Ästhetische Erfahrung von Kindern beim Textschreiben [Werkkommentar]

1 Werk: Formale Beschreibung

1.1 Leittext

[1] Mollenhauer, Klaus (V86-a). Ästhetische Erfahrung von Kindern beim Textschreiben. Ein Diskussionsbeitrag (Sammelbandbeitrag 1999). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition (2024). Hrsg. von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqb8&edition=a.
[2] Basierend auf:
  • [3] Mollenhauer, Klaus (1999). Ästhetische Erfahrung von Kindern beim Textschreiben. Ein Diskussionsbeitrag. In Norbert Neuß (Hrsg.), Ästhetik der Kinder. Interdisziplinäre Beiträge zur ästhetischen Erfahrung von Kindern (S. 83–94). Frankfurt am Main: Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik e. V.
[4] Der Text erschien posthum 1999 und umfasst 12 Druckseiten inklusive acht Anmerkungen und Literaturverzeichnis. Mollenhauers Text vorangestellt ist eine einseitige
Vorbemerkung
(KMG V86-a, S. 83)
verfasst von Steffi Habersaat, Beitragende im Sammelband, und Norbert Neuß, Herausgeber des Sammelbandes und Beitragender, in der sie den Entstehungskontext des Textes und dessen posthumer Veröffentlichung rekonstruieren. Sie merken an,
an manchen Stellen Fußnoten eingefügt und am Ende die Literatur verzeichnet [zu haben], auf die sich Klaus Mollenhauer mit seinem Beitrag bezogen hat.
(KMG V86-a, S. 83)
Dem Text von Mollenhauer ist ein achtseitiger
Anhang
(KMG V86-a, S. 95–102)
bestehend aus einer schwarz-weißen Abbildung des Gemäldes Mädchen am Meer von Edvard Munch, Kindertexten zweier dritter Klassen zu dem Gemälde sowie einem Fragenpapier von Timm Christensen, Mechthild Dehn, Steffi Habersaat und Maria Peters beigefügt, das Mollenhauer zur Vorbereitung seines Textes vorgelegt wurde und auf den sich im Aufsatz immer wieder Bezugspunkte finden lassen.

1.2 Weitere Fassungen

[5] Weitere Fassungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.3 Übersetzungen

[6] Übersetzungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.4 Unveröffentlichte Quellen

[7] SUB Göttingen, Cod. Ms. K. Mollenhauer
  • [8] Korr. All. Dehn: Korrespondenz zwischen Klaus Mollenhauer und Mechthild Dehn, 27.1.-5.2.1998 (bezüglich des Vortrages, Umfang: 2 Briefe)

2 Inhalt und Kontexte

[9] Der Text basiert auf einer Tonbandaufnahme eines Vortrages, den Mollenhauer am 27. Januar 1998, sieben Wochen vor seinem Tod, im Oberseminar Schrift und Schreiben unter der Leitung der Erziehungswissenschaftlerin und Sprachdidaktikerin Mechthild Dehn an der Universität Hamburg gehalten hat. Dem Vortrag vorausgegangen war eine Einladung der Forscher*innengruppe um Dehn an Mollenhauer zu der Frage,
ob sich seine Ergebnisse zur ästhetischen Rezeptivität und Produktivität von Kindern und Jugendlichen im Bereich Musik und bildende Kunst auch auf Erfahrungen von Kindern an Literatur und bildender Kunst und für den Ausdruck dieser Erfahrung im Modus des Schreibens übertragen lassen.
(KMG V86-a, Abs. V86:1)
Mollenhauer folgte der Einladung, obwohl er dafür seine Disziplin habe verlassen müssen, und deklarierte seinen Vortrag eher als einen
Diskussionsbeitrag
(KMG V86-a, Abs. V86:1)
. Im Vorwege bekam Mollenhauer daher Unterlagen für die Diskussion (als Anhang abgedruckt in KMG 216-a, S. 95-102, siehe den dazugehörenden Brief von Mechthild Dehn an Klaus Mollenhauer, 14.1.1998, Korr. All. Dehn), und notierte sich für diese
nur Stichworte auf einem Blatt Papier
(KMG V86-a, Abs. V86:2)
. Neuß und Habersaat trafen nach Mollenhauers Tod eine Übereinkunft mit dessen Ehefrau, Susanna Mollenhauer, über die Veröffentlichung des Diskussionsbeitrags im Sammelband. Die Tonaufnahme wurde transkribiert und vorwiegend formal überarbeitet. Dieser Vortrag ist neben dem in Bremen gehaltenen (KMG V85-a) der zweite posthum veröffentlichte Text.
[10] Mollenhauer baut seine Antwort auf die ihm vorab zugesandten Fragen zu den Grundfragen ästhetischer Bildung (KMG 134-A) in drei Schritten auf: (1) Grundsätzliches zur ästhetischen Bildung, (2) Ästhetische Erfahrung zwischen Bild, Musik, Wort, Schrift und (3) Gedanken zu sechs kindlichen Dokumenten. Im ersten Abschnitt beantwortet er die Fragen nach der Verwendung des Ausdrucks Kunstförmigkeit, und erläutert, warum sich das Projekt an der klassischen Moderne orientiere und auch am Werk (vielleicht passe aber, wie er schreibt, der Begriff Figuration besser) und nicht am Prozess, wie es sonst häufig in kulturpädagogischen Texten zu finden ist. Der zweite Abschnitt diskutiert die ästhetische Erfahrung in Bezug auf das Medium und den Einfluss der Welt von außen in Antwort auf die Kritik, dass dieses im Zirkel in den Grundfragen ästhetischer Bildung (KMG 134-A, Abs. 134:48) vergessen worden sei. Mollenhauer betont in diesem Zusammenhang Gehalt und Bedeutung des Begriffs der Empfindung, in der das Außen, die Welt bereits enthalten sei, mindestens, sofern man sich auf die äußeren Sinne beziehe. Der dritte Abschnitt versucht in drei von ihm selbst formulierten Fragen das Nachdenken über die kindlichen Dokumente zu beantworten: Welche Art von schreibender Tätigkeit stimuliert das Bild? Bringen die Texte ästhetische visuelle Erfahrungen zur Sprache? Und Sind die Texte selbst ästhetische Gegenstände? Für Letztere stellt Mollenhauer fünf Kriterien auf, die, sofern alle erfüllt sind, einen Text zu einem ästhetisch relevanten Text machen.
[11] Viele der hier genannten Aspekte und Bezüge tauchen in seinen in den letzten Jahren publizierten Aufsätzen auf: beispielhaft zu nennen wären hier die Bezüge zu Thomas Mann (KMG 150-a), zur Frage nach einer fingierten Autonomie (KMG 133-a) und die Frage nach Ästhetischer Erfahrung als Mimesis (neben KMG 134-A, auch KMG V85-a).

3 Rezeption

[12] Kaspar H. Spinner ordnet Mollenhauers Text als
ein Dokument des Dialoges zwischen zwei Forschungsprojekten
(Spinner, 2004, S. 185)
ein; er benennt einerseits die Forscher*innengruppe um Mollenhauer, die sich vornehmlich mit der Ästhetik der Kinder befasste, andererseits die Forscher*innengruppe um Dehn, die sich mit dem literaturästhetischen Produktionsprozess des Schreibens als kulturelle Tätigkeit auseinandersetzten, ein. Dieser Dialog sei symptomatisch auch für den Forschungsstand zwischen der Aufmerksamkeit für die Kunst- und Musikpädagogik auf der einen, die literarästhetischen Produktionsprozesse auf der anderen Seite. Letzteren sei noch wenig Interesse entgegengebracht worden.
Die fächerverbindenden Perspektiven, die mit diesen Projekten eröffnet sind, gilt es weiter zu entfalten.
(Spinner, 2004, S. 185)

4 Literatur

4.1 Andere hier verwendete Werke von Klaus Mollenhauer

    [13] Mollenhauer, Klaus. Fiktionen von Individualität und Autonomie – Bildungstheoretische Belehrungen durch Kunst (Beitrag 1996; KMG 133-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqcv&edition=a.
    [14] Mollenhauer, Klaus. Grundfragen ästhetischer Bildung. Theoretische und empirische Befunde zur ästhetischen Erfahrung von Kindern (Monografie 1996; KMG 134-A). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqcs&edition=A.
    [15] Mollenhauer, Klaus.
    Über die Schwierigkeit, von Leuten zu erzählen, die nicht recht wissen, wer sie sind
    . Einige bildungstheoretische Motive in Romanen von Thomas Mann (Beitrag 1998; KMG 150-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqbp&edition=a.
    [16] Mollenhauer, Klaus. Ästhetische Erfahrung als Mimesis – Die Auseinandersetzung von Kindern mit Kunst (Beitrag 1999; KMG V85-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqb4&edition=a.

4.2 Weitere Literatur

    [17] Spinner, Kaspar H. (2004). Literarästhetische Interpretation von Kindertexten. In Gundel Mattenklott & Constanze Rora (Hrsg.), Ästhetische Erfahrung in der Kindheit. Theoretische Grundlagen und empirische Forschung (S. 185–194). Weinheim [u. a.]: Juventa.
[18] [Cornelie Dietrich]