Methoden erziehungswissenschaftlicher Bildinterpretation [Werkkommentar]

1 Werk: Formale Beschreibung

1.1 Leittext

[1] Mollenhauer, Klaus. Methoden erziehungswissenschaftlicher Bildinterpretation (Beitrag 1997, 2003; KMG 141-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqc3&edition=a.
[2] Basierend auf:
  • [3] Mollenhauer, Klaus (1997). Methoden erziehungswissenschaftlicher Bildinterpretation. In Barbara Friebertshäuser & Annedore Prengel (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft (S. 247–264). Weinheim: Juventa.
  • [4] Mollenhauer, Klaus (2003). Methoden erziehungswissenschaftlicher Bildinterpretation. In Barbara Friebertshäuser & Annedore Prengel (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft (2. Auflage, S. 247–264). Weinheim: Juventa.
[5] Der Aufsatz erschien im Handbuch Qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft im Teil III: Methoden und Verfahren und umfasst 17,5 Druckseiten inklusive eines Literaturverzeichnisses und sechs schwarz-weißen Abbildungen. Der Aufsatz wurde in der zweiten Auflage unverändert abgedruckt.

1.2 Weitere Fassungen

[6] Weitere Fassungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.3 Übersetzungen

[7] Übersetzungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.4 Unveröffentlichte Quellen

[8] SUB Göttingen, Cod. Ms. K. Mollenhauer
  • [9] Korr. All. Krüg: 12.3.1996, Brief von Klaus Mollenhauer an Heinz-Hermann Krüger (Erwähnung, dass sie beide am Handbuch beteiligt sind)
  • [10] Korr. All. Pren: 31.5.1996-13.6.1996, 2 Briefe zwischen Klaus Mollenhauer und Annedore Prengel (Korrektur zu Handbuch-Artikel)
  • [11] Korr. Versch. 3-11: 7.5.1997, o. O. (Verlagsvertrag für den Sammelband Handbuch Qualitative Forschungsmethoden der Erziehungswissenschaft von Friebertshäuser / Prengel, Umfang: 2 S.)

2 Inhalt und Kontexte

[12] Der Handbuchartikel erschien als erster Beitrag in Teil III Methoden und Verfahren, dem Erscheinen ging ein Briefwechsel mit Annedore Prengel, der Mitherausgeberin des Handbuches voraus (Korr. All. Pren, 31.05.1996).
[13]
Warum sollte es nötig oder auch nur nützlich sein, erziehungswissenschaftliche Analysen an Bildmaterialien durchzuführen?
(KMG 141-a, S. 247)
Mit dieser Frage leitet Mollenhauer seinen Aufsatz ein. Voraussetzungen der Methode seien 1. die Hermeneutik als Herangehensweise (siehe bereits 1985 Anmerkungen zu einer pädagogischen Hermeneutik (KMG 086-a)), 2. die Klärung der Frage
Was oder wann ist ein Bild?
(siehe auch KMG 134-A, Kapitel 2
, hier wird Kindern diese Frage gestellt), 3. die Historizität des Bildes und 4. die Ordnungen und Sorten, wobei er auf Darstellungstechnik, Verwendungssinn, Sujet eingeht sowie darauf hinweist, dass nicht nur Bilder mit offensichtlichen pädagogischen Konstellationen (als Beispiel nennt er Caspar David Friedrichs
Mönch am Meer
) und auch Produkte von Kindern interessant seien.
[14] Bilder würden, so Mollenhauer, immer mehr als Quellen für erziehungswissenschaftliche Fragestellungen herangezogen, im Vergleich zur Kunstgeschichte jedoch verfolge die Disziplin ein eingeschränktes und meist rein thematisches Interesse. Mollenhauer identifiziert drei relevante Themenkreise: die Lage der jungen Generation, die Beziehungskonstellationen zwischen dieser und der Generation der Erwachsenen und das Bild, das die Erwachsenen von sich selber haben, als eine der Bedingungen des je besonderen Generationenverhältnisses. Anhand von Beispielen von Raffael, de Gheyn, Rembrandt, Chardin und dem Ehepaar Kabakov (Ėmilija Kabakova und Il'ja Iosifovič Kabakov) zeigt Mollenhauer, dass
Bildinterpretation […] ein ziemlich schwieriges und anspruchsvolles methodisches Projekt
sei,
[a]ber jeder kleinste Schritt […] lohnend.
(KMG 141-a, S. 262)
Die beispielhaft verwendeten Kunstwerke dienen Mollenhauer auch in anderen Werken der Argumentation (siehe z. B. KMG 095-a, KMG 123-a, KMG 144-a, KMG 146-a).

3 Rezeption

[15] In der 3., vollständig überarbeiteten Auflage (Neuausgabe) und der 4. durchgesehenen Auflage wurde der Text von Mollenhauer zwar nicht mehr aufgenommen, den visuellen Materialien (Bildern, Fotos, Videos und Filmen) wird aber ein eigener Teil gewidmet, der in den vorherigen Auflagen nicht enthalten war. (Friebertshäuser et al., 2010, S. 8) Der einführende Beitrag in diesen Teil Bildinterpretation in der Erziehungswissenschaft. In Gedenken an Klaus Mollenhauer von Theodor Schulze führt Mollenhauers Ideen in Hinblick auf die Entwicklungen nach seinem Tod weiter.
Die Wichtigste ist wohl, dass sich in den letzten zehn Jahren so etwas wie eine Bildwissenschaft etabliert hat.
(Schulze, 2013, S. 529)
Mollenhauers Interpretation eines Bildes aus dem Quattrocento (KMG 080-a), die 1983
noch fast wie eine Verirrung oder eine seltsame Marotte erschien
(Schulze, 2013, S. 530)
, sei heute eher als
Erkundungen in einheimischen Landschaften
statt als
Streifzüge durch fremdes Terrain
zu benennen
(Schulze, 2013, S. 530)
. In den folgenden Jahren haben sich viele Erziehungswissenschaftler*innen auf KMG 141-a bezogen, wenn sie sich mit Bildmaterialien auseinandergesetzt haben. Exemplarisch kann die Habilitationsschrift von Ulrike Pilarczyk und Ulrike Mietzner (2005) genannt werden.
[16] Werner Helsper hebt in seiner Rezension zum Handbuch im Teil III, der ihm
als der lesenswerteste und strukturierteste des Handbuchs
erscheint, Mollenhauers Text (u. a.) hervor als
ausgezeichneten Überblick […] zur Bildinterpretation
(Helsper, 1998, S. 928)
. Cathleen Grunert widerspricht zwar in ihrer Rezension:
[a]uf den ersten Blick läßt sich jedoch auch in diesem umfangreichen Kapitel eine logische Strukturierung nur schwer erkennen
(Grunert, 2002, S. 395)
. Mollenhauers Beitrag sei aber ein
sehr guter Überblick zu diesem Bereich [der Bildinterpretation] qualitativer Forschung
(Grunert, 2002, S. 395)
. Christian Niemeyer und Michael Rautenberg merken an, dass sich Mollenhauer
jener Tradition, […] die er doch eigentlich überwunden hatte
(Niemeyer & Rautenberg, 2012, S. 346)
wieder zuwendet,
der geisteswissenschaftlichen Pädagogik
(Niemeyer & Rautenberg, 2012, S. 346)
. Und Michael Parmentier bemängelt, dass sich die Auseinandersetzung
mit den avancierten strukturalistischen Methoden in der Ethnologie, bei Levy-Strauss etwa, oder mit der
objektiven Hermeneutik
eines Ulrich Oevermann, auf Andeutungen beschränkt
(Parmentier, 1998, S. 32)
. Dennoch nennt Michael Winkler Mollenhauers Beitrag
originell
auch wenn seine
Ausflüge in die Kunstgeschichte und Kunstwissenschaft […] umstritten
seien
(Winkler, 2002, S. 124)
. Stefan Groß hebt in seiner Dissertation mit Bezug auf KMG 141-a hervor, dass Mollenhauers
methodisch-theoretische[] Arbeiten [auch dieser Beitrag] […] als dauerhafter Versuch gelesen werden [können] zu zeigen, dass der Gegenstand der Erziehungswissenschaft eben nicht die Erziehungswirklichkeit ist, sondern bestenfalls immer nur einen Ausschnitt davon erhellt
.
(Groß, 2010, S. 174, Herv. i. Orig.)

4 Literatur

4.1 Andere hier verwendete Werke von Klaus Mollenhauer

    [17] Mollenhauer, Klaus. Streifzug durch fremdes Terrain: Interpretation eines Bildes aus dem Quattrocento in bildungstheoretischer Absicht (Beitrag 1983; KMG 080-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqkf&edition=a.
    [18] Mollenhauer, Klaus. Anmerkungen zu einer pädagogischen Hermeneutik (Beitrag 1985; KMG 086-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqjp&edition=a.
    [19] Mollenhauer, Klaus. Ein Jesus-Knabe um 1280 (Beitrag 1987; KMG 095-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqj0&edition=a.
    [20] Mollenhauer, Klaus. Konjekturen und Konstruktionen. Welche
    Wirklichkeit
    der Bildung referieren Dokumente der Kunstgeschichte? – Eine bildungstheoretische Reflexion im Anschluß an Svetlana Alpers (Beitrag 1993; KMG 123-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqdm&edition=a.
    [21] Mollenhauer, Klaus. Grundfragen ästhetischer Bildung. Theoretische und empirische Befunde zur ästhetischen Erfahrung von Kindern (Monografie 1996; KMG 134-A). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqcs&edition=A.
    [22] Mollenhauer, Klaus. Schwierigkeiten mit dem
    Szientismus
    und das autobiographische Motiv (Beitrag 1997; KMG 144-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqbw&edition=a.
    [23] Mollenhauer, Klaus. Aspekte der Lehre – Bildungshistorische Belehrungen durch Kunst (Beitrag 1996; KMG 146-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqbm&edition=a.

4.2 Weitere Literatur

    [24] Friebertshäuser, Barbara, Langer, Antje & Prengel, Annedore (2010). Vorwort. In Barbara Friebertshäuser, Antje Langer & Annedore Prengel (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft (3., vollständig überarbeitete Auflage (Neuausgabe), S. 7–10). Weinheim [u. a.]: Juventa.
    [25] Groß, Stefan (2010). Zwischen Politik und Kultur. Pädagogische Studien zur Sache der Emanzipation bei Klaus Mollenhauer. Würzburg: Königshausen & Neumann.
    [26] Grunert, Cathleen (2000). [Rezension von] Barbara Friebertshäuser & Annedore Prengel (Hrsg.): Handbuch Qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. Weinheim und München: Juventa 1997. Zeitschrift für qualitative Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung, 1(2), 392–397.
    [27] Helsper, Werner (1998). [Rezension von] Barbara Friebertshäuser & Annedore Prengel (Hrsg.): Handbuch Qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. Weinheim/München: Juventa 1997. Zeitschrift für Pädagogik, 44(6), 925–930.
    [28] Pilarczyk, Ulrike & Mietzner, Ulrike (2005). Das reflektierte Bild: die seriell-ikonografische Fotoanalyse in den Erziehungs- und Sozialwissenschaften. Bad Heilbrunn: Klinkhardt
    [29] Niemeyer, Christian & Rautenberg, Michael (2012). Klaus Mollenhauer (1928-1998). Pädagogik als vergessener Zusammenhang. In Bernd Dollinger (Hrsg.), Klassiker der Pädagogik. Die Bildung der modernen Gesellschaft (3., durchgesehene Auflage, S. 331–352). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
    [30] Parmentier, Michael (1998). Entdeckt, was ihr wollt. Zum Tode von Klaus Mollenhauer. Eine Würdigung. Erziehungswissenschaft, 9(17), 23–42.
    [31] Schulze, Theodor (2013). Bildinterpretation in der Erziehungswissenschaft. Im Gedenken an Klaus Mollenhauer. In Barbara Friebertshäuser, Antje Langer & Annedore Prengel (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft (4., durchgesehene Auflage, S. 529–546). Weinheim [u. a.]: Beltz Juventa.
    [32] Winkler, Michael (2002). Klaus Mollenhauer. Ein pädagogisches Porträt. Weinheim [u. a.]: Beltz.
[33] [Lisa-Katharina Heyhusen]