Ego-Histoire: Sozialpädagogik 1948–1970 [Werkkommentar]

1 Werk: Formale Beschreibung

1.1 Leittext

[1] Mollenhauer, Klaus. Ego-Histoire: Sozialpädagogik 1948–1970 (Beitrag 1998; KMG 147-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqbb&edition=a.
[2] Basierend auf:
  • [3] Mollenhauer, Klaus (1998). Ego-Histoire: Sozialpädagogik 1948–1970. Neue Praxis, 28(5), 525–534.
[4] Das Werk erschien erstmals 1998 als Beitrag in der Zeitschrift Neue Praxis (Heft 5) und umfasst neun Druckseiten inklusive eines Literaturverzeichnisses. Innerhalb des Textes befindet sich eine Anzeigenseite zu monografischen Veröffentlichungen Mollenhauers. Das Heft wurde nach Mollenhauers Tod im März 1998 erarbeitet und
versucht, in Erinnerung und in einer ersten Würdigung dem Sozialpädagogen Klaus Mollenhauer gerecht zu werden
(Otto & Thiersch, 1998, S. 428)
.

1.2 Weitere Fassungen

[5] Mollenhauer, Klaus. Ego-Histoire: Sozialpädagogik 1948–1970 (Beitrag 1999; KMG 147-b). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqbb&edition=b.
[6] Basierend auf:
  • [7] Mollenhauer, Klaus (1999). Ego-Histoire Sozialpädagogik 1948–1970. Eine Skizze. In Hans-Günther Homfeldt, Roland Merten & Jörgen Schulze-Krüdener (Hrsg.), Soziale Arbeit im Dialog ihrer Generationen. Theoriebildung – Ausbildung / Professionalisierung – Methodenentwicklung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (S. 10–21). Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.
[8] Mollenhauer, Klaus. Ego-Histoire: Sozialpädagogik 1948–1970 (Beitrag 2006; KMG 147-c). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqbb&edition=c.
[9] Basierend auf:
  • [10] Mollenhauer, Klaus (2006). Dokument: Klaus Mollenhauer. Ego-Histoire: Sozialpädagogik 1948-1970. In Micha Brumlik & Benjamin Ortmeyer (Hrsg.), Erziehungswissenschaft und Pädagogik in Frankfurt – Eine Geschichte in Portraits. 90 Jahre Johann Wolfgang Goethe-Universität (S. 146–158). Frankfurt am Main: Fachbereich Erziehungswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität.
[11] Insgesamt gibt es drei Fassungen des Textes, die lediglich verlagsspezifische Layoutunterschiede und kleine Abweichungen aufweisen. Bei dem – aus Anlass des Todes erschienenen – Leittext KMG 147-a handelt es sich um einen Vorabdruck zu dem schon länger geplanten und dann 1999 erschienenen Beitrag in einem von Hans-Günther Homfeldt, Roland Merten und Jörgen Schulze-Krüdener herausgegebenen Tagungsband Soziale Arbeit im Dialog ihrer Generationen. Theoriebildung – Ausbildung / Professionalisierung – Methodenentwicklung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Text erhielt hier den Titelzusatz
Eine
(KMG 147-b, Abs. 147:1–2), der sich auch im Vortragsmanuskript findet s. (Mollenhauer, o. D., Manu. pub. 90 23, S. 1). 2006 wurde der Text erneut veröffentlicht im Band Erziehungswissenschaft und Pädagogik in Frankfurt – eine Geschichte in Portraits. 90 Jahre Johann Wolfgang Goethe-Universität, herausgegeben von Micha Brumlik und Benjamin Ortmeyer. Hier bildet KMG 147-c den Anhang zu Brumliks Beitrag
Zwischen Kiel und Göttingen – Klaus Mollenhauers Frankfurter Jahre. Ein persönlich-anekdotischer Bericht
(Brumlik, 2006).

1.3 Übersetzungen

[12] Übersetzungen liegen unserem Kenntnisstand nach nicht vor.

1.4 Unveröffentlichte Quellen

[13] SUB Göttingen, Cod. Ms. K. Mollenhauer
  • [14] Korr. All. Homf 02: 22.4.1997–5.2.1998, Briefwechsel zwischen Klaus Mollenhauer und Hans-Günther Homfeldt, Roland Merten und Jörgen Schulze-Krüdener (Vorbereitung der Tagung in Trier sowie zur anschließenden Publikation der Beiträge). Zu dem Vortrag in Trier ist eine handschriftliche Skizze Mollenhauers enthalten, in der er den Vortrag in drei Teilen entwirft und mit
    Eine wissenschafts-biographische Notiz
    betitelt. Darin enthalten ist auch ein Hinweis auf die frühe Publikation
    Was ist Jugendarbeit
    (KMG 019), dazu notiert Mollenhauer:
    Jugendarbeit: Ein (scheinbares) Zentrum der Sozialpädagogik. Kentler, Giesecke, Müller. Richtiges und Falsches (z. B. Kentler)
    (Mollenhauer, Korr. All. Homf 02, S. 7)
    . Das Vortragsmanuskript und die dann gedruckte Fassung des Vortragsmanuskripts enthalten diesen Gedanken dann nicht mehr.
  • [15] Korr. All. Uhlen: Korrespondenz zwischen Klaus Mollenhauer und Uwe Uhlendorff, 27.10.1997–5.11.1997 (Umfang: 3 Briefe. Die Korrespondenz enthält einen Brief des damaligen Mitarbeiters und Promovenden Uhlendorff, der mit Mollenhauer die beiden Bände zu den Sozialpädagogischen Diagnosen verfasst hatte, erstmals erschienen 1992 (KMG 119-A1) und 1995 (KMG 132-A) vom 5.11.1997. In diesem Brief kommentiert Uhlendorff, der auf der Trierer Tagung ebenfalls vortrug, einen Entwurf des Vortragsmanuskripts. Dieser Entwurf ist nicht enthalten, sodass wir über eine etwaige Überarbeitung nach der Kommentierung Uhlendorffs keine Aussagen machen können.)
  • [16] Manu. pub. 90 23: Klaus Mollenhauer (o. D.). Ego-Histoire Sozialpädagogik 1948-1970. Eine Skizze (Vortragsmanuskript der Trierer Tagung, Umfang: 13 S.)

2 Inhalt und Kontexte

[17] Der Text entstand als Vortrag an der Universität Trier, wo im November 1997 eine Tagung mit dem Titel
Sozialpädagogik im Dialog der Generationen - Zeitzeugen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
stattfand. Neben Mollenhauer haben dort zahlreiche weitere Sozialpädagog*innen aus verschiedenen Generationen vorgetragen und sind miteinander in zum Teil dokumentierte Dialoge (in drei dieser Dialogischen Reflexionen hat auch Mollenhauer mitdiskutiert, siehe KMG V87-a, KMG V88-a und KMG V89-a) getreten (Homfeldt, Merten & Schulze-Krüdener, 1999): Hans Thiersch, Hans-Uwe Otto, Wolf Rainer Wendt, Roland Merten, Hans Pfaffenberger, Käthe Rawiel, Siegfried Müller, Franz Hamburger, Joachim Meusel, Ernst Engelke, Heinrich Schiller, C. Wolfgang Müller, Dieter Oelschlägel und Uwe Uhlendorff. Ausgehend von der Überzeugung, dass sich die Wissenschaft der Sozialarbeit und Sozialpädagogik in einer vielleicht sehr spezifischen scientific community entwickelt hat, sollten hier
die Personen mit ihren jeweiligen biographischen Besonderheiten zu ihrem Eigenrecht kommen […]. Biographisches sollte nicht außen vor bleiben, sondern neben den sachlichen Positionen ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt werden
(Homfeldt, Merten & Schulze-Krüdener, 1999, S. 1)
.
Person und Sache sollten in einen verlebendigenden Zusammenhang gestellt werden
(Homfeldt, Merten & Schulze-Krüdener, 1999, S. 3)
. Mollenhauer folgt diesem Apell mit seinem Text und wählt als Einziger der Vortragenden dafür den Begriff der ego-histoire; damit bezieht er sich auf eine in den 1980er Jahren in der französischen Historiographie entstandenen Methode, die nicht von einer harmlos erscheinenden
lebendigen Beziehung zwischen Person und Sache
, sondern von einer tiefen epistemologischen Verunsicherung ausgeht. Hier wird der Versuch unternommen,
[à] expliquer, en historien, le lien entre l'histoire qu'on a faite et l'histoire qui vous a fait
(als Historiker die Verbindung zwischen der Geschichte, die wir gemacht haben, und der Geschichte, die sie gemacht hat, zu erklären
(Nora, 1987, S. 7)
. Hintergrund ist die postmoderne Skepsis gegenüber der Möglichkeit einer objektiven Geschichtsschreibung sowie gegenüber einer schwindenden Distanz zwischen Historiker*in und seinem*ihrem Gegenstand in Forschungen zur Zeitgeschichte. Wenn der*die Historiker*in über seine*ihre eigene Zeit schreibt, muss die eigene Verflochtenheit mit dieser thematisiert werden, und zwar im Bewusstsein der in der eigenen Biografie begründeten Sichtverengungen und Perspektiven.
[18] In einem ersten Hauptabschnitt
Nach dem Krieg
(KMG 147-a, Abs. 147:2–5) beschreibt Mollenhauer zunächst die Jahre 1945–1952 – Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft, Schule, Abitur, PH-Studium in Göttingen und eine zweijährige Volksschullehrertätigkeit in Bremen –, wobei diese beiden Lehrerjahre in 48 Zeilen und einem einzigen Satz abgehandelt werden. Der Text entsteht in derselben Zeit wie die späten pädagogischen Lektüren der Romane Thomas Manns (KMG 150-a). Im zweiten Hauptabschnitt –
Erste Schritte in die Wissenschaft
(KMG 147-a, Abs. 147:6–10), er umfasst die Jahre 1952–1965 – wird zunächst über die Rückkehr an die Universität, erst Hamburg –
drei hektische Semester
) – (KMG 147-a, Abs. 147:6–10), dann Göttingen als Ort der Promotion bei Erich Weniger berichtet. Dabei führen während der Arbeit an der Dissertation über die Ursprünge der Sozialpädagogik (siehe KMG 005-A) vor allem zwei Konstellationen aus der Tradition der geisteswissenschaftlichen Pädagogik heraus: zum einen die Erfahrungen der aus dem Exil zurückkehrenden Sozialpädagog*innen, die Mollenhauer – im Umfeld der Tagungen der Gilde Sozialer Arbeit – mit den Traditionen einer eher gemeinwesenorientierten amerikanischen social-work bekannt machten, sowie das begleitende Studium der Soziologie bei Helmuth Pleßner, das die gesellschaftliche Bedingtheiten und Problemlagen der Institutionen und Organisationsformen sozialpädagogischer Settings zu untersuchen erlaubte. In den frühen 1960er Jahren setzt sich die Arbeit an einer Theorie der Sozialpädagogik – so wird hier berichtet – fort, auf den ersten Professuren in Berlin und Kiel, empirisch in einer starken Hinwendung zur außerschulischen Jugendbildung, theoretisch im Versuch, geisteswissenschaftliche Bestände und moderne (politische) Soziologie zusammen zu führen. Im dritten Hauptabschnitt
Das Gelände wird unwegsam
(KMG 147-a, Abs. 147:12–15) wird die von Mollenhauer als dauerhafte Herausforderung der (Sozial-)Pädagogik aufgefasste Hybridität von praktischen, politischen Programmatiken und Handlungsbedarfen einerseits und einer theoretisch distanzierten, empirisch und begrifflich genauen Bearbeitung der Strukturen und Grundelemente des Feldes andererseits vom Jahr 1965 (Kiel) ausgehend über die Frankfurter Jahre (1969–1972) bis hin nach Göttingen beschrieben; und dies in einer Art, von der er resümierend feststellt, es handele sich um
keine Erfolgsgeschichte
(KMG 147-a, Abs. 147:19)
.
[19] Es handelt sich um den letzten Text, der sich die Sozialpädagogik zum Thema macht und es liegt nahe, diesen Text wie eine – durch den Anlass hervorgebracht sehr persönliche – abschließende Bilanzierung der fast fünfzigjährigen Beteiligung an der westdeutschen Sozialpädagogik zu lesen. Uwe Uhlendorff stellt in seinem kommentierenden Brief vom 5. November 1997 fest:
Ihr Entwurf liest sich wie ein melancholischer Rückblick mit pessimistischer Zukunftsprognose
(Uhlendorff an Mollenhauer, 5.11.1997, Korr. All. Uhlen, S. 1)
. Roland Merten nennt es gar Mollenhauers
Vermächtnis
(Homfeldt et al., 1998, S. 218)
. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass Mollenhauer als Vertreter der ersten Nachkriegsgeneration auf der Tagung eingeladen war und sich entsprechend auch nur die Jahre 1945 bis 1970 als Ausschnitt seiner Ego-Histoire zum Thema gemacht hat.
[20] In der Form stellt dieser Text insofern eine Einmaligkeit dar, als Mollenhauer hier so ausführlich wie nirgends sonst Biografisches mit der Entwicklung der wissenschaftlichen Disziplin Sozialpädagogik/Sozialarbeit verknüpfend in einer selbst verfassten Schrift publiziert. Die vor- oder außerwissenschaftliche Stilistik der zunächst sehr kurzatmigen Sätze zu Beginn des Textes (1945–1950), dann des extrem gedehnten Satzes (1950–1952) hat er bewusst gewählt, denn dann heißt es:
Nun kam die Wissenschaft ins Spiel, das erfordert eine andere Syntax
(KMG 147-a, Abs. 147:6)
.
[21] Der Text leistet einen Beitrag zur kritischen Aufarbeitung und Vergewisserung der Geschichte der Sozialpädagogik nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die späten 1990er Jahre. Die Tagung, für die der Vortrag ausgearbeitet wurde, fällt in eine Zeit der Verunsicherung des disziplinären Selbstverständnisses. Einerseits hatte sich die Sozialpädagogik an vielen Universitäten innerhalb des Diplomstudiengangs
Pädagogik
akademisiert und als Teildisziplin der inzwischen weithin sozialwissenschaftlich verstandenen Erziehungswissenschaft etabliert. Andererseits gab es – mehr von Seiten der Fachhochschulen – ein Bestreben, die Studiengänge und Forschungsleistungen der Sozialpädagogik mit jenen der Sozialen Arbeit in einer eigenständigen Sozialarbeitswissenschaft aufgehen zu lassen. Mollenhauers Ego-Histoire bildet in diesem Prozess den Anfang; die Herausgeber*innen des Tagungsbandes unterscheiden die Jahre 1950–1960 als Aufbruchsphase, die durch Reeducation und Institutionalisierung gekennzeichnet war; die Jahre 1970–1980 als stark politisierte und das Fach politisierende Umbruchsphase sowie die Zeit ab 1980 als konsolidierende Phase der Verwissenschaftlichung. In drei thematischen Strängen –
Theoriebildung
,
Professionalisierung
und
Methodenentwicklung in der Sozialpädagogik/Sozialen Arbeit
– werden die Beiträge systematisiert. Mollenhauers
Skizze
wird hier dem Bereich der
Theoriebildung
zugeordnet.

3 Rezeption

[22] Die Rezeption des Textes beginnt unmittelbar nach seiner ersten Publikation in der Neuen Praxis (Heft 5/1998) in weiteren Texten, die in Gedenken und Erinnerung an Klaus Mollenhauer noch im selben Jahr an verschiedenen Orten erscheinen (Brumlik, 1998; Otto & Thiersch, 1998; Parmentier, 1998; Niemeyer, 1998). In allen Texten greifen die Autoren auf die in der Ego-Histoire gegebene Lebensbeschreibung, und hier insbesondere auf die frühe Phase der Entwicklung der Akademisierung und Theoretisierung der Sozialpädagogik zurück.
[23] Einige Jahre später bezieht sich Cornelia Füssenhäuser (2005) auf den Text mit Blick auf die selbstkritische Distanzierung Mollenhauers zu seiner Vorstellung einer Theorie-Praxis-Einheit. Sie wird lebendig in der Erzählung der Frankfurter Zeit, als die Heimkampagne zum Teil in Mollenhauers Privatwohnung, die theoretisch-politischen Diskussionen in den Seminaren an der Universität stattfanden. Im Jahr 2010 erscheint die Dissertation von Stefan Groß, der sich intensiv mit der Theoriegenese der Sozialpädagogik in Abhängigkeit zu den politischen Bedingungen und Kontexten, sowie der Politisierung der Pädagogik auseinandersetzt und die Ego-Histoire dafür intensiv nutzt (Groß, 2010). Eine ausführliche Rezeption und Interpretation erfolgt dann erneut in der Mollenhauer-Biografie bei Alex Aßmann (2015), der sowohl die stark biografischen Textstellen des Kriegsheimkehrers, des Lehrers, des Studenten Klaus Mollenhauer als auch die eher theoriegeschichtlichen Passagen, insbesondere die Promotionszeit Mollenhauers sowie die Entstehungszeit der Kritischen Erziehungswissenschaft vor 1970 einarbeitet.
[24] Mehrmals hat sich Micha Brumlik mit dem Text auseinandergesetzt (1998; 2010; 2021). Während er in seinem Portrait Mollenhauers, das er anlässlich des 90. Jubiläums der Johann Wolfgang Goethe-Universität verfasst hat, die Frankfurter Jahre unter Rückgriff auf die Ego-Histoire nachzeichnet, interessiert ihn in anderen Texten insbesondere die in der Ego-Histoire beschriebene frühe Zeit der Promotion und die Beziehung zwischen Mollenhauer und seinem Doktorvater Erich Weniger, dessen Verstrickungen in den Nationalsozialismus im Laufe der 1990er Jahre aufgearbeitet wurden (s. Siemsen, 1995). Eine Kontroverse zwischen Barbara Siemsen, Mollenhauer und Hans-Georg Herrlitz über die (kulturelle) Erinnerung an die geisteswissenschaftliche Pädagogik in ihrem Verhältnis zum Faschismus dient Brumlik zu einer Fallstudie über die Emergenz neuer wissenschaftlicher Paradigmata in der Pädagogik,
in denen menschliche Beziehungen und damit Loyalitäten eine nicht unerhebliche Rolle spielen
(Brumlik, 2021, S. 277)
und in dem – und hier bezieht sich Brumlik wieder auf die Ego-Histoire Mollenhauers und dessen Lücken –
das Gesagte […] auf ein Wesentliches Ungesagtes
verweist
(Brumlik, 2021, S. 282)
.

4 Literatur

4.1 Andere hier verwendete Werke von Klaus Mollenhauer

    [25] Mollenhauer, Klaus. Die Ursprünge der Sozialpädagogik in der industriellen Gesellschaft. Eine Untersuchung zur Struktur sozialpädagogischen Denkens und Handelns (Monografie 1959; KMG 005-A). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqvc&edition=A.
    [26] Mollenhauer, Klaus & Uhlendorff, Uwe. Sozialpädagogische Diagnosen. Über Jugendliche in schwierigen Lebenslagen (Monografie 1992; KMG 119-A1). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqf3&edition=A1.
    [27] Mollenhauer, Klaus & Uhlendorff, Uwe. Sozialpädagogische Diagnosen II. Selbstdeutungen verhaltensschwieriger Jugendlicher als empirische Grundlage für Erziehungspläne (Monografie 1995/2000; KMG 132-A). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqd2&edition=A.
    [28] Mollenhauer, Klaus.
    Über die Schwierigkeit, von Leuten zu erzählen, die nicht recht wissen, wer sie sind
    . Einige bildungstheoretische Motive in Romanen von Thomas Mann (Beitrag 1998; KMG 150-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqbp&edition=a.
    [29] Mollenhauer, Klaus. Dialogische Reflexionen I (Gespräch 1999; KMG V87-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqb6&edition=a.
    [30] Mollenhauer, Klaus. Dialogische Reflexionen IV (Gespräch 1999; KMG V88-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqb2&edition=a.
    [31] Mollenhauer, Klaus. Dialogische Reflexionen V (Gespräch 1999; KMG V89-a). In Klaus Mollenhauer Gesamtausgabe. Historisch-kritische Edition. (2025). Herausgegeben von Cornelie Dietrich, Klaus-Peter Horn & Hans-Rüdiger Müller. https://mollenhauer-edition.de/kmg.html?file=3qqb0&edition=a.

4.2 Weitere Literatur

    [32] Aßmann, Alex (2015). Klaus Mollenhauer. Vordenker der 68er – Begründer der emanzipatorischen Pädagogik. Eine Biografie. Paderborn: Schöningh.
    [33] Brumlik, Micha (1998). Das Selbst und seine Erfahrung – die verborgene Ethik in Klaus Mollenhauers Hermeneutik. Neue Praxis, 28(5), 486–489.
    [34] Brumlik, Micha (2006). Zwischen Kiel und Göttingen – Klaus Mollenhauers Frankfurter Jahre. Ein persönlich-anekdotischer Bericht. In Micha Brumlik & Benjamin Ortmeyer (Hrsg.), Erziehungswissenschaft und Pädagogik in Frankfurt – eine Geschichte in Portraits. 90 Jahre Johann Wolfgang Goethe-Universität. (S. 138–145). Frankfurt am Main: Fachbereich Erziehungswissenschaft der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt.
    [35] Brumlik, Micha (2010). Kultur als Erinnerung: Erinnerungsformen in der Kultur. Über das Verhältnis von Tradition und Bildung. In Cornelie Dietrich & Hans-Rüdiger Müller (Hrsg.), Die Aufgabe der Erinnerung in der Pädagogik. (S. 245–255). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
    [36] Brumlik, Micha (2021). Bildung, Geschichte und Erinnerung. Über das Verhältnis von Traditionen und Bildung – ein Fallbeispiel. Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik, 97, 270–285.
    [37] Füssenhäuser, Cornelia (2005). Werkgeschichte(n) der Sozialpädagogik. Klaus Mollenhauer, Hans Thiersch, Hans-Uwe Otto; der Beitrag der ersten Generation nach 1945 zur universitären Sozialpädagogik. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.
    [38] Groß, Stefan (2010). Zwischen Politik und Kultur. Pädagogische Studien zur Sache der Emanzipation bei Klaus Mollenhauer. Würzburg: Königshausen & Neumann.
    [39] Homfeldt, Hans-Günther & Merten, Roland & Schulze-Krüdener, Jörgen (1999). Ein Wort vorab. In Hans-Günther Homfeldt & Roland Merten & Jörgen Schulze-Krüdener (Hrsg.), Soziale Arbeit im Dialog ihrer Generationen. Theoriebildung - Ausbildung / Professionalisierung - Methodenentwicklung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. (S. 1–8). Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.
    [40] Merten, Roland (1999). Autorenangaben. Klaus Mollenhauer. In Hans-Günther Homfeldt & Roland Merten & Jörgen Schulze-Krüdener (Hrsg.), Soziale Arbeit im Dialog ihrer Generationen. Theoriebildung – Ausbildung / Professionalisierung – Methodenentwicklung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. (S. 215–218). Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.
    [41] Niemeyer, Christian (1998). Klaus Mollenhauer und sein Verhältnis zur geisteswissenschaftlichen (Sozial-)Pädagogik. Neue Praxis, 28(5), 465–472.
    [42] Nora, Pierre (1987). Essais d'ego-histoire. Paris: Éditions Gallimard.
    [43] Otto, Hans-Uwe & Thiersch, Hans (1998). Klaus Mollenhauer. 31.10.1928 – 18.3.1998. Neue Praxis, 28(5), 427–428.
    [44] Parmentier, Michael (1998). Entdeckt, was ihr wollt. Zum Tode von Klaus Mollenhauer. Eine Würdigung. Erziehungswissenschaft, 9(17), 23–42.
    [45] Siemsen, Barbara (1995). Der andere Weniger. Eine Untersuchung zu Erich Wenigers kaum beachteten Schriften. Frankfurt am Main u. a.: Lang.
[46] [Cornelie Dietrich]