Erklärung [Werkkommentar]

1 Werk: Formale Beschreibung

1.1 Leittext

[1] Mollenhauer, Klaus. Erklärung (Beitrag 1994; KMG V77-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qtnz&edition=a.
[2] Basierend auf:
  • [3] Mollenhauer, Klaus (1994). Erklärung. Erziehungswissenschaft. Mitteilungsblatt der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, 5(9), 46.
[4] Das Werk umfasst eine Druckseite und ist als dreizehnter Beitrag in dem Kapitel II. Mitteilungen und Berichte des Vorstandes abgedruckt.

1.2 Weitere Fassungen

[5] Weitere Fassungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.3 Übersetzungen

[6] Übersetzungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.4 Unveröffentlichte Quellen

[7] SUB Göttingen, Cod. Ms. K. Mollenhauer
  • [8] Korr. All. Teno: Korrespondenz zwischen Klaus Mollenhauer und Heinz-Elmar Tenorth, 25.4.-29.4.1994 (Umfang: 2 Briefe)

2 Inhalt und Kontexte

[9] Vom 14. bis 16. März 1994 fand an der Universität Dortmund der 14. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) unter dem Rahmenthema Bildung und Erziehung in Europa statt (Benner & Lenzen, 1994, S. 5) statt. Am 15. März 1994 tagte die Mitgliederversammlung – neben Vorstand, wissenschaftlichen Kommissionen und Arbeitsgemeinschaften eines der Organe der DGfE –, auf der Mollenhauer unter Tagesordnungspunkt
TOP 10: Verschiedenes
(Zedler, 1994, S. 10)
den Mitgliedern eine Erklärung (KMG V77-a) abgab.
[10] Darin drückte er seine Empörung über Vorfälle aus, in denen Mitglieder der pädagogisch-wissenschaftlichen Community von Anderen, darunter auch Pädagog*innen, mit verbaler und körperlicher Gewalt an der Teilnahme von Diskussionsveranstaltungen gehindert wurden. Namentlich genannt werden von Mollenhauer Katharina Rutschky und Helmut Kentler, zwei ihm persönlich bekannte Kolleg*innen, die sich mehrfach kritisch zum Umgang mit sexualisierter Gewalt gegen Kinder und deren medialer Berichterstattung geäußert hatten (Rutschky, 1992; Rutschky & Wolff, 1994; Kentler, 1994). Mollenhauer richtet sich in seiner Erklärung gegen die von ihm als
Gegenvernunft
(KMG V77-a, Abs. V77:3)
titulierten, gewaltvollen Handlungen, die eine
argumentierende Kultur des Streiten-Könnens über elementare Probleme des Kindeswohls
(KMG V77-a, S. 46)
verunmögliche. Zwischen den zu verurteilenden und zu ahnenden Tatsachen der Kindesmisshandlung und ihrer öffentlichen Darstellung und Verhandlung, die mitunter auch
falsches Reden und Bebildern
(KMG V77-a, Abs. V77:3)
enthielten, müsse unterschieden werden, und die Differenz müsse in sorgfältigen Analysen dargestellt und diskutiert werden können.

3 Rezeption

[11] Alex Aßmann (2015, S. 282–283) beschreibt in seiner Monografie die in der Erklärung angedeuteten Vorfälle vor allem gegenüber Rutschky genauer, die Mollenhauers Empörung und die auf dem Kongress verlesene Erklärung verursachte, seiner Recherche nach aber keine bedeutsamen Folgen hatte. Ausführlich widmet sich Klaus-Peter Horn in seiner Rekonstruktion des Verhältnisses zwischen Mollenhauer und Kentler (Horn, 2023) auch der Erklärung. Darin stellt er die sehr kontroverse Diskussion um Mollenhauers Text dar, die sich auf der Mitgliederversammlung an das Verlesen des Textes anschloss.
Mollenhauer wurde in der Diskussion unterstellt, die Perspektive der Opfer nicht wahrgenommen und sich damit gegen die richtige Sache gestellt zu haben, die in der Verteidigung der Kinder und Jugendlichen gegen sexualisierte Gewalt bestehe, und nicht in der Verteidigung von Personen, die – aus der Sicht der Kritiker Mollenhauers – die sexualisierte Gewalt und ihre Folgen verharmlosen würden.
(Horn, 2023, S. 108)
In ähnlicher Weise kritisch setzt sich auch Teresa Nentwig (2021) mit Mollenhauers Text in ihrer Arbeit auseinander, die vor allem im Zuge der Recherchen, Diskussionen und Aufarbeitung des Wirkens Kentlers und seines Umfeldes entstanden ist.

4 Literatur

4.1 Andere hier verwendete Werke von Klaus Mollenhauer

[12] –––

4.2 Weitere Literatur

    [13] Aßmann, Alex (2015). Klaus Mollenhauer. Vordenker der 68er – Begründer der emanzipatorischen Pädagogik. Eine Biografie. Paderborn: Schöningh.
    [14] Benner, Dietrich & Lenzen, Dieter (1994). Vorwort. Zeitschrift für Pädagogik, (Beiheft 32), 5–6.
    [15] Horn, Klaus-Peter (2023). Klaus Mollenhauer und Helmut Kentler – Anatomie einer Beziehung. In Christiana Bers, Daniel Erdmann, Klaus-Peter Horn & Katharina Vogel (Hrsg.), Personen, Institutionen, Netzwerke: Zur Göttinger Erziehungswissenschaft im Fokus aktueller Studien zu sexualisierter Gewalt in pädagogischen Kontexten (S. 83–157). Göttingen: Göttingen University Press.
    [16] Kentler, Helmut (1994). Täterinnen und Täter beim sexuellen Mißbrauch von Jungen. In Katharina Rutschky & Reinhart Wolff (Hrsg.), Handbuch Sexueller Mißbrauch (S. 143–156). Hamburg: Klein.
    [17] Nentwig, Teresa (2021). Im Fahrwasser der Emanzipation? Die Wege und Irrwege des Helmut Kentler. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
    [18] Rutschky, Katharina (1992). Erregte Aufklärung. Kindesmißbrauch: Fakten & Fiktionen. Hamburg: Klein.
    [19] Rutschky, Katharina & Wolff, Reinhart (Hrsg.) (1994). Handbuch Sexueller Mißbrauch. Hamburg: Klein.
    [20] Zedler, Peter (1994). Protokoll über die Mitgliederversammlung. Erziehungswissenschaft. Mitteilungsblatt der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, 5(9), 7–11.
[21] [Cornelie Dietrich]