Erziehungswissenschaft
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1.[070:8] In der allgemeinen Theorie der Erziehung/Bildung innerhalb der E. werden solche Probleme bearbeitet, die sich auf die gemeinsamen Merkmale aller Situationen beziehen, in denen Menschen – allerdings vorzugsweise unerwachsene – sich in Bildungsprozessen befinden. Darüber hinaus werden für die E. im Ganzen die Fragen nach der angemessenen Forschungsmethode, nach den begründbaren leitenden Begriffen, der praxeologischen (auch ethischen) Orientierung aufgeworfen.
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2.[070:9] Die Erziehungs- und Bildungsgeschichtsforschung verfolgt solche Fragen in die Geschichte hinein und überprüft damit zugleich auch historisch-gesellschaftlich konkret Sinn und Funktion der Problemstellungen, die in der allgemeinen Pädagogik aufgeworfen würden. Der nicht nur aufs Allgemeine, sondern auch aufs Konkrete und Besondere bezogenen Arbeitsweise historischer Forschung wegen richtet die historische Pädagogik ihre Aufmerksamkeit – nach einer längeren ideengeschichtlichen Phase – vornehmlich auf die institutionellen Ausprägungsformen des Erziehungs- und Bildungswesens im Verlauf der europäischen Geschichte; das bedeutet gegenwärtig noch vornehmlich die Geschichte des Schulwesens, aber auch Geschichte der Familie, der Jugendhilfe der Sozialisation des Jugendalters und be|c 184|stimmter Teilgruppen der Bevölkerung (Arme, Irre, Delinquente etc.) samt der damit verbundenen segregierenden Einstellungen und Institutionen.
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3.[070:10] Die didaktische Forschung bzw. Theorie befaßt sich mit den Formen geplanten Lernens in verschiedenen pädagogischen»Settings«(Schule, Jugendarbeit, Erwachsenenbildung, Free School, Pädagogik der Entwicklungsländer, Museumsdidaktik, Heimerziehung usw.). Dabei steht gegenwärtig noch die Unterrichts- und fachdidaktische Forschung (Curriculumforschung) im Vordergrund; eine durch wissenschaftliche Forschung gestützte Didaktik der außerschulischen Bildung beispielsweise gibt es noch ebenso nur in ersten Ansätzen wie eine Didaktik der Heimerziehungoder eine didaktische Reflexion der nicht oder nur schwach institutionalisierten Formen der Bildung (Familie, Straße, Subkultur etc.).
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4.[070:11] Auch die Theorie der Mittel, Medien und Methoden, der Instrumente der Erziehung befindet sich erst in den Anfängen. Eine erste Systematisierung hat versucht. Forschungsgegenstand ist hier die breite Skala der»Werkzeuge«: Körpergesten, Sprache, Spielzeuge, Lernmaterialien, Mittel der Unterstützung und Gegenwirkung, pädagogische Alltagsstrategien usw.
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5.[070:12] Die Theorie der Lebensalter und des Lebenslaufs wird immer wichtiger. Besonders Kindheits- und Jugendforschung gibt es auch im internationalen Rahmen umfänglich und verläßlich; die pädagogischen Fragestellungen aber kommen, wegen der i.d.R. nur psychologischen und soziologischen Orientierung solcher Forschung, häufig zu kurz.
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6.[070:13] Die Devianz- und Therapieforschung hat sich im letzten Jahrzehnt kräftig entwickelt. Ihr geht es– als pädagogischer Forschung – vor allem um die Frage, nach welchen Regeln die pädagogisch relevanten Klassifikationen von»normal«und»anormal«,»verhaltensgestört«,»kriminell«usw. vorgenommen werden (Abweichendes Verhalten), wie das so klassifizierte Verhalten im Bildungsprozeß entsteht, welche Probleme das für den Educandus mit sich bringt, welches die angemessenen Formen pädagogischen Umgangs (Therapie) wären.