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Aussprache zum Bericht der Arbeitsgruppe 2
[V22:1] Wagner:
Ich bezweifle, ob wir so ungeschützt vom
“Evangelium Jesu
Christi”
reden können. Ich hielte die Formel
“Evangelium von Jesus Christus”
für richtiger.
[V22:2] Mollenhauer:
Was bedeutet
“nicht an einen bestimmten ...
pädagogischen System ... orientiert”
?
[V22:3] Laerum:
Wir wollten damit die Offenheit für neue pädagogische
Erkenntnisse herstellen und gleichzeitig ausschließen, daß jemand, der
vielleicht unbewußt einem ideologischen Begriff von Pädagogik, etwa dem
Leitbilddenken, verpflichtet ist, sich die Formel als Legitimation zu eigen
macht.
[V22:4] Kentler:
Ich habe den Verdacht, daß die Formel jenen zu statten
kommt, die eine autonome Pädagogik ablehnen und sie der Theologie dienstbar
machen wollen.
[V22:5] Mollenhauer:
Satz 4 könnte etwa lauten:
“Diese Hilfe
orientiert sich nicht an partikularen ideologischen Zielvorstellungen,
sondern an dem, was pädagogisch sachlich gefordert ist”
. Diese Formel
würde dem Wunsch der Verfasser nach Offenheit für neue pädagogische
Möglichkeiten gerecht, ohne zugleich den Protest der
Erziehungswissenschaftler herauszufordern.
[V22:6] Bäumler:
Die Passage
“... sein Leben als
mündiger Christ zu führen”
erweckt den Eindruck, als ob
Mündigkeit von der Theologie her hinlänglich bestimmbar sei. An dieser
Stelle sollte das Gespräch zwischen Theologie und Erziehungswissenschaft
seinen Niederschlag finden. [V22:7] Zu Satz 1
habe ich anzumerken, daß hier nicht nur die Rechtfertigungslehre, sondern
auch die Praxis angesprochen werden müßte. Wenn wir uns über Theo|a 160|logie und Sozialpädagogik unterhalten, können wir uns noch
weniger als im Gespräch zwischen Theologie und Pädagogik leisten, daß der
Eindruck eines akademischen Streitgespräches entsteht. Die große Chance
jedes Gesprächs um Sozialpädagogik ist, daß die Praxis ins Spiel kommt.
Diese Chance sollten wir nützen.
[V22:8] Mollenhauer:
Ein weiterer Mangel von Satz 1 scheint mir seine
Ungeschichtlichkeit zu sein. Ich kann nicht beurteilen, ob sich Theologie im
allgemeinen solche Ungeschichtlichkeit leisten kann. Pädagogik kann sich
diese nicht leisten. Ich meine, daß Theologie sich darum auch keine
Ungeschichtlichkeit leisten sollte, solange sie im Gespräch mit der
Pädagogik steht. [V22:9] Ferner glaube ich,
daß wir einen Schritt weiterkommen, wenn wir uns klarmachen, daß die
“Präambel”
eine polemische Funktion hat, weil sie
gewisse Gegenpositionen abweisen will. Es würde der Klarstellung dienen,
wenn diese Gegenpositionen nicht nur per
negationem in dem
“paper”
auftauchten, sondern ausdrücklich benannt und abgelehnt würden.
[V22:10] Laerum:
Satz 1 ist keineswegs ungeschichtlich gemeint. Daß wir uns
auf die Gegenwart beziehen wollen, hielten wir für selbstverständlich. Wenn
das zu Mißverständnissen führt, muß freilich die Geschichtlichkeit dieses
Satzes irgendwie verbalisiert werden. Andererseits lag uns auch nichts
daran, von der gegenwärtigen evangelischen Jugendarbeit alle überhaupt
vorhandenen Formen in die
“Präambel”
einzubeziehen. Uns
ging es um die Formen, die der Intention oder wenigstens der Wirkung nach
als Sozialpädagogik im Sinne des Mollenhauer’schen Begriffs angesprochen
werden können.