Dieser Auszug
besteht lediglich aus zwei zudem gekürzten Absätzen. In dieser Ausgabe werden
diese Absätze auch nur mit den entsprechenden Absätzen aus dem Original
verglichen. [Klaus-Peter Horn]
Editorial Note
Als
Bremer Plan wurde ein Plan der Arbeitsgemeinschaft deutscher
Lehrverbände zur Neugestaltung des
deutschen Schulwesens bezeichnet (Bungardt, o. J./1960; Bungardt, o. J./1962). [Klaus-Peter Horn]
Editorial Note
Siehe Riesman et al.,
1958, S.
256. [Klaus-Peter Horn]
Editorial Note
Siehe Piaget,
1948, S. 15
ff. [Klaus-Peter Horn]
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[008:2] Wie notwendig eine
Klärung des hier in Frage stehenden Phänomens ist, zeigt
auch die außerordentlich hohe Reizbarkeit dem Wort
„Anpassung“
gegenüber, die in
Diskussionen immer wieder zu bemerken ist und
kurzschlüssig eine rationale Durchleuchtung hemmt, eine
Reizbarkeit, die es dem
„Auslöser“
leicht macht, die geringe Zahl möglicher Reaktionen
vorherzusagen.4
4Anschauliches Material dazu bietet neben
der Kritik am
„Rahmenplan“
des Deutschen Ausschusses
für das Erziehungs- und Bildungswesen vor
allem die Kritik am sog.
„Bremer
Plan“
.
Der
Vorwurf des
„Soziologismus“
ist in
solchen Augenblicken ständig präsent. Gerade
„soziologistische“
Theorien scheinen es
ja zu sein, die sich durch die häufige Verwendung des
Begriffs
„Anpassung“
selbst als solche
entlarven. Zwei Motive
bedingen vor allem die genannte Reizbarkeit oder
Empfindlichkeit: der Pädagoge empfindet die
Anpassungsforderungen als einen Angriff auf seinen
Autonomie-Anspruch, als Übergriff benachbarter
Disziplinen, und sich selbst damit zum Funktionär
erniedrigt; er sieht in ihnen außerdem einen Angriff auf
sein Selbstverständnis, auf die Überlieferungen einer
langen Tradition, auf sein
„Menschenbild“
, das – mindestens seit Herder –
seine Vorstellungen vom
„Gebildeten“
und der
„Bildung“
bestimmt. Wie
leicht ersichtlich ist, koinzidieren beide Motive in einer
unseren kulturellen Zusammenhang bestimmenden
anthropologischen Position. In der Reaktion des Pädagogen
treten sie jedoch auseinander, vorgetragen einerseits in der
Form erziehungswissenschaftlicher, andererseits
weltanschaulicher Argumente. (Näheres dazu Abschnitt III)
[008:6] Angesichts der kulturellen
Selbstverständlichkeiten, angesichts der eine Kultur fundierenden Normen-
und Verhaltenssysteme scheint es keine anderen Möglichkeiten als Anpassung
oder Fehlentwicklung zu geben. Indessen zeigt aber die nähere Betrachtung,
daß hier |d 233|ein zweiter Aspekt auf die Sache eingeführt
werden muß. Zwei Phänomene zwingen dazu: die Tatsache, daß die
Anpassungsleistung, die das Individuum im Hinblick auf traditionelle
Verhaltensweisen und Normen zu vollbringen hat, seine Leistungen sind und
nicht etwa biologisch erklärbare Determinationenac√ – und das Hervorbringen neuer, eine Kultur oder einen neuen
kulturellen Entwicklungsschritt konstituierender Institutionen und Verhaltungsweisen ohne tradierte Vorläufer; kurz: die Tatsache des Kulturwandels. Das
heißt nicht nur, daß die Anpassungsleistung der Möglichkeit nach als eine
vom Individuum intendierte verstanden werden muß (in der Tat ist sie es ja
oft nicht, etwa bei der Anpassung des Kleinkindes an die
Selbstverständlichkeiten des
Familienlebens), es heißt ebensowohl, daß jenes Gleichgewicht hergestellt
wird durch eine Veränderung der Situation, durch ein
„passendes“
Arrangement von Instrumenten, durch Finden eines
passenden Weges, durch Hervorbringen einer das Gleichgewicht ermöglichenden,
in der Situation gleichsam
„erfundenen“
Verhaltensform. ab1b2c√
[008:8] ab1b2c√
„Von diesem Standpunkt aus erscheint die Kultur als
ein gewaltiger Apparat der Anpassung, der durch Übung, durch das
Vermitteln von Fertigkeiten, das Lehren von Normen und die
Ausbildung des Geschmacks Anerzogenes und Naturgegebenes miteinander
verschmilzt und so ein Wesen schafft, dessen Verhalten nicht durch
das Studium der Anatomie und Physiologie allein bestimmt werden
kann.“
(B. Malinowski, Die
Dynamik des Kulturwandels, Wien-Stuttgart 1951, S.
94)
Anpassungsfähigkeit als Bedingung der Möglichkeit kulturellen
Fortschritts ist innerhalb dieser Theorie identisch mit Bildsamkeit.ab1b2c√
[A02:1]
„Was an von der Natur garantierter
Sicherheit verloren gegangen ist, wird durch den Vorteil
größerer Bildsamkeit wieder wettgemacht.“
So
„war diese Anpassungsfähigkeit der
menschlichen Natur der Boden, dem der menschliche
Fortschritt entsproß, in dem er Wurzel schlug und sich
auch erhalten hat.“
(R. Benedikt, Urformen der Kultur, Hamburg 1955, S.
16)
.
ac
9
9In die
Erörterung der Abgrenzung biologischer von anthropologischer
Betrachtung treten wir hier nicht ein. Sie wird
vorausgesetzt.
ab1b2c
So kann eigensinniges Verhalten einem Vor|a 351|gesetzten gegenüber
diesem Gleichgewicht dienen; zwar erscheint es dem oberflächlichen
Blick keineswegs angepaßt; insofern aber, als Eigensinnigkeit eine
innerhalb unserer Kultur praktikable Verhaltensform darstellt, ist
es durchaus als eine angepaßte zu bezeichnen. Sehr sinnvoll ist hier
die Unterscheidung Riesmans, der das Angepaßtsein in jenem oberflächlichen
Sinne als
»overadjusted«
Siehe Riesman et al.,
1958, S.
256. [Klaus-Peter Horn]
bezeichnet und in ihm gerade eine moderne Fehlform der
Anpassung sieht, in der das aktive Moment eliminiert wurde. Der
Überangepaßte wählt nicht, entscheidet sich nicht, sondern läßt sich
durch die Situation in Richtung auf das unauffälligste Verhalten
determinieren.
ab1b2c
In derselben Hinsicht unterscheidet Piaget Assimilation (Veränderung des Gegenstandes) und Akkomodation (Veränderung des Individuums)
Siehe Piaget,
1948, S. 15
ff. [Klaus-Peter Horn]
6Vgl. dazu ferner die parallelen Unterscheidungen von Gehlen, Guyer und Mannheim in den
zitierten Werken, außerdem bei Ch.
Bühler in einer interessanten Variante, in: Der menschliche
Lebenslauf als psychologisches Problem, Göttingen, ²1959, S. 17
ff.
Nur unter der Voraussetzung solcher Differenzierung ist auch
ein angemessenes Verständnis des Anpassungsbegriffes der
Sozialanthropologie möglich. Alloplastische Leistungen werden hier
allerdings nicht nur als Veränderungen im Arrangement vorgefundener
Möglichkeiten verstanden, sondern als schöpferisches Hervorbringen.
Danach besteht der kulturfundierende Vorgang darin, die
physiologischen Bedürfnisse, gleichsam die biologische Basis des |a 352|Menschen, zu überformen durch Phänomene der
Organisation und Institution. Organisierung und
Institutionalisierung sind die primären Anpassungsleistungen des
Menschen, in denen er eine Umwelt derart verändert, daß sie das
Gleichgewicht ermöglicht und stabilisiert. Alle Impulshandlungen
werden
»physiologisch diktiert, aber zu erworbenen
Gewohnheiten umgeformt«
.
ab1b2c
7B.
Malinowski[Sandra Berkefeld]
Malinowsky. Die Dynamik des Kulturwandels. Wien-Stuttgart 1951, S.
94.
ab1b2c
8
»Was an von der Natur garantierter
Sicherheit verloren gegangen ist, wird durch den Vorteil
größerer Bildsamkeit wieder wettgemacht.«
So
»war diese Anpassungsfähigkeit der
menschlichen Natur der Boden, dem der menschliche
Fortschritt entsproß, in dem er Wurzel schlug und sich
auch erhalten hat.«
(R.
Benedict[Sandra Berkefeld]
Benedikt.R.
Benedict. Urformen der Kultur, Hamburg 1955, S.
16)