Annäherungen an eine bildungstheoretische Fragestellung
[073:1] Die Zeit ist einer der grundlegenden
Regulatoren des sozialen Lebens. Als Konstruktionsmittel für
gesellschaftliche Wirklichkeit ist sie – wie der Raum – derart
fundamental und in ihrer Selbstverständlichkeit auf fast triviale Weise
evident, daß es müßig scheinen könnte, über die Zeit als eine Kategorie
erziehungswissenschaftlicher Analyse nachzudenken. Wie auch immer es
damit stehen mag: Im Hinblick auf die Sachverhalte von Erziehung und
Bildungsprozessen wissen wir nur sehr wenig über die Bedeutung, die der
Zeitstruktur in solchen Prozessen zukommt(1)
(1)Das ist bemerkenswert, weil in
anderen, der Pädagogik benachbarten Disziplinen es gelegentlich schon so
etwas wie eine Tradition der
„Zeit“
-Forschung gibt.
Dieser Sachverhalt ist eindrucksvoll dokumentiert in den
Kongreßveröffentlichungen der
„International Society for
the Study of Time“
(The Study of Time, Springer Verlag Berlin/Heidelberg/New York 1972
ff.). Eine Übersicht über sozialwissenschaftliche
Problemstellungen und den Forschungsstand bieten K. Heinemann/P. Ludes: Zeitbewußtsein und
Kontrolle der Zeit, in: K. Hammerich/M. Klein (Hg.), Materialien zu Soziologie des Alltags, Opladen 1978, S. 220 ff.
und M. Schöps: Zeit und Gesellschaft,
Stuttgart 1980. Der historische Wandel von Zeitbegriffen in
ihrem Verhältnis zu kulturellen Formationen wird in umfangreicher
Übersicht über die europäische Geschichte dargestellt von R. Wendorff: Zeit und Kultur. Geschichte
des Zeitbewußtseins in Europa, Opladen 1980. Bei R. Kosellek: Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten,
Frankfurt 1979, stehen eher methodologische Probleme der
Geschichtsschreibung im Vordergrund. Nimmt man noch die psychologische
Forschung hinzu, gar die philosophische Diskussion (Bergson, Simmel, Heidegger, Schütz usw.) und die
Literaturwissenschaft (Staiger), dann mag man sich fragen, warum denn in der
Pädagogik, die doch allen Anlaß hätte, über ihre Zeit-Probleme
nachzudenken, so wenig davon die Rede ist. Neben J. Piagets großer Studie zur Entwicklung
des Zeitbewußtseins (Die Bildung des
Zeitbegriffs beim Kinde, Zürich 1955; Lizenzausgabe Frankfurt 1974) gibt
es in der neueren, im engeren Sinne erziehungswissenschaftlichen
Literatur, nur wenige Andeutungen bei M.
J. Langeveld (Die Schule als Weg des Kindes, Braunschweig
1960) und neuerdings eine Problemexposition bei N. Luhmann/K.-E. Schorr:
Reflexionsprobleme im Erziehungssystem, Stuttgart 1979 (besonders
S. 151
ff.). Zum systematischen Ort von Zeitanalysen im
Zusammenhang einer Theorie pädagogischer Interaktion vergl. auch K.
Mollenhauer: Aspekte einer strukturellen pädagogischen
Interaktionsanalyse, in H. Röhrs (Hg.), Die
Erziehungswissenschaft und die Pluralität ihrer Konzepte,
Wiesbaden 1979, S. 241 ff.
.
[073:2] Wird man einmal auf dieses Problem aufmerksam, dann ist es
beispielsweise überraschend, die Lücken in der interaktionistischen
Forschung zu entdecken: Da ist die Rede von Situationsdefinitionen,
Selbst- und Fremdbildern, Erwartungen und Erwartungs-Erwartungen, von
sozialer und persönlicher Identität usw. – aber die Tatsache, daß jede
Interaktion a priori eine zeitliche Erstreckung hat, wird kaum bemerkt oder
ist doch wenigstens nicht folgenreich für die Forschung. Oder in der
Lehr-Lernforschung: Seit die geplante Sequenzierung von
Lernprozessen im 18. Jahrhundert zum Dauerthema der Unterrichtswissenschaft
wurde, wird mit der Vorstellung operiert, daß Zeit- und Lernquanten
kompatibel seien; auch Bildungszeit – jedenfalls die, die bis zum Erreichen
des Erwachsenen-Status nötig ist – wurde knapp angesichts der
Zukunftsoffenheit relevanter Lerninhalte und der Nötigung, Lerninhalte auf
Lernzeiten rationell zu verteilen, auf Schulstunden, Schuljahre, Schulstufen
usw. Aber auch die Offensichtlichkeit dieses Zusammenhangs hat kaum dazu
geführt, über Zeit und Bildung grundsätzlich nachzudenken.
[073:3] Nicht minder überraschend ist auch, daß selbst unter denjenigen
erziehungswissenschaftlichen Arbeiten, die sich während des letzten
Jahrzehnts in ihrer theoretischen Orientierung an die sogenannte
„Kritische Theorie“
anschlossen, keine findet,
die die Zeit zum herausragenden Thema gemacht hat. Das ist deshalb besonders
bemerkenswert, weil von Horkheimer bis Habermas gerade die
historische Verhärtung sozialer Strukturen, der damit zusammenhängende
Verlust an gesellschaftlich-historischer Dynamik und schließlich der Hinweis
auf die Funktion von Utopien, Möglichkeitsstrukturen der Zukunft also, zu
ihren wesentlichen Themen gehörte. An dieser Stelle möchte ich mit meinem
Gedankengang beginnen.
1.Bildung als zukünftige Gegenwart
[073:4] Es ist für uns heute derart selbstverständlich geworden, daß man
zögert, den folgenden Gemeinplatz zu formulieren: Jeder Moment im
Bildungsprozeß und also auch jede pädagogische Handlung enthält, als eines
ihrer konstitutiven Elemente, den prinzipiell riskanten Vorgriff auf
Künftiges. Denn wie und wofür sollten wir erziehen, wenn nicht im Hinblick
auf die Zukunft dieses Kindes? Wie sollte jemand wollen können, sich zu
bilden, wenn nicht im Hinblick auf die Bedeutung, die seine Bildung morgen
für ihn und für andere haben könnte? Wie soll die Struktur einer Bildung
verstanden werden können, wenn nicht unter Berücksichtigung der
Zukunfts-Antizipationen, die in ihr enthalten sind? Und wenn diese Zukunft
nicht mehr nur gedacht wird als die Wiederholung des schon Bekannten, als
Tradition der Lebensform der Erwachsenen an die |a 69|Jüngeren, in der Form empirischer Prognosen also, sondern als offene, und
das heißt: der Tätigkeit des individuellen Willens und des reflexiven
Argumentierens zugängliche, machbare Zukunft – dann werden Zeitschemata
zum Problem.
[073:5] Dies geschah für das pädagogische Denken vor ungefähr 200 Jahren,
als sich, wie Niklas
Luhmann und Karl-Eberhard Schorr das ausdrücken,
„die Erziehungsprobleme im Horizont eines neuen,
zukunfts- und vergangenheitsorientierten Temporalbewußtseins“
stellten
(2)
(2)N.
Luhmann/K. E. Schorr, a. a. O., S. 151 ff.
. Die Begriffe bzw. Denkfiguren, in denen diese neue Reflexivität des
pädagogischen Denkens sich ankündigt, sind Rousseaus
„Perfectibilité“
, die formale Bildung als
Bildung disponibler
„Kräfte“
(Humboldt), die Bildung durch die Sprache als eines
gegenwartsunabhängigen, die Vergangenheit mit der Zukunft bei aller
prognostischen Unsicherheit dennoch verknüpfenden Mediums, vor allem aber
die von Schleiermacher demonstrierte Preisgabe einer
ethischen Begründung der pädagogischen Aufgaben im Sinne
materialer Normierungen. Zu Schleiermachers Behandlung des
Zeitproblems möchte ich deshalb einiges ausführen.
[073:6] In der Pädagogik-Vorlesung von 1826 diskutiert Schleiermacher die Zeit-Problematik
am Beispiel der Frage, wie sich der erfüllte Augenblick im Leben des Kindes,
der
„Moment“
, zur Zukunft dieses Kindes verhalte:
„Jede pädagogische Einwirkung stellt sich dar als
Aufopferung eines bestimmten Momentes für einen künftigen; und es
fragt sich, ob wir befugt sind, solche Aufopferungen zu
machen“
(3)
(3)F.
D. E. Schleiermacher: Ausgewählte pädagogische Schriften,
besorgt von E. Lichtenstein, Paderborn 1959, S.
82
. Schleiermachers Antwort: Wir seien dazu nicht
befugt und es sei pädagogisch nicht akzeptabel, wenn ein für das
Kind unbefriedigender Moment mit dem Hinweis darauf gerechtfertigt würde,
daß man ihm mit Hinblick auf gesellschaftliche Erwartungen, die in der
Zukunft des Kindes liegen, dieses Mißvergnügen im Moment zumute.
„Richtig“
sei eine Erziehung nur dann zu nennen, wenn
dieses Problem gar nicht erst auftrete. Ich möchte hier nicht den ganzen
Argumentationsgang Schleiermachers rekonstruieren, sondern nur die für
die Problemlösung wichtigen Bestimmungen nennen:
1.
[073:7] Unter der Bedingung einer als zukunftsoffen und für
Veränderung zugänglich zu denkenden Gesellschaft ist prinzipiell
ungewiß, welche der im Bildungsprozeß des Kindes erworbenen
Inhalte sich auch in dessen Zukunft als Legitimationsgrund eignen
werden.
2.
[073:8] Die auf die Zukunft gerichteten Bestimmungen des
Erziehungshandelns müssen – wenn das Kantsche Postulat, daß der
Mensch nie nur zum Mittel gemacht werden dürfe, gelten soll – an die
Selbsttätigkeit des Kindes und damit an die allmähliche Entwicklung
seines Bewußtseins gebunden werden: Zukünftiges dürfe deshalb nur
insoweit als Rechtfertigung einer pädagogischen Handlung verwendet
werden, als diese Handlung durch den Entwicklungsstand des kindlichen
Bewußtseins zustimmungsfähig sei.
3.
[073:9] Die Zustimmungsfähigkeit des kindlichen Bewußtseins im
Hinblick auf Zukunftsantizipationen hat ihre Bedingung in einer
wesentlichen Komponente dieses Bewußtseins selbst, nämlich im Hinblick
auf Zeit strukturiertes oder sich strukturierendes Bewußtsein zu sein:
„Die Rückerinnerung an die Vergangenheit und die
Voraussicht in die Zukunft entwickeln sich nach und nach auf
gleiche Weise“
(4)
(4)Ebd., S. 83
. Dies ist übrigens das historische und systematische Bindeglied
zwischen einerseits Rousseaus Idee, daß wir für den Menschen eine
„Perfectibilité“
, einen nach
Vervollkommnung drängenden Vorgriff auf die Zukunft, annehmen müssen,
und andererseits der Theorie des anderen großen Genfers, Jean
Piaget, nach der das damit zum Thema gemachte
Zeitbewußtsein sich in Schritten bildet, die als Kognition beschreibbar
sind.
[073:10] Dies ist der springende Punkt: Denkt man einmal das Subjekt als
ein historisches, mit – der Möglichkeit nach – historischem Bewußtsein, dann
steht auch der Bildungsprozeß unter der Anforderung, ihn unter dem
Gesichtspunkt der Bildung von Zeitschemata zu beschreiben und zu
analysieren. Die Bildung des Zeitbewußtseins wird damit zu einem Kernstück
pädagogischer |a 70|Analyse. Vom Zeitbewußtsein nämlich
hängt es ab, ob und wie der Educandus sich
Tradition aneignet, ob und wie er sich als möglicher Entwurf in die Zukunft
hinein bestimmt, wie er in seiner Selbsttätigkeit Identität im gegenwärtigen
Moment gewinnt.
[073:11] Schleiermacher hat sich jedes Ereignis im
Bildungsprozeß des Kindes immer nur als Funktion
„wechselseitiger Einwirkungen“
gedacht, nicht als lineare Folge einer
„mechanischen“
Methode oder als Logik der
allmählichen inneren Entfaltung begrifflicher Hierarchien. Insofern steht er
G. H.
Mead und dem symbolischen Interaktionismus näher als die
meisten seiner pädagogischen Zeitgenossen. Er hat es vermieden, den
Erziehungs- und Bildungsprozeß einer zeitlichen Strukturierung zu
unterwerfen, die Lern- und Zeitquanten strikt aufeinander bezieht und
schließlich – bei dem inzwischen vorherrschend gewordenen Typus
pädagogischer Planung – zu mechanischen Rhythmen des Erziehungshandelns
geführt hat, die uns allen vertraut sind. Diese Entwicklung mag ihre
geschichtliche Notwendigkeit haben. Um das zu überprüfen, lohnt es sich
aber, den Blick noch einmal auf die uns zugänglichen Phänomene zu richten
und zu fragen, ob sich das von Schleiermacher nur in wenigen Bemerkungen
angedeutete Programm überhaupt deskriptiv entfalten läßt.
[073:12] Ich will das mit einigen Interpretationen versuchen. Mein Ziel ist
dabei, zunächst nur zu zeigen, ob und in welcher Weise eine Analyse der
Zeitstruktur von bildungsrelevanten Situationen möglich und ergiebig
ist.
2.Eine Interpretation
[073:13] In seiner Autobiographie erzählt Elias Canetti die folgende kleine Episode aus seiner Kindheit(5)
(5)
E. Canetti: Die gerettete Zunge,
München/Wien 1977, S.
64 ff.
: Als Sechs- oder Siebenjähriger sitzt er in der Schule
neben einem Mädchen,
„Little Mary“
;
„sie war kleiner als ich und
hatte helle Haare, aber das Schönste an ihr waren ihre roten Backen,
‚wie Äpfelchen‘
... Ich war von ihren roten
Backen so sehr verzaubert, daß ich nicht mehr auf Miss Lancashire
achtete ... Ich wollte die roten Backen küssen und mußte mich
zusammennehmen, es nicht zu tun“
. Nach Schulschluß geleitete er sie ein Stück weit bis zur
Straßenecke, obwohl sie
„in der entgegengesetzten Richtung“
wohnt,
„küßte sie rasch auf die Backe und lief eilig nach
Hause“
. Das wiederholte sich einige Male;
„Aber meine Neigung wuchs, die Schule interessierte
mich nicht mehr ... und bald wurde mir der Weg bis zur Ecke zu lang,
und ich versuchte, sie schon vorher auf die rote Backe zu küssen.
Sie wehrte sich und sagte:
‚Du darfst mich erst an
der Ecke küssen, zum Abschied, sonst sage ich es meiner
Mutter‘
... Ich ging nun rascher bis zur Ecke und küßte sie
wie früher.“
Am nächsten Tag aber küßte er sie, ungeduldig, schon gleich auf der
Straße und sagte:
„Ich werde dich küssen, so oft ich will, ich warte
nicht bis zur Ecke“
, küßte sie wieder und wieder, und an der Ecke sagte sie nicht
good-bye, sondern:
„Jetzt sag ich’s meiner
Mutter!“
[073:14] Am nächsten Tag trat die Mutter des Mädchens in der Schule auf.
„Sie sprach mit Miss Lancashire (der Lehrerin) und sagte sehr
bestimmt:
‚Du wirst die kleine Mary nicht mehr nach Hause
begleiten. Du hast einen anderen Heimweg. Ihr werdet nicht
nebeneinander sitzen und du wirst nicht mehr mit ihr
sprechen‘
“
.
[073:15] Die Prophezeihung trat ein.
„Das war das Ende der Geschichte, aber es war, wie
man mir später erzählte, nicht so ganz einfach abgegangen“
. Miss Lancashire hatte Elias’ Eltern zu sich gebeten.
„Sie war ein wenig verwirrt
und fragte sich, ob es damit zusammenhängen könne, daß
‚orientalische‘
Kinder viel früher reif werden
können als englische“
. Der Vater beruhigte die Lehrerin und meinte,
„vielleicht hänge es mit den
auffallend roten Backen des Mädchens zusammen“
.
|a 71|
[073:16] Den Kommentaren der Lehrerin und des Vaters fügt Canetti noch einen
eigenen hinzu:
„Ich habe später über diese junge Liebe nachgedacht,
die ich nie vergaß“
, und es fiel ihm
„das erste spanische Kinderlied ein, das ich in
Bulgarien gehört hatte: Ich wurde noch auf dem Arm getragen und ein
weibliches Wesen näherte sich mir und sang:
‚Manzanicas colorados, las que vienen
de Stambul‘
... dabei kam sie mit dem
Zeigefinger meiner Backe immer näher und stieß ihn plötzlich fest
hinein. Ich quietschte vor Vergnügen, sie nahm mich in die Arme und
küßte mich ab.“
[073:17] Auf den ersten Blick scheint diese von Canetti erzählte Geschichte aus
seiner Kindheit wenig mit meinem Thema zu tun zu haben. Wenn ich dennoch
gerade mit diesem Beispiel beginne, so hat das einen Grund, den ich
vorläufig als heuristische These formulieren möchte: Die Zeit ist
eine derart fundamentale Dimension des interpersonalen
(Erziehungs-)Handelns, daß in jeder beliebigen (pädagogischen)
Situation deren Zeitstruktur sich ermitteln läßt. Damit ist schon
eine eigentümliche methodische Schwierigkeit behauptet: Es muß
nämlich eine Möglichkeit gefunden werden, die Zeitstruktur einer Situation,
einer Handlung, einer Darstellung zu ermitteln, auch wenn keine expliziten,
auf Zeit unmittelbar verweisenden Indikatoren (Knappheit, Zeitrhythmen, Maße
etc.) der Beobachtung zugänglich sind, d. h. wenn die Zeitstruktur
„verborgen“
ist; in mancher Hinsicht mehr, in mancher
weniger. In einer knappen Interpretationsskizze der Geschichte Canettis möchte ich
dieses Problem veranschaulichen.
[073:18] Wir erfahren, daß die Geschichte nicht nur Anfang und Ende,
sondern auch eine der Handlungsstruktur innewohnende Zeitgliederung
hat. Da wird z. B. mitgeteilt, daß der kleine Elias
„so sehr verzaubert“
war, daß er dem Unterricht nicht mehr folgte, sondern das Bedürfnis, die
roten Backen zu küssen, das kräftigere Motiv wurde. Nun könnte das als die
Differenz zweier Orte (Unterricht – Nicht-Unterricht) mit je zugeordneten,
zugelassenen Handlungen interpretiert werden; das wäre gewiß richtig, macht
aber darauf aufmerksam, daß Orte immer zugleich auch den zugelassenen
Handlungen eine bestimmte Zeitstruktur vorschreiben: Die Struktur des
pädagogischen Ortes
„Unterricht“
schreibt vor, daß der
Rhythmus von auftauchendem Bedürfnis und seiner Befriedigung, wenn die
Befriedigungs-Handlung nicht zu dem Ort paßt, gedehnt werden muß (Elias
„mußte sich zusammennehmen“
). Dieses Problem der
zeitlichen Strukturierung von Bedürfnis-Entspannung wiederholt sich nun
allerdings auch außerhalb des Unterrichts; es ist offenbar nicht
nur ein Problem der Zeitstruktur eines bestimmten pädagogischen
Ortes. Hält Elias zunächst
noch bis zur Straßenecke aus, so versucht er doch bald, die Wartezeit zu
verkürzen, und dabei wird eine weitere Dimension der Zeit sichtbar, die es –
gleichsam ortsunabhängig – mit der Interaktionskompetenz zu tun hat: Ohne
das Zögern oder gar den Widerstand des Mädchens gegen solche Heftigkeit in
seinen Handlungsplan aufzunehmen, küßt er sie
„immer
wieder“
, so daß das Mädchen den ersten Teil der Geschichte beendet:
„Jetzt sag ich’s meiner
Mutter!“
Offenbar verfügt der sechs- oder siebenjährige Elias noch nicht über das, was
in unserer Theorie-Sprache
„Fähigkeit zur
Rollenübernahme“
heißt. Wer diese Fähigkeit hat, wer also seine
eigene Handlung auch in der Perspektive des Handlungspartners zu sehen und
zu beurteilen vermag, der gibt seinen Handlungen – offenbar – auch eine
andere zeitliche Struktur. Perspektivität der Interaktion ist also
auch ein Zeitproblem: Steht nicht nur meine, sondern auch die Zukunft des
anderen auf dem Spiel, dann werden die Interaktionsschritte zahlreicher,
wird nicht nur das Handlungsziel, sondern auch der Verlauf der Handlung
bedeutsam, wird eine differenziertere innere Zeitgliederung der Handlung
nötig.
[073:19] Die Mutter des Mädchens hat in der Geschichte einen besonders
interessanten Auftritt. Im Unterschied zu der eigentlich aus der
Spontaneität gespeisten Handlung der beiden Kinder wird hier die Erziehung
in Szene gesetzt, deren entscheidende Sprechhandlung sich in einer sowohl
pädagogisch-typischen als aber auch problematischen Figur darstellt: einer
Reihung von empiri|a 72|schen Prognosen (
„Du wirst die kleine Mary ... Ihr werdet nicht mehr ... Du wirst nicht...“
). Natürlich sind es nur der
sprachlichen Form nach Prognosen; der pragmatischen Bedeutung nach sind es
Aufforderungen, in Zukunft bestimmte Handlungen zu unterlassen. Man könnte
diese Differenz auf die Nachlässigkeit des Sprechers zurückführen. Aber
unabhängig davon, wie diese Frage in diesem einen Fall entschieden werden
mag – gerade diese Differenz verweist auf einen typischen pädagogischen
Habitus im Hinblick auf den Umgang mit Bildungszeit und also mit der Zukunft
des Kindes: Der Erzieher kann es sich leisten, seine Aufforderungen,
Verbote, Gebote usw. in der Form empirischer Prognosen zu formulieren,
sofern er annimmt, über die Mittel verfügen zu können, die nötig sind, um
das faktische Eintreten der Prognose zu sichern. Daß es sich dabei
tatsächlich nicht um eine nur singuläre Beobachtung handelt, sondern um ein
Zeit-Strukturproblem
„pädagogischen“
Handelns, insbesondere unseres Verhältnisses zu Zukunft und
Vergangenheit, also auch um unseren Begriff von
„bewegter
Geschichte“
, will ich hier vorerst nur andeuten(6)
(6)Vgl.
dazu R. Kosellek, a. a. O., S. 38
ff.
. Kant hat auf dieses Problem
hingewiesen mit der provozierenden Frage:
„Wie ist Geschichte a priori möglich? Antwort: Wenn
der Wahrsager die Begebenheiten selber macht ... die er zum voraus
verkündigt“
(7)
(7)Zitiert nach R. Kosellek, a. a. O., S. 61
.
[073:20] Eine andere Klasse von Zeitproblemen tritt im Verhalten der
Lehrerin hervor. Auch sie ist – wie Marys Mutter – besorgt, macht indessen
keine Prognosen auf die Zukunft, sondern bringt
entwicklungspsychologische bzw. ethnische Zeitschemata zum
Verständnis der kindlichen Handlungen ins Spiel: Vorstellungen vom rechten
Zeitpunkt für bestimmte Handlungen in einem Reife- oder
Entwicklungskontinuum und Vorstellungen von ethnischen oder kulturellen
Varianten für solche rechte Zeitpunkte (
„... daß
‚orientalische‘
Kinder viel
früher reif werden können als englische“
).
[073:21] Schließlich der Vater: Er mag die Bildungsprobleme seines Sohnes
offenbar weder (wie die Lehrerin) im Sinne entwicklungspsychologischer
Zeitrhythmen formulieren noch wie Marys Mutter als Vorhersage der
Zukunft, sondern verwendet eine gleichsam atemporale
Problembestimmung, in der vornehmlich Bedeutung und Bedeutsamkeit
und weniger bestimmte Zeitregulierungen gelten:
„Vielleicht hänge es mit den
auffallend roten Backen des Mädchens zusammen“
. Der Vater
versteht die roten Backen, um die herum sich die Handlung des Knaben
organisiert hat, als lebensgeschichtlich relevantes Symbol. Aber diese
Problemformulierung ist wirklich nur
„gleichsam“
atemporal; auch die Symbole, in denen sich lebensgeschichtlich
Bedeutungsvolles verschlüsselt, sind auf der Zeitachse miteinander
verknüpft; allerdings vermutlich nach anderen Regeln als denen, die in
entwicklungspsychologischen Phaseneinteilungen, in pädagogischen Vorhersagen
(die sich selbst erfüllen), in den Zeitrhythmen von Organisationen oder
industrieller Produktion, in den Stunden- (Pausen-) und Schuljahrzäsuren der
institutionalisierten Bildungskarrieren, aber auch in naturalen (Sonnenauf-
und Untergang, Tages- und Jahreszeiten usw.) Zeitvorstellungen in Geltung
sind.
[073:22] Elias
Canetti verknüpft diese vom Vater vorgenommene
Strukturierung des Bildungsproblems jener Handlung mit seiner eigenen als
sich autobiographisch erinnernder Autor. Diese Strukturierung liegt auf der
Ebene dessen, was ich Erinnerungszeit nennen möchte. Die
Bildungszeit – also die zeitliche Rhythmisierung der für den Bildungsprozeß
bedeutungsvollen Erfahrungen, gleichsam die semantische Struktur der
Bildungsprozesse auf der Zeitachse – gliedert sich nach Maßgabe relevanter
Erinnerungen, freilich im Rahmen der zeitlichen Erwartungen des Lebenslaufes
als des für das Individuum verbindlichsten Rahmens.
[073:23] Die eigentliche Leistung der Erinnerung, im Unterschied
beispielsweise zur Assoziation, ist konstruktiv. Das Kapitel, in dem die –
oben paraphrasierte – Geschichte aus dem Leben Canettis steht, ist überschrieben:
„Little Mary. Der Untergang der Titanic. Captain Scott“
. Diese Überschrift schon verknüpft verschiedene Zeit-Ereignis-Reihen
miteinander. In der Darstel|a 73|lung dann tritt das
konstruktive Moment der Erinnerungs-Komposition noch deutlicher hervor: Die
Schule wird – über das Tauschen von Briefmarken und die Liebe zu einem
Geographie-Puzzle – mit dem geographischen Interesse des Jungen verknüpft;
dieses wiederum mit der Erinnerung an die
„Massentrauer“
,
mit dem Untergang der Titanic einerseits und dem Ende Captain Scotts andererseits, das durch
eine eindrucksvolle Ansprache der Lehrerin an die Schule gebunden ist. Und
diese Erinnerungen führen, im Zusammenhang mit Little Mary, in die frühe Kindheit
zurück und zu dem sich im Alter erinnernden Autobiographen. Die einzelnen
Ereignisreihen umfassen verschieden lange Zeitdistanzen und sind von
unterschiedlicher
„innerer Dauer“
, ergeben aber, durch
die Verknüpfung und
„Einschachtelungen“
(Piaget), ein Profil,
in dem der Bildungssinn des ganzen erinnerten Komplexes zur Darstellung
kommt. Besser müßte man sagen: Diese Darstellung eines semantischen Netzes
nach zeitlicher Ordnung ist der Bildungssinn; denn wir haben ihn ja
nur in der Darstellung. Was sich also in dem kleinen Detail der
„Little
Mary“
-Geschichte andeutet – die Verknüpfung des semantisch
zunächst Verschiedenen, der Küsse des kleinen Elias und der
„roten
Äpfelchen“
, die Synchronisierung der Kinder-Interaktion mit der
Problematik der Schulzeit, die Einschachtelung solcher Ereignisse innerhalb
eines Rahmens von Bildungszeit, schließlich auch die zeitliche Distanzierung
des sich erinnernden und die Zeit-Organisation bewerkstelligenden Ich des
Autobiographen – das sind, so denke ich, Grundprobleme der Darstellung
individueller Bildungsstrukturen, die nicht nur für diesen Text relevant sind, sondern immer dann, wenn Individuen sich über sich selbst Rechenschaft zu geben versuchen(8)
(8)Was wir
„Identität“
nennen, hat es also wesentlich mit der
Struktur dieser
„Erinnerungszeit“
zu tun. Zugespitzt
könnte man sagen: Das Individuum ist, als was und an was es sich
erinnert: in der Erinnerung
„hat“
es sich selbst. Die
damit aufgeworfenen Fragen gehören also in das Zentrum einer Theorie der
Bildung des Menschen.
.
3.Einige Klassifikationen
[073:24] Mit der Interpretationsskizze wollte ich folgendes plausibel
machen: Für die Struktur von pädagogischen Verhältnissen und
Bildungsprozessen sind Zeitprobleme nicht nur auf der rasch beobachtbaren
Oberfläche, sondern bis in die Tiefenverästelungen hinein bedeutsam; auch
Interaktionen lassen sich, über das gebräuchliche interaktionsanalytische
Vokabular hinaus, in Zeit-Kategorien fassen; das läßt sich erweitern auf die
Struktur der ganzen pädagogischen Situation hin, die einerseits einen je
bestimmten meßbaren zeitlichen Ereignisablauf, andererseits aber auch das
Zeiterleben der Beteiligten enthält; sowohl im meßbaren äußeren Ablauf als
auch im inneren Erleben von Dauer sind Zeitschemata im Spiel, die ihren Halt
teils in Institutionen und Rollen, teils im Habitus der geschichtlichen
Epoche haben, teils aber auch in der Situation selbst erst hervorgebracht
werden als Balance zwischen jenen Komponenten und dadurch intersubjektiv
Geltung erlangen können.
[073:25] Um in die Vielfalt denkbarer Phänomene und Gesichtspunkte einige
Ordnung zu bekommen, möchte ich nun einen Vorschlag zur
Klassifikation machen.
1.
[073:26] Im Hinblick auf die Thematik erziehungswissenschaftlicher
Zeitanalysen kann sich die Aufmerksamkeit in zwei Richtungen bewegen:
Wir können die Zeitstrukturen interpersoneller Situationen
beobachten wollen oder die eines individuellen Bewußtseins.
Diese Unterscheidung ist von fundamentaler Bedeutung. Denn einerseits
können wir die Bildung von Bewußtsein und Handlungskompetenz beim Kinde
uns nur verständlich machen, wenn wir das Bildungsgeschehen als
wechselseitige Einwirkungen, als Interaktionen denken. Andererseits ist
die individuelle Eigentümlichkeit einer Bildungsgestalt immer auch eine
selbsttätige Hervorbringung dieses Individuums, ihm allein zugehörig und
nicht reduzierbar auf die sozialen Situationen seines Lebens. Aus diesem
Grunde auch hat die Theorie des symbolischen Interaktionismus an der
Unterscheidung von
„sozialer“
und
„personaler Identität“
festgehalten. Wir müssen also in der
erziehungswissenschaftlichen Analyse immer beides tun: Die Zeit|a 74|strukturen pädagogischer Handlungen und die
Eigentümlichkeit im Zeitbewußtsein von Individuen beschreiben. Emil
Staiger(9)
(9)E. Staiger: Die Zeit als
Einbildungskraft des Dichters, Zürich/Leipzig 1939, 1953²
hat im Hinblick
auf die zweite Aufgabe, wenngleich ohne pädagogisches Interesse,
geradezu klassische Studien schon vor einer Generation vorgelegt – wie
wir überhaupt zu dieser Frage gegenwärtig von anderen Wissenschaften am
meisten lernen können.
2.
[073:27] In beiden, der interpersonellen Situation und der
individuellen Kognition, ist eine weitere Differenz enthalten:
erlebte Zeit (psychologische Zeit, innere Dauer) und
meßbare Zeit. Diese Unterscheidung ist mit der
vorangegangenen nicht identisch, sondern liegt gleichsam quer zu ihr. In
der pädagogischen Handlung müssen alle Beteiligten das Problem
bewältigen, ob überhaupt und wie das eigene innere Erleben von Dauer in
ein tolerables Verhältnis zur äußeren, meßbaren Handlungszeit gesetzt
werden kann (Der kleine Elias
beispielsweise wartete, bis der Unterricht vorüber war, mußte aber auch
dann noch die erlebten Zeitdistanzen zwischen Bedürfnis und Befriedigung
zu den äußeren situativen Bedingungen – etwa den Zeit-Toleranzen Marys und der
Wegstrecken-Zeit – in Beziehung setzen). Das Gleiche kehrt in der
Zeitordnung der Erinnerung wieder: Die subjektive Empfindung von Dauer
und die tatsächlich abgelaufene Zeit müssen in der
Erinnerungsdarstellung auf irgendeine Weise koordiniert werden –
jedenfalls immer dann, wenn einerseits
„äußere“
Ereignisse und andererseits auch subjektive
„innere“
Wahrnehmung vorliegen.
3.
[073:28]
Es wäre indessen voreilig, die Intersubjektivität von
Zeitschemata durch Hinweis auf ihre Genese aus Interaktionen und
damit als nur historisches Produkt zu bestimmen. Zwar
treten
„bei der kulturellen Konstruktion von
Zeit“
(7)
(7)Zitiert nach R. Kosellek, a. a. O., S. 61
die historisch erzeugten, besonders die
„ereignisunabhängigen, abstrakten Zeitbegriffe“
immer
deutlicher hervor (an der Bedeutung, die die Uhr für unser Leben
spielt, wird das besonders sinnfällig); aber gleichsam hinter
solcher Historizität stehen intersubjektive Zeitschemata, die nicht
historisch relativierbar sind oder sich doch wenigstens gegenüber
Relativierungsversuchen eigentümlich resistent verhalten: Rhythmen
des Schlafens und Wachens, Sonnenauf- und Untergang, die Zeiten für die Befriedigung vitaler Bedürfnisse; die
durch die notwendige Auseinandersetzung mit der äußeren Natur
gesetzten Wartezeiten wie das Reifen der Frucht, das Garwerden der
Speisen, die Herstellung eines Werkzeugs; aber auch universale
Zeitbedingungen der Interaktion zwischen Personen wie die Zeitspanne
zwischen Frage und Antwort; Verstehens-Zeit, Zeit zur Anbahnung von
Kooperation, schließlich Universalien, die die Möglichkeitsbedingung
verständlicher Mitteilung betreffen, wie die für symbolische
Repräsentation nötige Zeit (wie lange braucht ein Bild, um gemalt,
eine Melodie, um gespielt, eine Geschichte, um erzählt zu werden?),
die beim Erzählen von Geschichten notwendige Zeitgliederung in Davor
und Danach, die für jede Handlung konstitutive Differenz zwischen
Jetzt und Künftig, ohne die sie als
„Handlung“
(im Unterschied zu
„Verhalten“
) nicht
verständlich wäre usw.. Neben der Unterscheidung von subjektiven und
intersubjektiven Zeitschemata unterscheide ich deshalb
anthropologisch auferlegte und historisch
auferlegte Zeitschemata(10)
(10)Die Unterscheidung zwischen
anthropologisch und historisch auferlegten Zeitschemata mag
suspekt erscheinen, sind doch die pädagogischen
Beobachtungsdaten allemal historischer Natur. Die praktische
Frage, wie denn unter historisch gegebenen Bedingungen zu
handeln sei, nötigt uns indessen – wenn ich recht sehe – zwei
Distanzierungsschritte ab: wir müssen das Gegebene im Hinblick
auf das historisch Mögliche und das Mögliche im Hinblick auf das
noch human zu Nennende reflektieren. Den zweiten Schritt nenne
ich
„anthropologisch“
. Freilich enthält auch
er noch eine Aufforderung zur Distanzierung: auch die Weise, in
der wir das Human-Spezifische zu bestimmen suchen, gehört uns
als historisch bestimmten Subjekten zu, auch dort noch, wo wir
versuchen, eine
„Geschichte“
solcher
anthropologischer Entwürfe zu rekonstruieren.
. Diese
Unterscheidung ist pädagogisch wichtig, weil die anthropologisch
auferlegten Zeitschemata daran erinnern, daß es eine
humanspezifische Grenze der Manipulierbarkeit (eben auch im Hinblick
auf die Zeitordnungen) gibt, und weil die historisch auferlegten
Zeitschemata daran erinnern, daß das Sich-Hinein-Bilden in
Zeitordnungen die Bildung einer immer historisch bestimmten Form von
Bildung ist. Es sind, mit Hilfe dieser Unterscheidung, auch Fälle
beschreibbar, in denen beide Klassen nicht nur in Differenz, sondern
auch in Widerspruch zueinander treten.
Das sei am Beispiel der Erzählung Canettis noch einmal
veranschaulicht. Anthropologisch auferlegt, d. h.
schlechterdings unaufhebbar und eine Bedingung für die
Verständigungsmöglichkeiten in dieser Situation und über sie, ist
die zeitliche Strukturierung der Ereignisfol|a 75|gen in der Erzählung, sind aber auch Elemente der erzählten
Handlung selbst wie die Lokalisierung des Kindseins im Lebenszyklus
überhaupt und die Aufgabe des kleinen Elias, sich mit den Reaktionen Marys und damit
mit Wartezeiten auseinanderzusetzen. Das alles geschieht unter
historisch besonderen Zeitbedingungen: Der nach
Unterrichtsstunden gegliederte Vormittag des Kindes, die
entwicklungspsychologischen Vorstellungen für die rechten Zeitpunkte
bestimmter Handlungen, das Verfügen von Erwachsenen über die Zukunft
des Kindes (Prognose). Darin ist je sowohl meßbare Zeit
enthalten (die Schulstunde, die Interaktionszeit, das
Entwicklungsalter) als auch erlebte Zeit (die Wartezeit,
die Elias zu lang
wurde). Und der Erzähler schließlich berichtet von den Ereignissen
in zwei Einstellungen: gleichsam als Beobachter jener
Handlungssequenz und als Sich-Erinnernder, für den jene Situation in
einen komplexen Kontext biographischer Erinnerungen eingeordnet
werden.
4.Zur bildungstheoretischen und
erziehungspraktischen Bedeutung
[073:29] Meine Überlegungen sind zunächst nichts als eine begriffliche
Skizze, eine Reihe von Fragestellungen, die erst
heuristisch-programmatischen Charakter haben. Ob sie sich auch in der
Detailforschung bewähren, steht noch dahin. Dennoch oder gerade deshalb
sollten wir jetzt schon fragen, ob derartige Analysen auch praktisch
bedeutsames Wissen erzeugen könnten und welche Bedeutung sie für eine
Theorie des Bildungsprozesses haben.
[073:30] Die mögliche praktische Bedeutsamkeit möchte ich auf drei Ebenen
von Zeitregulierungen erläutern: Auf der Ebene der einfachen pädagogischen
Interaktion, der institutionalisierten Interaktion und des
gesellschaftlichen Habitus. In allen drei Hinsichten werden in der
Erziehungshandlung Zeit-Entscheidungen getroffen, die über das Mittelglied
der Situationsdefinition eine Sozialform etablieren, die das Material für
die Bildung des Kindes ist. Ich folge dabei einer Interpretationsregel, die
von Schleiermachers
Vorlesungen über Hermeneutik bis zu Adorno und zu Sartres Arbeit über Flaubert zum wesentlichen Bestand geisteswissenschaftlicher Methode gehören: im Einzelnen das Allgemeine, im Individuellen das Gesellschaftliche, im Subjektiven das Intersubjektive aufzusuchen(11)
(11)Vergl.
dazu F. D. E. Schleiermacher:
Hermeneutik und Kritik, hrg. von M. Frank, Frankfurt 1977;
I. P. Sartre: Der Idiot der Familie, Bd. 1, Reinbek
1977; M. Frank: Das
Individuum in der Rolle des Idioten, in: T. König (Hg.), Sartres
Flaubert lesen. Essay zu Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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.
Was hat das mit der erzieherischen Bedeutsamkeit der Zeit als
analytischer Kategorie zu tun? Ich will das kurz und trivial an einigen
Beispielen erläutern.
Uns allen ist, mindestens durch immer wiederholte Erzählungen
anderer, die Situation vertraut, in der sich Mutter und Säugling befinden,
wenn der Säugling durch Schreien ankündigt, daß ihn ein unbefriedigtes
Bedürfnis beunruhigt. All dem, was nun folgen kann, liegt ein relativ
differenzierter Komplex von Zeitschemata für die Handlungsplanung zugrunde,
und zwar auf allen drei Ebenen.
–
Im Hinblick auf das, was ich Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Wartezeit des Säuglings verkürzen oder verlängern will; ob sie, wenn sie
sich dem Säugling zuwendet, ihm einen Schnuller oder Nahrung gibt und
also die Zeitstruktur ihrer Handlung an leicht kalkulierbaren Signalen
und an einem eher physisch bestimmten Rhythmus orientiert, oder ob sie
die Bedürfnisspannung mit differenzierter Interaktionszeit ausfüllt, z.
B. dadurch, daß sie den Säugling auf den Arm nimmt, mit ihm umhergeht,
auf ihn einspricht usw.
–
In solchen Entscheidungen aber ist die Mutter schon nicht
mehr ganz frei. Der institutionelle Zusammenhang des Haushaltes schränkt
die Vielzahl zunächst möglich scheinender Alternativen ein.
Beispielsweise müssen, um diesen Zusammenhang aufrecht zu erhalten, die
verschiedenen Zeit-Ereignisreihen von Haushaltsführung, Berufstätigkeit,
Interaktion mit den beteiligten Erwachsenen, Interaktion mit dem Kind in
ein balanciertes Verhältnis zueinander gesetzt
werden. Daß die Mutter vielleicht den Schnuller wählt, ist u. U. nur zu
verstehen aus dieser Nötigung, verschiedene Handlungs-Zeit-Reihen zu
synchronisieren, ist damit auch abhängig von denjenigen Schemata der
Zeitstrukturierung, die je innerhalb dieser Reihen gelten.
–
Schließlich entstehen Handlungspläne zwar auch unmittelbar
in Interaktions-Situationen; aber sie folgen, besonders in ihren
institutionalisierten Formen, übergreifenden kulturellen Mustern, in
unserem Fall eben einem Zeithabitus, der nicht nur Situationen, sondern
auch größere geschichtliche Distanzen umgreifen kann. Zu Komponenten
dieses Habitus scheinen gegenwärtig und für unseren Kulturkreis die Uhr
zu gehören und der mit ihr gesetzte Typus der Zeitmessung, das Denken
und Handeln nach objektiven Zeitintervallen wie dem industriellen
Arbeitstag, der Schulstunde, den Fahrplänen usw. – also jener
Zeit-Habitus, der gelegentlich Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Unterschied zur Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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gegenüber dem Erleben innerer Dauer, greifen deshalb auch stärker, als
wir uns in der Regel bewußt sind, in die individuellen Bildungsprozesse
ein. Die für die Ebene der einfachen Interaktion oben behauptete
Alternative einer kurzzeitigen Befriedigung des Säuglings und einer
zeitlich gedehnten Interaktion hat es vermutlich mit diesem Habitus zu
tun. Wir müssen deshalb in der Regel auch besondere Anstrengungen
aufbringen, wenn wir aus pädagogischer Vernunft Maximen zu befolgen
versuchen, die jenem Habitus nicht entsprechen. Dazu aber müssen wir,
wie bei den institutionellen Handlungsregeln, auch vom Habitus seine
historische Genese, seine Geltungsgründe und Geltungsgrenzen
kennen.
Sinnfälliger noch wird die Frage der erziehungspraktischen
Bedeutung von Zeitanalysen am Beispiel der Schule. Daß die Schulen
in den hochindustrialisierten Ländern im Regelfall einem Habitus folgen, den
man Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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fast auf der Hand und ist von Kritikern der Schule in den letzten Jahren
häufig diskutiert worden. Bildungsprozesse als schematische Zeit-Karrieren
zu denken und jeweils den Zeiteinheiten entsprechende Lernquanten
zuzuordnen, ist das innere Prinzip, die geheime Regel aller Schulreformen
seit 150 Jahren, so wie es ein Pädagoge vor 200 Jahren als Programm
formulierte:
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(12)E. Chr. Trapp: ø Unterricht überhaupt; in: Allgemeine Revision des
gesamten Schul- und Erziehungswesens (1785–1792), Bd. VIII,
S.
184
: nicht nur ein Programm, das nachdenklich macht, sondern auch eine
zutreffende Prognose! Mit den Folgen eines solchen pädagogischen Habitus
haben wir heute zu tun. Die Schematisierung der Zeit ist vermutlich ein
notwendiges und wirksames Mittel, um gesellschaftspolitische Planungen zu
koordinieren. Aber hat dieses Mittel nicht an den spezifischen Aufgaben der
Erziehung und Bildung eine Grenze? Erschrecken wir nicht, wenn ein
Jugendlicher so redet, wie im folgenden Zitat aus einem Interview:
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Die Herkunft des hier
verwendeten und auf S. 77 wieder aufgegriffenen Interviewzitats ist
unklar
Prägnanter als der Jugendliche das tut, kann auch der
Wissenschaftler das Problem nicht formulieren; er kann es nur erläutern. Die
Berufschancen dieses Jugendlichen, in die Zukunft gerichtet, sind eine
genaue Reproduktion des herrschenden Habitus. Die Ähnlichkeit mit den
Zeit-Fahrplänen der Eisenbahn ist frappant: ein Bildungsprozeß wird gedacht
als das Durchlaufen von vereinheitlichten
Zeit-Weg-Strecken, es gibt Gabelungen und Umsteigmöglichkeiten, man kann
sich ‒ freilich in Grenzen ‒ auf die Ankunftzeiten verlassen usw. Aber dann
folgt dieser letzte Satz: Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI/text[2]/body/div/div[5]/p[7]/q[1]. Das heißt doch ‒ um im Bild
der Fahrpläne zu bleiben ‒ vielleicht steige ich irgendwo aus und gehe zu
Fuß weiter! (Das machen ja in der Tat auch viele Jugendliche.) Übersetzt:
Die Wünsche für meine Zukunft sind mehr als das, was in diesen
verzeitlichten Karrieren aufgeht; meine künftige Zeit gliedert sich
vielleicht nach anderen Regeln als denen, die die Struktur des
Bildungssystems bestimmen. Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI/text[2]/body/div/div[5]/p[7]/q[2] als ein Individuum mit
nur mir zugehöriger Eigentümlichkeit, bin noch da – aber ich kann
mich eigentlich nur als Nachsatz, als Panne, als Verlegenheitslösung
einbringen.
Jürg Jegge
schildert in seinen Arbeiten aus der Erfahrung der Sonderpädagogik viele
solcher Fälle
. Den meisten dieser Fälle ist
gemeinsam, daß sie in den Maschen der Karriere-Zeit-Netze hängenbleiben, daß
sowohl der generelle pädagogische Habitus als auch die Organisation der
pädagogischen Institutionen zu den Lernrhythmen ihrer eigenen Bildung nicht
paßte, d. h. daß sie auf der Ebene einfacher Interaktion keine Erfahrungen
mit der Strukturierung von Zeit machen konnten, die ihrer Eigentümlichkeit
Raum gab.
Wenn also die eingangs ø Annahme Schleiermachers zutrifft – die ja übrigens von
Piaget empirisch
gestützt werden konnte –, das Bewußtsein des Kindes bilde sich in seiner
Zeit-Dimension derart, daß es allmählich fähig wird, immer weitere und
differenziertere Rückgriffe in die Vergangenheit und Vorgriffe auf die
Zukunft vorzunehmen, dann ist die folgende Hypothese plausibel: Die Bildung
der Individualität des Kindes wird um so besser gelingen, je mehr die
Präsentation von Zeitschemata auf der Ebene der einfachen Interaktion eine
Balance zwischen der historisch auferlegten Zeitstruktur und der
individuellen Zeiterfahrung als erfüllter innerer Dauer und damit
auch Reflexion zuläßt; denn – wie Luhmann/Schorr schreiben –
Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI/text[2]/body/div/div[5]/p[9]/cit/quote
(14)N. Luhmann/K. E. Schorr: Reflexionsprobleme im
Erziehungssystem, Stuttgart 1979, S. 290
. Da nur diese, zugleich Reflexion und Vorausschau ermöglichende
Zeit-Struktur der Interaktion das Kind an seiner eigenen Zukunft – und sei
dies zunächst nur die nächste Stunde oder der nächste Tag – beteiligen kann,
besteht das praktische Interesse meiner theoretischen Überlegungen
in der Beantwortung der Frage, wie die Interaktion in pädagogischen
Situationen beschaffen sein muß, um jene Reflexion und Vorausschau zu
ermöglichen.
Aber das ist nur die eine Hälfte der Sache. Erinnern wir uns an
Schleiermachers
Forderung, daß jeder Lebensmoment seine Befriedigung in sich haben müsse und
keiner, sei es ungewisser, sei es bis im einzelnen geplanter Zukunft Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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enthält nicht nur ein Prinzip des Handelns, sondern auch ein
hermeneutisches Prinzip des Verstehens: Sie verlangt Respekt vor
dem einzelnen Lebensmoment, wie auch Respekt vor der Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
transformKMG:make-quote(node(), xs:string, item()*, xs:string, xs:string*) [733:17:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Selbsttätigkeit. Dieser Zusammenhang von Lebensmomenten, Eigentümlichkeit
und Selbsttätigkeit ist uns zugänglich in der autobiographischen Mitteilung,
in der das Ich sich uns darstellt. Diese Darstellung des Ich aber geht nie
in reiner Nur-Gegenwart auf, sondern enthält immer Rückgriffe auf
Vergangenheit und Vorgriffe auf die Zukunft. Sie kann nicht eigentlich Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI/text[2]/body/div/div[5]/p[10]/q[3], sondern nur hermeneutisch rekonstruiert
werden. In ihr versuchen wir – Erwachsene wie Kinder und Jugendliche – all
dies zusammenzuhalten: die Ereignisfolgen einzelner erinnerter Handlungen
bzw. Interaktionen, die dabei erlebte innere Dauer, die Gleichzeitigkeit
unähnlicher und die Ungleichzeitigkeit ähnlicher Situationen, ihre
chronologische Staffelung, die erworbenen und auferlegten Zeitschemata der
historischen Lage, die Erinnerungsdistanzen über einen Lebenslauf usw. Was
das Individuum im Prozeß seines Erwachsenwerdens für sich selbst und für
andere jeweils ist und wird, das ist also wesentlich
zugänglich über die Zeitstrukturen, in denen es seine Darstellung dieses
Prozesses ordnet.
Erziehung, wo sie gut ist, besteht immer auch aus solchen
Mitteilungen, solchen Darstellungen eigener Erinnerung, in der nicht nur das
im Augenblick gegebene Zeitbewußtsein, nicht nur die Zeitstruktur des
Lebenslaufs, sondern auch die historische Tiefe und die in die Zukunft
ausgreifende Kraft sich ø. Ich denke, daß Peter
Handke in seiner Rede aus Anlaß der Verleihung des Büchner-Preises das sehr schön
formuliert hat:
Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
transformKMG:make-quote(node(), xs:string, item()*, xs:string, xs:string*) [736:17:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI/text[2]/body/div/div[5]/p[12]/quote
(15)P.
Handke: Als ø noch geholfen ø, Frankfurt 1974, S. 80