädagogisch wichtigsten Veröffentlichungen
    des 20. Jahrhunderts. Bilanz einer Bilanz, zugleich Einleitung in diesen Band. In Klaus-Peter Horn & Christian Ritzi (Hrsg.), Klassiker und Außenseiter. Pädagogische Veröffentlichungen des 20. Jahrhunderts (2., korrigierte Auflage, S. 7–21). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
    [81] Keckeisen, Wolfgang (1984). Pädagogik zwischen Kritik und Praxis. Studien zur Entwicklung und Aufgabe kritischer Erziehungswissenschaft. Weinheim [u. a.] Beltz.
    [82] Kempka, Andreas (2018). Die disziplinäre Identität der Erziehungswissenschaft. Ein bibliometrisch-netzwerkanalytischer Zugang. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
    [83] Krüger, Heinz-Hermann (2009). Einführung in Theorien und Methoden der Erziehungswissenschaft (5., erweiterte und aktualisierte Auflage). Opladen [u. a.]: Budrich.
    [84] Lehmann, Rainer (1975). Erziehung als kommunikatives Handeln. Bemerkungen zu Klaus Mollenhauers Theorie der diskursiven Legitimation pädagogischer Normen. Bildung und Erziehung, 28(5), 271–386.
    [85] Marzahn, Christian (1974). Phänomenologie der Erziehung. betrifft:erziehung, 7(5), 70–71.
    [86] Masschelein, Jan (1991). Kommunikatives Handeln und pädagogisches Handeln. Die Bedeutung der Habermasschen kommunikationstheoretischen Wende für die Pädagogik. Weinheim: Deutscher Studien Verlag & Leuven: Leuven University Press.
    [87] Müller-Rolli, Sebastian (2013). Erziehung und Kommunikation. Von Rousseau bis heute. Opladen [u. a.]: Budrich.
    [88] Prange, Klaus (2009). Schlüsselwerke der Pädagogik. Band 2: Von Fröbel bis Luhmann. Stuttgart: Kohlhammer.
    [89] Sammet, Jürgen (2004). Kommunikationstheorie und Pädagogik. Studien zur Systematik
    kommunikativer Pädagogik
    . Würzburg: Königshausen & Neumann.
    [90] Sammet, Jürgen (2013). Diskurs und Kritik: Zur Rezeption der Diskurstheorie bei Klaus Mollenhauer. In Bettina Hünersdorf & Jutta Hartmann (Hrsg.), Was ist und wozu betreiben wir Kritik in der Sozialen Arbeit? Disziplinäre und interdisziplinäre Diskurse (S. 51–67). Wiesbaden: Springer VS.
    [91] Schäfer, Alfred (1988). Zwischen Rezeption und Konstitution. Anmerkungen zur pädagogischen Habermas-Rezeption. Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik, 64(2), 186–202.
    [92] Ulich, Dieter (1976). Pädagogische Interaktion. Theorien erzieherischen Handelns und sozialen Lernens. Weinheim [u. a.]: Beltz.
    [93] Wigger, Lothar (1983). Handlungstheorie und Pädagogik. Eine systematisch-kritische Analyse des Handlungsbegriffs als pädagogische Grundkategorie. St. Augustin: Richarz.
    [94] Winkler, Michael (2002). Klaus Mollenhauer. Ein pädagogisches Porträt. Weinheim [u. a.]: Beltz.
[95] [Klaus-Peter Horn]