2. Zur Interpretation des vorliegenden
Interviews
[V63:24] Aus dem Vorschlag, die Interpretation nach Maßgabe vorweg
definierter Kategorien vorzunehmen, folgt – zwar nicht zwingend – daß es
nützlich sein kann, nicht nur eine
“Kernaussage”
zu ermitteln, sondern verschiedene
solcher Kernaussagen, und zwar in Bezug auf die jeweils gewählten
Kategorien. Ich will das an einigen Beispielen versuchen:
[V63:25] Charakteristisch für das ganze Interview scheint mir eine
eigentümlich und relativ genau beschreibbare Zeitperspektive zu sein. Ich formuliere das, der Einfachheit
halber, einmal in Sätzen über Frau X., wenngleich die Sätze richtig
lauten müßten:
“Frau X. meint von sich, daß ...”
:
[V63:26] Frau X. hegt auf längere Zeit keine großen Erwartungen
(Zeile 153).
[V63:27] Frau X. ist froh, wenn sie kürzere Zeiträume (etwa 2
Jahre) ohne größere Krisen übersteht (Zeile 208 ff.).
[V63:28] Frau X. orientiert sich zwar an Fernzielen,
konzentriert aber den größten Teil ihrer Aufmerksamkeit und ihrer
Leistungsfähigkeit auf die nahe gelegenen Ziele (Zeile 220
ff.).
[V63:29] Frau X. vermeidet, sich zeitlich weit entfernte und der
Möglichkeit nach illosionäre Ziele zu setzen (Zeile 220 ff).
[V63:30] Frau X. versucht,
“immer ziemlich wenig
Zeit zu verschwenden”
(S. 35, Zeile 2/3).
[V63:31] Frau X. nimmt sich vor, ihre Zeit gut einzuteilen (S.
45, Zeile 13).
[V63:32] Frau X. plant ihre Arbeit im voraus (S. 46, Zeile
16).
[V63:33] Frau X. gelingt es in der Regel, ihre zeitliche Planung
auch einzuhalten (S. 45 , Zeile 29).
[V63:34] Ich schließe aus solchen Aussagen folgendes: Die
Zeitperspektive von Frau X. wird durch die Kalkulation der eigenen
Leistungsfähigkeit strukturiert; diese Kalkulation hält sich so strikt
wie möglich an die kontrollierbare Erfahrung, die Frau X. mit sich
selbst gemacht hat; verläßliche Prognosen sind nur für einen Zeitraum
von maximal 2 Jahren möglich; weiterreichende Zeitperspektiven sind zwar
für die eigene Orientierung nötig, sie enthalten jedoch so viel an
projektivem Gehalt, an schwer Kalkulierbarem und Irrationalem, daß man
sie zwar für sich selbst entwerfen muß, ihres der Möglichkeit nach
illusionären Anteils wegen aber nicht öffentlich kommunizieren soll|a 161|te: gleichsam
“äußere Zeit”
und
“innere Zeit”
. Ein geradezu klassischer oder
“reifer”
Fall von
“deferred gratification pattern”
(wenn man diesen Terminus hier
überhaupt ins Spiel bringen will).
[V63:35] Ein zweites Charakteristikum der Bedeutungs-Strukturierung
scheint mir die deutlich ausgeprägte Intentionalität zu sein. Bevorzugte Verben sind solche, die
mit Absicht und Plan verbunden sind: etwas organisieren, etwas so
einrichten, daß es gut läuft; etwas vernünftig planen; etwas wollen oder
nicht wollen; etwas in die Reihe bringen; sich die Zeit einteilen; klare
Linien ziehen und sehen; etwas selbständig beurteilen; usw. usw.
[V63:36] Frau X. stellt sich selbst dar als
“Macher”
, allerdings nicht so, wie Schiller das in jenem Brief an Goethe tat, wo der
“Macher”
– Poet – zugleich auch der Schöpfer ist,
sondern in dem Sinne, in dem jemand unter gesetzten Bedingungen das von
ihm selbst Änderbare kalkuliert und dieses seinen eigenen Zwecken
entsprechend zu arrangieren versucht. So
“reduziert”
sie ihren Bekanntenkreis (S. 36); so schreibt sie ihrem
eigenen
“Wollen”
die verursachende Funktion
zu und nicht außerhalb ihrer selbst liegenden Instanzen; so
interpretiert sie ihre soziale Lage als eine Interaktion zwischen
Bedingungen und Wollen, wobei die Bedingungen nicht als Ursachen
genommen werden, sondern lediglich als Ausgangsdaten, auf die das Wollen
sich beziehen muß; dieses Wollen ist jener
“Kreiselkompaß”
, von dem Riesman seinerzeit sprach, unabhängig
von den Urteilen und Erwartungen anderer; der einzige Zwang, dem sie
folgt, ist
“mein Antrieb und mein Wille”
, d.h.:
Notwendigkeit genau im Sinne dieses Wortes gibt es nur moralisch, nicht
aber empirisch (das ist Schiller und Kant im zeitgenössischen Alltagsbewußtsein einer
Fernstudentin). (Dieses Grundmuster" taucht auf vielen Ebenen auf, selbst noch im Konsum:
“Ich kaufe immer nur mit Überlegung, ich kaufe selten
drauflos”
, S. 41 , Zeile 8/9).
[V63:37] Die für Frau X. relevante Thematik zu
ermitteln, kommt mir wesentlich schwieriger vor. Zunächst gibt es
offenbar so etwas wie eine Oberflächen-Thematik , die indessen im
wesentlichen durch den Interviewer induziert wurde: Herkunftsfamilie
(insbesondere der Vater); eigene Familie (aufgeschlüsselt in zwei
Themen: Kinder und Ehemann); Bekanntenkreis bzw. gesellige Kontakte; der
Sport; Bildung und kulturelle Gehalte (einschließlich Studium) usw.
Unterhalb dieser Ebene gibt es eine gleichsam
“tiefere”
Schicht von Themen, die sich Versuchs|a 162|weise so benennen ließen: die tägliche Balance-Leistung
zwischen eigenen Aspirationen und
“sozialem Setting”
;
die individuelle Leistungsthematik; das
“Ich”
und die
anderen; Oberfläche und Tiefe (Oberfläche: kurzfristig Nützliches,
konventionelles Bildungswissen, nur im Augenblick Interessantes; Tiefe:
für den eigenen Lebenszusammenhang langfristig Bedeutsames); dieser
Unterscheidung entspricht offenbar die Dichotomie
“Konkretes”
und Abstraktes".
[V63:38] Vor dem Hintergrund dieser
“Tiefenthematik”
bekommt, wenn ich recht sehe, der Interviewtext S. 2, Zeile 9 ff. bzw.
S. 144 besonderes Gewicht. Die Geburt der Kinder und die damit
zusammenhängenden Folgeverpflichtungen lösen offenbar einen Prozeß von
Reflexionen aus, der sich im ganzen weiteren Verlauf des Interviews auf
den verschiedenen Inhaltsebenen konkretisiert. Die Interpreten haben die
Dramatik dieser Interview-Passage offenbar bemerkt, ihre
lebensgeschichtliche Bedeutung aber – wie mir scheint – nivelliert (ich
habe die Vermutung, daß die Interpreten nur aus Männern und kinderlosen
Frauen sich zusammensetzen). Ich geniere mich fast, es zu sagen: daß die
Geburt eines Kindes für die Mutter ein Ereignis ist, aus dessen Anlaß
und aus dessen Folgen sie – wenn sie dazu überhaupt die Möglichkeit hat
– ihre Lebensorientierung einer Revision unterzieht, das scheint mir so
naheliegend, daß ich mich scheue, dies als besonders bemerkenswert zu
notieren. Jedermann müßte so etwas wissen. Und es kommt mir wie falsch
verstandene wissenschaftliche Sachlichkeit vor, wenn dies bei der
Interpretation so behandelt wird, als handele es sich dabei um ein
Ereignis im Leben eines Menschen wie jedes andere auch. An dieser Stelle
fängt die Wissenschaft an, zynisch zu werden, vielleicht ohne daß sie es
will. Es überrascht mich deshalb auch nicht, wenn eben an dieser Stelle
– wie die Interpreten richtig beobachtet haben – der Sprachduktus von
Frau X. sich ändert. Was dann folgt (S.144 unten), kommt mir dann aber
doch vor, wie ein vermittelter Einbruch eines naiven Positivismus in das
ganz anders geartete Konzept der Interpreten: Die Spekulation im
Hinblick darauf, was zwischen dem ersten und zweiten Kind geschah (in
jenen 2 1/2 Jahren) oder ob dort Zufälle oder anderes im Spiel waren,
scheinen mir völlig abwegig und überflüssig zu sein. Was in dieser
Textpassage allein – meiner Interpretation nach – von Bedeutung ist (und
ich vermute diese Bedeutsamkeit nicht nur für mich, den Interpreten,
sondern auch für Frau X.) ist die Tatsache, daß aus Anlaß der Geburt der
Kinder – wie weit auch immer ihre Geburt auseinanderliegen mag – sie
feststellt: |a 163|
“irgendwie lief das
nicht so, wie ich das gedacht”
hatte,
“und dann
begann irgendwie ganz komisch ein Prozeß, den ich mir nicht erklären
kann”
;
“ich war einfach psychisch fertig. Ich
habe Alpträume gehabt, es war eine Katastrophe”
(ich habe den
Text ein wenig zusammengezogen). Und auf diese hochdramatische
Darstellung folgt:
“Irgendetwas wollte ich nun
machen.”
Entweder oder.
“Verblöden”
oder zu
einer befriedigenden Existenzweise finden. Die Anmerkungen der
Interpreten (S.145) finde ich teilweise sogar ärgerlich; sie
signalisieren mir (ich bitte mir das nicht übel zu nehmen), daß die
Interpreten sich nicht wirklich ernsthaft auf die Perspektive von Frau
X. eingelassen haben. Dazu einige kritische Anmerkungen:
[V63:39] 1.
“Undurchschaubarkeit”
: Dies scheint mir eine leichtfertige
Interpretation; sie wäre nur dann gerechtfertigt, wenn durch deutliches
Nachfragen des Interviewers wirklich hätte erhärtet werden können, daß
Frau X. über keine Erklärung verfügt. Nach der Kenntnis des
Gesamtinterviews habe ich eher die Vermutung, daß diese Formulierung von
Frau X. (
“den ich mir überhaupt nicht erklären kann”
)
der Situation geschuldet ist und wenig mit dem wirklichen Wissen von
Frau X. zu tun hat. Aus dem Gesamtinterview habe ich den Eindruck, daß
Frau X. sehr wohl in der Lage wäre zu erläutern, was in dieser Phase
ihres Lebens vor sich gegangen ist.
[V63:40] Warum eigentlich soll es
“interessant”
sein
zu wissen,
“welchen Verlauf dieser Prozeß genommen
hat”
? und warum soll es besonders interessant sein zu wissen, ob
sie
“diesen Prozeß allein bewältigt”
hat, ob
“ihr Mann”
oder
“andere Personen
beteiligt”
waren (S. 145); wie kommen die Interpreten dazu, den
Satz
“du verblödest so langsam”
als das Gefühl
geistiger Unterforderung zu interpretieren? Und inwiefern soll überhaupt
fraglich sein, wer
“die Situation so definiert”
? Dies
alles scheinen mir sehr gekünstelte Fragen zu sein; entweder nur die
Rhetorik einer zur geistigen Unfruchtbarkeit degenerierten methodischen
Selbstreflexion oder die auf scheinbar theoretische Fragen hin
stilisierte interpretatorische Schwäche der Interpreten. Ich bitte
dieselben um Verzeihung für diese polemischen Bemerkungen. Meine eigene
Antwort formuliere ich ebenso
“ungeschützt”
; sie mag
als kurzschlüssig oder naiv oder unreflektiert klassifiziert werden. Im
Moment aber weiß ich nichts Besseres als dies:
[V63:41] 1. Frau X. durchschaut durchaus, was sich in jener Phase für
sie abgespielt hat: sie durchschaut die krisenhafte Wende, die sich in
dieser Wende in ihrem Bildungsprozeß vollzog; sie durchschaut auch
durch|a 164|aus – das ganze folgende Interview
beweist es – die Folgen und die Bedeutsamkeit, die diese Wende für sie
gewonnen hat; was sie selbst sich nicht erklären kann, ist genau das,
was auch kein Interpret erklären könnte (wenn Erklärung heißen soll:
eine hinreichende Aufzählung derjenigen Faktoren, die ein Ereignis
verursacht haben); für mich sind die oben aufgeführten Grundmuster und
das Ereignis einer Familiengründung, zusammen mit der Geburt von
Kindern, vorläufig hinreichende Erklärung dafür, daß das Zusammentreffen
von derart leistungsthematischen Erwartungen im Hinblick auf eigene
“Selbstverwirklichung”
und der Probleme, die sich
aus Familiengründung, Haushaltsorganisation und Balanceleistungen eines
derart neuen sozialen Systems ergeben, dazu führen, daß Frau X. in einer
sehr prägnanten Kurzformulierung sagt:
“irgendwas ist
los”
,
“irgendwie gefiel mir das nicht mehr”
,
“irgendwie lief das nicht so”
,
“es begann irgendwie ganz komisch ein Prozeß”
,
“ich war einfach psychisch fertig”
,
“ich habe
also Alpträume gehabt”
,
“es war eine
Katastrophe”
,
“bei uns stand alles Kopf”
.
[V63:42] Prägnanter läßt sich in einem Interview eine Krisensituation
kaum beschreiben. – Daß der durch diese psychische Dramatik eingeleitete
Prozeß nicht von ihr allein bewältigt wurde, sondern daß ihr Mann daran
beteiligt war, kann für den, der das Interview kennt, überhaupt keine
Frage sein: Im ganzen Interview spielt gerade das Ausbalancieren der
Lebenserwartungen im Beziehungssystem mit dem Ehepartner eine
entscheidende Rolle. Ich verstehe deshalb überhaupt nicht, wie man eine
solche Frage ernsthaft stellen kann. Auch handelt es sich nicht um
“geistige Unterforderung”
; wenigstens ist diese
Formulierung eine grobe Verkürzung des von Frau X. dargestellten
Problems. Und natürlich ist die Verwendung des Ausdrucks
“verblöden”
ein Bestandteil ihrer eigenen Definition der Situation. Auch hier wiederum würde das
gesamte Interview der Annahme widersprechen, daß dies auf
Fremddefinition zurückzuführen ist (es sei denn, man macht die ganz
generelle Annahme, daß keine Situationsdefinition möglich ist, die nicht
einen sozialen Referenzrahmen hat, auf den sie sich bezieht bzw. vor dem
sie sich zu legitimieren versucht).
[V63:43] Ebenso wichtig wie das Vorhergehende, scheint mir in dieser
Interviewpassage die Deutung zu sein, die Frau X. der Überwindung der
Krise gibt: Nach der Steigerung bis zu den
“Alpträumen”
eröffnet sich die Perspektive der
“Genesung”
: Eine Perspektive hat sich langsam |a 165|
“herauskristallisiert”
. Und nun wird
auch durch die Wahl des Verbs ein Grundthema der ganzen Biographie zur
Sprache gebracht:
“Irgendetwas wollte ich also machen”
. Dies scheint mir zum
Verständnis von Frau X. von größter Wichtigkeit zu sein: Auf dem
Höhepunkt der Krise wird das eigene Wollen als die
prima causa gesetzt (ich neige
dazu, die hier in Rede stehende Textpassage als
“inneren
Monolog”
vor Zuhörern zu skizziere, ist eine Anregung von Fillmore: Er
spricht von der
“Kontextualisierung”
von Sprechern,
meint damit vornehmlich das, was interpretieren; leitend für solche
Interpretationen, wie ich sie jetzt ich den
“äußeren
Kontext”
nennen würde und was auch im vorliegenden Text die
Interpreten versucht haben, also Bezugnahme auf die pragmatischen Rede-
oder Handlungssituationen und deren faktische äußere Referenzsysteme;
dem läßt sich zuordnen das, was ich
“innere
Kontextualisierung”
nennen möchte, nämlich die Andeutung oder
Ausarbeitung einer Quasi-Szenerie im inneren Monolog – im Selbstgespräch
– die vornehmlich die Funktion hat, Inneres verständlich zur Darstellung
zu bringen; denn auch bei der Darstellung von psychischen
“Innen-Räumen”
sind wir darauf angewiesen, diese
sozial zu instrumentieren; so ist die Darstellung einer selbst
durchlebten Krise, wie im vorliegenden Fall, eine
“innere Kontextualisierung”
– wenngleich hier in einer äußerst
knappen Form. In der erzählenden Literatur kann man das gut studieren,
dort auch sehr viel reichhaltiger ausgeführt.
[V63:44] Nach der Darstellung der
“Krise”
kommt Frau
X. sehr rasch zu ihren wesentlichen Themen (vgl. auch oben):
“Ich habe immer gern was mit Ziel gemacht”
,
“ich will Verantwortung übernehmen”
, harmonistische
Sicherheit und allzu weite Perspektiven sind nicht realistisch, ich muß
dauernd Balance-Leistungen erbringen (
“Verantwortungsbewußtsein für die Familie”
und das,
“was ich für mich selber in Anspruch nehmen will”
),
ich will nicht
“an der Oberfläche schwimmen”
, ich
will etwas
“Konkretes”
.
[V63:45] Demnach ist die Kernaussage oder sind die Kernaussagen des
Interviews – in meiner Interpretation abweichend von der Interpretation
des vorliegenden Textes – die folgenden: Ich habe erfahren, was eine
Identitätskrise ist; ich weiß, daß in solchen Krisen meine
Selbstverwirklichung auf dem Spiel steht; ich weiß, daß solche Krisen
nur bewältigt werden können, wenn ich meine individuellen Erwartungen
mit den – von mir grundsätzlich akzeptierten – sozialen Erwartungen
mei|a 166|ner nächsten Umgebung in eine Balance
bringen kann; ob das gelingt oder mißlingt, ist eine Folge meines
Willens; meinen Willen werde ich realisieren können, sofern es mir
gelingt, mit der Zeit realistisch umzugehen; nach der Erfahrung mit mir
selbst habe ich die Erwartung, daß ich diese Leistung erbringen kann;
nur diese Leistungen akzeptiere ich als Gratifikation; an
“harmonischen sozialen Bezügen”
bin ich weniger
interessiert als an der verständigen Kooperation, auch bei
verschiedenartigen Interessen; Phantasien über Lebensalternativen oder
die fernere Zukunft brauche ich zwar, ich versuche aber zu vermeiden,
daß solche Phantasien die realistischen Kompromisse stören, die ich, um
Leistungen erbringen zu können, eingehen muß.
[V63:46] Diese Kernaussagen decken sich zum Teil mit den
Interpretationen des vorliegenden Textes, zum Teil widersprechen sie
diesen oder erweitern sie. Ich will nicht behaupten, daß meine
Interpretation
“richtig”
ist. Ich hoffe indessen, daß
sie möglich ist. Es ist offensichtlich, daß man die Interpretation nun
noch weiter führen könnte. So wäre eine genauere psychologische oder
psychoanalytische Deutung solcher Aussagen denkbar. Auch könnte man
diese Aussagen zusammenfassen und, wie es heißt,
“auf
den Begriff”
bringen. Voreilige Etikette allerdings würde ich
tunlichst vermeiden; ich habe ohnehin den Eindruck, daß ich in der
Etikettierung ein Stück zu weit gegangen bin. Mit Hartnäckigkeit würde
ich allerdings daran festhalten, daß im vorliegenden Interview die
Zeitperspektive und das
“Wollen”
, also die
Intentionalität die entscheidenden Charakteristika sind. Ich halte es
für interessant zu erfahren, ob solche Merkmale unter Fernstudenten
häufig sind und wie sie sich nach Maßgabe verschiedener anderer
Kriterien in der Gesamtpopulation verteilen. Diese Merkmale scheinen mir
nämlich nicht nur eine
“Stärke”
des Befragten
anzudeuten, sondern zugleich ein charakteristisches
“Defizit”
. Aber damit gerät man bereits nicht nur in den
Vergleich, sondern auch in die Wertung. Auf eine Ausführung dieses
Problems oder auch nähere Erläuterungen möchte ich aber in diesem
Beitrag verzichten.