[V24:1] Es scheint uns, als habe das Selbstverständnis derer, die sich
einerseits Sozialpädagogen, andererseits Sozialarbeiter nennen, noch immer keine
klaren Konturen gewonnen. Werden häufig die Ausdrücke
„Sozialpädagogik“
und
„Sozialarbeit“
gleichbedeutend
verwendet, so ist doch kaum minder häufig eine entschiedene Ablehnung solcher
Vermengung anzutreffen. Der sogenannten Eigenständigkeit des pädagogischen
Ansatzes wird dann die Eigenständigkeit der Sozialarbeit entgegengestellt als
etwas, das sich aus keinem Erziehungsdenken oder -handeln ableiten lasse.
[V24:2] So different nun die Meinungen über das sein mögen, was hier als
„Sozialpädagogik“
, dort als
„Sozialarbeit“
bestimmt wird: beide Auffassungen treffen sich darin, daß
sie u. a. mit Jugendhilfe zu tun haben. Angesichts dieses Aufgabenbereichs mag
die terminologische Differenz bisweilen unerheblich erscheinen. Sie tritt aber
wieder ins Spiel, wenn es um die Begründung dieses Bereichs, also um seine
Theorie geht. Sollte eine solche Begründung in pädagogischen oder soziologischen
Begriffen vorgenommen werden? Ist von solcher Alternative überhaupt etwas zu
halten? Handelt es sich nicht vielmehr um eine kooperative Form
sozialwissenschaftlicher Theoriebildung?
[V24:3] Es erschiene uns unglücklich und voreilig, diese Probleme durch den
dogmatischen Spruch irgendeiner der beteiligten Wissenschaften oder
Interessengruppen zu entscheiden. Vielmehr sollten die verschiedenen
vorliegenden Ansätze und Versuche in die Diskussion miteinander gebracht werden,
um jeweils ihre Leistungsfähigkeit und Ergiebigkeit für die Probleme der Praxis
zu erproben. Nicht der Name einer Theorie ist entscheidend, sondern die
Erkenntnis, die sie uns zu |a 8|vermitteln vermag. Aus diesem
Grunde haben wir in diesem Bande einige Beiträge aus den letzten Jahren
zusammengestellt, die nicht durch theoretische Einigkeit, sondern durch die
Verbundenheit in einer immer noch offenen Diskussion sich als zusammengehörig
erweisen.