Streifzug durch fremdes Terrain: Interpretation eines Bildes aus dem Quattrocento in bildungstheoretischer Absicht
Vorbemerkung
-
1.[080:5] Oberflächlicher Hinweis auf den Gegenstand der Interpretation,
-
2.[080:6] Beschreibung und Deutung einiger formaler Charakteristika,
-
3.[080:7] Ikonographie der Bildelemente,
-
4.[080:8] Versuch einer Bestimmung der grundlegenden Sinnstruktur des Bildes.
1. Hinweis auf den Gegenstand
-
–[080:14] Wer sind die drei so verschiedenartigen Männer auf der vorderen Bildebene?
-
–[080:15] Haben sie im Hinblick auf die Geißelungsszene irgendeine bestimmbare Bedeutung?
-
–[080:16] Wer ist der Mann im Turban, der uns den Rücken zukehrt?
-
–[080:17] Was für eine merkwürdige Kopfbedeckung hat ?
-
–[080:18] Ist die Wahl der Architektur zeitgenössische oder kunsthistorische Konvention oder Träger von besonderer Bedeutung?
2. Beschreibung und Deutung einiger formaler Charakteristika
-
–[080:29] die Irritation zwischen Fluchtpunkt und Bildmitte und damit eine Bewegung des Auges des Betrachters,
- |B 49|
-
–[080:30] die Konfrontation von Perspektive und Planimetrie und damit die Konstruktion von zwei Realitätsebenen,
-
–[080:31] die perspektivische Trennung und planimetrische Verbindung der beiden Szenen und damit die Verknüpfung der zunächst getrennten Realitätsebenen.
3. Zur Ikonographie
4. Sinnstruktur und Habitus
-
–[080:65] Nicht nur in den Briefen, auch in den in Dialogform abgefaßten theoretischen Schriften der Humanisten, waren die Dialogpartner bekannte und lebende Personen; die theoretischen Topoi konnten sich deshalb, sollte nicht Lächerlichkeit riskiert werden, nur in Grenzen von den tatsächlichen Beziehungen entfernen.
- |B 60|
-
–[080:66] Stilisiertes und Triviales standen sich nicht wie zwei„Welten“gegenüber, sondern waren aufeinander bezogen: Die Stilisierung war eine allseits akzeptierte Deutung alltäglicher Beziehungen, die als Teil des Alltags fungierte.
- |A 62|
- |b 429|
-
–[080:67] Die Wertungskategorien, nach denen eine gewisse Schlichtheit, persönliche Bestimmtheit, Individuelles, emotionale Tönung usw. notwendig den menschlichen Beziehungen zugehört, entstammen der Gegenwart und waren Zeitgenossen jedenfalls nicht in gleichem Maße selbstverständlich; das legt die Vermutung nahe, daß für diese Zeitgenossen„Intimes und Abstraktes in ihrem Bewußtsein nicht getrennt wurde“(Batkin 1979, S. 201)„die Stilisierung des Lebens stimmte mit dem Leben überein“(a.a.O., S. 204)„Der berüchtigte Individualismus der Renaissance, der sich in der Tat mit großem Pathos manifestierte, war mit einem Individuum verbunden, das noch recht weit von der atomaren, sich selbst genügenden, eifersüchtig über die Unantastbarkeit des Privatlebens wachenden Persönlichkeit späterer Zeiten entfernt war“(ebd.)
Gianazzo: Oh, ein höchst wertvolles Ding! Diese meine Hände und Augen sind nicht so sehr mein Eigen...
Lionardo: Wunderbar! Was mag das sein?
Gianazzo: Man kann es keinem hinterlassen, nicht verringern, in keiner Weise kann dies Ding dir nicht gehören, sofern du nur willst, daß es dein ist.
Lionardo: Und wenn es mir beliebt, wird es einem anderen gehören?
Gianazzo: Wenn du willst, wird es nicht dein Eigen sein: die Zeit, mein lieber Lionardo, die Zeit, liebe Kinder!“