Pädagogisch-hermeneutische Diagnose in der Jugendhilfe [Werkkommentar]

1 Werk: Formale Beschreibung

1.1 Leittext

[1] Mollenhauer, Klaus (113-a). Pädagogisch-hermeneutische Diagnose in der Jugendhilfe (Sammelbandbeitrag 1990). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition (2024). Hrsg. von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqfh&edition=a.
[2] Basierend auf:
  • [3] Mollenhauer, Klaus (1990). Pädagogisch-hermeneutische Diagnose in der Jugendhilfe. In Ullrich Gintzel & Reinhold Schone (Hrsg.), Zwischen Jugendhilfe und Jugendpsychiatrie. Konzepte – Methoden – Rechtsgrundlagen (S. 90–100). Münster: Votum.
[4] Das Werk Pädagogisch-hermeneutische Diagnose in der Jugendhilfe erschien 1990 als Beitrag im Sammelband Zwischen Jugendhilfe und Jugendpsychiatrie. Konzepte – Methoden – Rechtsgrundlagen herausgegeben von Ullrich Gintzel und Reinhold Schone (Münster: Votum). Der Text umfasst 11 Druckseiten (S. 90–100).

1.2 Weitere Fassungen

[5] Weitere Fassungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.3 Übersetzungen

[6] Übersetzungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.4 Unveröffentlichte Quellen

[7] SUB Göttingen, Cod. Ms. K. Mollenhauer
  • [8] Manu. pub. 90 03: Klaus Mollenhauer (o. D.).
    Pädagogisch-hermeneutische Diagnose
    (Umfang: 17. S., Manuskript zum Text mit Anmerkungen einer dritter Person bis auf zahlreiche Hervorhebungen im Manuskript und wenigen Abweichungen deckungsgleich mit Publikation)
  • [9] Manu. pub. 90 04: Klaus Mollenhauer (o. D.).
    Pädagogisch hermeneutische Diagnose [handschriftlich:] in der Jugendhilfe
    , (Umfang: 17 S., Manuskript zum Text mit Anmerkungen dritter Person und wenigen Abweichungen von Publikation)
  • [10] Manu. nicht-pub. oD 37: Klaus Mollenhauer(o. D.). (Manuskript für Vortrag
    Methodisch-theoretische Erläuterungen zur
    pädagogisch-hermeneutischen Diagnose
    in Münster, Umfang: 10 S.)
  • [11] Manu. nicht-pub. oD 38: Klaus Mollenhauer (o. D.).
    Methodisch-theoretische Erläuterungen zur
    pädagogisch-hermeneutischen Diagnose
    (Umfang: 10 S.; womöglich ein Durchschlag von Manu. nicht-pub. oD 37)
  • [12] Korr. All. Blan 02: 8.3.1989-4.4.1989, 4 Briefe zwischen Klaus Mollenhauer und Jürgen Blandow

2 Inhalt und Kontexte

[13] Die Veröffentlichung Pädagogisch-hermeneutische Diagnose in der Jugendhilfe basiert auf dem Vortrag
Methodisch-theoretische Erläuterungen zur
pädagogisch-hermeneutischen Diagnose
(s. Mollenhauer, o. D., Manu. nicht-pub. oD 37 und Mollenhauer, o. D., Manu. nicht-pub. oD 38), den Mollenhauer auf der vom Institut für soziale Arbeit e. V. und dem Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit im Frühjahr 1989 organisierten Fachtagung zum Thema
Erziehungshilfen im Grenzbereich von Jugendhilfe und Jugendpsychiatrie
in Münster hielt.
[14] Der Text gliedert sich in einen theoretischen und einen empirischen Teil. Sein Ansinnen ist es
neben den psychologisch und medizinisch professionellen Wegen und Sprachspielen der Diagnose verhaltensschwieriger Jugendlicher
(KMG 113-a, Abs. 113:1)
noch einen Diagnose-Weg anzubieten, der näher an den Redeformen, den Erfahrungen und Erlebensweisen der Jugendlichen liegt. Der Schwerpunkt liegt im pädagogischen (der
Tätigkeitsgestalt des Jugendlichen
(
KMG 113-a, Abs. 113:7–9
)) und im hermeneutischen (der Bindung
an die symbolischen Ausdrucksformen des Jugendlichen
(
KMG 113-a, Abs. 113:7–9
)) Herangehen. Die Methode wird anhand von Teilergebnissen aus dem zwischen 1988 und 1992 stattfindenden Praxis-Projekt der wissenschaftlichen Begleitung einer Jugendhilfemaßnahme,
in dem [u. a.] männliche Jugendliche […]
(KMG 113-a, Abs. 113:3 Fußnote 1)
die den größten Teil ihres Lebens zwischen Heimen, Pflegefamilien und kinder- und jugendpsychiatrischer Versorgung hin und her pendelten
(KMG 113-a, Abs. 113:3)
,
ca. 8 Monate lang in speziellen
Erfahrungskursen
betreut werden
(KMG 113-a, Abs. 113:3 und Fußnote 1)
erläutert. Es werden zwei exemplarische Fallanalysen dargestellt – Holger und Oliver. Das Praxis-Projekt, gefördert von der Stiftung Deutsche Jugendmarke e. V., ist angesiedelt am Pädagogischen Seminar der Universität Göttingen und wurde von Klaus Mollenhauer und Uwe Uhlendorff wissenschaftlich begleitet. 1992 erscheint dann als Abschlussbericht die Sozialpädagogische Diagnosen. Über Jugendliche in schwierigen Lebenslagen (s. KMG 119-A1) im Juventa Verlag.
[15] Der Text Pädagogisch-hermeneutische Diagnose in der Jugendhilfe (s. KMG 113-a) erscheint in einer Werkphase, in der Mollenhauer sich seit mehreren Jahren vermehrt der kulturwissenschaftlichen und -historischen Grundlegung der Allgemeinen Pädagogik widmet, sich hingegen kaum zu sozialpädagogischen Themen äußert (s. z. B. KMG 081-A). Mit dem Projekt zu den 1992 veröffentlichten Sozialpädagogischen Diagnosen (s. KMG 119-A1) beginnt eine zweite Phase der Hinwendung zur Sozialpädagogik, in der er sich
kritisch mit der Sozialpädagogik, wie sie sich inzwischen entwickelt hatte, auseinandersetzt und auf eine Revision der theoretischen Fundierung der Sozialpädagogik drängt
(Füssenhäuser & Thiersch, 2001, S. 1886)
. Der Vortrag in Münster, auf dem Mollenhauers Text basiert, ist Ausgangspunkt für einen Briefwechsel mit Jürgen Blandow, der ebenfalls auf der Tagung als Referent auftrat und Mollenhauer in einem Brief (s. Blandow an Mollenhauer, 8.3.1989, Korr. All. Blan 02) bittet, ihm das bei der gemeinsam besuchten Tagung vorgestellte methodische Vorgehen durch Herausgabe weiterer Materialien für seine Praxisaktivitäten als Vorsitzender eines Vereins für Jugendwohngemeinschaften nutzbar zu machen. Mollenhauers Antwort darauf ist ein 10-seitiger Brief (s. Mollenhauer an Blandow, 24.3.1989, Korr. All. Blan 02), welcher als Einleitung im 2004 erschienenen Sammelband Sozialpädagogische Diagnosen in der Praxis. Erfahrungen und Perspektiven (s. KMG V90-a, Abs. V90:1–7), herausgegeben von Franz-Josef Krumenacker, veröffentlicht wurde (s. Werkkommentar zu KMG V90-a).
[16] Mit dem Projekt, das der Veröffentlichung Sozialpädagogische Diagnosen (s. KMG 119-A1) vorausging und aus dem die empirischen Beispiele in diesem Aufsatz stammen, eröffneten Mollenhauer und Uhlendorff eine differenzierte Diskussion über hermeneutische Diagnosen in der Kinder- und Jugendhilfe. Sie verfolgten das Ziel, aus der Rekonstruktion von Einzelfällen, verallgemeinerbare Kategorien der Diagnostik entwickeln zu können. Eher indirekt nehmen sie dabei Bezug auf die in den 1980er Jahren vorherrschenden sozialpädagogischen Richtungen, von denen eine – verbunden vor allem mit dem Namen Hans-Uwe Otto – stark an den politischen und gesellschaftlichen Bedingungen der sozialen Arbeit und ihrer Institutionen orientiert war, während die andere – verbunden vor allem mit dem Namen Hans Thiersch – stärker eine lebensweltbezogene Fallanalyse fokussierte. Beiden Strömungen attestierten Mollenhauer und Uhlendorff eine unzureichende Orientierungsmöglichkeit für die Profession. Das Projekt sollte dieser Lücke Abhilfe schaffen, in dem es beide Stränge miteinander verknüpfte.

3 Rezeption

[17] Zu dem Text selbst ist keine Rezeption bekannt, jedoch zeugen die vier Auflagen der Sozialpädagogischen Diagnosen I (s. KMG 119-A1; KMG 119-A2; KMG 119-A3) und zwei Auflagen der Sozialpädagogischen Diagnosen II (s. KMG 132-A) von einer intensiven Rezeption in den Jahren 1992 bis 2004 der Ansätze aus dem Projekt Mollenhauers und Uhlendorffs (s. dazu auch Werkkommentar zu KMG 175 und Werkkommentar zu KMG 189).

4 Literatur

4.1 Andere hier verwendete Werke von Klaus Mollenhauer

    [18] Mollenhauer, Klaus. Vergessene Zusammenhänge. Über Kultur und Erziehung (Monografie 1983; KMG 081-A). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqkc&edition=A.
    [19] Mollenhauer, Klaus & Uhlendorff, Uwe. Sozialpädagogische Diagnosen. Über Jugendliche in schwierigen Lebenslagen (Monografie 1992; KMG 119-A1). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqf3&edition=A1.
    [20] Mollenhauer, Klaus & Uhlendorff, Uwe. Sozialpädagogische Diagnosen. Über Jugendliche in schwierigen Lebenslagen (Monografie 1995; KMG 119-A2). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqf3&edition=A2.
    [21] Mollenhauer, Klaus & Uhlendorff, Uwe. Sozialpädagogische Diagnosen. Über Jugendliche in schwierigen Lebenslagen (Monografie 1999, 2004; KMG 119-A3). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqf3&edition=A3.
    [22] Mollenhauer, Klaus & Uhlendorff, Uwe. Sozialpädagogische Diagnosen II. Selbstdeutungen verhaltensschwieriger Jugendlicher als empirische Grundlage für Erziehungspläne (Monografie 1995/2000; KMG 132-A). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqd2&edition=A.
    [23] Mollenhauer, Klaus. Brief an Jürgen Blandow aus dem Jahr 1989 (Beitrag 2004; KMG V90-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqg6&edition=a.

4.2 Weitere Literatur

    [24] Füssenhäuser, Cornelia & Thiersch, Hans (2001). Theorien der Sozialen Arbeit. In Hans-Uwe Otto & Hans Thiersch (Hrsg.), Handbuch Sozialarbeit Sozialpädagogik (2., völlig überarbeitete Auflage) (S. 1876–1900). Neuwied u. a.: Luchterhand.
[25] [Lisa-Katharina Heyhusen & Cornelie Dietrich]