Interaktion
1. Struktur der Interaktion
2. Das
„interaktionistische
Rollenmodell“
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[047:270]Rollennormen nicht rigide definiert sind, sondern einen gewissen Spielraum für subjektive Interpretation durch die Rollenpartner lassen; daß
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2.[047:271]die Rollenpartner im jeweiligen Interaktionsprozeß nicht nur die gerade aktuelle Rolle übernehmen, sondern zugleich verdeutlichen, welche weiteren Rollen sie noch innehaben oder früher innehatten; daß
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3.[047:272]mehr als ein vorläufiger, tentativer und kompromißhafter Konsens der Partner über die Interpretation ihrer Rollen im Regelfall nicht zu erreichen und auch nicht erforderlich ist.
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4.[047:273]Dieses Modell geht ferner gerade davon aus, daß die individuellen Bedürfnisdispositionen den institutionalisierten Wertvorstellungen nicht voll entsprechen. Somit müssen nach diesem Modell
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5.[047:274]die Rollenpartner für die Sicherung des Fortgangs von Interaktion fähig sein, auf die von den eigenen verschiedenen Bedürfnisdispositionen des anderen einzugehen und auch unter Bedingungen unvollständiger Komplementarität, d. h. nur teilweise Befriedigung eigener Bedürfnisse, zu interagieren.
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6.[047:275]29
3. Die
„Beziehungsfalle“
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„1.[047:284]Zwei oder mehrere Personen stehen zueinander in einer engen Beziehung, die für einen oder auch alle von ihnen einen hohen Grad von physischer und/oder psychischer Lebenswichtigkeit hatA1A2A3√ ...
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2.[047:285]In diesem Kontext wird eine Mitteilung gegeben, die a) etwas aussagt, b) etwas über ihre eigene Aussage aussagt und c) so zusammengesetzt ist, daß diese beiden Aussagen einander negieren bzw. unvereinbar sindA1A2A3√ ...
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3.[047:286]Der Empfänger dieser Mitteilung kann der durch sie hergestellten Beziehungsstruktur nicht dadurch entgehen, daß er entweder über sie metakommuniziert (sie kommentiert) oder sich aus der Beziehung zurückzieht ...“35
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4.[047:287]„Wo Doppelbindungen von längerer oder sogar chronischer Dauer sind, werden sie zu gewohnheitsmäßigen und schwer beeinflußbaren Er|a 274|wartungen hinsichtlich der Natur menschlicher Beziehungen und |A1 A2 A3 97|der Welt im allgemeinen, und diese Erwartungen bedürfen schließlich keiner weiteren Verstärkungen.“
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5.[047:288]„Das durch Doppelbindungen verursachte paradoxe Verhalten hat selbst doppelbindende Rückwirkungen, und dies führt zu sich selbst verewigenden Kommunikationsstrukturen“36
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1.[047:291]Sie versteht mich.
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2.[047:292]Ich verstehe sie.
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3.[047:293]Sie versteht sich.
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4.[047:294]Ich verstehe mich.
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1.[047:296]„ “
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2.[047:297]„ “
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3.[047:298]„ “
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4.[047:299]„ “
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1.[047:301]Sie versteht mich.
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2.[047:302]Ich verstehe sie.
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3.[047:303]Sie versteht sich.
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4.[047:304]øA1A2A3√
4. Identität
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–[047:311] Das in der Interaktion singuläre, d. h. nur auf diese Interaktion bezogene Verhalten ist mit einem Bedeutungs-Kontext |A1 A2 A3 102|pragmatisch verknüpft; die einzelnen Interaktionen sind untereinander verbunden in einem Sinnzusammenhang, der sich im Rahmen der jeweiligen Lebenswelt konstituiert.
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–[047:312] Über Symbole (Sprache, Sprachcodes) und Rollen wird der allgemeine Gehalt singulärer Reaktionen in der Interaktion festgehalten und je aktualisiert.
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–[047:313] Nach Maßgabe von Sinnzusammenhang und Rollengehalt werden interpersonelle Taktiken39 (A1A2A3√im Hinblick auf sprachliche Taktiken: 40) erworben als die Instrumente der sozialen Selbstdarstellung des„Me“.
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–[047:324] die Partner an der Definition der Situation aktiv beteiligt werden;
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–[047:325] situationsbezogene flexible Beziehungsdefinitionen möglich sind;
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–[047:326] Rollendistanz gewahrt werden kann, d. h. für Verhaltenserwartungen Interpretationsspielräume offen bleiben;
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–[047:327] Ambiguitätstoleranz ausgedrückt wird, d. h. differenzierende Erwartungen und die Differenzen zwischen Erwartungen und eigenen Bedürfnissen ertragen werden;
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–[047:328] Empathie realisiert wird, d. h. die Erwartungen und Be|a 285|ziehungsdefinitionen der Interaktionspartner wechselseitig antizipiert und zur Bestimmung des eigenen Verhaltens verwendet werden;
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–[047:329]„Aushandeln von Identität“(identity bargaining) möglich ist, d. h. nicht an einer bestimmten Form von Selbst- Präsentation unbedingt festgehalten wird, sondern situations- und partnerbezogene Modifikation stattfinden kann:
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–[047:330] die Komponenten und Prozesse der Interaktion symbolisch, d. h. in Sprache, ausdrückbar und kommunizierbar, damit auch problematisierbar und revidierbar werden.