Einige Gründe für die Wiederaufnahme ethischer Argumentation in der Pädagogik [Werkkommentar]

1 Werk: Formale Beschreibung

1.1 Leittext

[1] Mollenhauer, Klaus & Rittelmeyer, Christian. Einige Gründe für die Wiederaufnahme ethischer Argumentation in der Pädagogik (Beitrag 1978; KMG 058-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqnq&edition=a.
[2] Basierend auf:
  • [3] Mollenhauer, Klaus & Rittelmeyer, Christian (1978). Einige Gründe für die Wiederaufnahme ethischer Argumentation in der Pädagogik. In Herwig Blankertz (Hrsg.), Die Theorie-Praxis-Diskussion in der Erziehungswissenschaft. Beiträge vom 6. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft vom 8.-10.3.1978 in der Universität Tübingen (S. 79–85). Weinheim [u. a.]: Beltz.
[4] Das siebenseitige Werk beruht auf einem Vortrag, den Klaus Mollenhauer und Christian Rittelmeyer in einer Arbeitsgruppe auf dem 6. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft in der Universität Tübingen vom 8.-10.3.1978 gehalten haben. Der Vortrag wurde zusammen mit 15 weiteren Beiträgen aus drei dem Kongress-Programmpunkt Theorie zugeordneten Arbeitsgruppen im 15. Beiheft der Zeitschrift für Pädagogik publiziert. Die Beiträge des Beiheftes wurden nach systematischen Gesichtspunkten drei Kapiteln zugeordnet (1. Theorie-Praxis-Probleme, 2. Pädagogik und Moral, 3. Pädagogik als Theorie einer Praxis). Der Beitrag von Mollenhauer und Rittelmeyer befindet sich, neben den Beiträgen von Oswald Schwemmer (Praxis, Methode und Vernunft: Probleme der Moralbegründung) und Micha Brumlik (Zum Verhältnis von Pädagogik und Ethik), im zweiten Kapitel des Bandes.
[5] Der Beitrag enthält 20 Fußnoten mit Zitatnachweisen und Anmerkungen.

1.2 Weitere Fassungen

[6] Weitere Fassungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.3 Übersetzungen

[7] Übersetzungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.4 Unveröffentlichte Quellen

[8] Diesem Werk konnten keine unveröffentlichten Quellen zugeordnet werden.

2 Inhalt und Kontexte

[9] Wie der damalige Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft und Herausgeber des Bandes in seinem Vorwort anmerkt, hatte sich der Ablauf des Kongresses besonders dadurch ausgezeichnet, dass in ihm eine
für die Erziehungswissenschaft charakteristische Spannung zwischen politischer Inanspruchnahme und wissenschaftlicher Reflexion
(Blankertz, 1978, S. 5)
sichtbar wurde – nicht zuletzt durch die Diskussion und Stellungnahme der Kongressteilnehmer*innen (siehe Gegen die Proklamation einer konservativen Wende im Bildungsbereich, 1978) zu den Thesen des Forums Mut zur Erziehung (vgl. hierzu Lübbe et al., 1978 und den Kommentar zu KMG 060-a), die sich gegen die gesellschaftskritischen Strömungen in der Disziplin und die emanzipatorischen Ansätze in der pädagogischen Praxis richteten.
Zwischen politisch scharf kontrastierendem Auftakt und Abschluß arbeitete der Kongreß die Situation der Erziehungswissenschaft am Ende einer stürmischen Entwicklung in vielen Einzelaspekten sehr differenziert heraus
(Blankertz, 1978, S. 5)
. Auch der auf Fragen der Ethik in der pädagogischen Diskussion bezogene Beitrag von Mollenhauer und Rittelmeyer reagiert u. a. auf die Thesen des Bonner Forums Mut zur Erziehung, dem eine Ausgrenzung ethischer Argumentationen aus der Pädagogik vorzuwerfen sei. Allerdings träfe dieser Vorwurf im Grunde auf einen charakteristischen Zug im zeitgenössischen pädagogischen Diskurs quer durch die wissenschaftstheoretischen Auffassungen und politischen Lager:
Die handlungstheoretischen Voraussetzungen oder Annahmen, die nicht nur das Handeln des Erziehers, sondern auch sein Nachdenken (Forschen) über dieses Handeln leiten, werden selten expliziert
(KMG 058-a, Abs. 058:1)
. So würde die argumentative Auseinandersetzung über
pädagogisch richtiges Handeln
(KMG 058-a, Abs. 058:5, Herv. i. O.)
aus dem pädagogischen Diskurs weitgehend externalisiert und entweder als Gegenstand einer philosophischen Ethik oder als Ableitung aus einer politischen Überzeugung betrachtet. Demgegenüber formulieren die Autoren als
Aufgabe
der Erziehungswissenschaft,
das Postulat der Argumentationszugänglichkeit von Handlungszwecken (-zielen, -normen) […] aus der Besonderheit pädagogischen Handelns (Herv. i. O.)
(KMG 058-a, Abs. 058:16)
heraus zu begründen. Mit dieser Forderung verhalten sich die beiden Autoren auch kritisch gegenüber ethischen Argumentationsmustern, die zu dieser Zeit aus den Sozialwissenschaften in die Pädagogik importiert wurden. Weder der Begriff der
Emanzipation
, noch der Habermassche
Diskurs
-Begriff oder die normative Orientierung an der Theorie Lawrence Kohlbergs zur Entwicklung des moralischen Urteils oder die auf Beteiligung der pädagogischen Akteure ausgerichtete
Handlungsforschung
(vgl. zur Handlungsforschung auch KMG 051-a) böten schon eine hinreichende Grundlage für die ethische Argumentation in Bezug auf das pädagogische Handeln.

3 Rezeption

[10] –––

4 Literatur

4.1 Andere hier verwendete Werke von Klaus Mollenhauer

    [11] Mollenhauer, Klaus & Rittelmeyer, Christian.
    Empirisch-analytische Wissenschaft
    versus
    Pädagogische Handlungsforschung
    : eine irreführende Alternative. Zu den Beiträgen von Haeberlin und Blankertz/Gruschka in diesem Heft (Beitrag 1975; KMG 051-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqpp&edition=a.
    [12] Mollenhauer, Klaus. Die Thesen machen keinen Mut (Beitrag 1978; KMG 060-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqnv&edition=a.

4.2 Weitere Literatur

    [13] Blankertz, Herwig (1978). Vorwort. In Herwig Blankertz (Hrsg.), Die Theorie-Praxis-Diskussion in der Erziehungswissenschaft. Beiträge vom 6. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft vom 8.-10.3.1978 in der Universität Tübingen (S. 5–7). Weinheim [u. a.]: Beltz.
    [14]
    Gegen die Proklamation einer konservativen Wende im Bildungsbereich
    . Stellungnahme von Erziehungswissenschaftlern zu den Thesen des Forums
    Mut zur Erziehung
    (1978). In Päd. extra 6(4), S. 15–17.
    [15] Lübbe, Hermann, Spaemann, Robert, Bausch, Hans, Mann, Golo, Hahn, Wilhelm & Lonkowicz, Nikolaus (1978): Erklärung. Herausgegeben vom vorbereitenden Kreis. In Mut zur Erziehung. Beiträge zu einem Forum am 9./10. Januar 1978 im Wissenschaftszentrum Bonn-Bad Godesberg (S. 163–165). Stuttgart: Klett-Cotta.
[16] [Hans-Rüdiger Müller]