Die einleitenden Thesen von Christof Bäumler
[V58:14]
„
Als vor einigen Tagen Teilnehmer an einem
philosophischen Seminar hier im Studienzentrum eingetroffen waren
und ihre Zimmer bekommen hatten, kam unter ihnen die Vermutung auf,
sie seien in einer Jugendherberge gelandet. Diese Vermutung hat
durchaus einen Anhalt an der Realität und ich möchte zur Einordnung
des folgenden Gesprächs einige Sätze zitieren, die in einem |a 14|Bericht stehen, der für den Jahresbericht
1965 verfaßt worden war über
‚Vorgeschichte,
Aufgaben und Ziele des Studienzentrums für Evang. Jugendarbeit
in Josefstal‘
. Dort heißt es, das Studienzentrum für Evang.
Jugendarbeit wurde am 26.9.1961 von Kreisdekan OKR
Hans
Schmidt seiner Bestimmung übergeben. Damit fand ein durch
mehrere Jahre laufender Vorbereitungsprozeß seinen Abschluß. Hatten
die damaligen Bezirksjugendpfarrer von München, Fritz Arndt, und von
Rosenheim, Richard
Kolb, das von ihnen entdeckte Grundstück für den Bau
eines Hauses der Jugend vorgesehen, so verdichtete sich die
Diskussion über die Funktion dieses Hauses unter Leitung des
damaligen Landesjugendpfarrers Peter Krusche immer
deutlicher auf eine Institution zur Fortbildung von Mitarbeitern in
der kirchlichen Jugendarbeit, die über ein ständiges Mitarbeiterteam
verfügen und in der Lage sein sollte, die bisherigen Bemühungen um
Fortbildung von Mitarbeitern in der Jugendarbeit zu intensivieren.
Der Ruf also, von dem Herr Gaulrapp sprach,
sollte aufgenommen werden. Wir haben dann, Helmut Kentler, Schwester Ursula
Hertel und ich, im Jahre 1961 mit der Arbeit begonnen.
Die Initiatoren des Unternehmens waren Peter Krusche und Rudolf Laerum, zum Kern des Teams
gehörte Frau Weigelt, damals Fräulein Schlatterbeck. Haus der Jugend
– Studienzentrum für Evangelische Jugendarbeit, beide Aspekte
sollten verbunden werden. Der Akzent hat sich dann schon während der
Baugeschichte auf die Fortbildung von Mitarbeitern verlegt, z. B.
entfiel ein Bau sehr einfacher Art, der zur Unterkunft von
Jugendlichen gedacht war. Im ersten Prospekt, den wir damals
druckten, stand die Feststellung:
‚Das Haus ist so
eingerichtet, daß sich Freizeit von Jugendlichen und
Mitarbeiterzurüstung gegenseitig nicht stören.‘
[V58:15] Auf den Kontext, in dem der Akzent der
Fortbildung jetzt angesiedelt ist, weisen folgende Sätze im ersten
Prospekt hin:
‚Die kirchliche Jugendarbeit steht vor
Fragen, die nur durch sorgfältiges Nachdenken und sachgemäßes
Handeln beantwortet werden können. Sie werden nicht dadurch gelöst,
daß man sie in einen besonderen Bereich verweist. Die Fragen der
Jugend in der Kirche sind mit den Grundfragen der Gesellschaft und
denen der Kirche in dieser Gesellschaft untrennbar verbunden. Sie
können nur zusammen mit ihnen richtig erkannt und einer Lösung
nähergeführt werden.‘
[V58:16] Auf dem Hintergrund dieser Überlegungen haben
wir dann – zugegebenermaßen etwas hausbacken – die Grundfunktionen des
Hauses unterschieden nach Studierstube, Werkstatt und Herberge. Einzelne
Lehrgänge, Kurse und Tagungen haben sich mehr oder weniger eindeutig
einem solchen Symbol zuordnen lassen: die Studienkurse z.B. der Arbeitsgemeinschaft der Evang. Jugend der Studierstube, die Gasttagungen der Herberge. Aber die Fortbildungskurse –
und von denen soll vor allem die Rede sein –, die der Werkstatt nach
unserer Vorstellung |a 15|zugeordnet waren, waren
zugleich offen hin zur Studierstube und zur Herberge. Das heißt, in
einer Atmosphäre möglichst unverkrampften Wohlbefindens, das war
jedenfalls unser Wunsch, sollte eine auf die eigene Praxis bezogene
Theoriebildung versucht werden.
[V58:17]
Auf diesem Hintergrund sind nun die folgenden Thesen
formuliert. Die Stichworte
„Erfahrungen, Holzwege, Perspektiven“
gehen auf einen Vorschlag des derzeitigen Teams zurück. Es
umfaßt z. Zt. Rolf
Hanusch, Bernd Empen und Wolfgang Schindler, ab 1.10.1981 wird es mit Pfarrerin Hildegard
Hofmann wieder vollständig sein, die Frau Schneider, die uns vor einiger
Zeit schon verlassen hat, ablösen wird. Ich habe diese Stichworte gerne
aufgenommen. Die ersten fünf Thesen beziehen sich auf die Erfahrungen
der letzten 20 Jahre. Die These 6 möchte unter dem Stichwort
‚Holzwege‘
das Thema
‚Professionalisierung‘
anschneiden, wobei ich gleich sagen will,
daß nach meiner Auffassung Holzweg nicht gleich Irrweg ist. Zwar hört er
irgendwo im Wald auf, man kann, wenn man woanders hin will, ihn nicht
weiter benützen. Aber er ist ja nicht sinn- und zwecklos, man kann z. B.
gefälltes Holz aus dem Wald holen. Und um bei dem Bild zu bleiben, in
unserer Umgebung könnten Perspektiven andeuten, in welche Richtung
möglicherweise einige Schneisen geschlagen werden könnten.
[V58:18] These 1
[V58:19] Die offensichtlichen Defizite der Ausbildung
von Mitarbeitern in der kirchlichen Jugendarbeit waren der Anlaß, eine
an der Praxis orientierte Fortbildungskonzeption zu
entwickeln.
[V58:20] These 2
[V58:21] Diese Ausbildungsdefizite ergaben sich aus dem
damaligen Mangel an auf das Praxisfeld Jugendarbeit bezogenen
Ausbildungsgängen. Diakone und Gemeindehelferinnen bekamen in ihren
Ausbildungsstätten neben biblisch-theologischen Inhalten eine diffuse
Vermengung nicht-theologischer Informationen sowie ein gewisses
Methodenarsenal vermittelt und mußten zusehen, wie sie damit in der
Jugendarbeit zurechtkamen.
[V58:22] Anmerkung: Die Ausbildung von Diakonen
sollte und soll ja auf eine große Zahl verschiedener Tätigkeiten
vorbereiten, wie z. B. auf den Dienst als Gemeindediakon oder den
Religionsunterricht. Der Jugendarbeit wurden damals nur wenige
Unterrichtsstunden angeboten. Die Möglichkeit, daß Diakone auch einen
Studiengang Jugendarbeit belegen, gab es ja noch nicht, da es keine |a 16|Fachhochschulen gab. Ebenso war die Ausbildung
der Gemeindehelferinnen so vielseitig und so allgemein, daß
Gemeindehelferinnen oft in der Gefahr standen, als Mädchen für alles zu
dienen. Ulrich
Kabitz hat dies ja in seinem Kirchentagskabarett von 1959
eindrucksvoll dargestellt
[V58:23] These 3
[V58:24] Der Versuch, diese
Ausbildungsdefizite durch ein Fortbildungsangebot tendenziell
aufzuheben, setzte bei den bisherigen Lernerfahrungen der Teilnehmer an.
Die biblisch-theologischen Inhalte gruppierten sich um das Verstehen
biblischer Texte, Fragen der Ekklesiologie und Probleme der Ethik; sie
konnten an vorhandene Kenntnisse anknüpfen sowie diese erweitern und
vertiefen.
[V58:25] These 4
[V58:26] Neuland wurde betreten bei dem
Versuch, Fragestellungen und Einsichten der Sozial- und
Humanwissenschaften einerseits auf die Situation der Jugendlichen in der
Gesellschaft, andererseits auf die Kirche als Institution und
Organisation sowie auf ihre Funktion in der Gesellschaft
anzuwenden.
[V58:27] Anmerkung: War auch der Anlaß der
Fortbildung das festgestellte Ausbildungsdefizit, so mußte der Ansatz ja
zugleich bei den vorhandenen Kompetenzen der Teilnehmer liegen. Es war
also auszugehen von dem, was sie wußten, dieses war zu erweitern,
vielleicht auch zu problematisieren und zu vertiefen. Bei den
biblisch-theologischen Inhalten war dies möglich durch Verstehen
biblischer Texte mit Einführung in die historisch-kritische Forschung
durch Fragen der Ekklesiologie und Probleme der Ethik. Anders war es im
sozialwissenschaftlichen Bereich, bei dem es zunächst einmal in den
ersten Modellen um eine Einführung in die Soziologie der
Industriegesellschaft ging, insbesondere der Jugendsoziologie, um
Lebensprobleme junger Menschen im Zusammenhang ihrer Entwicklung, um
Didaktik und Methodik der Jugendarbeit, insbesondere um Grundfragen der
Gruppenpädagogik und der Einzelfallhilfe. Das waren dann auch die
Inhalte der Kurse, die wir seit 1962/63 begonnen hatten und die im
wesentlichen auf einen Vorschlag von Helmut Kentler und mir
zurückgehen.
[V58:28] These 5.1
[V58:29] Wie werden die Teilnehmer an den
Fortbildungsveranstaltungen dazu befähigt, die eigenen theoretischen
Voraussetzungen ihrer Praxis zu formulieren, um sie in der
Auseinandersetzung mit Entwürfen der Theorie der Jugendarbeit zu
präzisieren und in ihrer Praxis zu bewähren? |a 17|
[V58:30] Anmerkung: 1964 war der Band
‚Was ist
Jugendarbeit?‘
vorgelegt worden. Er ist hier in diesem
Hause 1964 bei einer Tagung der Mitarbeiter der Jugendsozialarbeit
diskutiert worden, damals auch unter der Leitung von Dr. Faltermaier, mit folgenden
Podiumsteilnehmern: Dr. Berghaus von der Höheren Fachschule für
Sozialarbeit, Wolfgang Fischer von der PH Nürnberg, Wolfgang Scheibe von der PH in München-Pasing und Rudolf Laerum. Es kam uns
darauf an, in den Fortbildungskursen herauszuarbeiten, daß und wie der
Praktiker selbst an der Theoriebildung beteiligt ist, nämlich so, daß
seine eigenen Erlebnisse und reflektierten Erfahrungen umgesetzt werden.
Dazu sollte ihm die Auseinandersetzung mit den Theorieangeboten
dienen.
[V58:31] These 5.2
[V58:32] Wie gelingt es, theologische und
nichttheologische Aussagen auf überzeugende Weise zu
vermitteln?
[V58:33] Anmerkung: Dieses Problem ist
natürlich durch das Nebeneinander der beiden Arbeitsgänge, wie es in den
ersten Kursen konzipiert war, eher als Problem sichtbar geworden, denn
als Problem bearbeitbar. Theologische und nichttheologische Aspekte
wurden dann in den nächsten Kursen bei der Bearbeitung von Inhalten
stärker aufeinander bezogen: z.B. Sozialisation des Jugendleiters selbst unter besonderer
Berücksichtigung der religiösen Dimension; kirchliche Institution als
Träger von Jugendarbeit bis hin zur Institutionenkritik und der Frage,
wie in Institutionen als Mitarbeiter zu leben sei; Jugendliche in ihrer
Lebenswelt und in ihrer Lebensgeschichte als Partner im Feld kirchlicher
Jugendarbeit. Diese Inhalte, verteilt auf die drei Kurse, sollten
theologisch und humanwissenschaftlich bearbeitet werden. In der jüngsten
Phase wird in der Kombination von Langzeit-Fortbildungsprogramm und der
biblisch-theologischen Ergänzungsausbildung eine neue Version der
Vermittlung von Theologie und Humanwissenschaften in der Praxis
versucht. Ich möchte aber hinzufügen, daß das Problem auch in der
wissenschaftlichen Theologie, trotz verheißungsvoller Ansätze, ich nenne
nur die Namen der Münchner Kollegen Pannenberg, Rendtorff und Wagner, noch nicht befriedigend gelöst ist. Es
ist also kein Sonderproblem der Fortbildung für Mitarbeiter in der
kirchlichen Jugendarbeit und schon gar kein Sonderproblem des
Studienzentrums hier. Klar ist – und ich hoffe, Helmut Kentner
wird dies weiterhin bestätigen – die sogenannten
Humanwissenschaften sollten nicht als Hilfswissenschaften der Theologie
verstanden werden, aber Theologie sollte auch nicht als entbehrlicher
theologischer Zusatz zu den Humanwissenschaften mißbraucht
werden.
|a 18|
[V58:34] These 5.3
[V58:35] Wie wird das Gegenüber von
Fortbildungsteam und Teilnehmern an den Fortbildungsveranstaltungen so
aufgehoben, daß der Übergang von der Rezeption eines informativen
Lernangebots zum gemeinsamen Lernprozeß, vom abhängigen zum
selbständigen Lernen der Teilnehmer glückt?
[V58:36] Anmerkung: Diese These formuliert eine
Erfahrung, die sehr bald auch in Josefstal gemacht worden ist und dann
vor allem durch das Team Marianne Pflüger, Werner Schanz, Gottfried
Weber und Hubert Volk auf den Begriff
gebracht wurde. Sie haben dies in einem Beitrag in dem Band
‚Lernende
Kirche‘
veröffentlicht.
[V58:37] These 5.4
[V58:38] Wie wird rationales Lernen mit emotionalem
Lernen verbunden?
[V58:39] Anmerkung: Diese These kennzeichnet
den Übergang von der Gruppenpädagogik zur Gruppendynamik, die
insbesondere von Gottfried Weber durch
Selbsterfahrungskurse hier in die Fortbildungsarbeit eingebracht
wurde.
[V58:40] These 5.5
[V58:41] Wie kann sichergestellt werden, daß das
gemeinsame und selbständige Lernen ständig mit der eigenen alltäglichen
Praxis vermittelt wird? Die Geschichte von 20 Jahren Fortbildung in der
evangelischen Jugendarbeit läßt sich auch als ein Versuch beschreiben,
an der Lösung dieser Probleme zu arbeiten.
[V58:42] Vorbemerkung zu These 6
[V58:43] Man muß sich darüber im Klaren sein, daß die
Einrichtung von Studiengängen für die Jugendarbeit an Fachhochschulen,
wenn sie zum erwünschten Ziel führen, die Frage stellen, ob solche
Fortbildungseinrichtungen, wie es hier eine ist, nicht überflüssig
geworden sind. Es gab in der Tat am Anfang ja die Vorstellung, wir sind
Platzhalter, bis dann einmal in adäquaten Ausbildungsgängen Jugendleiter
ausgebildet werden und wir uns dann nach einer anderen Funktion umsehen
müssen. Man könnte sagen, daß die These 6 auf diesem Hintergrund
formuliert ist.
[V58:44] These 6
[V58:45] Qualifizierte Fortbildung ging einher mit den
Ansätzen zur Professionalisierung der Mitarbeiter in der Jugendarbeit
durch die Einrichtung entsprechender Fachhochschulstudiengänge. Diese
Professionalisierung könnte sich indessen als Holzweg
erweisen.
|a 19|
[V58:46] These 6.1
[V58:47] Durch Fortbildung vermittelte zusätzliche
Qualifikation verhilft hauptberuflichen Mitarbeitern in der Jugendarbeit
zu größerer Fachkompetenz. Dies ermöglicht ihnen einerseits mehr
Selbständigkeit gegenüber den in der kirchlichen Praxis dominierenden
Theologen, könnte sie jedoch andererseits auch dazu veranlassen, diese
Fachkompetenz gegenüber den Jugendlichen auszuspielen und damit die
Dominanz, die sie als Erwachsene ohnehin besitzen, zusätzlich
abzusichern. Insofern könnten die Ergebnisse der Fortbildung der
Forderung nach einer Jugendarbeit zuwiderlaufen, für die
Selbstbestimmung und Selbstorganisation der Jugendlichen konstitutiv
sind.
[V58:48] These 6.2
[V58:49] Das gemeinsame Lernen in Fortbildungsseminaren
hatte einerseits einen solidarisierenden Effekt hinsichtlich der
Durchsetzung der Interessen der Berufsgruppe, führte jedoch zu keiner
Statusverbesserung der Fortgebildeten und eröffnete ihnen keine
weiterführende Berufsperspektive.
[V58:50] These 6.3
[V58:51] Angesichts der absehbaren Entwicklung der
Personalplanung in der Kirche, bei der Bewerber mit theologischer
Qualifikation bevorzugt angestellt werden dürften, erbringt der Erwerb
von nichttheologischen Qualifikationen keine zusätzliche
Arbeitsplatzsicherung.
[V58:52] These 7
[V58:53] Künftige Fortbildung von Mitarbeitern in der
Jugendarbeit, die aus ihren bisherigen Erfahrungen lernt und die
möglichen Holzwege erkennt, ist nicht ohne Perspektive.
[V58:54] These 7.1
[V58:55] Die an der Fortbildungsarbeit Beteiligten
müßten an der Entwicklung einer solchen Fachkompetenz interessiert sein,
die in die Lage versetzt, über ihren möglichen Mißbrauch im Sinne
zusätzlicher Manipulation der Jugendlichen zu reflektieren und zu
versuchen, diesen Mißbrauch zu vermeiden.
[V58:56] These 7.2
[V58:57] Dies gelingt am ehesten dann, wenn sich die
Mitarbeiter nicht als Organisatoren des Praxisfeldes Jugendarbeit
begreifen, sondern als Berater von Jugendlichen, die in der Jugendarbeit
ihre eigenen Bedürfnisse organisieren.
[V58:58] These 7.3
[V58:59] Die offene Jugendarbeit mit
Arbeiterjugendlichen ist dasjenige Feld kirchlicher |a 20|Praxis, auf das sich die Fortbildungsarbeit in Zukunft
konzentrieren sollte, weil hier nach wie vor das größte Defizit der
kirchlichen Jugendarbeit besteht.
[V58:60] These 7.4
[V58:61] Die Gruppe der fortgebildeten Mitarbeiter
sollte konsequent daran weiterarbeiten, sowohl eine lohnende
Berufsperspektive zu entwickeln als auch ihren Stellenanteil an der
Personalstruktur der Kirche wenigstens zu erhalten. Dazu bedarf es einer
effektiven Selbstorganisation der kirchlichen Mitarbeiter.
[V58:62] These 8
[V58:63] Der kirchlichen Jugendarbeit und der auf sie
bezogenen Fortbildung eröffnen sich in dem Maße neue Perspektiven, in
dem begriffen wird, daß die sog. Jugendprobleme in Wirklichkeit die von
den Jugendlichen auf ihre Weise erfahrbaren Probleme der Gesellschaft
sind.
[V58:64] These 8.1
[V58:65] Die sog. Jugendunruhen können als Versuche von
Jugendlichen begriffen werden, Widersprüche in der Gesellschaft durch
magische Symbolhandlungen zu lösen.
[V58:66] These 8.2
[V58:67] Jugendarbeit kann dabei helfen, Ursachen und
Dimensionen der gesellschaftlichen Widersprüche aufzuklären,
„Wege aus der Gefahr“
zu entdecken und sie, möglicherweise tastend, suchend,
scheiternd zu gehen.
[V58:68] These 8.3
[V58:69] Ökologie und Friedensbewegung sind als ein
miteinander zusammenhängendes Problemfeld zu begreifen, in dem sich die
künftige Praxis kirchlicher Jugendarbeit zu bewähren hat.
[V58:70] These 8.4
[V58:71] Die in dem Wunsch,
„ganz zu sein“
intendierte religiöse Erfahrung und ihre
theologische Reflexion sind, recht verstanden, keine Flucht
aus dieser Bewährung, sondern eine notwendige Bedingung
ihrer authentischen Ermöglichung.
Die Diskussion
[V58:72] Faltermaier:
Diese Erfahrungen, Holzwege und Perspektiven werden wir
hier auf drei Ebenen zu besprechen haben, einmal in Bezug auf die
unmittelbare Fortbildungsarbeit in Josefstal, dann in Bezug auf
evangelische Jugendarbeit und zum dritten im Bezug auf Jugendarbeit
allgemein. Wir beginnen mit einem |a 21|ersten
Kommentar der Teilnehmer am ersten Kurs.
[V58:73] Esselborn:
Mein Statement ist eine Frage an die Praktiker, die jetzt
Fortbildung machen, und bezieht sich auf das in Punkt 5.3 angesprochene Gegenüber von Fortbildungsteam und
-teilnehmer in den Fortbildungsveranstaltungen. Vor 20 Jahren war es für
mich die erste Fortbildung, die ich außerhalb meiner Landeskirche hier
mitmachte. Es war eine Zeit, in der die Studentenbewegung und die Frage
nach der Autorität noch lange, lange vor uns lagen. Ich hatte von meiner
Schulzeit und meiner Ausbildungszeit her die Erfahrung, daß Wissen für
uns Autorität war, und insbesondere der, der es vermittelt hat, wurde
nicht hinterfragt. Nun kam ich hierher und hatte 6 Jahre Erfahrung in
der Jugendarbeit, die ich aber noch nicht als theoretisches Wissen
verstehen konnte. In Josefstal bekam ich nun viel Information, die auch
mitgeschrieben wurde. Ich denke, daß dieses Wissen und diese
Informationen von mir nur rezeptiv aufgenommen werden konnten. Für mich
war das damals wichtig. Zugleich war ich aber sehr verunsichert von den
ersten Schritten, die das Team damals getan hat in Richtung gemeinsamer
Lernprozeß. Inzwischen habe ich selbst sehr viele Erfahrungen in
Fortbildung gemacht, insbesondere auch zur Zeit in der
Erwachsenenbildung. Für mich ist die Frage geblieben, wie mache ich das
als Fachfrau mit meinen Kenntnissen, daß ich dabei den Mitarbeiterinnen
die notwendige Information zukommen lasse, ohne sie dabei zu sehr zu
beeinflussen. Wie bringe ich mein Wissen ein, daß es den anderen hilft,
weiterzulernen? Ich möchte auch nicht zurück zu den Erfahrungen, die ich
vor allem in der Schülerarbeit mit Werner Schanz und anderen
gemacht habe, wo wir unsere Informationen verborgen hielten, um in
ehrlichem Bestreben mit den Schülern demokratisch und antiautoritär auf
einer Stufe zu stehen. Ich denke, das konnte nicht richtig gelingen.
Jetzt möchte ich gerne wissen, was ist denn nötig und wie müssen wir
arbeiten, daß der Wissensvorsprung der hauptberuflichen Mitarbeiter
nicht verunsichert, sondern dazu hilft, daß die ehrenamtlichen
Mitarbeiter für sich dann zum selbständigen Lernen kommen?
[V58:74] Kentler:
Ich habe es nie so empfunden, daß ich ein Voraus habe an
Wissen, Informationen und daß andere, die diese Informationen nicht
haben, verunsichert werden. Denn ich habe immer empfunden, daß ich
sozusagen gesellschaftlich freigestellt bin in eine ungeheuer
privilegierte Position, die mich aber auch sehr unsicher macht. Ich habe
ein Riesendefizit an praktischer Lebenserfahrung. Als ich nach Josefstal z.B. mit Jugendlichen im Gefängnis gearbeitet habe, war ich
überwältigt von dem, was die mir an Lebenserfahrung mitteilten, da war
ich ein ganz kleines Hühnchen. Und auch hier in Josefstal war es
ähnlich, was da jüngere Leute, aber auch ältere, wenn ich an unsere
Ge|a 22|meindetagungen denke, was die alles hier
einbrachten, war für mich wirklich damals eine neue Welt. Und von daher
möchte ich zuvor vor allem von Herrn Bäumler Gesagtes ergänzen: Ich meine
nämlich, daß das, was mich damals hier besonders gepackt hat, das war
die Konzeption von Jugendarbeit als eine Möglichkeit der Gemeinde, mit
ihrem Nachwuchs, also mit den Jüngeren, im Gespräch zu sein und sich
gegenseitig zu begleiten. In diesem gegenseitigen Gespräch konnten
Lebenserfahrungen von beiden Seiten in all ihren Schwierigkeiten
eingebracht werden. Und das war für mich einer der brennenden Punkte in
Josefstal, daß ich teilnehmen konnte, daß da eine ganze Gemeinde in
Bewegung kam und wieder besser miteinander leben konnte. Wenn das
gesamtgesellschaftlich zu einem Modell geworden wäre, dann hätten wir
sicher manche Auseinandersetzung zwischen Jungen und Alten, die ja oft
vom Unverständnis, ja von der Feindschaft zwischen den Generationen
geprägt sind, heute nicht.
[V58:75] Giesecke:
Was Helmut
Kentler eben beschrieben hat, ist ihm, glaube ich, deswegen
gelungen, weil er damals wenig genug von Pädagogik und
Erziehungswissenschaft verstanden hat.
[V58:76] Kentler:
Das stimmt.
[V58:77] Giesecke:
Und das ist mein Stichwort: Herr Kentler, was Sie eben beschrieben haben,
den Austausch der Erfahrung zwischen den Generationen, das ist durch die
Professionalisierung inzwischen wegrationalisiert worden. Die
pädagogische Professionalisierung in den letzten Jahren hat sich
ausschließlich auf die pädagogische Dimension als einer instrumentellen
im Umgang mit den Anderen konzentriert. Also: Wir haben gelernt oder
gelehrt, wir man andere motivieren soll, obwohl jeder im Grunde weiß, daß
das planmäßig überhaupt nicht möglich ist, weder für einen Einzelnen
noch für eine ganze Klasse. Die in der Professionalität erworbene
Kompetenz bezieht sich jetzt nicht mehr darauf, was Kentler beschrieben hat, sondern sie
bezieht sich jetzt auf die Fähigkeit, andere zu manipulieren, zu
instrumentalisieren und zwar ohne jeden Inhalt. Die Kompetenz
hinsichtlich der inhaltlichen Qualifikation ist also nicht gewachsen,
sehr wohl allerdings eine Kompetenz,etwa im Rahmen der Interaktionstheorie, alle Vorgänge
psychoanalytisch zu bewerten. Aber man hat z. B. nicht gefragt, ob zur
Kompetenz auch so etwas Altmodisches gehört, wie daß jemand Gitarre
spielen kann oder weiß, wie man jemandem, der das gerne möchte, das
beibringt. Oder wie man mit jungen Leuten über Filme redet usw. Die
Professionalisierung, und das ist ihr Problem, ist eine einseitige
pädagogische Professionalisierung geworden, in der eben das, was von
Kentler so gut
beschrieben wurde, und was auch mit meiner Erfahrung aus dieser Zeit
übereinstimmt, |a 23|nicht mehr möglich ist, sondern
eben dies ist geradezu zu dem Unprofessionellen geworden. Wofür lernt
denn jemand so und so viel Semester Pädagogik, wenn er nichts anderes
tun soll, als das, was jeder normale Mensch tut? Wenn ich mit jüngeren
Kollegen, z.B. in der offenen Jugendarbeit, rede, so fragen sie mich oft, was
soll ich denn jetzt machen? Wenn ich ihnen dann sage, gehen Sie doch
einfach mal hin und reden Sie mit den Leuten, hören Sie mal zu, schalten
Sie sich ein, dann kommt die Reaktion: Ja, aber das kann doch nicht
reichen! Hier kommt sehr viel Überspanntes, ja Verzweiflung in die
Arbeit, ohne daß man Naheliegendes tut, einfach dies, was man früher mit
dem altmodischen Begriff
‚Begegnung‘
bezeichnet hat,
also, daß man sich anderen gegenüber öffnet und weiß, welche Erfahrungen
er hat, und einfach mal abwartet, ohne Lernziele sich vorzunehmen und
irgendwelche Motivierungen. Damit will ich jetzt nicht die pädagogische
Qualifikation insgesamt abwerten, ich kritisiere nur ihre ständige
Planungsintention. Etwas ganz anderes ist es, wenn man pädagogische
Qualifikationen zur Korrektur von vorhandenen Lebensverhältnissen, z. B.
in einem Heim der offenen Tür, anwendet. Man kann ja davon ausgehen, daß
da schlicht Leute erstmal zusammenleben und ihre Freizeit verbringen.
Pädagogik wird erst dann eingeschaltet, wenn es Probleme gibt und dann
sind auch all die psychologischen Kenntnisse sinnvoll. Zusätzlich kann
man das Problem der Professionalität auch von der Arbeitsplatzebene her
sehen. Da bilden sich jetzt viele Ideologien heraus, was für den einen
Arbeit ist und zwar Arbeit, um die man heute kämpfen muß, damit die
Arbeitsplätze sicher bleiben, dies ist für den anderen Freizeit. Und
dieser Widerspruch spitzt sich zu bei Fragen der Arbeitszeit, des
Gehaltes usw. Wenn man heute über Fortbildung spricht und die Frage
ihrer Organisierung, so muß man darüber nachdenken, wie man diese
falschen angelernten professionellen Attitüden auf den richtigen
menschlichen Punkt wieder zurückbringen kann, ohne dabei jäh die
Professionalität zu zerstören. Das wäre nach meiner Meinung ein ganz
wichtiges Ziel von Fortbildung, sozusagen einfach die elementaren
menschlichen Zusammenhänge, die da draußen stattfinden, auch wieder zu
verteidigen und insbesondere diese elementare menschliche Begegnung auch
als qualifiziertes pädagogisches Verhalten zu verteidigen.
[V58:78] Kolodzei:
In Erweiterung zu dem, was Herr Giesecke gesagt hat, ist auch
festzustellen, daß es Institutionen gibt, in denen diese Leute nur
arbeiten, die da Pädagogik betreiben und diese Institutionen haben ganz
bestimmte Anforderungen an diese Mitarbeiter, sonst würden sie diese ja
gar nicht einstellen und auch nicht bezahlen. Diese Mitarbeiter werden
so von diesen Institutionen ganz stark unter Druck gesetzt. Und damit
kommt etwas dazu, daß nämlich Päda|a 24|gogen ihre
erlernten Qualifikationen hernehmen müssen, um bestimmte Ziele, nämlich
genau die Erwachsenenziele von irgendwelchen Einrichtungen, bei denen
sie angestellt sind, durchzusetzen. Und jetzt wird es ganz schlimm: die
besondere Dominanz, von der Herr Bäumler gesprochen hat, daß hier also mit sehr diffizilen
und subtilen Mitteln gearbeitet wird, hat zur Folge, daß nicht der
eigene Weg der Jugendlichen, sondern der der Institutionen pädagogisch
weitergegeben wird. Es entsteht die prekäre Situation, daß Beratung, die
jetzt gerade so
„in“
ist und die auch Herr Bäumler erwähnt hat, daß
diese Beratung in unseren Einrichtungen genau so betrieben wird, daß
dadurch bei aller inhaltlichen Qualifizierung bestimmte Erwachsenenziele
auf die jungen Leute losgelassen werden. Sicher oft mit einem fröhlichen
Entgegenkommen, aber im Grunde weiß jeder, was am Ende herauskommen muß.
Das sind aber Aufgaben, die kriegt man so serviert, und hier liegt auch
eines der Probleme der Mitarbeiter. Wir müssen ganz bestimmte Ziele
vermitteln und nach dem, was die jungen Menschen dabei empfinden, wird
wenig gefragt.
[V58:79] Schaller:
Ich kann auch an das anknüpfen, was von Herrn Giesecke gesagt worden ist,
muß aber dann feststellen, daß sich an dem, was Herr Bäumler in den Thesen 3 und 4
formuliert hat, nichts geändert hat. Es bestehen nach wie vor
Ausbildungsdefizite, wenn auch in anderen Formen. Ich glaube, daß den
Auszubildenden in den einzelnen Studiengängen ein anderes Praxisfeld
vermittelt wird und andere Notwendigkeiten suggeriert werden, als sie in
der Praxis dann vorkommen. Die Fortbildungsinstitutionen sind also
ständig vor die Notwendigkeit gestellt, hier zu korrigieren und diese
Defizite aufzuholen. Das ist eine Zwangssituation, die auf die Dauer
nicht nur nicht erträglich ist, sondern keine oder wenig Perspektiven
bringt. Ich glaube, daß die Fortbildungsstätten heute überwiegend vor
die Aufgabe gestellt sind, das bestehende Praxisfeld mit den Teilnehmern
laufend zu reflektieren. Die Frage bleibt dabei, wie das reale
Praxisfeld noch besser ins Blickfeld der Ausbildungsstätten hineinkommt.
Wie könnte das alles besser zusammenklingen, so daß Fortbildung im
Grunde genommen eine sinnvolle, kontinuierliche Fortsetzung der
Ausbildung ist? Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein Problem
von Jugendarbeit allein, sondern um ein Problem des gesamten
außerschulischen Feldes, ebenso in der Erwachsenenbildung.
[V58:80] Mollenhauer:
Als Hermann
Giesecke vorhin seine Skepsis deutlich machte gegenüber dem,
was Pädagogik oder Pädagogisierung ist, da dachte ich, man müßte
vielleicht diese Skepsis noch ein Stück weiter treiben: [V58:81] Du hast vorhin gesagt, daß es so viele
falsche angelernte pädagogische Attitüden gebe und das klang so wie ein
moralischer Appell
„Nun laßt mal diese At|a 25|titüden oder hört damit auf, denen das beizubringen,
wenn ihr in Ausbildungsstätten tätig seid!“
Aber ich frage mich,
sind das wirklich angelernte Attitüden oder ist das Ganze nicht das
Symptom eines langen historischen Prozesses, den man zunächst einfach
mal so zur Kenntnis nehmen sollte. Also ich halte längst nichts mehr von
dem Optimismus im Hinblick darauf, daß Jugendarbeit etwas Sinnvolles
ist, wie ich ihn noch vor 20 Jahren hatte. Damals hat Helmut Kentler, und das hat
mir sofort eingeleuchtet, gesagt, es gibt die drei großen Institutionen
innerhalb unseres Erziehungswesens: Das ist die Familie, das ist die
Schule, das ist die Jugendarbeit. Die Schule, die brauchen wir ja
offenbar noch, das sind einfach bestimmte materielle Notwendigkeiten der
gesellschaftlichen Reproduktion. Ob wir die Familie brauchen, das ist
schon die zweite Frage. Die Jugendarbeit jedenfalls ist entbehrlich.
[V58:82] Nun versuche ich, diesen
Gedanken historisch zu erläutern: In der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts starben ungefähr 50 % der jungen Leute, ehe sie erwachsen
wurden und es gab in dieser Zeit in Europa nur eine handvoll Leute, die sich darüber beklagt haben, ein paar Mediziner, ein
paar Pädagogen und innerhalb des sich festigenden Bürgertums ein paar
Leute. Dem größten Teil der Bevölkerung hat es aber im Prinzip nichts
ausgemacht, daß nur die Hälfte der geborenen Kinder in die Gesellschaft
als Erwachsene übernommen wurden. Danach begann ein Prozeß, der bis Ende
des 19. Jahrhunderts abgeschlossen war, an dessen Folgen wir aber auch
im Augenblick noch herumknabbern. Es geschah nämlich plötzlich eine
starke Intimisierung der Beziehungen der Menschen zueinander, und zwar
nicht nur der Beziehungen zu den Kindern, sondern zunächst einmal eine
Intimisierung der Beziehungen der Erwachsenen zueinander. Das ist
sozusagen die Geburtsstunde der Psychologie. Die Psychologie profitierte
davon in ihrer Entstehungssituation, daß plötzlich Leute anfingen, sich
fürs Private zu interessieren. Für das 15. oder 16. Jahrhundert war dies
für den größten Teil der Bevölkerung eine völlig absurde Vorstellung,
weil die Orientierung an der Gemeinschaftlichkeit des Gemeinwesens
übermächtig war. Nun fängt also plötzlich die Intimisierung, die
Individualisierung an. Sozialhistoriker der Familie meinen z. B., daß
gerade die Forcierung der kapitalistischen Entwicklung dafür die
materiellen Ursachen geboten hat. Und was folgte daraus: Jetzt fangen
wir an, eine Erziehungsinstitution nach der anderen zu gründen. Erstmal
wird die Schulpflicht eingeführt, dann die Schulzeit verlängert, also
nicht mehr mit 12 Jahren raus aus der Schule, sondern erst mit 14, dann
wird nochmal wieder verlängert, dann kommt die Sekundarstufe, dann
kommen die flankierenden Maßnahmen, die Jugendarbeit fängt an usw. Bis
hin zu dem ganzen differenzierten Kontrollapparat, den wir heute haben,
der ja nicht nur aus Pädagogik besteht, sondern da wird auch
therapeutisiert und |a 26|psychologisiert und wieviele
Therapien wir im Augenblick haben, das kann man kaum noch übersehen.
Alle paar Monate entsteht was Neues. Der Effekt der Geschichte ist, daß
im Vergleich zu dem, was früher das Jugendalter zwischen dem 13. und 19.
Lebensjahr gewesen ist, eine Enteignung stattgefunden hat. Oder wie
Hermann Giesecke das
neulich in einem sehr schönen Aufsatz gesagt hat: Die Jugend ist von
einer sozialen Gruppe zu einem Fürsorgefall geworden, also zum Objekt
von Fürsorge. [V58:83] Natürlich gab es
immer sozusagen jugendliche Konfliktsituationen. Ich habe aus Anlaß der
Beunruhigung, die von den Hausbesetzungen her kommt, wenn da Steine
fliegen und Scherben auf der Straße zurückbleiben usw., nachgefragt, wie
das eigentlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war. In Jena
war dies der normale Alltag des Jeaner Bürgers. Jede Woche gab es da gewaltigen Krawall und der war
schlimmer als das, was wir heute da erfahren und der war massenhafter;
es haben sich mehr daran beteiligt und die Bürger waren stärker
verängstigt, weil es eben noch ein wenig mehr Öffentlichkeit gab. Man
konnte sich nicht ganz so stark zurückziehen. Das war der Alltag in
einer Stadt wie Jena, wo es allerdings ein bißchen schlimmer war als in
anderen Städten. Das lag auch mit an den Studenten. Dieser alte Habitus
war dadurch gekennzeichnet, denke ich, daß man den jungen Leuten ihr
eigenes Territorium nicht streitig machte, daß man ihnen ihre eigenen
Formen in der Auseinandersetzung mit ihren unmittelbaren, im Übergang
befindlichen Lebensproblemen nicht streitig machte. Die pädagogische
Entwicklung hat ihnen diese Spielräume genommen. Pädagogik ist natürlich
dann nichts anderes, und das ist das Problematische der Korrektur, als
die Korrektur von Problemen, die sie selber erzeugt hat. Wenn wir die
Jugend als Fürsorgefall definieren, wenn wir dauernd sie erziehen, sie
beraten wollen usw., dann ist Beratung nur ein freundlicheres Wort für
ähnlich geartete Kontrollmaßnahmen, dann dürfen wir uns nicht wundern,
wenn sozusagen dauernd ungelöste Probleme auch irrationalen Ausdruck
finden. Ich weiß nicht, welche
Konsequenz man daraus ziehen soll, aber es lohnt sich vielleicht,
darüber nachzudenken und es auch provokativ zu sagen, das Beste, was man
der jungen Generation und auch dem Verhältnis der Generationen
zueinander antun kann, ist, daß man die ganze Jugendarbeit abschafft.
Für Josefstal hat man sicher eine gute weitere Verwendung, die
Überlebenschancen einer solchen Einrichtung hängen nicht nur davon
ab.
Faltermaier:
Das haben Sie davon, wenn Sie Theoretiker hierher
einladen; aber hören wir nun, was der Vertreter einer kirchlichen
Institution hierzu zu sagen hat!
Gaulrapp:
Ich glaube, die Realitäten liegen zwischen Herrn Kolodzei
und Herrn Mollenhauer in der Weise, daß Herr
Kolodzei sagte, es sind Jugendleiter, die von Institutionen
angestellt sind und darin bestimmte Dinge machen müssen und daß sich bei
Herrn Mollenhauer ausdrückte, Professoren
sind offensichtlich angestellt, um Dinge machen zu können, die sie
wollen. Dieser Freiraum, der sich bis hinunter zum Praktiker oft in
Unverständnis weiterentwickelt zur Frage, was soll ich jetzt damit
machen. Was der Professor da entwickelt hat, ist für die Praktiker der
Jugendarbeit, die selber Kontakt mit Professoren haben, zu einer
gewissen Schwierigkeit geworden. Wie vorhin schon angedeutet, habe ich einen gewissen Wandel in der
Institution Josefstal festgestellt. In den ersten Jahren war das
Arbeitsthema des Hauses eindeutig: Jugendarbeit im Gemeindeaufbau. Das
war eine Zielrichtung, mit der ich mich solidarisieren konnte, wo ich
meine Arbeit wiederfand, ich wußte auch, wo Jugendarbeit hingehört. Es
gab keine Frage, schaffe ich sie ab, mache ich weiter, sondern es gab
eindeutig junge Menschen und eine Kirche. Und wenn ich an diese Zeit ein
bißchen zurückdenke, dann war eindeutig, daß es um Jugendarbeit der
Kirche ging, aber auch um Jugendarbeit in der Kirchengemeinde, in der
diese Jugend ihren Ort hatte, an dem sie lebte und auch der Jugendleiter
beheimatet war. Mir fällt nun auf, daß, wenn heute von kirchlicher
Jugendarbeit gesprochen wird, von der Gemeinde sehr wenig die Rede ist.
Ich bedaure dies ein bißchen, denn man muß ja die Befürchtung haben, daß
es bedeuten könnte, daß hier eine kirchliche Jugendarbeit ohne Gemeinde
angesteuert wird, gewissermaßen nebendran als eine Sonderform von
Gemeinde oder vielleicht sogar eine Jugendarbeit ohne Kirche gemeint
ist, was bloß noch nicht so deutlich rauskommt, vielleicht ist das der
Werdegang. Da würde ich sagen, das wäre für mich ein Holzweg, der
wirklich ein bißchen ins Unwirkliche führt. Vielleicht ist auch die
andere Frage berechtigt, kommt die Jugend der Kirche heute in der
Gemeinde überhaupt noch vor? Braucht die Ortsgemeinde die Jugend oder
ist sie ein Störfaktor, will man sich ihrer entledigen? Früher hat man
gesagt, die Jugend muß in den Keller, da sieht man sie nicht so, da
können sie ein bisserl was machen. Heute sind sie aus dem Keller
herausgekommen, aber sie beanspruchen ganze Gemeindehäuser, sie
beanspruchen schon manchmal die Kirchen für sich, und das stört
natürlich die Gemeinde. Ich wäre dankbar, wenn heute deutlich würde, daß
dieses Studienzentrum für
Evangelische Jugendarbeit sich weiterhin um die Kirche und
ihre Jugend bemüht, um die christliche Gemeinde und die junge Generation
und daß sie diesem Problem nicht ausweicht. Die Gefahr, daß man sich
hier nur mit allgemeinen pädagogischen Problemen befaßt, die auch
wichtig sind, ist jedenfalls gegeben. Ich wäre dankbar, wenn man die
allgemeine Pädagogik auch im kirchlichen Aspekte
immer wieder neu sehen könnte.
Faltermaier:
Ich eröffne nun die Diskussion auch unter Einbeziehung des
Plenums!
Schaller:
Darf ich noch eine Rückfrage an Herrn Mollenhauer stellen? Das ist natürlich auch unsere Erfahrung
in der Jugendarbeit gewesen. Sie wissen, daß sich all die
gesellschaftlich relevanten Entwicklungen nicht innerhalb, sondern
außerhalb der Jugendarbeit vollzogen haben, daß Jugend sozusagen ihre
eigenen Wege gegangen ist, und wir in irgendeiner Form versucht haben,
hinterherzuhasten, ja versucht haben, die Jugendverbandsarbeit zum
Sprecher solcher Bewegungen zu machen. Aber das war ein richtiger
Holzweg. Wenn ich Sie recht verstanden habe, meinen Sie aber nun doch
nicht, daß die Jugendarbeit ganz abgeschafft werden muß. Ein bißchen
etwas muß oder sollte doch noch geschehen. Was wäre nach Ihrer
Auffassung dann die Aufgabe von Ausbildung und Fortbildung?
Kolodzei:
Ich habe auch noch eine Rückfrage an Herrn Mollenhauer, da ich ihm nicht ganz abnehme, daß
er die Jugendarbeit abschaffen will, die ganzen Leute hier hätten dann
ja alle keine Arbeit (großes Gelächter). Ich denke, daß es heute
notwendig ist zu überlegen, wie denn Jugendarbeit oder auch Fortbildung
in der Jugendarbeit mit einem anderen Stellenwert aussehen könnte. Vor
einem Jahr hat hier Hellmut
Lessing ein Referat über die Jugendarbeit in den 80er Jahren
gehalten (s. Werkstattbericht 1980 des Studienzentrums Josefstal) und mir ist
noch sehr erinnerlich, daß er gesagt hat, wenn die Jugendarbeit es nicht
schafft, in den Alltag der jungen Menschen hineinzukommen, dann
allerdings gehört sie abgeschafft. Und ich glaube, daß da Hoffnung
liegt. Dabei ist insbesondere zu untersuchen, ob Jugendarbeit allein in
Gruppen stattfinden kann, bis hin zur Frage, ob sich der Einzelne in der
Gruppe verändern kann. Die Anbindung an die Realität in der Gesellschaft
draußen ist unbedingt nötig. Ich denke, daß Jugendarbeit in Zukunft viel
stärker wirklich in den Alltag hineingehen soll. Ich glaube z. B., daß
Jugendarbeit etwas zu tun haben muß mit dem Betrieb, mit der Schule und
natürlich auch mit dem Freizeitbereich. Dabei stellt sich natürlich die
Frage, wie diese Entpädagogisierung in unserem Verhältnis mit den jungen
Leuten überhaupt aussehen kann. Und dies hat auch Konsequenzen für
Fortbildungssstätten, die können nämlich nicht länger in ihren schönen
Häusern sitzenbleiben. Wir reden gerade in Gauting darüber im Institut für Jugendarbeit, wie
das alles morgen so aussehen muß. Es ist problematisch, aber wenn der
hauptberufliche Jugendarbeiter aus dem Gemeindehaus raus muß und aus den
Jugendräumen hinein in die Lebensbereiche der jungen Leute, dann gibt es
auch eine Konsequenz, die heißt: auch Leute der
Fortbildung müssen aus so einem schönen Haus wie diesem in Josefstal
herausgehen und die Mitarbeiter in dem Alltag der Jugendlichen
begleiten. Ich denke, daß hier eine neue Möglichkeit liegt, in der
Jugendarbeit noch leben kann.
Faltermaier:
Aus einem Manuskript, das ich gerade lese, habe ich den
Bericht eines Streetworkers in Erinnerung: Er ist hinausgegangen in die
Kneipe und hat dort versucht, die Jugend dort, wo sie sich auf hält,
dort, wo sie lebt, zu treffen. Und er stellt am Schluß sich selber die
Frage: Mache ich jetzt nicht auch noch mit meiner Pädagogik dieses
letzte Reservat der Jugendlichen mir zu eigen? Da waren sie doch noch
unter sich, haben unter sich alles geregelt und es ist gegangen. Jetzt
bin ich dazwischengekommen, und was geschieht nun? Das fand ich schon
eine wichtige Frage, eine Existenzfrage für die Jugendarbeit.
Mollenhauer:
Das ist genau die Richtung, in der ich antworten will. Also
für mich hat schon Ihre Formulierung Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Offending node: TEI///////q
etwas Terroristisches. Das ist der klassische Fall von Familienfürsorge,
die ja eine Reglementierung insbesondere der Lebensformen des
Proletariats ist. Sie war relativ erfolgreich im vorigen Jahrhundert und
ist es bis in die Gegenwart hinein durch dauerndes Kontrollieren dieses
Alltags. Dazu eine Anekdote: Die Architekten haben das ausdrücklich um
1800 gesagt: Wir dürfen in Zukunft Wohnungen für Familien nur noch so
groß bauen, daß dort möglichst keine Gäste, keine Fremden reinkommen,
aber groß genug, daß jeder darin sich selbst reproduzieren kann. Also
innerhalb der Familie noch einmal ein bißchen Privatisierung für jeden,
aber ja nicht mit anderen Gruppen und ohne Berührung mit politischen
Inhalten. Das war also das architektonische Programm und zugleich das
Programm der Familienfürsorge. Auch wenn ich etwas ø, so ist doch damit viel Schlimmes passiert. Und jetzt sagen
Sie noch, daß die Jugendarbeit auch noch da rein kommen soll. Ich frage
mich, welchen Grund haben wir, so etwas zu favorisieren, wenn nicht den,
daß eine gesellschaftliche Entwicklung, mit der wir nun leben müssen,
einfach nicht so schnell abzublocken ist. Gut, ich will mich damit nicht
dafür aussprechen, daß Menschen, die eine lange Ausbildung genossen
haben, nun arbeitslos werden. Aber welchen Grund haben wir wirklich
dafür, diese Kontrolle des Alltags zu fordern? Wäre es nicht besser,
sich zurückzuziehen auf etwas, was auch Hermann Giesecke vorhin angedeutet hat
und was, wie ich vermute, auch Helmut Kentler gemeint hat mit seinem Hinweis auf das
Zusammenwirken der Generationen. Sich zurückziehen darauf, daß man
selber sich als Erwachsener zur Darstellung bringt, das auch
gelegentlich offensiv tut und damit zusammen
seine inhaltliche bestimmte Überzeugung darstellt. Das geht allerdings
nur, wenn man als Erwachsener selbst noch über die Kultur verfügt, von
der wir meinen, daß sie überlieferungswürdig ist. Und ich glaube, das
ist der Punkt, auf den es ankommt und an dem wir selbst mit unserem
Standpunkt unsicher geworden sind. Und das ist zugleich die
Fragestellung, die sich einer ganzen Gesellschaft wie der unseren
überhaupt stellt, ob sie noch dazu in der Lage ist, etwas
Überlieferungswürdiges weiterzugeben. Es ist die Frage, ob wir noch zu
einem Verhalten bereit sind, das uns als Erwachsenengesellschaft
darstellt, die sich mit unseren kulturellen Überlieferungen und der
möglichen Zukunft, die in dieser Überlieferung drinsteckt, identifiziert
und gegenüber der Jugend konfrontiert.
Kolodzei:
Nur einen Satz dazu: Wenn Sie das, was Sie jetzt gerade
ausgeführt haben, praktizieren, dann nehmen Sie es doch als Hintergrund
für Jugendarbeit. Und mit diesem Vorsatz gehen Sie doch auch in
Alltagsbereiche und leben als Erwachsene mit den Jugendlichen. In diesem
Sinne sind wir beide doch auf demselben Dampfer.
Mollenhauer:
Wenn die Jugendlichen mich aber gar nicht wollen?
Kolodzei:
Das ist wieder was anderes, dann schmeißen die
Jugendlichen Sie raus.
Faltermaier:
Wir sind damit wohl zu einem Hauptthema gekommen:
Legitimation und Inhalt der Jugendarbeit.
Schanz:
Ich meine zunächst einmal, wenn man so lange in der
Jugendarbeit war, dann ärgert es einen schon, wenn jemand ihre
Abschaffung fordert. Aber wenn einen etwas ärgert, dann ist ja auch
irgendwo was Richtiges dran. Herr Mollenhauer, Herr Giesecke, Sie sagen, die Jugend ist zu einem Fürsorgefall
geworden. Das stimmt gewiß, aber es ist gerade deswegen auch schwierig
geworden, dorthin zu kommen, wo die Jugendlichen leben, ich denke an die
Betriebe und an die Ausbildungsstätten, in denen ein Großteil unserer
Jugendlichen erwachsen werden muß. Und das finde ich bisher noch nicht
im Gespräch drinnen, diese gesellschaftlichen, wirtschaftlichen
Bedingungen. Denn nicht die Professionalisierung der Pädagogik hat die
Spielräume der Jugend genommen! Ob man sich die Straßen voller Autos
anschaut oder die Bedingungen der Ausbildungsstätten, dann merkt man,
daß die Jugendlichen für ø nur noch wenig übrig haben. Wie finden wir eine Antwort auf
die Frage, wie wir diese Bedingungen verändern können, damit sie in den
Auseinandersetzungen zwischen Kapital und Arbeit nicht kaputtgehen. Die
meisten gehen da kaputt oder werden erzogen für eine Pädagogik der
Industrie. Die Meister, mit denen wir reden,
sagen: Unser Erziehungskonzept kann gar nichts anderes sein als Drill.
Wenn einer feilen lernen will, dann muß er es eben lernen, dann muß ich
dahinterstehen. Und dieses Zeitmessen geht durch, bis wir erwachsen
sind, da bleibt nicht viel Spielraum und das, was ihm an Freizeit
bleibt, ist im Grunde nur eine Fortsetzung dieses Betriebs. Und da komm
mal einer rein, das ist verheerend schwer und ich finde schon, man
könnte die Jugendarbeit, so wie wir sie bisher machen, verändern und wir
müßten dann wieder viel stärker in diesen Bereichen aktiv werden. Dann
wären die 100 oder 120 Jugendleiter in Bayern längst nicht
arbeitslos.
Hanusch:
Ich stelle bei dem Lachen im Augenblick fest, daß unter
uns eine gewisse Lust am Zerbrechen da ist und ich meine, daß damit eine
gewisse Trauer übertüncht wird. Wenn ich die historische Analyse von
Mollenhauer auf die Situation der Kirche
in den letzten Jahren anwende, dann muß ich erfragen, wo kam die
Professionalisierung, also die hauptberuflichen Jugendleiter, her? Ich
glaube, man kann es nicht anders sagen, als daß dies ein Versuch der
Kirchenleitung war, sozialtechnologisch einzugreifen, um den
Zusammenbruch der Volkskirche aufzufangen und zu übertünchen. Wir haben nicht mehr oder fast nicht
mehr eine Struktur, in der eine genügende Zahl von Erwachsenen in einer
Gemeinde etwas für die Jugend tun könnte. Auch die Pfarrer haben sich
aus diesem Bereich deutlich zurückgezogen. Doch was kam anstelle dieser
funktionierenden volkskirchlichen Strukturen? Es kamen Profis, die man
sich – wie auch in vielen anderen Institutionen – von den
Fachhochschulen usw. geholt hat und die nun mit einer ganz bestimmten
Zielsetzung eingesetztwerden. Und nun zeigt sich, daß dieser Versuch in
zweifacher Weise gescheitert ist. Der Erfahrungsraum der Jugendlichen
wird reduziert und der Prozeß des Auseinanderbrechens von
volkskirchlichen Strukturen geht immer noch weiter. Und das ist zu Recht
zunächst einmal ein Punkt von Trauer, die wir aufnehmen müssen. Ist dies
der Fall, dann erscheint die ganze Betreuungs- und Beratungsstruktur:
hier professionelle Erwachsene, dort Jugendliche, in sich geradezu
infam, da diese Struktur immer noch eine intakte Erwachsenenwelt
suggeriert. Ausgangspunkt kann aber nur gemeinsame Betroffenheit über
das angesprochene Zerbrechen sein. Dadurch erhalten ganz bestimmte
Bewegungen innerhalb der Jugendlichen, die auf Autonomie und eigenes
Denken und auf entsprechende Symbolhandlungen hinführen, einen neuen
Stellenwert, sie werden zu einem Lernfeld für uns. Wenn ich das jetzt
für die Situation der Fortbildung weiterführe, dann scheint mir in ihr
vor allem eine intensive Hinwendung an die Inhalte und die damit
verknüpften kulturellen Zusammenhänge, aus denen wir kommen und die wir
noch kennen, wichtig. Wir selbst müssen uns zunächst einmal mit ihnen
und auch ihrem Verfallsprozeß auseinandersetzen
und dies dann gemeinsam mit den Jugendlichen auch tun. Das ist auch eine
Antwort auf die Anfrage von Frau Esselborn zum Verhältnis von Lehrenden und Lernenden in der
Fortbildung. Wir in Josefstal könnten dann ein Ort sein, wo dieses
Selbstlernen von uns und den Menschen, die hier sind, geschieht; und
auch ein Ort, an dem alle Inhalte, zu denen auch die Inhalte der
christlichen Tradition gehören, kritisch weitervermittelt
werden.
Giesecke:
Ich muß gestehen, daß mir das zu defätistisch diskutiert
wird, zunächst einmal Jugendarbeit abschaffen usw. ... Abgesehen davon, daß es allen
historischen Erfahrungen widerspricht, daß man so etwas fest Etabliertes
so einfach abschaffen kann. Ich finde das irgendwo auch entmutigend für
die Kollegen, die in diesem Bereich tätig sind. Was ich vorhin schon
sagen wollte, ist, daß es mir nicht gefällt, daß jetzt sofort wieder die
ganzen großen Ausreden mobilisiert werden. Wir haben mindestens 20 bis
30 verschiedene Ausreden gehört, von der gesellschaftlichen
Gesamtsituation usw. Aber, meine Damen und Herren, wenn dieses Haus ø und die, die es bestimmen, wollen, daß diese pädagogische
Manipulierung aufhört und ihre Leute das dürfen, daß diese Art von
Begegnung stattfindet, dann findet das statt, Gesellschaft hin,
Gesellschaft her. Wenn man das begriffen hat, dann müssen die Leute das
wollen und wenn sie Widerstände kriegen, müssen sie diese Widerstände
diskutieren. Die Frage ist doch nicht, ob die Kirche nicht Jugendarbeit
machen kann oder soll, indem sie für sich wirbt. Die Frage ist vielmehr,
mit welcher Ehrlichkeit sie das macht. Die Frage ist, ob sie
pädagogische Theorie, dieses ganze Zeugs, was da fabriziert worden ist
in den letzten Jahren, ob sie das jetzt benützt der Jugend gegenüber und
sie damit sozusagen betrügt, oder ob sie klar hergeht und sagt, wir
haben hier was anzubieten von unserer Religion, Kirche usw. her und nun
versucht es doch mal mit uns. Wir benützen also den größten Teil unserer
Intelligenz inzwischen dazu, uns das auszureden, was wir gerade tun
wollen.
Bäumler:
Ich will nochmal anknüpfen an das, was vorhin Herr Gaulrapp
sagte und ich freue mich, daß ich auch an das anschließen kann, was
gerade Herr Giesecke zu
bedenken gab. Wie Sie das vorhin sagten, Herr Gaulrapp, habe ich an
einen Kurs gedacht, bei dem wir in der Fortbildungsarbeit mit Material
gearbeitet haben. Gottfried Weber sagte,
wir müssen bestimmte Probleme jetzt auch mal darstellen. An einem
Vormittag waren die Jugendleiter dann im kleinen Studiensaal beschäftigt
und haben mit Hilfe von allen möglichen Sachen aus dem Sperrmüll ihre
Situation dargestellt. Ich habe noch eindrücklich eine janusköpfige
Gestalt vor Augen. Da hat sich einer hingestellt und interpretiert: So sieht er sich eben, als jemand zwischen den
Jugendlichen, ihren Fragen, ihren Lebensbedürfnissen, ihrer Lebenswelt
und dem Kirchenvorstand, der Erwachsenengemeinde, der nun auch die
Richtlinien seines Handelns bestimmt. Ich denke, das, was gerade Herr
Giesecke sagte, hilft
mir nochmals, das zu formulieren, was ich gerne sagen will, auch im
Blick auf das, was Rolf
Hanusch sagte: Weil die kritische Traditionsverarbeitung
nicht mehr in der gewohnten Weise sich vollzieht, hat der Professionelle
eine Aufgabe bekommen, die er leicht im Sinne des Technologischen
mißverstehen kann, des Manipulierens und des Manipulativen. Und dies
genau in dem Sinne, wie Sie gerade sagten, infam wirken kann. Dann ist
allerdings auch dem Hauptberuflichen zu sagen, wenn diese
Selbstverständlichkeit sich nicht mehr vollzieht, daß dies für ihn
bedeutet, daß er die unter den heute herrschenden Bedingungen noch
mögliche Weise der kritischen Traditionsverarbeitung zu seinem Teil mit
herstellen muß. Und dazu gehört, daß wir eben auch seit 20 Jahren die
Möglichkeit haben, in dieser Institution zu arbeiten und Obacht geben
müssen, daß sie nicht sozusagen ihre eigenen Möglichkeiten verkauft und
dann natürlich nur in dem Sinne bestätigend wirken kann, wie das vorhin
Mollenhauer gesagt hat. Herr Mollenhauer, ich habe zunächst damals auch die These von
Helmut Kentler von
der dritten Institution begierig aufgegriffen, weil uns damals geholfen
hat, in den sehr fraglichen Angängen, ob diese Institution hier
überhaupt weitergehen würde. Das war ja keineswegs am Anfang klar, es
gab natürliche Widerstände, auch die Fortbildungskurse sind nicht gleich
im ersten Jahr begonnen worden, sondern haben erst nach einigen
Überredungs- und Überzeugungsdiskussionen stattfinden können. Josefstal
ist von manchen Leuten auch immer wieder als sehr problematische
Einrichtung gesehen worden. In den ersten Diskussionen hat sich für mich
immer die Frage gestellt, ob es gelingt, die Fortbildungspraxis im
Interesse einer kritischen Traditionsübernahme angesichts von
unvorstellbaren Herausforderungen zu praktizieren. Die Stichworte Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0.
Offending node: TEI///////q und Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Offending node: TEI///////q, die Teile der jungen Generation in der Kirche
jetzt erkannt haben, sollen ja signalisieren, was vorhin auch Herr Mollenhauer meinte, was sind eigentlich heute
Überlieferungswerte, was ist überlieferungswerte Kultur? Die
Herausforderung ist ja enorm geworden und die Frage ist, ob unsere
wenigen Möglichkeiten, die wir haben, eben auch in dem Sinne der
Widerständigkeit gegen scheinbar unveränderbare Sachzwänge, im Interesse
eines freien Diskurses, auch zwischen den Generationen weiter zäh,
vielleicht oft enttäuscht, auch traurig, aber auch dann wieder
hoffnungsvoll, aufgenommen werden sollen.
Schüller:
Was bedeutet es, daß die Generation der Väter und
Gründer dieser Institution heute darüber befindet, ob Jugendarbeit noch
stattfinden darf? Den Schmerz, der damit verbunden ist, versuche ich
nachzuempfinden, zum anderen finde ich es aber auch überraschend. Von
Werner
Schanz her habe ich noch im Ohr, daß das nicht mehr
stattfindet, was im ø beschrieben ist Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0.
Offending node: TEI///////q. Sind sie vielleicht schon erwachsen
geworden, diese hauptberuflichen Jugendleiter, daß sie meinen, selber
genug zu wissen? Vielleicht ist das auch ein Bild für die Beziehung
zwischen Theorie und Praxis. Sind Theorie und Praxis wirklich bereit,
partnerschaftlich sich gegenseitig zu beeinflussen und in einem
gemeinsamen Lernprozeß die theoretische Anstrengung und die Praxis der
Jugendarbeit aufeinander zu beziehenø Müssen wir da nicht auch wenn es unbequem ist, immer wieder
umlernen?
Kabitz:
Mir geht sehr nach, was Herr Gaulrapp angesprochen
hat – das Verhältnis von Jugend und Kirche. Mir fällt dazu ein, was ich
kürzlich bei einem Besuch in Zürich mitbekam. Professor Theodor Strohm erzählte
mir, daß es in der Nacht davor wieder Rabatz um das Jugendzentrum
gegeben habe und er mit dabei war, um die Polizei vom Eingreifen
abzubringen. Und dann erfuhr ich von ihm, wie nachhaltig es sich
ausgewirkt habe, daß die doch eigentlich großbürgerlich geprägte
Züricher Kirche gegenüber den ø Behörden ihre Treuhänderschaft für dieses Jugendzentrum
wahrnimmt, damit es bestehen bleibt. Von daher geht mir die Frage nach: Wie lernen wir
eigentlich in der Kirche, wie lernt die Kirche, wie lernen wir
Erwachsenen, was im Blick auf die Jugend unsere Sache ist? Lernen
geschieht ja durch eigenes Betroffensein. Und das war es eigentlich, was
mich selber als Erwachsenen an Josefstal so beeindruckt hat: Erwachsene
können in der Kirche etwas von Jugendlichen lernen. Demgegenüber hat es
mich ziemlich erschüttert zu hören, wie man sich in unserer
Kirchenleitung über die Unvernunft der Nürnberger Pfarrer beklagte, die
sich dort für die verhafteten Jugendlichen eingesetzt haben. Nun müsse
man die dortigen Großindustriellen beschwichtigen, die aufgrund dieser
Vorfälle mit dem Kirchenaustritt drohten – sie zahlen ja mit die
höchsten Kirchensteuern. Die Frage richtet sich an jede Etage, von der
lokalen Kirchengemeinde bis zur Kirchenleitung: Was haben wir eigentlich
in den zwei Jahrzehnten, die wir heute feiern, gelernt?
Esselborn:
Ich will noch einmal zu dem Stichwort Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
transformKMG:make-quote(node(), xs:string, item()*, xs:string, xs:string*) [733:17:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0.
Offending node: TEI///////q sprechen und dabei zu
bedenken geben, daß wir zunächst einmal elementare Grundbedürfnisse
überlegen sollen, die von den Jugendlichen
eingefordert werden. Ich denke da ø an das Stichwort, daß es bei uns eine zunehmende
Minimalisierung der Lebensverhältnisse gibt und ich denke, es gibt auch
eine zunehmende Minimalisierung von Gefühlen bis hin zur
Gefühllosigkeit. Nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei
Jugendlichen. Und meine Frage ist nun in dem Zusammenhang: Was hat hier
die Jugendarbeit für eine Aufgabe, wieder diese Grundbedürfnisse nach
Wärme, Geborgenheit und Zugeneigtheit, nach Angenommensein erleben und
erfahren zu lassen und wie können hier hauptberufliche Mitarbeiter
lernen wie man das macht? Es geht mir dabei nicht um eine falsch
verstandene Ideologie von Familie, sondern wirklich darum, daß
Väterlichkeit und Mütterlichkeit wieder so erfahren werden, daß
Jugendliche das wieder weitergeben können.
Herrmann:
Ich habe bei dem, was Klaus
Mollenhauer gesagt hat, nicht deshalb geklatscht, um etwas zu
zerbrechen, sondern weil ich bestätigt wurde in der These, daß
Jugendbewegung und politische Aktion in der Jugend eigentlich immer von
der Subkultur ausgegangen sind und nicht von der Verbandsjugendarbeit.
Wenn man hier heute 20 Jahre Josefstal diskutiert, dann möchte ich an
das anknüpfen, was Herr Kabitz gesagt hat und fragen, was hat eigentlich
evangelische Verbandsjugendarbeit zur gesamtgesellschaftlichen
Entwicklung, insbesondere auch Entwicklung der Jugend, in den letzten 20
Jahren beigetragen? Und weiter, was hat eine Fortbildungsinstitution wie
Josefstal für diese Zielgruppe von engagierten Jugendlichen, die evtl.
eine Bandgruppe der evangelischen Jugendarbeit sind, für einen
Stellenwert in den letzten 20 Jahren gehabt? Hier wird immer von Jugend
geredet und mir scheint, daß hier die meisten Angestellte der Kirche als
Pädagogen sind und evangelische Jugendarbeit vertreten. Das ist aber nur
ein Teil von Jugend und bestimmt nicht der politische Teil, wohl auch
nicht die Mehrheit der Jugendlichen. Wenn Herr Kolodzei sagt, die
Pädagogen müßten rausgehen in den Lebensalltag der Jugendlichen, dann
frage ich mich, ist unser Lebensalltag nicht der gleiche Lebensalltag
wie der der Jugend? Dieser Lebensalltag und die Strukturen, die ihn
bestimmen, sind allerdings auch die Ursache für die Aktionen von
subkulturellen Bewegungen. Was haben wir angesichts dieser Tatsache als
evangelische Jugend zu vermitteln, welche kulturellen Werte sind es?
Sind es immer noch die kulturellen Werte von einer Minderheit der
Gesellschaft oder sind es die kulturellen Werte der Mehrheit, der
Arbeiter z. B., der Industriejugend, der Berufsschülerjugend, der
Schülerjugend usw.? Welches sind die Werte, auf die wir Wert legen
müssen, um sie nicht zu verlieren?
Faltermaier:
Jugendarbeit hat sicher einmal eine jugendschützerische
Tradition gehabt und zum anderen die Tradition, daß Jugendlichen die
eigene Weltanschauung einer gesellschaftlichen
Gruppe vermittelt wurde. In diesem Rahmen stellt sich noch einmal die
Frage nach Fortbildung und Praxis der Jugendarbeit. Man könnte die
Professionalisierung – bezogen auf die Kirche – auch historisch
hinterfragen: Wäre es nicht denkbar gewesen, Menschen aus anderen
Berufsbereichen, ø Pfarrer, Handwerker usw. einzusetzen und nicht Pädagogen? Wäre
damit nicht ein besserer, authentischer Austausch von Kultur zwischen
Jugendlichen und Erwachsenen denkbar?
Münchmeier:
Ich denke, es ist eine Verlegenheit der Fortbildung in der
Jugendarbeit, daß sie selber auch unter Legitimationsdruck steht. Das
verführt zu Unbescheidenheit; und diese Unbescheidenheit kennzeichnet
die Jugendarbeit generell. Um es provozierend zu sagen: Ich glaube, daß
sich Jugendarbeit in den letzten 20 Jahren in einer wachsenden Hektik
hat dazu verführen lassen, alle möglichen Probleme lösen zu wollen, d.h.
es immer richtiger, immer besser zu machen. Eine Folge davon ist sicher
die Professionalisierung der Jugendarbeit. Ich denke, daß Jugendarbeit
noch nie ein Monopol war. Es ist einfach falsch, wenn man von der
Jugendarbeit als der dritten Erziehungsinstitution im Sinne Kentlers spricht und sich
gar dabei noch vorstellt, als gäbe es eine in irgendeiner Weise
abgegrenzte Institution Jugendarbeit. Die größte Jugendarbeits-Firma in
München ist sicherlich Sport-Scheck und
ähnliche Unternehmungen, die an die 2.500 Skilehrer haben, von denen
mindestens 700 Jugendarbeit betreiben in Kinder- und Jugendskikursen.
Und das gilt auch für die Feriengestaltung, die ich ja selbst als
klassische Aufgabe von Jugendarbeit von der Jungschar an erlebt habe.
Das betreut heute Sport-Scheck sicherlich
weitaus mehr als das Jugendamt oder sämtliche Jugendverbände zusammen.
Obwohl nun Jugendarbeit sicher kein Monopol hat, hat sie doch einen
besonderen Anspruch, der sich im Unterschied zu den anderen nicht nur in
der Professionalisierung ausdrückt, sondern vor allem in der
Pädagogisierung. Sie hat einen pädagogischen Anspruch, allen
Widerständen und Widersprüchen ihrer Arbeit zum Trotz, dennoch Lösungen
zu finden, die Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Offending node: TEI///////q sind. Die Zustände in der
Jugendphase, in der Ausbildung, in der Familie, in der städtischen
Umwelt sind sehr widersprüchlich geworden. Die Jugendarbeit läßt sich
nun dazu verführen, Ersatz anzubieten: Sie bietet Ersatz für nicht mehr
gegebene Abenteuermöglichkeiten, für angeblich oder tatsächlich nicht
mehr vorhandene menschliche Beziehungen, für nicht mehr mögliche
Lernprozesse usw. Sie versucht, immer besser zu werden, indem sie
versucht, diesen Bedürfnissen immer gerechter nachzugehen und sie
unterstellt dabei, daß sie hier etwas pädagogisch Sinnvolles machen
kann. Dabei schafft sie doch nur miserable, schlechte Ersatzlösungen.
Ein Jugendhaus ø ist wirklich eine miserable Ersatzlösung für ein nicht mehr gegebenes Aktionsfeld in der
Gesellschaft. Der Pferdefuß ist dabei, daß sie ständig diese
Widersprüche selbst erfährt und scheitert. Die Professionellen können
eben nicht berufsmäßig Liebe und warme Beziehungen herstellen und sie
können erst recht nicht einem Jungarbeiter klarmachen, daß es eine tolle
Lebensperspektive ist, 30 Jahre Hilfsarbeiter in irgendeinem Betrieb zu
sein. Jugendarbeit macht nun
ständig diese Erfahrungen, aber sie greift sie nicht auf, sondern sie
gibt vor, daß man durch noch raffiniertere Pädagogik und durch noch
ausgeklügeltere institutionelle Maßnahmen dennoch Besseres schaffen
kann, also nicht nur ein Jugendhaus, sondern drum herum auch noch die
Streetworker und hinter dem Streetworker auch noch die Kontaktgruppe und
hinter der Kontaktgruppe auch noch etwas; das ist beliebig verlängerbar.
Hier liegt der Pferdefuß der ganzen Jugendarbeit und hier stellt sich
die Frage, die mir immer mehr auf dem Herzen liegt: Wann endlich wird
eigentlich Jugendarbeit diese m. E. notwendige Bescheidenheit lernen?
Stellt sich die Frage, wann begreift Jugendarbeit ihre eigenen Probleme
als notwendige Probleme, an die man geraten muß, wenn man in unserer
Gesellschaft versucht, Probleme wirklich aus der Welt zu schaffen, die
eben nicht aus der Welt zu schaffen sind, durch die billige Tour, daß
man ein paar bezahlte Pädagogen, daß man ein paar Jugendhäuser, ein paar
Jugendverbände oder sonst was, da drauf ansetzt. Würde Jugendarbeit sich
darauf einlassen, würde auch das Problem Professionalisierung oder
Pädagogisierung in einem anderen Licht erscheinen und es wäre aufklärbar
mit den Jugendlichen zusammen und müßte nicht in Richtung auf eine
Selbstabschaffung laufen. Dieser Gedanke ist ø ein Unfug, wenn man ihn real faßt und er ist unschädlich, weil
es ja nicht die leiseste Chance gibt, daß Jugendarbeit abgeschafft wird,
im Gegenteil, der Staat hat ein vehementes Interesse daran, daß
Jugendarbeit läuft. Er hat allenfalls ein Interesse daran, daß sie nach
ihrem bisherigen Umfang billiger läuft als bisher, aber sicher kein
Interesse, Jugendarbeit abzuschaffen. Aber würde sich Jugendarbeit auf
diese neue Ehrlichkeit einlassen, die ja keine moralische oder ethische
Kategorie ist, sondern Ehrlichkeit gegenüber den eigenen
Voraussetzungen, dann sehe ich neue Möglichkeiten für
Jugendarbeit.
Feldmann:
Es gibt nicht nur Jugendarbeit in dem Sinn, daß es
sich hier um eine Beziehung zwischen Jugendlichen und Pädagogen handelt.
Es gibt ja auch innerhalb der Jugend Auseinandersetzungen, Diskussionen,
Orientierungen, ohne daß dabei eine institutionalisierte Jugendarbeit
irgendeine Rolle spielt. Ich denke, daß das hier zu wenig gesagt wurde.
Jugendliche brauchen einen Raum, wo sie das tun können, was sie wollen,
wo sie ihre Diskussionen führen, ihre Probleme
lösen. Ganz konkret: Raum für
Jugendliche heißt auch wirklich real Räumlichkeiten, heißt
Jugendzentren, heißt Wohnungen für Gruppen von Jugendlichen,
Wohnkollektive ø Wenn man betrachtet, welche Räume die Gesellschaft ihnen läßt,
dann erscheint es notwendig, ganz konkrete Forderungen zu stellen an
Architektur, Städtebau, Infrastrukturplanung. Es wäre festzustellen, was
den Jugendlichen fehlt an eigenem Raum. Von daher ergäbe sich dann auch
die Antwort auf die Frage, was Pädagogen tun müssen. Sie haben ø sich dafür einzusetzen, daß Jugendliche den ihnen gemäßen Raum
zum Leben haben und ihn nach ihren Vorstellungen nutzen
können.
Kentler:
Wir sind ein bißchen dabei, zu desillusionieren. Und ich
will das gerne noch weiter treiben. Also ich mache ja heute nicht mehr
aktive Jugendarbeit, wenn ich aber mit jungen Leuten zusammenkomme oder
dahin gehe, wo sich heute Jugendleben abspielt, dann stelle ich immer
wieder fest, daß die Erwachsenen schlicht nicht anwesend sind. Vor allen
Dingen meine Generation ist schlicht nicht da. Ich will ein paar
Beispiele sagen: Wenn ich nach Berlin fahre und in irgendein besetztes
Haus gehe, dann begegne ich keinem aus meiner Altersklasse, falls nicht
gerade Herr Gollwitzer da
ist. Oder ich denke an den Hamburger Kirchentag, diese Demonstration der
80 000, da gingen also Blöcke von 100 bis 150 und tatsächlich war
manchmal in einem solchen Block einer aus meiner Altersklasse dabei. Ich
habe die Erfahrung in den letzten Jahren gemacht, daß wir Erwachsene die
jungen Leute ungeheuer allein lassen und ich habe auch Signale dafür
bekommen, wenn ich dann irgendwo hinkam, daß die jungen Leute darunter
leiden, daß sie so alleingelassen werden. Und dabei war für mich die
Erfahrung ganz wichtig, daß sie von uns eben nicht erwarten, daß wir
ihnen sagen, was sie nun zu tun und zu lassen haben, das war ja auch so
ein bißchen das Erbe unserer Jugendarbeit. Was sie aber unbedingt haben
wollen, ist erstens die Präsenz der Erwachsenen, daß sie überhaupt da
sind und zweitens, daß die Erwachsenen Auskunft geben, ja ich will mal
ruhig sagen ein Stück Rechtfertigung ihres Lebens. Ich habe im vorigen
Jahr dies in Berlin erlebt, wo eine Pfingstuniversität gemacht wurde,
die haben Studenten selbst organisiert und ich war eingeladen worden.
Durch irgendeinen Zufall hatte ich vier Stunden mit denen Zeit und habe
dann gesagt, also was wollen wir machen? Ich habe einen Vortrag
mitgebracht, der hat den und den Inhalt, da würde ich gerne das und das
darstellen, das kann ich nur aus der Tasche ziehen, dann machen wir das.
Wir können aber einfach auch nur diskutieren, vielleicht haben Sie
Fragen und dann kommen wir ins Gespräch oder ich könnte auch einfach
Auskunft geben, was mir das Thema sagt und was das in meinem Leben für eine Rolle gespielt hat, es ging
natürlich um Sexualität. Für mich war das Interessante, daß ziemlich
einhellig in diesem Raum gesagt wurde, ich sollte mal mein eigenes
Sexualleben darstellen, ø es war gefordert, daß ich mich als Helmut Kentler ihnen darstelle, als
einer, der sich mit Sexualität auseinander gesetzt hat. Es ging nicht um
Intimitäten von mir. Sondern sie wollten wissen was sind da für Probleme
entstanden und wie hast du die gelöst: ø also, sie wollten hören, wie ein Erwachsener aus meiner
Generation eigentlich entstanden ist, was hat er für Lebensprobleme
gehabt und wie kann der heute versuchen, sein Leben, so wie es geworden
ist, zu rechtfertigen. Für mich war dar hochinteressant und zugleich
meine ich, daß wir uns in zunehmendem Maß der jungen Generation hier
verweigern. Im neuen Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Offending node: TEI////////q ist ein Foto, das mich tief
beeindruckt hat und meine erste Assoziation war, das ist eigentlich mein
Modell heute von Jugendarbeit. Da ist eine Treppe fotografiert in einem
besetzten Haus, im Hintergrund sieht man ein paar junge Leute, die das
Haus besetzt haben. Auf der Treppe davor aber sitzen Ältere und die
haben vor sich ein Schild, da steht drauf: Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
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Offending node: TEI///////q. Es sind Erwachsenenberufe
genannt und nicht diese berufslosen Hausbesetzer, die sozusagen als
Beruf Jugend machen. Und diese Erwachsenen sind Leute, die in ihrer
Freizeit jetzt in diese Häuser reingehen, das sind die sogenannten
Paten, die jetzt als Arzt, als Krankenschwester usw. helfen wollen, daß
diese Hausbesetzer ihr Haus weiterbetreiben können, also einen
Jugendraum weiter ausfüllen können. Die Paten sind also Schutz gegen die
Staatsgewalt und gegen die Polizei. Das glaube ich könnte Jugendarbeit
heute sein: Diesen Schutzwall errichten, damit überhaupt noch junge
Leute Platz, Eigenraum, haben und ausfüllen können nach ihren
Vorstellungen. Denn ich glaube, die Verhältnisse sind nicht mehr so, daß
ich als 53Jähriger ankommen kann und sagen, was nun junge Leute hier in
ihrem Raum zu tun und zu lassen haben. Das wissen die selbst viel
besser, wir müssen ihnen aber helfen, daß sie diesen Raum überhaupt
behalten und womöglich ausdehnen können.
Zwischenruf:Man könnte ja schlicht Leute dafür
bezahlen, daß sie dafür Zeit haben.
Kentler:
Exakt!
Faltermaier:
Das wäre ja auch eine Form von Professionalisierung. Was
aber soll eine Fortbildungsstätte für diese Leute tun? Soll diese
Fortbildungsstätte ihnen Wissen vermitteln oder soll sie ihnen Techniken
vermitteln oder soll sie lediglich eine Stätte sein, in die man sich
zurückziehen kann, um einmal eine ø nachzudenken über das, was man tut?
Mollenhauer:
Was ich in Josefstal erfahren habe, war ja nicht nur, daß es
ein Ort war, in dem Informationen vermittelt wurden, sondern es war auch
ein Ort, an dem ein bestimmtes Modell vermittelt wurde, wie man eine
Information verarbeitet oder wie man sich Informationen aneignet. Herr
Bäumler hat vorhin
beschrieben, daß er erinnert, daß dabei die gruppendynamische Phase
offenbar nicht unwichtig war. Wenn man nun, wie Hermann Giesecke und ich, anfängt, der
jüngeren Entwicklung der letzten zwei oder drei Jahrzehnte gegenüber
skeptisch zu werden, so stellen sich Fragen wie, was bringt uns
eigentlich Gruppendynamik, was bringt eigentlich das Eingehen auf die
Art und Weise einer Situation, usw. Vielleicht stimmt ja das Modell
einer gruppendynamischen Situation, in die zwar eine Information
hineingegeben wird, in der aber dann jeder zu seinem selbstbestimmten
Lernen kommen soll, nicht mehr. Es müßte vielleicht ein anderes Modell
sein, in dem die Sache eine andere Rolle spielt, in dem auch die
Konfrontationen härter riskiert werden, als es in der gruppendynamischen
Vorstellung die Regel war ø Ich denke, wenn alles das, was Herr Münchmeier sagte, richtige Mosaiksteine
bei der Diagnose des Ganzen sind und wenn man daraus die Konsequenzen
zieht, dann müßte eine Antwort auf diese Fragen möglich werden. Welches
sind die Komponenten eines solchen Modells, das dann ein
Fortbildungsmodell wäre?
Faltermaier:
Das zu formulieren wird uns in den noch verfügbaren 5
Minuten nicht mehr gelingen.
Kentler:
ø hatte dazu eine Idee: Vielleicht könnte Josefstal viel mehr
als früher Erwachsenenbildung machen, damit deutlich wird: Wir sind
angetreten und wollten wissen, was die Jugend ist, und wir müssen jetzt
fragen: Was ist eigentlich der Erwachsene? Wenn wir den Bericht Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
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Offending node: TEI///////q lesen, daß wir dann alle kaputt sein
werden, dann müssen wir uns als Erwachsene ganz intensiv fragen, zumal
wenn wir hier sitzen und 20 Jahre Josefstal feiern.
Faltermaier:
Das ist ja auch schon ein Programm. Wir haben ja hier nicht die Aufgabe gehabt, ein
solches Programm detailliert zu entwickeln, sondern es war ein Symposion
in einer guten Josefstaler Tradition und kein Festvortrag. Symposion
heißt ja Trinkgelage und da geht es ja darum, sich anregend zu
unterhalten und intensiv miteinander zu reden. Und dies ist sicher hier
gelungen. So danke ich dafür, daß diese alte Josefstaler Tradition
fortgesetzt wird, in der Gesprächspartner aus der Theorie zusammen mit
Leuten, die in der Praxis stehen, sich auseinandersetzen. Es gibt keine
Fortbildungsstätte, wenn ich recht sehe, zumindestens keine verbands-
oder institutionsgebundene Fortbildungsstätte, die im Laufe der
Geschichte der Jugendarbeit in der Nachkriegszeit
so nahe am Theoriegespräch geblieben ist, wie Josefstal. Josefstal war
eine der ersten Stätten, die den Vermittlungsversuch gemacht hat, trotz
all der Schwierigkeiten, die mit diesem Vermittlungsprozeß gegeben sind,
zwischen Theorie und Praxis; und insofern finde ich es schön und sehr
bedankenswert, daß zu dieser 20-Jahr-Feier diese Tradition wieder
fortgeführt wurde und es ist mein Wunsch, daß diese Tradition weiter
lebendig bleibt. Was jetzt hier
inhaltlich gesprochen wurde, kann man sicher nicht mit einer Formel
abdecken. Ich meine aber, daß wir an zwei Gedanken weiterdenken sollten,
die hier zur Diskussion standen: Der eine Gedanke ist die Frage nach dem
Kulturzusammenhang, in dem unsere Arbeit steht, also das, was von Mollenhauer eingebracht wurde, daß Jugendarbeit
im Zusammenhang größerer historischer Entwicklungen und ihres
Stellenwertes darin zu untersuchen ist. Die zweite Frage ist der neue
Stellenwert der Inhalte und damit verbunden die Frage nach der Rolle der
Erwachsenen. Einmal die Erwachsenen als die Vermittler einer Kultur und
dann die Erwachsenen als Betroffene der Professionalisierung und
insbesondere des mißverstandenen pädagogischen Monopols dieser
Professionalisierung. Und wenn wir nur einige Fragen aus diesen
Fragestellungen mitgenommen haben, dann wäre das ja auch schon ein Stück
von Fortbildung, die wir heute betrieben haben.