Evangelische Kirche
Deutschland, 1971, S.
534 f. [Anne Hild]
Editorische Anmerkung
Der Ausspruch geht
auf ein Manifest Che
Guevaras zurück, der sich darin 1967 für bewaffnete
Revolutionen aussprach, eine deutsche Übersetzung erschien noch im
selben Jahr von Gaston
Salvatore und Rudi Dutschke unter dem Titel: Schaffen wir zwei,
drei, viele Vietnam. [Anne Hild]
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[V36:1] Die Jugendkammer
der Evangelischen Kirche in Deutschland legt mit dieser Studie ein
Ergebnis ihrer im Auftrag des Rates der
Evangelischen Kirche in Deutschland durchgeführten Untersuchungen zu
den Jugendprotesten und Konflikten im Erziehungsbereich vor. Die Studie steht in
sachlichem Zusammenhang mit der Grundsatzerklärung, in der die Synode der EKD im November 1971 in
Frankfurt festgestellt hat:
»Die Mitverantwortung der Kirche für den Menschen und
seine Zukunft im Rahmen der Bildungsplanung«
– man muß hinzufügen: und ebenso der Erziehungspraxis –
»ist in der ihr aufgetragenen Botschaft begründet. Diese
Botschaft sagt uns, daß Gott sich in Jesus Christus des Menschen angenommen hat und
daß darum jeder Mensch vor Gott wert geachtet ist, ungeachtet seiner
Begabung und Leistung. Sie befreit Lernende und Lehrende zu selbst- und
mitverantwortlicher Mündigkeit wie zu kommunikativem Miteinander. Darum
ist die Kirche aufgerufen, für den Menschen, für seine Würde und Rechte,
für Erziehung und Bildung aller, insbesondere der Benachteiligten,
einzutreten. Dies schließt die Mitverantwortung für nüchterne Analyse
und sachgemäße Gestaltung der entsprechenden Strukturen ein.«
[V36:2] In diesem Licht versteht die Jugendkammer ihre Analyse der Erziehungskonflikte und den daraus
erwachsenden Entwurf einer neuen gemeinsamen Praxis. Sie ist sich dessen wohl
bewußt, daß diese Studie einen theologischen Horizont hat, auch wenn er nur an
wenigen Stellen angedeutet wird. Die |A 8|Kammer will mit ihrem Beitrag zu einem vertieften
Verständnis der Konflikterfahrungen und zu einer neu zu begründenden
Verständigungsbereitschaft im pädagogischen Bereich helfen. Dazu gehört, daß im
gegenwärtigen Spannungsfeld der Erziehung das Gespräch über die Sache des
Glaubens neu eröffnet wird. In dieser Absicht waren sich die Mitglieder der
Kammer einig, auch wenn nicht jede Einzelaussage der Analyse und Beurteilung
einhellige Zustimmung gefunden hat.
[V36:3] Nachdem der Rat der EKD die
Studie am 21. April 1972 zur Veröffentlichung freigegeben hat, möchte die Jugendkammer sie zur offenen
Diskussion stellen. Sie verbindet damit die Hoffnung, daß die Studie vor allem
erzieherisch tätigen und interessierten Kreisen als Grundlage, Anregung und
Ermutigung zu weiterführenden Gesprächen dienen wird.
[V36:4] Hannover und Rummelsberg, den 26. Mai 1972
[V36:5] Jugendkammer der Evangelischen
Kirche in Deutschland
[V36:6] Neukamm
[V36:7] Vorsitzender
|A 9|
Einführung
[V36:8] Zu den entscheidenden Erfahrungen in der jüngeren Geschichte der
Bundesrepublik gehört die kritische Protestbewegung eines Teiles der jungen
Generation, in der neue Entwürfe für das Zusammenleben und Zusammenwirken von
Menschen unter den Herausforderungen durch die Zukunft ins Blickfeld der
Öffentlichkeit getreten sind. Sie hat in vielfacher Hinsicht Versäumnisse und
Fehlhaltungen der hinter uns liegenden, aber nach wie vor unter uns wirksamen
gesellschaftlichen Entwicklungsprozesse und deren Widersprüche aufgezeigt. Vor
allem hat sie durch die Politisierung individueller und institutioneller
Konflikte unbestreitbar eine Reihe von vorher unterlassenen Reformbemühungen in
Gang zu setzen vermocht. Die Protestbewegung und die ihr zugrundeliegende
Protesthaltung hat gleichzeitig aber auch zur Verhärtung gesellschaftlicher
Konfliktsituationen geführt. Denn offensichtlich ist eine Veränderung
eröffnende, tragfähige Kommunikation nicht erreicht worden – sofern sie
überhaupt angestrebt wurde.
[V36:9] Die Jugendkammer der Evangelischen
Kirche in Deutschland hat sich mit dem hier bezeichneten Zusammenhang
von Problemen auseinandergesetzt und den Versuch gemacht, die vielerorts als
Einzelphänomene unverstanden oder mißverstanden gebliebenen Protestaktionen und
Protesthaltungen der Jugend in ihrem gesamtgesellschaftlichen Rahmen zu sehen.
Sie ist dabei von den politisierten Schulkonflikten ausgegangen, weil diese
einen exemplarischen Ansatz der Be|A 10|schreibung und
Interpretation erlauben. Im Zusammenhang mit der hauptsächlich auf Hochschulorte
konzentrierten studentischen Protestbewegung treten sie seit 1967 in zahlreichen
Orten der Bundesrepublik immer wieder und in variationsreichen Formen auf. Für
eine große Zahl von betroffenen Einzelnen, Gruppen und Institutionen bedeuten
sie noch immer eine Herausforderung.
[V36:10] Die Jugendkammer
beansprucht mit der hier vorgelegten Lagebeschreibung weder, eine umfassende
Dokumentation zu ersetzen, noch für alle Einzelfälle, von denen die Adressaten
der Studie notwendigerweise ausgehen, die zutreffenden Deutungen zu liefern. Sie
rechnet allerdings damit, daß ihre Gesichtspunkte und Ergebnisse – auch bei
fortwährender Veränderung des Problemfeldes – exakt genug sind, um eine
Grundlage für die erforderlichen Diskussionen zu bilden. Die Studie möchte
helfen, strukturelle Probleme und Spannungen im gegenwärtigen Erziehungsfeld
bewußt zu machen, und zwar sowohl durch eine Analyse der Konfliktfaktoren wie
durch eine engagierte Interpretation.
[V36:11] Dem pädagogischen Engagement der Studie entspricht es, daß vor allem
die Lage der Heranwachsenden in den Blick gefaßt wird. Selbstverständlich sind
Aussagen über die Situation des Schülers zugleich auch Aussagen über die
Situation ihrer Lehrer. Die spezifische Situation der Lehrer bedarf jedoch, will
man ihrer Komplexität zwischen Zwängen und Möglichkeiten gerecht werden, einer
eigenen Analyse, die im Zusammenhang dieses Versuchs nicht geleistet werden
kann. Im Sinne der hier gewählten, streng pädagogischen Optik ist es
unerläßlich, die Lage der Heranwachsenden in den Mittelpunkt zu stellen. Daraus
folgt, daß die Rolle des Lehrers vornehmlich von den Wirkungszusammenhängen her
beschrieben und gedeutet wird, in denen sie dem Schüler erscheint. So bewirkt z.
B. der lebensgeschichtliche Vorsprung des Lehrers, daß er über ein größeres Maß
an Freiheit verfügen kann. Eine Anerkennung dieses Vorsprungs sollte verbunden
sein mit einer Anerkennung der |A 11|damit gleichzeitig
gegebenen Chancen der Lehrerrolle: Die Erfahrung verschiedener
lebensgeschichtlicher (und damit sozialer) Positionen führt nicht notwendig auf
den Weg der Verengung und Resignation; sie kann vielmehr, durch die wachsende
Fähigkeit zur Differenzierung, zu größerer Konflikt-Offenheit und Unbefangenheit
führen. Unter der Annahme einer auf unbegrenzte Kommunikation angelegten
Gemeinschaft, wie sie im Schlußteil der Studie vertreten wird, sollen daher die
Lehrer gerade durch diese Analyse ermutigt werden, sich nicht in die Rolle von
Prügelknaben eines Systems
»im Teufelskreis«
drängen zu
lassen. Vielmehr kommt es für sie darauf an, den ganzen Schatz ihrer negativen
und positiven Erfahrungen als Potential zu einer besseren Bewältigung von
Zwängen und Chancen zu verstehen, die alle Partner im Erziehungsfeld betreffen.
Wenn also die Analyse vornehmlich auf Situation, Sicht und Interessen der
Schüler abhebt, so geschieht dies angesichts einer alle gleichermaßen
betreffenden gesamtgesellschaftlichen Lage. Eltern und Lehrer sind dabei nur
insofern privilegiert, als sie zugleich Abhängige und Repräsentanten
von Zwängen sind, denen Ältere wie Jüngere unterliegen: Während die Jüngeren nur
Wut, kritischen Protest oder Fluchtwünsche einzusetzen haben, befinden sich die
Älteren bereits in sozial legitimierten, d. h. herrschaftsverbundenen Positionen
und haben insofern die Vorhand – einerlei, ob sie sich für die Rechtfertigung
bestehender Strukturen oder für neue und anders geartete Lösungen entscheiden
wollen.
[V36:12] Die Studie zielt darauf, daß sich Lehrer, Erzieher, Jugendleiter,
Pfarrer und die Heranwachsenden selbst je an ihrem Konfliktort orientieren
können und daß sie zu Einsichten und Entscheidungen hindurchfinden, die an ihrem
Teil eine Entwicklung der Gesellschaft in Richtung auf fundiertere Freiheit und
bessere Gerechtigkeit fördern. Es liegt im Interesse unserer Gesellschaft, daß
die radikale Anfrage, die die Protestbewegung der Jugend an sie richtet, nicht
auf der einen Seite durch Repressionen erstickt und auf der anderen |A 12|Seite durch Dogmatisierung oder durch Verabsolutierung der eigenen Position verzerrt wird. Genauso wenig dürfen die bestimmenden Sachverhalte und Widersprüche durch liberale Gesten, durch gönnerhafte Gleichgültigkeit verharmlost oder verschleiert werden. Phasen relativer Beruhigung können nicht darüber hinwegtäuschen, daß eine tiefe Unsicherheit über den zukünftigen Weg der Gesellschaft besteht. In diesem Sinne sollte der Text als ein Arbeitspapier aufgenommen werden, das, gerade weil es eine entschiedene Interpretationsthese vertritt, nicht zu vereinfachenden Urteilen verleiten möchte, sondern in verfestigten Situationen neues Nachdenken ermöglicht. Dieser Beitrag erfüllt seinen Zweck am besten, wenn er in einschlägigen Arbeitskreisen, Konferenzen, Diskussions- und Seminargruppen kritisch geprüft, ausgewertet und weiter geführt wird*
*Die Jugendkammer ist grundsätzlich an solch einem
Prozeß der kritischen Verständigung interessiert. Sie bittet, ihr Anfragen,
Stellungnahmen und eigene Erfahrungen – wenn möglich in Thesen
zusammengefaßt – über die Kirchenkanzlei der EKD, 3 Hannover-Herrenhausen, Postfach 21 02 20,
zuzuleiten.
.
[V36:13] Die Mitglieder der Jugendkammer
der Evangelischen Kirche in Deutschland, die – aus sehr verschiedenen
Sektoren des Erziehungsfeldes kommend – gemeinsam an diesem Text gearbeitet
haben, hoffen nicht zuletzt, daß den Lesern und Diskussionsteilnehmern deutlich
wird, wie sehr die Kirche selbst von den Konfliktsituationen der Schule und der
anderen gesellschaftlichen Bereiche, in denen Erziehung heute geschieht,
betroffen ist. Die Kirche hat hier nicht die Absicht, andere aus überlegener
Position zu belehren. Vielmehr hat sie die herrschende Situation ohne
Einschränkung mitzuverantworten, solange sie institutionell oder über ihre
Glieder am gesamtgesellschaftlichen Erziehungsprozeß beteiligt ist. Die
Diskussionen um die Rolle des Religionsunterrichts in der sich reformierenden
Schule belegen allein schon die Verflechtung und Mitverantwortung der Kirche
deutlich genug; sie bleiben im folgenden nur deswegen ausgeklammert, weil |A 13|ihre Auswertung unter dem Blickpunkt einer Analyse der
Schulkonflikte eine eigene umfangreiche Arbeit erfordert. Der Jugendkammer kommt es darauf an, zur Diskussion
der aufgezeigten Tendenzen dadurch anzuregen, daß zugleich gezeigt wird: sie
sind nicht unabänderlich.
[V36:14] Die Glieder und Mitarbeiter der Kirche sollten sich deshalb dazu
ermutigen lassen, Diskussionen, wie sie nach der Veröffentlichung der Studie zu
erwarten sein mögen, nicht zu fürchten, sondern vielmehr zu suchen. Denn es geht
in diesem Beitrag keineswegs darum, jemandem in den Rücken zu fallen. Aber
ebensowenig ist es erlaubt, vor Realitäten die Augen zu verschließen. Daher
versucht die Studie, Schwierigkeiten und Grundkonflikte durchschaubar zu machen,
die heute bei den Beteiligten im Erziehungsbereich unserer Gesellschaft
Unbehagen, Ratlosigkeit, Resignation oder aber Reaktionen auslösen, mit denen
jede Verständigung verweigert wird und Veränderungsmöglichkeiten zerstört
werden. Vielleicht verdichten sich die Belastungen und Zumutungen der
Erziehungssituation derzeit besonders in der angefochtenen Rolle des Lehrers.
Die Studie weist auch hier auf die übergreifenden Zusammenhänge hin und macht
zugleich auf die Ermutigung aufmerksam, die in einer neu erwachsenden
pädagogischen Aufgabe liegen kann. Für den Augenblick sieht es so aus, als ob
der emanzipatorische Impetus der protestierenden Jugend unter einer Staubdecke
der Erfolglosigkeit oder hinter dem Schleier neuer Faszinationen und Vorbilder
verschwindet. Aber so plötzlich die politische Protestbewegung auftrat, so rasch
kann sich auch die gegenwärtige Szene von neuem wandeln. Eine Auseinandersetzung
mit den hier geschilderten Zusammenhängen hilft verhindern, daß man zukünftigen
Konflikten wiederum unvorbereitet begegnet. So kann Lehrern, Ausbildern,
Erziehern, Jugendleitern und Jugendberatern ein notwendiges Stück Verantwortung
dafür zukommen, daß Substanz, Sinnverlangen und Emanzipationsinteresse dieser
Jugendbewegung erhalten bleiben.
|A 14|
[V36:15] Die vorliegende Studie wendet sich in erster Linie an Adressaten, die
in irgendeiner Form bereits an der offenen Diskussion über unsere
Erziehungswirklichkeit beteiligt sind und daher Zugang zu deren Sprachgebrauch
haben. Der Anschluß an die Fachsprache wird aber auch dadurch gerechtfertigt,
daß die fachwissenschaftliche Forschungs- und Interpretationsarbeit ihrerseits
dem besseren Verständnis der Erziehungswirklichkeit und dem verantwortlichen
Handeln in ihr dienen will. Als Glieder der Kirche, die im Erziehungsbereich
tätig und mitverantwortlich sind, werden wir von den Fragestellungen und
Lösungsversuchen mitbetroffen, die die Erziehungswissenschaft gegenwärtig
verhandelt. Wir sollten uns daher – nicht zuletzt auch in der Elternarbeit – an
der Klärung dessen beteiligen, was pädagogischerseits zur Sinnverständigung und
inhaltlichen Orientierung für das Leben der Menschen beigetragen wird. Die
Theorie der unbegrenzten, konfliktfähigen Verständigungsgemeinschaft, die im
Schlußkapitel am prägnanten Begriff der
»Kommunikationsgemeinschaft«
dargelegt wird, könnte dafür wichtige
Ansatzpunkte bieten.
[V36:16] Kirchliche Voten zu sozialen Problemen mögen umstritten sein. Das
ändert nichts an der eindeutigen und unabweisbaren Aufgabe der Kirche, in der
Nachfolge des dienenden Christus für die Menschen einzutreten, deren Lebens- wie
Lernsituation vom Defizit an Chancen, an Gerechtigkeit, an Freiheit
gekennzeichnet ist. Die im Evangelium zugesprochene Rechtfertigung des Menschen
ohne jede Voraussetzung von Leistung, Begabung und religiöser Disposition kann
allen Beteiligten ein Maß an Freiheit zur Verständigung und zu Veränderungen
erschließen, das uns von nirgendwo her sonst zuteil wird. Die Probe auf dieses
Angebot ist angesichts der Konflikte im Erziehungsfeld überfällig.
|A 15|
I.Zum Charakter und Inhalt der Protestbewegung in
der jüngeren Generation
[V36:17] Protestbewegungen eindeutig politischen Charakters, die
vornehmlich von der jüngeren Generation getragen werden, sind keineswegs
normale, ausschließlich entwicklungspsychologisch ableitbare
Erscheinungen. Die normalen Generationskonflikte werden durchaus im
vorgegebenen Zusammenhang gesellschaftlicher Wertvorstellungen
ausgetragen; zumindest enthalten sie keine zwangsläufige, radikale
Negation. Es sind vielmehr stets fixierbare, politisch-soziale Umstände,
die zu Protestbewegungen führen. Vermag die Gesellschaft nicht selbst
und insgesamt jene verändernden Kräfte auszulösen, die in einer
bestimmten geschichtlichen Situation erforderlich werden, dann kann der
normale Generationskonflikt als spezifisch politischer Konflikt in
Erscheinung treten und eine eigene Virulenz gewinnen.
[V36:18] Die jüngere deutsche Geschichte ist keineswegs generell durch
politisch artikulierte Generationskonflikte gekennzeichnet; es gibt
lange Perioden relativer Spannungslosigkeit. Zu Protestbewegungen kam es
vor allem dann, wenn der Widerspruch zwischen den historisch angebotenen
Möglichkeiten und dem tatsächlichen Zustand der Gesellschaft so groß
geworden war, daß er nicht mehr überbrückt, kompensiert oder vermittelt
werden konnte. In diesem Sinne trägt die Erhebung nach Jena und
Auerstädt, in der sich die auf Deutschland übersetzten Folgen der französischen Revolution bemerkbar machen, durchaus den Charakter einer
politischen Jugenderhebung; gleiches gilt, in Fortsetzung desselben
Prozesses, für die Organisation der studentischen Jugend im Anschluß an
die Karlsbader Beschlüsse. Der Protest richtete sich gegen die
historische Verspätung der Gesellschaft. Die ge|A 16|sellschaftlichen Institutionen wurden von diesem Protest ebenso erfaßt
wie das sie deckende Wertsystem. Auch der hochgradig irrationale
Charakter der deutschen Jugendbewegung in der Zeit vor dem Ersten
Weltkrieg unterlag den gleichen Voraussetzungen; die Umstände, die im
einzelnen aufzeigbar sind, erschwerten eine rationale Artikulation.
Immerhin läßt sich erkennen, daß auch hier die Entleerung des
Wertsystems und die in der gesellschaftlichen Verfassung selbst
angelegte Möglichkeit der Katastrophe zum Protest führten. Dabei
handelte es sich um einen Protest der bürgerlichen Jugend. Das erklärt
sich daraus, daß diese Jugend aufgrund ihrer sozialen Bedingungen freier
gestellt ist und daher den geschichtlichen Widerspruch, dem sie
unterliegt, eher fassen kann. Im übrigen verstärkte die spezifisch
nationale Komponente dieser Bewegung, durch die sie zugleich von der
internationalen Kommunikation abgeschnitten blieb, ihre Abdrängung in
eine Irrationalität, mit der sie der Gesellschaft, welche sie überwinden
wollte, gerade zum Opfer fiel.
[V36:19] Als Geburtsstunde der neuen Bewegung gilt die Revolte der
Studenten von Berkeley (1964 ff.), die in ihren Kampf gegen eine
technokratische Universitätsreform sehr bald die großen innen- und
außenpolitischen Probleme ihres Landes einbezogen. Wichtig und neu ist
der internationale Charakter der Bewegung, der die Annäherung der
Bedingungen in den technologisch hochentwickelten Gesellschaften
anzeigt; dies trifft jedenfalls für die westlichen Länder zu. Als nach
dem 2. Juni 1967 die studentische Revolte von Berlin aus auf die
Universitäten der BRD übergriff und als im selben Jahr Studenten in
London protestierten, galt der Aufstand von Berkeley als Modell. Und
auch für die studentischen Aufstände in Tokio waren Berkeley und London
Signale. Daß der Aufstand nicht einfach den Gesetzen der politischen
Blöcke folgt, wurde wie in Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei, so
auch in China deutlich, als (1967) Militär gegen die Roten Garden
eingesetzt wurde. Wohl ließen sich alsbald |A 17|in der
ganzen Welt Studentenbewegungen aufspüren, die auf eine Änderung der
politischen Verhältnisse zielten, der Versuch, sie als eine
»Internationale des Klassenkampfes«
zu
interpretieren, scheiterte jedoch. Zu unterschiedlich waren die
konkreten Ziele: Aufstand gegen eine Diktatur (z. B. in Spanien, aber
auch in Polen usw.), gegen feudale Systeme, Kampf für die Modernisierung
politischer und ökonomischer Verhältnisse (in Lateinamerika, im Iran
usw.), vor allem auch gegen die
»spätkapitalistische
Industriegesellschaft«
(USA, BRD, Frankreich), gegen Liberalismus
(BRD) und für Liberalisierung (ČSSR), militärischer Kampf (Arabische
Befreiungsfront) und Wehrdienstverweigerung (USA, BRD). Neben
gemeinsamen Organisationsformen (Demonstrationen, Aktionen gewaltlosen
Widerstands, eigene Presse) finden sich spezifisch verschiedene:
Aktionen im Stil historischer Revolutionen (Frankreich, Irland) oder
spezifische Abwandlungen solcher Muster (Stadtguerilla).
»Solidarisierung«
sollte internationale Aktion gegen
Unterdrückung, Ausbeutung und Völkermord bedeuten. Aber neben den
Interessen der Arbeiterklasse galt es, die Interessen an den eigenen
Ausbildungsinstitutionen zu vertreten.
»Selbstbefreiung«
bedeutet hier und dort nicht dasselbe: Sinnlich
erfahrene Unterdrückung, deren Botschaften die junge Generation in den
spätkapitalistischen Ländern erst durch die Befreiungskriege in der
Dritten Welt empfangen hat, gehört zum täglichen politischen Brot der
Studenten in der Dritten Welt, in Spanien und in Griechenland.
»Soziale Gerechtigkeit«
ist in diesen Ländern nicht
eine Frage an die Tarifpartner, sondern an die Struktur der
Gesellschaft. So läßt sich die Frage nicht umgehen, ob hinter den Worten
»gemeinsamer Kampf«
eine Realität, eine Theorie,
das Selbstverständnis einer intellektuellen Opposition steht. Wohl gilt
die Hoffnung, daß jeder Schritt irgendwo in der Welt ein Schritt zur
globalen Befreiung ist.
»Wenn zwei, drei, viele
Vietnam«
entstehen, so lautet die
Theorie, wenn z. B.
»der Monopolkapitalismus«
seine
überseeischen Dependancen verliert, dann muß die |A 18|Möglichkeit von
»Manipulation«
in der reichen Welt
schwinden, so daß immer mehr Menschen den
»Zusammenhang
von politischer Unterdrückung und scheinbarem Wohlstand«
begreifen und endlich mündig werden. Es geht also um eine globale
Hoffnung, die in dem Maße unpolitisch wird, als sie sich mit ihren
Fehlern nur so auseinandersetzt, daß sie sich an den Tatsachen
entschuldigt! So kann z. B. eine an Organisationsmangel gescheiterte
Aktion zum
»Lernprozeß«
umgedeutet werden; nach dem
Scheitern der
»Solidarisierung mit den Arbeitern«
in
der BRD konnte die These akzeptiert werden, nicht das Proletariat,
sondern die Studentenschaft sei die Avantgarde der Revolution.
[V36:20] Nimmt man das Vietnam-Problem als symbolischen
Kristallisationspunkt für die meisten Ziele der neuen Protestbewegung,
wie dies ja 1968 tatsächlich geschah, so scheint sich die Szenerie
inzwischen in vieler Hinsicht geändert zu haben; zumindest in der BRD
sieht es so aus, als sei die erste, dramatische Phase zu einem
nachhaltigen Abschluß gekommen. Vergleicht man diese Phase mit der
bürgerlichen Jugendbewegung der Aufklärung einerseits und mit der Lage
um 1960 andererseits, so ergeben sich etwa folgende Gesichtspunkte:
–
[V36:21] 1960 schien es das Jünglingsalter höchstens noch als
kulturelles Überbleibsel zu geben; dynamische Generationskonflikte,
durch die Heranwachsende zu ihrer Identität heranreiften,
beunruhigten verantwortungsbewußte Erwachsene höchstens gerade durch
ihr Fehlen. 1970 hat das Drama wieder stattgefunden – doch ohne, daß
sich an dem vorher beklagten Autoritätsschwund der Erwachsenen etwas
geändert hätte. Die Erwachsenen haben dementsprechend mit starken
Gefühlen des Bedrohtseins geantwortet. Dazu gehören systematische
Verkleinerungsversuche durch Politiker, Kampf gegen radikale
Minderheiten und deren Unterwanderungsversuche, Vorwurf des
Linksfaschismus, Kriminalisierung. Umgekehrt aber agieren die
Jungen, wo der Konflikt personalisiert wird, Vater- bzw.
Autoritätskonflikte aus, |A 19|und zwar so vehement
und bewußt, daß sie literarischen Vorlagen zu folgen
scheinen.
–
[V36:22] Im Unterschied zu den Befreiungskämpfen der alten
Jugendbewegungen stehen nicht nationale oder regionale Ziele,
sondern prinzipiell
»weltinnenpolitische«
Ziele
auf dem Spiel. (Selbst Streiks gegen öffentliche Verkehrsbetriebe
werden dabei als Herrschaftskonflikte deutbar.) Die Ambivalenz der
Erwachsenengesellschaft zeigt sich, wo der Protest im eigenen Lande
negativ bewertet wird, Erhebungen im feindlichen politischen Block
aber, unter Rückgriff auf historische
»Bünde«
von
Jünglingen, als humane Tat gefeiert werden. In der Wahl von
Protagonisten für den Kampf um eine bessere Gesellschaftsform wird
den
»Jünglingen«
freilich eine heroische
Opferrolle zugeschoben, die ebensosehr durch archaische Kriegsmuster
wie durch Skepsis im Blick auf die Realisierbarkeit
politisch-sozialer Hoffnungen bestimmt ist. Überdies wird auch in
aktuellen psychologischen Theorien zur Aggression- und
Friedensforschung nicht die Frage gestellt, welcher Stellenwert in
der jeweiligen individuellen Sozialisationsgeschichte der Wahl eines
politischen Ich-Ideals zukommt.
–
[V36:23] Viele Studenten bekämpfen nicht nur die Macht-Eliten,
sondern auch die ihnen selbst zugeschriebenen elitären Rollen.
Dennoch schleppen die neuen Bewegungen die ständischen Muster der
alten mit. Daß die elitäre Struktur nicht aufzuheben ist, gehört zu
den stärksten
»Frustrationserlebnissen«
von
Pionieren für die Zerstörung jeglicher Privilegien. Wie die
Verhältnisse sind, können nur die Privilegierten nach der besseren
Zukunft für alle fragen, während die Masse der Heranwachsenden immer
noch keine
»Jugend«
, d. h. keine Übergangszeit,
kein Moratorium hat, um sich unangepaßte Wünsche auszudenken. Die
vorzeitig in den Produktionsprozeß Eingegliederten sind, da nicht
von nackter Not bedroht, leicht mit den Verbesserungen zufrieden,
die von den Gewerkschaften für sie erhandelt werden, auch ohne daß
sie diesen beitreten.
–
[V36:24] Die Vertreter der bürgerlichen Jugendbewegungen nahmen
|A 20|die konstituierende Bedeutung von Schule
bzw.
»Bildung«
im Sinne des Neuhumanismus für
selbstverständlich. Den Heutigen ist sie zum Problem geworden. Sie
sehen Schule als
»Herrschaftsinstrument«
und
zunehmend technokratische Institution, die der Aufhebung sozialer
Schichtgrenzen auch dann nicht dient, wenn sie sich zur Gesamtschule
wandelt und durch
»kompensatorische Erziehung«
den Kindern aus unterprivilegierten Gruppen die Chance zu
erfolgreicher
»Anpassung an die
Leistungsgesellschaft«
vermitteln will.
–
[V36:25] Schließlich hält sich in der Gleichsetzung von
»Jugend«
mit männlichen Schicksalsfiguren ein
Überbleibsel der patriarchalischen Gesellschaft immer noch durch:
daß weiblichen Jugendlichen der eigene Status verweigert wird, ist
auch in der gegenwärtigen Studentenbewegung keineswegs überwunden.
Notwendig wird daher das Thema Frauenemanzipation in der neuen
Bewegung aufgegriffen. Hier findet man jedoch nur geringen Anhalt
bei den bevorzugten Theoretikern. Die marxistischen Väter hatten die
Frau vorzugsweise von entfremdeter Arbeit, d. h. für den heimischen
Herd befreien wollen; und auch die Theorie-Konstrukte der
Psychoanalyse hatten eine Geschlechterpolarität angenommen, die sich
stark am Gesellschaftsbild der viktorianischen Ära orientierte. Die
Jungen schicken sich an, diese Polarität zu überwinden, sofern auch
die männlichen Partner in der Emanzipation der Frau ein politisches
Postulat sehen und soweit im modischen Gebaren eine Stilisierung
bevorzugt wird, durch die Geschlechtsunterschiede verwischt werden.
– Wie in allen Zeiten, so richtet sich auch heute der Protest der
Erwachsenen unmittelbar gegen die augenfälligen modischen
Extravaganzen – oft in affektiven Ausbrüchen, die den Wunsch zu
verletzen und zu bestrafen kaum verhüllen.
–
[V36:26] Auch im bürgerlichen Zeitalter gehörten neue
Kommunikationsformen zum Selbstverständnis der Bewegung. Die
zahllosen
»Selbstzeugnisse«
der Epoche (Tagebuch-
und Briefkultur) dokumentieren die Suche nach individueller,
politischer und philosophischer Identität. Dennoch dürfte es |A 21|noch keine Generation gegeben haben, die wie
die gegenwärtige
»kritische Theorie«
auf ihre
Fahnen geschrieben hat. Sofern es um die Formulierung von Zielen
geht, scheint weniger die Auseinandersetzung mit einem konkreten
historischen Zustand als vielmehr eine Deutung nach den
theoretischen Mustern des Klassenkampfs zu interessieren; Geschichte
zählt nur, sofern sie Geschichte der sozialistischen Revolution ist,
deren Stadien und Fronten man zu aktualisieren versucht. Die
vielfach benutzten Verquickungen von politischen und psychologischen
Theoremen führen zu einem hochabstrakten Sprachstil, der sachliche
Differenzierung auch dann noch meint, wenn nur Globalthesen
vorgetragen werden. Die von Studenten und, in ihrer Nachfolge,
Schülern durch ihre Abstraktionsgeschwindigkeit erzeugten
»Sprachbarrieren«
sind nicht nur
schichtenspezifischer Art, sondern betreffen generations- oder
berufsbedingte Abwehrhaltungen gegen sozialpsychologische und
politische Fachsprachen. Wenn dabei die Argumentationsebenen ständig
miteinander vertauscht werden, entsteht die Gefahr, Theorie als
perfekt wirkenden, gruppenspezifischen Abwehrmechanismus zu
gebrauchen – in Analogie zur
»Projektion«
des
Individuums.
[V36:27] Zwischen Protest und Rückzug zeichnen sich in der BRD
gegenwärtig etwa folgende Tendenzen ab:
[V36:28] Als die Studentenbewegung um 1968 auf Schüler (und in wenigen
Fällen auch auf Lehrlinge) übergriff, stiegen die öffentlichen Proteste
wider Erwarten nur für kurze Zeit an, zugleich aber trat eine gewisse
Veränderung der Ziele und der Formen des Widerspruchs ein. Zerfall und
Neugründungen politischer Studentenverbände, gewandelte Beziehungen
zwischen den Parteien und ihren
»jungen«
Fraktionen
bilden die Indizien dafür. Die Aktivität der
»Roten
Zellen«
und der linken Studentenvertretungen wurde deutlicher
zielgerichtet im Sinne fachlicher Mitbestimmung und organisatorischer
Macht. Unruhe und Unsicherheit wirkten sich jedoch am meisten in den
Schulen aus. Schüler sind im Ver|A 22|gleich zu der
relativen Autonomie, die den Studenten zugestanden wird, stärker dem
Konflikt mit pädagogisch gemeinter
»Autorität«
ausgeliefert, zumindest in der Mehrzahl der Elternhäuser. Der Konflikt
verschärft sich oft, wenn demgegenüber die Lehrer versuchen, ihre
Autoritäts-Position aufzugeben. Durch Art und Dichte der Kommunikation
in der Schule kommt es hier besonders stark zur Personalisierung.
[V36:29] In dieser Phase tritt ein Zug deutlicher hervor, der Studenten
und Schülern gemeinsam ist und der so erst hervortreten konnte, seit die
tiefenpsychologischen Modelle von Entwicklungspsychologie vorliegen: die
Beschäftigung mit der eigenen Sozialisationsgeschichte. Dabei geht es
nur noch begrenzt darum, eine faschistische Vergangenheit des
Elternhauses aufzuarbeiten. Vielmehr überwiegt die Verdrängung von
Kriegs- und Nachkriegsgeschichte bei weitem: von dieser Geschichte der
Erwachsenen möchte man heute eher verschont bleiben. Themen sind der
autoritäre Vater und die Verinnerlichung der bürgerlichen Normen,
insbesondere der sexuellen. Dabei ist nicht nur die Benutzung
psychoanalytischer Theorie als Spielmaterial problematisch – so
schwierig es auch sein mag, die durch die Verbreitung dieser Theorie
eingetretenen Bewußtseinsveränderungen adäquat einzuholen. Weit
dringender ist die Frage, ob die klassischen Modelle für diese
Generation überhaupt zutreffend sind. Viele Züge – Agieren in Gruppen,
gruppenspezifische Rationalisierungen, sprunghaftes Verhältnis zur
Realität, auch Berichte über die Traumstruktur von jugendlichen
Patienten – sprechen dafür, daß es nicht mehr wie früher um vorwiegend
ödipale Konflikte, sondern um die Aufarbeitung einer symbiotischen
Mutterbeziehung gehen könnte – eine Beobachtung, die überdies aus
Gründen der Nachkriegsgeschichte, in der die Mütter vielfach die Väter
vertreten mußten, einleuchtend ist. Die narzißtischen
Selbstdarstellungen verfallen meist einer aggressiv abwehrenden
Beurteilung durch die Erwachsenen, werden dadurch aber nur tiefer in den
Sog destruktiver Tendenzen getrieben.
|A 23|
[V36:30] Ein neues Ziel hat dieses Interesse an Sozialisationsprozessen
gewonnen, wo der Kampf gegen autoritäre Strukturen zur Arbeit mit
Randgruppen, in sozialpädagogischen Einrichtungen und auch in der
Entwicklungshilfe geführt hat. Gegenwärtig muß die Arbeit mit
Heimzöglingen überwiegend als gescheitert gelten; auch war nicht immer
deutlich, ob Verwahrlosten und Obdachlosen Hilfe zur Selbstbefreiung
gegeben werden sollte oder ob sie nur zu revolutionärem Bewußtsein
»politisiert«
werden sollten. – Ähnliche Fragen sind
teilweise an die Arbeit in Kindergärten oder Kinderläden zu stellen.
Manchmal scheint es, als erprobe man in solchen Aktivitäten noch einmal
die Chancen, für sich selbst zu produktiven Änderungen zu kommen, ehe
man sich entschließt auszusteigen.
[V36:31] Die Zahl der Ausgestiegenen wächst, insbesondere unter
Schülern, aber auch unter Lehrlingen und jungen Arbeitern. Die Zunahme
des Drogenkonsums erweist sich schließlich als das entscheidende Merkmal
in der veränderten Szenerie der letzten zwei bis drei Jahre. Im Phänomen
der Süchtigkeit offenbart sich das Problem der symbiotischen Beziehung
am unmittelbarsten: verwöhnt oder ausgestoßen, in jedem Fall bleibt die
unstillbare Gier – letztlich nach einem ich-losen Zustand. Der Friede,
den sie wollen, ist leise, unpolitisch und antizivilisatorisch. Sie
lösen sich ab, um sich aufzulösen und heimzukehren ins Land der frommen
Väter. Rausch und religiöse Riten gehören vielfach zusammen. Daß ihnen
ritualisierte Traditionen verweigert worden sind, scheint ihr
lautlosester Protest zu sein. Und jedenfalls bei denen, die
»aussteigen«
, um aufs Land zu gehen, scheint die
Auswahl nicht mehr je nach sozialer Schicht verschieden zu sein, auch
wenn sie dann höchst unterschiedlich mit der Not umgehen, die sie sich
so mühsam suchen.
[V36:32] Die entscheidenden Voraussetzungen, die das Bewußtsein
revolutionieren oder lähmen, sind nun knapp anzuzeigen. Die technische
Revolution hat einen Beschleunigungsgrad |A 24|erreicht, der kaum noch registrierbar ist, er läuft davon. Die
Produktivkräfte sind soweit entwickelt, daß über sie neue, bisher
unbekannte Freiheitsmöglichkeiten angeboten werden können. Das
technologische System erweist sich jedoch in der Praxis für die
menschliche Selbstverwirklichung als restriktiv. Seine Zweckrationalität
engt Freiheit ständig weiter ein. Herrschafts- und Eigentumsverfassung
spitzen den Widerspruch zwischen einer technischen Zweckrationalität und
ihren lebensbedrohenden Folgen immer weiter zu. Der inneren Bedrohung
des einzelnen in einem System, das ihn fast vollkommen determiniert,
entspricht die physische in den Ländern der Dritten Welt. Die Verteilung
des materiellen Überflusses wird zum
»Modell«
eines
menschenfeindlichen Irrationalismus. Der Kampf des Menschen mit der ihn
umgebenden Natur um die elementare Sicherung seiner Existenz geht dem
Ende zu, doch kündet dieses Ende eher globale Selbstzerstörung als reale
Freiheitserweiterung an. Der Utopie der Aufklärung, die nach der Krise
die neue Schöpfung der Vernunft erwartete, sprechen diese Tatsachen
Hohn; ja, sogar die in der Demokratie real enthaltene Chance für den
Menschen droht zur Fiktion zu werden.
[V36:33] Erst wenn diese Komponenten in die Deutung eingebracht werden,
versteht man den wahren Charakter der Protestbewegung: ein immer
unerträglicher werdender Anachronismus der Gesellschaft, der
unglaubliche Widerspruch zwischen ihren wachsenden Möglichkeiten und dem
dürftigen Glück, das sie für den Menschen abwirft, sollen aufgehoben
werden. Wo versucht wird, das Phänomen des Protestes seiner objektiven
Komponenten zu entkleiden und es ausschließlich
entwicklungspsychologisch zu interpretieren, kann das nur als
Defensivreaktion der Gesellschaft begriffen werden, die ihren eigenen,
unverwundenen Widerspruch, ihre offenkundige Erkrankung, als
verständlichen, von selbst vorübergehenden Generationskonflikt
verdrängen möchte.
[V36:34] Die Tatsache, daß der Protest in der jungen Generation auf
seinem Höhepunkt oft in abstrakter Form dahin drängte, die |A 25|gesamten gesellschaftlichen Verhältnisse unter
Mißachtung ihrer historischen Möglichkeiten zu revolutionieren, erklärt
sich daraus, daß er sich selbst isoliert fand, ohne ein Gegenüber, dem
er sich hätte
»mitteilen«
können; er fand die
Gesellschaft ebenso unvorbereitet wie voreingenommen. Aus dieser
Bedingung erklärt sich nun auch bei einem Teil der Bewegung der
romantische Charakter, den die Dritte Welt innerhalb der Ideologie des
Protestes gewinnt; deren revolutionäre Situation wird zur
kompensierenden Hoffnung auf dem Hintergrund eigenen Mangels.
[V36:35] Da der Versuch, mit einem Salto mortale über den Abgrund der
Geschichte hinwegzuspringen, mißlingen mußte, folgten Enttäuschung und
Resignation fast unvermeidlich. Der Kern der vornehmlich von Studenten
getragenen Bewegung hat sich jedoch erhalten, trotz ihrer Aufsplitterung
in ideologisch disparate Gruppen. An die Stelle des früheren, spontanen
Aktionismus ist teilweise eine bemerkenswerte Disziplinierung getreten,
fast immer jedoch verbunden mit einem hohen Maß an
ideologisch-dogmatischer Festlegung. – Obgleich es andererseits gelungen
ist, bestimmte Aspekte und Bestandteile des Protestes in den
Konsumbedarf der Gesellschaft zu integrieren – man denke zum Beispiel an
die Kommerzialisierung der Protestsongs, der sexuellen
Befreiungsforderung oder nun auch der religiösen Welle – ist das durch
die Proteste aufgewiesene Problem nicht überwunden. Der Widerspruch der
menschlichen Gesellschaft, die Konsumgüter im Überfluß erzeugt, aber
nicht imstande ist, lebensnotwendige Sozialgüter in gleichem Maße zur
Verfügung zu stellen, muß daher immer schärfer bewußt gemacht werden.
Wird die schöpferische Möglichkeit gesellschaftlicher Entwicklung nicht
genutzt, müssen immer irrationalere, immer weniger faßbare Formen des
Protestes die Folge sein.
[V36:36] Zieht man die Konsequenz, so betrifft das Problem des
Protestes weniger die junge Generation, der
»irgendwie«
geholfen werden muß, als vielmehr die Notwendigkeit
einer gesellschaftlichen Veränderung, die alle gemeinsam zu leisten |A 26|haben. Gemeint ist eine Veränderung der
Gesellschaft, die bisherige, menschenunwürdige Formen der Verfügung
beseitigt. Die gesellschaftliche Ordnung darf sich nicht in einem
Funktions- und Leistungssystem erschöpfen, sie muß vielmehr auf humane
Freiheit des einzelnen in Übereinstimmung mit der humanen Freiheit aller
abzielen.
[V36:37] In diesem Sinne ist
»Veränderung«
die
Aufgabe aller Generationen; jeder Versuch, die wirklichen Probleme
unserer Zeit auf typisierbare Generationskonflikte zu reduzieren,
gleichgültig, ob er von der älteren oder von der jüngeren Generation
unternommen wird, weicht dem provozierenden Widerspruch aus und
verdunkelt die entscheidenden Sachverhalte.
II.Konfliktfeld Schule
1.Schule im gesellschaftlichen Wandel
[V36:38] Neben und nach der Familie ist heute die Schule der wichtigste
Ort, in dem der heranwachsenden Generation die Verhaltenserwartungen der
jeweiligen Gesellschaft vermittelt werden. Diesen Vorgang bezeichnet man als
Sozialisation. Sozialisation ist nicht identisch mit Erziehung; neben
beabsichtigter Erziehung und Bildung umfaßt sie auch unbeabsichtigte, ja
unbewußte Einwirkungen auf den Heranwachsenden, die sich innerhalb eines
bestimmten sozial-kulturellen Gefüges von selbst verstehen; vor allem löst
Sozialisation den älteren Begriff einer – fälschlich so verstandenen –
autonomen
»Entwicklung«
ab. Je schneller und je
nachhaltiger sich die technologischen, ökonomischen und politischen
Bedingungen der Gesellschaft, in der wir leben, verändern, um so mehr wächst
das öffentliche Interesse an der Institution Schule als einer
»Sozialisationsagentur«
. Dabei lassen sich eine Reihe
von Grundwidersprüchen konstatieren: zu|A 27|kunftsgerichtete Interessen kollidieren mit Beharrungstendenzen auf
vielfältige Weise – in der Regel innerhalb desselben ökonomisch-personellen
Bezugssystems.
–
[V36:39] Einerseits bringt die technologische Entwicklung ein
ständig wachsendes Bedürfnis der Wirtschaft nach qualifizierten
Arbeitskräften mit sich, das dem demokratischen Postulat nach gleichen
Bildungschancen für alle entgegenkommt.
–
[V36:40] Andererseits bestehen in den gleichen technologischen
Zusammenhängen ökonomische Herrschaftsverhältnisse und sozial-kulturelle
Normen fort, die der Aufhebung von sozialen Schichtgrenzen
entgegenwirken und damit die Teilnahme der Unterschichten an den
vorhandenen institutionellen Bildungsangeboten faktisch
verhindern.
[V36:41] Im Folgenden sollen einige Gesichtspunkte genannt werden, um die
in der Schule nach 1945 wirksamen Konflikt-Konstellationen zu verdeutlichen.
Dabei ist vom Gegenüber zwischen Schule und Familie auszugehen.
2.Zur Situation von Eltern und Schülern in der
Mittelschicht
[V36:42] Geht man davon aus, daß die Eltern von Gymnasiasten vorwiegend
Angehörige der Mittelschicht sind, so ist damit zu rechnen, daß die
gesellschaftlichen Leistungsforderungen sehr bewußt sind und deshalb die
Erwartungen an die Zukunft der Kinder in entscheidender Weise bestimmen. Je
deutlicher der gesellschaftliche Leistungsdruck von den Erwachsenen selbst
erfahren wird, desto intensiver werden die Erwartungen an den schulischen
Erfolg der Kinder. Innerhalb der breiten Mittelschicht lassen sich etwa drei
Familientypen unterscheiden:
–
[V36:43] Familien, die sich durch einen starken emotionalen
Binnenkontakt auszeichnen und dank ihrer Statussicherheit nur schwach
leistungsorientiert sind: in diesen ist das Kind als Ersatz für
elterliche Statuserwartungen ohne Probleme.
|A 28|
–
[V36:44] Intellektuellenfamilien mit gesellschaftskritischem
Bewußtseinsreservoir; diese üben selbst keine repressive
Erziehungspraxis, geraten dadurch aber in Widerspruch zur Schule und zur
Gesamtgesellschaft – und überschätzen dabei leicht das eigene
Rationalitätsniveau und das ihrer Kinder.
–
[V36:45] Aufstiegsorientierte Familien ohne ein sicheres Gefühl der
Statuszugehörigkeit; in diesen leidet das Kind darunter, daß es als
Unterpfand für die elterlichen Statuserwartungen und beruflichen
Leistungswünsche fungieren soll und auf diese Weise sowohl in Schule wie
Familie ständigen Konflikten ausgesetzt ist.
[V36:46] Insbesondere in der letzten Gruppe werden die Grenzen des eigenen
Erfolges zum unmittelbaren Antrieb des Erziehungsverhaltens:
–
[V36:47] Einerseits setzt sich die Einsicht durch, daß für die
Zukunft Bildung – wie Ernährung – als menschliches Grundbedürfnis zu
gelten hat. Und dieser politischen Einsicht kommen
psychologisch-pädagogische Einsichten entgegen, daß Begabung weniger
anlagebedingt als vielmehr überwiegend ein sozialer Prozeß ist, der in
früher Kindheit entscheidend gefördert – oder verhindert werden
kann.
–
[V36:48] Andererseits ist die bürokratisch verwaltete und
organisierte Institution Schule – und das gilt potentiell auch für eine
leistungsorientierte Gesamtschule – immer noch ein
(schichten-spezifisches) Instrument zur Stabilisierung bestehender
Herrschaftsverhältnisse. Dazu gehört ihre Auslesefunktion, die mangelnde
Durchlässigkeit und innere Differenzierung des Schulsystems, die soziale
Orientierung an den Bedürfnissen der Mittelschicht und die damit
gegebene Unfähigkeit, Lernbereitschaft und Lernfähigkeit in den
Unterschichten zu fördern.
–
[V36:49] Einerseits wird in der bildungspolitischen und
pädagogischen Debatte ein zunehmender Reflexionsgrad verlangt.
–
[V36:50] Andererseits wird der Eintritt in die kritische Diskussion
der Curricula vielerseits immer noch verweigert.
[V36:51] Solche Widersprüche des gegenwärtigen Schulsystems wer|A 29|den insbesondere in der Struktur der Höheren Schule
sichtbar. Die Höhere Schule kann daher als Beispiel dienen, um die
Verflechtung von innerschulischen und gesamtgesellschaftlichen
Konflikt-Konstellationen aufzuzeigen, die sich in den Handlungsmustern
aktueller Konflikte zumeist nur unvollständig artikulieren. Diese
Exemplifizierung scheint gegenwärtig auch deswegen sinnvoll, weil ein
fortschrittliches Diskussionsvokabular – z. B.
»Sekundarstufe«
– noch keine Veränderung der Institutionen selbst
bedeutet.
[V36:52] Das Erreichen bestimmter Berechtigungen bzw. Qualifikationen, die
beruflichen und sozialen Aufstieg versprechen, wird zum zentralen
Erziehungsziel.
[V36:53] Aber auch in der ersten Gruppe werden das bestehende Schulsystem
und seine Leistungsforderungen leicht ohne jede Kritik hingenommen: Die
Familie akzeptiert das Kind als Teil ihrer selbst, solange das Kind in der
Schule konfliktlos funktioniert. Eine latente Kindfeindlichkeit der Familie
wird aber da offenbar, wo die Selbstbestätigungswünsche scheitern, d. h. wo
die narzißtische Projektion der Eltern mißlingt. So werden Eltern, die der
Schule keinesfalls Erziehungsansprüche abtreten wollen und die Darstellung
privaten Familienglücks sich selbst und ihren Kindern gegenüber für die
beste Rechtfertigung ihres Erziehungsanspruchs halten, häufig zu
unnachgiebigen Vertretern von gesellschaftlichen und schulischen
Leistungsansprüchen, ohne daß ihnen der dadurch erzeugte Widerspruch
zwischen familiärer Kindbezogenheit und erlebter Kindfeindlichkeit von der
Schule in ihrem eigenen Verhalten bewußt wird.
[V36:54] Der Heranwachsende gerät dabei in einen Widerspruch, der ihn
vereinsamt bzw. in die Solidarität von Subkulturen zwingt – falls es nicht
gelingt, seinen altersgemäßen Ansprüchen auf Identifikationsangebote von
seiten der Erwachsenen gerecht zu werden. Im Falle des Konflikts mit der
Schule muß dem Heranwachsenden die Identität seiner Eltern fragwürdig
werden, wenn er entdeckt, daß diejenigen, mit denen er sich in seiner
Kindheit identifiziert hatte, sich aus |A 30|einem Konflikt
zurückziehen, dem er selber noch nicht gewachsen ist. Die Beobachtung
widersprüchlichen Verhaltens bei den nächsten Menschen verschärft so eine
Konfliktsituation, die für den Jugendlichen im Gegenüber von Schule und
Familie ohnehin gegeben ist.
[V36:55] Für einen Teil der Jugendlichen gewinnt die Frage nach der
Identität der Erwachsenen darüber hinaus im zeitgeschichtlichen Kontext eine
zusätzliche Dimension, die von der Erforschung
»faschistischen«
oder
»demokratischen«
Verhaltens
ihrer Bezugspersonen anhängig wird, die sie der Probe durch
zeitgeschichtliche Stereotype unterwerfen. Auch die Familie erweist sich als
fremdbestimmt. Die mangelnde oder brüchige Identität der Erwachsenen wird
schließlich zum zusätzlichen Konfliktherd zwischen Schule und
Elternhaus.
3.Zur Situation von Eltern und Schülern aus den
Unterschichten
[V36:56] Betrachtet man demgegenüber die Situation zwischen Elternhaus und
Schule, wie sie sich für Angehörige der unterprivilegierten Schichten
darstellt, so ergibt sich eine Reihe von Konflikten, die unter dem Stichwort
»schichtenspezifische Sozialisationsfaktoren«
zusammengefaßt werden: Unterschichtenkinder sind im Gymnasium in einer
Minderheit, die häufig schon durch ihre Wohnverhältnisse, durch die
ökonomische Lage ihrer Familie, durch das wenig differenzierte sprachliche
Milieu und eine geringe Zukunftsorientiertheit ihrer Umgebung benachteiligt
ist und durch den herkömmlichen elitären Anspruch der Schule ständig weiter
diskriminiert wird. Es handelt sich dabei nicht um eine ausdrückliche,
sondern um eine funktionale, im System liegende Diskriminierung.
[V36:57] Auf seiten der Eltern ist die Unsicherheit gegenüber einer Schule,
die sie nicht selbst durchlaufen haben, groß. So wird die Schule von Eltern
und Kindern als Behörde erlebt, der |A 31|man ausgeliefert
ist, ohne sich zureichend über die durch die Schule vermittelten Chancen und
Forderungen informieren zu können.
[V36:58] Dadurch entsteht
–
[V36:59] entweder eine resignative Haltung gegenüber weiterführender
Bildung
–
[V36:60] oder – z. B. vor allem in Facharbeiter- oder
Handwerkerfamilien – ein verschärfter Leistungs- und Anpassungsdruck.
Die durch die Schule repräsentierten Mittelschichtwerte werden kritiklos
übernommen – um des erhofften sozialen Aufstiegs willen. Der Aufstieg
der Kinder, d. h. die erstrebte
»Intergenerationen-Mobilität«
führt jedoch häufig nicht zur
Emanzipation, sondern nur zu einer Entfremdung von der sozialen
Herkunft, während die möglichen Chancen einer erweiterten beruflichen
und sozialen Identität abstrakt bleiben.
–
[V36:61] Schließlich gibt es Gruppen, die in der sozialen
Orientierung so schwach sind, daß ihre weitere Diskriminierung nicht
verhindert werden kann. Es ist vielmehr schon jetzt erkennbar, daß das
Problem des sogenannten
»harten Unterschichtkerns«
in
den bisherigen Ansätzen ungelöst bleibt, die Kinder dieser Familien also
weiterhin nicht im Gymnasium bzw. in der Sekundarstufe II zu finden sein
werden.
–
[V36:62] Der Möglichkeit nach gibt es in der Unterschicht eine
kleine Gruppe von Familien, die der politischen und gesellschaftlichen
Reflexion fähig sind; diese bedürften jedoch einer anderen pädagogischen
Strategie, da sie von sich aus eine Emanzipation von
kleinbürgerlich-konservativen Lebensformen nicht erstreben. Die Frage
der
»Begabungsreserven«
entscheidet sich nicht im
Sozialisationsmilieu dieser Familien, sondern an den Interessen, welche
die institutionelle Erziehung zu wecken und – unter Umständen gegen die
ökonomischen und moralischen Maßstäbe solcher Familien – durchzusetzen
vermag.
[V36:63] Die sozialpolitische und pädagogische Arbeit mit
Deklassierten leidet nicht nur in der Praxis unter mangelnder Koordi|A 32|nation von gesellschaftspolitischen und
schulpädagogischen Initiativen, sondern auf theoretischer Ebene auch an
unzureichender Analyse von soziologischen Bewertungsmaßstäben,
schichtenspezifischen Gebundenheiten (sofern diese nicht von Fakten der
Sprache oder der Gesellschaftszugehörigkeit abhängig sind) und
schichtenübergreifenden Formen gesellschaftlichen Protestes (wie er sich
quer durch die Schichten zunehmend in non-verbalen Fluchttendenzen
dokumentiert).
–
[V36:64] Schulpädagogische Theorie ist immer noch überwiegend an
Lehr- und Lernzielen allgemeiner Art, nicht aber an der Situation der
Lernenden orientiert.
4.Gesellschaftliche Funktionen des
Fächerkanons
[V36:65] Der Streit um die Lernangebote der Höheren Schule wird immer noch
auf dem Hintergrund des traditionellen Fächerkanons geführt. Nicht der
Zusammenhang von schulischen Lernangeboten mit den Lernangeboten in Familie,
Altersgruppen, Fernsehen, Comics, Kirchen usw. wird bedacht, sondern nur
jener Ausschnitt gefächerten Wissens, der für die – wissenschaftlichen
Disziplinen folgende – Unterrichtsorganisation des Gymnasiums
charakteristisch ist. Das aber bedeutet, daß nicht die Interessen und
Gefühle, die Heranwachsende mitbringen, über die Auswahl möglicher Inhalte
mitentscheiden. Infolge starrer Schul- und Unterrichtsorganisation fehlen
vor allem solche Formen didaktischer Planung, welche die Aufhebung sozialer
Schichtgrenzen fördern (Integration) und dem einzelnen angemessenes Lernen
(Differenzierung) ermöglichen könnten. Über didaktisches Material wird
zumeist nicht im Blick auf individuelle oder gruppenspezifische Erfahrungen
der Schüler entschieden. Gesellschaftlich und politisch relevante Inhalte
werden nicht vermittelt bzw. sie werden zur Bedeutungslosigkeit verurteilt
durch Formalisierung – etwa von demokratischen Werten – oder durch Reduktion
auf eine innerfachliche Ebene – etwa |A 33|der Bedingungen
städtischen Wohnens auf Konstruktionsaufgaben, die im Rahmen von
»Kunst- und Werkerziehung«
gelöst werden können.
[V36:66] Das Gymnasium in seiner herkömmlichen Gestalt erweist sich heute
als unfähig, zwischen den verschiedenen Lebenswelten seiner Absolventen und
den von ihm gesetzten Inhalten kritisch zu vermitteln. Das angebotene Wissen
ist zumeist nicht geeignet, um die von Schülern wie von Lehrern
mitgebrachten Motivationen und Verhaltensweisen rational zu durchdringen und
die realen gesellschaftlichen Konflikte zu thematisieren. Hier liegt die
objektive Legitimation von Protestmotiven der Schüler, die sich mit dem
Bruch zwischen schulischen Lernangeboten und außerschulischer Aufklärung
über gesellschaftliche Konflikte nicht abfinden können.
[V36:67] Für die Schüler berufsbildender Schulen ist die Kluft zwischen den
von ihnen mitgebrachten Motivationen einerseits und den angebotenen
Lerninhalten andererseits ungleich geringer. Hierin mag ein Grund dafür
liegen, daß die berufsbildenden Schulen bislang wenig Protestaktionen
aufzuweisen hatten. Lehrlingsproteste artikulieren sich – wenn überhaupt –
viel eher gegen den Betrieb als gegen die Schule; denn Heranwachsende in der
Berufsausbildung stehen an einer anderen Stelle des ökonomischen Systems als
Gymnasiasten.
[V36:68] Durch starre, überwiegend auf Wissenserwerb ausgerichtete
Unterrichtsorganisation übt die Höhere Schule eine Auslesefunktion aus, die
nur einer unverhältnismäßig kleinen Zahl von Unterschichtkindern einen
erfolgreichen Besuch ermöglicht. Ob die Gesamtschule künftighin solche
Benachteiligung aufzuheben vermag, wird wesentlich davon abhängen, ob es
gelingt, z. B. das Kern-Kurs-System so beweglich zu gestalten, daß nicht auf
dem Umweg über Niveaugruppen die alten Barrieren des dreigliedrigen
Schulsystems wiederhergestellt werden.
[V36:69] In der herkömmlichen Unterscheidung von Bildungs- und
Erziehungszielen des Unterrichts wird eine gesellschaftliche Funktion der
Lerninhalte sichtbar, die der Überprüfung be|A 34|darf. Die
angenommenen Erziehungsziele der Fächer dienen vor allem der Pflege von
sogenannten
»Sekundärtugenden«
wie Ordnung, Fleiß,
Sauberkeit, Genauigkeit usw. Sind solche Erziehungsziele schon deswegen
fragwürdig, weil sie den Fortbestand der hierarchischen Verknüpfung von
Schule und Staat dokumentieren (die Schule hat für das Wohlverhalten ihrer
Bürger bzw. Untertanen zu sorgen!), so sind sie vor allem auch
unterrichtlich fragwürdig: indem die Fächer
»erzieherisch«
funktionalisiert werden, wird den Lerninhalten ein
scheinbar tieferer Sinn zugewiesen – als ob sie erst durch die auf sie
angewandten Tugenden zu rechtfertigen seien. – Diese Kritik gilt auch für
»fortschrittliche«
Erziehungsziele wie Kritikfähigkeit,
Kreativität, Risikobereitschaft usw., sofern diese formale Setzungen sind,
die nichts über die Integration von Lerninhalten, Erfahrungen und
Verhaltensweisen in einer bestimmten gesellschaftlichen und individuellen
Lage aussagen.
[V36:70] Das weitgehende Fehlen fächerübergreifender Curricula führt zu
einer Zerstückelung der Lerninhalte für die Schüler. Von Schülern wie
Lehrern wird die Fächerung zumeist als Fächerkonkurrenz und sich
multiplizierender Leistungsanspruch erlebt. Dabei tritt eine Zerdehnung der
Lernprozesse auf, die schließlich zur Erfahrung von Schule als
institutionalisierter Langeweile führt (eine Erfahrung, die Schüler durch
die Renitenz, mit der sie ihr begegnen, wiederum verstärken). Hier
entspringen schließlich die personalisierten Konflikte zwischen Schülern und
Lehrern, die über die institutionellen Bedingungen hinaus auf
zugrundeliegende persönliche Konflikte und daraus resultierende
Charakterstrukturen hin zu untersuchen sind.
5.Zur Situation des Lehrers in der
Schule
[V36:71] Geht man von der Situation aus, in der sich der Lehrer als Beamter
befindet, stellt vor allem die behördliche Abhängig|A 35|keit der meisten seiner Entscheidungen ein vielfältiges Konfliktpotential
dar (z. B. hinsichtlich der Lehrpläne, der Disziplin, der Noten und
Versetzungen), zugleich aber ist sein problematisches Verhältnis zu
politischen und gesellschaftlichen Fragen evident. Auch sein ambivalentes
Verhältnis zu (oft diffusen) Erwartungen hinsichtlich seines
Erziehungsverhaltens ist durch seine Beamtenrolle mitbestimmt. Diese
Ambivalenz scheint übrigens nicht in demselben Maße zu schwinden, wie seine
Aufgabe professionalisiert, d. h. streng unterrichtlich definiert wird.
[V36:72] Je schärfer seine gesellschaftliche Schlüsselrolle bei der
Chancenzumessung gesehen wird, um so beherrschender erscheint seine
Urteilsfunktion – in erster Linie für Schüler und Eltern, zunehmend aber
auch für ihn selbst. Die Standardisierung von Leistungsbewertungen sowohl
durch das bestehende Benotungssystem als auch durch angestrebte
Testverfahren ist von äußerster Unzuverlässigkeit. Experimente beweisen die
Willkür von Zensuren für identische Leistungen, die je nach sozialem
Vorverständnis bzw. Vorurteil und unterrichtlichen Standards zwischen den
Noten Sehr gut und Mangelhaft variieren können, und zwar für mathematische
Aufgaben kaum weniger als für sprachliche. Noten nach individueller
Selbsteinschätzung verschieben den Konflikt freilich nur.
[V36:73] Bei den Urteilsfunktionen des Lehrers sind jedoch unbewußte Motive
und Interaktionen aller Interessenten zu berücksichtigen, die eine
Objektivierung von Erfolgskriterien unter den bestehenden Bedingungen fast
unmöglich machen. Das gilt z. B. für geschlechtsspezifische Notengebungen,
die sprachliche Leistungen bei Mädchen höher honorieren als
naturwissenschaftliche und damit wiederum auf die Lernprozesse einwirken. Zu
ähnlichen Verzerrungen führen Vorurteile über Sozialstatus und
Bildungsniveau des Elternhauses, die unreflektiert in die Bewertung von
Schülerleistungen eingehen. Das Bewußtsein, den hier angedeuteten Konflikten
nicht entrinnen zu können, provoziert viele Lehrer zu äußerster Ge|A 36|wissenhaftigkeit und gesteigertem Wohlwollen, macht
sie aber andererseits hochempfindlich gegen Kritik.
[V36:74] Das scheinbar abstrakte Sozialisationsklima der Schule (Schule als
»freier Raum«
) darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß
Lehrer wie Schüler sich auch hier – weitgehend unbewußt – als
Familienmitglieder verhalten. Dies bedeutet besonders im Blick auf die
Urteilsfunktion des Lehrers eine Wiederbelebung von innerfamiliären
Konflikt-Konstellationen und Status-Erfahrungen, die den Prozeß seiner Ich-
und Gewissensbildung in entscheidenden Kindheitsjahren geprägt haben:
Leistungsanspruch und -bewertung des Lehrers können einer Identifikation mit
dem zu zensierenden Schüler/Kind entspringen; es können aber auch den
eigenen Erfahrungen entsprechende Vater- oder Mutterrollen ausgeübt werden,
die den Schüler von Strafbedürfnissen, Autoritätswünschen oder
Gerechtigkeitsvorstellungen des Lehrers abhängig machen. – Auf der anderen
Seite reagiert auch der Schüler je nach vater- oder mutterbestimmter
Konfliktlage, je nach Geschwister- oder Schulkonkurrenz anders auf den
unterrichtenden und urteilenden Lehrer; denn auch er antwortet bereits
aufgrund seiner früheren Erfahrungen.
[V36:75] Die sich aus solchen Konstellationen ergebenden
Interaktionsmöglichkeiten zwischen Lehrern und Schülern sind vielfältig. In
vielen Fällen bedürfen sie einer individuellen Analyse, insbesondere dann,
wenn die – unbewußte – Verhaltensunsicherheit auf seiten der Erwachsenen so
groß ist, daß sie den Schülern keinesfalls einen Freiheitsgrad zu gestatten
vermögen, der ihnen selber, unter den geschichtlichen und sozialen Umständen
ihrer eigenen Biographie, verwehrt war. Das Gesellschaftsbild des
Gymnasiallehrers ist daher häufig durch Faktoren bestimmt, die ihn eher zur
Rechtfertigung bestehender Herrschaftsansprüche als zu Innovationen
befähigen.
[V36:76] Gradmesser für vom Lehrer ausgeübte Zwänge dürfte allerdings immer
weniger ein bestimmter Unterrichtsstil als vielmehr der Freiheitsgrad seines
Verhaltens in Konfliktfällen |A 37|und angesichts von
Umstrukturierungsaufgaben sein: Die Annahme autokratischen oder
sozialintegrativen Verhaltens stellt ein durchaus unzulängliches Stereotyp
dar, das die Frage nach der beruflichen und sozialen Identität des Lehrers
nur verschleiert.
[V36:77] Neben Lehrern, die sich in der einen oder anderen Weise mit den
Bedingungen, denen sie ausgeliefert sind, abfinden, gibt es eine Gruppe von
system-konformen, aber pädagogisch fortschrittlichen Lehrern. Diese
verfehlen ihr Ziel insofern, als sie das institutionelle Gefüge von Schule
und Gesellschaft unkritisch bestehen lassen. So üben sie einen
Anpassungsdruck aus, der den Schülern nicht hilft, Konflikte in einem
umfassenderen Zusammenhang zu verstehen (z. B. in der Begründung von
Protestaktionen) oder produktiv zu lösen (z. B. durch eine dem Niveau des
Konfliktverständnisses angemessene Berufswahl).
[V36:78] Eine wachsende Gruppe von kritischen Lehrern gerät – zwischen
Behörden, Elternhäusern und Schülern – in einen Rollenkonflikt, der sich in
eben dem Maße verschärft, als sie die Glaubwürdigkeit und Rationalität ihrer
Argumente höchstens einem Teil ihrer Kontrahenten deutlich machen können.
Bei der Bearbeitung institutioneller und institutionell bedingter Konflikte
fehlt ihnen in besonderem Maße die Hilfe einer Instanz, die von
Eigeninteressen unabhängig genug ist, um die pädagogischen und politischen
Ziele zu unterstützen, deretwegen solche Lehrer ihre persönliche Integrität
aufs Spiel setzen.
6.Zur Situation des Schülers in der
Schule
[V36:79] Über die angegebenen Konfliktkonstellationen hinaus ergeben sich
für die Schüler der gymnasialen Oberstufe Schwierigkeiten aus der besonderen
Sozialisationssituation, der sie unterworfen sind. Anders als den
überwiegenden Teil ihrer Altersgenossen hält die Schule sie im Status der
Unreife fest. |A 38|Als Lernende stehen sie nicht im
Produktionsprozeß, die soziale Reife wird ihnen daher trotz physiologischer
und sexueller Reife aberkannt. Dabei führen die durch Konkurrenzlernen
mobilisierten Ängste und Aggressionen um so eher tatsächlich zu kindlichen
Verhaltensweisen (Apathie, personalisierte Rache-Versuche, demonstratives
Leistungsversagen), je undurchschaubarer und bedrückender der schulische
Apparat für sie ist.
[V36:80] Die Verleugnung jeglicher Triebdynamik durch die innere und äußere
Schulorganisation und die damit verbundene Tabuierung von Sexualität durch
die Schule bewirken, daß sexuelles Verhalten nur als weitgehend heimlicher
Freizeitkonsum und in entsprechend infantilen Formen geduldet wird. (Auch
bei gesellschaftlich toleriertem Trend zur Frühehe tritt die schwangere
Primanerin immer noch als – wenngleich überwiegend wohlwollend behandelter –
Disziplinarfall auf.) Solange die Schülerrolle durch die Ausklammerung von
Sexualität mitdefiniert bleibt, wird den Schülern aber jene Integration der
sexuellen in die soziale Identität verweigert, die dem Mündigkeitspostulat
aller öffentlichen und privaten Erziehung entspräche. – Hilfen zur
Integration dürften allerdings kaum eine curriculare Aufgabe, als vielmehr
eine solche des schulischen Sozialisationsklimas insgesamt sein.
[V36:81] Zum Status des Schülers gehört die finanzielle Abhängigkeit
(angesichts eines stark jugendorientierten Konsumangebots!) ebenso wie die
verlängerte Eingliederung in den elterlichen Haushalts- und Wohnbereich.
Interessen und Aktivitäten, die nicht streng unterrichtsbezogen sind, stoßen
daher einerseits schnell auf häuslichen Widerstand, andererseits auf
Kontrolle und Unterdrückung durch die Schule, die den nichtöffentlichen
Charakter einer falsch verstandenen pädagogischen Provinz zu wahren wünscht.
(Dies wird sichtbar an den Ergebnissen der Schülermitverantwortung oder den
fragwürdigen Erfolgen von Schülerzeitschriften.)
[V36:82] Schließlich wird das Konfliktpotential der Schülerrolle dort |A 39|evident, wo Schüler in eigener Initiative versuchen,
zu politischer Bewußtseinsbildung und zur Aktion zu gelangen. In der
Auseinandersetzung sowohl mit der Schule als auch mit dem Elternhaus werden
solche Versuche alsbald zu Freizeitaktivitäten verurteilt, die sich, hier
wie dort gegen die Front der Erwachsenen richten bzw. abschirmen müssen. Daß
den Schülern zu wenige glaubhafte Identifikationsmöglichkeiten, aber auch zu
wenige theoretische Hilfen angeboten werden, hängt mit der Vielzahl der hier
angesprochenen Faktoren zusammen. Innerhalb des geltenden Fächerkanons
können sie kaum Orientierungshilfen für eine kritische sozialpsychologische
und politische Selbstaufklärung erwarten. (Dies gilt in extremem Maße für
wirtschaftspolitische Faktoren.) Die mangelnde Förderung kreativer
Fähigkeiten und sozialer Verhaltensweisen durch die Schule aber rächt sich
vor allem dort, wo die Versuche Jugendlicher, ihre Interessen selbst zu
organisieren, hilflos versanden. Politische und pädagogische Urteile, die
gegen Gewalt nur Gegengewalt mobilisieren oder Protestaktionen
psychologisieren, verkennen die eigene Angst; sie begreifen die Fragen
nicht, die sich in dem Hin- und Herschwanken der Jugendlichen zwischen
Handlungswillen und Passivität anmelden. Wenn die Proteste gelegentlich ein
Leiden erst provozieren, das sie eigentlich bekämpfen wollen, so ist auch
diese Kehrseite einer neuen Sensibilität nur Merkmal der Epoche nach dem
Kriege.
[V36:83] Soweit es sich dabei aber um eine den Heranwachsenden von den
Erwachsenen – unbewußt — auferlegte Lähmung von Lebensinteressen handelt,
wird pädagogische Hilfe jedenfalls nur dann nicht fehlgehen, wenn sie zu
einer genaueren Unterscheidung zwischen begründeter Systemkritik einerseits
und der Aufklärung individueller bzw. gruppenspezifischer
Sekundärrationalisierungen andererseits beiträgt.
[V36:84] Die Entwicklung der Gesellschaft hängt nicht zuletzt davon ab,
welche Sozialisationsprozesse sie hervorzubringen vermag. Der Versuch einer
»kontrapunktischen«
Interpretation zwischen
Erziehungsinstitutionen und Psychologie, wie er in |A 40|diesem zweiten Teil vorgelegt wird, dient jedenfalls dem Zweck, die
vielfältige Abhängigkeit der Sozialisationsprozesse zu verdeutlichen: Es
gilt immer wieder der Gefahr zu begegnen, auf pädagogischem Wege die Jugend
an die Gesellschaft so, wie diese ist, anzupassen.
III.Handlungsmuster und ihre Entstehung in
politisierten Schulkonflikten
1.Komponenten des schulischen
Handlungsfeldes
[V36:85] Unter den beschriebenen Bedingungen überrascht es kaum, daß die
vom Schulsystem (insbesondere in den weiterführenden Sekundarstufen)
unmittelbar Betroffenen unruhig werden und nach Alternativen verlangen.
Überraschend ist vielmehr, daß die Unruhe nicht größere Ausmaße annimmt und
daß sie so rasch wieder abzuklingen scheint. Die Handlungsräume innerhalb
der Schule sind entscheidend determiniert durch die institutionell
vorgesehenen bzw. nicht vorgesehenen Verhaltensweisen. Innerhalb dieses
institutionellen Rahmens sind die Rollen relativ eindeutig definiert und
durch pädagogische Traditionen abgesichert. Sie werden in der Regel durch
Hinweise auf Normen bzw. Handlungsmaximen gerechtfertigt, deren Geltung
vorausgesetzt und nicht problematisiert wird. Solche Rechtfertigungen sind
Ausdruck der faktischen Gestalt und Funktion der Schule als eines Ortes, an
dem die Gesellschaft sich ihre eigene Reproduktion in der heranwachsenden
Generation zu sichern sucht.
[V36:86] Um zu verstehen, was die Verhaltensweisen der an den
Schulkonflikten beteiligten Gruppen bedeuten, ist nicht nur eine allgemeine
Darstellung der gegenwärtigen Situation der Schule vonnöten, sondern auch
die Hervorhebung derjenigen Merkmale jener Handlungsmaximen, die für die
Schülerbe|A 41|wegung eine vermutlich wenigstens
auslösende Funktion haben. Es handelt sich dabei um mindestens die folgenden
fünf Maximen, denen die didaktische und schulorganisatorische Praxis in der
Regel entspricht:
–
[V36:87] Schüler werden durch den Status der
»Unreife«
definiert. Das bedeutet, daß ihr Lernen nicht in ihre
eigene Verantwortung gestellt werden kann, sondern einer vom Pädagogen
zu verantwortenden Planung bedarf. Die Instanz, vor der das pädagogische
Handeln verantwortet werden muß, kann seiner
»Unreife«
wegen nicht der Schüler, sondern nur eine Instanz der
»reifen«
Mitglieder der Gesellschaft sein. Diesem
Grundsatz gegenüber ist es sekundär, ob solche Instanzen im
Lehrerkollegium, in der Elternschaft, der Schulverwaltung oder in
anderen Bezugsgruppen gesehen werden. Es ist leicht einsehbar, daß ein
solches Muster der Interpretation des Verhältnisses von
»Erwachsenen«
zu
» Unerwachsenen«
bestehende
Abhängigkeiten und damit auch bestehende Herrschaftsverteilung sichern
hilft. Es handelt sich also um eine konservative Orientierung, die
mindestens begünstigt, daß die junge Generation als Objekt von
Einflußnahmen genommen wird, nicht aber als der Möglichkeit nach freie
Subjekte, deren Zukunft ihre eigene Angelegenheit ist.
–
[V36:88] Der Schule und – als ihrem institutionell gesicherten
Repräsentanten – dem Lehrer gebührt ein Informations- und
Meinungsbildungsmonopol, und zwar legitimerweise. Schüler dürfen zwar
mit Meinungen experimentieren, sie versuchsweise im Unterricht erproben;
solche Meinungen aber unterliegen nicht nur der Beurteilung, sondern –
was entscheidend ist – der Leistungsbewertung durch den Lehrer. Den
Meinungen des Schülers wird Spielcharakter insofern zugewiesen, als sie
für den Meinungsträger keine das soziale System verändernden
Handlungskonsequenzen haben dürfen; sie haben Ernstcharakter insofern,
als die durch die Lehrerbewertung mitdefinierte Bildungschance des
Schülers eine wesentliche Bedingung seiner späteren Lebenschance ist.
Auch hier gilt, daß solche Maxime die Perspektive einer offe|A 42|nen Zukunft verbaut: der
»Spielcharakter«
bewirkt, daß innovatorische Vorstellungen und
Motive sich im Rahmen der überlieferten institutionalisierten Normen
halten. Der
»Ernstcharakter«
bewirkt, daß das
Gewicht der Schule im Prozeß der Status- und Positionszuweisungen und
damit ihr Beitrag zur Erhaltung gesellschaftlicher Ungleichheit nicht
geschmälert wird.
–
[V36:89] Die Schule ist nicht nur eine Stätte der Vermittlung
disponibler Kenntnisse, sondern auch eine
»
Sozialisationsagentur«
. Sie soll in dieser Eigenschaft
Einstellungen, Wertorientierungen und soziale Verhaltensweisen prägen,
kurz: den
»Charakter«
des Schülers bilden. Sie bildet
– auf dem Wege über Verhaltenserwartungen an die Schüler und
entsprechende Sanktionen und Gratifikationen – auch die Handlungsmotive.
Ihr Ziel ist dabei Integration des Heranwachsenden in die
institutionalisierten Handlungsfelder der Gesellschaft und das
Verhindern abweichender, disfunktionaler Motive. Insofern reproduziert die Schule das gegebene System
von Verhaltensorientierungen und damit auch die politisch-ökonomischen
Institutionen, mit denen die Verhaltensorientierungen
übereinstimmen.
–
[V36:90] Diese Konvergenz von politisch-ökonomischen Institutionen
und der
»Sozialisationsagentur«
Schule wird teils
durch offene konservative Argumentation, teils durch die verdeckende
Maxime der Trennung von
»Schule«
und
»Gesellschaft«
gestützt. Diese Maxime soll verhindern, daß
Interessenkonflikte, wie in der Gesellschaft allenthalben, auch in der
Schule eine manifeste Rolle spielen. Konflikte in der Schule sind
demnach als
»Spielraum-Konflikte«
zu deuten. Die in
ihnen zum Vorschein kommenden abweichenden Handlungsrichtungen
erschüttern deshalb auch nicht das pädagogische Planungsmonopol der
Institution. Das Postulat der
»kooperierenden
Partnerschaft«
(praktisch ausgedrückt z. B. in der
»Schülermitverwaltung«
) sichert, daß in jenen
Spielraum-Konflikten keine dauerhaften Motive entstehen, die |A 43|als disfunktionale zu einer permanenten Selbstrevision der Schule führen
könnten.
–
[V36:91] Die Schule als Einrichtung des Staates versteht sich als
unparteiisch. Auch dadurch versucht sie sich vor dem Eindringen
gesellschaftlicher Konflikte zu schützen. Sie geht dabei von dem
liberalen Pluralismus-Konzept aus, das sich auf die Annahme stützt, das
faktische Spiel der Meinungen und Argumentationen bringe einerseits
einen jeweils pragmatischen Konsensus hervor, der andererseits dann auch
handlungsrelevant werde. Darin ist eingeschlossen, daß eine objektive
Gewichtung und damit Entscheidung in der politischen Meinungsvielfalt
nicht möglich sei. Diese Maxime wird im Schulalltag vernehmlich durch
ein administratives (Hinweis auf den Beamten-Status des Lehrers) und
durch ein daraus folgendes pädagogisches (Verhinderung des Mißbrauchs
des Informations- und Meinungsbildungsmonopols durch den Lehrer)
Argument begründet.
Diese Annahmen und Maximen aber verschleiern – dadurch, daß sie
die faktische Ungleichheit der Einflußchancen von Meinungen und Argumenten
ignorieren –, daß auch in der Schule eben kein freies und gleichgewichtiges
Spiel der Kräfte stattfindet. Sie bewirken ferner eine Entleerung der Schule
von Konfliktstoffen und eine scheinbare Entpolitisierung der Schule dadurch,
daß tatsächlich nicht mehr als ein Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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möglich wird. Die häufig vorgebrachten Einwände gegen eine politische
Profilierung der Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Wahrheit wird dadurch eine – wenngleich schwerer erkennbare – politische
Funktion der Schule stabilisiert: nämlich die Verhinderung ernsthafter und
handlungsrelevanter Problematisierungen bestehender Macht- und
Einfluß-Chancen.
Die Schüler-Bewegung hat alle diese Maximen und die mit ihnen
verbundenen Argumente zurückgewiesen bzw. sie in einen eigenen
schulkritischen Gedankengang eingebaut. Sie hat sich dabei teilweise
zunehmend einer polarisierenden und darin radikalen
Denkweise bedient, in der nahezu alles, was der gegenwärtigen Schule und
selbst den anlaufenden Schulreformen als Begründung und Rechtfertigung
dient, als sogenannte systemkonforme Ideologie bzw. als Verschleierung Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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2.Handlungsmuster
2.Handlungsmuster
Die Entstehung und der Ablauf von Schulkonflikten folgen in der
Regel einer Reihe von Mustern, die hier kurz skizziert werden sollen. Die
Reihenfolge stellt ein generalisierend idealtypisches Verlaufsschema dar,
das vornehmlich für die ersten Jahre der Auseinandersetzung gilt. In
jüngster Zeit ist eine Verlagerung zu bemerken, in der einerseits die ersten
drei Stufen eine zunehmend geringere Rolle zugunsten aktueller
institutioneller Konflikte spielen – und in der andererseits nicht so sehr
Lehrer und Schule, also die sozialpsychologischen Bedingungen, als vielmehr
die institutionellen Bedingungen zum Objekt der Angriffe werden.
Die im Folgenden angedeutete Reihenfolge ist also nur eine
durchschnittlich zu erwartende. In politisch verschieden strukturierten
Regionen und Schulen laufen die Konflikte auch in entsprechend verschiedenen
Schrittfolgen ab.
–
Die institutionell nicht formalisierte Selbstdarstellung.
Zu diesem Stadium des Konflikts gehören auf seiten des
Schülerverhaltens: Zwischenreden und Zwischenfragen im Unterricht,
ad-hoc-Diskussionen und Cliquenbildung im informellen System,
improvisierte Wandzeitungen, versuchte Selbstverständigungen in
einzelnen Beiträgen von Schülerzeitungen usw. Reaktionen der
Schule: die neu auftauchenden Verhaltensweisen werden nicht
interpretiert, sondern als Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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klassifiziert. Die daraus folgenden Handlungsmuster schließen sich an
überlieferte Maximen an: Ermahnungen, Verbote, Appelle an die Vernunft,
Hinweise auf Arbeitsbedingungen, auf Stil, auf Ordnung.
–
Der Angriff auf pädagogisch zweifelhafte Techniken. Die
Diskrepanz zwischen entstehender neuer Rollenerwartung und faktischem
Rollenverhalten im Beziehungsverhältnis Lehrer-Schüler läßt einzelne
Verhaltensmerkmale von Lehrern besonders deutlich hervortreten. Es
entsteht nun ein Handlungsmuster, das den Charakter des persönlichen
Angriffs trägt. Der Konflikt wird formuliert auf dem Niveau
individuellen Fehlverhaltens, im Mittelpunkt der Kritik stehen
sogenannte Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Personen. Diese Form des abweichenden Verhaltens wird von Schule
und Schulverwaltung in ersten Ansätzen Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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bzw. als ordnungsstörend (institutionelle Variante) verstanden.
Innerschulische Disziplinierungsmaßnahmen treten in Kraft: Die
Exponenten solcher Angriffe werden dem legalen Disziplinierungsdruck
(Leistungsbewertung) nachdrücklicher unterworfen.
–
Die ironische Provokation. Die Handlungsmuster der
Schüler bilden erste Selbstschutzmechanismen aus. Sie reden
doppeldeutig, anonym oder ironisch. Die erste Erfahrung mit
exponierter institutionalisierter Gewalt setzt Überlegungen über den
institutionellen Charakter des Konfliktes in Gang. Die Reaktionen
teilen sich nun in zwei verschiedene Richtungen:
1.
die Verstärkung der institutionellen Gewalt (Strafen,
Verweisungen usw.);
2.
Ankündigung von innerschulischen Reformen bzw. erste Schritte
in Richtung auf solche Reformen.
–
Die Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI/text[2]//////q. Die institutionellen
Reaktionen verstärken die Schutzmaßnahmen: Die Schüler versuchen anonym
zu agieren. In diesem Zusammenhang entstehen die ersten deutlichen
Solidarisierungsprozesse (Flugblätter ohne Namensunterschrift,
Agitationen in den Pausen, Diskussionen außerhalb der Schule usw.). Die
Einleitung von Reformen wird mit Mißtrauen interpretiert: Die
Frustrationserfahrungen der vorangegangenen
Stufen sind zum Teil so stark, daß Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI///////q nicht
mehr als ehrliche Antwort akzeptiert werden. Die Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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Nachdenken über die institutionellen Bedingungen des innerschulischen
Handlungsfeldes und – angeregt durch die Studentenbewegung – die
Verknüpfung schulischer Probleme mit außerschulischen, besonders
ökonomischen Institutionen (Leistungsproblem). Die Phase der
Vollversammlungen, der politischen Profilierung von Schülerzeitungen,
der organisierten Kontakte mit außerschulischen Gruppen beginnt.
Die Reaktionen der Schule sind in dieser Phase am unsichersten. Das
Verhalten der Schüler erscheint nun als erster gelungener Versuch der
Rollendefinition außerhalb des etablierten Systems. Für diese Situation
stehen keine pädagogischen Handlungsmuster zur Verfügung. Die Reaktionen
der Lehrer erscheinen zufällig und willkürlich.
–
Die Aktion. Auf der Seite des Schülerverhaltens setzen
gezielte und organisierte Unterrichtsstörungen ein, Teach-ins,
Schulstreiks. Die Phase der Anonymität ist vorüber, die Schüler fühlen
sich in den solidarischen Bezugsgruppen und unter den Bedingungen
scheinbar geglückter Neudefinition ihrer Rollen sicher, sie treten offen
den Repräsentanten des Schulsystems entgegen sowohl als erkennbare
Einzelne wie auch als Gruppe. Die Reaktion der Schule ist definiert
durch die Interpretation dieser Vorgänge als gewalthafte Störungen der
Bildungseinrichtung, die Vorgänge werden als Hausfriedensbruch
interpretiert, juristische Instanzen werden eingeschaltet, die Polizei
wird geholt, Schülerzeitungen werden verboten, Entlassungsdrohungen
ausgesprochen gegen Lehrer, die sich solidarisieren. Handelt es sich um
profilierte didaktische Versuche, wie sie neuerdings im Vergleich zum
ausdrücklich politischen Handeln immer häufiger werden, greifen Schulen
und Schulverwaltungen zum Mittel der Relegation mit Hilfe von
Argumenten, die sich darauf berufen, daß die Grenzen des pädagogisch Vertretbaren überschritten seien. In anderen
Fällen reagiert die Schule unverhohlen nicht mehr als pädagogisch
legitimierbare Einrichtung, sondern als soziale Institution, deren
Ordnungsvorstellungen gegen gewaltsame Angriffe zu verteidigen sind;
jede pädagogische Reflexion ist dann suspendiert.
In dieser Phase profilieren sich einerseits Gruppierungen, die
schon vorher erkennbar waren: Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI//////q und Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
transformKMG:make-quote(node(), xs:string, item()*, xs:string, xs:string*) [733:17:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI//////q. Im ersten Fall werden nun sämtliche
Reaktionen der institutionalisierten Schulinstanzen als Verschleierung bzw.
Aggressionsakte interpretiert. Die Suche der Schüler geht auf die
Feststellungen von Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
transformKMG:make-quote(node(), xs:string, item()*, xs:string, xs:string*) [733:17:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI//////q, Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
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entstandenen Stereotype ø und arbeitet mit der Annahme, daß Veränderungen innerhalb des
Systems möglich seien. Andererseits – und das scheint gegenwärtig zunehmend
häufiger der Fall zu sein – wandern die Gruppen, die ehedem an organisiertem
schulpolitischem Handeln interessiert waren, in Arbeitsgruppen,
Stadtteilbasisgruppen und politische Organisationen aus und machen einer
Fülle von Einzelkonflikten mit Schülern und Lehrern Platz, die oft die Form
gerichtlicher Auseinandersetzungen annehmen und damit dem pädagogischen
Argumentationszusammenhang entzogen werden.
Im Fortschreiten in der Reihenfolge der verschiedenen
Handlungsmuster ist eine Generalisierung der jeweils vorausgesetzten
Annahmen zu beobachten. Dadurch, daß die Erklärungszusammenhänge immer
weiter von dem unmittelbar erfahrenen pädagogischen Feld weggerückt werden,
vollzieht sich in der Schrittfolge, mindestens der Möglichkeit nach, auch
eine Irrationalisierung, andererseits aber auch eine zunehmende
Rationalisierung dadurch, daß die eingenommenen Positionen und ihre
möglichen Begründungen klarer werden. Auf seiten der schulischen Reaktion
ist von Stufe zu Stufe zunehmend die Taktik der rigiden Zurückweisung zu
beobachten. Dadurch entstehen zwei Effekte: 1. Die vorhandenen dogmatischen Trends werden gestärkt; die Schüler
erfahren, was sie erfahren wollen; neue Erfahrungen sind nicht möglich. 2.
Dadurch, daß einzelne Lehrer innerschulische Reformen zu betreiben
versuchen, dahinter aber die Hartnäckigkeit der ganzen Institution in den
Augen von vielen Schülern bestehen bleibt, erscheint vielen Jugendlichen das
Verhalten der Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI//////q Gruppen als illusionär.
Der Handlungszusammenhang ist derart durch Verhaltens- und
Erklärungsstereotype determiniert, daß eine Änderung auf der Basis
rationaler Kommunikation nicht mehr möglich scheint.
3.Erklärungsversuche
3.Erklärungsversuche
Der Versuch, die Struktur der politisierten Schulkonflikte
begrifflich zu ordnen, bliebe unvollständig, wenn nicht zusätzlich auf
einige Erklärungsversuche hingewiesen würde. Ihnen kommt gewiß ein je
unterschiedliches Gewicht zu. Da sie aber allesamt vorerst auf einer
unzureichenden Basis empirischer Kontrolle formuliert sind, ist eine
Gewichtung kaum zu verantworten; sie wäre spekulativ.
Die Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI//////q – d. h. die Aufzählung
einiger vermutlicher Bedingungen – sind also Hypothesen, aus Theorien
abgeleitet, am vorliegenden Gegenstand indessen noch nicht hinreichend
geprüft.
Die von den Schülern vorgetragene Schulkritik, die sich sowohl in
der Form des Gedankens wie auch in der Form der Handlung darstellt, setzt
eine Distanz zur Schule voraus. Diese Distanz impliziert, daß die Schule
nicht nur im Lichte derjenigen Begriffe und Vorstellungen gesehen wird, mit
denen sie sich selbst interpretiert. Es gibt also Lernprozesse – wie
übrigens schon immer –, in denen die Schüler Motive, Vorstellungen und
Wertorientierungen erwerben, die dem Sozialisationszusammenhang der Schule
nicht kongruent sind. Solche Lernprozesse nun sind angesichts der folgenden
stimulierenden Faktoren zu vermuten:
–
Zunehmend mehr löst sich das Informations- und
Meinungsbildungsmonopol der Schule wie der Familie auf. Der Jugendliche
– und auch schon das Kind – nimmt an Informationsräumen teil, die mit
den in den pädagogischen Einrichtungen vermittelten Informationen
konkurrieren, teilweise sogar zu ihnen in Widerspruch stehen.
–
Zunehmend mehr Jugendliche aus dem Bereich der
weiterführenden Schulen entstammen Familien, in denen ein liberaler
Erziehungsstil praktiziert wird. Dieser liberalisierende Effekt ist vor
allem für Kinder und Jugendliche der mittleren und oberen Mittelschicht
zu vermuten. Für die Herrschaftseliten gab es freilich schon immer einen
relativ großen Freiheitsspielraum, wie z. B. die Geschichte der
Universitäten oder der Internate zeigt; in diesen Spielräumen – und das
ist das Entscheidende – treten jetzt aber neue Inhalte auf, und zwar
solche, die den Gesamtrahmen der Sozialisation problematisieren. Der
Anteil dieser Gruppe an den oppositionellen Schülern ist – dem
Augenschein nach – überproportional. Das ist besonders darauf
zurückzuführen, daß jene sozialen Schichten die Liberalisierung ihrer
Erziehungspraxis mit nachlassendem Leistungsdruck auf die Kinder
verbinden können, was bei Kindern der Unterschicht, besonders aber der
unteren Mittelschicht nicht der Fall ist.
–
Überlieferte und in der Schule institutionalisierte
politische Orientierungen werden durch neue politische Erfahrungen in
Frage gestellt. Die gesellschaftlichen und politischen Probleme der
Dritten Welt, der Krieg in Vietnam, die ungelöste soziale Frage in den
USA, die Stellung der Bundesrepublik in diesen Beziehungen, die Haltung
der BRD zu den sozialistischen Ländern, die Probleme des Wehrdienstes
und der Wehrdienstverweigerung haben Herrschaft, Unterdrückung und
Ausbeutung, Aggression und Gewalt wieder zu einem aktuellen Thema
besonders für die junge Generation gemacht. Solche Themen aber, vor
allem durch die Art ihrer Behandlung, sind im Gefüge der für den
sozialkundlichen Unterricht leitenden Kategorien in der Regel
Fremdkörper.
–
Sofern politische Orientierung und politisches Handeln
gemeinschaftliches Orientieren und Handeln in Konflikten sind, kann nun
ein Defizit der politischen Sozialisation erfahren werden: die
Erschwerung oder gar das Fehlen von Identifikationsmöglichkeiten auf der
Ebene gemeinschaftlichen Handelns. Der individualistischen Orientierung
an dem im politischen Unterricht vermittelten Demokratieverständnis kann
nunmehr das politische Handeln auf der Basis von Gruppen-Identität
entgegengesetzt werden. Das persönliche Ich kann sich – aus Anlaß
politischer Interessen – mit dem sozialen Ich konkret vermitteln.
–
Zur Bewältigung solcher Probleme, die nicht nur
inhaltlich-politischer, sondern auch sozialpsychologischer Natur sind,
hat die Schule und die in ihr vermittelte Lehre einschließlich des
Religionsunterrichts wenig beizutragen vermocht. Die Schüler mußten sich
also schulexterne Orientierungen für die inhaltlichen Fragen suchen.
Solche Orientierung aber bietet sich in der marxistisch gerichteten
politischen Theorie und in den diese Theorie vertretenden Bezugsgruppen
an. Die damit thematisierten Inhalte können nun nicht nur gegen die
politische Didaktik der Schule, sondern auch gegen die Schule im Ganzen
als eine Einrichtung kapitalistisch orientierter Gesellschaften
verwendet werden.
–
Da auf der Oberstufe der Gymnasien für die
Verhaltensorientierungen der Schüler schon immer die antizipierten
studentischen Verhaltensweisen eine gewisse Rolle spielten, mußte das
institutionalisierte Verhaltenssystem der Schule in dem Augenblick in
Bewegung geraten, als der antizipierte Studentenstatus sich im
Zusammenhang der Studentenbewegung an den Universitäten zu verändern
begann. Mit der an der Universität versuchten Änderung der
Studentenrolle entfiel die relative Übereinstimmung von schulischem und
universitärem Lernen und dementsprechenden Verhaltensweisen. Einzelne
Schüler begannen sich in ihrem schulischen Verhalten nicht mehr an der
Antizipation der traditionellen Studentenrolle zu
orientieren, sondern – da es ihr zukünftiges Verhaltensfeld sein würde –
an dem ø Verhalten der Studentenbewegung. Die damit zusammenhängende
Dynamisierung der Rollenerwartungen hat neue Motive für das Verhalten
der Schüler innerhalb der Schule zur Folge.
Zugleich mit dem Auftauchen neuer Motive wird die Diskrepanz
zwischen dem neu entstehenden Erwartungsfeld für schulinternes Verhalten und
den überlieferten Merkmalen der Institution deutlich. Die Ansätze zu einem
neuen Rollenselbstverständnis und die mit den neuen Motiven
zusammenhängenden Tendenzen zur Selbstdarstellung werden von den Regeln des
etablierten Schulsystems immer stärker frustriert. So entsteht ein
Handlungsfeld, in dem mit neuen Interaktionsmustern experimentiert wird, und
zwar entlang der Leitlinie einer versuchten neuen Rollenselbstdefinition, in
der indessen den neuen Inhalten und politischen Lebensperspektiven die
entscheidende Bedeutung zukommt; einzelne Verhaltensweisen, die modischen
Attribute der jugendlichen Subkultur, die antiautoritären Provokationen sind
demgegenüber zweitrangig.
IV.Folgerungen: Kommunikationsgemeinschaft am
Beispiel der Schule
Kap. IV orientiert sich
an den Überlegungen von Jürgen
Habermas und Karl-Otto
Apel zur Kommunikationsgemeinschaft, die Mollenhauer 1972 in
seinen Theorien zum Erziehungsprozeß ausführlich
rezipiert hat (s. Mollenhauer, 1972).
IV.Folgerungen:
Kommunikationsgemeinschaft am Beispiel der Schule
Es genügt nicht, diese Vorgänge und Konfliktfaktoren zu registrieren.
Aus der Beschreibung ergibt sich bereits, daß der Gedanke an alternative
Verhaltens- und Handlungsmöglichkeiten naheliegen muß. Die entscheidende Frage
an dieser Stelle lautet daher: Läßt sich ein Prinzip angeben, an dem sich das
pädagogische Handeln orientieren kann und von dem her
zugleich eine begründete Kritik des faktischen Erziehungsgeschehens in der
Schule möglich ist?
Ein solches Prinzip bietet sich im Begriff der Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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– wo immer Menschen zusammen leben, also auch zusammen lernen – ein vernünftiges
Postulat ist, sich über Ziele und Wege des Zusammenlebens unablässig zu
verständigen und auf diese Weise zu Übereinkünften zu gelangen, die nicht durch
Herrschaftsverhältnisse erzwungen sind. Mit dem Begriff Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI/////q ist also ein Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI/////q gemeint, ein Prinzip mit Handlungskonsequenzen, das erlaubt und
verlangt, in konkreten Situationen Regeln des Prüfens und Sich-Veränderns
anzuwenden.
Das regulative Prinzip der Kommunikationsgemeinschaft enthält für die
an einem Kommunikationszusammenhang oder einer sozialen Handlung Beteiligten
mindestens die folgenden einzelnen Annahmen: Jeder Kommunikationspartner
unterstellt für sich selbst, daß sein Kommunizieren und Handeln bestimmten
Intentionen folgt und daß sein Verhalten nicht durch Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI/////q bestimmt wird, die seinem Bewußtsein grundsätzlich entzogen
sind. Es wird weiter angenommen, daß die Normen, denen das Verhalten folgt,
einsichtig zu machen sind und gegenüber anderen begründet werden können. Es wird
schließlich angenommen, daß grundsätzlich ein Konsensus möglich ist im Hinblick
auf die Normen, denen das Handeln folgen soll. Und es wird darüber hinaus
angenommen, daß diejenigen Normen, denen das Handeln tatsächlich folgt, nicht
endgültig sein müssen, sondern problematisiert werden können oder gerade
problematisiert werden sollten, um danach zu einem neuen gemeinsamen Konsensus
zu kommen. Es wird mithin unterstellt, daß alle an Kommunikationen oder
Handlungen beteiligten Individuen als Subjekte einen empirisch gegebenen und
institutionell gesicherten, sich selbst stabilisierenden
Interaktionszusammenhang in Frage stellen können, daß sie die in ihm geltenden Regeln überprüfen und verändern und daß sie zu neuen, auf
Einsicht beruhenden Orientierungen gelangen können.
Indessen ist unabweisbar, daß es sich bei solchen Bestimmungen in der
Tat um Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI/////q oder Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
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transformKMG:make-quote(node(), xs:string, item()*, xs:string, xs:string*) [733:17:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI/////q
handelt, mit denen nicht die Wirklichkeit des Kommunizierens und Handelns
beschrieben wird. Es handelt sich nämlich um nichts anderes als, philosophisch
gesprochen, um eine Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
transformKMG:make-quote(node(), xs:string, item()*, xs:string, xs:string*) [733:17:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI/////q,
eine Annahme also, ohne die gar nicht zu denken wäre, wie denn überhaupt
Verständigungsprozesse in Gang kommen sollten. Dagegen unterliegt das wirkliche
Kommunizieren und Handeln nachweisbar einer Reihe von empirisch im einzelnen zu
ermittelnden Bedingungen, die Kommunikationsstrukturen zur Folge haben, welche
die Realisierung jenes Begriffs von Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
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local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI/////q beständig verhindern oder erschweren. Jene
Unterstellung widerspricht also der ständigen faktischen Wirklichkeitserfahrung;
daher wird sie als Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
transformKMG:make-quote(node(), xs:string, item()*, xs:string, xs:string*) [733:17:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI/////q bezeichnet.
In dieser kontrafaktischen Antizipation steckt zweierlei:
–
Sie ist eine Bedingung für die Möglichkeit von Kommunikation,
d.h. also zugleich eine Voraussetzung für das Zustandekommen von
kommunikativem Handeln und die darin enthaltene Orientierung an
Normen.
–
Sie ist außerdem ein die empirischen Feststellungen leitendes
Prinzip, mit dessen Hilfe angegeben werden kann, welche Verhaltensmerkmale
faktisch geboten sind, damit die Kommunikationsgemeinschaft keine
idealistische Annahme oder Wunschvorstellung bleibt, sondern zum Moment des
tatsächlichen, auf Veränderung gerichteten Handelns werden kann. An solchen
Kriterien gemessen stellen sich die oben beschriebenen Phänomene in den
Konfliktabläufen als Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
transformKMG:make-quote(node(), xs:string, item()*, xs:string, xs:string*) [733:17:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI//////q dar.
Verzerrt sind diese Kommunikationen deshalb zu nennen, weil in sie Faktoren
eingehen – Absicherung der Lehrerrolle, Herrschaftsinteressen, Vorurteile,
konformistische Sprachspiele, unbegründete Berufungen
auf Traditionen usw. –, die eine wechselseitige Sinnverständigung, den Weg
zu einem begründeten Konsensus des Meinens und Handelns mindestens
erschweren. Verzerrt sind sie aber auch deshalb zu nennen, weil solche
Faktoren es dem Kommunikationspartner, dem Kinde oder dem Jugendlichen
unmöglich machen, frei von Zwängen, Ängsten und spontanen, d. h. rational
nicht vermittelten Aktionen kommunikativ zu antworten. Das derart
hervorgebrachte Sprach- und Kommunikationsspiel bekräftigt und verstärkt
dann nur die Regeln, die diese Verzerrung ausmachen. Aus solchem
Teufelskreis auszubrechen, wird in erster Linie in der Verantwortung dessen
liegen, der institutionell in der stärkeren Position ist: das heißt hier
also in der Verantwortung des Lehrers. Solange es Schule als unentbehrliches
soziales System gibt, verfügt der Lehrer über die Sanktionsmöglichkeiten,
hat zugleich aber auch die größeren und dauerhafteren positiven
Aktionsmöglichkeiten. Das heißt aber, er braucht keineswegs bloß zu
reagieren oder zu resignieren, wenn gerade Konflikte im Erziehungsfeld
entscheidende Chancen bieten, die rationalen Möglichkeiten der
Kommunikationsgemeinschaft zu erweitern und notwendige Regeln und Normen
durch Verständigung der Beteiligten neu zu definieren und zu begründen. –
Jedoch sind die Zwänge, die gleichsam Error: java:org.exist.xquery.XPathException . exerr:ERROR XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. [at line 1044, column 47, source: /db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
In function:
kmg-util:quote-marks(xs:string, xs:string, xs:string) [1044:25:/db/apps/sade/modules/kmg/kmg-util.xqm]
transformKMG:make-quote(node(), xs:string, item()*, xs:string, xs:string*) [733:17:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]
local:main(node(), xs:string, xs:string, xs:string, xs:string*) [76:21:/db/apps/sade/modules/kmg/transform.xqm]. XPTY0004: The actual cardinality for parameter 1 does not match the cardinality declared in the function's signature: kmg-util:quote-marks($rend as xs:string, $filename as xs:string, $mode as xs:string) item()*. Expected cardinality: exactly one, got 0. Offending node: TEI//////q in die
pädagogischen Beziehungen hineinragen und diese determinieren, häufig so
beschaffen, daß sie es dem einzelnen – Lehrer wie Schüler – unmöglich
machen, die Verzerrungen aus eigener Kraft aufzuheben. Politisches Handeln,
das sich gegen solche Zwänge richtet, und kommunikatives Handeln im
pädagogischen Kontext gehören darum untrennbar zusammen, wenn die Aufhebung
von Verzerrungen ernsthaft gewollt wird.
In einem Text wie diesem ist indessen nur der Appell möglich, die
Gründe der kommunikativen Verzerrungen im Erziehungsfeld gemeinsam zu ermitteln
und auf der Ebene des tatsächlichen und täglichen Verhaltens und Handelns sich
strikt – und sei es um den Preis großer Belastungen
und Konflikte – an das Prinzip der Kommunikationsgemeinschaft zu binden. Nur
wenn sie als Grundvoraussetzung anerkannt wird, kann es gelingen, ohne Angst
Vorurteile aufzuarbeiten, Herrschaftsinteressen zu überwinden, Bedürfnisse der
Selbst- und Rollenabsicherung aufzugeben, Rechtspositionen nicht unbegründet
durchzusetzen, sondern zu problematisieren – kurz: Barrieren abzutragen, die
sich dem unbegrenzten Prozeß einer Sinnverständigung über den Weg des Menschen
und des menschlichen Zusammenlebens entgegenstellen.
An der Studie haben mitgearbeitet:
Karl-Heinz
Neukamm, Rummelsberg (Vorsitzender der Jugendkammer)
Walter Arnold,
Kassel
Wolfgang
Barthel, Leverkusen
Christof
Bäumler, München
Jobst Besser,
Hannover
Käthe
Brandt-Kreling, Bad Salzuflen
Oswald
Hanisch, Berlin
Liesel-Lotte
Herkenrath, Köln
Heinz-Joachim
Heydorn, Frankfurt (Main)
Joachim
Klieme, Neuerkerode
Klaus Lubkoll,
Bad Boll
Klaus Mollenhauer, Frankfurt
(Main)
Ulrich Renner,
Einbeck
Eva-Renate
Schmidt, z. Zt. USA
Marta Schmithals, Köln
Johannes
Schwerdtfeger, Stuttgart
Elisabeth
Weisser, Stuttgart
Hans-Ulrich
Kirchhoff, Hannover (Geschäftsführer der Jugendkammer)