Die „kleine Welt“ zwischen Biedermeier und Kaiserreich [Werkkommentar]

1 Werk: Formale Beschreibung

1.1 Leittext

[1] Mollenhauer, Klaus. Die
kleine Welt
zwischen Biedermeier und Kaiserreich. Vermutungen über ein Bilderbuch (Beitrag 1989, 1992; KMG 109-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqgg&edition=a.
[2] Basierend auf:
  • [3] Mollenhauer, Klaus (1989). Die
    kleine Welt
    zwischen Biedermeier und Kaiserreich – Vermutungen über ein Bilderbuch. In Wolfgang Wangerin (Hrsg.), Pfui! Ruft da ein jeder... Alte Kinderbücher aus der Vordemann-Sammlung der Universität Göttingen (S. 9–12). München: Heinrich Hugendubel.
  • [4] Mollenhauer, Klaus (1992). Die
    kleine Welt
    zwischen Biedermeier und Kaiserreich – Vermutungen über ein Bilderbuch. In Wolfgang Wangerin (Hrsg.), Pfui! Ruft da ein jeder... Alte Kinderbücher aus der Vordemann-Sammlung der Universität Göttingen (S. 9–12). Steinhorst: Schulmuseum.
[5] Der Aufsatz umfasst vier Druckseiten, die jeweils in zwei Spalten gesetzt sind, inklusive vier schwarz-weißer Abbildungen aus dem Kinderbuch Thun und Treiben der kleinen Welt (1871) von A. F. Lange.

1.2 Weitere Fassungen

[6] Weitere Fassungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.3 Übersetzungen

[7] Übersetzungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.4 Unveröffentlichte Quellen

[8] SUB Göttingen, Cod. Ms. K. Mollenhauer
  • [9] Manu. pub. 80 60: Klaus Mollenhauer (o. D.).
    Die kleine Welt
    zwischen Biedermeier und Kaiserreich – Vermutungen über ein Bilderbuch (Kopie der Druckfahne mit formalen Anmerkungen wahrscheinlich von Hannelore Heuer, 4 S.)
  • [10] Manu. pub. 80 61-001: Klaus Mollenhauer (o. D.).
    Die kleine Welt
    zwischen Biedermeier und Kaiserreich – Vermutungen über ein Bilderbuch (Kopie des Aufsatzes)
  • [11] Manu. pub. 80 61-002:
    Thun und Treiben der kleinen Welt. 12 Originalzeichnungen von A. F. Lange. Mit hübschen Versen
    (Kopie des Bilderbuches, 13 S.)

2 Inhalt und Kontexte

[12] Die Vordemann-Sammlung der Universität Göttingen wurde in den 1950er Jahren von den Töchtern Karl Vordemanns, der die Sammlung um die Jahrhundertwende begann, der Pädagogischen Hochschule Göttingen gestiftet. Sie umfasst mehr als 1.500 Bände, deren ältester knapp 300 Jahre alt ist, wird fortlaufend durch Spenden erweitert und für die akademische Lehre an der Universität Göttingen genutzt sowie in Ausstellungen mit rund 200 dieser Kinderbücher in verschiedenen Museen Deutschlands der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (siehe Wangerin, 1989, S. 5). Anlässlich dieser Ausstellungen entstand der Katalog, dessen Titel den von Heinrich Hoffmann 1844 geschriebenen Struwwelpeter (Hoffmann, 1845) zitiert. Der Ausstellungskatalog vereint interdisziplinäre Texte aus Literaturwissenschaft, Pädagogik und Kunstgeschichte, die sich mit Kinderbüchern, Illustrationen, Illustrator*innen und Künstler*innen von Kinderbüchern wissenschaftlich auseinandersetzen. Mollenhauers Aufsatz bildet nach Vorwort des Herausgebers (Wangerin, 1989) den Einstieg.
[13] Der Text beginnt mit dem Versuch einer Datierung des Bilderbuchs Thun und Treiben der kleinen Welt von A. F. Lange, das Mollenhauer durch den biedermeierlichen Bild- und Textgestus auf der einen, den
gebrochen-romantische[n]
Eindruck auf der anderen Seite
(KMG 109-a, Abs. 109:1–4)
im späteren 19. Jahrhundert lokalisiert. Im Anschluss diskutiert er das in diesem Kinderbuch vermittelte Kindheits-Bild und fragt:
Wie – glaubt der Autor – sollen Erwachsene über Kinder nachdenken?
(KMG 109-a, Abs. 109:2)
. Dabei entdeckt Mollenhauer im Durchgang durch das Buch Widersprüche zwischen einem romantischen Kindheitsmythos, der das freie Spiel, die Eigenwelt und Eigensinnigkeit von Kindern überhöht und einem der Aufklärungspädagogik weiterhin verpflichteten Kinderbild, das alle kindlichen Tätigkeiten
in den Habitus einer auf Produktivität, Fortschritt und Tätigkeit eingestellten Gesellschaft
(KMG 109-a, Abs. 109:7)
einführe. Insofern gewinnt Mollenhauer auch dem Buchtitel einen Doppelsinn ab: Die
kleine Welt
sei einerseits als die
Welt der Kleinen
, wie im romantischen Kinderbild als eine eigene Welt neben der der Erwachsenen zu verstehen, sie sei aber ebenso hier auch als ein kleiner Teil der Erwachsenenwelt zu lesen, mit dieser verschränkt und in den ästhetischen Darstellungen als solche verstehbar. Abschließend stellt Mollenhauer eine Verbindung her zwischen dem vorliegenden Kinderbuch und anderen Kinder- und Kindheitsdarstellungen in der Kunst, die er an anderen Stellen seines Werkes analysiert hat: So nimmt er Bezug zu Rembrandt (der in Bezug auf das Kinderbild auch in KMG 144-a thematisiert wird), Jean Siméon Chardin (siehe KMG 098-a) und Philipp Otto Runge (siehe KMG 081-A), bei denen man ein ähnlich vielschichtiges Kinderbild rekonstruieren könne, die jedoch andere Motive verfolgten und ein anderes Publikum ansprächen als der Autor A. F. Lange. Diesem gelinge eine Art Belehrung über das Verhalten mit Vater, Mutter und Kind, in der Schwebe gehalten zwischen der Eigentümlichkeit der kindlichen Lebenswelt und den Normalitäts- und Normalisierungserwartungen durch die umgebende Gesellschaft.

3 Rezeption

[14] –––

4 Literatur

4.1 Andere hier verwendete Werke von Klaus Mollenhauer

    [15] Mollenhauer, Klaus. Vergessene Zusammenhänge. Über Kultur und Erziehung (Monografie 1983; KMG 081-A). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqkc&edition=A.
    [16] Mollenhauer, Klaus. Diderot und Chardin – Zur Theorie der Bildsamkeit in der Aufklärung (Beitrag 1988; KMG 098-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqh9&edition=a.
    [17] Mollenhauer, Klaus. Schwierigkeiten mit dem
    Szientismus
    und das autobiographische Motiv (Beitrag 1997; KMG 144-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqbw&edition=a.

4.2 Weitere Literatur

    [18] Hoffmann, Heinrich (1845). Lustige Geschichten und drollige Bilder mit 15 schön kolorirten Tafen für Kinder von 3-6 Jahren. Frankfurt am Main: Literarische Anstalt (J. Rütten).
    [19] Lange, A. F. (1871). Thun und Treiben der kleinen Welt. 12 Originalzeichnungen von A. F. Lange. Mit hübschen Versen. Stuttgart: Gustav Weise.
    [20] Wangerin, Wolfgang (1989). Vorwort des Herausgebers. In W. Wangerin (Hrsg.), Pfui! Ruft da ein jeder... Alte Kinderbücher aus der Vordemann-Sammlung der Universität Göttingen (S. 5–6). München: Heinrich Hugendubel.
[21] [Lisa-Katharina Heyhusen & Cornelie Dietrich]